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Kapellen in Burgen: Unterschied zwischen den Versionen
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[[Datei:Kapelle der Burg Ehrenburg im Landkreis Heilbronn.PNG|thumb|220px|Die Kapelle der [[Burg Ehrenberg (Neckar)|Burg Ehrenberg]] im Landkreis Heilbronn befindet sich außerhalb der Burg]] Die Kapelle war von allen Bestandteilen der Burg (abgesehen vielleicht von den Stallungen) am wenigsten auf die Funktion der Wehrhaftigkeit ausgerichtet. Deshalb gab es für sie nicht wie für [[Palas]], [[Bergfried]] oder Ringmauer bestimmte vorgesehene Positionen innnerhalb der Burg. Sie wurden somit da angelegt, wo sich dem Gelände und der Gesamtanlage nach gerade ein passender Platz fand. Als selbstständiger Bau stand sie ausnahmsweise, wie z.B. in auf [[Burg Ehrenberg (Neckar)|Burg Ehrenberg]] am [[Neckar]] die Burgkapelle St. Alban von 1602, auf [[Burg Niedergundelfingen]] in [[Württemberg]] oder Schloss Annenberg in [[Südtirol]], auch mal ganz außerhalb der Ringmauer. Ansonsten stand die Kapelle wie beispielsweise in bei Burg Solavers in [[Graubünden]] oder Burg Hocheppau in [[Tirol]] frei innerhalb des durch die Ringmauer umgrenzten Areals, mit der [[Apsis]] aus der Ringmauer vortretend wie in Burg Liebenfels in [[Kärnten]] oder Burg Wildenstein in [[Baden]], oder war an die Ringmauer oder einen anderen Bau angelehnt wie auf der Kyburg in der Nord[[schweiz]]. Ansonsten war die Kapelle in der Regel im Palas integriert, wie z.B. auf der [[Wartburg]], Burg Liechtenstein bei Mödling oder auf Burg Gräplang im [[St. Gallen|Kanton St. Gallen]]. Die Kapelle konnte sich aber auch im Torbau über dem Tor wie in den Burgen von Gelnhausen, Münzenberg oder Boineburg, oder in einem Turm - sei es Bergfried, Wohnturm oder Rondell - befinden. Burgkapellen sind häufiger als andere Gotteshäuser nicht streng von Westen nach Osten symbolisch auf [[Jerusalem]] ausgerichtet. Bei der Kapelle der Burgen Merkenstein und Rauheneck in Nieder[[österreich]] wählte man z.B. die nordsüdliche Richtung. Ein zwingender Grund für diese Abweichungen von der heiligen Linie Richtung Jerusalem ist häufig nicht zu erkennen. | [[Datei:Kapelle der Burg Ehrenburg im Landkreis Heilbronn.PNG|thumb|220px|Die Kapelle der [[Burg Ehrenberg (Neckar)|Burg Ehrenberg]] im Landkreis Heilbronn befindet sich außerhalb der Burg]] Die Kapelle war von allen Bestandteilen der Burg (abgesehen vielleicht von den Stallungen) am wenigsten auf die Funktion der Wehrhaftigkeit ausgerichtet. Deshalb gab es für sie nicht wie für [[Palas]], [[Bergfried]] oder Ringmauer bestimmte vorgesehene Positionen innnerhalb der Burg. Sie wurden somit da angelegt, wo sich dem Gelände und der Gesamtanlage nach gerade ein passender Platz fand. Als selbstständiger Bau stand sie ausnahmsweise, wie z.B. in auf [[Burg Ehrenberg (Neckar)|Burg Ehrenberg]] am [[Neckar]] die Burgkapelle St. Alban von 1602, auf [[Burg Niedergundelfingen]] in [[Württemberg]] oder Schloss Annenberg in [[Südtirol]], auch mal ganz außerhalb der Ringmauer. Ansonsten stand die Kapelle wie beispielsweise in bei Burg Solavers in [[Graubünden]] oder Burg Hocheppau in [[Tirol]] frei innerhalb des durch die Ringmauer umgrenzten Areals, mit der [[Apsis]] aus der Ringmauer vortretend wie in Burg Liebenfels in [[Kärnten]] oder Burg Wildenstein in [[Baden]], oder war an die Ringmauer oder einen anderen Bau angelehnt wie auf der Kyburg in der Nord[[schweiz]]. Ansonsten war die Kapelle in der Regel im Palas integriert, wie z.B. auf der [[Wartburg]], Burg Liechtenstein bei Mödling oder auf Burg Gräplang im [[St. Gallen|Kanton St. Gallen]]. Die Kapelle konnte sich aber auch im Torbau über dem Tor wie in den Burgen von Gelnhausen, Münzenberg oder Boineburg, oder in einem Turm - sei es Bergfried, Wohnturm oder Rondell - befinden. Burgkapellen sind häufiger als andere Gotteshäuser nicht streng von Westen nach Osten symbolisch auf [[Jerusalem]] ausgerichtet. Bei der Kapelle der Burgen Merkenstein und Rauheneck in Nieder[[österreich]] wählte man z.B. die nordsüdliche Richtung. Ein zwingender Grund für diese Abweichungen von der heiligen Linie Richtung Jerusalem ist häufig nicht zu erkennen. | ||
== Archtitektonische Formen der Kapellen == | == Archtitektonische Formen der Kapellen == | ||
Wie bei der Lage der Kapellen gab es auch keinen Bauteil der Burg, der so verschiedenartig gestaltet sein konnte wie die Kapelle. Bei den einen eigenen Bau bildenden Burgkapellen überwiegt die aus einem rechteckigen Schiff und stumpfeckiger oder runder Apsis bestehende Form. Davon gibt es allerdings auch etliche Abweichungen: So ist die 1126 geweihte Kapelle der [[Krukenburg]] ein Rundbau von 12,87 Metern Durchmesser mit vier niedrigeren, rechteckigen, kreuzförmig an den Zylinder angelehnten Anbauten. Die Kapelle auf [[Burg Neukraig]] ist rund gestaltet mit einem rechteckigen Ausbau. Die Kapelle von [[Burg Rieneck]] in [[Unterfranken]] stellt ein Quadrat mit halbkreisförmigen Apsiden auf drei Seiten dar. Eine achteckige Form mit zwei Ausbauten in Form halber über Eck stehender Quadrate an den beiden Langseiten weist [[Burg Lahneck]] am [[Rhein]] auf. Bei der aus dem 13. Jahrhundert stammenden Matthiaskapelle der Oberburg von [[Cobern]] an der [[Mosel]] wird ein sechseckiger Innenraum vom 4 Metern Durchmesser von einem niedrigen auf sechs Säulenbündeln ruhenden Umgang umgeben, an den sich noch eine niedrige und runde Apsis anschliesst. | Wie bei der Lage der Kapellen gab es auch keinen Bauteil der Burg, der so verschiedenartig gestaltet sein konnte wie die Kapelle. Bei den einen eigenen Bau bildenden Burgkapellen überwiegt die aus einem rechteckigen Schiff und stumpfeckiger oder runder Apsis bestehende Form. Davon gibt es allerdings auch etliche Abweichungen: So ist die 1126 geweihte Kapelle der [[Krukenburg]] ein Rundbau von 12,87 Metern Durchmesser mit vier niedrigeren, rechteckigen, kreuzförmig an den Zylinder angelehnten Anbauten. Die Kapelle auf [[Burg Neukraig]] ist rund gestaltet mit einem rechteckigen Ausbau. [[Datei:Burg Krukenburg.PNG|thumb|250px|Die Kapelle der [[Krukenburg]] in [[Hessen]] hat eine runde Form]] Die Kapelle von [[Burg Rieneck]] in [[Unterfranken]] stellt ein Quadrat mit halbkreisförmigen Apsiden auf drei Seiten dar. Eine achteckige Form mit zwei Ausbauten in Form halber über Eck stehender Quadrate an den beiden Langseiten weist [[Burg Lahneck]] am [[Rhein]] auf. Bei der aus dem 13. Jahrhundert stammenden Matthiaskapelle der Oberburg von [[Cobern]] an der [[Mosel]] wird ein sechseckiger Innenraum vom 4 Metern Durchmesser von einem niedrigen auf sechs Säulenbündeln ruhenden Umgang umgeben, an den sich noch eine niedrige und runde Apsis anschliesst. | ||
Auch bei den Kapellen die nicht als eigene Gebäude für sich standen, sondern Teil eines anderen Gebäudes waren, sind mannigfaltige Formen zu beobachten: Die 1437 gestiftete Markuskapelle auf der [[Marksburg]] am [[Rhein]] ist eine Turmkapelle und nimmt ein Geschoss des unregelmäßig sechseckigen Markusturms ein. Bei der in [[Westfalen]] gelegenen [[Burg Bentheim]] bildet nur das Altarhaus der Kapelle das unterste Geschoss des früher hohen Wehrturms. Umgekehrt liegt der Fall auf [[Burg Starhemberg]] in Nieder[[österreich]], wo der Hauptraum der Kapelle im Erdgeschoss des Bergfrieds liegt, die Altarnische aber in Grundform eines überhöhten Halbkreises ausserhalb des Bergfrieds. | Auch bei den Kapellen die nicht als eigene Gebäude für sich standen, sondern Teil eines anderen Gebäudes waren, sind mannigfaltige Formen zu beobachten: Die 1437 gestiftete Markuskapelle auf der [[Marksburg]] am [[Rhein]] ist eine Turmkapelle und nimmt ein Geschoss des unregelmäßig sechseckigen Markusturms ein. Bei der in [[Westfalen]] gelegenen [[Burg Bentheim]] bildet nur das Altarhaus der Kapelle das unterste Geschoss des früher hohen Wehrturms. Umgekehrt liegt der Fall auf [[Burg Starhemberg]] in Nieder[[österreich]], wo der Hauptraum der Kapelle im Erdgeschoss des Bergfrieds liegt, die Altarnische aber in Grundform eines überhöhten Halbkreises ausserhalb des Bergfrieds. | ||
== Aussgestaltung der Kapellen == | == Aussgestaltung der Kapellen == | ||
Auch die Ausgestaltung der Kapellen ist sehr unterschiedlich. Selbst bei großen Burgen ist die Kapelle mitunter recht stiefmütterlich behandelt. So war die Kapelle auf [[Burg Heidenreichstein]] trotz weiter Palasräume in einem finsteren, ungewölbtem Erdgeschoss eines runden Eckturmes untergebracht. Auf [[Burg Kaprun]] war die Kapelle nur mittels Bretterwänden von einem Dachboden abgeteilt. Andere Burgkapellen dagegen sind durch ihre reiche Ausstattung berühmt geworden. Die Kapelle von [[Burg Klingenberg]] in [[Böhmen]] schmücken eindrucksvolle Wandgemälde. Die Kapelle der [[Ostpreußen|ostpreußischen]] [[Marienburg]] überzeugt durch ein prächtiges Portal, eine in Ziegelbau reich verzierte Pforte, eine außen an der Apsis angebrachte große [[Jungfrau Maria|Marienfigur]] mit Relief mit glänzendem [[Mosaik]]überzug. Gewöhnlich beschränkte sich jedoch die bauliche Ausgestaltung der Kapellen auf einfachere Gewölbe und Wandmalereien, eine als [[Erker]] hervortretende Altarnische mit in der Wand ausgesparten Behältern für die Geräte (Sakramentshäuschen), einfachere Maßwerkfesnter sowie eine zumeist für die Herrschaft bestimmte Empore dem Altar gegenüber. Ein eigentlicher Turm ist dabei sehr selten vorhanden. Statt dessen kam für die Glocke ein Dachreiter oder ein Aufsatz auf einer Giebelwand zum Einsatz. | Auch die Ausgestaltung der Kapellen ist sehr unterschiedlich. Selbst bei großen Burgen ist die Kapelle mitunter recht stiefmütterlich behandelt. So war die Kapelle auf [[Burg Heidenreichstein]] trotz weiter Palasräume in einem finsteren, ungewölbtem Erdgeschoss eines runden Eckturmes untergebracht. Auf [[Burg Kaprun]] war die Kapelle nur mittels Bretterwänden von einem Dachboden abgeteilt. Andere Burgkapellen dagegen sind durch ihre reiche Ausstattung berühmt geworden. Die Kapelle von [[Burg Klingenberg]] in [[Böhmen]] schmücken eindrucksvolle Wandgemälde. Die Kapelle der [[Ostpreußen|ostpreußischen]] [[Marienburg]] überzeugt durch ein prächtiges Portal, eine in Ziegelbau reich verzierte Pforte, eine außen an der Apsis angebrachte große [[Jungfrau Maria|Marienfigur]] mit Relief mit glänzendem [[Mosaik]]überzug. Gewöhnlich beschränkte sich jedoch die bauliche Ausgestaltung der Kapellen auf einfachere Gewölbe und Wandmalereien, eine als [[Erker]] hervortretende Altarnische mit in der Wand ausgesparten Behältern für die Geräte (Sakramentshäuschen), einfachere Maßwerkfesnter sowie eine zumeist für die Herrschaft bestimmte Empore dem Altar gegenüber. Ein eigentlicher Turm ist dabei sehr selten vorhanden. Statt dessen kam für die Glocke ein Dachreiter oder ein Aufsatz auf einer Giebelwand zum Einsatz. |
Version vom 8. August 2021, 08:29 Uhr
Da der christliche Glaube und dessen Ausübung im Mittelalter zu den wesentlichen Elementen des Lebens gehörte, verfügten nachweislich bereits im 10. Jahrhundert viele Burgen im deutschsprachigen Raum über eine Kapelle oder zumindest einen Raum, der zugleich zum Gottesdienst bestimmt war.
Lage der Kapellen
Die Kapelle war von allen Bestandteilen der Burg (abgesehen vielleicht von den Stallungen) am wenigsten auf die Funktion der Wehrhaftigkeit ausgerichtet. Deshalb gab es für sie nicht wie für Palas, Bergfried oder Ringmauer bestimmte vorgesehene Positionen innnerhalb der Burg. Sie wurden somit da angelegt, wo sich dem Gelände und der Gesamtanlage nach gerade ein passender Platz fand. Als selbstständiger Bau stand sie ausnahmsweise, wie z.B. in auf Burg Ehrenberg am Neckar die Burgkapelle St. Alban von 1602, auf Burg Niedergundelfingen in Württemberg oder Schloss Annenberg in Südtirol, auch mal ganz außerhalb der Ringmauer. Ansonsten stand die Kapelle wie beispielsweise in bei Burg Solavers in Graubünden oder Burg Hocheppau in Tirol frei innerhalb des durch die Ringmauer umgrenzten Areals, mit der Apsis aus der Ringmauer vortretend wie in Burg Liebenfels in Kärnten oder Burg Wildenstein in Baden, oder war an die Ringmauer oder einen anderen Bau angelehnt wie auf der Kyburg in der Nordschweiz. Ansonsten war die Kapelle in der Regel im Palas integriert, wie z.B. auf der Wartburg, Burg Liechtenstein bei Mödling oder auf Burg Gräplang im Kanton St. Gallen. Die Kapelle konnte sich aber auch im Torbau über dem Tor wie in den Burgen von Gelnhausen, Münzenberg oder Boineburg, oder in einem Turm - sei es Bergfried, Wohnturm oder Rondell - befinden. Burgkapellen sind häufiger als andere Gotteshäuser nicht streng von Westen nach Osten symbolisch auf Jerusalem ausgerichtet. Bei der Kapelle der Burgen Merkenstein und Rauheneck in Niederösterreich wählte man z.B. die nordsüdliche Richtung. Ein zwingender Grund für diese Abweichungen von der heiligen Linie Richtung Jerusalem ist häufig nicht zu erkennen.
Archtitektonische Formen der Kapellen
Wie bei der Lage der Kapellen gab es auch keinen Bauteil der Burg, der so verschiedenartig gestaltet sein konnte wie die Kapelle. Bei den einen eigenen Bau bildenden Burgkapellen überwiegt die aus einem rechteckigen Schiff und stumpfeckiger oder runder Apsis bestehende Form. Davon gibt es allerdings auch etliche Abweichungen: So ist die 1126 geweihte Kapelle der Krukenburg ein Rundbau von 12,87 Metern Durchmesser mit vier niedrigeren, rechteckigen, kreuzförmig an den Zylinder angelehnten Anbauten. Die Kapelle auf Burg Neukraig ist rund gestaltet mit einem rechteckigen Ausbau.
Die Kapelle von Burg Rieneck in Unterfranken stellt ein Quadrat mit halbkreisförmigen Apsiden auf drei Seiten dar. Eine achteckige Form mit zwei Ausbauten in Form halber über Eck stehender Quadrate an den beiden Langseiten weist Burg Lahneck am Rhein auf. Bei der aus dem 13. Jahrhundert stammenden Matthiaskapelle der Oberburg von Cobern an der Mosel wird ein sechseckiger Innenraum vom 4 Metern Durchmesser von einem niedrigen auf sechs Säulenbündeln ruhenden Umgang umgeben, an den sich noch eine niedrige und runde Apsis anschliesst.
Auch bei den Kapellen die nicht als eigene Gebäude für sich standen, sondern Teil eines anderen Gebäudes waren, sind mannigfaltige Formen zu beobachten: Die 1437 gestiftete Markuskapelle auf der Marksburg am Rhein ist eine Turmkapelle und nimmt ein Geschoss des unregelmäßig sechseckigen Markusturms ein. Bei der in Westfalen gelegenen Burg Bentheim bildet nur das Altarhaus der Kapelle das unterste Geschoss des früher hohen Wehrturms. Umgekehrt liegt der Fall auf Burg Starhemberg in Niederösterreich, wo der Hauptraum der Kapelle im Erdgeschoss des Bergfrieds liegt, die Altarnische aber in Grundform eines überhöhten Halbkreises ausserhalb des Bergfrieds.
Aussgestaltung der Kapellen
Auch die Ausgestaltung der Kapellen ist sehr unterschiedlich. Selbst bei großen Burgen ist die Kapelle mitunter recht stiefmütterlich behandelt. So war die Kapelle auf Burg Heidenreichstein trotz weiter Palasräume in einem finsteren, ungewölbtem Erdgeschoss eines runden Eckturmes untergebracht. Auf Burg Kaprun war die Kapelle nur mittels Bretterwänden von einem Dachboden abgeteilt. Andere Burgkapellen dagegen sind durch ihre reiche Ausstattung berühmt geworden. Die Kapelle von Burg Klingenberg in Böhmen schmücken eindrucksvolle Wandgemälde. Die Kapelle der ostpreußischen Marienburg überzeugt durch ein prächtiges Portal, eine in Ziegelbau reich verzierte Pforte, eine außen an der Apsis angebrachte große Marienfigur mit Relief mit glänzendem Mosaiküberzug. Gewöhnlich beschränkte sich jedoch die bauliche Ausgestaltung der Kapellen auf einfachere Gewölbe und Wandmalereien, eine als Erker hervortretende Altarnische mit in der Wand ausgesparten Behältern für die Geräte (Sakramentshäuschen), einfachere Maßwerkfesnter sowie eine zumeist für die Herrschaft bestimmte Empore dem Altar gegenüber. Ein eigentlicher Turm ist dabei sehr selten vorhanden. Statt dessen kam für die Glocke ein Dachreiter oder ein Aufsatz auf einer Giebelwand zum Einsatz.
Mehrere Kapellen und Doppelkapellen
Größere Burgen haben mitunter zwei oder sogar noch mehr einzelne Kapellen. So verfügt Burg Werberg in Südtirol außer einer Kapelle neben dem Burgtor noch über einen Kapellenraum im Bergfried. Burg Rineck in Unterfranken verfügt über zwei Kapellen und Burg Merkenstein in Niederösterreich soll sogar über drei Kapellen verfügt haben, die aber nicht mehr alle in der Ruine erkennbar sind. Die Mehrheit dieser Kapellen dürfte mit dem Vorhandensein mehrerer die Burg bewohnender Miteigentümer zu erklären sein. Die böhmische Burg Karlstein verfügte besaßr sogar fünf Oratorien und Kapellen, u.a. für die dortigen Stiftsgeistlichen und den Schlosshauptmann.
Literatur
- G. Ulrich Großmann: Die Welt der Burgen - Geschichte, Architektur, Kultur, Verlag C.H. Beck, München, 2013
- Otto Piper: Burgenkunde - Bauwesen und Geschichte der Burgen, R. Piper & Co., 3. Aufl., München, 1912
- Ulrich Stevens: Burgkapellen - Andacht, Repräsentation und Wehrhaftigkeit im Mittelalter, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 2003