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Neandertaler

Aus PlusPedia
(Weitergeleitet von Neanderthaler)
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Der Neandertaler (früher auch „Neanderthaler“, wissenschaftlich Homo neanderthalensis) ist ein ausgestorbener Verwandter des modernen Menschen. Er entwickelte sich in Europa – parallel zum Homo sapiens in Afrika – aus einem gemeinsamen afrikanischen Vorfahren der Gattung Homo und besiedelte zeitweise große Teile Süd-, Mittel- und Osteuropas. Offensichtlich im Verlaufe der letzten Eiszeit haben die Neandertaler ihr ursprünglich ausschließlich europäisches Siedlungsgebiet bis Westasien (Türkei, Levante, Nordirak), in Teile Zentralasiens (Usbekistan, Tadschikistan) und sogar bis in das Altai-Gebiet hinein erweitert.[1] Die DNA-Sequenzierung aus Neandertalerfunden ergab Hinweise auf mehrfachen Genfluss zwischen Neandertaler und Homo sapiens. Im Jahr 2006 waren insgesamt 400 Fossilfunde des Neandertalers aus Europa bekannt.[2] Dank der zahlreichen Skelettfunde ist der Neandertaler die am besten untersuchte fossile Art der Gattung Homo. Er ist vor rund 40.000 Jahren ausgestorben.

Forschungsgeschichte

Als Entdecker des Neandertalers gilt der Lehrer und Naturforscher Johann Carl Fuhlrott, der 1856 im unbebauten Neandertal zwischen Wuppertal und Düsseldorf einige Skelettreste untersuchte, die zunächst achtlos von Steinbrucharbeitern an der Kleinen Feldhofer Grotte weggeworfen worden waren. Darunter befand sich auch ein Teil des Schädels, worauf zunächst Bärenknochen vermutet wurden. Der Bonner Anthropologe Hermann Schaaffhausen ging ebenso wie Fuhlrott von einem Urzeitmenschen aus, wollte aber Fuhlrotts These von einem eiszeitlichen Wesen anfangs nicht zustimmen. Fuhlrotts Interpretation wurde jedoch zu seinen Lebzeiten von der Fachwelt nicht anerkannt, ja sogar vehement abgelehnt oder ins Lächerliche gezogen. Gerade vor dem Hintergrund der neu aufkommenden Evolutionstheorie entflammten starke Kontroversen, die die damalige, Georges Cuvier zugeschriebene Lehrmeinung „L’homme fossile n’existe pas!“ (Der fossile Mensch existiert nicht!) in Zweifel stellten. So war der berühmte Arzt und bedeutendste deutsche Pathologe seiner Zeit Rudolf Virchow, der sich die Skelettreste 1872 in Fuhlrotts Abwesenheit hatte zeigen lassen, der festen Meinung, nur das Skelett eines kranken Mannes jüngeren Datums vor sich zu haben.[3] Doch seitdem wuchs das Interesse an ähnlichen möglichen Fundstellen, zu denen auch Höhlen zählten. Der britische Forscher und Geologe Charles Lyell hingegen, der von den damals bahnbrechenden Theorien seines Freundes und Kollegen Charles Darwin stark beeinflusst war und 1860 auf Einladung Fuhlrotts das Neandertal besuchte, bezog den Neandertaler mit in seine Arbeiten ein und bestätigte Fuhlrott letztlich. Wie sich nach späteren Forschungen herausstellte, lebten die Neandertaler im Pleistozän vor circa 130.000 bis 30.000 Jahren. Heute ist nicht mehr nachvollziehbar, warum in diesem Gebiet kaum jemand weitere Grabungen und Forschungen angestellt hat, obwohl im Schutt noch weitere Funde zu vermuten waren. Auch die erst 1890 als letzte große Höhle des Gesteins gesprengte Neanderhöhle wurde nie eingehend untersucht. Vermutlich wurden 1895 von dem Düsseldorfer Archäologen Oscar Rautert in einer bereits zerstörten Höhle am nördlichen Düsselufer Skelettreste eines weiteren Neandertalers entdeckt, aber auch hier fand keine eingehende Untersuchung statt. Dieser Fund gilt seit dem Zweiten Weltkrieg als verschollen.[4]

Die ältesten Funde, die aufgrund hinreichend vieler anatomischer Besonderheiten von der Mehrzahl der Forscher sicher als Neandertaler eingeordnet und meist als „klassische“ Neandertaler bezeichnet werden, stammen aus Kroatien (Krapina) und Italien und sind 130.000 bis 120.000 Jahre alt. Der erste und namensgebende Fund aus dem Neandertal wurde auf ein Alter von 42.000 Jahren datiert; um diese Zeit begann wahrscheinlich sein Aussterben. Sein unmittelbarer Vorfahr ist der Heidelberg-Mensch. In wieweit der Neandertaler mit dem Homo sapiens Kontakt hatte und sich vermischte, war ein Thema in der Forschung. Beide hatten im afrikanischen Homo erectus einen gemeinsamen Vorfahren. Die herkömmlichen Rassentheorien haben nicht viel zur Aufklärung beigetragen. Durch die Genetik konnte aber festgestellt werden, dass sich Neandertaler und Menschen nicht nur begegneten, sondern auch gemeinsame Nachkommen hatten, wobei der Neandertaler sich jedoch aus verschiedenen Gründen nicht durchsetzen konnte. Es ist aber davon auszugehen, dass seine Gene auch beim modernen Menschen zu finden sind.[5][6]

Lange Zeit galt der Neandertaler in der Forschung als wenig intelligent, motorisch ungeschickt und ohne jegliche Kultur. Neuere Funde und Forschungen haben dieses Narrativ vom minderbemittelten Neandertaler schwer erschüttert: So wurden unter anderem Überreste von vom Neandertaler gefertigten Schmuckstücken und Belege für Kompositwerkzeuge gefunden, die aus mehreren Teilen bestanden. Die Hinweise mehren sich, dass die Neandertaler bereits einen Sinn für Ästhetik besaßen und geschickte Handwerker waren, denen Kunsthandwerk und die Anfertigung feiner Schmuckstücke auch motorisch keine Probleme bereiteten. Die Paläontologin Katerina Havarti teilte 2018 mit, dass die Untersuchung von Handknochen belege, dass der Neandertaler seine Aufgaben nicht nur mit großer Kraft gelöst habe, sondern auch systematisch feine Präzisionsgriffe mit Daumen und Zeigefinger angewandt habe. Mittlerweile gilt es als wahrscheinlich, dass der Neandertaler auch über eine Art von Sprache verfügt haben muss.[7] Beim französischen Ort La Roche-Cotard wurde 2002 eine Maske gefunden, die dem Neandertaler zugeschrieben wird. Ebenfalls in Frankreich wurden Belege dafür gefunden, dass der Neandertaler seinen Körper bemalt hat. Diese Funde lassen vermuten, dass er nicht nur über ein ästhetisches Empfinden verfügte, sondern möglicherweise auch symbolisch bzw. religiös zu denken im Stande war.

Literatur

  • Ralf W. Schmitz, Jürgen Thissen: Neandertal – Die Geschichte geht weiter. Spektrum – Akademischer Verlag 2002, ISBN 3-8274-1345-1.

Siehe auch

Weblinks

Andere Lexika





Einzelnachweise