PlusPedia wird derzeit technisch modernisiert. Wie alles, was bei laufendem Betrieb bearbeitet wird, kann es auch hier zu zeitweisen Ausfällen bestimmter Funktionen kommen. Es sind aber alle Artikel zugänglich, Sie können PlusPedia genauso nutzen wie immer.
Bei PlusPedia sind Sie sicher: – Wir verarbeiten keine personenbezogenen Daten, erlauben umfassend anonyme Mitarbeit und erfüllen die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) vollumfänglich. Es haftet der Vorsitzende des Trägervereins.
Bitte beachten: Aktuell können sich keine neuen Benutzer registrieren. Wir beheben das Problem so schnell wie möglich.
PlusPedia blüht wieder auf als freundliches deutsches Lexikon.
Wir haben auf die neue Version 1.43.3 aktualisiert.
Wir haben SSL aktiviert.
Hier geht es zu den aktuellen Aktuelle Ereignissen
Hinweis zur Passwortsicherheit:
Bitte nutzen Sie Ihr PlusPedia-Passwort nur bei PlusPedia.
Wenn Sie Ihr PlusPedia-Passwort andernorts nutzen, ändern Sie es bitte DORT bis unsere Modernisierung abgeschlossen ist.
Überall wo es sensibel, sollte man generell immer unterschiedliche Passworte verwenden! Das gilt hier und im gesamten Internet.
Aus Gründen der Sicherheit (PlusPedia hatte bis 24.07.2025 kein SSL | https://)
Kolonialismus: Unterschied zwischen den Versionen
→Siehe auch: dopp |
|||
(29 dazwischenliegende Versionen von 2 Benutzern werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
'''Kolonialismus''' ist eine Herrschafts- und Wirtschaftsform, bei der andere Länder (Kolonien) als Quelle für Rohstoffe, Nahrungsmittel und Arbeitskräfte ausgebeutet werden. Die weltweite Kolonialzeit begann aus Sicht [[Europa]]s im 15. Jahrhundert. | |||
== Geschichte des Kolonialismus == | |||
Als Beginn des europäischen Kolonialismus gilt die Wiederentdeckung [[Amerika]]s durch [[Christoph Kolumbus]] im Jahre 1492. Bereits zwei Jahre später teilten [[Spanien]] und [[Portugal]] im [[Vertrag von Tordesillas]] (1494) die Welt unter sich auf. Als größtes Kolonalreich der Geschichte gilt das [[Britisches Weltreich|Britische Weltreich]], das 1922 den Höhepunkt seiner Macht mit einem Viertel der Landfläche der Erde und einem Viertel der damaligen Weltbevölkerung erreichte.<ref>Angus Maddison: ''The World Economy: A Millennial Perspective.'' Hrsg.: OECD. 2001, ISBN 92-64-18654-9, S. 98, 242</ref> | |||
[[Datei:1200px-Colonisation2-de.gif|900px]]<br>Entwicklung der Kolonialgebieten von [[1492]] bis [[2008]], Deutschland und die [[Niederlande]] fehlen hier. | |||
== Negative Seiten des Kolonialismus == | |||
Kolonialismus ist oft mit der Ansicht verbunden, die [[Kultur]] der zu kolonialisierenden Völker sei unterentwickelt und ihre Bewohner müssten im Sinne der Kolonialherren erzogen und ausgebildet werden. Diese Betrachtung ist meist mit [[Rassismus]] und [[Sklaverei]] verbunden. Teilweise wurde in Verbindung mit dem Kolonialismus der Bevölkerung auch eine bestimmte Religion gewaltsam aufgezwungen. Die entsprechende Politik wie etwa die [[Apartheid]] in [[Südafrika]] wird bis ins 21. Jahrhundert hinein kritisiert. Eine weitere negative Seite ist die Plünderung von Kulturgütern, was auch als [[Raubkunst]] bezeichnet wird. | |||
Die Spanier und Portugiesen schufen die ersten beiden großen Kolonialreiche. Millionen von Menschen der indigenen Völkern in Amerika und Afrika wurden von den Europäern versklavt und ausgerottet. Seinen Höhepunkt erreichte der Kolonialismus im 19. Jahrhundert, als europäische Mächte den afrikanischen Kontinent wirtschaftlich ausbeuteten und unter sich aufteilten. Auch das [[Deutsches Reich|Deutsche Reich]] hat einige Kolonien besessen und dort [[Völkermord]]e an der indigenen Bevölkerung begangen. Die Aufarbeitung dieser Verbrechen ist in den Herkunftsländern der Kolonialherren bis in die Gegenwart teilweise mangelhaft. | |||
Was oft als Segen für viele Kolonialgebiete betrachtet wurde - nämlich der Einsatz der westlichen Medizin - wurde später der Grund für eine Bevölkerungsexplosion, die oft nicht mehr zu beherrschen war. Bis Anfang des 21. Jahrhunderts war Afrika für viele [[Industriestaat]]en wichtiger [[Rohstoff]]lieferant und Absatzmarkt für Billigprodukte. | |||
== Positive Seiten des Kolonialismus == | |||
Im gesellschaftlichen Diskurs seit Mitte des 20. Jahrhunderts wird angesichts der unbestreibaren negativen Seiten des Kolonialismus meist verschwiegen, dass der Kolonialismus für einige betroffene Länder auch positive Aspekte hatte, und ihnen erst den Weg zum Aufbau einer Verwaltung, eines modernen Verkehrssystems, zur Nutzung technischer Errungenschaften aus dem Westen und moderner Medizin sowie erste Anregungen zum Aufbau demokratischer Strukturen brachte. Dies kann man am Beispiel der [[Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland|britischen]] Kolonialherrschaft über den [[Indien|indischen]] Subkontinent aufzeigen: | |||
| | |||
* Unter Heranbildung einer indischen, aber englischsprachigen Elite für Verwaltung, Wissenschaft, Wirtschaft und Armee wurden in [[Britisch-Indien]] eine moderne Infrastruktur (Brücken, Straßen, Kanäle, Eisenbahnen) und neue Institutionen (Post, Presse, Telegrafie) etabliert. Indien wurde erst dadurch zu einem einheitlichen Wirtschafts- und Verwaltungsraum. | |||
* Der höchst heterogene indische Subkontinent mit seinen 15 Hauptsprachen und all den verschiedenen Religionen und Konfessionen wurde unter britischer Herrschaft zum ersten Mal politisch geeinigt. Es wurden Strukturen geschaffen, die sich für den Aufbau der heute größten Demokratie der Welt nach der Unabhängigkeit des Landes 1947 bewähren sollten. | |||
* Durch Verbote grausamer religiöser Praktiken wurde eine Humanisierung erreicht: Verbote der freiwilligen Selbstverbrennung hochkastiger Witwen (1829), der im Kali-Kult noch immer üblichen rituellen Morde (1831), der Kinder- und besonders Mädchenopfer (1823). Im Jahr 1856 wurde die Wiederverheiratung von Witwen gestattet und das Prinzip der Gleichheit der Personen vor dem Gesetz eingeführt. Folge der britischen Herrschaft ist auch die im heutigen Indien garantierte Trennung von Staat und Religion.<ref>[[Hans Küng]]: ''Spurensuche / Die Weltreligionen auf dem Weg'', Piper Verlag, München, 1999, S. 86</ref> | |||
== Weblinks == | |||
*[http://www.bpb.de/apuz/146969/kolonialismus Informationen bei der Bundeszentrale für politische Bildung] | |||
{{PPA-Silber}} | |||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == |
Aktuelle Version vom 12. Mai 2025, 15:36 Uhr
Kolonialismus ist eine Herrschafts- und Wirtschaftsform, bei der andere Länder (Kolonien) als Quelle für Rohstoffe, Nahrungsmittel und Arbeitskräfte ausgebeutet werden. Die weltweite Kolonialzeit begann aus Sicht Europas im 15. Jahrhundert.
Geschichte des Kolonialismus
Als Beginn des europäischen Kolonialismus gilt die Wiederentdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus im Jahre 1492. Bereits zwei Jahre später teilten Spanien und Portugal im Vertrag von Tordesillas (1494) die Welt unter sich auf. Als größtes Kolonalreich der Geschichte gilt das Britische Weltreich, das 1922 den Höhepunkt seiner Macht mit einem Viertel der Landfläche der Erde und einem Viertel der damaligen Weltbevölkerung erreichte.[1]
Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: Datei fehlt
Entwicklung der Kolonialgebieten von 1492 bis 2008, Deutschland und die Niederlande fehlen hier.
Negative Seiten des Kolonialismus
Kolonialismus ist oft mit der Ansicht verbunden, die Kultur der zu kolonialisierenden Völker sei unterentwickelt und ihre Bewohner müssten im Sinne der Kolonialherren erzogen und ausgebildet werden. Diese Betrachtung ist meist mit Rassismus und Sklaverei verbunden. Teilweise wurde in Verbindung mit dem Kolonialismus der Bevölkerung auch eine bestimmte Religion gewaltsam aufgezwungen. Die entsprechende Politik wie etwa die Apartheid in Südafrika wird bis ins 21. Jahrhundert hinein kritisiert. Eine weitere negative Seite ist die Plünderung von Kulturgütern, was auch als Raubkunst bezeichnet wird.
Die Spanier und Portugiesen schufen die ersten beiden großen Kolonialreiche. Millionen von Menschen der indigenen Völkern in Amerika und Afrika wurden von den Europäern versklavt und ausgerottet. Seinen Höhepunkt erreichte der Kolonialismus im 19. Jahrhundert, als europäische Mächte den afrikanischen Kontinent wirtschaftlich ausbeuteten und unter sich aufteilten. Auch das Deutsche Reich hat einige Kolonien besessen und dort Völkermorde an der indigenen Bevölkerung begangen. Die Aufarbeitung dieser Verbrechen ist in den Herkunftsländern der Kolonialherren bis in die Gegenwart teilweise mangelhaft.
Was oft als Segen für viele Kolonialgebiete betrachtet wurde - nämlich der Einsatz der westlichen Medizin - wurde später der Grund für eine Bevölkerungsexplosion, die oft nicht mehr zu beherrschen war. Bis Anfang des 21. Jahrhunderts war Afrika für viele Industriestaaten wichtiger Rohstofflieferant und Absatzmarkt für Billigprodukte.
Positive Seiten des Kolonialismus
Im gesellschaftlichen Diskurs seit Mitte des 20. Jahrhunderts wird angesichts der unbestreibaren negativen Seiten des Kolonialismus meist verschwiegen, dass der Kolonialismus für einige betroffene Länder auch positive Aspekte hatte, und ihnen erst den Weg zum Aufbau einer Verwaltung, eines modernen Verkehrssystems, zur Nutzung technischer Errungenschaften aus dem Westen und moderner Medizin sowie erste Anregungen zum Aufbau demokratischer Strukturen brachte. Dies kann man am Beispiel der britischen Kolonialherrschaft über den indischen Subkontinent aufzeigen:
- Unter Heranbildung einer indischen, aber englischsprachigen Elite für Verwaltung, Wissenschaft, Wirtschaft und Armee wurden in Britisch-Indien eine moderne Infrastruktur (Brücken, Straßen, Kanäle, Eisenbahnen) und neue Institutionen (Post, Presse, Telegrafie) etabliert. Indien wurde erst dadurch zu einem einheitlichen Wirtschafts- und Verwaltungsraum.
- Der höchst heterogene indische Subkontinent mit seinen 15 Hauptsprachen und all den verschiedenen Religionen und Konfessionen wurde unter britischer Herrschaft zum ersten Mal politisch geeinigt. Es wurden Strukturen geschaffen, die sich für den Aufbau der heute größten Demokratie der Welt nach der Unabhängigkeit des Landes 1947 bewähren sollten.
- Durch Verbote grausamer religiöser Praktiken wurde eine Humanisierung erreicht: Verbote der freiwilligen Selbstverbrennung hochkastiger Witwen (1829), der im Kali-Kult noch immer üblichen rituellen Morde (1831), der Kinder- und besonders Mädchenopfer (1823). Im Jahr 1856 wurde die Wiederverheiratung von Witwen gestattet und das Prinzip der Gleichheit der Personen vor dem Gesetz eingeführt. Folge der britischen Herrschaft ist auch die im heutigen Indien garantierte Trennung von Staat und Religion.[2]
Weblinks
Vergleich zu Wikipedia