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Cados, Cados (Komposition aus dem 15. Jahrhundert)
Dieser Artikel wurde exklusiv für das Fernbacher Jewish Music Research Center geschrieben und darf ausdrücklich und unter Strafandrohung nicht in anderen Projekten/Wikis verwandt werden.
Cados, Cados ist eine dreistimmiges Vokalwerk - Don Harrán bezeichnet es als Motette - aus dem 15. Jahrhundert mit teilweise hebräischem Text. Es handelt sich um die einzige überlieferte polyphone Komposition bis zum späten 16. Jahrhundert mit hebräischen Worten im Text. Ob der Verfasser von Cados, Cados ein Jude, Christ oder konvertierter Jude (Marrano) war ist ebenso wie dessen Nationalität nicht geklärt. Nach Ansicht des jüdischen Musikwissenschaftlers Eric Werner wurde das Werk von einem unbekannten, vermutlich halbjüdischen, spanisch-deutschen Komponisten verfasst, und entstand wohl um das Jahr 1460. [1] Das Werk stammt ursprünglich aus der Sevillaner Chansonnier-Handschrift. Cados, Cados beinhaltet einige typische Motive des damaligen sephardischen Gesangs, aber auch eine Variation der christlichen Hymne Alma redemptoris mater im Contratenor. Seit seiner "Wiederentdeckung" durch Eric Werner im Jahr 1947 gibt es der Forschung - speziell wegen seinem Text und der daraus abgeleiteten vermutlichen Intentionen des Verfassers - viele Rätsel auf. [2]
Quelle des Manuskripts
- Die Komposition Cados, Cados Stück stammt aus der Sevillaner Chansonnier-Handschrift, die ursprünglich Fernando Columbus (einem Sohn von Christoph Columbus) gehörte. Zusammen mit anderen Werken aus dessen berühmter Bibliothek (Biblioteca Colombina) die Sammlung nach seinem Tod in den Besitz des Domkapitels der Kathedrale von Sevilla. Aus diesem wurde es zusammen mit 41 anderen Musikstücken im 19. Jahrhundert gestohlen. Seit 1884 befindet es sich in der Pariser Nationalbibliothek unter der Nummer Nouv.acq.fr. 4379. [3] [4]
Entdeckung und verschiedene Deutungen
- Der spanische Musikwissenschaftler Higino Anglés erwähnt Cados, Cados im Jahr 1929. Er schreibt, dass "der Text hebräisch zu sein scheint, und dass hier möglicherweise ein einzigartiges Beispiel eines Liedes der spanischen Juden in der charakteristischen Musiksprache des 15. Jahrhunderts mit hebräischen Text" vorliege. Als dreistimmiges Musikstück spanischer Juden sei es einzigartig. [6]
- Eric Werner stellte 1947 die These auf, dass es sich bei Cados, Cados um eine Komposition eines Marrano (eines in Spanien zum Christentum konvertierten Juden) für geheime Zusammenkünfte und Feiern an Rosch ha-Schana und Jom Kippur gehandelt habe. Die nicht klar hebräische gehaltenen Textteile (Pseudo-Hebräisch) seien dabei eine Art Geheimcode gewesen um sich vor der Verfolgung durch die Inquisition zu schützen. [7] Der niederländische Rabbiner David Abraham Jessurun Cardozo widersprach dieser These von Werner allerdings. Er hielt es für sehr unwahrscheinlich, dass sich Marranen in Spanien damals dem enormen Risiko ausgesetzt hätten, ein Musikstück mit selbst nur teilweise hebräischem Text zu verfassen. Seiner Ansicht nach wurde das Stück eher in Norditalien verfasst. [8]
- Der jüdisch-kroatische Komponist und Musikwissenschaftler Dragan Plamenac ging sogar noch weiter. Er hielt das Musikstück überhaupt nicht für die Komposition eines Juden/Marrano. Die Verwendung der vielen nichtjüdischen Worte lege nahe, dass es sich eher um eine von einem christlichen Komponisten verfasste, evtl. sogar judenfeindliche Parodie auf die Musik in der Synagoge handele. [9]
- Don Harrán präferiert die Ansicht, dass der Originaltext in Hebräisch verfasst wurde, und sich bei der Translitaeration des Textes durch einen oder mehrere Juden, Marranen oder Christen Fehler eingeschlichen haben. Eine ursprüngliche Verwendung im wie auch immer gelagerten religiösen Kontext, wenngleich nicht als Musikstück in der Synagoge, hält er für denkbar. Bei der Vertonung könnte es sich auch um ein Übungsstück zur Aneignung des zeitgenössischen, christlichen Kompositionsstils gehandelt haben. Er erwägt auch einen Bezug von Cados, cados zum Buch Jessaja 6:3, [10]wo es heißt:
- "Sie riefen einander zu: Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heere. Von seiner Herrlichkeit ist die ganze Erde erfüllt." [11]
Der Text
- Der Text des Liedes enthält einige eindeutig hebräische Teile, aber auch Worte aus anderen Sprachen und Dialekten sowie Worte die nicht eindeutig einer Sprache zuzuordnen sind und in ihrem Sinn nicht eindeutig sind.
- Nach Eric Werner besteht folgender Text:
- "Cados cados adonay cherubim cados si smyhar Harumbrael Harumbrael Rausar maho et ydirorum, ydrorum naiso soposo disla cherubim, disla cherubim ameabul ameabul lumbi lumbi lari discaho: cados cados cados cados." [12]
- Don Harrán kommt zu folgender Transkription:
- "Cados cados adonay cherubim cados sie singhen harumbrael harumbrael rausco maho et hydrorum hydrorum naiso sopposo disla cerubin ameabul ameabul lumbi lumbi lari discao cados cados cados cados." [13]
Mögliche Deutungen
- Für die Deutung des "Sprachengemischs" des Textes bieten sich verschiedene Möglichkeiten an:
- Der Text wurde gänzlich in Hebräisch verfasst. Einzelne Worte des Textes, die im Hebräischen wenig Sinn ergeben, könnten durch Schreibfehler z.B. beim der Transformation von hebräischen Zeichen in lateinische Buchstaben durch Übersetzer die des Hebräischen wenig mächtig waren entstanden sein. Diese Erkärung bevorzugt Don Harran.
- In dem Text wurden Hebräische Worte mit verändertem "Pseudo-Hebräisch" gemischt. Dies könnte der Tarnung in der judenfeindlichen Umgebung des damaligen Spanien gedient haben.
- Der Text stellt eine bewusste Mischung aus Elementen des Hebräischen, Spanischen, Deutschen und Arabischen dar. Eric Werner und Pamenac plädieren für die zweite und dritte Möglichkeit. So bezeichnet Eric Werner den Text als "a kind of mixture of different languages, Hebrew, Spanish, Arabic, containing some unidentified probably corrupted words." [15]
Mögliche Übersetzungen
- Der Anfang mit "Cados cados adonay cherubim cados" ist überwiegend hebräisch und leicht zu deuten. "cados" steht für "Kadosh" ("heilig"), und "adonay cherubim" bedeutet "Herr der Engel".
- Die Worte "sie singhen" in der Version Don Harrans wohl deutschen Ursprungs und bedeuten "sie singen".
- Das Wort "harumbrael" deutet Eric Werner als kabbalistischen Namen eines Engels. [16] Don Harran verweist darauf, dass kein Engel dieses oder eines ähnlichen Namens bekannt sei, und sieht hier eher eine Varaiante des hebräischen "harimb bara el" ("Gott schuf die Berge"). [17]
- Die darauf folgenden Worte bis zur Wiederholung von "cados, cados, ..." sind schwer zu deuten und ein hebräischer Ursprung ist fraglich.
Die Musik
- Cados, cados ist in der seit circa 1430 bei polyphonen Werken üblichen Weißen Mensuralnotation gesetzt. Die drei Stimmen sind mit Cantus, Tenor und Contra bezeichnet. Im Contratenor werden viele Ligaturen verwandt. Der Cantus ist allein auf eine Seite gesetzt, und Tenor und Contra auf der folgenden Seite. Die Notationsweise entspricht somit insgesamt dem damals üblichen Vorgehen.
- Es gibt voneinander abweichende Umsetzungen der Handschrift in das moderne Notationssystem, u.a. von Eric Werner und Don Harran. Das kurze Musikstück (in der Version auf der CD Sephardic Songs in the hispano-arabic tradition of medieval spain dauert es 75 Sekunden) umfasst in der Notation von Eric Werner 36 Takte.
- Zuerst seien einige musikalische Merkmale genannt, die in damaliger Musik häufug anzutreffen sind, und die deshalb kein musikalisches Indiz für ein jüdische Musikstück darstellen:
- Der Text läuft nicht in allen Stimmen parallel, so dass öfters verschiedene Worte gleichzeitig gesungen werden.
- Der Cantus bildet die höchstgelegene und führende Stime. Darunter liegen Tenor und Contratenor. Diese beiden überkreuzen sich öfters, so dass z.B. in der einen Konstellation der unter dem Tenor liegende Contratenor den Bass bildet, wenn er aber über dem Tenor liegt die Altstimme darstellt. So steigt der Contratenor in den ersten beiden Takten über das Intervall einer Oktave an, liegt oberhalb des Tenor, und steigt wieder um eine Dezime ab. Ab Takt 4 liegt er dann unterhalb des Tenor, und in Takt 5 wieder oberhalb des Tenor.
- In Cados, cados wird auch mit Imitation gearbeitet. So immitiert der Cantus in ab dem dritten Viertel von Takt 4 den Melodiezug des Tenor, der bereits zwei Viertel vorher einsetzt. Der Contratenor imitiert in den Takten 9 und 10 die Terzintervalle des Cantus. In Takt 24 setzen alle drei Stimmen jeweils um zwei Viertel nacheinander mit ähnlichen Figuren ein.
Aufnahmen
- Das Stück Cados, Cados ist auf der CD Sephardic Songs in the hispano-arabic tradition of medieval spain aus dem Jahr 1997 enthalten. [18] Auch auf der CD Ballads of the Sephardic Jews aus dem Jahr 2010 ist der Titel enthalten. [19]
Links und Quellen
Siehe auch
Weblinks
Quellen
Literatur
- Don Harrán: Another Look at the Curious Fifteenth-Century Hebrew-Worded Motet "Cados cados"; in The Musical Quarterly, Vol. 94, Oxford University Press, 2011
- Eric Werner: The Oldest Sources of Synagogal Chant, Proceedings of the American Academy for Jewish Research, Nr. 16, 1946/47
Einzelnachweise
- ↑ Eric Werner: Hebräische Musik, Laaber-Verlag, 1985, S. 18 und 19
- ↑ Don Harrán: Another Look at the Curious Fifteenth-Century Hebrew-Worded Motet "Cados cados"; in The Musical Quarterly, Vol. 94, Oxford University Press, 2011, S. 481 bis 484
- ↑ Don Harrán: Another Look at the Curious Fifteenth-Century Hebrew-Worded Motet "Cados cados"; in The Musical Quarterly, Vol. 94, Oxford University Press, 2011, S. 482 bis 484
- ↑ Aus dem Booklet der CD Sephardic Songs in the hispano-arabic tradition of medieval spain, Jaro Medien GmbH, Bremen, 1997, ASIN B0000266Y1, S. 21
- ↑ Anm.: Im Alten Testament sind Cherubim Engel, die für besondere Aufgaben herangezogen werden. Es handelt sich um geflügelte Mischwesen, zumeist mit Tierleib und Menschengesicht. Die Cherubim tauchen bereits im Garten Eden auf. Im Buch Ezechiel nehmen sie breiten Raum ein. Nach der zehnstufigen Hierarchie der Engel des Maimonides (12. Jhd.) stehen die Cherubim nur auf dem vorletzten Platz.
- ↑ Higinio Angles: El chansonnier franc¸ais de la Colombina de Sevilla, Estudis Universitaris Catalans 14, 1929, S. 257
- ↑ Eric Werner: The Oldest Sources of Synagogal Chant, Proceedings of the American Academy for Jewish Research, Nr. 16, 1946/47, S. 225 ff.
- ↑ Don Harrán: Another Look at the Curious Fifteenth-Century Hebrew-Worded Motet "Cados cados"; in The Musical Quarterly, Vol. 94, Oxford University Press, 2011, S. 482 und 484
- ↑ Dragan Plamenac: A Reconstruction of the French Chansonnier in the Biblioteca Colombina Seville; in Musical Quarterly Vol. 37, 1951, S. 501 ff.
- ↑ Don Harrán: Another Look at the Curious Fifteenth-Century Hebrew-Worded Motet "Cados cados"; in The Musical Quarterly, Vol. 94, Oxford University Press, 2011, S. 485 und 506
- ↑ Jessaja 6:3 auf www.bibleserver.com
- ↑ Eric Werner: Hebräische Musik, Laaber-Verlag, 1985, S. 19
- ↑ Don Harrán: Another Look at the Curious Fifteenth-Century Hebrew-Worded Motet "Cados cados"; in The Musical Quarterly, Vol. 94, Oxford University Press, 2011, S. 485 und 492
- ↑ Notation von Eric Werner in seinem Buch Hebräische Musik, Laaber-Verlag, 1985, S. 19
- ↑ Eric Werner: The Oldest Sources of Synagogal Chant, Proceedings of the American Academy for Jewish Research, Nr. 16, 1946/47, S. 529
- ↑ Eric Werner: The Oldest Sources of Synagogal Chant, Proceedings of the American Academy for Jewish Research, Nr. 16, 1946/47, S. 229
- ↑ Don Harrán: Another Look at the Curious Fifteenth-Century Hebrew-Worded Motet "Cados cados"; in The Musical Quarterly, Vol. 94, Oxford University Press, 2011, S. 487 bis 488
- ↑ Sephardic Songs in the hispano-arabic tradition of medieval spain, Jaro Medien GmbH, Bremen, 1997, ASIN B0000266Y1
- ↑ Ballads of the Sephardic Jews, Label Naxos, 2010, ASIN B00001XDR9
Hinweis zur Verwendung
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Andere Lexika
Wikipedia kennt dieses Lemma (Cados, Cados (Komposition aus dem 15. Jahrhundert)) vermutlich nicht.