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Israel-Lobby: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Israel-Violence.jpg|thumb|210px|Folgen der Aktivitäten der ''Israel-Lobby'': Von der israelischen Armee zerstörtes Gebäude des Hauptquartier des UN-Flüchtlingshilfswerks für die Palästinenser]]Als '''Israel-Lobby''' wird die nicht formell organisierte Interessenvertretung bzw. Pressure Group der jüdischen Minorität in den [[USA]] bezeichnet, welche massiv Einfluß auf die amerikanische Außenpolitik im Sinne der Interessen des Staates [[Israel]] nimmt. <ref>Marcel Pott: ''Der Nahost-Konflikt - Schuld und Sühne im Gelobten Land'', Kiepneheuer & Witsch, Köln, 2004, S. 27</ref>
Als '''Israel-Lobby''' wird eine informell organisierte Interessenvertretung in den ''Vereinigten Staaten'' [[USA]] und anderen Ländern bezeichnet, welche Einfluss auf die [[Außenpolitik]] im Sinne der Interessen des Staates [[Israel]] nimmt.<ref>Marcel Pott: ''Der Nahost-Konflikt - Schuld und Sühne im Gelobten Land'', Kiepneheuer & Witsch, Köln, 2004, S. 27</ref> Einige Personen dieser Lobby stehen dem [[Likud]]block in Israel nahe.<ref>Eugene R. Wittkopf und James McCormick: ''Domestic Sources of American Foreigen Policy - The Insights and Evidence'', Rowman & Littlefield Publishers, Plymouth, 2008, S. 87</ref> Als zur Israel-Lobby zugehörig werden z.B. Organisationen wie das [[American-Israel Public Affairs Commitee]] (AIPAC), die [[Anti-Defamation League]] (ADL), konservative Think-Tanks wie die [[Brookings Institution]] oder das [[Hudson Institute]], Zeitungen wie das [[Wall Street Journal]] und bestimmte Personen wie [[Paul Wolfowitz]], [[Richard Perle]] und [[Lewis Libby]] betrachtet.<ref>Hakan Tanriverdi: ''Zum Einfluss der jüdischen Lobby auf die imperiale Außenpolitik der Regierung George W. Bush'', GRIN-Verlag, 2009, S. 9</ref>


Daneben ist die Israel-Lobby bemüht, die finanzielle Verknüpfung der USA mit Israel zu verdichten und den ungehinderten Export von Rüstungsgütern aus den USA nach Israel auch weiterhin sicherzustellen.  
Oft wird ein Zusammenhang mit dem politischen [[Zionismus]] gesehen. Daneben sei die Israel-Lobby bemüht, die finanzielle und wirtschaftliche Verknüpfung mit Israel zu verstärken. Entsprechende Thesen werden unter anderem von den Politikwissenschaftlern [[John J. Mearsheimer]] und [[Stephen M. Walt]] vertreten.


Außerdem versucht die Lobby der amerikanischen Öffentlichkeit ein möglichst negatives "Araberbild" näherzubringen. Der ''Israel-Lobby'' wird ein nachhaltiger und hoher Einfluß speziell auf die [[Nahostpolitik]] der USA aber auch andere Bereiche der Politik zugeschrieben.  
== Vereinigte Staaten ==
Es wird behauptet, die Israel-Lobby sorge dafür, den Export von Rüstungsgütern aus den USA nach Israel sicherzustellen. Bereits im [[Sechstagekrieg]] habe es durch ein US-amerikanisches [[Aufklärungsschiff]], die [[Liberty (Schiff, 1945)|''Liberty'']], heimliche Unterstützung gegeben. Außerdem versuche die Lobby der US-amerikanischen Öffentlichkeit ein möglichst negatives Bild der arabischen Völker, Staaten und Politik zu vermitteln. Der Israel-Lobby wird ein nachhaltiger und hoher Einfluss speziell auf die [[Naher Osten|Nahost]]politik der USA aber auch andere Bereiche der Politik zugeschrieben. Sie finanzierte in der Vergangenheit angeblich bis zu 30% der Wahlkampfkosten der Parteien und übt Einfluß auf den US-amerikanischen Kongress und die öffentliche Meinung aus. Die Israel-Lobby habe z.B. einen maßgeblichen Anteil daran, die USA in den Krieg gegen den [[Irak]] zu treiben.<ref>Jamil E. Effarah: ''Think Palestine to Unlock Us-Israelis and Arabs Conflicts'', Verlag Author House, Bloomington, 2007, S. 454</ref><ref>John J. Mearsheimer und Stephen M. Walt: ''Die Israel-Lobby - Wie die amerikanische Außernpolitik beeinflusst wird'', Campus-Verlag, Frankfurt/New York, 2007, S. 321 ff.</ref> Mearsheimer und Walt schreiben über die Struktur und den Einfluß der Israel-Lobby:
:''We use the Lobby as shorthand for the loose coalition of individuals and organisations who actively work to steer US foreign policy in a pro-Israel direction. This is not meant to suggest the Lobby is a unified movement with a central leadership, or that individuals within it do not disagree on certain issues. (...) Many of the key organisations in the Lobby (...) are run by hardliners who generally support the Likud Party`s expansionist policies, including its hostility to the Oslo peace process.'' <ref>Mearsheimer und Walt: ''The Israel Lobby and U.S. Foreign Policy'', S. 14 ff.</ref>


Dieser lose Zusammenschluß finanzierte in der Vergangenheit bis zu 30% der Wahlkampfkosten der Parteien und übt einen derartig starken Einfluß und Druck auf den amerikanischen Kongreß und auch die öffentliche Meinung aus, dass es in den USA fast unmöglich geworden ist, Israel zu kritisieren. Die Aktivitäten der den expansionistischen Hardlinern und dem Likudblock in Israel nahestehenden Lobby <ref>Eugene R. Wittkopf und James McCormick: ''Domestic Sources of American Foreigen Policy - The Insights and Evidence'', Rowman & Littlefield Publishers, Plymouth, 2008, S. 87</ref> sind auch wegen der damit einhergehenden Unterordnung der amerikanischen Politik unter die Interessen einer ausländischen Macht problematisch. Die Lobby schadet damit häufig den nationalen Interessen der USA und behindert außerdem den sensiblen Friedensprozess im Nahen Osten. Die ''Israel-Lobby'' hatte z.B. maßgeblichen Anteil daran, die USA in den Krieg gegen den Irak zu treiben. <ref>Jamil E. Effarah: ''Think Palestine to Unlock Us-Israelis and Arabs Conflicts'', Verlag Author House, Bloomington, 2007, S. 454</ref> <ref>John J. Mearsheimer und Stephen M. Walt: ''Die Israel-Lobby - Wie die amerikanische Außernpolitik beeinflusst wird'', Campus-Verlag, Frankfurt/New York, 2007, S. 321 ff.</ref> Mearsheimer und Walt schreiben über die Struktur und den Einfluß der Israel-Lobby: [[Datei:Massaker-1.jpg|thumb|270px|Ereignisse bei denen die ''Israel-Lobby'' versucht eine kritische Berichterstattung zu verhindern: Das Massaker der israelischen Streikräfte an palästinensischen Zivilisten in ''Sabra und Shatila'']] 
Die Israel-Lobby übte angeblich Druck auf die US-Regierung aus, einen zunehmend provokativen Kurs gegen [[Syrien]] - mit dem die USA grundsätzlich keine unüberwindbaren Konflikte hat - zu fahren. Grund hierfür ist der Konflikt Israels und Syriens um die von Israel besetzten und besiedelten [[Golanhöhen]].<ref>John J. Mearsheimer und Stephen M. Walt: ''Die Israel-Lobby- Wie die amerikanische Außernpolitik beeinflusst wird'', Campus-Verlag, Frankfurt/New York, 2007, S. 367 ff.</ref>


:''We use the Lobby as shorthand for the loose coalition of individuals and organisations who actively work to steer US foreign policy in a pro-Israel direction. This is not meant to suggest the Lobby is a unified movement with a central leadership, or that individuals within it do not disagree on certain issues. (...) Many of the key organisations in the Lobby (...) are run by hardliners who generally support the [[Likud Party]]`s expansionist policies, including its hostility to the Oslo peace process.'' <ref>Mearsheimer und Walt: ''The Israel Lobby and U.S. Foreign Policy'', S. 14 ff.</ref>
Der ehemalige US-Präsident und Friedensnobelpreisträger [[Jimmy Carter]] meinte in einem Interview mit der [[NZZ]] im Jahr 2010:  


Die Israel-Lobby übt auch massiven Druck auf die US-Regierung aus, einen zunehmend provokativen Kurs gegen [[Syrien]] - mit dem die USA grundsätzlich keine unüberwindbaren Konflikte hat - zu fahren. Grund hierfür ist der Konflikt Israels und Syriens um die von Israel völkerrechtswidrig besetzten und besiedelten [[Golanhöhen]]. <ref>John J. Mearsheimer und Stephen M. Walt: ''Die Israel-Lobby- Wie die amerikanische Außernpolitik beeinflusst wird'', Campus-Verlag, Frankfurt/New York, 2007, S. 367 ff.</ref>
:Frage: ''Woran liegt es, dass sich die amerikanische Nahostpolitik so stark an den israelischen Bedürfnissen orientiert? Könnten die USA nicht mehr Druck ausüben?''
:Carter: ''Da ist zunächst einmal die außerordentlich starke Israel-Lobby in den USA. Ihr Einfluss ist groß. (...)'' <ref>[http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/international/interview_carter_1.8336004.html ''«Obama hat die Zügel im Nahen Osten schleifen lassen» Jimmy Carter im Gespräch mit der NZZ'']</ref>


Als zur Israel-Lobby zugehörig werden z.B. Organisationen wie das [[American-Israel Public Affairs Commitee]] (AIPAC), konservative Think-Tanks wie die [[Brookings Institution]] oder das [[Hudson Institute]], Zeitungen wie das [[Wall Street Journal]] oder die [[Washington Times]], und einflussreiche Personen der Bush-Administration wie [[Paul Wolfowitz]], [[Richard Perle]], [[Lewis Libby]] und andere betrachtet. <ref>Hakan Tanriverdi: ''Zum Einfluss der jüdischen Lobby auf die imperiale Außenpolitik der Regierung George W. Bush'', GRIN-Verlag, 2009, S. 9</ref> Der ehemalige US-Präsident und Friedensnobelpreisträger [[Jimmy Carter]] meinte in einem Interview mit der [[NZZ]] im Jahr 2010:
Die Israel-Lobby versucht den kritischen, öffentlichen Diskurs zur Politik Israels schon im Ansatz zu unterbinden. So wurde z.B. das im Jahr 2006 erschienene Buch ''Palestine - Peace not Apartheid'' von Jimmy Carter, welches sich u.a. auch kritisch mit der expansiven und die Menschenrechte verletzenden Siedlungspolitik Israel beschäftigt und der Israel-Lobby vorwirft, Debatten zur amerikanischen Außenpolitik in der Region zu blockieren, von der Lobby kritisiert und Carter dabei auch persönlich als ''Judenfeind''diffamiert. Ebenfalls im Jahr 2006 verhinderte die Israel-Lobby einen geplanten Auftritt des britischen Historikers [[Tony Judt]], der eine binationale Lösung für das Problem des Zusammenlebens von Juden und Palästinensern in Israel vorschlug, im polnischen Konsulat in New York. Auch abweichenden innerjüdischen Meinungen wird von der Israel-Lobby auf aggressive und diffamierende Weise begegnet. So wurde dem Präsidenten des World Jewish Congress, Edgar Bronfman Senior, der versuchte, Präsident Bush zu überreden, auf Israel einzuwirken seine kontrovers beurteilte Sicherheitspolitik zu überdenken, ''perfides Verhalten'' vorgeworfen.<ref>Eugene R. Wittkopf und James McCormick: Domestic Sources of American Foreigen Policy - The Insights and Evidence, Rowman & Littlefield Publishers, Plymouth, 2008, S. 87</ref>  


:Interviewer: ''Woran liegt es, dass sich die amerikanische Nahostpolitik so stark an den israelischen Bedürfnissen orientiert? Könnten die USA nicht mehr Druck ausüben?''
Kritikern der Aktivitäten der Israel-Lobby begegnet diese ähnlich wie die [[politische Linke]] häufig mit der sogenannten [[Antisemitismuskeule]]. Der Präsident der ADF, [[Abraham Foxman]], sowie [[Alan Dershowitz]] diffamierten Mearsheimers und Walts Buch pauschal als ''antisemitisch''. Der Kommentarchef der [[Welt am Sonntag]], [[Alan Posener]], schrieb über einen Auftritt von Mearsheimer und Walt einfach unter der Überschrift ''Antisemitische Verschwörungstheorie''. Die linksextremen [[Antideutsche]]n konnten, nachdem sie mit ihren "Argumenten" nicht durchkamen, das Ende der anschließenden Diskussion gar nicht abwarten und verließen vorzeitig den Saal.<ref>''Hat Israel eine Lobby?''; aus der FAZ Nr. 266, Seite 39 vom 15.11.2007</ref>
:Carter: ''Da ist zunächst einmal die ausserordentlich starke Israel-Lobby in den USA. Ihr Einfluss ist gross. (...)'' <ref>[http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/international/interview_carter_1.8336004.html ''«Obama hat die Zügel im Nahen Osten schleifen lassen» Jimmy Carter im Gespräch mit der NZZ'']</ref>


Die Israel-Lobby versucht jeglichen kritischen, öffentlichen Diskurs zur Politik Israels im Kontext des Nahostkonfliktes zu diskreditieren oder schon im Ansatz zu unterbinden. So wurde z.B. das im Jahr 2006 erschienene Buch ''Palestine - Peace not Apartheid'' von Jimmy Carter, welches sich u.a. auch kritisch mit der expansiven und die Menschenrechte verletzenden Siedlungspolitik Israel beschäftigt und der Israel-Lobby vorwirft, Debatten zur amerikanischen Außenpolitik in der Region zu blockieren, von der Lobby massiv kritisiert und Carter dabei auch persönlich als "''Judenfeind''" diffamiert. Ebenfalls im Jahr 2006 verhinderte die Israel-Lobby einen geplanten Auftritt des britischen Historikers [[Tony Judt]], der eine binationale Lösung für das Problem des Zusammenlebens von Juden und Palästinensern in Israel vorschlug, im polnischen Konsulat in New York. Auch abweichenden innerjüdischen Meinungen wird von der ''Israel-Lobby'' auf aggressive und difammierende Weise begegnet. So wurde dem Präsidenten des World Jewish Congress, Edgar Bronfman Senior, der versuchte, Präsident Bush zu überreden, auf Israel einzuwirken seine kontovers beurteilte Sicherheitspolitik zu überdenken, von Israel "''perfides Verhalten''" vorgeworfen. <ref>Eugene R. Wittkopf und James McCormick: Domestic Sources of American Foreigen Policy - The Insights and Evidence, Rowman & Littlefield Publishers, Plymouth, 2008, S. 87</ref>
In den vergangenen Jahren fand die Israel-Lobby bei christlichen Fundamentalisten in den USA Unterstützung. Dass diese christlichen Gruppen rechtsradikale und rassistische Tendenzen zeigten, wurde von der Israel-Lobby als notwendiges Übel hingenommen.


Kritikern der Aktivitäten der ''Israel-Lobby'' begegnet diese ebenso wie Teile der kritiklos israelfreundlichen linken deutschen Öffentlichkeit häufig mit der sogenannten [[Antisemitismuskeule]]. Der Präsident der [[Anti-Defamation League]], [[Abraham Foxman]], sowie [[Alan Dershowitz]] diffamierten Mearsheimers und Walts Buch pauschal als "''antisemitisch''". Der Kommentarchef der [[Welt am Sonntag]], [[Alan Posener]], schrieb über einen Auftritt von Mearsheimer und Walt einfach unter der Überschrift "''Antisemitische Verschwörungstheorie''". Die linksextremistischen [[Antideutsche]]n konnten, nachdem sie mit ihren "Argumenten" nicht durchkamen, das Ende der anschließenden Diskussion gar nicht abwarten und verließen vorzeitig den Saal. <ref>''Hat Israel eine Lobby?''; aus der FAZ Nr. 266, Seite 39 vom 15.11.2007</ref>
== Andere Länder ==
Auch in anderen Ländern wie [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] existieren Israel-Lobbys.<ref>[http://pulsemedia.org/2009/11/17/inside-britains-israel-lobby-full-episode/ ''Inside Britain’s Israel Lobby – Dispatches'']</ref> Dabei wird der Ursprung im britischen [[Völkerbundsmandat für Palästina]] behauptet, das erst die Gründung des Staates Israel ermöglicht habe. Zudem wird das Verhalten von [[Frankreich]] 1956 in der [[Suez-Krise]] als ein Werk der Israel-Lobby interpretiert.


In den vergangenen Jahren fand die ''Israel-Lobby'' besonders von Seite christlicher Fundamentalisten in den USA Unterstützung. Dass diese christlichen Gruppen auch rechtsradikale und/oder rassistische Tendenzen zeigten, wurde von der ''Israel-Lobby'' als notwendiges Übel hingenommen.
Als deutscher Ableger der Israel-Lobby wird die [[Deutsch-Israelische Gesellschaft]] (DIG) angesehen. Sie nimmt ebenfalls Einfluss auf die Politik. Ein Beispiel hierfür ist die Stadt [[München]], die auf Druck der ''DIG'' dieser sofort zu Willen war und der Gruppe ''Salam Shalom'', welche sich für die Menschenrechte in Palästina einsetzt, die Räumlichkeiten für eine Veranstaltung entzog.<ref>[http://www.ipk-bonn.de/gesellschaft/zensur/news/2009120401.html DIG zensiert]</ref>


Auch in anderen Ländern wie z.B. Großbritannien existieren Israel-Lobbies. <ref>[http://pulsemedia.org/2009/11/17/inside-britains-israel-lobby-full-episode/ ''Inside Britain’s Israel Lobby – Dispatches'']</ref>
== Kritik ==
Der deutsche Ableger der ''Israel-Lobby'' ist die [[Deutsch-Israelische Gesellschaft]] (DIG). Sie nimmt z.B. Einfluss auf die Politik, eine kritische Auseinandersetzung mit der Politik Israels gleich im Kern zu zensieren. Ein Beispiel hierfür ist die Stadt [[München]] die auf Druck der ''DIG'' dieser sofort zu Willen war und der Gruppe ''Salam Shalom'', welche sich für die Menschenrechte in Palästina einsetzt, die Räumlichkeiten für eine Veranstaltung entzog. <ref>[http://www.ipk-bonn.de/gesellschaft/zensur/news/2009120401.html DIG zensiert]</ref>
Die These einer Israel-Lobby verkennt, dass die USA auch ein strategisches Interesse am Nahen Osten haben, und zwar ganz unabhängig von Israel. So wird zum Beispiel auch die [[Royal Saudi Air Force|Luftwaffe]] von [[Saudi-Arabien]] beliefert, wo die USA in den 1950er Jahren sogar einige Militärstützpunkte benutzte. Zudem werden die Bemühungen der USA um eine friedliche Lösung im Nahostkonflikt und die damit verbundenen diplomatischen Beziehungen zu vielen arabischen Staaten ausgeblendet. Ähnliches gilt für andere Staaten, deren außenpolitisches Handeln meist das Ergebnis von Interessenabwägungen ist. In der Zeit des [[Kalter Krieg|Kalten Krieges]] spielte das Thema Israel eine untergeordnete Rolle.


== Literatur ==
== Literatur ==
* John J. Mearsheimer, Stephen M. Walt: ''Die Israel-Lobby: wie die amerikanische Außenpolitik beeinflusst wird'', Verlag Campus Verlag, 2007  
* John J. Mearsheimer, Stephen M. Walt: ''Die Israel-Lobby: wie die amerikanische Außenpolitik beeinflusst wird'', Verlag Campus Verlag, 2007  
* Paul Findley: ''Die Israel-Lobby - Hinter den Kulissen der amerikanischen Politik'', Verlag Verlagsgemeinschaft Berg, 1992
* Paul Findley: ''Die Israel-Lobby - Hinter den Kulissen der amerikanischen Politik'', Verlag Verlagsgemeinschaft Berg, 1992
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== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.dpg-netz.de/downloads/Israel_Lobby.pdf John J. Mearsheimer und Stephen M. Walt: ''Die Israel-Lobby und die US-Außenpolitik'' (Übersetzt aus dem Englischen)]
* [http://www.dpg-netz.de/downloads/Israel_Lobby.pdf John J. Mearsheimer und Stephen M. Walt: ''Die Israel-Lobby und die US-Außenpolitik'' (Übersetzt aus dem Englischen)]


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<references />
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[[Kategorie: Zionismus]]
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[[Kategorie: USA]]
*[https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:L%C3%B6schkandidaten/12._Juli_2008#The_Israel_Lobby_and_U.S._Foreign_Policy_(Zur%C3%BCckgezogen) Löschdiskussion] zum Thema
[[Kategorie: Naher Osten]]
 
[[Kategorie:Verschwörungstheorie]]
[[Kategorie:Politik (Israel)]]
[[Kategorie:Politik (Vereinigte Staaten)]]

Aktuelle Version vom 18. Februar 2025, 14:52 Uhr

Als Israel-Lobby wird eine informell organisierte Interessenvertretung in den Vereinigten Staaten USA und anderen Ländern bezeichnet, welche Einfluss auf die Außenpolitik im Sinne der Interessen des Staates Israel nimmt.[1] Einige Personen dieser Lobby stehen dem Likudblock in Israel nahe.[2] Als zur Israel-Lobby zugehörig werden z.B. Organisationen wie das American-Israel Public Affairs Commitee (AIPAC), die Anti-Defamation League (ADL), konservative Think-Tanks wie die Brookings Institution oder das Hudson Institute, Zeitungen wie das Wall Street Journal und bestimmte Personen wie Paul Wolfowitz, Richard Perle und Lewis Libby betrachtet.[3]

Oft wird ein Zusammenhang mit dem politischen Zionismus gesehen. Daneben sei die Israel-Lobby bemüht, die finanzielle und wirtschaftliche Verknüpfung mit Israel zu verstärken. Entsprechende Thesen werden unter anderem von den Politikwissenschaftlern John J. Mearsheimer und Stephen M. Walt vertreten.

Vereinigte Staaten

Es wird behauptet, die Israel-Lobby sorge dafür, den Export von Rüstungsgütern aus den USA nach Israel sicherzustellen. Bereits im Sechstagekrieg habe es durch ein US-amerikanisches Aufklärungsschiff, die Liberty, heimliche Unterstützung gegeben. Außerdem versuche die Lobby der US-amerikanischen Öffentlichkeit ein möglichst negatives Bild der arabischen Völker, Staaten und Politik zu vermitteln. Der Israel-Lobby wird ein nachhaltiger und hoher Einfluss speziell auf die Nahostpolitik der USA aber auch andere Bereiche der Politik zugeschrieben. Sie finanzierte in der Vergangenheit angeblich bis zu 30% der Wahlkampfkosten der Parteien und übt Einfluß auf den US-amerikanischen Kongress und die öffentliche Meinung aus. Die Israel-Lobby habe z.B. einen maßgeblichen Anteil daran, die USA in den Krieg gegen den Irak zu treiben.[4][5] Mearsheimer und Walt schreiben über die Struktur und den Einfluß der Israel-Lobby:

We use the Lobby as shorthand for the loose coalition of individuals and organisations who actively work to steer US foreign policy in a pro-Israel direction. This is not meant to suggest the Lobby is a unified movement with a central leadership, or that individuals within it do not disagree on certain issues. (...) Many of the key organisations in the Lobby (...) are run by hardliners who generally support the Likud Party`s expansionist policies, including its hostility to the Oslo peace process. [6]

Die Israel-Lobby übte angeblich Druck auf die US-Regierung aus, einen zunehmend provokativen Kurs gegen Syrien - mit dem die USA grundsätzlich keine unüberwindbaren Konflikte hat - zu fahren. Grund hierfür ist der Konflikt Israels und Syriens um die von Israel besetzten und besiedelten Golanhöhen.[7]

Der ehemalige US-Präsident und Friedensnobelpreisträger Jimmy Carter meinte in einem Interview mit der NZZ im Jahr 2010:

Frage: Woran liegt es, dass sich die amerikanische Nahostpolitik so stark an den israelischen Bedürfnissen orientiert? Könnten die USA nicht mehr Druck ausüben?
Carter: Da ist zunächst einmal die außerordentlich starke Israel-Lobby in den USA. Ihr Einfluss ist groß. (...) [8]

Die Israel-Lobby versucht den kritischen, öffentlichen Diskurs zur Politik Israels schon im Ansatz zu unterbinden. So wurde z.B. das im Jahr 2006 erschienene Buch Palestine - Peace not Apartheid von Jimmy Carter, welches sich u.a. auch kritisch mit der expansiven und die Menschenrechte verletzenden Siedlungspolitik Israel beschäftigt und der Israel-Lobby vorwirft, Debatten zur amerikanischen Außenpolitik in der Region zu blockieren, von der Lobby kritisiert und Carter dabei auch persönlich als Judenfeinddiffamiert. Ebenfalls im Jahr 2006 verhinderte die Israel-Lobby einen geplanten Auftritt des britischen Historikers Tony Judt, der eine binationale Lösung für das Problem des Zusammenlebens von Juden und Palästinensern in Israel vorschlug, im polnischen Konsulat in New York. Auch abweichenden innerjüdischen Meinungen wird von der Israel-Lobby auf aggressive und diffamierende Weise begegnet. So wurde dem Präsidenten des World Jewish Congress, Edgar Bronfman Senior, der versuchte, Präsident Bush zu überreden, auf Israel einzuwirken seine kontrovers beurteilte Sicherheitspolitik zu überdenken, perfides Verhalten vorgeworfen.[9]

Kritikern der Aktivitäten der Israel-Lobby begegnet diese ähnlich wie die politische Linke häufig mit der sogenannten Antisemitismuskeule. Der Präsident der ADF, Abraham Foxman, sowie Alan Dershowitz diffamierten Mearsheimers und Walts Buch pauschal als antisemitisch. Der Kommentarchef der Welt am Sonntag, Alan Posener, schrieb über einen Auftritt von Mearsheimer und Walt einfach unter der Überschrift Antisemitische Verschwörungstheorie. Die linksextremen Antideutschen konnten, nachdem sie mit ihren "Argumenten" nicht durchkamen, das Ende der anschließenden Diskussion gar nicht abwarten und verließen vorzeitig den Saal.[10]

In den vergangenen Jahren fand die Israel-Lobby bei christlichen Fundamentalisten in den USA Unterstützung. Dass diese christlichen Gruppen rechtsradikale und rassistische Tendenzen zeigten, wurde von der Israel-Lobby als notwendiges Übel hingenommen.

Andere Länder

Auch in anderen Ländern wie Großbritannien existieren Israel-Lobbys.[11] Dabei wird der Ursprung im britischen Völkerbundsmandat für Palästina behauptet, das erst die Gründung des Staates Israel ermöglicht habe. Zudem wird das Verhalten von Frankreich 1956 in der Suez-Krise als ein Werk der Israel-Lobby interpretiert.

Als deutscher Ableger der Israel-Lobby wird die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) angesehen. Sie nimmt ebenfalls Einfluss auf die Politik. Ein Beispiel hierfür ist die Stadt München, die auf Druck der DIG dieser sofort zu Willen war und der Gruppe Salam Shalom, welche sich für die Menschenrechte in Palästina einsetzt, die Räumlichkeiten für eine Veranstaltung entzog.[12]

Kritik

Die These einer Israel-Lobby verkennt, dass die USA auch ein strategisches Interesse am Nahen Osten haben, und zwar ganz unabhängig von Israel. So wird zum Beispiel auch die Luftwaffe von Saudi-Arabien beliefert, wo die USA in den 1950er Jahren sogar einige Militärstützpunkte benutzte. Zudem werden die Bemühungen der USA um eine friedliche Lösung im Nahostkonflikt und die damit verbundenen diplomatischen Beziehungen zu vielen arabischen Staaten ausgeblendet. Ähnliches gilt für andere Staaten, deren außenpolitisches Handeln meist das Ergebnis von Interessenabwägungen ist. In der Zeit des Kalten Krieges spielte das Thema Israel eine untergeordnete Rolle.

Literatur

  • John J. Mearsheimer, Stephen M. Walt: Die Israel-Lobby: wie die amerikanische Außenpolitik beeinflusst wird, Verlag Campus Verlag, 2007
  • Paul Findley: Die Israel-Lobby - Hinter den Kulissen der amerikanischen Politik, Verlag Verlagsgemeinschaft Berg, 1992
  • James Petras: Zionism, militarism, and the decline of US power, Verlag Clarity Press, 2008

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Marcel Pott: Der Nahost-Konflikt - Schuld und Sühne im Gelobten Land, Kiepneheuer & Witsch, Köln, 2004, S. 27
  2. Eugene R. Wittkopf und James McCormick: Domestic Sources of American Foreigen Policy - The Insights and Evidence, Rowman & Littlefield Publishers, Plymouth, 2008, S. 87
  3. Hakan Tanriverdi: Zum Einfluss der jüdischen Lobby auf die imperiale Außenpolitik der Regierung George W. Bush, GRIN-Verlag, 2009, S. 9
  4. Jamil E. Effarah: Think Palestine to Unlock Us-Israelis and Arabs Conflicts, Verlag Author House, Bloomington, 2007, S. 454
  5. John J. Mearsheimer und Stephen M. Walt: Die Israel-Lobby - Wie die amerikanische Außernpolitik beeinflusst wird, Campus-Verlag, Frankfurt/New York, 2007, S. 321 ff.
  6. Mearsheimer und Walt: The Israel Lobby and U.S. Foreign Policy, S. 14 ff.
  7. John J. Mearsheimer und Stephen M. Walt: Die Israel-Lobby- Wie die amerikanische Außernpolitik beeinflusst wird, Campus-Verlag, Frankfurt/New York, 2007, S. 367 ff.
  8. «Obama hat die Zügel im Nahen Osten schleifen lassen» Jimmy Carter im Gespräch mit der NZZ
  9. Eugene R. Wittkopf und James McCormick: Domestic Sources of American Foreigen Policy - The Insights and Evidence, Rowman & Littlefield Publishers, Plymouth, 2008, S. 87
  10. Hat Israel eine Lobby?; aus der FAZ Nr. 266, Seite 39 vom 15.11.2007
  11. Inside Britain’s Israel Lobby – Dispatches
  12. DIG zensiert

Andere Lexika

Wikipedia kennt dieses Lemma (Israel-Lobby) vermutlich nicht.