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Zu Beginn des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] meldete sich Alföldi freiwillig. Nach einer schweren Verletzung wurde er 1917 hoch dekoriert aus dem Armee entlassen. Auch in späteren Jahren sah er mit Stolz auf diese Jahre zurück, die für ihn persönlich eine Zeit der Bewährung darstellten. Er behielt ein Interesse für alles, was mit Militär und strategischen Fragen zu tun hatte. Der für Ungarn demütigende [[Vertrag von Trianon]] verstärkte seine Heimatverbundenheit und war ein Grund für seine zunächst stark auf den ungarischen Raum bezogenen Forschungen.<ref>Karl Christ: „Andreas Alföldi“, S. 9</ref> | Zu Beginn des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] meldete sich Alföldi freiwillig. Nach einer schweren Verletzung wurde er 1917 hoch dekoriert aus dem Armee entlassen. Auch in späteren Jahren sah er mit Stolz auf diese Jahre zurück, die für ihn persönlich eine Zeit der Bewährung darstellten. Er behielt ein Interesse für alles, was mit Militär und strategischen Fragen zu tun hatte. Der für Ungarn demütigende [[Vertrag von Trianon]] verstärkte seine Heimatverbundenheit und war ein Grund für seine zunächst stark auf den ungarischen Raum bezogenen Forschungen.<ref>Karl Christ: „Andreas Alföldi“, S. 9</ref> |
Version vom 17. Juni 2013, 08:42 Uhr
András Alföldi (eingedeutscht: Andreas Alföldi) (* 27. August 1895 in Pomáz bei Budapest; † 12. Februar 1981 in Princeton), war ein ungarischer Althistoriker, Epigraphiker, Numismatiker und Archäologe. Als einer der produktivsten Altertumswissenschaftler des 20. Jahrhunderts gehört er zu dessen bedeutendsten Forscherpersönlichkeiten.[1] Auch wenn einige seiner Forschungsergebnisse aumstritten sind, war seine Arbeit in mehreren Fachbereichen bahnbrechend.
Leben und Karriere
Jugend und Studienzeit
András Alföldi wurde als Sohn eines Arztes geboren und besuchte das Humanistische Gymnasium in Budapest. Nach dem Tod des Vaters im Jahr 1910 waren die finanziellen Mittel der Familie begrenzt. Trotzdem konnte er nach dem Abitur ein Studium der Altertumswissenschaften aufnehmen. Schon in dieser Zeit nahm er nicht nur am normalen Lehrbetrieb teil, sondern führte eigene Studien durch. Vor allem widmete er sich der antiken Numismatik, die zu dieser Zeit in Ungarn noch vernachlässigt wurde.[2]
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs meldete sich Alföldi freiwillig. Nach einer schweren Verletzung wurde er 1917 hoch dekoriert aus dem Armee entlassen. Auch in späteren Jahren sah er mit Stolz auf diese Jahre zurück, die für ihn persönlich eine Zeit der Bewährung darstellten. Er behielt ein Interesse für alles, was mit Militär und strategischen Fragen zu tun hatte. Der für Ungarn demütigende Vertrag von Trianon verstärkte seine Heimatverbundenheit und war ein Grund für seine zunächst stark auf den ungarischen Raum bezogenen Forschungen.[3]
Nach seiner Entlassung aus der Armee nahm Alföldi sein Studium an der Universität Budapest wieder auf. Seine Promotion[4] erfolgte 1919 bei dem Archäologiepionier Valentin Kuzsinszky (1864–1938). Alföldis Schwerpunkt lag zunächst bei der Erforschung des Donau- und Karpatenraums, was damals in Ungarn nicht unüblich war. Insbesondere der Vertrag von Trianon und seine Folgen hatten die in vielen Jahrhunderten gewachsenen Strukturen und Verbindungen durch neue Grenzen rücksichtslos zerstört. Unter anderem war Siebenbürgen nach dem Willen der Sieger an Rumänien gefallen. In der darauf folgenden politischen und kulturellen Auseinandersetzung zwischen Ungarn und Rumänien, positionierte sich Alföldi stets zugunsten der ungarischen Sache. Diese Einstellung, die viele zeitgenössische Forscher teilten, trug dazu bei, dass die Forschungen vor allem auf dem Gebiet der Archäologie und Bodendenkmalpflege intensiviert wurden.[5]
Das Hauptaugenmerk von Alföldis ersten Studien galt der Epigraphik und Numismatik des mittleren Donauraumes. Vor allem die ungarische Numismatik befand sich zu dieser Zeit noch auf einem niedrigen Niveau. Schon in seiner ersten Veröffentlichung, einer Rezension zu einem numismatischen Lehrbuch im Jahr 1914, die vernichtend ausfiel, zeigte Alföldi, dass er mit seinen Privatstudien den etablierten Wissenschaftlern weit voraus war. Bei der Erwiderung glaubte der Professor, der das Buch verfasst hatte, dass der Name Alföldi nur das Pseudonym eines schon etablierten Wissenschaftlers sei.[6] Als Studienanfänger verblüffte er einen Dozenten durch die exakte Bestimmung einer römischen Münze[6] und bei einem ersten Besuch am Wiener Institut für Alte Geschichte wurde er gefragt, wer ihm in Ungarn das fortgeschrittene numismatische Wissen beigebracht hatte. In Wien war ein ungarischer Wissenschaftler mit solchem Fachwissen zur damaligen Zeit sehr ungewöhnlich.[6] So kam es, dass Alföldi 1919 seine erste Anstellung am Münzkabinett des ungarischen Nationalmuseums in Budapest erhielt. Hier widmete er sich schwerpunktmäßig weiter seinen numismatischen Studien.
1923 bis 1947: Karriere in Ungarn
1923 wurde Alföldi auf einen Lehrstuhl für Alte Geschichte an die Universität Debrecen berufen. In den folgenden Jahren konnte er seinen Ruf als herausragender Wissenschaftler weiter untermauerte. Daher wurde er 1930 als Nachfolger Valentin Kuzsinszkys auf den Lehrstuhl Archaeologia terrae Hungaricae (Archäologie des Karpatenraumes) an die Universität Budapest berufen – ein Lehrstuhl von landesweiter Bedeutung. Zu diesem Lehrstuhl gehörte auch ein Forschungsinstitut, dem Alföldi nun vorstand. Dank seiner organisatorischen Fähigkeiten, seiner Ausstrahlung und Schaffenskraft, die mittlerweile viele Teilgebiete der Altertumswissenschaften einschloss (Alte Geschichte, Klassische Archäologie, Numismatik, Epigraphik, Prähistorische Archäologie, Kunstgeschichte), prägte Alföldi die althistorischen und archäologischen Studien Ungarns für die nächsten 15 Jahre. Dabei war seine Wirkung nicht nur auf den ungarischen Raum beschränkt. Alföldi wurde auch in der internationalen Fachwelt als bedeutender Wissenschaftler anerkannt. In Ungarn förderte er die verschiedenen Wissenschaften beispielsweise als Herausgeber der Zeitschriften Numizmatikai Közlöny und Archaeologiai Értesitő sowie der Publikationsreihe Dissertationes Pannonicae.[7] In einer Zeit, in der sich die Altertumswissenschaften immer stärker spezialisierten, blieb András Alföldi einer der letzten Wissenschaftler, der mit seinen Forschungen verschiedenen Fachrichtungen entscheidende Denkanstöße geben konnte. Dabei gelang es ihm, die zum Teil unterschiedlichen Ansätze in den verschiedenen Bereichen der Altertumswissenschaften zu meistern. Alföldi gab zwar auch der Archäologie und den Hilfswissenschaften Impulse, sein Ziel war jedoch die historische Verwendung der Forschungsergebnisse. Unter seiner Führung wurde der pannonische Donauraum zu einem der in jener Zeit am besten erforschten Bereiche des früheren Römischen Reiches. Zuvor war diesem Bereich von der Forschung nur wenig Beachtung geschenkt worden. Alföldi arbeitete sowohl an mehreren Großprojekten als auch an Einzelstudien, die er zumeist parallel in verschiedenen Disziplinen vorantrieb. Dank vieler Freunde und loyaler Mitarbeiter wurden etliche seiner Studien durch Übersetzungen im Ausland publik. Erwähnenswert ist hier sein Werk Der Untergang der Römerherrschaft in Pannonien[8], das eine Synthese seiner Quellenforschungen in den verschieden Teilgebieten der Archäologie und Geschichte darstellte, und auf seinen diversen Vorarbeiten, die er vor allem in Aufsätzen veröffentlichte, basierte.
Ausgehend von seinen Studien zum pannonischen Donauraum und dem Karpatenbecken, dehnte Alföldi seine Forschungen immer weiter aus. So veröffentlichte er Studien zur Reichskrise des 3. Jahrhunderts, zur Geschichte und Kultur eurasischer Hirten- und Reitervölker, zu Bildsymbolik und zur Repräsentation der römischen Kaiser in der Spätantike. Auch der Zweite Weltkrieg konnte Alföldis Arbeit nicht unterbrechen. Erst die Zeit nach dem Krieg brachte einen tiefen Einschnitt in sein Leben. Infolge der Entwicklung Ungarns zu einem Satellitenstaat der Sowjetunion und der Behinderung seiner Arbeit durch die neuen Machthaber, verließ Alföldi Ungarn für immer und ging in die Schweiz. Seine Emigration lief in relativ geordneten Bahnen ab. Nur den Großteil seiner Arbeitsmaterialien musste Alföldi in seiner Heimat zurücklassen.
1948 bis 1981: Arbeit in der Schweiz und in den USA
Da Alföldi außerhalb Ungarns von seinen bis dahin hauptsächlich genutzten Quellen getrennt war, wurde unter Kollegen gemutmaßt, dass seine Karriere nun beendet sein würde. Doch er erbrachte in den nächsten 30 Jahren im Exil nicht nur weiterhin herausragende Leistungen auf den Gebieten seiner bisherigen Forschungen, sondern widmete sich zusätzlich der römischen Frühgeschichte und dem Untergang der römischen Republik. In einem Nachruf meinte Géza Alföldy später: „Er leuchtete die Geschichte Roms vom Anfang bis zum Ende wie sonst kein Gelehrter in diesem Jahrhundert durch“.[9]
Trotz großer persönlicher Probleme ermöglichten ihm Freunde in der Schweiz schnell einen wissenschaftlichen Neuanfang. 1948 wurde er Professor für Alte Geschichte in Bern, vier Jahre später in Basel. Viele in Ungarn begonnene Projekte konnte er nun – zum Teil sogar unter besseren Bedingungen – fortsetzen. Analog zu den ungarischen „Dissertationes Pannonicae“ begründete er in der Schweiz die Reihe „Dissertationes Bernenses“. In Zeitschriften wie den „Schweizer Münzblättern“ erschienen diverse seiner Artikel, wie schon in den ungarischen Zeitschriften zuvor. Jedoch widmete er sich nun auch allgemeineren Problemen der römischen Geschichte.
1956 wechselte er auf einen Lehrstuhl an die School of Historical Studies am Institute for Advanced Study in Princeton, New Jersey. Neben einer besseren Bezahlung wurden ihm hier auch großzügige Reisemöglichkeiten geboten. Auch nach seiner Emeritierung blieb Alföldi in Princeton und arbeitete bis zu seinem Tode an diversen Projekten, die er jedoch nicht mehr alle zum Abschluss bringen konnte.
Persönlichkeit und Fähigkeiten
Der kleingewachsene Alföldi galt als kompromisslos und hart gegenüber sich und anderen.[10] Diese Haltung zeigte sich unter anderem daran, dass ihn auch schwere Krankheiten nicht von der Arbeit abhalten konnten. Wer in Alföldis Augen nicht tüchtig genug war, ging ihm besser aus dem Weg.[10] Kollegen, die sich vor ihm bewährt hatten, betrachtete er indes als Familienmitglieder. In diesem Sinne war er auch ein geselliger Mensch ohne Berührungsängste, der gerne ungarische Volkslieder zum Besten gab – denn seiner Heimat Ungarn blieb er zeitlebens eng verbunden. In Gesellschaft liebte es Alföldi, mit humorigen Anekdoten hervorzutreten. Zu seinem Wesen gehörte auch, dass er gut mit Kindern umgehen konnte. In zweiter Ehe war er mit der bekannten Archäologin Elisabeth Alföldi-Rosenbaum (1911–1992) verheiratet, die ihm nicht nur in Phasen der Erkrankung ein großer Rückhalt war.[10]
Kritik vertrug Alföldi nur sehr bedingt. Zwar sah er sie als prinzipiell notwendig an, wies sie jedoch stets zurück, wenn sie ihm als unzutreffend erschien.[10] Er galt als guter Zeichner, was ihm vor allem bei numismatischen Studien zugutekam, wo er selbst kleinste Feinheiten herausarbeiten konnte.[10] Dieses Können kam ihm auch beim Skizzieren von geographischen Gegebenheiten zugute.[11] Zudem hatte er bis ins hohe Alter ein sehr gutes Gedächtnis, große visuelle Fähigkeiten und eine gute Vorstellungskraft, die ihm bei assoziativen Problemen halfen.[11] Mit seiner leisen Stimmer war er jedoch kein guter Redner, obwohl er gerne dozierte. Nach Karl Christ war Alföldis Vorträgen „gelegentlich ,fortlaufender‘ Erfolg“ beschieden. Doch genügten sie meist nicht einmal den bescheidendsten didaktischen und rhetorischen Anforderungen.[11]
Forschung, Werk und Verdienste
Das frühe Rom
Nach Alföldis Meinung war die Bedeutung Roms in etruskischer Zeit weitaus geringer als später dargestellt. Die ältesten Strukturen des römischen Staates versuchte er durch Vergleiche mit eurasischen Reiter- und Hirtenvölkern zu erforschen. Auch wenn die Theorien Alföldis in der Forschung nicht auf ungeteiltes positives Echo stießen, sondern vielfach auch kritisiert wurden, mussten selbst seine Kritiker die originelle Art und Weise seiner Beweisführung anerkennen. Neben archäologischen und späteren literarischen Quellen bediente sich Alföldi der Methoden der vergleichenden Religionswissenschaft. Seinen Kritikern widmete er später ein eigenes Buch[12].[9]
Der Untergang der römischen Republik
Andreas Alföldis Arbeiten zum Untergang der römischen Republik waren geprägt von seiner These, dass Caesar eine Monarchie nach altrömischem Muster errichten wollte. Beweise für seine Theorie glaubte er vor allem in den Münzprägungen des Jahres 44 v. Chr. zu finden. Schon die Zusammenstellung dieser Münzen in einem Katalog stellte eine große Leistung dar, da Alföldi diese Münzen von den verschiedensten Stellen zusammensuchen musste.[13] Eine größere Studie zu Caesar, für die diese Vorarbeit gedacht war, konnte Alföldi jedoch nicht mehr realisieren. Dennoch erweiterte er die Forschung an dieser Stelle um eine innovative Komponente. Gegen zu harsche Kritik verteidigte er Caesar jedoch. Wie Theodor Mommsen war er von der Persönlichkeit Caesars fasziniert, vom „Opportunismus“ Ciceros jedoch enttäuscht. Für ihn war Cicero der ideologische Anstifter zum Mord an Caesar. Andererseits sah er Cicero als Künstlernatur. Den Caesarmördern attestierte er Blindheit und Skrupellosigkeit, ebenso war die senatorische Oligarchie für ihn kein Träger einer republikanischen Ordnung. Die Empörung gegen Caesar war in seinen Augen der Konflikt einer griechisch geprägten Oberschicht mit einem bodenständigen, römisch geprägten Caesar.[14]
Seine Arbeit zu Octavians Aufstieg[15] stützte sich vor allem auf literarische Quellen. Hier beleuchtete Alföldi nicht nur die emotionalen und religiösen Gründe für Octavians Vorgehen nach dem Tode Caesars, sondern erstmals auch die dahinterstehenden, handfesten wirtschaftlichen Aspekte.[13]
Kaiserzeitliche Studien
Die Ausgestaltung des monarchischen Zeremoniells am römischen Kaiserhofe (1934) und Insignien und Tracht der römischen Kaiser (1935) gelten zu den Höhepunkten im Schaffen Alföldis[16]. In diesen beiden Aufsätzen beschreibt er sowohl die religiösen Grundlagen als auch die kontinuierliche Entwicklung und die offiziellen Ausdrucksformen der römischen Herrscherideologie. An diesen Artikeln, in denen Alföldi erneut numismatische, literarische, epigraphische und archäologische Quellenstudien verbindet, wird vor allem sein Verständnis für die antike Bildsymbolik und deren Abstrahierung bis hin zu kleinen Münzbildern gelobt. Aufbauend auf diesen Studien folgten noch weitere zur Ideenwelt und Repräsentation des Kaisertums.
In Ermangelung umfassender schriftlicher Quellen für die römische Geschichte in der Mitte und der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts, in der Zeit der sogenannten Reichskrise, griff Alföldi bei der Forschung erneut auf numismatische Quellen zurück. Er legte große Materialsammlungen für diese Zeit vor. Besonders wichtig war die Untersuchung der Prägestätte Siscia. Anhand der Münzen erarbeitete Alföldi eine erneuerte Chronologie dieser Zeit. Neu waren etwa die Erkenntnisse, dass in der Zeit der Soldatenkaiser Pannonier vorherrschend in höchsten Positionen waren. Zudem stellte er Gallienus als großen römischen Kaiser heraus, was eine andere als die bis dato in der Geschichtsforschung vertretene Sichtweise war.[13]
Die Spätantike
Auch im Bereich der Forschung zur Spätantike leistete Alföldi verdienstvolle Arbeiten. Auch hier war wieder die Numismatik sein Zugang. Von besonderer Bedeutung war die Katalogisierung der sogenannten Kontorniat-Münzen, die der Forschung eine neue, bis dahin nahezu unbekannte Quelle vor allem zur Ideengeschichte des späten 4. und frühen 5. Jahrhunderts erschloss. Diese Forschungen erfolgten während des Zweiten Weltkriegs, was die Leistung noch einmal besonders erwähnenswert macht. Trotz der Kriegswirren gelang es Alföldi das dafür benötigte Material aus den verschiedenen Museen Europas zu erhalten und die erste Auflage des Buches zu veröffentlichen. Dass er ebenso die literarischen Quellen beherrschte, zeigte er in seiner Studie zu Valentinian I..[13]
Am meisten interessierte Alföldi bei der Erforschung der Spätantike jedoch die Zeit zwischen Konstantin I. und dem Sieg des Christentums über das Heidentum. Seine Arbeit A Festival of Isis in Rome under the Christian Emperors of the IVth Century (Budapest 1937), in der er über ein Fest zu Ehren der Göttin Isis in Rom zu Zeiten christlicher Kaiser im 4. Jahrhundert schreibt, gilt als herausragend. Auch seine jährliche Organisation eines internationalen Colloquiums zur Historia Augusta, das 20 Jahre lang regelmäßig stattfand, trug sehr zur Erforschung der Spätantike bei.[17]
Verdienste
Der wohl wichtigste Impuls, den Alföldi der Alten Geschichte gegeben hat, war die Erkenntnis, dass epigraphische, numismatische und archäologische Quellen gleichrangig und ergänzend zu literarischen Quellen zu behandeln sind und nicht nur eine Hilfswissenschaft oder gar nur zur Illustrierung historischer Literatur geeignet sind. Als Gegner einer zu großen Spezialisierung in einer Altertumswissenschaft, die sich zunehmend in Fachsparten aufgliederte, war er selbst Spezialist auf vielen Gebieten. In historischer Sicht stand er in der Tradition Mommsens, in methodischer Sicht in der Tradition Michael Rostovtzeffs, der als erster für seine wirtschaftsgeschichtlichen Studien auf archäologische Quellen zurückgriff.[13]
Auch der Nutzung numismatischer Quellen gab Alföldi entscheidende Impulse. Sie wurden dank seiner eine der Hauptquellen der Alten Geschichte. Seine Methoden, die die Untersuchung von Münzreihen ebenso wie die Untersuchung ganzer Prägestätten und die Nutzung der Münzen als Quelle für religionswissenschaftliche Deutungen beinhaltete, waren bahnbrechend. So wie Mommsen als der große Organisator bei der Erforschung der römischen Inschriften gilt, ist Alföldi gleichsam der Doyen der Numismatik. „Er hatte einen großen Anteil daran, dass die Numismatik eine historische Wissenschaft geworden ist“ (Géza Alföldy).[13] Bedeutsam sind Alföldis Verdienste um die Erforschung des Donau- und Karpatengebietes. Durch seine Forschungen wurde dieses Gebiet von einem nahezu weißen Fleck auf der „Landkarte“ der Erforschung des antiken Raumes zu einem der am besten erforschten Bereiche.
Alföldis Gesamtwerk umfasst weit über 300 Beiträge, davon rund ein Dutzend in Form von Monografien[6]. Seine Wirkung strahlt – nicht zuletzt durch seine vielen Schüler − durch die von ihm begonnenen und angestoßenen Forschungen bis heute aus. Von vielen seiner Fachkollegen wurde bedauert, dass er nie eine allumfassende Studie zur römischen Geschichte vorlegte. Solche Arbeiten lagen Alföldi nicht und er konzentrierte sich lieber auf Einzelstudien, obgleich er alle Bereiche der römischen Geschichte in gleicher Weise gut beherrschte. Deswegen haftet ihm in den Augen mancher Fachkollegen das Manko des fehlenden „großen Wurfes“ an.[18]
Neben den weithin bekannten Forschungsgebieten widmete sich Alföldi auch anderen Studien. So schrieb er über die Technik des Fotografierens von griechischen Vasenbildern, über psychologische Grundlagen der Zauberei und über die Bedeutung des theriomorphen Weltbildes bei den Völkern des nordasiatischen Raumes.[10]
1972 wurde Alföldi der Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste verliehen. Die Laudatio hielt von Harald von Posadowsky-Wehener, der damalige Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in New York.[19] Außer ihm konnte nur Sir Ronald Syme als weiterer Althistoriker diese Auszeichnung erhalten. Zudem war er Mitglied, zum Teil sogar Ehrenmitglied, vieler Wissenschaftlicher Gesellschaften und Akademien. Außerdem war er Ehrendoktor mehrerer Universitäten und Träger weiterer Auszeichnungen. Die Historische Klasse der Bayerischen Akademie der Wissenschaften nahm in 1936 als korrespondierendes Mitglied auf.
Seine Tochter Dr. Emma Alföldi war ebenfalls Historikerin und mit dem bedeutenden ungarischen Mittelalterhistoriker Josef Deér verheiratet, der fast 30 Jahre lang als Professor in Bern wirkte. Beide hatten Ungarn mit Alföldi verlassen.
Schriften (Auswahl)
- Der Untergang der Römerherrschaft in Pannonien (2 Bände), Budapest 1924–1926.
- Daci e romani in Transilvania, 1940.
- Die Geschichte des Karpatenbeckens im 1. Jahrhundert v. Chr., Harrassowitz, Budapest/Leipzig 1942 (Ostmitteleuropäische Bibliothek, Nr. 37).
- Die Kontorniaten. Ein verkanntes Propagandamittel der stadt-römischen heidnischen Aristokratie in ihrem Kampfe gegen das christliche Kaisertum. Festschrift der Ungarischen numismatischen Gesellschaft zur Feier ihres vierzigjährigen Bestehens (2 Bände), Magyar Numizmatikai Társulat und Harrassowitz, Budapest und Leipzig 1942/43.
- Zu den Schicksalen Siebenbürgens im Altertum, 1944.
- The Conversion of Constantine the Great and Pagan Rome, 1948.
- The Conflicts of Ideas in the late Roman Empire, 1952.
- Der frührömische Reiteradel und seine Ehrenabzeichen, Verlag für Kunst und Wissenschaft, Baden-Baden 1952 (Deutsche Beiträge zur Altertumswissenschaft, Heft 2).
- Studien über Caesars Monarchie, 1953.
- Die trojanischen Urahnen der Römer, 1957 (auch bei Erma di Bretschneider, Rom 1979 (Studia historica, 124)).
- Das frühe Rom und die Latiner, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1977, ISBN 3-534-07538-2 (Originalausgabe: Early Rome and the Latins, 1965).
- Studien zur Geschichte der Weltkrise des 3. Jahrhunderts nach Christus, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1967.
- Die monarchische Repräsentation im römischen Kaiserreiche, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1970.
- Der Vater des Vaterlandes im römischen Denken, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1971 (Erstveröffentlichung in Museum Helveticum 7, 1950) ISBN 3-534-04653-6.
- Die zwei Lorbeerbäume des Augustus, Habelt, Bonn 1973 (Antiquitas, Reihe 3: Abhandlungen zur Vor- und Frühgeschichte, zur klassischen und provinzial-römischen Archäologie und zur Geschichte des Altertums, Bd. 14) ISBN 3-7749-1266-1.
- Caesar in 44 v. Chr. II., Habelt, Bonn 1974 (Antiquitas, Reihe 3: Abhandlungen zur Vor- und Frühgeschichte, zur klassischen und provinzial-römischen Archäologie und zur Geschichte des Altertums).
- Die Struktur des voretruskischen Römerstaates, Winter, Heidelberg 1974 (Bibliothek der klassischen Altertumswissenschaften. Neue Folge, Reihe 1, Bd. 5) ISBN 3-533-02287-0 / ISBN 3-533-02288-9.
- Römische Frühgeschichte. Kritik und Forschung seit 1964, Winter, Heidelberg 1976 (Bibliothek der klassischen Altertumswissenschaften. Neue Folge, Reihe 1, Bd. 6) ISBN 3-533-02275-7 / ISBN 3-533-02276-5.
- Die Kontorniat-Medaillons (mit Elisabeth Alföldi-Rösenbaum, 2 Bände), de Gruyter, Berlin 1976 (Bildbad) und 1990 (Textband) ISBN 3-11-003484-0 und ISBN 3-11-011905-6.
- Oktavians Aufstieg zur Macht, Habelt, Bonn 1976 (Antiquitas. Reihe 1, Abhandlungen zur alten Geschichte, Bd. 25) ISBN 3-7749-1360-9.
- Aion in Mérida und Aphrodisias, 1979.
- Caesariana, Habelt, Bonn 1984 (Antiquitas, Reihe 3: Abhandlungen zur Vor- und Frühgeschichte, zur klassischen und provinzial-römischen Archäologie und zur Geschichte des Altertums, Bd. 27) ISBN 3-7749-1859-7.
- Studien zu Caesars Monarchie und ihren Wurzeln (= Caesar in 44 v. Chr. I.), Habelt, Bonn 1984 (Antiquitas. Reihe 3: Abhandlungen zur Vor- und Frühgeschichte, zur klassischen und provinzial-römischen Archäologie und zur Geschichte des Altertums, Bd. 16) ISBN 3-7749-1390-0.
Literatur
- Géza Alföldy: Andreas Alföldi †. In: Gnomon 53, 1981, S. 410–414.
- Maria R.-Alföldi: Andreas Alföldi †. In: Historische Zeitschrift 233, 1981, S. 781–786.
- Karl Christ: Andreas Alföldi (1895-1981). In: Karl Christ: Neue Profile der Alten Geschichte. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1990, ISBN 3-534-10289-4, S. 8–62.
- Karl Schefold: Andreas Alföldi (1895–1981). In: Eikasmós 4, 1993, S. 97–98.
- Institute for Advanced Study: Andrew Alföldi 1895–1981. Princeton 1982 (hier auch das umfassende Schriftenverzeichnis).
- Martin Dennert: Andreas Alföldi. In: Stefan Heid, Martin Dennert (Hrsg.): Personenlexikon zur Christlichen Archäologie. Forscher und Persönlichkeiten vom 16. bis zum 21. Jahrhundert. Schnell & Steiner, Regensburg 2012, ISBN 978-3-7954-2620-0, Bd. 1, S. 63 f.
Weblinks
Anmerkungen
- ↑ Karl Christ: „Andreas Alföldi“, S. 8
- ↑ Karl Christ: „Andreas Alföldi“, S. 8-9
- ↑ Karl Christ: „Andreas Alföldi“, S. 9
- ↑ Dissertationstitel Pannoniai agyagminták es vonatkozásaik a császárokra, deutsch: Pannonische Tonmodel und imperiale Ikonographie veröffentlicht in Archaeologiai Értesitő 38, 1918/19, S. 1–36
- ↑ Karl Christ: „Andreas Alföldi“, S. 9–10
- ↑ 6,0 6,1 6,2 6,3 Géza Alföldy: „Andreas Alföldi †“, in: Gnomon 53, 1981, S. 410
- ↑ Karl Christ: „Andreas Alföldi“, S. 10; Karl Christ: „Andreas Alföldi“, S. 13
- ↑ 2 Bände, Berlin 1924/26
- ↑ 9,0 9,1 Géza Alföldy: „Andreas Alföldi †“, in: Gnomon 53, 1981, S. 411
- ↑ 10,0 10,1 10,2 10,3 10,4 10,5 Géza Alföldy: „Andreas Alföldi †“, in: Gnomon 53, 1981, S. 414
- ↑ 11,0 11,1 11,2 Karl Christ: „Andreas Alföldi“, S. 12
- ↑ Römische Frühgeschichte. Kritik und Forschung seit 1964, Heidelberg 1976
- ↑ 13,0 13,1 13,2 13,3 13,4 13,5 Géza Alföldy: „Andreas Alföldi †“, in: Gnomon 53, 1981, S. 412
- ↑ Karl Christ: „Andreas Alföldi“, S. 55
- ↑ Oktavians Aufstieg zur Macht, Bonn 1976
- ↑ so zumindest Géza Alföldy: „Andreas Alföldi †“, in: Gnomon 53, 1981, S. 412
- ↑ Géza Alföldy: „Andreas Alföldi †“, in: Gnomon 53, 1981, S. 413
- ↑ Karl Christ: „Andreas Alföldi“, S. 13.
- ↑ Pour le mérite für Wissenschaften und Künste für Andreas Alföldi; abgerufen am 17. Juni 2013.
😃 Profil: Alföldi, András | ||
---|---|---|
Namen | Alföldi, Andreas | |
Beruf | ungarischer Althistoriker, Epigraphiker, Numismatiker und Archäologe | |
Persönliche Daten | ||
Geburtsdatum | 27. August 1895 | |
Geburtsort | Pomáz bei Budapest | |
Sterbedatum | 12. Februar 1981 | |
Sterbeort | Princeton, New Jersey |
Andere Lexika
- Althistoriker
- Numismatiker
- Klassischer Archäologe
- Provinzialrömischer Archäologe
- Prähistoriker
- Epigraphiker
- Hochschullehrer (Debrecen)
- Hochschullehrer (Loránd-Eötvös-Universität Budapest)
- Hochschullehrer (Universität Bern)
- Hochschullehrer (Basel)
- Hochschullehrer (Institute for Advanced Study)
- Träger des Pour le Mérite (Friedensklasse)
- Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur
- Träger des österreichischen Ehrenzeichens für Wissenschaft und Kunst
- Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften
- Ungar
- Geboren 1895
- Gestorben 1981
- Mann
- Träger der Archer M. Huntington Medal
- Träger der Medaille der Royal Numismatic Society
- PPA-Gold