Schön, dass Sie da sind!

PlusPedia wird derzeit technisch modernisiert. Wie alles, was bei laufendem Betrieb bearbeitet wird, kann es auch hier zu zeitweisen Ausfällen bestimmter Funktionen kommen. Es sind aber alle Artikel zugänglich, Sie können PlusPedia genauso nutzen wie immer.

Bei PlusPedia sind Sie sicher: – Wir verarbeiten keine personenbezogenen Daten, erlauben umfassend anonyme Mitarbeit und erfüllen die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) vollumfänglich. Es haftet der Vorsitzende des Trägervereins.

Bitte beachten: Aktuell können sich keine neuen Benutzer registrieren. Wir beheben das Problem so schnell wie möglich.

PlusPedia blüht wieder auf als freundliches deutsches Lexikon.
Wir haben auf die neue Version 1.43.3 aktualisiert.
Wir haben SSL aktiviert.
Hier geht es zu den aktuellen Aktuelle Ereignissen

Hinweis zur Passwortsicherheit:
Bitte nutzen Sie Ihr PlusPedia-Passwort nur bei PlusPedia.
Wenn Sie Ihr PlusPedia-Passwort andernorts nutzen, ändern Sie es bitte DORT bis unsere Modernisierung abgeschlossen ist.
Überall wo es sensibel, sollte man generell immer unterschiedliche Passworte verwenden! Das gilt hier und im gesamten Internet.
Aus Gründen der Sicherheit (PlusPedia hatte bis 24.07.2025 kein SSL | https://)

Gesellschaft für jüdische Volksmusik in St. Petersburg

Aus PlusPedia
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: Datei fehlt Achtung! Dieser Artikel wurde exklusiv für das Fernbacher Jewish Music Research Center geschrieben. Der Text oder Teile daraus dürfen ohne Quellenangabe nicht in anderen Projekten/Wikis verwandt werden.

Die Gesellschaft für jüdische Volksmusik in St. Petersburg war eine im Jahr 1908 gegründete Gesellschaft zur Förderung jüdischer Musik.

Details

Um die Wende vom 19. zum 20 Jahrhundert fand in Moskau die erste Veranstaltung statt, welche dem jüdischen Volkslied gewidmet war. Der Historiker Peseach Marek referierte dabei über die literarischen Besonderheiten jüdischer Volkslieder, und der Musikkritiker Joel Engel über musikalische Merkmale. Es wurden auch Volksliedbearbeitungen aufgeführt. Joel Engel wiederholte seinen Vortrag später in Sankt Petersburg vor vielen jüdischen Musikstudenten, die sehr beeindruckt waren. Er forderte die angehenden Musiker auf, das jüdische Volkslied zu Grundstein und Basis ihres musikalischen Schaffens zu machen. Es sollte eine jüdische Kunstmusik als Synthese jüdischer Musikfolklore und professioneller Musik entstehen.

Bald bildete sich dann am Konservatorium eine Gruppe jüdischer Musikstudenten, die eine Gesellschaft für jüdische Musik gründen wollten. Am 4. März 1908 ließen Solomon Rosowsky, Leonid Neswishsky und Iosif Tomars die Gesellschaft vom St. Petersburger Bürgermeister registrieren.

Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: Datei fehlt
Eine von der Gesellschaft für jüdische Volksmusik in St. Petersburg im Jahr 1914 publizierte Komposition von H. Kopit

Die neue Gesellschaft stieß anfänglich eher auf Ablehnung. Orthodoxe Juden wollten sich nicht mit weltlicher Folklore befassen, und assimilierte Juden lehnten die traditionelle Musik ab.

Die Mitglieder der Gesellschaft begannen nun mit der Sammlung, Auswertung und Bearbeitung jüdischer Folklore. Später sollten freiere, eigene Werke auf Basis des erarbeiteten Materials folgen. In der Satzung hieß es in §1:

"Die Gesellschaft für jüdische Volksmusik setzt sich das Ziel, durch die Sammlung von Musterbeispielen des jüdischen Volksmusikschaffens, deren künstlerische Bearbeitung und öffentliche Verbreitung zur Erforschung und Entwicklung der (weltlichen und geistlichen) jüdischen Volksmusik beizutragen. Darüber hinaus sieht sie es als ihre Aufgabe an, jüdische Komponisten und andere Musikschaffende zu unterstützen." [1]

In §2 wurden dazu theoretische Abhandlungen und deren Veröffentlichung, Musikabende und Konzerte, Vorträge, die Gründung eines eigenen Orchesters und Chors, eine Musikbibliothek und Zeitschrift sowie Kompositionswettbewerbe anvisiert.

Man organisierte u.a. im Jahr 1912 eine Expedition unter Sussman Kisselgof, um jüdische Volksmusik in der Ukraine aufzunehmen. Über 100 Wachszylinder wurden bespielt. [2]

Die Sammlung jüdischer Volksmusik ging dabei nicht streng nach heutigen musikethnologischen Gesichtspunkten vonstatten. Die Melodien wurden meist nach Regeln der Klassischen Musik ausharmonisiert, mit eigenen Begleitstimmen versehen und damit "bereinigt".

Die Gesellschaft veranstaltete auch Konzerte und verlegte neue Kompositionen, darunter Werke von Solomon Rosowsky, Alexander Krein, Mikhail Gnessin, Moses Michail Milner und Joseph Achron. Am populärsten wurde die Komposition Hebräische Melodie von Joseph Achron. Die Veranstaltungen waren sehr erfolgreich. Im Jahr 1912 kamen z. B. zu einem Konzert der Gesellschaft bereits 1500 Zuschauer. Als Interpreten nahmen u.a. Jascha Heifetz, Efrem Zimbalist, Joseph Press und Feodor Chaliapin teil.

Bald war die Gesellschaft die einflussreichste jüdische Musikgesellschaft ihrer Art in der Zeit bis zum 1. Weltkrieg. [3] Im Jahr 1914 hatte sie bereits über 1.000 Mitglieder. Es wurden Filialen in Rostow, Odessa, Jekaterinoslaw und Simferopol eröffnet.

Mit der Oktoberrevolution kam die Gesellschaft ab 1918 zunehmend unter staatliche, d.h. kommunistische Kontrolle.

Für die Zeit nach 1919 gibt es keine Belege mehr für die Existenz der Gesellschaft in St. Petersburg. Der Moskauer Ableger existierte noch bis 1922 weiter. [4]

Siehe auch

Weblinks

Literatur

  • Evgeny Khazdan: The first Jewish National School in Music and the contemporary Jewish art music in St. Petersburg - Historical an musical parallels; in Jascha Nemtsov (Hrsg.): Jüdische Kunstmusik im 20. Jahrhundert, Harrassowitz Verlag, Wiesbaden, 2006, S. 233 bis 242

Einzelnachweise

  1. Eckhard John und Heidy Zimmermann: Jüdische Musik? / Fremdbilder - Eigenbilder, Böhlau Verlag GmbH, Köln, 2004, S. 161
  2. Lyudmila Sholochova: The Phonoarchive of Jewish Folklore at the Vernadsky National Library of Ukraine, 2001
  3. Philip Vilas Bohlman: Jüdische Volksmusik - Eine mitteleuropäische Geistesgeschichte, Böhlau Verlag GmbH, Köln, 2005, S. 59
  4. Jascha Nemtsov: Die neue Jüdische Schule in der Musik, Harrassowitz Verlag, Wiesbaden, 2004, S. 45 ff.

Andere Lexika

Wikipedia kennt dieses Lemma (Gesellschaft für jüdische Volksmusik in St. Petersburg) vermutlich nicht.

---