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Identitätsbehauptung: Unterschied zwischen den Versionen
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Bei der '''Identitätsbehauptung''' handelt es sich nach dem deutschen [[Soziologie|Soziologen]] [[Uwe Schimank]] um einen Handlungsantrieb. Schimank widmet sich in seinem Werk ''Handeln und Strukturen'' soziologischen Handlungstypen, beschreibt dazu neben dem [[Homo Sociologicus]] und dem [[Homo oeconomicus|Homo Oeconomicus]] zur ausbauenden Darstellung der Handlungswahlen auch den ''emotional man'' und den ''Identitätsbehaupter''. Beim Identitätsbehaupter handelt es sich demzufolge nicht um ein fertiges [[Soziologische Akteurmodelle|soziologisches Akteurmodell]], sondern um eine Ergänzung anderer Handlungstypen. In diesem Zusammenhang wird er insbesondere in Verbindung mit dem Modell des Homo Sociologicus diskutiert. Wesentliche Beiträge für den Ansatz können bei [[Erving Goffman]] | Bei der '''Identitätsbehauptung''' handelt es sich nach dem deutschen [[Soziologie|Soziologen]] [[Uwe Schimank]] um einen Handlungsantrieb. Schimank widmet sich in seinem Werk ''Handeln und Strukturen'' soziologischen Handlungstypen, beschreibt dazu neben dem [[Homo Sociologicus]] und dem [[Homo oeconomicus|Homo Oeconomicus]] zur ausbauenden Darstellung der Handlungswahlen auch den ''emotional man'' und den ''Identitätsbehaupter''. Beim Identitätsbehaupter handelt es sich demzufolge nicht um ein fertiges [[Soziologische Akteurmodelle|soziologisches Akteurmodell]], sondern um eine Ergänzung anderer Handlungstypen. In diesem Zusammenhang wird er insbesondere in Verbindung mit dem Modell des Homo Sociologicus diskutiert. Wesentliche Beiträge für den Ansatz können bei [[Erving Goffman]] gefunden werden. | ||
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* Goffman, Erving: ''Interaktionsrituale. Über Verhalten in direkter Kommunikation''. Suhrkamp. Frankfurt am Main 1986 | * Goffman, Erving: ''Interaction ritual.'' 1967; Deutsche Ausgabe: ''Interaktionsrituale. Über Verhalten in direkter Kommunikation''. Suhrkamp. Frankfurt am Main 1986 | ||
* Hillmann, Karl-Heinz: ''Wörterbuch der Soziologie''. 5., vollständig und erweiterte Auflage 2007 | * Hillmann, Karl-Heinz: ''Wörterbuch der Soziologie''. 5., vollständig und erweiterte Auflage 2007 | ||
* Junge, Matthias: ''Die Persönlichkeitstheorie von Talcott Parsons''. In: Jörissen, Benjamin/Zirfas, Jörg (Hrsg.): ''Schlüsselwerke der Identitätsforschung''. VS Verlag, Wiesbaden 2010 | * Junge, Matthias: ''Die Persönlichkeitstheorie von Talcott Parsons''. In: Jörissen, Benjamin/Zirfas, Jörg (Hrsg.): ''Schlüsselwerke der Identitätsforschung''. VS Verlag, Wiesbaden 2010 |
Aktuelle Version vom 20. Februar 2025, 22:55 Uhr
Bei der Identitätsbehauptung handelt es sich nach dem deutschen Soziologen Uwe Schimank um einen Handlungsantrieb. Schimank widmet sich in seinem Werk Handeln und Strukturen soziologischen Handlungstypen, beschreibt dazu neben dem Homo Sociologicus und dem Homo Oeconomicus zur ausbauenden Darstellung der Handlungswahlen auch den emotional man und den Identitätsbehaupter. Beim Identitätsbehaupter handelt es sich demzufolge nicht um ein fertiges soziologisches Akteurmodell, sondern um eine Ergänzung anderer Handlungstypen. In diesem Zusammenhang wird er insbesondere in Verbindung mit dem Modell des Homo Sociologicus diskutiert. Wesentliche Beiträge für den Ansatz können bei Erving Goffman gefunden werden.
Allgemeines
Bei der Betrachtung von Handlungsmodellen und –antrieben muss unweigerlich auch die Frage gestellt werden, welche Rolle die Identität eines Akteurs spielt. Als Identität versteht man „ (…) allg. die Übereinstimmung einer Person (…) mit dem, was sie bzw. es tatsächlich ist, also mit sich selbst“.[1] Diese Identität ist auch für die Bewältigung von sozialen Rollen wesentlich. Dazu gehören etwa Berufsrollen, Familie sowie Rollen, die eine Person in der Freizeit innehat. Für die Identität ist darüber hinaus auch die Beziehung zu anderen Personen sowie bestimmte Persönlichkeitsmerkmale, wie etwa Schüchternheit und Treue, relevant. Bei der Beschreibung von Identitäten können zusammenfassend „drei Modi von Äußerungen benutzt werden: evaluative und normative Selbstansprüche sowie kognitive Selbsteinschätzungen“.[2] Evaluative Selbstansprüche sind dem Individuum selbst immanent und geben an, wie und was es ist. Das Gewissen wird durch die normativen Selbstansprüche gebildet, die auf soziale Normen zurückgreifen können. In diesem Sinne dienen sie einer Regulierung der evaluativen Selbstansprüche. Die Möglichkeiten und Eignungen des Individuums werden schließlich anhand der kognitiven Selbstdarstellung gezeichnet. Allgemein dient die Identität nach Talcott Parsons als Selbststeuerungsmechanismus des Akteurs. Mit der Thematik der Identität haben sich bereits zahlreiche Autoren beschäftigt. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang die Soziologen George Herbert Mead, Heinz Abels und Lothar Krappmann, der Psychologe Hans D. Mummendey sowie der Sozialpsychologe Henri Tajfel.
Identität und Bestätigung
Die Identität eines Akteurs muss Bestätigung durch seine soziale Umwelt erhalten. Dazu ist es zunächst aber notwendig, dass der Akteur die Identität nach außen trägt. Aufgrund der Bestätigung der Identität durch soziale Interaktionen wird sie produziert und reproduziert. Dadurch wird die Identitätsbehauptung zu einem nicht endenden Akt. Dieser kann jedoch immer nur im sozialen Austausch stattfinden. Erst durch die Resonanz anderer Personen ist es einem/einer Akteur_in möglich, ein Bild von sich selbst zu erhalten. Dieses Bild wird durch weitere Rückmeldungen in sozialen Interaktionen wiederum abgeglichen. Andere Akteure können im sozialen Austausch das Selbstbild bestätigen oder in Frage stellen. Wenn die Infragestellung des Selbstbildes wiederholt wird, kann es zu einer Identitätsbedrohung kommen. Erfährt ein Bestandteil der Identität jedoch vielfach positive Bestätigung, so wird er verfestigt und internalisiert.
Soziale Erwartungen und Interaktionsstörungen
Erving Goffman beschäftigt sich in seinem Buch Interaktionsrituale unter anderem mit „Verlegenheit und Organisation“. Er betrachtet eingehend, wie Verlegenheitssituationen Ursachen in der Identität von Akteuren und sozialen Organisationen haben können. Demnach muss der reproduzierende Mechanismus der Identitätsbildung den Akteuren in einer sozialen Interaktion nicht bewusst sein. Dennoch ist für eine störungsfreie Interaktion die Anerkennung der Identität der anderen Akteure notwendig. Wenn durch ein Ereignis ein Zweifel, im positiven oder negativen Sinn, am Bild eines Akteurs entsteht, kommt es zu einer Störung. Ein Zweifel an der Identität kann beispielsweise aufgrund falscher Ansprüche oder Anmaßung einer fremden Rolle entstehen und wird sich schließlich in Merkmalen wie Verlegenheit, Verwirrung und Unbehagen äußern.
In einer Interaktion kann es aufgrund unterschiedlicher Ursachen zu Unbehagen und Unsicherheiten bei den Akteuren kommen. Eine Störung kann beispielsweise eine Verlegenheitssituation hervorbringen. Dabei handelt es sich um ein abrupt einsetzendes Ereignis, das sich in einem Höhepunkt der Verlegenheit zuspitzt und sodann wieder langsam abflaut. Anhaltendes Unbehagen hingegen führt selten zu einer offensichtlichen Verwirrung aller Akteure. Es droht in einer solchen Situation eher der Verlust der Selbstkontrolle bei einzelnen Personen, der mit einigen deutlichen körperlichen Merkmalen wie Schwitzen oder Erröten einhergehen kann. Um eine Wiederherstellung der Interaktion herbeizuführen, können die anderen Akteure über den Zustand hinwegsehen oder positiv und ermutigend einwirken. Auch der Zustand der freudigen Verwirrung kann verzeichnet werden, ausgelöst etwa durch Beifall oder Komplimente. Die betroffenen Akteure sind bemüht, die Fassung wieder zu erlangen, sich somit wieder in die Interaktion einbringen zu können. Dennoch kann es zu einem kritischen Punkt kommen, an dem die Verwirrung nicht mehr verborgen werden kann. Dies kann sich etwa in einem Wutanfall äußern. Die anderen Akteure haben unterdes die Möglichkeit, durch gütiges Verhalten und Wohlwollen die Identität der betroffenen Personen wieder ins positive Licht zu rücken. Schimank weist in seiner Ausführung zum Handlungsantrieb des Identitätsbehauptens darauf hin, dass es sich um eine ergänzende Erklärung anderer Handlungsmodelle handelt und nicht als eigenständiges Modell angesehen werden kann. Er merkt weiter an, dass der Identitätsbehaupter bislang hauptsächlich mit dem Modell des Homo Sociologicus in Beziehung gesetzt wurde und eine nähere Behandlung in Bezug auf andere Handlungsmodelle noch ausständig ist.
Literatur
- Goffman, Erving: Interaction ritual. 1967; Deutsche Ausgabe: Interaktionsrituale. Über Verhalten in direkter Kommunikation. Suhrkamp. Frankfurt am Main 1986
- Hillmann, Karl-Heinz: Wörterbuch der Soziologie. 5., vollständig und erweiterte Auflage 2007
- Junge, Matthias: Die Persönlichkeitstheorie von Talcott Parsons. In: Jörissen, Benjamin/Zirfas, Jörg (Hrsg.): Schlüsselwerke der Identitätsforschung. VS Verlag, Wiesbaden 2010
- Schimank, Uwe: Handeln und Strukturen. Einführung in die akteurtheoretische Soziologie. 3. Auflage. Juventa Verlag, Weinheim und München 2007
Einzelnachweise
Andere Lexika
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- Erster Autor: Scaria angelegt am 03.06.2012 um 12:50, weitere Autoren: T§, Stillhart, Hyperdieter, Pico31