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Dietrich Flade

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😃 Profil: Flade, Dietrich
Beruf Jurist
Persönliche Daten
1534
Trier, Rheinland-Pfalz
18. September 1589
Trier, Rheinland-Pfalz


Dietrich Flade (* 1534 in Trier; gest. 18. September 1589 in Trier) war ein Jurist. Er führte eine Vielzahl von Hexenprozessen durch und wurde selbst wegen des Vorwurfs der Zauberei verurteilt.[1][2]

Biografische Daten

  • 1534: geboren in Trier
  • Taufe in St. Laurentius
  • Studium der Rechtswissenschaften, Promotion zum Dr. jur.
  • Arbeit am Reichskammergericht zu Speyer
  • Position als Kurfürstlicher Rat Johanns VI. (1556-1567) in Trier
  • überbrachte als Bote die Information über den Reformationsversuch von Caspar Olevian in Trier an die vom Augsburger Reichstag zurückkehrenden Kurfürsten und nahm anschließend Weisungen entgegen
  • Mitglied der durch den Kurfürsten eingesetzten Kommission zur Erarbeitung von Abwehrmaßnahmen und zur Verhinderung der protestantischen Lehre
  • 1569: Übertragung der Leitung des Trierer Schöffengerichts
  • gleichzeitig Position als Beisitzer am Appelationsgericht zu Koblenz
  • gleichzeitig Position als Schultheiß der Dompropstei zu Trier (domkapitularisches Gericht)
  • gleichzeitig Position als Schöffe am Hochgericht zu St. Maximin
  • spätestens 1577: Professor an der juristischen Fakultät der Trierer Universität
  • 1580: Vertreter des Kurfürstlichen Statthalters in Trier
  • 1586: Rektor der Universität[1]

Familie

Umfeld

Zu seinem Umfeld gehörten u.a. folgende Personen:

Leben vor dem Prozess

Dietrich Flade war in der Rechtspflege in Trier beschäftigt. Er führte mehrere Prozesse wegen Hexerei durch und führte die Prozesse mit Strenge und Härte gegen die Angeklagten. Ein bekanntes Verfahren wurde gegen Margarethe Braun geführt.[2]

Anklage

Das Gerichtsverfahren fand aufgrund einer immer größer werdenden Zeugenaussagen statt, die den Vorwurf der Zauberei erhoben. Die ersten Hinweise stammen von einem Knaben mit dem Namen Mathhias, welcher aus Weiskirchen stammte. Weitere Personen, die Vorwürfe erhoben, waren u.a. Maria Meyers, Hans Loch, Margarete Merten, Bärbel Kirsten, Mertens Trein, Margarete Iselsbacher, Anna Jung-Hansen, Maria Becker-Hansen, Maria Schelinger, Johann Waldrach und Johann Rauwe. Insgesamt wurden 23 Aussagen ausgewertet. Unter der Anklage der Zauberei wurden zahlreiche Tatbestände zusammengefasst:

  • Verhexung des Kurfürsten, als Mittäter genannt: Bartholomäus von der Leyen (Domdechant zu Trier), Paul von Grimburg, Michael Neumetzler
  • Teilnahme an Hexensabbaten auf der Hetzerather Heide, der Longuicher Höhe oder an anderen Orten
  • Produktion von Schnecken
  • Anwendung von Gewalt gegenüber Personen
  • Anweisung, die Ernte zu vernichten
  • Verantwortung für ein Gewitter, durch welches 46 Kühe zu Pfalzel zu Tode kamen
  • Anweisung zur Vernichtung des Eurener und Pfalzeler Waldes, damit kein Rohstoff für die Scheiterhaufen zur Verfügung steht
  • Herz eines Kindes diente als Nahrung
  • Ziel war es, Ernte und Wein zu vernichten

Dietrich Flade hatte mehrmals die Möglichkeit, sich vor dem Gerichtsverfahren zu den Vorwürfen zu äußern. Auch eine Kommission wurde eingerichtet. Es sind zwei Fluchtversuche bekannt, die jedoch scheiterten. Da sich die Hinweise verdichteten, fand der Prozess gegen ihn statt und wurde eröffnet.[4]

Prozess

  • 4. Juli 1588: Befehl des Kurfürsten, den Prozess aufzunehmen
  • 26. Juli 1588: Überprüfung der Zeugenaussagen durch den Trierer Richter Christoph Fath und den Notar Peter Omsdorf der Gerichtsbezirke Pfalzel, St. Maximin, St. Paulin, St. Matthias, Saarburg, Esch und Grimburg
  • 5. Januar 1589: Dietrich Flade verschickt ein letztes Gesuch an den Kurfürsten
  • 14. Januar 1589: Bitte um Stellungnahme der Theologischen Fakultät der Universität Trier und der Juristen
  • 23. März 1589: Kurfürst von Wittlich gibt Befehl, Dietrich Flade zu verhaften und ihn im Rathaus einzusperren
  • 22. April 1589: Zandt von Merl führt Befehl des Kurfürsten aus, Beschlagnahmung des Hauses wird durchgeführt
  • 10. Mai 1589: Gegenüberstellung von Dietrich Flade und zwei wegen Hexerei angeklagten und verdächtigten Personen im Kurfürstlichen Palast
  • 9. Juni 1589: Überbringung einer Liste mit 40 Fragen an das Gericht, welche vom Kurfürsten erstellt worden waren
  • 11. Juli 1589: Vorlage der Fragenliste an Dietrich Flade durch das Gericht
  • 15. Juli 1589: Versand der Fragenliste an den Kurfürsten mit den Antworten
  • 29. Juli 1589: Kurfürst bittet um Prozess
  • 5. August 1589: Gericht tritt erstmals zusammen, danach Vertagung, da Zeit zum Aktenstudium notwendig
  • 7. August 1589: Gericht stellt Antrag an Kurfürsten, vom Verfahren aufgrund der langen persönlichen Beziehungen entbunden zu werden
  • 10. August 1589: Erlass des Kurfürsten mit der Anweisung, Dietrich Flade in Güte zu vernehmen
  • 15. August 1589: Kurfürst lehnt Bitte des Gerichts ab, Beginn des formellen Prozesses
  • 17. August 1589, zwischen 2 und 4 Uhr nachmittags: 1. Verhör und erste Folter (leichte Tortur)
  • 18. August 1589, nachmittags: 2. Verhör mit Androhung einer schärferen Tortur
  • 19. August 1589: 3. Verhör mit einer Frageliste von sechs Fragen
  • 12. September 1589, 2 Uhr nachmittags: 4. Verhör
  • 13. September 1589: 5. Verhör
  • 14. September 1589: Dietrich Flade verfasst sein Testament
  • 16. September 1589: Mitteilung über die beabsichtigte Verbrennung von Dietrich Flade an die Hochgerichtsschöffen durch den Statthalter
  • 18. September 1589, 6 Uhr: Vorbereitung der Vollstreckung der Strafe mit Vermögensverwaltung und Gegenüberstellungen, Bekanntgabe des Urteils und Vollstreckung der Strafe[5]

Protokolle (Auszug)

Auszug aus den 40 vorgelegten Fragen und den Antworten gemäß der Gerichtsprotokolle:

Fragen und Antworten
Frage 3
Warum er als Mann von ehrwürdigem Stand und Reichtum überhaupt in den Verdacht der Zauberei geraten sei?
Das wisse er nicht.
Frage 4
Ob er nicht Mertens Margarete aus Euren gekannt und gesehen habe?
Es möge sein, daß er sie gesehen habe; gekannt habe er sie nicht.
Frage 7
Ob ihm nicht bekannt sei, daß diese Margarete trotz Ermahnens und Zuredens bei ihrer belastenden Aussage geblieben sei?
Er wisse das nicht.
Frage 10
Ob nicht der Statthalter ihm (Flade) angeboten habe, Margarete selbst zu verhören?
Der Statthalter habe ihm freigestellt, Margarete zu sprechen. Daraufhin habe er drei Abgesandte zu ihr geschickt.
Frage 17
Ob er nicht Margarete, als diese bei der Vernichtung der Feldfrüchte nicht mitmachen wollte, mit Ruten geschlagen habe?
Er habe Margarete nie gesprochen, es sei denn, der Teufel habe es in seiner Gestalt getan.
Frage 20
Ob er Hans Loch nicht auf den Tanzplätzen >>uff Gieß<< und >>uff Lehen<< gesehen habe?
Er habe Hans Loch nie gesehen und kenne diese Plätze nicht.
Frage 30
Ob er Mertins Trein aus Ruwer gekannt habe, deren Bruder bei ihm wohne?
Der Bruder Ulner Klaas wohne ihm gegenüber. Die Schwester kenne er nicht und habe sie nie gesehen.
Frage 32
Ob er nicht Gründonnerstag auf der Hetzerather Heide gewesen sei, um Schnecken zur Saatvergiftung zu machen?
Er sei ja zu dieser Zeit in seinem Haus von vier Personen bewacht und in Gewahrsam gehalten worden.

[6]

Einzelfragen des 4. Verhörs:

Fragen und Antworten
Frage: Ob er die Margarete aus Euren gekannt habe?
Antwort: Nein!
Frage: Ob er dabeigewesen sei, als man das Gewitter zu Pfalzel >>gemacht<< habe, dem 46 Kühe zum Opfer gefallen seien?
Antwort: Er sei auf dieser Versammlung gewesen. Das Gewitter hätten die Frauen allerdings alleine gemacht; auch die Meyers aus Ehrang seien dabeigewesen.
Frage: Wie denn ein solches Gewitter gemacht werde?
Antwort: Er selbst habe sich ja daran nicht beteiligt, aber die Frauen hätten es ihm erzählt. Man müsse mit Ruten in des Teufels Namen in den Bach schlagen, dann verursache das aufspritzende Wasser das Gewitter.
Frage: Ob er die Longener Engel aus Kasel und die Kerzenmachers auf der St.-Simeons-Gassen gekannt habe und ob er ihnen bei ihrem Teufelsgeschäft geholfen habe?
Antwort: Er habe die Longener nicht gekannt, wohl aber die Kerzenmachers. Er habe ihnen nie geholfen, vielleicht aber habe es der Teufel in seiner Gestalt getan.
Frage: Ob er nicht mit der Margarete aus Euren in einem Garten etwas gegessen habe?
Antwort: Er sei vor drei Jahren auf einem Feld bei Euren zusammen mit anderen Personenm unter anderem mit dem Fischermeister zu Pfalzel, mit Maria zum Drachen, Kesten und Behr gewesen. Ein altes Eurener Weib habe einen Pfannkuchen gebracht, in dem eines Kindes Herz eingebacken gewesen wäre. Er habe davon ein wenig gekostet.
Antwort: Er sei dabeigewesen, als man geplant habe, die Feldfrüchte zu verderben. Als eine arme Frau dem nicht zustimmen wollte, habe er sie mit Ruten geschlagen.
Antwort: Er sei auch auf der Hetzerather Heide gewesen, habe dort auf einem goldenen Sessel gesessen und eine goldene Kette getragen. Meisenbeins Anna habe auch dieser Versammlung beigewohnt. Im vergangenen Jahr 1588 habe sich die Hexengesellschaft und er in dem St.-Markus-Kloster versammelt. Er sei mit einem Wagen dorthin gefahren. Man habe dort beschlossen, alle Feldfrüchte zu verderben. Es sei denn auch ein großes Gewitter über die Stadt niedergegangen.
Antwort: Dabeigewesen seien Kesten, Behr und Frauz, die Frau des Webermeisters Rauschen und einer von den >>Kronenbaums<<.
Frage: Wie er denn als Richter andere wegen Zauberei habe zum Tode verurteilen können, da er doch selbst ein Zauberer gewesen sei?
Antwort: Von ihm selbst sei ja kein Urteil gesprochen worden; dies hätten die Hochgerichtsschöffen getan. Er selbst habe die Urteile nur bestätigt.
Frage: Ob er nicht mit Salben Menschen und Vieh geschädigt und ob er nicht das Allerheiligste Altarsakrament profaniert habe?
Antwort: Mit der >>Schmeer<< hätten sich nur die Weiber abgegeben. Das Allerheiligste Sakrament habe er nie verunehrt.

[7]

Rechtsgrundlage

Rechtsgrundlage für den Prozess war die „Peinliche Halsgerichtsordnung“, welche von Kaiser Karl V. erlassen worden war.[8]

Rahmenbedingungen

Die Zeit in Trier im 16. Jahrhundert war durch viele Probleme für die Bevölkerung geprägt. Großes Leid brachten regelmäßige Überfälle und Plünderungen durch kriegerische Völker. Hinzu kam ein langer Winter und eine Raupenplage. Dadurch wurden die Ernten vernichtet und in den Gärten angepflanztes Gemüse konnte nicht verwendet werden, was zu einer Hungersnot führte. Ein weiteres Problem war die Pest, welche für viele Menschen den Tod zur Folge hatte. Ab 1577 fanden Hexenprozesse statt. Im Rahmen der Verfahren wurden Menschen für schuldig erklärt, die diese Probleme verursacht haben sollen.[9]

Akten

Die Akten waren zunächst verschollen. Sie wurden im Jahr 1874 wiedergefunden und befinden sich heute im Bestand der Cornell-Universität in Ithaka/New York.[1]

Offene Fragen

Zum Thema Dietrich Flade sind auch heute verschiedene Fragen offen. Die Unterlagen dazu sind entweder nicht vorhanden oder so unkenntlich gemacht worden, dass sich aktuell noch keine Informationen entnehmen lassen. Die offenen Fragen sind:

  • An welcher Universität hat Dietrich Flade studiert?
  • Wie hoch waren seine Einkünfte aus den unterschiedlichen Tätigkeiten?
  • Was passierte mit sieben Aussagen zwischen August 1587 und April 1588 und warum erfolgte keine Reaktion des Statthalters?
  • Wie lautete die Antwort der Theologischen Fakultät auf diverse Aussagen?
  • Welche Informationen enthalten die Seiten 105 bis 107 der Gerichtsakten?[10]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Emil Zenz: Ein Opfer des Hexenwahns. Das Schicksal des Doctor Dietrich Flade aus Trier 1. Auflage. Spee-Buchverlag GmbH, Trier, 1977, S. 9–10
  2. 2,0 2,1 Vom Hexenrichter zum Hexenmeister – abgerufen am 7. Juni 2025
  3. Emil Zenz: Ein Opfer des Hexenwahns. Das Schicksal des Doctor Dietrich Flade aus Trier 1. Auflage. Spee-Buchverlag GmbH, Trier, 1977, S. 19–29
  4. Emil Zenz: Ein Opfer des Hexenwahns. Das Schicksal des Doctor Dietrich Flade aus Trier 1. Auflage. Spee-Buchverlag GmbH, Trier, 1977, S. 14–50
  5. Emil Zenz: Ein Opfer des Hexenwahns. Das Schicksal des Doctor Dietrich Flade aus Trier 1. Auflage. Spee-Buchverlag GmbH, Trier, 1977, S. 20–54
  6. Emil Zenz: Ein Opfer des Hexenwahns. Das Schicksal des Doctor Dietrich Flade aus Trier 1. Auflage. Spee-Buchverlag GmbH, Trier, 1977, S. 33
  7. Emil Zenz: Ein Opfer des Hexenwahns. Das Schicksal des Doctor Dietrich Flade aus Trier 1. Auflage. Spee-Buchverlag GmbH, Trier, 1977, S. 47–49
  8. Emil Zenz: Ein Opfer des Hexenwahns. Das Schicksal des Doctor Dietrich Flade aus Trier 1. Auflage. Spee-Buchverlag GmbH, Trier, 1977, S. 37
  9. Emil Zenz: Ein Opfer des Hexenwahns. Das Schicksal des Doctor Dietrich Flade aus Trier 1. Auflage. Spee-Buchverlag GmbH, Trier, 1977, S. 12
  10. Emil Zenz: Ein Opfer des Hexenwahns. Das Schicksal des Doctor Dietrich Flade aus Trier 1. Auflage. Spee-Buchverlag GmbH, Trier, 1977, S. 10–46