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Todah W'Simrah (Musiksammlung von Louis Lewandowski)
Achtung! Dieser Artikel wurde exklusiv für das Fernbacher Jewish Music Research Center geschrieben. Der Text oder Teile daraus dürfen ohne Quellenangabe nicht in anderen Projekten/Wikis verwandt werden.
Das Todah W'Simrah ist eine in den Jahren 1876 und 1882 publizierte Musiksammlung des jüdisch-deutschen Komponisten Louis Lewandowski zur Gestaltung des jüdischen Gottesdienstes.
Im Jahr 1866 wurde Lewandowski Dirigent in der neuen Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin. Zur Einweihung der Orgel komponierte er eine Hallelujah über Psalm 150 für vierstimmigen, gemischten Chor mit Orgelbegleitung und Posaunen, Triangel und Pauke. Das Stück machte großen Eindruck. Sogar Otto von Bismarck war anwesend und äußerte sich anerkennend. [1]
1871 veröffentlichte Lewandowski dann in Berlin im Verlag Bote & Bock sein berühmtestes Buch, Kol Rinnah U´T'fillah, einen Zyklus von Kompositionen für Solostimme des Kantors und ein bzw. zwei Chorstimmen für die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes im Verlaufe eines ganzen Jahres. Mit diesem Werk begründete Lewandowski seine überregionale Popularität. Das Kol Rinnah U´T'fillah prägte bald den musikalischen Teil des jüdischen Gottesdienstes der damaligen Zeit im deutschsprachigen Raum wie kein anderes Werk. [2] Das Kol Rinnah U´T'fillah war die erste Musiksammlung, welche die musikalische Begleitung eines kompletten Gottesdienst zu jedem beliebigen religiösen Anlass ermöglichte.
Im Jahr 1876 veröffentlichte er dann den 1. Band seiner Todah W'Simrah beim Verlag Bote & Bock in Berlin. Der vollständige Titel lautet Todah W`Simrah - Vierstimmige Chöre und Soli für den israelitischen Gottesdienst mit und ohne Begleitung der Orgel - Erster Theil: Sabbath. Auf 166 Seiten enthält dieser erste Teil 91 Gesänge, die in vier Teilen und einen Anhang geordnet sind. Die Mehrzahl der Stücke sind Umarbeitungen von bereits im Kol Rinnah U´T'fillah enthaltenen Stücken. [3]
Da die Gesänge im Gegensatz zum Kol Rinnah U´T'fillah nun vierstimmig sind, hat Lewandowski sie im Todah W'Simrah umgestaltet. Im Vorwort schreibt er u.a.:
"Das neue Gebetbuch, die veränderte Gebetsform, die grösseren chorischen Massen und das Hinzutreten der Orgel haben die Umgestaltung vieler Chöre zur Folge gehabt."
Die Orgelstimme ist nach Aussage Lewandowskis nicht obligat sondern optional. Einstimmige Rezitative und Parlandi, die im Kol Rinnah U´T'fillah reichlich vorhanden sind, sind im Todah W'Simrah nur vorhanden, wo sie wegen des Zusammenhangs unumgänglich sind.
Im Jahr 1882 erschien dann der 2. Band der Todah W'Simrah beim Verlag Bote & Bock in Berlin. Der vollständige Titel lautet Todah W`Simrah - Vierstimmige Chöre und Soli für den israelitischen Gottesdienst mit und ohne Begleitung der Orgel - Zweiter Theil: Festgesänge. Auf 346 Seiten enthält dieser zweite Teil der Todah W'Simrah 274 Gesänge und Stücke für Orgel Solo im Anhang.
Auf Wunsch hat Lewandowski die Rolle des Kantors im 2. Band gestärkt. Im Vorwort schreibt er dazu u.a.:
"Den Cantor, als den Träger und Leiter des Cultus, habe ich überall mit Vorliebe berücksichtigt, und die Klage, dass durch die Einführung der Chöre und der Orgel dem Cantor nur eine secundäre Wirksamkeit zugewiesen ist, dürfte hierdurch hinfällig erscheinen; es ist in diesem Werke kaum eine Nummer enthalten, welche die Betheiligung des Cantors nicht unbedingt erforderte."
Im Anhang sind Vor- und Zwischenspiele, Präludien und Ritornelle für die Orgel allein enthalten. Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: Datei fehltDas achte Musikstück aus dem zweiten Teil des Todah W'Simrah von Louis Lewandowski aus dem Jahr 1882.
Die Umgestaltung der zweistimmigen Gesänge zur Vierstimmigkeit bringt aber auch Probleme mit sich. Naturgemäß sind diese in der Vierstimmigkeit harmonisch mehr festgelegt, was speziell bei den eher modal orientierten Melodien traditioneller jüdischer Musik nicht unproblematisch ist. Lewandowski weißt im Vorwort des 2. Bandes indirekt auf dieses Problem hin, indem er u.a. schreibt:
"Inwieweit es mir gelungen ist, den Charakter und die Eigenart der alten melodischen Weisen durch die Harmonisirung festzuhalten und zu veredeln, überlasse ich getrost dem Urtheil der Fachmänner; ich bemerke jedoch, dass die harmonische Bahandlung vieler Piece, sowie die Erweiterung der Recitative, mit besonderer Rücksicht auf das Intervallen-Verhältniss, zu eigenartigen harmonischen Verbindungen geführt hat, auf die ich die Cantoren ganz besonders hinzuweisen mir gestatte."[4]
Die Kompositionen der beiden Bände des Todah W'Simrah haben Ähnhlichkeiten mit dem deutschen Lied und den Oratorien von Felix Mendelssohn Bartholdy.
Der Musikwissenschaftler Abraham Zevi Idelsohn schreibt zur Bedeutung des Todah W'Simrah u.a.:
"The Kol Rinnah brought Lewandowski popularity; while his Todah Wesimrah (two volumes, berlin, 1876-1882) for four part choir and cantor solos with congregational singing, established his fame as Synagogue composer. (...) The singability and the freshness as well as the elaborate musical form of the choir parts, and last but not least the German lied style, made them so beloved by the Jewish congregations in Germany."[5]
Das Todah W'Simrah wird auch heute noch von den meisten professionellen Kantoren benutzt und ist in häufigem Gebrauch. [6]
Jascha Nemtsov und Hermann Simon: Louis Lewandowski - „Liebe macht das Lied unsterblich!“, Hentrich & Hentrich, Berlin 2011
Einzelnachweise
↑Jascha Nemtsov: "Ich bin Deutscher, und ich bin Judem eines so shr und so völlig wie das andere" - 200 Jahre deutsch-jüdischen musikalischen Schaffens; in Elke-Vera Kotowski (Hrsg.): Das Kulturerbe deutschsprachiger Juden - Eine Spurensuche in den Ursprungs-, Transit- und Emigrationsländern, De Gruyter, 2014, S. 160
↑Sholom Kalib: The Musical Tradition of the Eastern European Synagogue, Syracus University Press, 2002, S. 74
↑Tina Frühauf: German-Jewish organ music - An anthology of works from the 1820s to the 1960s, A-R Editions, 2013, S. XI und XII
↑Louis Lewandowski im Vorwort zum 2. Teil der Todah W'Simrah
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