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Geschichte der Türken in Bosnien-Herzegowina: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Bih Mostar Stari Most 001.jpg|thumb|370px|Die weltberühmte Brücke in [[Mostar]] und im Hintegrund die [[Moschee]] - Symbol der türkischen Besiedlung des Landes, aber auch blutiger ethnischer Konflikte.]] Die '''Geschichte der Türken in Bosnien-Herzegowina''' reicht vom 15. bis in das 21. Jahrhundert.  
[[Datei:Bih Mostar Stari Most 001.jpg|thumb|370px|Die weltberühmte Brücke in [[Mostar]] und rechts im Hintergrund die [[Moschee]] - Symbol der türkischen Besiedlung des Landes, aber auch blutiger ethnischer Konflikte.]] Die '''Geschichte der Türken in [[Bosnien-Herzegowina]]''' erstreckt sich vom 15. bis in das 21. Jahrhundert.  
== Vorosmanische Zeit ==
== Vorosmanische Zeit ==
* Die Bevölkerung bestand vor der osmanischen Etoberung aus [[Slawe]]n.
* Die Bevölkerung bestand vor der osmanischen Eroberung aus [[Slawen]].
* Seit den 2. Jahrhundert waren die Bosnier Christen, allerdings Christen der häretischen Richtung der Bogomilen. <ref>[http://www.eurasischesmagazin.de/artikel/Bosnien-und-sein-Nachmittag-Islam/20060206 ''Bosnien und sein „Nachmittag-Islam“'']</ref>  
* Seit dem 2. Jahrhundert waren die Bosnier Christen, allerdings Christen der häretischen Richtung der Bogomilen.<ref>[http://www.eurasischesmagazin.de/artikel/Bosnien-und-sein-Nachmittag-Islam/20060206 ''Bosnien und sein „Nachmittag-Islam“'']</ref>
 
== Osmanische Herrschaft ab dem 15. Jahrhundert ==
== Osmanische Herrschaft ab dem 15. Jahrhundert ==
[[Datei:Osmanische gewalt.jpg|thumb|310px|Teilweise extreme Gewaltanwendung gegen die nichtmuslimische Bevölkerung (hier in einer Darstellung aus dem 16. Jahrhundert) war ein wesentlicher Bestandteil der jahrhundertelangen osmanischen Herrschaft auf dem gesamten [[Balkan]].]]
[[Datei:Osmanische gewalt.jpg|thumb|310px|Teilweise extreme Gewaltanwendung gegen die nichtmuslimische Bevölkerung (hier in einer Darstellung aus dem 16. Jahrhundert) war ein wesentlicher Bestandteil der jahrhundertelangen osmanischen Herrschaft (bekannt als „[[Türkenjoch]]“) auf dem gesamten [[Balkan]].]]
* Eine erste nennenswerte türkische Besiedlung erfolgte nach der Eroberung des bosnischen Königreichs durch die Türken im Jahr [[1463]].
* Eine erste nennenswerte türkische Besiedlung erfolgte nach der Eroberung des bosnischen Königreichs durch die Türken im Jahr [[1463]].
* Viele Christen flohen aus den Gebieten. Die verbliebene Bevölkerung litten unter Repressalien und Benachteiligungem. Von wichtigen Positionen in Verwaltung und Politik waren sie ausgeschlossen, und arbeiteten - oft als rechtslose Leibeigene - meist in der Landwirtschaft.  
* Viele Christen flohen aus den Gebieten. Die verbliebene Bevölkerung litten unter Repressalien und Benachteiligungem. Von wichtigen Positionen in Verwaltung und Politik waren sie ausgeschlossen, und arbeiteten - oft als rechtslose Leibeigene - meist in der Landwirtschaft.  
* Das Land war fortan über Jahrhunderte ein [[Eyâlet]] (Großprovinz) des [[Osmanischen Reich]]es.  
* Das Land war fortan über Jahrhunderte eine Großprovinz des [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reiches]].  
* Die Bevölkerung der Gebiete hat die überwiegend brutale türkische Herrschaft während dieser ganzen Zeit nie aktzeptiert.
* Die Bevölkerung der Gebiete hat die überwiegend brutale türkische Herrschaft während dieser ganzen Zeit nie aktzeptiert.
* Unter türkischer Herrschaft war es u.a. durchaus üblich christliche Menschen des Gebiets zu versklaven, und christliche Kinder zu entführen und zu lebenslangem Dienst im osmanischen Heer zu zwingen. <ref>Tim Clancy: ''Bosnia and Herzegovina'', 2013, S. 22</ref>
* Unter türkischer Herrschaft war es u.a. durchaus üblich christliche Menschen des Gebiets zu versklaven, und christliche Kinder zu entführen und zu lebenslangem Dienst im osmanischen Heer zu zwingen.<ref>Tim Clancy: ''Bosnia and Herzegovina'', IDC House, 2013, S. 21</ref>
* Um die eigene Herrschaft zu sichern wurden systematisch Türken im Land angesiedelt.  
* Um die eigene Herrschaft zu sichern wurden systematisch Türken im Land angesiedelt. Schon um [[1520]] war das Verhältnis von Muslimen zu Christen 50:50.<ref>Tim Clancy: Bosnia and Herzegovina, IDC House, 2013, S. 22</ref>
* Die türkische Bevölkerung im Bereich des heutigen [[Bosnien-Herzegowina]] wuchs dabei kontinuierlich.
* Die türkische Bevölkerung im Bereich des heutigen [[Bosnien-Herzegowina]] wuchs dabei kontinuierlich.
* Die brutale Art der osmanischen Machtausübung schärfte in der Bevölkerung das Bewusstsein für ethnische Unterschiede erheblich. Historiker sind der Ansicht, das damals bereits der Grundstein für die bis in das 21. Jahrhundert reichenden, oft blutigen ethnischen Konflikte gelegt wurde. <ref>Marko Plešnik: ''Bosnien Herzegowina - Unterwegs zwischen Adria und Save'', Trecher Verlag, 4. Aufl., 2012, S. 70</ref>
* Die brutale Art der osmanischen Machtausübung schärfte in der Bevölkerung das Bewusstsein für ethnische Unterschiede erheblich. Historiker sind der Ansicht, das damals bereits der Grundstein für die bis in das 21. Jahrhundert reichenden, oft blutigen ethnischen Konflikte gelegt wurde.<ref>Marko Plešnik: ''Bosnien Herzegowina - Unterwegs zwischen Adria und Save'', Trecher Verlag, 4. Aufl., 2012, S. 70</ref>
* Im Land entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte eine ganz eigene orientalische Kultur. <ref>Anm.: Ein Beispiel dafür ist die bildliche Darstellung von Verstorbenen auf muslimischen Grabsteinen in Bosnien-Herzegowina, die nach islamischem Bilderverbot undenkbar ist. Diese Sitte übernahmen die bosnischen Muslime von der orthodoxen Christen.</ref> So behielten die bosnischen Muslime bsp. die slawische Sprache bei. In die bosnische Sprache wurden viele Worte türkischen Ursprungs integriert. Der Islam in Bosnien entwickelte eine spezifische Religiosität, welche mit dem bosnischen Sprichwort ''"Prijepodne Ilija – Poslijepodne Alija"'' (''"Am Vormittag der Heilige Elias, am Nachmittag Allah"'') treffend charakterisiert ist. Ein österriechischer Reisebericht aus dem Jahr [[1531]] schrieb über Bosnien:
* Im Land entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte eine ganz eigene, durch den [[Orient]] beeinflusste Kultur. Ein Beispiel dafür ist die bildliche Darstellung von Verstorbenen auf muslimischen Grabsteinen in Bosnien-Herzegowina, die nach islamischem Bilderverbot eigentlich undenkbar ist. Diese Sitte übernahmen die bosnischen Muslime von den orthodoxen Christen. Zudem behielten die bosnischen Muslime die slawische Sprache bei. In die bosnische Sprache wurden viele Worte türkischen Ursprungs integriert. Der Islam in Bosnien entwickelte eine spezifische Religiosität, welche mit dem bosnischen Sprichwort ''Prijepodne Ilija – Poslijepodne Alija'' (deutsch "Am Vormittag der Heilige Elias, am Nachmittag Allah") treffend charakterisiert ist. Ein österreichischer Reisebericht aus dem Jahr [[1531]] schrieb über Bosnien: "Item wir haben in berürtem Künigreich Bossen dreierlay Nationes unnd glaubens gefunden."
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== Habsburgische Herrschaft ab 1878 ==
== Habsburgische Herrschaft ab 1878 ==
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* Die habsburgische Herrschaft stützte sich auch auf die alten muslimischen Eliten.  
* Die habsburgische Herrschaft stützte sich auch auf die alten muslimischen Eliten.  
* Der [[Islam]] wurde als gleichberechtigte [[Religion]] staatlich anerkannt.
* Der [[Islam]] wurde als gleichberechtigte [[Religion]] staatlich anerkannt.
* Der endgültige Verlust der Gebiete von Bosnien-Herzegowina ist für konservative Türken, die sich nach der alten Größe des osmanischen Reichs zurücksehen auch heute noch ein Stachel im historischen Bewusstsein. <ref>[http://www.freitag.de/autoren/saltadoros/erdogans-touristen ''Erdoğans Touristen'' auf ''www.freitag.de'']</ref>
* Der endgültige Verlust der Gebiete von Bosnien-Herzegowina blieb für konservative Türken, die sich nach der alten Größe des osmanischen Reichs zurücksehnen, noch lange ein Stachel im historischen Bewusstsein.<ref>[http://www.freitag.de/autoren/saltadoros/erdogans-touristen ''Erdoğans Touristen'' auf ''www.freitag.de'']</ref>


== Selbstständigkeit nach 1918 ==
== Selbstständigkeit nach 1918 ==
* Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Land Bestandteil des ''Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen''.
* Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Land Bestandteil des ''Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen''.
* Im jugoslawischen Bürgerkrieg der 1990er-Jahre wurden dann zahlreiche Muslime ermordet.
* Im [[Zerfall Jugoslawiens|jugoslawischen Bürgerkrieg]] der 1990er-Jahre wurden dann zahlreiche Muslime ermordet.


== Aktuelle Lage ==
== 21. Jahrhundert ==
* Heute leben circa 50.000 Türken im Land.
* Anfang des 21. Jahrhundert lebten circa 50.000 Türken im Land.
* Wie viele Menschen des Landes ethnisch gesehen türkische Vorfahren haben lässt sich aufgrund der über 400 Jahre andauernden Besiedlung durch Türken natürlich nicht nachweisen.  
* Wie viele Menschen des Landes ethnisch gesehen türkische Vorfahren haben, lässt sich aufgrund der über 400 Jahre andauernden Besiedlung durch Türken nicht mehr nachweisen.  
* Dass in Bosnien-Herzegowina 40% der Bevölkerung [[Muslim]]e sind, heißt nicht dass diese auch Türken bzw. türkischstämmig sind. Es handelt sich bei diesen Muslimen meist um ethnisch autochtone Bevölkerung die im Laufe der Jahrhunderte mehr oder weniger freiwillig zum [[Islam]] konvertierte bzw. konvertiert wurde. <ref>Anm.: Bis Ende des 19. Jahrhunderts bezeichneten sich die bosnischen Muslime selber als ''"Turci"''.</ref>
* Dass in Bosnien-Herzegowina 40% der Bevölkerung [[Muslim]]e sind, heißt nicht, dass diese auch Türken bzw. türkischstämmig sind. Es handelt sich bei diesen Muslimen meist um eine ethnisch autochtone Bevölkerung, die im Laufe der Jahrhunderte mehr oder weniger freiwillig zum [[Islam]] konvertierte bzw. konvertiert wurde.<ref>Bis Ende des 19. Jahrhunderts bezeichneten sich die bosnischen Muslime selber als ''"Turci"''.</ref>
* Im Jahr 2003 hat das Parlament von Bosnien-Herzegowina ein Gesetz zum Schutz der im Land lebenden Minderheiten verabschiedet. Nach diesem Gesetz stehen die kulturellen, religiösen, sozialen und politischen Rechte unter dem Schutz des Staates. <ref>[http://www.oscebih.org/default.aspx?id=53&lang=EN ''National Minorities in BiH'']</ref> Die türkische Sprache ist offiziell als Minderheitensprache anerkannt.
* Im Jahr 2003 hat das Parlament von Bosnien-Herzegowina ein Gesetz zum Schutz der im Land lebenden Minderheiten verabschiedet. Nach diesem Gesetz stehen die kulturellen, religiösen, sozialen und politischen Rechte unter dem Schutz des Staates.<ref>[http://www.oscebih.org/default.aspx?id=53&lang=EN ''National Minorities in BiH'']</ref> Die türkische Sprache ist offiziell als Minderheitensprache anerkannt.
* Rund zwei Millionen vom Balkan in die Türkei migrierte Menschen bezeichnen sich heute selber als ''Bosnjaken'', d.h. bosnische Muslime. <ref>[http://www.nzz.ch/aktuell/wirtschaft/wirtschaftsnachrichten/die-neuentdeckung-des-westbalkans-1.18049246 ''Türkische Ambitionen - Die Neuentdeckung des Westbalkans'']</ref>
* Rund zwei Millionen vom Balkan in die Türkei migrierte Menschen bezeichnen sich heute selber als ''Bosnjaken'', d.h. bosnische Muslime.<ref>[http://www.nzz.ch/aktuell/wirtschaft/wirtschaftsnachrichten/die-neuentdeckung-des-westbalkans-1.18049246 ''Türkische Ambitionen - Die Neuentdeckung des Westbalkans'']</ref>


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Aktuelle Version vom 23. Juni 2025, 02:42 Uhr

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Die weltberühmte Brücke in Mostar und rechts im Hintergrund die Moschee - Symbol der türkischen Besiedlung des Landes, aber auch blutiger ethnischer Konflikte.

Die Geschichte der Türken in Bosnien-Herzegowina erstreckt sich vom 15. bis in das 21. Jahrhundert.

Vorosmanische Zeit

  • Die Bevölkerung bestand vor der osmanischen Eroberung aus Slawen.
  • Seit dem 2. Jahrhundert waren die Bosnier Christen, allerdings Christen der häretischen Richtung der Bogomilen.[1]

Osmanische Herrschaft ab dem 15. Jahrhundert

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Teilweise extreme Gewaltanwendung gegen die nichtmuslimische Bevölkerung (hier in einer Darstellung aus dem 16. Jahrhundert) war ein wesentlicher Bestandteil der jahrhundertelangen osmanischen Herrschaft (bekannt als „Türkenjoch“) auf dem gesamten Balkan.
  • Eine erste nennenswerte türkische Besiedlung erfolgte nach der Eroberung des bosnischen Königreichs durch die Türken im Jahr 1463.
  • Viele Christen flohen aus den Gebieten. Die verbliebene Bevölkerung litten unter Repressalien und Benachteiligungem. Von wichtigen Positionen in Verwaltung und Politik waren sie ausgeschlossen, und arbeiteten - oft als rechtslose Leibeigene - meist in der Landwirtschaft.
  • Das Land war fortan über Jahrhunderte eine Großprovinz des Osmanischen Reiches.
  • Die Bevölkerung der Gebiete hat die überwiegend brutale türkische Herrschaft während dieser ganzen Zeit nie aktzeptiert.
  • Unter türkischer Herrschaft war es u.a. durchaus üblich christliche Menschen des Gebiets zu versklaven, und christliche Kinder zu entführen und zu lebenslangem Dienst im osmanischen Heer zu zwingen.[2]
  • Um die eigene Herrschaft zu sichern wurden systematisch Türken im Land angesiedelt. Schon um 1520 war das Verhältnis von Muslimen zu Christen 50:50.[3]
  • Die türkische Bevölkerung im Bereich des heutigen Bosnien-Herzegowina wuchs dabei kontinuierlich.
  • Die brutale Art der osmanischen Machtausübung schärfte in der Bevölkerung das Bewusstsein für ethnische Unterschiede erheblich. Historiker sind der Ansicht, das damals bereits der Grundstein für die bis in das 21. Jahrhundert reichenden, oft blutigen ethnischen Konflikte gelegt wurde.[4]
  • Im Land entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte eine ganz eigene, durch den Orient beeinflusste Kultur. Ein Beispiel dafür ist die bildliche Darstellung von Verstorbenen auf muslimischen Grabsteinen in Bosnien-Herzegowina, die nach islamischem Bilderverbot eigentlich undenkbar ist. Diese Sitte übernahmen die bosnischen Muslime von den orthodoxen Christen. Zudem behielten die bosnischen Muslime die slawische Sprache bei. In die bosnische Sprache wurden viele Worte türkischen Ursprungs integriert. Der Islam in Bosnien entwickelte eine spezifische Religiosität, welche mit dem bosnischen Sprichwort Prijepodne Ilija – Poslijepodne Alija (deutsch "Am Vormittag der Heilige Elias, am Nachmittag Allah") treffend charakterisiert ist. Ein österreichischer Reisebericht aus dem Jahr 1531 schrieb über Bosnien: "Item wir haben in berürtem Künigreich Bossen dreierlay Nationes unnd glaubens gefunden."

Habsburgische Herrschaft ab 1878

  • Nach dem Sieg der Russen über die Türken im Jahr 1878 kam Bosnien-Herzegowina unter die Verwaltung Habsburgs.
  • Nun verließen etliche Türken das Land wieder. Von 1878 bis 1900 verließen schätzungsweise 16.000 Muslime das Gebiet. [5]
  • Die habsburgische Herrschaft stützte sich auch auf die alten muslimischen Eliten.
  • Der Islam wurde als gleichberechtigte Religion staatlich anerkannt.
  • Der endgültige Verlust der Gebiete von Bosnien-Herzegowina blieb für konservative Türken, die sich nach der alten Größe des osmanischen Reichs zurücksehnen, noch lange ein Stachel im historischen Bewusstsein.[6]

Selbstständigkeit nach 1918

  • Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Land Bestandteil des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen.
  • Im jugoslawischen Bürgerkrieg der 1990er-Jahre wurden dann zahlreiche Muslime ermordet.

21. Jahrhundert

  • Anfang des 21. Jahrhundert lebten circa 50.000 Türken im Land.
  • Wie viele Menschen des Landes ethnisch gesehen türkische Vorfahren haben, lässt sich aufgrund der über 400 Jahre andauernden Besiedlung durch Türken nicht mehr nachweisen.
  • Dass in Bosnien-Herzegowina 40% der Bevölkerung Muslime sind, heißt nicht, dass diese auch Türken bzw. türkischstämmig sind. Es handelt sich bei diesen Muslimen meist um eine ethnisch autochtone Bevölkerung, die im Laufe der Jahrhunderte mehr oder weniger freiwillig zum Islam konvertierte bzw. konvertiert wurde.[7]
  • Im Jahr 2003 hat das Parlament von Bosnien-Herzegowina ein Gesetz zum Schutz der im Land lebenden Minderheiten verabschiedet. Nach diesem Gesetz stehen die kulturellen, religiösen, sozialen und politischen Rechte unter dem Schutz des Staates.[8] Die türkische Sprache ist offiziell als Minderheitensprache anerkannt.
  • Rund zwei Millionen vom Balkan in die Türkei migrierte Menschen bezeichnen sich heute selber als Bosnjaken, d.h. bosnische Muslime.[9]

Siehe auch