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Kapellen in Burgen
Da der christliche Glaube und dessen Ausübung im Mittelalter zu den wesentlichen Elementen des Lebens gehörte, verfügten nachweislich bereits im 10. Jahrhundert viele Burgen im deutschsprachigen Raum über eine Kapelle oder zumindest einen Raum, der zugleich zum Gottesdienst bestimmt war.
Lage der Kapellen
Die Kapelle war von allen Bestandteilen der Burg (abgesehen vielleicht von den Stallungen) am wenigsten auf die Funktion der Wehrhaftigkeit ausgerichtet. Deshalb gab es für sie nicht wie für Palas, Bergfried oder Ringmauer bestimmte standardmäßig vorgesehene Positionen innerhalb der Burg. Sie wurde da angelegt, wo sich dem Gelände und der Gesamtanlage nach gerade ein passender Platz fand. Als selbstständiger Bau stand sie ausnahmsweise - wie z.B. auf Burg Ehrenberg am Neckar die Burgkapelle St. Alban von 1602, oder auf Burg Niedergundelfingen in Württemberg oder Schloss Annenberg in Südtirol - auch mal ganz außerhalb der Ringmauer. Ansonsten befand sich die Kapelle - wie beispielsweise in der Burgruine Solavers in Graubünden oder Burg Hocheppau in Tirol - frei innerhalb des durch die Ringmauer umgrenzten Areals, mit der Apsis aus der Ringmauer vortretend wie in Burg Liebenfels in Kärnten oder Burg Wildenstein in Baden, oder war an die Ringmauer oder einen anderen Bau angelehnt wie auf der Kyburg in der Nordschweiz. Ansonsten war die Kapelle in der Regel im Palas integriert, wie z.B. auf der Wartburg, Burg Liechtenstein bei Mödling oder auf Burg Gräplang im Kanton St. Gallen. Die Kapelle konnte sich aber auch im Torbau über dem Tor wie in den Burgen von Gelnhausen, Münzenberg oder Boineburg oder in einem Turm - sei es Bergfried, Wohnturm oder Rondell - befinden. Burgkapellen sind häufiger als andere Gotteshäuser nicht streng von Westen nach Osten symbolisch auf Jerusalem ausgerichtet. Bei der Kapelle der Burgen Merkenstein und Rauheneck in Niederösterreich wählte man z.B. die nordsüdliche Ausrichtung. Ein zwingender Grund für diese Abweichungen von der heiligen Linie Richtung Jerusalem ist häufig nicht zu erkennen.
Archtitektonische Formen der Kapellen
Wie bei der Lage der Kapellen gab es auch keinen Bauteil der Burg, der so verschiedenartig gestaltet sein konnte wie die Kapelle. Bei den einen eigenen Bau bildenden Burgkapellen überwiegt die aus einem rechteckigen Schiff und stumpfeckiger oder runder Apsis bestehende Form. Davon gibt es allerdings auch etliche Abweichungen: So ist die 1126 geweihte Kapelle der Krukenburg ein Rundbau von 12,87 Metern Durchmesser mit vier niedrigeren, rechteckigen, kreuzförmig an den Zylinder angelehnten Anbauten. Die Kapelle auf Burg Neukraig ist rund gestaltet mit einem rechteckigen Ausbau.
Die Kapelle von Burg Rieneck in Unterfranken stellt ein Quadrat mit halbkreisförmigen Apsiden auf drei Seiten dar. Eine achteckige Form mit zwei Ausbauten in Form halber über Eck stehender Quadrate an den beiden Langseiten weist Burg Lahneck am Rhein auf. Bei der aus dem 13. Jahrhundert stammenden Matthiaskapelle der Oberburg von Cobern an der Mosel wird ein sechseckiger Innenraum vom 4 Metern Durchmesser von einem niedrigen auf sechs Säulenbündeln ruhenden Umgang umgeben, an den sich noch eine niedrige und runde Apsis anschliesst.
Auch bei den Kapellen die nicht als eigene Gebäude für sich standen, sondern Teil eines anderen Gebäudes waren, sind mannigfaltige Formen zu beobachten: Die 1437 gestiftete Markuskapelle auf der Marksburg am Rhein ist eine Turmkapelle und nimmt ein Geschoss des unregelmäßig sechseckigen Markusturms ein. Bei der in Westfalen gelegenen Burg Bentheim bildet nur das Altarhaus der Kapelle das unterste Geschoss des früher hohen Wehrturms. Umgekehrt liegt der Fall auf Burg Starhemberg in Niederösterreich, wo der Hauptraum der Kapelle im Erdgeschoss des Bergfrieds liegt, die Altarnische aber in Grundform eines überhöhten Halbkreises ausserhalb des Bergfrieds.
Ausgestaltung der Kapellen
Auch die Ausgestaltung der Kapellen ist sehr unterschiedlich. Selbst bei großen Burgen ist die Kapelle mitunter recht stiefmütterlich behandelt. So war die Kapelle auf Burg Heidenreichstein trotz weiter Palasräume in einem finsteren, ungewölbtem Erdgeschoss eines runden Eckturmes untergebracht. Auf Burg Kaprun war die Kapelle nur mittels Bretterwänden von einem Dachboden abgeteilt. Andere Burgkapellen dagegen sind durch ihre reiche Ausstattung berühmt geworden. Die Kapelle von Burg Klingenberg in Böhmen schmücken eindrucksvolle Wandgemälde. Die Kapelle der ostpreußischen Marienburg überzeugt durch ein prächtiges Portal, eine in Ziegelbau reich verzierte Pforte und eine außen an der Apsis angebrachte große Marienfigur mit Relief mit glänzendem Mosaiküberzug. Gewöhnlich beschränkte sich jedoch die bauliche Ausgestaltung der Kapellen auf einfachere Gewölbe und Wandmalereien, eine als Erker hervortretende Altarnische mit in der Wand ausgesparten Behältern für die Geräte (Sakramentshäuschen), einfachere Maßwerkfenster sowie eine zumeist für die Herrschaft bestimmte Empore dem Altar gegenüber. Ein eigentlicher Turm ist dabei sehr selten vorhanden. Statt dessen kam für die Glocke ein Dachreiter oder ein Aufsatz auf einer Giebelwand zum Einsatz.
Mehrere Kapellen und Doppelkapellen
Größere Burgen haben mitunter zwei oder sogar noch mehr einzelne Kapellen. So verfügt Burg Werberg in Südtirol außer einer Kapelle neben dem Burgtor noch über einen Kapellenraum im Bergfried. Burg Rineck in Unterfranken verfügt über zwei Kapellen und Burg Merkenstein in Niederösterreich soll sogar über drei Kapellen verfügt haben, die aber nicht mehr alle in der Ruine erkennbar sind. Die Mehrheit dieser Kapellen dürfte mit dem Vorhandensein mehrerer die Burg bewohnender Miteigentümer zu erklären sein. Die böhmische Burg Karlstein verfügte besaß sogar fünf Oratorien und Kapellen, u.a. für die dortigen Stiftsgeistlichen und den Schlosshauptmann.
Außerdem existierte die Form der Doppelkapelle, unter welchen man im engeren Sinn zwei in einem Gebäude übereinander liegende Kapellen versteht, welche durch eine Öffnung in der Zwischendecke miteinander verbunden sind. Eine bekannte Doppelkapelle findet man auf Burg Eger, wo eine niedrigerere und einfacherere noch romanische Kapelle unter einer meistenteils gotischen Kapelle liegt. Beide Kapellen haben ihren eigenen Altarchor und beide Schiffe stehen in der Mitte durch eine 2,3 x 2,7 Meter große Öffnung miteinander in Verbindung. Die Doppelkapelle von Burg Landsberg verfügt über eine innere Verbindungstreppe und drei überwölbte, nach außen rund vortretende Altarnischen. Weitere Doppelkapellen befinden sich auf der Burg in Nürnberg, auf Burg Lohra, Burg Stein in Kärnten oder Burg Neuenburg.
Nicht zu den eigentlichen Doppelkapellen gehören Gebäude, welche übereinander zwei selbständige nicht miteinander in Verbindung stehende Kapellen enthalten. Dies ist z.B. der Fall bei Burg Liebenfels in Kärnten.
Literatur
- G. Ulrich Großmann: Die Welt der Burgen - Geschichte, Architektur, Kultur, Verlag C.H. Beck, München, 2013
- Otto Piper: Burgenkunde - Bauwesen und Geschichte der Burgen, R. Piper & Co., 3. Aufl., München, 1912
- Ulrich Stevens: Burgkapellen - Andacht, Repräsentation und Wehrhaftigkeit im Mittelalter, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 2003
Weblinks
Andere Lexika
Wikipedia kennt dieses Lemma (Kapellen in Burgen) vermutlich nicht.