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Mein Kampf: Unterschied zwischen den Versionen
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'''Mein Kampf''' ist | '''Mein Kampf''' ist das politische Grundlagenwerk [[Adolf Hitler]]s, in dem er vor dem Hintergrund seiner [[Autobiographie]] die Grundzüge seiner weltanschaulichen Überzeugung und seines politischen Programms entwirft. | ||
== Entstehung und Editionsgeschichte == | == Entstehung und Editionsgeschichte == | ||
Hitler schrieb das Buch [[1924]] angeblich schon während seiner Festungshaft im oberbayerischen [[Landsberg am Lech]] zusammen mit [[Rudolf Hess]], der aber nicht als Mitautor aufgeführt wird. Zweck des Buches war die Darstellung der Entwicklung und der Ziele des damaligen [[Nationalsozialismus]]. Hitler ging dabei von der Echtheit der ''[[Protokolle der Weisen von Zion]]'' aus, obwohl bekannt war, dass es sich dabei um eine Fälschung handelt. Ursprünglich sollte das Buch ''Viereinhalb Jahre des Kampfes gegen Lüge, Dummheit und Feigheit'' heißen. Während der erste Teil im Laufe der Haftzeit Hitlers den Mithäftlingen [[Emil Maurice]] und Rudolf Hess diktiert wurde, entstand der zweite Teil nach der im Dezember 1924 erfolgten vorzeitigen Entlassung. | |||
Am 18. Juli [[1925]] wurde der erste Band veröffentlicht, im Dezember 1926 der zweite. Bis [[1930]] erschien ''Mein Kampf'' in zwei großformatigen Bänden zum Preis von je 12 [[Reichsmark]] (RM). 1930 wurden die beiden Bände zu einer einbändigen ''Volksausgabe'' zusammengefasst im Format 12 cm x 18,9 cm, eine Angleichung an das übliche [[Bibelformat]]. | |||
Der ursprüngliche Text erlebte in seiner 20jährigen Editionsgeschichte von 1925 bis 1945 zahlreiche Änderungen und Erweiterungen. Sprachlich und inhaltlich verworrene Passagen wurden offenbar von Lektoren (z.B. [[Pater Stempfle]]) aus Hitlers Umfeld überarbeitet. Eine textkritische oder historiografische Betrachtung von "Mein Kampf" sollte daher berücksichtigen, dass der Text der späteren Ausgaben aus den 1940er Jahren nur bedingt in direkten Bezug zu setzen ist mit Hitlers schriftstellerischer und politischer Positionierung Mitte der 1920er Jahre. | |||
Der | == Gliederung == | ||
Das Inhaltsverzeichnis mit Angabe der Seitenzahlen der zitierten Ausgabe gibt einen Überblick über die Themen: | |||
* Erster Band: Eine Abrechnung | |||
** Vorwort (S. XXVII) – Widmung (S. XXIX) | |||
** 1. Kapitel: Im Elternhaus (S. 1) – | |||
** 2. Kapitel: Wiener Lehr- und Leidensjahre (S. 18) | |||
** 3. Kapitel: Allgemeine politische Betrachtungen aus meiner Wiener Zeit (S. 71) | |||
** 4. Kapitel: München (S. 138) | |||
** 5. Kapitel: Der Weltkrieg (S. 172) | |||
** 6. Kapitel: Kriegspropaganda (S. 193) | |||
** 7. Kapitel: Die Revolution (S. 205) | |||
** 8. Kapitel: Beginn meiner politischen Tätigkeit (S. 226) | |||
** 9. Kapitel: Die "Deutsche Arbeiterpartei" (S. 236) | |||
** 10. Kapitel: Ursachen des Zusammenbruchs (S. 245) | |||
** 11. Kapitel: Volk und Rasse (S. 311) | |||
** 12. Kapitel: Die erste Entwicklungszeit der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (S. 363) | |||
* Zweiter Band: Die nationalsozialistische Bewegung | |||
** 1. Kapitel: Weltanschauung und Partei (S. 409) | |||
** 2. Kapitel: Der Staat (S. 425) | |||
** 3. Kapitel: Staatsangehöriger und Staatsbürger (S. 488) | |||
** 4. Kapitel: Persönlichkeit und völkischer Staatsgedanke (S. 492) | |||
** 5. Kapitel: Weltanschauung und Organisation (S. 504) | |||
** 6. Kapitel: Der Kampf der ersten Zeit – Die Bedeutung der Rede (S. 518) | |||
** 7. Kapitel: Das Ringen mit der roten Front (S. 538) | |||
** 8. Kapitel: Der Starke ist am mächtigsten allein (S. 568) | |||
** 9. Kapitel: Grundgedanken über Sinn und Organisation der SA (S. 579) | |||
** 10. Kapitel: Der Föderalismus als Maske (S. 621) | |||
** 11. Kapitel: Propaganda und Organisation (S. 649) | |||
** 12. Kapitel: Die Gewerkschaftsfrage (S. 670) | |||
** 13. Kapitel: Deutsche Bündnispolitik nach dem Kriege (S. 684) | |||
** 14. Kapitel: Ostorientierung oder Ostpolitik (S. 726) | |||
** 15. Kapitel: Notwehr als Recht (S. 759) | |||
** Schlusswort (S. 782) | |||
== Inhaltliche | == Inhaltliche Zusammenfassung == | ||
* Es wird der Anschluss der deutschstämmigen Teile des ehemaligen [[Österreich-Ungarn]] an das Deutsche Reich gefordert, da die Deutschen in diesen multiethnischen Gebieten mit seinem großen Bevölkerungsanteil an Tschechen, Ungarn und Slawen an den Rand gedrängt würden und das [[Habsburger]]reich sowieso dem Untergang geweiht war. | |||
* | * Hitler behandelt die aus seiner Sicht falsche Bündnispolitik des [[Deutsches Reich|Deutschen Reiches]] vor 1914 im sogenannten [[Dreibund]] mit dem zunehmend die [[Slawen|Slawisierung]] und Zurückdrängung der deutschen Volkselemente betreibenden [[Habsburger]]reich und [[Italien]], auf welches wegen seinen Interessenkonflikten mit [[Österreich-Ungarn]] im Ernstfall kein Verlaß sei. Stattdessen empfiehlt Hitler als natürliche Bundesgenossen Deutschlands das [[Großbritannien|Britische Königreich]] oder das [[Russisches Kaiserreich|russische Zarenreich]]. Ein Bündnis mit [[England]] sei sinnvoll, wenn man die Ziele der deutschen Politik auf die Gewinnung neuen Lebensraumes im Osten lege um so die Ernährungsgrundlage des deutschen Volkes für die Zukunft zu sichern. Ein Bündnis mit Russland dagegen sei angebracht wenn man eher auf wirtschaftlichen Export, weltweiten Handel und außereuropäische [[Kolonialismus|Kolonialpolitik]] setzen möchte. Hitler lässt keinen Zweifel daran, dass er die Gewinnung neuen Lebensraumes im Osten für auf Dauer sinnvoller und nachhaltiger erachtet als die Fokussierung auf Export, Handel und Kolonien. <ref>Adolf Hitler: ''Mein Kampf'', Verlag Franz Eher Nachfolger, München, XXXI. Auflage, 1933, Seite 139 bis 164</ref> | ||
* Neben dem ausführlichen Entwurf des für den Nationalsozialismus typischen Antisemitismus wird besonderes Augenmerk auf den angeblich jüdischen und daher zu vernichtenden Marxismus gelegt bei gleichzeitigem Gegenentwurf eines "nationalen Sozialismus" (unter der Vorstellung "Rassenkampf statt Klassenkampf", Gewinnung der deutschen Arbeiterschaft) | |||
* Speziell betont wird das als Bolschewismus bezeichnete System der Sowjetunion mit der Forderung nach deren Zerschlagung durch einen Eroberungskrieg (auch als Rassenkrieg tituliert), bei gleichzeitiger Schaffung eines "Lebensraums im Osten" für die "eingeengten Deutschen" | * Hitler geht in ''Mein Kampf'' auch auf Zweck und Mittel der [[Propaganda]] ein. Nach ihm müsse Propaganda in Rücksicht auf die beschränkte Aufmerksamkeit der ungebildeten Masse der Bevölkerung einfach gestaltet sein, permanent wiederholt werden und dürfe sich nicht um den Wahrheitsgehalt ihrer Aussagen sowie moralische oder ästhetische Aspekte kümmern. So schreibt Hitler: | ||
* Es wird aggressive Kritik am Parlamentarismus geübt mit dem Gegenentwurf eines "germanischen Führerstaats" (Abschaffung der als den wahren Interessen der "Volksgemeinschaft" angeblich entgegengesetzten Demokratie) | |||
* | ::''"Sie ist ein Mittel und muß demgemäß beurteilt werden vom Gesichtspunkte des Zweckes aus. Ihre Form wird mithin eine der Unterstützung des Zieles, dem sie dient, zweckmäßig angepaßte sein müssen. (...) Wenn aber diese Gesichtspunkte von Humanität und Schönheit für den Kampf erst einmal ausscheiden, dann können sie auch nicht als Maßstab für Propaganda Verwendung finden. (...) Jede Propaganda hat volkstümlich zu sein und ihr geistiges Niveau einzustellen nach der Aufnahmefähigkeit des Beschränktesten unter denen, an die sie sich zu richten gedenkt. Damit wird ihre rein geistige Höhe um so tiefer zu stellen sein, je größer die zu erfassende Masse der Menschen sein soll. (...) Je bescheidener dann ihr wisssenschaftlicher Ballast ist, und je mehr sie ausschließlich auf das Fühlen der Masse Rücksicht nimmt, ums so durchschlagender der Erfolg. Dieser aber ist der beste Beweis für die Richtigkeit oder Unrichtigkeit einer Propaganda und nicht die gelungene Befriedigung einiger Gelehrter oder ästhetischer Jünglinge."'' <ref>Adolf Hitler: ''Mein Kampf'', Verlag Franz Eher Nachfolger, München, XXXI. Auflage, 1933, Seite 95 bis 198</ref> | ||
* Weiterhin finden sich ausführliche | |||
* Neben dem ausführlichen Entwurf des für den Nationalsozialismus typischen [[Antisemitismus]] wird besonderes Augenmerk auf den angeblich jüdischen und daher zu vernichtenden [[Marxismus]] gelegt bei gleichzeitigem Gegenentwurf eines "nationalen Sozialismus" (unter der Vorstellung "Rassenkampf statt Klassenkampf", Gewinnung der deutschen Arbeiterschaft). | |||
* Speziell betont wird das als [[Bolschewiki|Bolschewismus]] bezeichnete System der [[Sowjetunion]] mit der Forderung nach deren Zerschlagung durch einen Eroberungskrieg (auch als Rassenkrieg tituliert), bei gleichzeitiger Schaffung eines "Lebensraums im Osten" für die "eingeengten Deutschen". Hinzu kommt die Vorstellung, dass sich ein [[Zweifrontenkrieg]] wie im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] nicht wiederholen soll und daher - im Unterschied zu anderen deutsch-nationalistischen Positionen - ein Bündnis mit England angestrebt wird. | |||
* Es wird aggressive Kritik am [[Parlamentarismus]] geübt mit dem Gegenentwurf eines "[[Germanen|germanischen]] Führerstaats" (Abschaffung der als den wahren Interessen der "[[Volksgemeinschaft]]" angeblich entgegengesetzten [[Demokratie]]). | |||
* Schließlich folgt die Vermengung all dessen zur Programmatik der [[NSDAP]] im zweiten Teil. | |||
* Weiterhin finden sich ausführliche autobiografische Abschnitte und eine Geschichte der NSDAP (beides nur bis 1924). | |||
== Verbreitung == | == Verbreitung == | ||
Von der einbändigen Volksausgabe wurden bis zum | Von der einbändigen Volksausgabe wurden bis zum | ||
Machtantritt Hitlers im Januar 1933 287 000 Exemplare verkauft (Preis | Machtantritt Hitlers im Januar 1933 rund 287 000 Exemplare verkauft (Preis | ||
12 RM). Hitler erhielt pro verkauftem Buch 10 Prozent Tantiemen. Danach | 12 RM). Hitler erhielt pro verkauftem Buch 10 Prozent Tantiemen. Danach | ||
schnellte die Auflage gewaltig in die Höhe. Allein vom Februar 1933 bis zum | schnellte die Auflage gewaltig in die Höhe. Allein vom Februar 1933 bis zum | ||
31. Dezember 1933 wurden gut 1,5 Millionen Stück vertrieben. Ab 1936 | 31. Dezember 1933 wurden gut 1,5 Millionen Stück vertrieben. Ab 1936 | ||
bekamen | bekamen deutsche Brautpaare nicht mehr die [[Bibel]] zur Hochzeit | ||
geschenkt, | geschenkt, sondern "Mein Kampf". Bis 1939 stieg | ||
die Gesamtauflage auf 5,5 Millionen, bis 1943 auf 10,2 Millionen. Die | die Gesamtauflage auf 5,5 Millionen, bis 1943 auf 10,2 Millionen. Die Gesamtauflage sämtlicher Ausgaben war 10 240 000 Exemplare. Die größte | ||
Verbreitung erfolgte auf Staatskosten über die Standesämter wie oben | Verbreitung erfolgte auf Staatskosten über die Standesämter wie oben | ||
beschrieben. Um dieses einträgliche Geschäft nicht zu gefährden, erwirkte | beschrieben. Um dieses einträgliche Geschäft nicht zu gefährden, erwirkte | ||
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womöglich in Antiquariate gebracht, und Standesämter hätten das Buch | womöglich in Antiquariate gebracht, und Standesämter hätten das Buch | ||
billiger dort als über den Verlag bezogen). Die Nationalsozialisten | billiger dort als über den Verlag bezogen). Die Nationalsozialisten | ||
bezeichneten "Mein Kampf" "neben der | bezeichneten "Mein Kampf" "neben der [[Gutenberg-Bibel]] als bedeutsamstes | ||
deutsches Buch", als solches wurde für die "Ehrenhalle der | deutsches Buch", als solches wurde für die "Ehrenhalle der Großen | ||
Ausstellung "Deutschland"" im Jahre 1936 eine besondere, einmalige | Ausstellung "Deutschland"" im Jahre 1936 eine besondere, einmalige | ||
Ausgabe produziert, diese bestand aus 965 Pergamentseiten, die alle | Ausgabe produziert, diese bestand aus 965 Pergamentseiten, die alle | ||
handschriftlich von Mitarbeitern eines Berliner Ateliers beschrieben wurden. | handschriftlich von Mitarbeitern eines Berliner Ateliers beschrieben wurden. | ||
In Dillingen gefördertes Erz wurde zur Herstellung der Eisenplatten der | In [[Dillingen (Saar)]] gefördertes Erz wurde zur Herstellung der Eisenplatten der | ||
Einbanddeckel verwendet, während | Einbanddeckel verwendet, während [[Köln]]er Handwerker das Schmieden des | ||
Roheisens übernahmen. Das so 70 Pfund schwer gewordene Buch wurde | Roheisens übernahmen. Das so 70 Pfund schwer gewordene Buch wurde | ||
schließlich in der Mitte des "Kulturraumes der Ehrenhalle" ausgestellt, gleich | |||
neben der Gutenbergbibel, die im "Raum des Deutschen Genius" ihren Platz | neben der Gutenbergbibel, die im "Raum des Deutschen Genius" ihren Platz | ||
fand | fand. Viele Menschen in Deutschland haben das Buch aber offenbar nicht gelesen - anders ist das Verhalten der Bevölkerung in den Folgejahren und die leichtgläubige Verehrung Hitlers bis hin zum Personenkult nicht zu verstehen.<ref>[[Otto Zierer]]: ''Bild der Jahrhunderte'', Band 22, Bertelsmann Lesering</ref> | ||
== Hitlers "Zweites Buch" == | == Hitlers "Zweites Buch" == | ||
Neben "Mein Kampf" existiert ein zu Lebzeiten unveröffentlichtes Manuskript Hitlers, das 1928 entstand, es handelt sich um einen Entwurf für eine Fortsetzung von "Mein Kampf", in der Hitler sich zum Teil mit neuen Themen befasst. Nach dem enttäuschenden Abschneiden der NSDAP bei der Reichstagswahl 1928 war Hitler der Meinung, Grund für den Misserfolg sei das unzureichende Verständnis seiner Ideen auf Seiten der Öffentlichkeit. Er zog sich nach München zurück, um | Neben "Mein Kampf" existiert ein zu Lebzeiten unveröffentlichtes Manuskript Hitlers, das 1928 entstand, es handelt sich um einen Entwurf für eine Fortsetzung von "Mein Kampf", in der Hitler sich zum Teil mit neuen Themen befasst. Nach dem enttäuschenden Abschneiden der NSDAP bei der Reichstagswahl 1928 war Hitler der Meinung, Grund für den Misserfolg sei das unzureichende Verständnis seiner Ideen auf Seiten der Öffentlichkeit. Er zog sich nach [[München]] zurück, um | ||
eine Fortsetzung von "Mein Kampf" zu diktieren, in der es vor allem um | eine Fortsetzung von "Mein Kampf" zu diktieren, in der es vor allem um außenpolitische Fragen gehen sollte. Grundlage war nach wie vor die schon | ||
in "Mein Kampf" formulierte Weltanschauung, aus der Hitler schloss, es würde um 1980 zu einem Endkampf um die Weltherrschaft kommen zwischen | in "Mein Kampf" formulierte Weltanschauung, aus der Hitler schloss, es würde um 1980 zu einem Endkampf um die Weltherrschaft kommen zwischen | ||
den Vereinigten Staaten und den verbündeten Streitkräften von | den [[USA|Vereinigten Staaten]] und den verbündeten Streitkräften von | ||
Großdeutschland und dem [[Großbritannien|britischen Empire]]; außerdem ging es um die | |||
Südtirol-Frage, in der Hitler aus rein machtpolitischen Gründen eine komplett | [[Südtirol]]-Frage, in der Hitler aus rein machtpolitischen Gründen eine komplett | ||
andere Meinung als alle übrigen politischen Parteien vertrat, nämlich quasi die | andere Meinung als alle übrigen politischen Parteien vertrat, nämlich quasi die | ||
Aufgabe der Deutschen als Deutsche in Südtirol, um sich dem gewünschten | Aufgabe der Deutschen als Deutsche in Südtirol, um sich dem gewünschten | ||
Bündnispartner Italien genehm zu machen, der eine zwangsweise | Bündnispartner [[Italien]] genehm zu machen, der eine zwangsweise | ||
Italianisierung der Deutschen in Südtirol verfolgte. Darüber hinaus wurde das | Italianisierung der Deutschen in Südtirol verfolgte. Darüber hinaus wurde das | ||
Thema "Lebensraum im Osten" vertieft behandelt. Nur zwei Exemplare des | Thema "Lebensraum im Osten" vertieft behandelt. Nur zwei Exemplare des | ||
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das "Zweite Buch" (das noch keinen Titel hatte und auch ohne Titel verblieb) | das "Zweite Buch" (das noch keinen Titel hatte und auch ohne Titel verblieb) | ||
wurde 1928 nicht veröffentlicht, weil der Verkauf von "Mein Kampf" | wurde 1928 nicht veröffentlicht, weil der Verkauf von "Mein Kampf" | ||
schleppend verlief und der Verlag Franz Eher Nachf. Hitler wissen | schleppend verlief und der Verlag Franz Eher Nachf. Hitler wissen ließ, dass | ||
eine weitere Buchveröffentlichung zu diesem Zeitpunkt den Verkauf eher | eine weitere Buchveröffentlichung zu diesem Zeitpunkt den Verkauf eher | ||
noch behindern würde. Später erschien Hitler die Publikation nicht mehr | noch behindern würde. Später erschien Hitler die Publikation nicht mehr | ||
opportun, weil sie zu viele seiner | opportun, weil sie zu viele seiner außenpolitischen Absichten verrate. Auf | ||
Hitlers Befehl streng geheim gehalten, wurde das Manuskript ab 1935 in | Hitlers Befehl streng geheim gehalten, wurde das Manuskript ab 1935 in | ||
einem Luftschutzbunker aufbewahrt, wo es bis zu seiner Entdeckung 1945 | einem Luftschutzbunker aufbewahrt, wo es bis zu seiner Entdeckung 1945 | ||
durch einen amerikanischen Offizier verblieb. Erst 1958 erfolgte die | durch einen amerikanischen Offizier verblieb. Erst 1958 erfolgte die | ||
Wiederentdeckung in den in die USA verbrachten Nazi-Archiven durch den in | Wiederentdeckung in den in die USA verbrachten Nazi-Archiven durch den in | ||
Deutschland geborenen jüdisch-amerikanischen Historiker Gerhard Weinberg, | Deutschland geborenen jüdisch-amerikanischen Historiker [[Gerhard Weinberg]], | ||
der in den USA keinen Verleger dafür finden konnte. 1961 wurde es | der in den USA keinen Verleger dafür finden konnte. 1961 wurde es | ||
veröffentlicht, erst 2003 erschien eine autorisierte englische Übersetzung. | veröffentlicht, erst 2003 erschien eine autorisierte englische Übersetzung. | ||
== | == Auszüge / Zitate == | ||
Um einen Eindruck davon zu bekommen, was in diesem Buch steht und wie Hitler dachte, folgen hier – nicht repräsentativ, aber umso eindrucksvoller und mit besonderer Berücksichtigung der judenfeindlichen Äußerungen – einige Zitate. Diese wurden aus der zweibändigen Ausgabe entnommen.<ref>Adolf Hitler: ''Mein Kampf'', Zwei Bände in einem Band. Ungekürzte Ausgabe, Zentralverlag der NSDAP, Frz. Eher Nachf., G.m.b.H., München, 851.-855. Auflage 1943. Alle Rechte vorbehalten. Copyright Band I 1925, Band II 1927 by Verlag Franz Eher Nachf., G.m.b.H., München. Die Inhalte in eckigen Klammern stammen von den Autoren des PlusPedia-Artikels</ref> | |||
* [zu Österreich:] " ... dass nämlich die Sicherung des Deutschtums die Vernichtung Österreichs voraussetzte ... " (S. 14) – | |||
stammt und nicht aus den Köpfen einzelner?" (S. 87) – | |||
* [über die "jüdische Demokratie":] "Daher ist diese Art von Demokratie auch das Instrument derjenigen Rasse geworden, die ihren inneren Zielen nach die Sonne zu scheuen hat, jetzt und in allen Zeiten der Zukunft. Nur der Jude kann eine Einrichtung preisen, die schmutzig und unwahr ist wie er selber" (S. 99) – | |||
* "das ganze Dasein der Juden ist schon auf einer einzigen grossen Lüge aufgebaut, nämlich der, dass es sich bei ihnen um eine Religionsgenossenschaft handle, während es sich um eine Rasse – und zwar was für eine – dreht. Als solche aber hat sie einer der grössten Geister der Menschheit für immer festgenagelt in einem ewig richtigen Satze von fundamentaler Wahrheit: er nannte sie „die grossen Meister der Lüge“" (S. 253) | |||
== | == Urheberrecht == | ||
Die Rechte am Werk lagen bis Ende des Jahres 2015 - also 70 Jahre nach dem Tod von Hitler - beim [[Freistaat Bayern]]. Dieser hat bislang Neuauflagen nicht zugelassen, zumal dies in den Nachkriegsjahren zur politische Neuorientierung der Deutschen sinnvoll schien. Das Buch an sich bzw. der Besitz des Buches war in Deutschland nicht verboten, aber die Verbreitung des Werkes war strafbar.<ref name="benz">Wolfgang Benz im Vorwort der Beilage ''Das unlesbare Buch'' in ''Zeitzeugen - Geschichte erlesen'', Heft 03/2012, Albertas Limited, 2012</ref> Nach einem Urteil des [[Bundesgerichtshof]]s von 1979 war jedoch die Verbreitung des Buchs in [[Antiquariat]]en erlaubt. Einige Historiker plädierten inzwischen dafür, das Verbot des Vertriebs von ''Mein Kampf'' aufzuheben und den Originaltext zumindest historisch kommentiert bzw. erklärt jedermann zugänglich zu machen. So meint bsp. der ehemalige Leiter des ''Zentrums für Antisemitismusforschung'' an der TU-Berlin, [[Wolfgang Benz]]: | |||
:''„Mein Kampf“ als angeblich indiziertes Werk ist längst zum Mythos des „verbotenen Buches“ geworden. Statt kontraproduktiver Behinderung ist Aufklärung notwendig. Das geschieht, wenn sich jeder Interessierte vom Wortlaut der Sprache und vom Geist des Ideologen Hitler selbst überzeugen kann. Dazu braucht er aber ein wenig Hilfestellung durch Auswahl und Erläuterung ...'' <ref name="benz" /> | |||
Außerhalb Deutschlands gilt das nicht, so dass es zum Beispiel Nachdrucke in den [[USA]] gab, die von der [[White Power]]-Bewegung verbreitet wurden. Die Einfuhr eines solchen Nachdrucks zum privaten Gebrauch war in Deutschland zwar erlaubt, jedoch konnte die Weitergabe eine [[Straftat]] darstellen. | |||
== Siehe auch == | == Siehe auch == | ||
* [[Mein Kampf (Zitate)]] | * [[Mein Kampf (Zitate)]] | ||
* [[Mein Kampf (Lange Zitate)]] | |||
{{Navigationsleiste Schlüsseldokumente für Hitlers Lebensraumprogramm}} | |||
== Weblinks == | |||
* [http://www.focus.de/politik/deutschland/urheberrecht-hitlers-mein-kampf-soll-wieder-erscheinen_aid_476919.html "Online-Focus: Urheberrecht Hitlers „Mein Kampf“ soll wieder erscheinen - Seit 1945 ist Hitlers „Mein Kampf“ in Deutschland verboten. Das Münchner Institut für Zeitgeschichte will das Propagandawerk wieder herausbringen – als wissenschaftlich kommentierte Ausgabe. (...)"] | |||
== Literatur == | |||
== Einzelnachweise == | |||
<references/> | |||
[[Kategorie:Literarisches Werk]] | |||
[[Kategorie:Literatur (20. Jahrhundert)]] | |||
[[Kategorie:Literatur (Deutsch)]] | |||
[[Kategorie:Nationalsozialismus (Literatur)]] | |||
[[Kategorie:Sachbuch (Politik)]] | |||
[[Kategorie:NS-Propaganda]] | |||
[[Kategorie:Rassismus im Nationalsozialismus]] | |||
[[Kategorie:Antisemitismus in Deutschland]] | |||
[[Kategorie:Buch 1925]] | |||
[[Kategorie:Adolf Hitler]] | |||
{{PPA-Gold}} |
Aktuelle Version vom 29. Januar 2024, 18:45 Uhr
Mein Kampf ist das politische Grundlagenwerk Adolf Hitlers, in dem er vor dem Hintergrund seiner Autobiographie die Grundzüge seiner weltanschaulichen Überzeugung und seines politischen Programms entwirft.
Entstehung und Editionsgeschichte
Hitler schrieb das Buch 1924 angeblich schon während seiner Festungshaft im oberbayerischen Landsberg am Lech zusammen mit Rudolf Hess, der aber nicht als Mitautor aufgeführt wird. Zweck des Buches war die Darstellung der Entwicklung und der Ziele des damaligen Nationalsozialismus. Hitler ging dabei von der Echtheit der Protokolle der Weisen von Zion aus, obwohl bekannt war, dass es sich dabei um eine Fälschung handelt. Ursprünglich sollte das Buch Viereinhalb Jahre des Kampfes gegen Lüge, Dummheit und Feigheit heißen. Während der erste Teil im Laufe der Haftzeit Hitlers den Mithäftlingen Emil Maurice und Rudolf Hess diktiert wurde, entstand der zweite Teil nach der im Dezember 1924 erfolgten vorzeitigen Entlassung.
Am 18. Juli 1925 wurde der erste Band veröffentlicht, im Dezember 1926 der zweite. Bis 1930 erschien Mein Kampf in zwei großformatigen Bänden zum Preis von je 12 Reichsmark (RM). 1930 wurden die beiden Bände zu einer einbändigen Volksausgabe zusammengefasst im Format 12 cm x 18,9 cm, eine Angleichung an das übliche Bibelformat.
Der ursprüngliche Text erlebte in seiner 20jährigen Editionsgeschichte von 1925 bis 1945 zahlreiche Änderungen und Erweiterungen. Sprachlich und inhaltlich verworrene Passagen wurden offenbar von Lektoren (z.B. Pater Stempfle) aus Hitlers Umfeld überarbeitet. Eine textkritische oder historiografische Betrachtung von "Mein Kampf" sollte daher berücksichtigen, dass der Text der späteren Ausgaben aus den 1940er Jahren nur bedingt in direkten Bezug zu setzen ist mit Hitlers schriftstellerischer und politischer Positionierung Mitte der 1920er Jahre.
Gliederung
Das Inhaltsverzeichnis mit Angabe der Seitenzahlen der zitierten Ausgabe gibt einen Überblick über die Themen:
- Erster Band: Eine Abrechnung
- Vorwort (S. XXVII) – Widmung (S. XXIX)
- 1. Kapitel: Im Elternhaus (S. 1) –
- 2. Kapitel: Wiener Lehr- und Leidensjahre (S. 18)
- 3. Kapitel: Allgemeine politische Betrachtungen aus meiner Wiener Zeit (S. 71)
- 4. Kapitel: München (S. 138)
- 5. Kapitel: Der Weltkrieg (S. 172)
- 6. Kapitel: Kriegspropaganda (S. 193)
- 7. Kapitel: Die Revolution (S. 205)
- 8. Kapitel: Beginn meiner politischen Tätigkeit (S. 226)
- 9. Kapitel: Die "Deutsche Arbeiterpartei" (S. 236)
- 10. Kapitel: Ursachen des Zusammenbruchs (S. 245)
- 11. Kapitel: Volk und Rasse (S. 311)
- 12. Kapitel: Die erste Entwicklungszeit der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (S. 363)
- Zweiter Band: Die nationalsozialistische Bewegung
- 1. Kapitel: Weltanschauung und Partei (S. 409)
- 2. Kapitel: Der Staat (S. 425)
- 3. Kapitel: Staatsangehöriger und Staatsbürger (S. 488)
- 4. Kapitel: Persönlichkeit und völkischer Staatsgedanke (S. 492)
- 5. Kapitel: Weltanschauung und Organisation (S. 504)
- 6. Kapitel: Der Kampf der ersten Zeit – Die Bedeutung der Rede (S. 518)
- 7. Kapitel: Das Ringen mit der roten Front (S. 538)
- 8. Kapitel: Der Starke ist am mächtigsten allein (S. 568)
- 9. Kapitel: Grundgedanken über Sinn und Organisation der SA (S. 579)
- 10. Kapitel: Der Föderalismus als Maske (S. 621)
- 11. Kapitel: Propaganda und Organisation (S. 649)
- 12. Kapitel: Die Gewerkschaftsfrage (S. 670)
- 13. Kapitel: Deutsche Bündnispolitik nach dem Kriege (S. 684)
- 14. Kapitel: Ostorientierung oder Ostpolitik (S. 726)
- 15. Kapitel: Notwehr als Recht (S. 759)
- Schlusswort (S. 782)
Inhaltliche Zusammenfassung
- Es wird der Anschluss der deutschstämmigen Teile des ehemaligen Österreich-Ungarn an das Deutsche Reich gefordert, da die Deutschen in diesen multiethnischen Gebieten mit seinem großen Bevölkerungsanteil an Tschechen, Ungarn und Slawen an den Rand gedrängt würden und das Habsburgerreich sowieso dem Untergang geweiht war.
- Hitler behandelt die aus seiner Sicht falsche Bündnispolitik des Deutschen Reiches vor 1914 im sogenannten Dreibund mit dem zunehmend die Slawisierung und Zurückdrängung der deutschen Volkselemente betreibenden Habsburgerreich und Italien, auf welches wegen seinen Interessenkonflikten mit Österreich-Ungarn im Ernstfall kein Verlaß sei. Stattdessen empfiehlt Hitler als natürliche Bundesgenossen Deutschlands das Britische Königreich oder das russische Zarenreich. Ein Bündnis mit England sei sinnvoll, wenn man die Ziele der deutschen Politik auf die Gewinnung neuen Lebensraumes im Osten lege um so die Ernährungsgrundlage des deutschen Volkes für die Zukunft zu sichern. Ein Bündnis mit Russland dagegen sei angebracht wenn man eher auf wirtschaftlichen Export, weltweiten Handel und außereuropäische Kolonialpolitik setzen möchte. Hitler lässt keinen Zweifel daran, dass er die Gewinnung neuen Lebensraumes im Osten für auf Dauer sinnvoller und nachhaltiger erachtet als die Fokussierung auf Export, Handel und Kolonien. [1]
- Hitler geht in Mein Kampf auch auf Zweck und Mittel der Propaganda ein. Nach ihm müsse Propaganda in Rücksicht auf die beschränkte Aufmerksamkeit der ungebildeten Masse der Bevölkerung einfach gestaltet sein, permanent wiederholt werden und dürfe sich nicht um den Wahrheitsgehalt ihrer Aussagen sowie moralische oder ästhetische Aspekte kümmern. So schreibt Hitler:
- "Sie ist ein Mittel und muß demgemäß beurteilt werden vom Gesichtspunkte des Zweckes aus. Ihre Form wird mithin eine der Unterstützung des Zieles, dem sie dient, zweckmäßig angepaßte sein müssen. (...) Wenn aber diese Gesichtspunkte von Humanität und Schönheit für den Kampf erst einmal ausscheiden, dann können sie auch nicht als Maßstab für Propaganda Verwendung finden. (...) Jede Propaganda hat volkstümlich zu sein und ihr geistiges Niveau einzustellen nach der Aufnahmefähigkeit des Beschränktesten unter denen, an die sie sich zu richten gedenkt. Damit wird ihre rein geistige Höhe um so tiefer zu stellen sein, je größer die zu erfassende Masse der Menschen sein soll. (...) Je bescheidener dann ihr wisssenschaftlicher Ballast ist, und je mehr sie ausschließlich auf das Fühlen der Masse Rücksicht nimmt, ums so durchschlagender der Erfolg. Dieser aber ist der beste Beweis für die Richtigkeit oder Unrichtigkeit einer Propaganda und nicht die gelungene Befriedigung einiger Gelehrter oder ästhetischer Jünglinge." [2]
- Neben dem ausführlichen Entwurf des für den Nationalsozialismus typischen Antisemitismus wird besonderes Augenmerk auf den angeblich jüdischen und daher zu vernichtenden Marxismus gelegt bei gleichzeitigem Gegenentwurf eines "nationalen Sozialismus" (unter der Vorstellung "Rassenkampf statt Klassenkampf", Gewinnung der deutschen Arbeiterschaft).
- Speziell betont wird das als Bolschewismus bezeichnete System der Sowjetunion mit der Forderung nach deren Zerschlagung durch einen Eroberungskrieg (auch als Rassenkrieg tituliert), bei gleichzeitiger Schaffung eines "Lebensraums im Osten" für die "eingeengten Deutschen". Hinzu kommt die Vorstellung, dass sich ein Zweifrontenkrieg wie im Ersten Weltkrieg nicht wiederholen soll und daher - im Unterschied zu anderen deutsch-nationalistischen Positionen - ein Bündnis mit England angestrebt wird.
- Es wird aggressive Kritik am Parlamentarismus geübt mit dem Gegenentwurf eines "germanischen Führerstaats" (Abschaffung der als den wahren Interessen der "Volksgemeinschaft" angeblich entgegengesetzten Demokratie).
- Schließlich folgt die Vermengung all dessen zur Programmatik der NSDAP im zweiten Teil.
- Weiterhin finden sich ausführliche autobiografische Abschnitte und eine Geschichte der NSDAP (beides nur bis 1924).
Verbreitung
Von der einbändigen Volksausgabe wurden bis zum Machtantritt Hitlers im Januar 1933 rund 287 000 Exemplare verkauft (Preis 12 RM). Hitler erhielt pro verkauftem Buch 10 Prozent Tantiemen. Danach schnellte die Auflage gewaltig in die Höhe. Allein vom Februar 1933 bis zum 31. Dezember 1933 wurden gut 1,5 Millionen Stück vertrieben. Ab 1936 bekamen deutsche Brautpaare nicht mehr die Bibel zur Hochzeit geschenkt, sondern "Mein Kampf". Bis 1939 stieg die Gesamtauflage auf 5,5 Millionen, bis 1943 auf 10,2 Millionen. Die Gesamtauflage sämtlicher Ausgaben war 10 240 000 Exemplare. Die größte Verbreitung erfolgte auf Staatskosten über die Standesämter wie oben beschrieben. Um dieses einträgliche Geschäft nicht zu gefährden, erwirkte Hitler das besondere Gesetz, dass sein Buch nicht aus zweiter Hand verkauft werden durfte (beschenkte Paare hätten ungelesene Exemplare andernfalls womöglich in Antiquariate gebracht, und Standesämter hätten das Buch billiger dort als über den Verlag bezogen). Die Nationalsozialisten bezeichneten "Mein Kampf" "neben der Gutenberg-Bibel als bedeutsamstes deutsches Buch", als solches wurde für die "Ehrenhalle der Großen Ausstellung "Deutschland"" im Jahre 1936 eine besondere, einmalige Ausgabe produziert, diese bestand aus 965 Pergamentseiten, die alle handschriftlich von Mitarbeitern eines Berliner Ateliers beschrieben wurden. In Dillingen (Saar) gefördertes Erz wurde zur Herstellung der Eisenplatten der Einbanddeckel verwendet, während Kölner Handwerker das Schmieden des Roheisens übernahmen. Das so 70 Pfund schwer gewordene Buch wurde schließlich in der Mitte des "Kulturraumes der Ehrenhalle" ausgestellt, gleich neben der Gutenbergbibel, die im "Raum des Deutschen Genius" ihren Platz fand. Viele Menschen in Deutschland haben das Buch aber offenbar nicht gelesen - anders ist das Verhalten der Bevölkerung in den Folgejahren und die leichtgläubige Verehrung Hitlers bis hin zum Personenkult nicht zu verstehen.[3]
Hitlers "Zweites Buch"
Neben "Mein Kampf" existiert ein zu Lebzeiten unveröffentlichtes Manuskript Hitlers, das 1928 entstand, es handelt sich um einen Entwurf für eine Fortsetzung von "Mein Kampf", in der Hitler sich zum Teil mit neuen Themen befasst. Nach dem enttäuschenden Abschneiden der NSDAP bei der Reichstagswahl 1928 war Hitler der Meinung, Grund für den Misserfolg sei das unzureichende Verständnis seiner Ideen auf Seiten der Öffentlichkeit. Er zog sich nach München zurück, um eine Fortsetzung von "Mein Kampf" zu diktieren, in der es vor allem um außenpolitische Fragen gehen sollte. Grundlage war nach wie vor die schon in "Mein Kampf" formulierte Weltanschauung, aus der Hitler schloss, es würde um 1980 zu einem Endkampf um die Weltherrschaft kommen zwischen den Vereinigten Staaten und den verbündeten Streitkräften von Großdeutschland und dem britischen Empire; außerdem ging es um die Südtirol-Frage, in der Hitler aus rein machtpolitischen Gründen eine komplett andere Meinung als alle übrigen politischen Parteien vertrat, nämlich quasi die Aufgabe der Deutschen als Deutsche in Südtirol, um sich dem gewünschten Bündnispartner Italien genehm zu machen, der eine zwangsweise Italianisierung der Deutschen in Südtirol verfolgte. Darüber hinaus wurde das Thema "Lebensraum im Osten" vertieft behandelt. Nur zwei Exemplare des ursprünglich rund 200 Seiten umfassenden Manuskripts wurden angefertigt, das "Zweite Buch" (das noch keinen Titel hatte und auch ohne Titel verblieb) wurde 1928 nicht veröffentlicht, weil der Verkauf von "Mein Kampf" schleppend verlief und der Verlag Franz Eher Nachf. Hitler wissen ließ, dass eine weitere Buchveröffentlichung zu diesem Zeitpunkt den Verkauf eher noch behindern würde. Später erschien Hitler die Publikation nicht mehr opportun, weil sie zu viele seiner außenpolitischen Absichten verrate. Auf Hitlers Befehl streng geheim gehalten, wurde das Manuskript ab 1935 in einem Luftschutzbunker aufbewahrt, wo es bis zu seiner Entdeckung 1945 durch einen amerikanischen Offizier verblieb. Erst 1958 erfolgte die Wiederentdeckung in den in die USA verbrachten Nazi-Archiven durch den in Deutschland geborenen jüdisch-amerikanischen Historiker Gerhard Weinberg, der in den USA keinen Verleger dafür finden konnte. 1961 wurde es veröffentlicht, erst 2003 erschien eine autorisierte englische Übersetzung.
Auszüge / Zitate
Um einen Eindruck davon zu bekommen, was in diesem Buch steht und wie Hitler dachte, folgen hier – nicht repräsentativ, aber umso eindrucksvoller und mit besonderer Berücksichtigung der judenfeindlichen Äußerungen – einige Zitate. Diese wurden aus der zweibändigen Ausgabe entnommen.[4]
- [zu Österreich:] " ... dass nämlich die Sicherung des Deutschtums die Vernichtung Österreichs voraussetzte ... " (S. 14) –
stammt und nicht aus den Köpfen einzelner?" (S. 87) –
- [über die "jüdische Demokratie":] "Daher ist diese Art von Demokratie auch das Instrument derjenigen Rasse geworden, die ihren inneren Zielen nach die Sonne zu scheuen hat, jetzt und in allen Zeiten der Zukunft. Nur der Jude kann eine Einrichtung preisen, die schmutzig und unwahr ist wie er selber" (S. 99) –
- "das ganze Dasein der Juden ist schon auf einer einzigen grossen Lüge aufgebaut, nämlich der, dass es sich bei ihnen um eine Religionsgenossenschaft handle, während es sich um eine Rasse – und zwar was für eine – dreht. Als solche aber hat sie einer der grössten Geister der Menschheit für immer festgenagelt in einem ewig richtigen Satze von fundamentaler Wahrheit: er nannte sie „die grossen Meister der Lüge“" (S. 253)
Urheberrecht
Die Rechte am Werk lagen bis Ende des Jahres 2015 - also 70 Jahre nach dem Tod von Hitler - beim Freistaat Bayern. Dieser hat bislang Neuauflagen nicht zugelassen, zumal dies in den Nachkriegsjahren zur politische Neuorientierung der Deutschen sinnvoll schien. Das Buch an sich bzw. der Besitz des Buches war in Deutschland nicht verboten, aber die Verbreitung des Werkes war strafbar.[5] Nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs von 1979 war jedoch die Verbreitung des Buchs in Antiquariaten erlaubt. Einige Historiker plädierten inzwischen dafür, das Verbot des Vertriebs von Mein Kampf aufzuheben und den Originaltext zumindest historisch kommentiert bzw. erklärt jedermann zugänglich zu machen. So meint bsp. der ehemalige Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung an der TU-Berlin, Wolfgang Benz:
- „Mein Kampf“ als angeblich indiziertes Werk ist längst zum Mythos des „verbotenen Buches“ geworden. Statt kontraproduktiver Behinderung ist Aufklärung notwendig. Das geschieht, wenn sich jeder Interessierte vom Wortlaut der Sprache und vom Geist des Ideologen Hitler selbst überzeugen kann. Dazu braucht er aber ein wenig Hilfestellung durch Auswahl und Erläuterung ... [5]
Außerhalb Deutschlands gilt das nicht, so dass es zum Beispiel Nachdrucke in den USA gab, die von der White Power-Bewegung verbreitet wurden. Die Einfuhr eines solchen Nachdrucks zum privaten Gebrauch war in Deutschland zwar erlaubt, jedoch konnte die Weitergabe eine Straftat darstellen.
Siehe auch
Mein Kampf (1924) | Hitlers Zweites Buch (1928) | Liebmann-Aufzeichnung (1933) | Denkschrift zum Vierjahresplan (1936) | Hoßbach-Niederschrift (1937) | Schmundt-Protokoll (1939) | Ansprache Hitlers vor den Oberbefehlshabern am 22. August 1939 | Ansprache Hitlers vor den Oberbefehlshabern am 23. November 1939
Weblinks
Literatur
Einzelnachweise
- ↑ Adolf Hitler: Mein Kampf, Verlag Franz Eher Nachfolger, München, XXXI. Auflage, 1933, Seite 139 bis 164
- ↑ Adolf Hitler: Mein Kampf, Verlag Franz Eher Nachfolger, München, XXXI. Auflage, 1933, Seite 95 bis 198
- ↑ Otto Zierer: Bild der Jahrhunderte, Band 22, Bertelsmann Lesering
- ↑ Adolf Hitler: Mein Kampf, Zwei Bände in einem Band. Ungekürzte Ausgabe, Zentralverlag der NSDAP, Frz. Eher Nachf., G.m.b.H., München, 851.-855. Auflage 1943. Alle Rechte vorbehalten. Copyright Band I 1925, Band II 1927 by Verlag Franz Eher Nachf., G.m.b.H., München. Die Inhalte in eckigen Klammern stammen von den Autoren des PlusPedia-Artikels
- ↑ 5,0 5,1 Wolfgang Benz im Vorwort der Beilage Das unlesbare Buch in Zeitzeugen - Geschichte erlesen, Heft 03/2012, Albertas Limited, 2012
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