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Afrikanische Beutekunst

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Als Afrikanische Beutekunst bezeichnet man Kulturgegenstände und Kunstschätze, die von Europäern aus Afrika im Laufe von mehreren Jahrhunderten gestohlen, getauscht oder käuflich erworben wurden. Dies begann in großem Umfang in Ägypten zur Zeit Napoleons mit der Plünderung altägyptischer Kunstwerke durch die Franzosen und später die Briten. Einige gestohlene altägyptische Kunstwerke befinden sich heute auch in Berliner Museen.[1] „Beute“ machten aber bereits die ersten Entdecker im Rahmen des Kolonialismus. Teilweise lässt sich nach langer Zeit die Herkunft nicht mehr klären.

Geschichte

  • Seit Anfang des 16. Jahrhunderts wurde Afrika zunehmend von europäischen Mächten beherrscht.
  • Wahlweise beschwatzte man lokale Herscher und tauschte wertvolle Kunstgegenstände gegen teilweise nutzlosen und wertlosen europäischen Tand. In anderen Fällen stahl man die Kunstgegenstände einfach.
  • So landeten sehr viele, teilweise extrem wertvolle Kunstgegenstände in europäischen Mussen oder bei Privatleuten in Europa und den USA.
  • Ein Beispiel für Kunstraub aus Afrika sind die im Jahr 1884 vom damaligen Gouverneur Maximilian Buchner gestohlenen wertvollen Kunstgegenstände aus Kamerun. [2]
  • Bereits am 29. Juli 1899 wurde in Den Haag das für den Schutz von Kulturgut grundlegende Abkommen, betreffend die Gesetze und Gebräuche des Landkriegs von den beteiligten Konferenzmächten ratifiziert. Die darin völkerrechtlich verbindlich festgeschriebenen Richtlinien zum Schutz von Kulturgut wurden fast wörtlich in das Haager Abkommen betreffend die Gesetze und Gebräuche des Landkriegs vom 18. Oktober 1907 und der dazugehörigen Anlage, der Ordnung der Gesetze und Gebräuche des Landkriegs (Haager Landkriegsordnung) übernommen.[3]
  • Eines der beschämendsten Beispiele für Kunstraub in Afrika ist die berühmte französische Expedition zwischen 1931 und 1933 von Dakar nach Djibouti unter der Leitung von Marcel Griaule.[4]
  • Vielfach verbarg sich der Kunstraub durch Europäer auch unter dem wissenschaftlichen Deckmantel archäologischer Forschung.[5]
  • Auch heute noch werden viele Kunstwerke aus Afrika gestohlen und dann an reiche europäische oder US-amerikanische Sammler verkauft.[6]
  • Aufschlussreich ist eine Vergleich des medialen Interesses in Bezug auf Afrikanische Beutekunst im Vergleich mit Kunstobjekten, die den Juden im Rahmen der NS-Herrschaft gestohlen wurden. Bei Kunstsammlungen (siehe den Hype um die Gurlitt-Sammlung) oder NS-Raubkunst wird in Deutschland jedes Detail medial extrem hochgespielt und im Fernsehen ausführlich durchdiskutiert. Zu Entschädigungszahlungen oder Rückgabe ist man schnell bereit. Das Themenfeld der den Afrikanern gestohlenen Kunstwerke interessiert dagegen kaum jemand und wird in den Medien selten dargestellt. An eine Rückgabe oder Entschädigung denkt niemand. Dafür sind verschiedene Faktoren ausschlaggebend:
    • Viele afrikanische Staaten sind nicht so gut organisiert
    • Afrika hat zahlreiche andere Probleme, die im medialen Interesse liegen.
  • Der Raub von Kunstwerken aus Afrika und deren Ausstellung in Europa scheint auch heute noch für das öffentliche Bewusstsein in Europa und auch Deutschland im Gegensatz zu geraubter jüdischer Kunst kein Problem zu sein.[7]
  • Ein erschreckendes Beispiel für die Darstellung des Themas ist der deuschsprachige Zweig der Wikipedia. Im Artikel Beutekunst der Wikipedia wird fast nur Kunstraub durch Deutsche im Zweiten Weltkrieg abgehandelt. Der Kunstraub in Afrika wird im Artikel mit keinem einzigen Wort thematisiert. Einen eigenen Artikel Afrikanische Beutekunst gibt es in der Wikipedia auch nicht.[8] Stattdessen wird das Problem unter der Überschrift Rückgaben von Kulturgut kolonialer Herkunft[9] eher verharmlost.
  • Inzwischen wird die Rückgabe von Kunstwerken an Afrika speziell von Afrikanern auch international eingebracht. So meinte Abdou Diouf, der Generalsekretär der Internationalen Organisation der Frankofonie u.a.: "Die Frage der Rückerstattung, die häufig in polemischem Ton vorgebracht wird, muss vernünftig angegangen werden, wie es im Übrigen auch die im Dezember 2002 von der UNO verabschiedete Resolution ,Rückgabe oder Rückerstattung von Kulturgut an die Ursprungsländer' fordert."[10]
  • Am 14. November 1970 wurde Das Übereinkommen über Maßnahmen zum Verbot und zur Verhütung der unzulässigen Einfuhr, Ausfuhr und Übereignung von Kulturgut auf der 16. Tagung der UNESCO-Generalkonferenz in Paris verabschiedet.
  • 1972 erfolgte der erste Versuch Nigerias, einige der Benin-Bronzen aus Berlin zurückzuerhalten.
  • Nigeria fordert seit Beginn der 1980er-Jahre von Großbritannien die Rückerstattung von hunderten von Bronzen der Edo-Kultur aus dem Königreich Benin, die 1897 bei einer Strafexpedition gestohlen wurden. Eigentlich aber steht dieser Schatz dem heutigen Staat Benin zu.
  • Von Großbritannien verlangt Äthiopien die Rückgabe der Kulturgüter, die 1868 nach der Belagerung von Magdala geraubt wurden.
  • Die Nachkommen von Béhanzin, dem 1892 von Frankreich gestürzten letzten König von Abomey in der heutigen Republik Benin, forderten durch eine schriftliche Anfrage an die französische Regierung im November 2005 die Rückerstattung des königlichen Schatzes, der heute im Musée du quai Branly aufbewahrt wird.
  • In jüngster Zeit wird, wie beim Bau des Humboldt-Forums in Berlin, vereinzelt Kritik an der Ausstellung von Beutekunst aus Afrika geübt. Dies allerdings nur in Bezug auf Deutschland. Andere Länder, wie bsp. Großbritannien oder Frankreich, wagt in Deutschland niemand wegen dem Diebstahl von Kunstwerken in die Kritik zu nehmen.[11] In anderen Ländern existierte eine kritische Diskussion um Afrikanische Beutekunst lange Zeit nicht.
  • Die UN-Resolution 2347 vom 24. März 2017 war die erste Resolution, die sich nur auf das Kulturerbe konzentriert.[12]

Siehe auch

Weblinks

Bilder / Fotos

Literatur

  • Neil Brodie und Kathryn Walker Tubb: Illicit Antiquities - The Theft of Culture and the Extinction of Archaeology, Routledge, 2002
  • Monica B. Visona, Robin Poynor, Herbert M. Cole und Preston Biler: A History of Art in Africa, Pearson, 2007
  • Sidney Littlefield Kasfir: African art and the colonial encounter, Indiana University Press, 2007

Einzelnachweise

  1. Kulturerbe des Kolonialismus - Wie es nach Deutschland kam und wie man heute damit umgeht
  2. Infos auf www.africavenir.org
  3. https://de.wikipedia.org/wiki/Kulturgutschutz#International
  4. Eva-Maria Bruchhaus und Leonhard Harding: Hundert Jahre Einmischung in Afrika / 1884-1984, Buske Helmut Verlag GmbH, 1986, S. 194
  5. Neil Brodie und Kathryn Walker Tubb: Illicit Antiquities - The Theft of Culture and the Extinction of Archaeology, Routledge, 2002
  6. Sidney Littlefield Kasfir: African art and the colonial encounter, Indiana University Press, 2007, S. 89 und 226 ff.
  7. Isabel Dean: Die Musealisierung des Anderen - Stereotype in der Ausstellung "Kunst aus Afrika", Tübinger Vereinigung für Volkskunde, 2010, S. 114
  8. Der Artikel Beutekunst in der deutschen Wikipedia
  9. https://de.wikipedia.org/wiki/Rückgaben_von_Kulturgut_kolonialer_Herkunft
  10. Bernard Müller: Koloniale Beutekunst - Wohin gehört Montezumas Federkrone?
  11. Berlins koloniale Beutekunst - Kritiker fordern Baustopp am Humboldt-Forum
  12. Culture: at the heart of SDGs In: UNESCO-Kurier. April-Juni 2017

Andere Lexika

Wikipedia kennt dieses Lemma (Afrikanische Beutekunst) vermutlich nicht.

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