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Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion: Unterschied zwischen den Versionen

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=== Politische Einflussnahme der Türkei ===  
=== Politische Einflussnahme der Türkei ===  
Der Journalist [[Jörg Lau]] monierte die „Nähe zum türkischen Staat“, die DİTİB sei ein „langer Arm [[Recep Tayyip Erdoğan|Erdogans]]“<ref>[http://blog.zeit.de/joerglau/2009/02/18/ditib-als-langer-arm-erdogans_2062 Ditib als langer Arm Erdogans?]</ref>.  
Der Journalist [[Jörg Lau]] monierte die „Nähe zum türkischen Staat“, die DİTİB sei ein „langer Arm [[Recep Tayyip Erdoğan|Erdogans]]“<ref>[http://blog.zeit.de/joerglau/2009/02/18/ditib-als-langer-arm-erdogans_2062 Ditib als langer Arm Erdogans?]</ref>.  
Lale Akgün warf der DİTİB „Machtgelüste” und „reaktionäre Gesinnungen” vor. Als einem Ableger der staatlichen türkischen Religionsbehörde gehe es der DİTİB nicht um Religion, sondern um die „Deutungshoheit über das Soziale”. Als Beispiel verwies Akgün auf einen später wieder aus dem Internet entfernten Leitfaden der türkischen Behörde Diyanet für „gute und vorbildliche muslimische Frauen”, worin „[[Misogynie|frauenfeindliche]] Vorschriften” enthalten gewesen seien wie etwa das Alleinreise-Verbot für Frauen.<ref>[http://www.ksta.de/servlet/OriginalContentServer?pagename=ksta/ksArtikel/Druckfassung&aid=1212172842934 SPD-Islambeauftragte attackiert Ditib], 2. Juni 2008</ref> Auch nachdem man erklärt hatte, sie zurückgezogen zu haben, vertrieb die DİTİB weiterhin eine Islam-Fibel mit dem Titel „Erlaubtes und Verwehrtes“ des türkischen Islamwissenschaftlers [[Hayrettin Karaman]], in welcher das Schlagen von Ehefrauen als adäquates Verhalten dargestellt wurde.<ref name="welt moscheebauten"/>  
Lale Akgün warf der DİTİB „Machtgelüste” und „reaktionäre Gesinnungen” vor. Als einem Ableger der staatlichen türkischen Religionsbehörde gehe es der DİTİB nicht um Religion, sondern um die „Deutungshoheit über das Soziale”. Als Beispiel verwies Akgün auf einen später wieder aus dem Internet entfernten Leitfaden der türkischen Behörde [[Diyanet]] für „gute und vorbildliche muslimische Frauen”, worin „[[Misogynie|frauenfeindliche]] Vorschriften” enthalten gewesen seien wie etwa das Alleinreise-Verbot für Frauen.<ref>[http://www.ksta.de/servlet/OriginalContentServer?pagename=ksta/ksArtikel/Druckfassung&aid=1212172842934 SPD-Islambeauftragte attackiert Ditib], 2. Juni 2008</ref> Auch nachdem man erklärt hatte, sie zurückgezogen zu haben, vertrieb die DİTİB weiterhin eine Islam-Fibel mit dem Titel „Erlaubtes und Verwehrtes“ des türkischen Islamwissenschaftlers [[Hayrettin Karaman]], in welcher das Schlagen von Ehefrauen als adäquates Verhalten dargestellt wurde.<ref name="welt moscheebauten"/>


=== Rekrutierung der Imame aus der Türkei ===
=== Rekrutierung der Imame aus der Türkei ===

Version vom 18. Januar 2019, 05:02 Uhr

Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e. V. (Vorlage:TrS, abgekürzt DİTİB) ist ein seit dem 5. Juli 1984 beim Amtsgericht Köln eingetragener Verein. Sie untersteht der dauerhaften Leitung, Kontrolle und Aufsicht des staatlichen Präsidiums für Religiöse Angelegenheiten der Türkei in Ankara, welches dem türkischen Ministerpräsidentenamt angegliedert ist. Die DİTİB arbeitet als bundesweiter Dachverband für die Koordinierung der religiösen, sozialen und kulturellen Tätigkeiten der angeschlossenen türkisch-islamischen Moscheegemeinden. Der Sitz des Verbandes ist in Köln-Ehrenfeld. Er ist Gründungsmitglied des Koordinierungsrats der Muslime. Der Verein stellt de facto eine türkisch-islamische Kolonialverwaltung auf dem Territorium der Bundesrepublik dar.

Organisationsstruktur

Deutschland

Als in der Bundesrepublik Deutschland tätiges Organ der türkischen Regierung mit religiöser und sozialer Zielsetzung vertritt die DİTİB ein Islamverständnis im Sinne des in der Türkei vorherrschenden sunnitischen Islams. Zu den Satzungszwecken der Organisation zählen die religiöse Betreuung, Aufklärung und Unterweisung der in Deutschland lebenden türkischen Muslime, Einrichtung und Unterhalt von Gebets- und Unterrichtsstätten und die Ausbildung von Laienpredigern, außerdem die Veranstaltung von sozialen und kulturellen Aktivitäten und Sprachkursen sowie die Durchführung von Berufsbildungsmaßnahmen.[1] DİTİB unterhält außerdem einen Bestattungsfonds zur Finanzierung und Organisation der Überführung und Beisetzung verstorbener türkischer Muslime in die Türkei.

Im Gründungsjahr 1984 waren 230 Vereine angeschlossen, im Jahr 2002 waren es über 770 Moscheevereine mit jeweils ca. 130 bis 150 Mitgliedern,[1] im Jahr 2005 waren es nach Angaben des Verbandes 870 Vereine, im Jahre 2007 über 880 und im Jahre 2014 896 Vereine.[2] Die angeschlossenen Ortsgemeinden haben ihren Sitz zumeist in größeren westdeutschen Städten und betreiben dort Moscheen. Sie sind rechtlich und wirtschaftlich selbstständige eingetragene Vereine, die die Prinzipien und satzungsgemäßen Zwecke der DİTİB verfolgen und die DİTİB als Dachverband anerkennen. Allerdings begeben sich viele Mitgliedsorganisationen in eine verstärkte Abhängigkeit zur DİTİB-Zentrale, indem sie dieser ihre Immobilien überschreiben. Im Jahr 2001 wurden 55 von 66 Moscheeneubauvorhaben in Deutschland von Moscheegemeinden getragen, die der DİTİB angehörten.[1]

DİTİB regelt die Entsendung hauptamtlicher Hodschas (etwa: Gemeindeleiter und Vorbeter) aus der Türkei, die als Staatsbedienstete für rund vier Jahre in die Bundesrepublik kommen und vom jeweiligen Konsulat besoldet und beaufsichtigt werden. Es wird bemängelt, „dass diese Vorbeter oft weder die genauen Lebensumstände der Türken in Deutschland kennen noch die deutsche Sprache in ausreichendem Maße beherrschen“.[1]

Österreich

In Österreich ist die Organisation als „Türkisch Islamische Union für Kulturelle und Soziale Zusammenarbeit in Österreich“ unter dem Kürzel „ATIB“ bekannt (ATİB bezeichnet allerdings in Deutschland einen anderen Moscheeverband).[3] Sie wurde 1990 mit 31 Mitgliedsvereinen gegründet und umfasst heute 59 Mitgliedsvereine.[4]

Haltung zu Integration, Verhältnis zum Islamismus und Führungspersonal

Unter der Präsidentschaft von Rıdvan Çakır 2003–2007 legte die DİTİB besonderes Augenmerk auf ihre Darstellung als integrationsbereiter Faktor in der deutschen Gesellschaft. Die DİTİB war Mitinitiator der Massenveranstaltung „Gemeinsam für Frieden und gegen Terror“. An dieser Demonstration in Köln nahmen am 21. November 2004 über 20.000 Muslime teil. Unter den Gastrednern waren die grüne Politikerin Claudia Roth, der bayerische Innenminister Günther Beckstein und der Nordrhein-westfälische Innenminister Fritz Behrens. Ziel der Veranstaltung war es, Gewalteinsatz im Namen des Islam zu verurteilen.

2015 berichteten die Frankfurter Allgemeine Zeitung[5] und „Report München“, dass radikale Islamisten auch in DITIB-Moscheen aktiv seien. So wurde ein Foto bekannt, auf dem ein Vorstandsmitglied der DITIB Dinslaken mit ausgestrecktem Zeigefinger posierte, einer Geste aus Salafistenkreisen. Die FAZ kritisierte, es gebe zu oft eine „stillschweigende Solidarität“ der alten Herren in den Moscheevorständen gegenüber den fehlgeleiteten, wütenden jungen Männern und Frauen.

Von April 2007 bis 2010 war Sadi Arslan, Botschaftsrat in der türkischen Botschaft, Vorsitzender. Generalsekretär wurde Ali Ihsan Ünlü. Erstmals wurde mit Ayten Kiliçarslan eine Frau in den DİTİB-Vorstand gewählt und sogleich zur stellvertretenden Generalsekretärin bestimmt. Sie schied allerdings bereits 2009 wieder aus dem Vorstand aus. Von 2010 bis 2012 war Ali Derre Vorsitzender. Von 2012 bis 2014 war İzzet Er Vorsitzender. Seit 2014 ist Nevzat Yaşar AŞIKOĞLU Vorsitzender[6] Qua Amt sind die Botschaftsräte für Religionsangelegenheiten der Republik Türkei in der Bundesrepublik Deutschland immer die DITIB-Vorsitzenden.

Die DİTİB unterhält eine eigene Abteilung für den Interreligiösen Dialog. Deren Leiter, Bekir Alboga, war vom 1. Oktober 2007 bis 31. März 2008 Sprecher des Koordinierungsrats der Muslime in Deutschland.

Seit November 2009 wird der schon länger geplante, im Vorfeld umstrittene Neubau einer Zentralmoschee auf dem Gelände der Deutschland-Zentrale der DİTİB im Kölner Stadtteil Ehrenfeld umgesetzt. Eine weitere Zentralmoschee wird im Essener Stadtteil Altendorf errichtet. Die Richtfeste beider Moscheen wurden 2011 bzw. 2012 gefeiert.

Die freie und Hansestadt Hamburg hat als erstes Bundesland im Rahmen seines Völkerrechtssubjektes einen Staatsvertrag unter anderem mit der DİTİB abgeschlossen. Geregelt werden sollen Feiertage und gewisse Rechte der muslimischen Minderheit in Hamburg. Weiterhin soll das Zusammenleben der Religionsgemeinschaft und der Religionsunterricht gefördert werden.[7]

Kontroverse um ihre Anbindung an den türkischen Staat

Laut Kritikern betreibt die DITIB die „planmäßige Islamisierung Deutschlands“ von der Türkei aus und agiert als Sachwalter staatspolitischer Interessen der Türkei.

Traditionspflege als Integrationshindernis

Levent Tezcan (Universität Bielefeld) kritisierte, eins der erklärten Ziele, „die Pflege der nationalen Identität unter den türkischen Einwanderern“, kollidiere mit den Vorstellungen eines "Euro-Islam" bzw. "deutschen Islam", der sich von der Herkunftskultur loslösen solle.[8] Die damalige Sprecherin der Arbeitsgruppe Migration und Integration der SPD, Lale Akgün, kritisierte das Ziel der Traditionspflege als integrationsfeindliche „Aufforderung, sich abzusondern“. Der verstorbene Schriftsteller und Journalist Ralph Giordano vertrat die Ansicht, die DİTİB sei ein ungeeigneter Bauträger für Moscheen in Deutschland, insofern es ihr eher um die Bewahrung des Türkentums als um Eingliederung türkischer Migranten in die deutsche Gesellschaft gehe. Die DİTİB leugne zudem den Völkermord an den Armeniern und ersetze Religion durch Ultrapatriotismus.[9]

Politische Einflussnahme der Türkei

Der Journalist Jörg Lau monierte die „Nähe zum türkischen Staat“, die DİTİB sei ein „langer Arm Erdogans[10]. Lale Akgün warf der DİTİB „Machtgelüste” und „reaktionäre Gesinnungen” vor. Als einem Ableger der staatlichen türkischen Religionsbehörde gehe es der DİTİB nicht um Religion, sondern um die „Deutungshoheit über das Soziale”. Als Beispiel verwies Akgün auf einen später wieder aus dem Internet entfernten Leitfaden der türkischen Behörde Diyanet für „gute und vorbildliche muslimische Frauen”, worin „frauenfeindliche Vorschriften” enthalten gewesen seien wie etwa das Alleinreise-Verbot für Frauen.[11] Auch nachdem man erklärt hatte, sie zurückgezogen zu haben, vertrieb die DİTİB weiterhin eine Islam-Fibel mit dem Titel „Erlaubtes und Verwehrtes“ des türkischen Islamwissenschaftlers Hayrettin Karaman, in welcher das Schlagen von Ehefrauen als adäquates Verhalten dargestellt wurde.[9]

Rekrutierung der Imame aus der Türkei

Gegenstand der Kritik ist auch die Rekrutierung der Imame aus der Türkei, deren mangelnde Sprachkenntnisse und begrenzte Dienstzeit, welche die Imame daran hindern, sich mit den kulturellen Gepflogenheiten in den jeweiligen Ländern vertraut zu machen. Die neu konzipierte Imam-Ausbildung an den Universitäten in Münster, Osnabrück und Tübingen lehnte die DİTİB ab.[12]

Moscheebauten

Die Turkologin Ursula Spuler-Stegemann warnte, es sei sonderbar, dass die DİTİB so viele Moscheen hierzulande „nach Kriegsherrn wie dem Konstantinopel-Eroberer Mehmed II. benenne“.[9]

Der damalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland Wolfgang Huber und die Soziologin und Islamkritikerin Necla Kelek warfen dem Verband im Jahr 2007 anlässlich von Moscheebauten in Deutschland vor, mit zweierlei Maß zu messen. In Deutschland fordere man Religionsfreiheit für Muslime und baue Moscheen, in der Türkei hingegen verweigere dieselbe Behörde türkischen Christen und türkischen Aleviten den Bau ihrer Sakralgebäude und volle Religionsfreiheit.[9]

Siehe auch

Weblinks

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Einzelnachweise

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