PlusPedia wird derzeit technisch modernisiert. Aktuell laufen Wartungsarbeiten. Für etwaige Unannehmlichkeiten bitten wir um Entschuldigung; es sind aber alle Artikel zugänglich und Sie können PlusPedia genauso nutzen wie immer.

Neue User bitte dringend diese Hinweise lesen:

Anmeldung - E-Mail-Adresse Neue Benutzer benötigen ab sofort eine gültige Email-Adresse. Wenn keine Email ankommt, meldet Euch bitte unter NewU25@PlusPedia.de.

Hinweis zur Passwortsicherheit:
Bitte nutzen Sie Ihr PlusPedia-Passwort nur bei PlusPedia.
Wenn Sie Ihr PlusPedia-Passwort andernorts nutzen, ändern Sie es bitte DORT bis unsere Modernisierung abgeschlossen ist.
Überall wo es sensibel, sollte man generell immer unterschiedliche Passworte verwenden! Das gilt hier und im gesamten Internet.
Aus Gründen der Sicherheit (PlusPedia hatte bis 24.07.2025 kein SSL | https://)

Bei PlusPedia sind Sie sicher: – Wir verarbeiten keine personenbezogenen Daten, erlauben umfassend anonyme Mitarbeit und erfüllen die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) vollumfänglich. Es haftet der Vorsitzende des Trägervereins.

PlusPedia blüht wieder auf als freundliches deutsches Lexikon.
Wir haben auf die neue Version 1.43.3 aktualisiert.
Wir haben SSL aktiviert.
Hier geht es zu den aktuellen Aktuelle Ereignissen

Antiamerikanismus: Unterschied zwischen den Versionen

Aus PlusPedia
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Fmrauch (Diskussion | Beiträge)
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Fmrauch (Diskussion | Beiträge)
Wiederholungen entfernt
 
(15 dazwischenliegende Versionen von 3 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
'''Antiamerikanismus''' ist eine ideologische Ablehnung gegenüber der Politik der [[Vereinigte Staaten von Amerika|USA]], wird aber auch teilweise umfassender definiert.<ref>Stichwort ''Antiamerikanismus'', in: Gerhard Wahrig: ''Deutsches Wörterbuch. Jubiläumsausgabe'', Bertelsmann 1991, ISBN 3-570-03648-0</ref><ref>Online-Ausgabe des Oxford Dictionary: [http://www.oxforddictionaries.com/definition/english/anti-Americanism Anti-Americanism], im Original: "Hostility to the interests of the United States"</ref> Wikipedia schreibt:
'''Antiamerikanismus''' ist eine ideologische Ablehnung gegenüber der Politik und/oder Kultur der [[Vereinigte Staaten von Amerika|Vereinigten Staaten von Amerika]] (USA).<ref>Stichwort ''Antiamerikanismus'', in: Gerhard Wahrig: ''Deutsches Wörterbuch. Jubiläumsausgabe'', Bertelsmann 1991, ISBN 3-570-03648-0</ref><ref>Online-Ausgabe des Oxford Dictionary: [http://www.oxforddictionaries.com/definition/english/anti-Americanism Anti-Americanism], im Original: "Hostility to the interests of the United States"</ref> Die USA entstanden im 18. Jahrhundert als ein neuer [[Staat]], der sich bewusst gegen die „[[Alte Wel]]t“ in Europa, woher die Begründer der neuen [[Nation]] stammten, abgrenzte. In Europa löste das neue, an den Prinzipien der [[Aufklärung]] orientierte Staatsmodell sowohl Zustimmung als auch Ablehnung aus - es entwickelten sich die ersten Ansätze von Philoamerikanismus (von {{ELSalt|φίλος}} ''phílos'' = „Freund“) und Antiamerikanismus. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nahm in Europa die Auseinandersetzung mit positiv oder negativ gewerteten Einflüssen der US-amerikanischen Wirtschafts-, Kultur- und Militärmacht zu, bevor sich die Debatte mit Beginn des [[Kalter Krieg|Kalten Krieges]] stark politisierte.<ref>Jessica Gienow-Hecht: [http://www.bpb.de/apuz/31438/europaeischer-antiamerikanismus-im-20-jahrhundert?p=all Europäischer Antiamerikanismus im 20. Jahrhundert.], in: ''Aus Politik und Zeitgeschichte'' 5-6/2008</ref> Der [[Begriff]] des Antiamerikanismus ist erst nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] aufgekommen - eine Untersuchung über den Antiamerikanismus in [[Frankreich]] nennt 1948 als erste dokumentierte Verwendung.<ref>Phillipe Roger: ''The American Enemy: The History of French Anti-Americanism'', [http://www.press.uchicago.edu/Misc/Chicago/723682.html einführender Auszug ({{enS}}], University of Chicago Press, 2005</ref> Da sich der Begriff wörtlich auf den Kontinent [[Amerika]] bezieht, ist der wenig gebräuliche Gegenbegriff [[Amerikanismus]] ebenfalls von Bedeutung.
{{Zitat|Die Vereinigten Staaten von Amerika konstituierten sich 1776 als neues politisches System in Abgrenzung zu den etablierten Systemen in Europa, woher die Begründer der neuen Nation stammten. In Europa löste das neue, an den Prinzipien der [[Aufklärung]] orientierte Staatsmodell bald sowohl Sympathie als auch Ablehnung aus - die als die ersten Ausdrücke von Philoamerikanismus und Antiamerikanismus gesehen werden. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nahm in Europa die Auseinandersetzung mit positiv oder negativ gewerteten Einflüssen der US-amerikanischen Wirtschafts-, Kultur- und Militärmacht zu, bevor sich die Debatte mit Beginn des Kalten Kriegs stark politisierte.<ref>Jessica Gienow-Hecht: [http://www.bpb.de/apuz/31438/europaeischer-antiamerikanismus-im-20-jahrhundert?p=all Europäischer Antiamerikanismus im 20. Jahrhundert.], in: ''Aus Politik und Zeitgeschichte'' 5-6/2008</ref> Der Begriff des Antiamerikanismus ist erst nach dem Zweiten Weltkrieg aufgekommen - eine Untersuchung über den Antiamerikanismus in Frankreich nennt 1948 als erste dokumentierte Verwendung.<ref>Phillipe Roger: ''The American Enemy: The History of French Anti-Americanism'', [http://www.press.uchicago.edu/Misc/Chicago/723682.html einführender Auszug (englisch)], University of Chicago Press, 2005</ref>}}


Für das [[Britische Weltreich]] dürfte die [[Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten]] einfach ein als Akt des Ungehorsams und als Bedrohung der "Alten Weltordnung" abgelehnt werden sein. Für die fortschrittlichen Kräfte in Europa hingegen dürfte sie als eine Zukunftshoffnung auf Freiheit und [[Selbstbestimmung]] begrüßt worden sein. Doch was für die europäischen Einwanderer Zukunft und Chancen verhießt, bedeutete für die Ureinwohner Nordamerikas Untergang und Verderben. Der [[Spanisch-Amerikanische Krieg]] 1898 führte nicht zur Freiheit für die [[Philippinen]], sondern er steht für den Anfang einer Politik der Vereinigten Staaten, ihre Interessensgebiete über das nordamerikanische Festland hinaus auszuweiten, ein eigenes Imperium aufzubauen und sich einen Zugang zu den asiatischen Märkten zu verschaffen. Diese Ambivalenz ist prägend für die Geschichte der Vereinigten Staaten: Seit dem Spanisch-Amerikanischen Krieg 1898 bis zu dem Zweiten (1990/91) und Dritten Golfkrieg (2003) werden die Kriege im Namen von "Frieden" und "Freiheit" geführt, neuerdings auch "gegen den Terror", obwohl leicht erkennbar ist, dass die wirklichen Motive ganz andere sind.  
Seitens des [[Britisches Weltreich|Britischen Weltreich]] wurde die [[Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten]] einfach als Akt des Ungehorsams und als Bedrohung der „Alten Weltordnung“ abgelehnt. Von fortschrittlichen Kräfte in Europa hingegen wurde sie als eine Zukunftshoffnung auf Freiheit und [[Selbstbestimmung]] begrüßt. Doch was für die europäischen Einwanderer Zukunft und Chancen verhieß, bedeutete für die [[Indianer|Ureinwohner Nordamerikas]] Untergang und Verderben. Und hier beginnt die Kritik: Der [[Spanisch-Amerikanische Krieg]] 1898 führte nicht zur Freiheit für die [[Philippinen]], sondern er steht für den Anfang einer Politik der Vereinigten Staaten, ihre Interessensgebiete über das nordamerikanische Festland hinaus auszuweiten, ein eigenes Imperium aufzubauen und sich einen Zugang zu den asiatischen Märkten zu verschaffen. Diese Ambivalenz ist prägend für die Geschichte der Vereinigten Staaten: Seit Mitte des 20. Jahrhunderts werden die Kriege im Namen von Frieden und Freiheit geführt, neuerdings auch gegen den [[Terror]]. Spätestens seit dem [[Vietnamkrieg]] kamen erste Zweifel auf.


Es ist auch nicht unüblich, den Vorwurf des (angeblichen) ''Antiamerikanismus'' als Totschlagargumente zu verwenden, wenn jemand auch nur auf die Ambivalenz des Amerikanismus hinweist.
In Diskussionen wird der Begriff verschieden interpretiert. Es ist auch üblich, den Vorwurf des ''Antiamerikanismus'' als Totschlagargument zu verwenden, wenn jemand die Politik seitens der USA kritisiert.


{{Zitat|Konzepte wie "Antiromanismus" oder "Antiamerikanismus" hat es immer gegeben, waren aber immer nur Propaganda-Konzepte des Imperialismus. Damit wollte man eine Kritik verhindern. Das Konzept "Antiamerikanismus" ist also ein Propaganda-Konzept, war es immer. [...] In der Regel soll es jemanden marginalisieren. [...]
{{Zitat|Konzepte wie "Antiromanismus" oder "Antiamerikanismus" hat es immer gegeben, waren aber immer nur Propaganda-Konzepte des Imperialismus. Damit wollte man eine Kritik verhindern. [...] In der Regel soll es jemanden marginalisieren. [...] Wenn jemand als ''Antiamerikanist'' gebrandmarkt ist, hat er keine verantwortliche Position. Wenn ein Geschichtswissenschaftler sich intensiv mit dem Römischen Reich beschäftigt, würde man nicht sagen, der sei Antiromanist. [...] Das Konzept ist in sich selbst unsinnig, weil es nicht darauf zielt, eine Mitglieder einer kulturellen Gruppe kollektiv haftbar zu machen.|[[Rainer Mausfeld]]<ref>Youtube: [http://www.youtube.com/watch?v=_B1Ilx9N0C0 Warum schweigen die Lämmer? - Der Neoliberalismus ist das geplante endgültige Ende der Demokratie] - Rainer Mausfeld (Vortrag im Dietrich-Bonhoeffer-Haus zu Aachen am 22. April 2016) (Länge: ab 38:00 Min.)</ref>}}
Wenn jemand als ''Antiamerikanist'' gebrandmarkt ist, hat er keine verantwortliche Position. Wenn ein Geschichtswissenschaftler sich intensiv mit dem Römischen Reich beschäftigt, würde man nicht sagen, der sei Antiromanist. [...] Das Konzept ist in sich selbst unsinnig, weil es nicht darauf zielt, eine Mitglieder einer kulturellen Gruppe kollektiv haftbar zu machen.|Rainer Mausfeld<ref>Youtube: [http://www.youtube.com/watch?v=_B1Ilx9N0C0 Warum schweigen die Lämmer? - Der Neoliberalismus ist das geplante endgültige Ende der Demokratie] - Rainer Mausfeld (Vortrag im Dietrich-Bonhoeffer-Haus zu Aachen am 22. April 2016) (Länge: ab 38:00 Min.)</ref>}}
 
{{Zitat|Antiamerikanismus ist ein Propagandabegriff. [...] Sie finden solche Begriffe wie Antiamerikanismus immer nur von Imperien. In der Sowjetunion gab es "antisowjetische" Umtriebe. Da kam man ins Irrenhaus, weil man sich nicht vorstellen konnte, dass man dagegen sein kann. Das war "antisowjetisch". In den USA gab es zur McCarthy-Zeit intern "antiamerikanische" Umtriebe. Das sind Begriffe, die finden Sie nur in Imperien. Es gab im spanischen Kolonialreich, gegen einen der ersten Whistleblower, de Las Casas, der berichtet hatte, wie gemetzelt wurde in Amerika, gab es ein Verfahren wegen "antispanischer" Propaganda. Es sind immer nur Imperien, die sich dieses Begriffs bedienen. Niemand käme auf die Idee, wenn Sie Luxemburg-Leaks betrachten, zu sagen, das sind ja "anti-luxemburgische" Umtriebe. Das wäre lächerlich. [...]
Oft wird eine andere [[Ideologie]] hinter dem Antiamerikanismus vermutet, zum Beispiel [[Kommunismus]] oder eine [[Sympathie]] für die [[Sowjetunion]] bzw. deren Nachfolgestaat. Unabhängig davon kann auch der Antiamerikanismus selbst eine Ideologie sein. Als Ideologie hat sie manchmal Ähnlichkeit mit dem [[Antikapitalismus]].
 
{{Zitat|Sie finden solche Begriffe wie Antiamerikanismus immer nur von Imperien. In der Sowjetunion gab es "antisowjetische" Umtriebe. Da kam man ins Irrenhaus, weil man sich nicht vorstellen konnte, dass man dagegen sein kann. Das war "antisowjetisch". In den USA gab es zur McCarthy-Zeit intern "antiamerikanische" Umtriebe. [...]] Es gab im spanischen Kolonialreich, gegen einen der ersten Whistleblower, de Las Casas, der berichtet hatte, wie gemetzelt wurde in Amerika, gab es ein Verfahren wegen "antispanischer" Propaganda. Es sind immer nur Imperien, die sich dieses Begriffs bedienen. Niemand käme auf die Idee, wenn Sie Luxemburg-Leaks betrachten, zu sagen, das sind ja "anti-luxemburgische" Umtriebe. Das wäre lächerlich. [...]|Rainer Mausfeld<ref>Youtube: [https://www.youtube.com/watch?v=OwRNpeWj5Cs KenFM im Gespräch mit: Prof. Rainer Mausfeld] - KenFM (5. August 2016) (Länge: ab 47:00 Min., ab 49:00 Min., ab 53:47 Min.)</ref>}}
 
Allerdings finden sich ideologische Argumente in dieser Richtung oft in der Kritik an einzelnen US-Präsidenten wie [[Ronald Reagan]] oder [[Donald Trump]] versteckt, was von US-Bürgern auch als Einmischung in die inneren Angelegenheiten empfunden wird. Umgekehrt könnte man Kritik an deutscher Politik als „Antigermanismus“ bezeichnen. Dagegen werden deutsche und andere europäische Regierungschefs selten von den USA kritisiert. Inwieweit eine Kritik am US-amerikanischen Verständnis von [[Demokratie]] gerechtfertigt ist, wäre eine ganz andere Frage.


==Einzelnachweise==
==Einzelnachweise==
Zeile 14: Zeile 17:


{{PPA-Silber}}
{{PPA-Silber}}
[[Kategorie:Politik]]
[[Kategorie:Ideologie]]

Aktuelle Version vom 26. August 2025, 12:06 Uhr

Antiamerikanismus ist eine ideologische Ablehnung gegenüber der Politik und/oder Kultur der Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[1][2] Die USA entstanden im 18. Jahrhundert als ein neuer Staat, der sich bewusst gegen die „Alte Welt“ in Europa, woher die Begründer der neuen Nation stammten, abgrenzte. In Europa löste das neue, an den Prinzipien der Aufklärung orientierte Staatsmodell sowohl Zustimmung als auch Ablehnung aus - es entwickelten sich die ersten Ansätze von Philoamerikanismus (von altgriechisch φίλος phílos = „Freund“) und Antiamerikanismus. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nahm in Europa die Auseinandersetzung mit positiv oder negativ gewerteten Einflüssen der US-amerikanischen Wirtschafts-, Kultur- und Militärmacht zu, bevor sich die Debatte mit Beginn des Kalten Krieges stark politisierte.[3] Der Begriff des Antiamerikanismus ist erst nach dem Zweiten Weltkrieg aufgekommen - eine Untersuchung über den Antiamerikanismus in Frankreich nennt 1948 als erste dokumentierte Verwendung.[4] Da sich der Begriff wörtlich auf den Kontinent Amerika bezieht, ist der wenig gebräuliche Gegenbegriff Amerikanismus ebenfalls von Bedeutung.

Seitens des Britischen Weltreich wurde die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten einfach als Akt des Ungehorsams und als Bedrohung der „Alten Weltordnung“ abgelehnt. Von fortschrittlichen Kräfte in Europa hingegen wurde sie als eine Zukunftshoffnung auf Freiheit und Selbstbestimmung begrüßt. Doch was für die europäischen Einwanderer Zukunft und Chancen verhieß, bedeutete für die Ureinwohner Nordamerikas Untergang und Verderben. Und hier beginnt die Kritik: Der Spanisch-Amerikanische Krieg 1898 führte nicht zur Freiheit für die Philippinen, sondern er steht für den Anfang einer Politik der Vereinigten Staaten, ihre Interessensgebiete über das nordamerikanische Festland hinaus auszuweiten, ein eigenes Imperium aufzubauen und sich einen Zugang zu den asiatischen Märkten zu verschaffen. Diese Ambivalenz ist prägend für die Geschichte der Vereinigten Staaten: Seit Mitte des 20. Jahrhunderts werden die Kriege im Namen von Frieden und Freiheit geführt, neuerdings auch gegen den Terror. Spätestens seit dem Vietnamkrieg kamen erste Zweifel auf.

In Diskussionen wird der Begriff verschieden interpretiert. Es ist auch üblich, den Vorwurf des Antiamerikanismus als Totschlagargument zu verwenden, wenn jemand die Politik seitens der USA kritisiert.

„Konzepte wie "Antiromanismus" oder "Antiamerikanismus" hat es immer gegeben, waren aber immer nur Propaganda-Konzepte des Imperialismus. Damit wollte man eine Kritik verhindern. [...] In der Regel soll es jemanden marginalisieren. [...] Wenn jemand als Antiamerikanist gebrandmarkt ist, hat er keine verantwortliche Position. Wenn ein Geschichtswissenschaftler sich intensiv mit dem Römischen Reich beschäftigt, würde man nicht sagen, der sei Antiromanist. [...] Das Konzept ist in sich selbst unsinnig, weil es nicht darauf zielt, eine Mitglieder einer kulturellen Gruppe kollektiv haftbar zu machen.“

Rainer Mausfeld[5]

Oft wird eine andere Ideologie hinter dem Antiamerikanismus vermutet, zum Beispiel Kommunismus oder eine Sympathie für die Sowjetunion bzw. deren Nachfolgestaat. Unabhängig davon kann auch der Antiamerikanismus selbst eine Ideologie sein. Als Ideologie hat sie manchmal Ähnlichkeit mit dem Antikapitalismus.

„Sie finden solche Begriffe wie Antiamerikanismus immer nur von Imperien. In der Sowjetunion gab es "antisowjetische" Umtriebe. Da kam man ins Irrenhaus, weil man sich nicht vorstellen konnte, dass man dagegen sein kann. Das war "antisowjetisch". In den USA gab es zur McCarthy-Zeit intern "antiamerikanische" Umtriebe. [...]] Es gab im spanischen Kolonialreich, gegen einen der ersten Whistleblower, de Las Casas, der berichtet hatte, wie gemetzelt wurde in Amerika, gab es ein Verfahren wegen "antispanischer" Propaganda. Es sind immer nur Imperien, die sich dieses Begriffs bedienen. Niemand käme auf die Idee, wenn Sie Luxemburg-Leaks betrachten, zu sagen, das sind ja "anti-luxemburgische" Umtriebe. Das wäre lächerlich. [...]“

Rainer Mausfeld[6]

Allerdings finden sich ideologische Argumente in dieser Richtung oft in der Kritik an einzelnen US-Präsidenten wie Ronald Reagan oder Donald Trump versteckt, was von US-Bürgern auch als Einmischung in die inneren Angelegenheiten empfunden wird. Umgekehrt könnte man Kritik an deutscher Politik als „Antigermanismus“ bezeichnen. Dagegen werden deutsche und andere europäische Regierungschefs selten von den USA kritisiert. Inwieweit eine Kritik am US-amerikanischen Verständnis von Demokratie gerechtfertigt ist, wäre eine ganz andere Frage.

Einzelnachweise

  1. Stichwort Antiamerikanismus, in: Gerhard Wahrig: Deutsches Wörterbuch. Jubiläumsausgabe, Bertelsmann 1991, ISBN 3-570-03648-0
  2. Online-Ausgabe des Oxford Dictionary: Anti-Americanism, im Original: "Hostility to the interests of the United States"
  3. Jessica Gienow-Hecht: Europäischer Antiamerikanismus im 20. Jahrhundert., in: Aus Politik und Zeitgeschichte 5-6/2008
  4. Phillipe Roger: The American Enemy: The History of French Anti-Americanism, einführender Auszug (englisch, University of Chicago Press, 2005
  5. Youtube: Warum schweigen die Lämmer? - Der Neoliberalismus ist das geplante endgültige Ende der Demokratie - Rainer Mausfeld (Vortrag im Dietrich-Bonhoeffer-Haus zu Aachen am 22. April 2016) (Länge: ab 38:00 Min.)
  6. Youtube: KenFM im Gespräch mit: Prof. Rainer Mausfeld - KenFM (5. August 2016) (Länge: ab 47:00 Min., ab 49:00 Min., ab 53:47 Min.)

Vergleich zu Wikipedia