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Anonymus Burdigalensis
Anonymus Burdigalensis nennt die Geschichtswissenschaft einen unbekannten christlichen Pilger aus Bordeaux (damals Burdigala), der im Jahr 333 zu einer Pilgerfahrt in das Heilige Land aufbrach. Das von diesem verfasste Itinerarium Burdigalense ist die älteste erhaltene Darstellung einer Pilgerreise nach Jerusalem.
Über den Anonymus Burdigalensis ist weder der Name, seine Hekunft oder sein Beruf bekannt. Es könnte sich bei ihm um einen Verwaltungsbeamten oder eine der Verwaltung nahestehende Person handeln, die das staatliche Beförderungssystem benutzte. Die Forschung geht i.A. von einer männlichen Person aus, doch ist nicht auszuschließen, dass es sich möglicherweise um eine Frau handelte. Sicher ist nur, dass der Anonymus Burdigalensis im Frühling des Jahres 333 von Bordeaux aus nach Jerusalem aufbrach.
Sein Weg führte ihn von Bordeaux aus zunächst ans Mittelmeer nach Narbonne, dann über Arles, Avignon und Valence nach Turin, über Mailand, Verona und Aquileia nach Ljubljana und von dort aus nach Ptuj an der Drau. Anschließend ging es flussabwärts bis Osijek, dann an der Donau entlang bis hinter Belgrad und auf der römischen Via Militaris über Niš, Sofia und Plodiv nach Konstantinopel. Nach der Überquerung des Bosporus ging es über Ankara, Tarsus und Adana nach Antiochia, und dann an der Küste des Mittelmeers vorbei über Tripoli, Beirut, Tyrus und Akkon bis nach Caesarea. Von dort aus führte der Weg über Nablus nach Jerusalem. Für die Rückreise benutzte er vermutlich von Caesarea bis Herakleia bei Konstantinopel wieder die gleiche Route wie auf dem Hinweg. Deshalb erachtete er die erneute Aufzählung der Stationen zwischen den beiden Orten wohl für überflüssig. Möglicherweise wählte er aber auch für diese Strecke den Seeweg. Für diesen Abschnitt seiner Wallfahrt gibt er auch genaue Reisedaten an: Chalkedon am Bosporus verließ er am 30. Mai 333 und kehrte am 25. Dezember des gleichen Jahres wieder nach Konstantinopel zurück. Er benötigte also für den Weg von Konstantinopel nach Jerusalem und zurück inklusive des Besuchs der heiligen Stätten fast sieben Monate. Auf der Via Appia ging die Reise dann von Brindisi nach Rom, danach über die Via Flamina nordwärts bis Rimini und über die Via Aemilia nach Mailand. Dort endet sein Bericht. Anders als die Pilger in späterer Zeit bewegte sich der Anonymus Burdigalensis während seiner gesamten Reise auf dem Boden eines einzigen Staates, des Imperium Romanum, und somit auch innerhalb eines geschlossenen Rechtsraumes. Über innere Unruhen im Imperium - im Jahr vor seiner Reise kam es z.B. im von ihm auch durchquerten Donauraum zu einem Krieg mit den Goten - berichtet er nichts.
Im Vergleich mit den farbigen Pilgerberichten des Spätmittelalters, wie z.B. Felix Fabris zweite Pilgerreise im Jahr 1483/84, in der ausführlich über die jeweiligen Landschaften, örtliche Begebenheiten, Ereignisse auf der Reise und auch die Pilgerstätten des Heiligen Landes berichtet wird, mag der Bericht des Anonymus Burdigalensis auf den ersten Blick enttäuschen. Über weite Strecken ist sein Bericht nur eine stichwortartige Aneinanderreihung von Wegestationen und Entfernungsangaben wie folgender Ausschnitt asu dem Anfang seines Berichts zeigt:
- "Itinerar von Bordeaux nach Jerusalem und von Herakleia über Aulona und die Stadt Rom bis nach Mailand, nämlich: Stadt Bordeaux, wo der Fluss Garonne ist, den der Ozean über ungefähr hundert gallische Meilen ansteigen und zurückgehen lässt. - Pferdewechselstation Stomatas; sieben gallische Meilen - Pferdewechselstation Sirione: neun Meilen - Stadt Vasatas: neun Meilen - Pferdewechselstation Drei Bäume: fünf Meilen - Pferdewechselstation Oscineio: acht Meilen - Pferdewechselstation Vanesia: zwölf Meilen - Stadt Auscius: acht Meilen - Pferdewechselstation Zum sechsten Meilenstein: sechs Meilen - Das macht von Bordeaux bis Arles 372 gallische Meilen, dreißig Pferdewechselstationen, elf Übernachtungsstationen."
Dabei ist allerdings zu bedenken, dass der Anonymus Burdigalensis nach eigenen Worten auch gar keinen Reisebericht verfasste. Ein römisches Itinerar bestand üblicherweise lediglich aus einer Auflistung von Orten, meist Pferdewechselstationen, Städten und Übernachtungsmöglichkeiten, mit Angabe ihrer Entfernungen sowie der Streckenverläufe. Bestenfalls war dies dann ergänzt um Informationen über mögliche Gefahren am Wegesrand. Ein Itinerar stellte sozusagen eine Karte in Worten dar, ähnlich dem Ergebnis, das heute ein moderner Routenplaner wie Google Maps liefert. Dennoch sind diese Informationen des Itinerarium Burdigalense eine wichtige Quelle, weil sie mit die umfangreichsten und detailliertesten Informationen über Straßenverbindungen und Reiserouten im spätantiken Römischen Reich liefern.
Darüber hinaus geben die Aufzeichnungen des Anonymus Burdigalensis trotz aller Kargheit auch wichtige Auskünfte über die Anfänge des christlichen Wallfahrtswesens im Heiligen Land. Je mehr der Autor sich dem Zeil seiner Pilgerfahrt nähert, desto ausführlicher werden seine Randnotizen, etwa über Ereignisse aus Geschichte und Mythologie oder bekannte Personen, die an den passierten Orten lebten. Im Heiligen Land angekommen liefert er zu allen erreichten Ortschaften und heiligen Stätten eine kurze Zusammenfassung der jeweils damit verbundenen biblischen Geschichten. Individuelle Eindrücke oder Schilderungen fehlen dagegen ganz. So berichtet der Anonymus Burdigalensis über die Stadt Neapolis, das heutige Nablus, etwas ausführlicher:
- "Stadt Skythopolis - 12 Meilen. Aser, wo das Haus von Hiob war - 6 Meilen. Stadt Neapolis - 15 Meilen. Hier ist der Berg Gerizim. Die Samariter sagen dass Abraham hier ein Opfer am Berg Moriah darbrachte, und man erreicht den Gipfel des Berges über dreihundert Stufen. Am Fuße des Berges selbst befindet sich ein Ort namens Sichem. Hier ist ein Grab, in das Joseph gelegt wurde, in dem Haus/Grundstück das ihm sein Vater Jakob gegeben hat."
Über Jerusalem weiß er zu berichten:
- "Es gibt in Jerusalem zwei große Teiche an der Seite des Tempels, das heißt einen zur Rechten und einen zur Linken, die von Salomo erbaut wurden; und weiter in der Stadt befinden sich Zwillingsbecken mit fünf Säulengängen, die Bethsaida genannt werden. Dort werden langjährige Kranke geheilt. Die Becken enthalten Wasser, das rot ist, wenn es aufgerührt wird."
Von besonderer Bedeutung ist der Hinweis des Anonymus Burdigalensis auf einen "durchbohrten Stein" im ehemaligen Tempel Salomons in Jerusalem, den angeblich die Juden jedes Jahr unter Wehklagen und Zerreißen ihrer Kleider salbten und bei dem es sich eventuell um den Heiligen Felsen im heutigen Felsendom handelte. Möglicherweise könnte dieser sonst nirgends belegte Stein aber auch eine frühe Form der Klagemauer darstellen. Erst Kaiser Konstantin hatte das nach dem Bar-Kochba-Aufstand im Jahr 135 erlassene strenge Aufenthaltsverbot für Juden in Jerusalem und Judäa etwas gelockert, und ihnen erlaubt, einmal jährlich am Jahrestag der Zerstörung des Tempels den Tempelberg zu besuchen. Wahrscheinlich ist der Bericht des Anonymus Burdigalensis der früheste Beleg für die dabei von den Juden vollzogenen Riten.
Auffallend ist, dass die Orte der Kindheit Jesu in Nazareth und seines ersten öffentlichen Wirkens an und um den See Genezareth für den Pilger aus Bordeaux überhaupt keine Rolle spielen und nicht erwähnt werden.