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Kleinkastell Neuwirtshaus
Kleinkastell Neuwirtshaus | |
---|---|
Limes | NN (RLK) |
Strecke (RLK) | Obergermanischer Limes, Strecke 5 (Östliche Wetteraustrecke) |
Datierung (Belegung) | ab 117–138; Ende unbekannt |
Typ | Kleinkastell |
Einheit | unbekannte Vexillatio |
Größe | 21 × 25 m (= 0,0525 ha) |
Bauweise | Holz-Erde Kastell; Wall zumindest teilweise Rasensoden |
Erhaltungszustand | Geländeverformungen im Wald sichtbar |
Ort | Hanau-Wolfgang |
Geographische Lage: | 50° 6′ 40,35″ N, 8° 58′ 58,44″ O |
Region-ISO | DE-HE |
Höhe | 110 m ü. NHN |
Vorhergehend | ORL 22: Kastell Rückingen (nördlich) |
Anschließend | ORL 23: Kastell Großkrotzenburg (südlich) |
Das Kleinkastell Neuwirtshaus ist ein ehemaliges römisches Kastell an der Wetteraustrecke des Obergermanischen Limes. Das Bodendenkmal befindet sich in einem dichten Waldgebiet jeweils etwa 500 Meter südöstlich des Ortsrandes von Hanau-Wolfgang (Main-Kinzig-Kreis, Hessen) und nordöstlich der Waldsiedlung von Hanau-Großauheim, nahe Neuwirtshaus, einer kleinen Ansammlung von Häusern mit zwei Gaststätten, die nicht über den Status eines Stadtteils verfügt.
Lage
Das Kleinkastell Neuwirtshaus liegt 87 Meter (300 römische Fuß) vom Limes entfernt, der dort relativ genau von Norden, aus der Wetterau kommend, nach Süden, auf den Main beim Kastell Großkrotzenburg zuläuft. Das Kleinkastell befindet sich auf einer kaum sichtbaren Sanddüne in der Waldabteilung 75 Torfhaus.
Nördlich schließt sich der Doppelbiersumpf an, ein ausgedehntes Sumpfgebiet südlich der Kinzig und Teil der Bulau. Stellenweise wurde der Limes dort als Knüppelweg mit davorliegender Palisade ausgeführt. Weiter südlich befindet sich die Schiffslache, ein alter Mainarm, ebenfalls ein Feuchtgebiet. Damit war das Gebiet von den benachbarten Kastellen Großkrotzenburg und Erlensee-Rückingen vor allem bei feuchter Witterung schlecht erreichbar. Etwa 300 Meter südlich des Kastells überquert ein bereits in vorgeschichtlicher Zeit benutzter Verkehrsweg, die sogenannte Birkenhainer Straße den Limes. Diese Situation hat die römische Militärverwaltung veranlasst, ein eigenes Kleinkastell einzurichten, um den Limesübergang zu überwachen.
Der Limes verläuft in der Nähe des Kastells vorwiegend unter einem neuzeitlichen Forstweg. Dem aufmerksamen Beobachter wird lediglich die Höhe der Wegtrasse sowie östlich davon stellenweise der Graben auffallen. Wesentlich besser sichtbar ist der Limes auf kurzen Abschnitten südlich des Grillplatzes bei Neuwirtshaus sowie ganz besonders nördlich der Bundesautobahn 45, wo, geschützt durch das Waldgebiet, der Wall die beste Erhaltung an der östlichen Wetteraustrecke insgesamt aufweist.
Forschungsgeschichte
Frühe Ausgrabungen in dem Kleinkastell fanden 1856, 1862, 1883 und 1913 statt. Doch lieferten diese nur recht ungenaue Ergebnisse, vor allem, weil mit den damaligen Grabungsmethoden der reine Holz-Erde-Befund des Lagers schwer zu deuten war. Eine Nachuntersuchung unter der Leitung des Archäologen Wolfgang Czysz tat sich damit 1977 wesentlich leichter: Da von ähnlichen Kastellen bereits zahlreiche Grundrisse bekannt waren, genügte ein einziger Grabungsschnitt im Süden der Anlage, um den Befund zu klären. Dieser führte (von außen) durch beide vorgelagerten Verteidigungsgräben, den Wall und den südlichen Teil der Mannschaftsbaracke mit Traufgräbchen außen und dem Porticus-Bereich an der Innenseite.
Der Archäologe Wilhelm Schleiermacher (1904–1977) berichtete 1967, daß das Kastellareal mit jungen Fichten besetzt war.[1] Bis zu Beginn des 21. Jahrhunderts blieb das Areal aufgrund seiner Lage in der Schonung schwer auffindbar. Seit 2002 macht eine Informationstafel auf die Fundstelle aufmerksam. Das Kastellareal selbst ist immer noch von dichtem Gestrüpp bewachsen, aber inzwischen teilweise begehbar.
Baugeschichte
Die regelmäßige Anordnung der nahe gelegenen Wachtposten Wp 5/11[2] bis 5/15 sowie die Nähe zu Wp 5/13 läßt eine spätere Einfügung des Kleinkastells in die bestehende Postenkette vermuten. Das Fundmaterial legt eine Erbauung in hadrianischer Zeit nahe.[3]
Das Kleinkastell Neuwirtshaus ist nach Osten, zum Limes hin, ausgerichtet. Es war von zwei umlaufenden Spitzgräben umschlossen; vor dem einzigen, zweiflügeligen Tor befand sich vermutlich eine Brücke. Der äußere Graben ist noch gut sichtbar, der innere durch den Versturz des Erdwalls eingeebnet. Dieser 3,5 bis 4 Meter breite Wall bestand vermutlich aus Rasensoden, die durch regelmäßig eingefügte Holzstreben versteift waren. Er schloss eine rechteckige Innenfläche von 21 × 25 Metern ein (= 0,0525 Hektar). Während der Grabungen zeigte sich, daß der Wall zwei Bauphasen besaß.[4]
Darin befand sich ein U-förmiges Holzgebäude, von dem wahrscheinlich der mittlere Teil Dienstzimmern oder der Kommandantenwohnung vorbehalten war. Der Innenhof war zum Tor hin offen und teilweise vom überstehenden Dach der Baracke vor dem Wetter geschützt. Die aufgehenden Wänden des Holzbauwerks waren in Fachwerktechnik ausgeführt.[5] Da keine Dachziegel gefunden wurden, dürfte das Gebäude mit Holzschindeln oder einem Strohdach gedeckt gewesen sein. Ein Fensterglasfragment belegt, dass zumindest einige Fenster verglast waren. Zwei Steinfundamente zwischen dem Tor und dem Gebäude lassen auf einen Wehrgang über dem Tor schließen.
Die Ausgrabungen ergaben, daß die Anlage keiner gewaltsamen Zerstörung zum Opfer fiel. Im 3. Jahrhundert wird die Zahl der vorgefundenen und datierbaren Funde sehr gering. Daher ist keine aussagekräftige Einschätzung zum zeitlichen Ende des Kleinkastell möglich, doch wird es wohl deutlich vor 260 n. Chr. gelegen haben, als der Obergermanisch-Rätische Limes fiel (Limesfall).[3] Der Mangel an datierenden Funden ist indes aufgrund des sehr kleinräumigen Grabungsschnittes von 1977 nicht verwunderlich. Funde aus den Altgrabungen fehlen, da sie im Zweiten Weltkrieg mit den Sammlungen des Historischen Museums Hanau größtenteils verbrannt sind. Ein seltenes Fundstück aus dem Kastell ist ein silberner Fingerring mit blattförmigen Verzierungen.
Zweck und Truppe
Die Hauptaufgabe des Kleinkastells war wohl, den Grenzverkehr an der Birkenhainer Straße zu überwachen. Besonders bei anhaltend schlechtem Wetter wurden von dort aus wahrscheinlich die nächstliegenden Wachtürme besetzt und versorgt und es diente der Kommunikation entlang des Limes.
Keine Hinweise gibt es auf die hier stationierte Truppe. Das Lagergebäude bot Platz für maximal 40 bis 50 Mann. Wahrscheinlicher ist eine Belegung mit 20 bis 30 Mann. Dabei dürfte es sich um ein Kommando aus einem der benachbarten Kohortenkastelle Rückingen oder Großkrotzenburg gehandelt haben.
Fundverbleib
Wenige Funde aus dem Kleinkastell blieben im Historische Museum Hanau, das sich im Corps de Logis des Schlosses Philippsruhe befindet, erhalten.
Denkmalschutz
Das Kleinkastell Neuwirtshaus ist als Teil des Obergermanisch-Raetischen Limes seit 2005 Teil des UNESCO-Welterbes. Außerdem ist es ein Bodendenkmal nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz. Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig. Zufallsfunde sind an die Denkmalbehörden zu melden. Diese Vorschriften konnten in der Vergangenheit allerdings nicht verhindern, dass dieses Bodendenkmal von Raubgräbern heimgesucht wurde. Zahlreiche kleine Löcher zeugen von deren zerstörerischer Wühlarbeit.
Siehe auch
Literatur
- Dietwulf Baatz: Der Römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. 4. Auflage. S. 172f. Gebr. Mann, Berlin 2000. ISBN 3-7861-2347-0.
- Claus Bergmann: Limesverlauf und Kleinkastell Neuwirtshaus. In: Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland, 27. Hanau und der Main-Kinzig-Kreis. S. 170–173. Theiss, Stuttgart 1994. ISBN 3-8062-1119-1
- Wolfgang Czysz: Das Kleinkastell Neuwirtshaus. In: Dietwulf Baatz und Fritz-Rudolf Herrmann: Die Römer in Hessen³. Lizenzausgabe der Auflage von 1989, S. 337–340. Nikol, Hamburg 2002. ISBN 3-933203-58-9
- Wolfgang Czysz: Archäologische Nachuntersuchung am Kleinkastell Neuwirtshaus bei Hanau. Neues Magazin für Hanauische Geschichte 6, Nr. 5, 1977, S. 121–128.
- Wolfgang Czysz: Der römische Limes zwischen Kinzig und Main. (Archäologische Denkmäler in Hessen, 3). Abteilung für Vor- und Frühgeschichte im Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden 1979. ISBN 3-89822-003-6
- Ernst Fabricius, Felix Hettner, Oscar von Sarwey (Hrsg.): Der obergermanisch-raetische Limes des Roemerreiches/Abt. A, Bd. 2,1. Die Strecken 3 bis 5. Petters, Berlin und Leipzig 1936. S. 168-173. und Tafeln 16, Abb. 1–4.
- Christian Fleer: Typisierung und Funktion der Kleinbauten am Limes. In: E. Schallmayer (Hrsg.): Limes Imperii Romani. Beiträge zum Fachkolloquium „Weltkulturerbe Limes“ November 2001 in Lich-Arnsburg. Bad Homburg v.d.H. 2004, ISBN 3-931267-05-9 S. 75–92, speziell S. 79 (Saalburg-Schriften 6).
- Margot Klee: Der römische Limes in Hessen. Geschichte und Schauplätze des UNESCO-Welterbes. Pustet, Regensburg 2009. ISBN 978-3-7917-2232-0
- Margot Klee: Der Limes zwischen Rhein und Main. Theiss, Stuttgart 1989. ISBN 3-8062-0276-1
- Ferdinand Kutsch: Hanau. 2. Teil, Frankfurt a.M. 1926 (Kataloge west- und süddeutscher Altertumssammlungen 5) S. 129f.
Weblinks
- Kleinkastell Neuwirtshaus auf der offiziellen Webpräsenz der Stadt Hanau.
- Offizielle Webpräsenz des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen mit vollständigem, herunterladbarem Limesentwicklungsplan Hessen (pdf, 248,50 MB, 650 Seiten; darin Limesstrecke Wp 5/13 bis 5/16 S. 607-610, Kleinkastell Neuwirtshaus S. 611–613)
Vergleich zu Wikipedia
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Wilhelm Schleiermacher: Der römische Limes in Deutschland. Ein archäologischer Wegweiser für Autoreisen und Wanderungen. Mann, Berlin 1967. S. 114.
- ↑ Wp = Wachposten, Wachturm. Die Ziffer vor dem Schrägstrich bezeichnet den Limesabschnitt, die Ziffer hinter dem Schrägstrich in fortlaufender Nummerierung den jeweiligen Wachturm.
- ↑ 3,0 3,1 Claudia Theune: Germanen und Romanen in der Alamannia: Strukturveränderungen aufgrund der archäologischen Quellen vom 3. bis zum 7. Jahrhundert. Verlag Walter de Gruyter, 2004. ISBN 3-11-017866-4. S. 400.
- ↑ Margot Klee: Der römische Limes in Hessen. Geschichte und Schauplätze des UNESCO-Welterbes. Pustet, Regensburg 2009. ISBN 978-3-7917-2232-0. S. 172.
- ↑ Dietwulf Baatz, Fritz-Rudolf Herrmann, Bernhard Beckmann: Die Römer in Hessen. Theiss, Stuttgart 1982. ISBN 3806202672. S. 339.