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Islamisierung: Unterschied zwischen den Versionen

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* [[Ralph Ghadban]]: ''Tariq Ramadan und die Islamisierung Europas.'' Schiler, Berlin 2006, ISBN 3-89930-150-1.
* [[Ralph Ghadban]]: ''Tariq Ramadan und die Islamisierung Europas.'' Schiler, Berlin 2006, ISBN 3-89930-150-1.
* John L. Esposito: ''The Islamic Threat. Myth or Reality?''. Oxford University Press, 1992. ISBN 0-19-507184-0
* John L. Esposito: ''The Islamic Threat. Myth or Reality?''. Oxford University Press, 1992. ISBN 0-19-507184-0
* Steffen Kröhnert, Reiner Klingholz: ''[http://www.berlin-institut.org/fileadmin/user_upload/Veroeffentlichungen/Glaube_Macht_und_Kinder.pdf Glaube, Macht und Kinder. Erobern religiöse Menschen mit vielen Nachkommen die Welt?]'', [[Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung]]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 24. Januar 2012, 09:30 Uhr

Islamisierung bezeichnet die Einführung des Islams als vorherrschende Religion in zuvor mehrheitlich nicht islamisch geprägten Regionen oder Ländern. Historisch fand sie vor allem durch die islamische Expansion im Mittleren und Nahen Osten sowie auf der iberischen Halbinsel im 7.-10. Jahrhundert statt.

Unter Re-Islamisierung wird das Wiedererstarken religiös-islamischer Ansichten zusammen mit einer sozialen und politischen Entsäkularisierung verstanden, wie seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in einigen islamisch geprägten Ländern zu beobachten ist.[1]

Historische Islamisierung

Anders als die Konversion einer einzelnen Person zum Islam umfasst der Begriff "Islamisierung" einen Umwandlungsprozess in historisch-politischer Dimension - teilweise analog zur Christianisierung.

Historisch führte die islamische Expansion zur Islamisierung der jeweiligen Gebiete unter islamischer Herrschaft: Zwar bestand aufgrund der hohen Bedeutung der Dschizya für die damaligen muslimischen Steuereinnahmen von Seiten der muslimischen Herrscher wenig Interesse an einer Konversion von Nicht-Muslimen zum Islam,[2] aber aufgrund ihres niedrigeren Rechtsstatus als nicht-muslimische Schutzbefohlene zogen diese oft dennoch eine Konversion zum Islam vor.

Die letzte Islamisierung auf europäischem Boden fand ab dem 15. Jahrhundert durch die Expansion des osmanischen Reichs auf dem Balkan (Bosniaken, Albaner) statt, während sie in Griechenland durch den starken kulturellen Widerstand gegen die osmanische Vorherrschaft nur sehr begrenzt wirkte.

Die Ausbreitung des Islam in Europa

Die Ausbreitung des Islam in Europa vollzog sich in vier voneinander unabhängigen Phasen, die jeweils verschiedene Regionen Europas betrafen. Während der beiden ersten wurde der Islam vor allem durch Eroberungen verbreitet und ebenso wieder zurückgedrängt. Die dritte vollzieht sich in Form von Zuwanderung und hält bis heute an:

  • Im 7. Jahrhundert drängte der junge Islam mit Macht nach Europa. Während der Zugang über die östlichen Meerengen auf die Balkanhalbinsel durch das Oströmische Reich blockiert wurde (674 und 717), eroberten die Araber über den Westen fast ganz Spanien und Portugal. Die Schlacht von Tours und Poitiers im Oktober 732 brachte den militärischen Vormarsch zum Stehen. Die Araber wurden in der Folge immer weiter aus ihren inzwischen besiedelten Gebieten zurückgedrängt, konnten sich im Süden des heutigen Spanien jedoch noch bis 1492 halten. Die betroffenen Gebiete wurden bei der christlichen Rückeroberung (Reconquista) wieder christianisiert, so dass es im Südwesten Europas keine islamischen Minderheiten mehr gab.
  • 1354 setzten die Osmanen über die Dardanellen nach Europa und eroberten in den folgenden Jahrzehnten große Teile des Balkans sowie 1453 die größte christliche Stadt, Konstantinopel. Die Expansion führte bis an die Hauptstadt des Heiligen Römischen Reichs, Wien (1529 und 1683). Die zweite erfolglose Belagerung Wiens gilt als das Ende dieser zweiten islamischen Expansionswelle in Europa. Das Osmanische Reich geriet daraufhin in die Defensive und wurde in zahlreichen Kriegen bis 1913 auf die heutigen türkischen Grenzen zurückgedrängt. Im Gegensatz zur ersten jahrhundertelangen islamischen Herrschaft in Südwesteuropa hatte die zweite im Südosten bleibende Folgen: Die Albaner und Bosniaken blieben auch nach der Rückeroberung mehrheitlich muslimisch, in Ländern wie Griechenland und Bulgarien verblieben türkische Minderheiten.
  • Die aktuelle, bis heute andauernde muslimische Expansion nach Europa findet in Form von Zuwanderung in wohlhabende Industriestaaten statt und begann in größerem Umfang in den 1950er Jahren. Zielländer waren zunächst Staaten im nördlichen Westeuropa, etwa Frankreich, Großbritannien, die skandinavischen, Benelux- oder die deutschsprachigen Länder. In jüngerer Zeit sind auch Spanien und Italien Ziel muslimischer Zuwanderer. Die Immigranten stammen überwiegend aus Nordafrika, der Türkei oder Pakistan, mit unterschiedlicher Verteilung in den betreffenden Zielländern. In vielen europäischen Ländern sind Muslime durch Immigration zu starken und einflussreichen Minderheiten geworden.
  • Darüber hinaus findet, trotz teilweise sinkender Zuwanderungszahlen, eine weitere demographische Expansion statt. Einwanderer aus islamischen Gesellschaften und deren Nachfahren wenig Ehen mit der einheimischen Bevölkerung eingehen und bleiben über Generationen somit weitgehend homogene Gruppen, die ein Mehrfaches der Geburtenrate des Gastlandes aufweisen. Diese Art der Islamisierung schreitet am schnellsten voran und ist ein wesentlich größerer Faktor als die Zuwanderung aus islamischen Ländern.

Ausbreitung des Islams im Europa der Gegenwart

Die Daten für Prognosen sind nicht teilweise nicht ausreichend vorhanden, da es nur in wenigen europäischen Ländern aktuelle oder gesicherte Zahlen über den Anteil von Muslimen an der Gesamtbevölkerung gibt. Eine Reihe von Ländern, darunter Belgien, Dänemark, Frankreich, Griechenland, Ungarn, Italien, Luxemburg und Spanien, stellen die Frage nach dem Glaubensbekenntnis weder in Volkszählungen noch anderen offiziellen Dokumenten. In Deutschland wurde diese Frage zuletzt bei der Volkszählung im Jahr 1987 erhoben[3].

Gegenbewegungen

In Antwerpen in Belgien stellten im Januar 2008 die Politiker Heinz-Christian Strache (Freiheitliche Partei Österreichs) und Filip Dewinter (Vlaams Belang) sowie Markus Beisicht von der Bürgerbewegung pro Köln eine „Europäische Städteallianz gegen Islamisierung“ vor[4]. Ihre Forderungen umfassen unter anderem die Eintragung der Religionsgemeinschaft in jedem Reisepass und die Sammlung von Fingerabdrücken von „Personen mit islamischem Hintergrund“. Strache zeigte sich „entsetzt über den Islamisierungs- und Überfremdungsgrad“ Antwerpens und forderte einen sofortigen Einwanderungsstopp, da nur so „Europa jetzt noch vor dem drohenden Untergang“ zu retten sei[5]

Im Zusammenhang mit der Islamisierung Europas wird auf gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungen hingewiesen. So warnt der französische Philosoph Robert Redeker vor einer „Islamisierung des Denkens“ und nennt als Beispiele dafür „in den öffentlichen Badeanstalten Schwimmzeiten nur für Frauen, das Verbot, diese Religion zu karikieren, der Anspruch auf einen Sonderspeiseplan für muslimische Kinder in den Schulkantinen, der Kampf für das islamische Kopftuch an den Schulen“ und schließlich den „Vorwurf der Islamophobie gegen alle freien Denker“[6].

Manche Gegner der Islamisierung unterscheiden dabei zwischen dem Islam bzw. den Muslimen im Allgemeinen, dem orthodoxen Islam und dem islamischen Fundamentalismus. So meint etwa der Göttinger Soziologe und Moslem Bassam Tibi:

„Wer sich in der Islam-Diaspora Europas auskennt, weiß, dass nicht nur die Islamisten von einem islamischen, von der Scharia beherrschten Europa träumen; auch orthodoxe Moslems tun dies und rechnen Europa durch demographische Islamisierung durch Migration zum Dar al-Islam/Haus des Islam.“, fügt aber hinzu, es gehe „nicht darum, den Islam aus Europa zu entfernen, sondern ihn mit Europa als Euro-Islam zu versöhnen.“[7]

Beat Christoph Bäschlin, Mitarbeiter im Schweizer Innenministerium und Autor in der Wochenzeitung Junge Freiheit, schrieb bereits im Jahr 1990:

"Frankreich ist der Brückenkopf der islamischen Invasion. Deshalb ist Frankreich heute eine tödliche Gefahr für Europa. Seine meinungsmachende und politische Führungskaste betreibt eine systematische und äußerst wirksame Förderung der afrikanisch-asiatischen Einwanderung. Früher oder später werden sich die in Frankreich eingesickerten Einwanderermassen in das übrige Europa ergießen. [...] Bei der Abwürgung der Nationalstaaten und staatlichen Nationalismen war der Einwanderung eine grundlegende Rolle zugedacht: eine Art einheitlichen europäischen Staatsvolkes war programmiert. Bis 1993 sollte jeder französische oder sonstige Nationalismus überwunden sein und eine Art gesamteuropäischer Menschenrasse sollte entstehen. Durch eine massive Einspritzung von arabisch-schwarzafrikanischen Elementen sollte eine vereinheitlichte Tönung europaweit erreicht werden."[8]

Edmund Stoiber (CSU) warnte vor einer schleichenden Islamisierung Deutschlands und forderte den Schutz muslimischer Mädchen vor Zwangsehen, dass in den Moscheen auf Deutsch gepredigt werden solle und die muslimischen Gemeinden sogenannte „Ehrenmorde“ ächten und Extremisten in den eigenen Reihen der Polizei melden sollen[9].

Kritik des Begriffes „Islamisierung“

In weiten Teilen der westeuropäischen politischen Linken wird der Prozess der Islamisierung relativiert oder bestritten.

Sie wird Kritikern und Gegnern des Islamisierung, vorgehalten, sie würden aufgrund xenophober Reflexe das Fremde für schlecht halten und erlägen alten Überfremdungsängsten.[10] Diese Gegenposition erkennt keine Islamisierung, sondern eine sogenannte Islamophobie.

Zwangsislamisierung

Die Zwangsislamisierung bezeichnet die zwangsweise Konversion zum Islam. Gemäß islamischem Recht ist sie bei Polytheisten[11] sowie vom Islam Abgefallenen[12] als auch unter bestimmten Umständen bei Frauen, Kindern und Kriegsgefangenen[13] gestattet: Sie können vor die Wahl zwischen der Konversion zum Islams oder dem Tod gestellt werden.

Als der islamische Religionsstifter Mohammed 632 n.Chr. starb, erstreckte sich der islamische Machtbereich über die gesamte arabische Halbinsel.[14] Einige arabische Stämme, die mit der islamischen Gemeinschaft auf verschiedenem Wege verbunden waren[15], weigerten sich nach Mohammeds Tod die finanziellen Abgabebedingungen des Islam (Zakat) weiterhin zu erfüllen. Im Verlauf der sogenannten Ridda-Kriege unter Führung des ersten Kalifen Abu Bakr wurden diese Stämme bezwungen und zwangsislamisiert.

Die osmanische Knabenlese, bei der ein bestimmter Anteil christlicher Knaben aus den besetzen Gebieten abgeliefert werden musste, die dann zu muslimischen Soldaten ausgebildet wurden, war eine organisierte Form der Zwangsislamisierung.

Siehe auch

Literatur

Historisch

  • Yohanan Friedmann: Tolerance and Coercion in Islam. Interfaith Relations in the Muslim Tradition. Cambridge University Press, 2006. ISBN 0-521-02699-7
  • Adel Th. Khoury: Toleranz im Islam. Grünewald, 1980. ISBN 3-459-01250-1
  • Bat Ye'or: Der Niedergang des orientalischen Christentums unter dem Islam. Vom Dschihad zum Schutzvertrag. Resch, Gräfelfing 2002. ISBN 3-935197-19-5.
  • Anton Minkov: Conversion to Islam in the Balkans. Kisve Bahasi Petitions and Ottoman Social Life, 1670-1730. Leiden 2004 (The Ottoman Empire and its heritage, Bd. 30). ISBN 90-04-13576-6

Aktuell

  • Ralph Ghadban: Tariq Ramadan und die Islamisierung Europas. Schiler, Berlin 2006, ISBN 3-89930-150-1.
  • John L. Esposito: The Islamic Threat. Myth or Reality?. Oxford University Press, 1992. ISBN 0-19-507184-0

Einzelnachweise

  1. Artikel Re-Islamisierung bei der Bundeszentrale für politische Bildung
  2. Albrecht Noth: Früher Islam. In: Ulrich Haarmann (Hrsg.): Geschichte der arabischen Welt. C. H. Beck, 1991. S. 92 f.
  3. Focus: Islam im demographischen Aufwind, 23. April 2007
  4. Die Presse: FPÖ vs. Islam: Strache gründet "Allianz gegen Islamisierung", 16. Januar 2008
  5. FPÖ-Presseaussendung: Strache bekräftigt in Antwerpen Städtepartnerschaft gegen drohende Islamisierung in Europa, 18. Januar 2008.
  6. Michaela Wiegel: Ein Philosophielehrer auf der Flucht, FAZ, 6. Oktober 2006
  7. Bassam Tibi: Europa droht eine Islamisierung, Die Welt, 28. Mai 2002
  8. Der Islam wird uns fressen! Der islamische Ansturm auf Europa und die europäischen Komplizen dieser Invasion. Selvapiana-Verlag, 1990. S. 11
  9. Financial Times Deutschland: Stoiber warnt vor „Islamisierung“ Deutschlands, 14. Oktober 2006
  10. taz: Die Islamisierung in den Köpfen
  11. The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Brill, Leiden. Bd. 9, S. 484
  12. Yohanan Friedmann: Tolerance and Coercion in Islam. Interfaith Relations in the Muslim Tradition. Cambridge University Press, 2003. S. 121
  13. Yohanan Friedmann: Tolerance and Coercion in Islam. Interfaith Relations in the Muslim Tradition. Cambridge University Press, 2003. S. 121 sowie 106
  14. Für eine Zusammenfassung siehe: W. Montgomery Watt: Muhammad at Medina. Oxford University Press, 1962. S. 78-151; Elias Shoufani: Al-Ridda and the Muslim Conquest of Arabia. University of Toronto Press, 1973. S. 10-48
  15. siehe: Albrecht Noth: Früher Islam. In: Ulrich Haarmann (Hrsg.): Geschichte der arabischen Welt. C.H. Beck, 1991. S. 39

Weblinks