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Macht

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Macht bezeichnet die Fähigkeit einer Person, Gruppe oder Organisation auf das Denken und Verhalten einzelner Personen oder sozialer Gruppen so einzuwirken, dass diese sich ihren Ansichten oder Wünschen unterordnen und entsprechend verhalten.

Dauerhafte Formen der Machtausübung sind meist institutionalisiert und in Organisationen wie der Polizei eingebettet. Außerdem bemühen sich die Machtausübenden häufig zusätzlich um die Legitimierung sowie die Akzeptanz ihrer Macht seitens derjenigen, welche ihrer Macht unterworfen sind. Dies hat für erstere Gruppe den Vorteil, dass sie ihre Macht in den seltensten Fällen offen zur Anwendung bringen müssen.[1]

Macht nach Thomas Hobbes

Nach Thomas Hobbes ist das Streben nach Macht die stärkste Leidenschaft des Menschen. Er spricht hier von einem "restlesse desire of power".[2] Auf diese Leidenschaft könnten alle anderen Leidenschaften des Menschen zurückgechaftführt werden. Im Naturzustand fühle sich der Mensch nicht der Gemeinschaft verpflichtet, sondern strebe nach Macht. Deshalb herrsche hier der Krieg aller gegen alle (bellum omnium contra omnes).[3] Soziale Ordnung können nach Hobbes nur erreicht werden, wenn dieses individuelle Streben nach Macht durch den Staat (nach Hobbes der große Leviathan) in Schranken gehalten wird.[4]

Macht nach Friedrich Nietzsche

Zu den klassischen Autoren, die einen Zusammenhang zwischen Macht und menschlicher Natur herstellen, gehört Friedrich Nietzsche. Er macht den "Willen zur Macht", von dem er in seinen späteren Schriften spricht, zu einem geflügelten Wort. Allerdings schwankt er in der Bewertung dieses Willens: In seinen frühen Schriften verachtet er noch jeden, der "chinesenhaft-mechanisch sein Ja zu jeder Macht gibt, sei dies nun eine Regierung, die öffentliche Meinung oder eine Zahlen-Majorität".[5] Der junge Nietzsche ist misstrauisch gegenüber der "Natur der Macht", und meint, sie sei "immer böse".[6]

Macht nach Max Weber

Nach dem Soziologen Max Weber bedeutet Macht „jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht.“[7] Macht wird von Weber nicht als Besitz, sondern vielmehr als handlungsbezogen innerhalb einer sozialen Beziehung verstanden. Deshalb zeigt Macht zumindest temporär eine Asymmetrie der konkreten sozialen Beziehung.

Macht nach Hannah Arendt

Für Hannah Arendt ist Macht nicht etwas Statisches, das man besitzen oder konservieren könnte, sondern ein Phänomen, das erst im menschlichen Handeln entsteht und nur in dieser Hinsicht existiert. Sie schreibt u.a.:

"Macht besitzt eigentlich niemand, sie entsteht zwischen Menschen, wenn sie zusammen handeln, und sie verschwindet, sobald sie sich wieder zerstreuen." [8]

Macht nach Michel Foucault

Anhand historischen Archivmaterials, insbesondere Akten von Gefängnissen und Psychiatrien, zieht Michel Foucault in seinen Studien Schlüsse auf das Wesen der Macht und versucht sie als grundlegendes Konstitutionsprinzip moderner Gesellschaften zu demonstrieren. Er hat sich dem Thema Macht in zahlreichen Schriften, wie u.a. Der Wille zum Wissen (1976) oder Überwachen und Strafen (1975) gewidmet. Anders als andere Theoretiker setzt Foucault nicht bei einer klaren Machtdefinition an, sondern unternimmt eine Vielzahl von Beschreibungsversuchen, die sich teilweise stark voneinander unterscheiden.[9] In Der Wille zum Wissen etwa schreibt Foucault:

"Unter Macht, scheint mir, ist zunächst zu verstehen: die Vielfältigkeit von Kraftverhaältnissen, die ein Gebiet bevölkern und organisieren; das Spiel, das in unaufhörlichen Kämpfen und Auseinandersetzungen diese Kraftverhaältnisse verwandelt, verstärkt, verkehrt; die Stützen, die diese Kraftverhältnisse aneinander finden, indem sie sich zu Systemen verketten - oder die Verschiebungen und Widersprüche, die sie gegeneinander isolieren; und schließlich die Strategien, in denen sie zur Wirkung gelangen und deren große Linien und institutionelle Kristallisierungen."[10]

Der Begriff Macht umfasst für Foucault hier also weniger eine Substanz oder spezifische Entität als vielmehr Verhältnisse von Beziehungen und Kräften.

Macht nach Heinrich Popitz

Der Soziologe Heinrich Popitz hat in seinen Studien entscheidende Grundlagen für die anthropologische Fundierung der Machttheorie gelegt. Studien zur Machttheorie stehen sogar im Zentrum seines Werkes. Zu nennen sind hier besonders seine Bücher Phänomene der Macht (1992) sowie Prozesse der Machtbildung (1968).[11]

Macht gilt Popitz als "allgemeines Element der conditio humana"[12] und "bestimmt das Wesen menschlicher Vergesellschaftung von Grund auf".[13] Macht ist für Popitz also ein Teil der menschlichen Natur und prägt demzufolge das gesellschaftliche Zusammenleben. Letztlich ist Macht für Popitz sogar notwendig, damit gesellschaftliche Ordnung überhaupt entstehen und aufrechterhalten werden kann. Das gilt zum einen für den Schutz nach außen, denn eine Ordnung, die sich selbst schützen will, müsse "in der Lage sein, Macht zu konzentrieren".[14] Zum anderen gilt es für den Schutz nach innen, da Ordnungen nur durch Machtkonzentrationen "innere Konflikte zwischen ihren Mitgliedern eindämmen können".[15]

Macht nach Georg Simmel

Eine eher funktionale Deutung der Macht stammt vom Soziologen Georg Simmel. Er sieht Macht als wechselseitiges Verhältnis von Über- und Unerordnung. So schreibt er über die freiwillige Unterordnung des Einzelnen unter die Macht:

"Der Mensch hat ein inneres Doppelverhältnis zum Prinzip der Unterordnung; er will einerseits beherrscht sein, die Mehrzahl der Menschen kann nicht nur ohne Führung nicht existieren, sondern sie suchen die höhere Gewalt, die ihnen die Selbsverantwortlichkeit abnimmt, und eine einschränkende, regulierende Strenge." [16]

Simmel beobachtet neben dieser freiwilligen Unterordnung aber auch die Opposition gegen die Macht, die er als andere Seite eines psychologischen Doppelverhältnisses interpretiert. Gehorsam und Opposition sind für ihn "nur die beiden, nach verschiedenen Richtungen orientierten und als selbständige Triebe erscheinenden Seiten oder Glieder eines in sich ganz einheitlichen Verhaltens des Menschen". [17] Der entscheidende Punkt dabei ist, dass Über- und Unterordnung für beide Seiten gewinnbringend sind. Der Untergeordnete profitiert, weil sein Bedürfnis nach Entlastung befriedigt wird; der Übergeordnete profitiert, weil sein Machtbedürfniss gestillt wird. [18]

Macht nach Niklas Luhmann

Luhmanns Machttheorie ist Teil seiner ebenso umfassenden wie artifiziellen Systemtheorie. Als Systemtheoretiker besteht die Gesellschaft für Luhmann nicht, wie etwa bei Max Weber oder Heinrich Popitz aus einer Gesamtheit von Menschen, sondern nur aus Kommunikation. Diese Kommunikation erfolgt in Systemen, wie beispielsweise Recht, Politik oder Wirtschaft, die dadurch existieren, dass sie mit ihrer jeweiligen Umwelt mittels symbolisch generalisierter Kommunikationsmedien, sogenennten Codes, kommunizieren. Die Systeme sind autopoietisch, das heißt, sie bestehen aus Elementen, die sie selbst produzieren. Dabei hat jedes System seinen ihm eigenen Code.

Auch Macht ist für Luhmann ein Code, der Kommunikation steuert. In seinen Worten ein "symbolisch generalisiertes Kommunikationsmedium".[19] Ein Machtverhältnis kommt nach Luhmann überhaupt nur dann zustande, "wenn das Verhalten der Beteiligten sich einem symbolischen Code zuordnet, der eine Situation als Machtsituation beschreibt".[20] Das Medium Macht hat in erster Linie steuernde und stabilisierende Wirkung. Es ermöglicht politische Entscheidungen, reguliert die Kommunikation einzelner Systembestandteile und schützt das System vor Interventionen von außen.

Siehe auch

Literatur

  • Phillip H. Roth und Ulrich Weiß (Hrsg.): Macht / Aktuelle Perspektiven aus Philosophie und Sozialwissenschaften, Campus Verlag, 2016
  • Andreas Anter: Theorien der Macht / zur Einführung, Junius Verlag GmbH, Hamburg, 2012
  • Michel Foucault: Analytik der Macht, (Hrsg.: Daniel Defert und Francois Ewald), Frankfurt a. Main, 2005
  • Heinrich Popitz: Phänomene der Macht, 2. Aufl., Tübingen, 1992
  • Heinz Abels: Einführung in die Soziologie, Band I / Der Blick auf die Gesellschaft, VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2. Aufl., Wiesbaden, 2004, Seite 261 bis 290
  • Arnold Gehlen: Soziologie der Macht; in Erwin von Beckerath (Hrsg.): Handwörterbuch der Sozialwissenschaften, Band VII, Göttingen, 1961, Seite 77 bis 81
  • Andreas Holtz und Nina von Dahlern: Kultur, Macht, Politik / Konstruktivismus und die politische Beziehung von Kultur und Macht, Verlag Lang, 2010

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Armin Nassehi: Soziologie - Zehn einführende Vorlesungen, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, 2008, Seite 169-174
  2. Thomas Hobbes: Leviathan, 1651, I, 11; in Reclam, Stuttgart, 1980
  3. Thomas Hobbes: Leviathan, 1651, I, 8; in Reclam, Stuttgart, 1980
  4. Heinz Abels: Einführung in die Soziologie, Band I / Der Blick auf die Gesellschaft, VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2. Aufl., Wiesbaden, 2004, S. 261
  5. Friedrich Nietzsche: Unzeitgemäße Betrachtungen, in: ders., Werke in drei Bänden, Band 1, S. 263
  6. Friedrich Nietzsche: Der griechische Staat, in: ders., Werke in drei Bänden, Band 1, S. 278
  7. Max Weber: Wirtschaft und Gesellschaft, 1922, Seite 28
  8. Hannah Arendt: Vita activa oder vom tätigen Leben, München, 1960, S. 194
  9. Andreas Anter: Theorien der Macht / zur Einführung, Junius Verlag GmbH, Hamburg, 2012, S. 103 und 104
  10. Michel Foucault: Der Wille zum Wissen, Sexualität und Wahrheit Band I, Frankfurt am Main, 1983, S. 93
  11. Andreas Anter: Theorien der Macht / zur Einführung, Junius Verlag GmbH, Hamburg, 2012, S. 75 und 76
  12. Heinrich Popitz: Phänomene der Macht, 2. Aufl., Tübingen, 1992, S. 11
  13. Heinrich Popitz: Phänomene der Macht, 2. Aufl., Tübingen, 1992, S. 11
  14. Heinrich Popitz: Phänomene der Macht, 2. Aufl., Tübingen, 1992, S. 64
  15. Heinrich Popitz: Phänomene der Macht, 2. Aufl., Tübingen, 1992, S. 64
  16. Georg Simmel: Soziologie (1908); in Otthein Rammstedt (Hrsg.): Georg Simmel Gesamtausgabe, Band 11, Frankfurt a. M., 1992, S. 171
  17. Georg Simmel: Soziologie (1908); in Otthein Rammstedt (Hrsg.): Georg Simmel Gesamtausgabe, Band 11, Frankfurt a. M., 1992, S. 171
  18. Andreas Anter: Theorien der Macht / zur Einführung, Junius Verlag GmbH, Hamburg, 2012, S. 50
  19. Niklas Luhmann: Macht, 3, Aufl., Stuttgart, 2003, S. 4
  20. Niklas Luhmann: Gesellschaftliche Grundlagen der Macht: Steigerung und Verteilung, in ders., Soziologische Aufklärung 4, 3. Aufl., Wiesbaden, 2005, S. 218

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