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Todesgedanke im Spätmittelalter

Aus PlusPedia
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Die geistige Auseinandersetzung mit dem Tod spielte im Spätmittelalter ein große Rolle. Johan Huizinga schreibt dazu:

"Keine Zeit hat mit solcher Eindringlichkeit jedermann fort und fort den Todesgedanken eingeprägt wie das fünfzehnte Jahrhundert. Unaufhörlich hallt durch das Leben der Ruf des Memento mori. (…) Wohl hatte der Glaube auch früher den beständigen Gedanken an den Tod mit Ernst eingeschärft; doch die frommen Traktate des früheren Mittelalters erreichten nur jene, die ohnehin schon von der Welt geschieden waren. Erst seitdem mit dem Aufkommen der Bettelorden die Volkspredigt sich entwickelt hatte, schwoll die Ermahnung zu einem drohenden Chor an, der mit der Heftigkeit einer Fuge die Welt durchschallte." [1]

Der neu aufkommende Holzschnitt bot einen Weg, die bildliche Darstellung des Todes in alle Schichten zu transportieren. Zusammen mit der Predigt konnte der Einmaldruck den Todesgedanken nur in einer sehr einfachen, unmittelbaren und auf Massenwirkung abgestelltenund lebhaften Darstellung grell und scharf wiedergeben. Das Bild des Todes verdichtete sich dadbei zu einem eher primitiven und volkstümlichen Bild. Als wichtigstes Element dieser Darstllungen tritt der Begriff der Vergänglichkeit hervor. Unter drei Aspekten wurde das Motiv der Vergänglichkeit thematisiert und beklagt:

Vergänglichkeit

Die Klage über die Vergänglichkeit des Lebens und alles seines Ruhmes und der Pracht ist uralt und war bereits in der Antike, der islamischen Welt und im christlichen Frühmittelalter verbreitet. So klagt der Cluniaszensermönch Bernhard von Morlay um 1140:

"Est ubi gloria nunc Babylonia? Nunc ubi dirus Nabugondonsor, et Darii vigor, illeque Cyrus? Qualiter orbita viribus incita praeterierunt, fama relinquitur, illaque figitur, hi putruereunt. Nunc ubi curia, pompaque Julia? Caesar abisti! Te truculentur, orbe potentior ipse fuisti." [2] (dt.: "Wo ist nun der Glanz Babylons? Wo ist nun / Der furchtbare Nebukadnezar, und des Darius Kraft, und jener Cyrus? / Wie ein Rad, das mit Kraft gedreht ist, so schwanden sie dahin; / Ihr Ruhm bleibt übrig, er festigt sich – sie aber vermodern. / Wo ist nun die Julische Kurie, wo die Jukische Prozessioen? Caesar, due schwandest dahin! / Und du bist der Grimmigste in der ganzen Welt und der Mächtigste gewesen!")

Auch viele andere Autoren haben das Thema der Vergänglichkeit beklagt. Der französische Dichter Eustache Deschamps hat es in Reime gebracht, und der Theologe und Mystiker und Jean Gerson verwendet es in einer Predigt. [3] Der Theologe, Mystiker und Scholastiker Dionysius der Kartäuser präsentiert eine Klage über die Vergänglichkeit in seinem Traktat De quatutor hominum novissimis. [4] Der am Hof von Burgund wirkende Georges Chastellain breitet das Thema Vergänglichkeit in seinem langen Gedicht Le Pas de la Mort aus, [5] und François Villon fragt in seiner Ballade Des dames du temps jadis nach dem Verbleib von antiken Figuren wie Alkibiades und Thais, Petrus Abaelardus oder Jeanne d`Arc. Das Gedicht endet mit den Worten:

"Prince, n’enquerez de sepmaine / Où elles sont, ne de cest an, / Qu’à ce reffrain ne vous remaine: Mais où sont les neiges d’antan ?" (dt.: "Prinz, frage nicht in einer Woche, / wo sie sind, nicht dieses Jahr! / Uns bleibt nur dieser eine Reim: Wo ist der Schnee vom letzten Jahr?") [6]

Verwesung

Im Spätmittelalter widmete man sich intensiv der schaudernden Betrachtung der Verwesung des Leichnams der Verstorbenen. Der Geist des weltverneinenden mittelalterlichen Menschen hatte schon immer gerne bei Staub und Würmern verweilt. In den kirchlichen Traktaten über die Verachtung der Welt waren bereits alle Schrecken der Zersetzung heraufbeschworen. Aber die Ausmalung der Einzelheiten dieser Vorstellung setzt erst später ein. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts ist die Bildende Kunst in der Lage dieses Motiv mit dem erforderlichen Grad an realistischer Ausdruckskraft zu meistern. Zeitgleich greift das Motiv der Verwesung von der kirchlichen Literatur in die Literatur des Volkes über. Bis ins 16. Jahrhundert begegnet man Grabmälern mit abscheulich variierten Darstellungen der nackten Leiche, verwest oder zusammengeschrumpft, mit verkrampften Händen und Füßen, klaffendem Mund und sich in den Eingeweiden ringelnden Würmern. [7] Der Benediktinerabt Odo von Cluny schreibt mit sichtbarem Ekel vor der Körperlichkeit dazu:

"Nam corporea pulchritudoin pelle solummodo constat. Nam si viderent homines hoc quod subtus pellem est, sicut lynces in Boetia cernere interiora freruntur, mulieres videre nauscarent. Iste decor in flegmante, et sanguine, et humore, ac felle, consistit. Si quis enim considerat quae intra nares, et quae intra fauces, et quae intra ventrem lateant, sordes utique reperiet. Et si nec extremis digitis flegma vel stercus tangere patimur, quomodo ipsum stercoris saccum amplecti desideramus?" (dt.: "Die Schönheit des Körpers besteht allein in der Haut. Denn wenn die Menschen sähen, was unter der Haut ist, wenn sie so, wie man von dem Luchs in Böotien sagt, das Inwendige sehen könnte, würden sie sich vor dem Anblick der Frauen ekeln. Ihre Anmut besteht aus Schleim und Blut, aus Feuchtigkeit und Galle. Wenn jemand überdenk, was in den Nasenlöchern, was in der Kehle und was im Bauch alles verborgen ist, dann wird er stets Unrat finden. Und wenn wir nicht einmal mit den Fingerspitzen Schleim oder Dreck anrühren können, wie können wir dann begehren, den Drecksbeutel selbst zu umarmen?" [8]

Im Cölestinerkloster zu Avignon befand sich bis zur Französischen Revolution ein Wandgemälde, das eine aufrechtstehende Frauenleiche zeigt, die mit einem zierlichen Kopfputz und in ihr Totengewand eingehüllt ist. Würmer verzehren ihren Körper. Darunter sind folgende Strophen angebracht:

"Une fois sur toute femme belle / Mais par la mort suis devenue telle. / Ma chair estoit tres belle, fraische et tendre, / Or est-elle toute tournee en cendre. / Mon corps estoit tres plaisant en tres gent, / Je me souloye souvent vestir de soye, / Fourree estois de gris et de menu vair, / En grand palais me longeois a mon vueil, / Or suis logiee en ce petit cercueil. / Man chanbre estoit de beaux tapis ornee, / Or est d`aragnes ma fosse environnee." (dt.: "Einst war ich schön über alle Frauen. / Doch durch den Tod ward ich so. / Mein Fleisch war sehr schön, frisch und zart, / Nun ist es ganz zu Asche geworden. / Mein Leib war gar reizend und gar schmuck / Ich pflegte mich in Seide zu kleiden, / Nun aber muß ich mit Fug ganz nackt sein. / Eingehüllt war ich in Grauwerk und feinen Buntpelz, / In großem Palast wohnte ich zu meiner Lust - / Nun hause ich in diesem kleinen Sarg. / Mein Zimmer war mit schönen Tapeten geschmückt - / Nun ist meine Grube mit Spinnweb umzogen.")

Totentanz

Die bildliche und literarische Darstellung des Todes in verschiedener Gestalt war bereits seit Jahrhunderten bekannt: Als apokalyptischer Reiter der über einen Haufen am Boden liegender Menschen dahinsprengt, als Megäre mit Fledermausflügeln herabfahrend oder als Skelett mit Sense oder Pfeil und Bogen. Im 14. Jahrhundert kommt dann das Wort macabreund später danse macabre auf, mit dem man später die gesamt spätmittelalterliche Vision des Todes bezeichnete. Mit schauererregnden Mitteln wird der Gedanke des Totentanzes dann ausgemalt. Die älteste Darstellung des Totentanzes ist im Campo Santo von Pisa zu finden. Den Totentanz findet man auch in den Skulpturen auf dem Cimetiere des Innocents zu Paris dargestellt sowie in einer 1408 vom Herzog von Berry in Auftrag gegebenen Arbeit. Die Darstllungen auf dem Cimetiere des Innocents waren wohl die populärste Darstellung des Todes im Mittelalter. Berühmt wurden bald die Holzschnitte welche der Pariser Drucker Guyot Marchant im Jahr 1485 die 1. Ausgabe seiner Danse macabre schmückte. Sie waren vermutlich den Darstellungen auf dem Cimetiere des Innocents nachgebildet. [9] Bekannt wurden auch die Darstellungen des Totentanzes von Hans Holbein dem Jüngeren aus den Jahren 1524 und 1525. [10] Daneben existieren unzählige weitere Darstellungen, wie der Basler Totentanz (Mitte des 15. Jahrhunderts), der Dresdner Totentanz in der Dreikönigskirche in Dresden (um 1534) oder der Lübecker Totentanz von 1463.

Literatur

  • Susanne Knaeble, Silvan Wagner und Viola Wittmann (Hrsg.): Gott und Tod – Tod und Sterben in der höfischen Kultur des Mittelalters, LIT Verlag Münster, 2011
  • Johan Huizinga: Herbst des Mittelalters, Alfred Kröner Verlag, 7. Aufl., Stuttgart, 1953
  • Daniel Schäfer: Texte vom Tod - Zur Darstellung und Sinngebung des Todes im Spätmittelalter, Verlag Kümmerle, 1995

Internetlinks

und Aktualität eines didaktischen Mediums des Spätmittelalters]

Quellen

  1. Johan Huizinga: Herbst des Mittelalters, Alfred Kröner Verlag, 7. Aufl., Stuttgart, 1953, Seite 143
  2. Bernardi Morlanensis: De contemptu mundi; in Thomas Wright: The anglo-latin satirical poets and epigrammists of the twelfth cantury, London, 1872, Band 2, Seite 37
  3. Jean Gerson: Sermo III de defunctis, Opera II, Seite 1568
  4. Dionysius Carthusianus: De quatutor hominum novissimis, Opera XLI, Seite 551
  5. Georges Chastellain: Œuvres de Georges Chastellain - Chronique 1419-1422, Verlag F. Heussner, 1863, Seite 29
  6. www.abaelard.de
  7. Johan Huizinga: Herbst des Mittelalters, Alfred Kröner Verlag, 7. Aufl., Stuttgart, 1953, Seite 145 und 146
  8. Odo von Cluny: Collationum lib. III, Migne Patr. Lat. CXXXIII col. 556 / übersetzt nach Michael Walitschke: Hans Henny Jahnns "Neuer Lübecker Totentanz" / Hintergründe - Teilaspekte – Bedeutungsebenen, Springer-Verlag, 2016, Seite 450
  9. Johan Huizinga: Herbst des Mittelalters, Alfred Kröner Verlag, 7. Aufl., Stuttgart, 1953, Seite 150 und 151
  10. www.universos-mercatores-de-hansa-theutonicorum.de

Andere Lexika

Wikipedia kennt dieses Lemma (Todesgedanke im Spätmittelalter) vermutlich nicht.

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