PlusPedia wird derzeit technisch modernisiert. Aktuell laufen Wartungsarbeiten. Für etwaige Unannehmlichkeiten bitten wir um Entschuldigung; es sind aber alle Artikel zugänglich und Sie können PlusPedia genauso nutzen wie immer.

Neue User bitte dringend diese Hinweise lesen:

Anmeldung - E-Mail-Adresse Neue Benutzer benötigen ab sofort eine gültige Email-Adresse. Wenn keine Email ankommt, meldet Euch bitte unter NewU25@PlusPedia.de.

Hinweis zur Passwortsicherheit:
Bitte nutzen Sie Ihr PlusPedia-Passwort nur bei PlusPedia.
Wenn Sie Ihr PlusPedia-Passwort andernorts nutzen, ändern Sie es bitte DORT bis unsere Modernisierung abgeschlossen ist.
Überall wo es sensibel, sollte man generell immer unterschiedliche Passworte verwenden! Das gilt hier und im gesamten Internet.
Aus Gründen der Sicherheit (PlusPedia hatte bis 24.07.2025 kein SSL | https://)

Bei PlusPedia sind Sie sicher: – Wir verarbeiten keine personenbezogenen Daten, erlauben umfassend anonyme Mitarbeit und erfüllen die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) vollumfänglich. Es haftet der Vorsitzende des Trägervereins.

PlusPedia blüht wieder auf als freundliches deutsches Lexikon.
Wir haben auf die neue Version 1.43.3 aktualisiert.
Wir haben SSL aktiviert.
Hier geht es zu den aktuellen Aktuelle Ereignissen

Hass und Gewalt im Koran

Aus PlusPedia
Zur Navigation springen Zur Suche springen


Individuelle und soziale Aggression, staatliche und internationale Machtausübung sowie strukturelle und kulturelle Gewaltprozesse bestimmen viele Bereiche des menschlichen Daseins mit. So finden sich auch in den heiligen Büchern der Religionen mehr oder minder stark, Gewaltdarstellungen, Auforderungen zur Gewalt und die Aufstachelung zu Verachtung und Hass gegenüber anderer Gruppen. Dies gilt auch für die heiligen Texte der drei abrahamitischen Religionen (Judentum, Islam, Christentum) und besonders für den Koran. In diesem Artikel werden die zu Verachtung, Hass und Gewalt gegen andere auffordernden Stellen des Koran problematisiert. Weiterführende und damit zusammenhängende Bereiche wie das generelle Verhältniss von Gewalt und Religion in der Geschichte der islamischen Welt können in diesem Rahmen nicht behandelt werden.


Der Koran

Hauptartikel: Koran

Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: Datei fehlt
Arabischer Koran mit persischer Übersetzung

Der Koran oder Qur'an [qurˈʔaːn] (arabisch ‏القرآن‎ al-qurʾān, „die Lesung, Rezitierung, Vortrag“) ist die Heilige Schrift des Islam, die gemäß dem Glauben der Muslime die wörtliche Offenbarung Gottes (arab. Allah) an den islamischen Propheten Mohammed, vermittelt durch den Engel Gabriel, enthält. Der Koran entstand im siebten Jahrhundert in einem Zeitraum von etwas mehr als zwei Jahrzehnten und gilt als ältestes arabisches Prosawerk. Er enthält viele Aussagen über Gott und die Beziehung Gottes zum Menschen, sowie Aufforderungen zu einem von Frieden, Versöhnung und Mildtätigkeit geprägten Leben zwischen den Menschen. Problematisch sind etliche Verse einzelner Suren des Koran in denen offen Verachtung, Hass und/oder Gewalt gegen Menschen anderer Religionszugehörigkeit propagiert wird. Diese Äußerungen müssen allerdings, ebenso wie in diesem Sinne problematische Aussagen des Alten Testaments, auch im historischen Kontext und Bezug auf die damaligen Lebensverhältnisse gewertet werden.

Grundsätzlich gilt nach islamischen Verständnis, dass alle Gewalt Gott gehört. Der Mensch selber besitzt per se keine Gewalt über andere Menschen, es sei denn dass sie ihm von Gott zur Erfüllung des göttlichen Auftrags verliehen ist. Darunter fällt z.B. die Regierung der Gemeinschaft, die Bestrafung von Verbrechern und die Durchsetzung von Gottes Willen bei Nicht-Muslimen.[1]

Unterschiede zwischen Koran und Bibel

Trotz der in der Tat vorhandenen Gemeinsamkeiten zwischen Koran und Neuem Testament bzw. Islam und Christentum darf man nicht, wie es im Zuge eines allzu auf Harmonie bedachten "Dialogs der Religionen" [2] auch von Seiten der Kirchen häufig praktiziert wird, die wesentlichen Unterschiede zwischen beiden Religionen nivellieren. Im Gegensatz zum Christentum und dem Neuen Testament, welches von Anfang an konsequent pazifistische Grundzüge in den Mittelpunkt stellte, gibt der im Rahmen von Mohammeds Kriegszügen entstandene Koran in zahlreichen Versen Empfehlungen und Ratschläge für den Krieg und Kampf. Während in der Bibel und später auch im Christentum eine rege Reflexion der Problematik von Krieg, Gewalt und der Rechtfertigung dieser beiden stattfand, wurde dieser Komplex im Koran und in der Geschichte des Islam kaum kritisch hinterfragt.[3] Der US-amerikanische Politikwissenschaftler Samuel P. Huntington gibt zur Gewaltproblematik im Koran zu bedenken:

Der Koran und andere Formulierungen muslimischer Glaubenssätze enthalten nur wenige Gewaltverbote, und die Vorstellung der Gewaltfreiheit ist muslimischer Lehre und Praxis fremd. [4]

Kritische Diskussion im westlichen Gesellschaften

Im Zuge der Diskussion um die zunehmende Islamisierung Europas wird der Hinweis auf Gewalt und Hass predigende Stellen im Koran von Befürwortern einer multikulturellen Gesellschaft und unbegrenzten Zuwanderung, liberalen und linken christlichen Theologen, sowie proislamischen Buchautoren nicht gerne gehört und oft schamhaft unter den Tisch gekehrt. Denjenigen die in der öffentlichen Diskussion auf diese Suren hinweisen wird häufig entgegengehalten dass der Islam im Kern eine tolerante und friedliebende Religion sei, und sie nur islamophob bzw. ausländefeindlich eingestellt seien. [5] [6]

Eine genauere Betrachtung des Korans ergibt jedoch klare Hinweise darauf, dass es sich beim Islam im Gegensatz zu Christentum und Judentum in weiten Bereichen auch um eine Gewalt und Intoleranz predigende Religion handelt, und die in der islamischen Welt herrschende und von dort in die restliche Welt ausstrahlende Gewaltbereitschaft durchaus ihre tieferern Wurzeln im Koran haben kann. Der Orientalist Tilman Nagel meint z.B. dass ein säkularisierter Islam kaum möglich sei, da für eine Übereinstimmung zwischen Islam und deutschem Grundgesetz "wesentliche Partien des Korans und der Prophetenüberlieferung für nicht mehr gültig erklärt" werden müssten; und "insbesondere den zahlreichen Koranstellen und Prophetenworten, die zur Gewaltanwendung gegen Andersgläubige auffordern wäre ohne Wenn und Aber die ewige Geltung abzusprechen". [7]

Die fehlende Modernisierung im Islam

Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: Datei fehlt
Die noch unvollendete Mohammed-Ali-Moschee in Kairo im Jahr 1856

Besonders fatal wirkt sich die im weiteren Text im Detail behandelten problematischen, Hass und Gewalt predigenden Stellen des Koran durch das Fehlen einer historisch-kritischen Theologie, dem Fehlen einer Epoche der Aufklärung und sowie dem Fehlen einer Trennung zwischen Staat, Gesellschaft und Recht einerseits und Religion andererseits aus. Diese Prämissen konnten in der christlichen Welt die wortwörtliche Auslegung von gewaltverherrlichenden Bibelstellen historisch relativieren und damit eine vollständige Neuinterpretation ermöglichen. Im Islam sind diese Schritte dagegen nur in unbedeutenden Ansätzen vollzogen worden. So schreibt z.B. Ulrich H. J. Körner:

Während also der Koran für den Muslim als unmittelbares und direktes Gottes Wort gilt, steht die Bibel nur indirekt als Wort Gottes in Geltung, (...) Dies hat weitreichende Konsequenzen für die Auslegung der jeweiligen Offenbarungsschriften und ihre Methode. So hat sich in der islamischen Theologie bislang noch keine historisch-kritische Koran-Exegese entwickelt. [8]

Adel Theodor Khoury erklärt die fehlende exegetische Tradition im Islam folgendermaßen:

Die frühe Dogmatisierung des Korans als unmittelbares, direktes und ewig gültiges Gotteswort hatte unter anderem zur Folge, dass diese erste und wichtigste Erkenntnisquelle islamischen Glaubens sich nahezu vollständig einer Exegese entzog. Sie verbot sich gewissermaßen von selbst, ein Umstand, der theologiegeschichtlich umso bedeutsamer wird , wenn man sich einmal das heutige Verständnis von christlicher Textkritik und Exegese vergegenwärtigt. [9]

Über die Folgen der fehlenden Epoche der Aufklärung im islamischen Raum heißt es u.a.:

Im Islam fehlt der geistesgeschichtliche Umbruch der Aufklärung; damit fehlt auch die Erkenntnis von der Freiheit des Menschen als einer für ihn unveräußerlichen Eigenschaft. [10]

In weiten Kreisen, und nicht nur im radikalen Islamismus, werden Aussagen des Koran immer noch wortwörtlich als auch für die heutige Zeit gültig betrachtet. Islamisten lehnen eine historisch-kritische Exegese des Koran völlig ab. Wer sich dennoch an diese Aufgabe wagt, wie z.B. der im Exil lebende ägyptische Sprachwissenschaftler Abu Zaid, muss mit Morddrohungen leben. [11]

Einzelne Verse mit problematischem Inhalt

Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: Datei fehlt
Textausschnitt aus der Sure 2 - al-Baqara (Verse 206 bis 217) - aus einer Handschrift aus dem 1. Jahrhundert nach der Hidschra

Im folgenden sind einige Verachtung bzw. Hass predigenden und/oder Gewalt befürwortenden Verse aus Suren des Koran aufgeführt. Dabei sind die Übersetzungen von Rudi Paret und Moustafa Maher, der den Koran im Auftrag der ägyptischen Azhar-Universität übersetzte, die sogenannte Ahmadiyya-Übersetzung von Sadr ud-Dinh und die Übersetzung von Muhammad Salim Abdullah herangezogen.

Sure 2

In Sure 2 (arabisch ‏سورة البقرة‎, DMG Sūratu l-Baqara ‚die Kuh‘) Vers 191 heißt es:

Und tötet sie, wo immer ihr sie trefft, und vertreibt sie, von wo sie euch vertrieben haben. Denn Verführen ist schlimmer als Töten. Kämpft nicht gegen sie bei der heiligen Moschee, bis sie dort gegen euch kämpfen. Wenn sie gegen euch kämpfen, dann tötet sie. So ist die Vergeltung für die Ungläubigen. (nach Muhammad Salim Abdullah) [12]

Dieser Kampf soll nach Vers 193 solange weitergeführt werden bis nur noch der richtige Glaube herrscht:

Sure 5

In Sure 5 (arabisch al-Mā'ida المائدة Der Tisch) Vers 57 wird dem Moslem ausdrücklich geraten keine Freundschaft mit Juden oder Christen zu schließen:

O die ihr glaubt, nehmt euch nicht die zu Freunden - unter jenen, denen vor euch die Schrift gegeben ward, und den Ungläubigen -, die mit eurem Glauben Spott und Scherz treiben. Und fürchtet Allah, wenn ihr Gläubige seid;

Vers 82 stuft dann die Juden als den gläubigen Muslimen am feindlichsten gesinnte Religion ein.

Du wirst sicherlich finden, daß unter allen Menschen die Juden und die Götzendiener die erbittertsten Gegner der Gläubigen sind. Und du wirst zweifellos finden, daß die, welche sagen: "Wir sind Christen", den Gläubigen am freundlichsten gegenüberstehen. Dies, weil unter ihnen Gottesgelehrte und Mönche sind und weil sie nicht hoffärtig sind.

Sure 8

In Sure 8 (arabisch al-Anfāl الأنفال Die Beute) weist Vers 12 genau an wie Ungläubige im Kampf zu töten und zu verstümmeln sind:

... Ich werde denjenigen, die ungläubig sind, Schrecken einjagen. Haut (ihnen mit dem Schwert) auf den Nacken und schlagt zu auf jeden Finger (banaan) von ihnen! (Paret)
... Ich werde die Herzen der Ungläubigen mit Panik erfüllen." Trefft sie oberhalb ihrer Nacken, und schlagt ihnen alle Fingerspitzen ab! (nach Maher)

Die Hetze gegen Andersgläubige wird im Verlauf von Sure 8, z.B. in Vers 14, 17, usw. fortgeführt. In Vers 17 wird dann dem Gläubigen zur Beruhigung seines Gewissens versichert dass nicht er sondern Allah getötet habe.

Und nicht ihr habt sie (d.h . die Ungläubigen, die in der Schlacht von Badr gefallen sind) getötet, sondern Gott. Und nicht du hast jenen Wurf ausgeführt, sondern Gott. (nach Paret) [13]

Vers 39 stellt dann unmissverständlich klar dass dieser Kampf solange fortzuführen ist bis die ganze Welt sich zum Islam bekannt hat:

Kämpft gegen die Ungläubigen, bis es keine Verfolgung mehr gibt und der Glaube an Gott allein vorherrscht! (nach Maher)
Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: Datei fehlt
Von islamischen Glaubenseiferern zerstörte Buddha-Statuen von Bamiyan der "Götzendiener" (Buddhisten) - Fotos vor und nach der Zerstörung

In Vers 55 werden die Ungläubigen dann auf eine Stufe mit den niedrigsten Tieren gestellt:

Als die schlimmsten Tiere (dawaabb) gelten bei Allah diejenigen, die ungläubig sind und (auch) nicht glauben werden, - (nach Paret)
Die schlimmsten Lebewesen sind nach Gottes Urteil die Ungläubigen, die vorsätzlich nicht glauben wollen, (nach Maher)

Sure 9

Sure 9 empfiehlt dem Moslem in Vers 5 erneut das Töten und hinterhältige Auflauern gegenüber Ungläubigen (hier den "Götzendienern"):

Und wenn die verbotenen Monate verfloßen sind, dann tötet die Götzendiener, wo ihr sie trefft, und ergreift sie, und belagert sie, und lauert ihnen auf in jedem Hinterhalt. (nach Ahmadiyya)

Sure 47

Sure 47 fordert dann den Moslem in Vers 4 auf die Ungläubigen zu massakrieren:

Und wenn ihr die Ungläubigen trefft, dann herunter mit dem Haupt, bis ihr ein Gemetzel unter ihnen angerichtet habt; dann schnüret die Bande. Die übrigen legt in Ketten.

Sure 76

In Sure 76 wird den Ungläubigen in Vers 4 Gefangenschaft und ewige Verdammniß angekündigt:

Wir halten für die Ungläubigen Ketten und Fesseln und einen Feuerbrand bereit.[14] [15]

Antijudaismus im Koran

Während der nach modernem Forschungskonsens unwidersprochen vorhandene mittelalterliche und teilweise auch neuzeitliche Antijudaismus des Christentums in der heutigen Publikations- und Medienlandschaft gerne und ausgiebig thematisiert wird, schweigt man sich zu den vielen antijudaistischen Äußerungen des Koran, die im Gegensatz zur christlichen Bibel direkt im Koran selber stehen, meist lieber vornehm aus.

Das Verhältnis Mohammeds zu Juden- und auch Christentum war im Lauf seines Lebens Wandlungen unterworfen. Zu Beginn seines Wirkens aktzeptierte er Juden und Christen als "Schrift" bzw. "Buchbesitzer" und lobte sie u.a. für ihre Offenbarungsschriften, ihre Frömmigkeit (Sure 5, 82) und ihren Monotheismus (Sure 3,110). Er hoftte noch dass Juden und Christen seine Sendung anerkennen und zum Islam konvertieren würden. Als sich diese Hoffnung Mohammeds nicht erfüllte, entzog er ihnen seine Anerkennung und urteilte in überwiegend scharfen und hasserfüllten Aussagen über sie. [16] Nach Auslegung der islamischen Theologie gelten bei sich widersprechenden Aussagen die jeweils jüngeren Suren (Prinzip der Abrogation), also in diesem Fall die eher antijudaistisch geprägten Stellen. Der Antijudaismus basiert unter anderem auf dem im Koran verlangten Gebot zur Unterordnung und Unterwerfung der Ungläubigen unter die islamische Herrschaft, insofern lässt sich die diskriminierende Behandlung der Juden mit der sogenannten Dhimma legitimieren.[17]

Zu nennen wäre hier z.B. Sure 2 Vers 122 und 123, Sure 5 Vers 64 und Sure 5 Vers 60 in denen das Judentum und teilweise auch das Christentum sehr negativ dargestellt und mit Hass bedacht wird. In Sure 2 Vers 122 und 123 wird dem Judentum die unwiderbringliche Verdammnis angekündigt:

Oh ihr Kinder Israel, (...) Und hütet euch vor einem Tage, an dem keine Seele für eine andere etwas begleichen kann, kein Lösegeld von ihr angenommen wird und keine Fürsprache ihr nützt, und an dem sie keine Unterstützung erfahren.

In Sure 5 Vers 64 wird dann schon mal die spätere antisemitische Legende von den Juden als angeblichen Kriegstreibern und notorischen Unruhestiftern angedacht:

(...) Sooft sie ein Feuer zum Krieg anzünden, löscht Allah es aus. Und sie sind (überall) im Land auf Unheil bedacht (? yas`auna fie l-ardi fasaadan). Aber Allah liebt die nicht, die Unheil anrichten. (nach Paret) [18]

In Sure 5 Vers 60 werden mit klarem Bezug auf die im vorhergehenden Vers erwähnten "Schriftbesitzer", also Juden und Christen, die circa 1300 Jahre später in NS-Filmen wie Jud Süß beliebten Bilder von Menschen als allgemein als sehr negativ empfundenen Tieren vorausgenommen:

Sprich: "Ihr Schriftbesitzer! Grollt ihr uns etwa, weil wir an Gott, die uns herabgesandte Offenbarung und die zuvor herabgesandten Offenbarungen glauben und weil die meisten von euch Frevler sind? (Vers 59) Soll ich euch sagen, wer sich die schlimmste Strafe Gottes zuzieht? Das sind die Menschen aus euren Reihen, die Gott verflucht hat und auf die Er zornig ist, deren Herzen Er so verschloß, daß sie Affen und Schweinen ähneln und dem Teufel dienen. Diese sind auf der tiefsten Stufe, sind sie doch am weitesten vom geraden Weg abgeirrt. (Vers 60)

Diese antijudaistischen Äußerungen des Koran werden von der Forschung allerdings unterschiedlich stark gewichtet. Für den im arabischen Raum gängigen Antisemitismus werden auch ethnische und territoriale Konflikte und der im Europa des 19. und 20. Jahrhunderts weit verbreitet Antisemitismus verantwortlich gemacht. So schreibt z.B. Christina von Braun in Bezug auf den Antijudaismus bzw. Antisemitismus im arabischen Raum:

Es ist ein neuer Antijudaismus, denn so richtig es ist, dass der Koran eine Reihe von antijüdischen Textstellen aufweist, und so richtig es ist, das schon Prophet Mohammaed Attacken gegen die jüdische Gemeinde von Medina richtete (weil sie dem neuen Glauben nicht folgen wollte), so richtig ist es auch, dass es im arabischen Raum einen Antisemitismus gibt, der neue Züge trägt und der große Ähnlichkeiten mit dem europäischen Antisemitismus aufweist. [19]

Koran, Gewalt und Terror

Der amerikanische Autor Don Richardson stellt in seinem Buch Secrets of Koran Revealing Insights into Islam`s Holy Book aus dem Jahr 2003 die Frage ob die Gewaltbereitschaft der islamischen Welt mit der letztendlichen Konsequenz von Terroranschlägen wie bei 9/11 nicht letztendlich auf die Botschaft des Koran zurückführbar sei:

We must stop evading the question we would rather not ask. Since virtually all of those who are preperating that violence claim loyality to and from Mohammed`s Koran, could it in fact be true that part of the Koran was indeed written to inspire violence - a modern form of which could be interpreted as a call to crash jet aifcraft transporting hundreds of passengers into buildings occupied by thousands of people? [20]

Wenn auch wenige Autoren selbst in den USA den Koran und den islamischen Glauben direkt und generell für den Terror des Islamismus verantwortlich machen, werden doch in vielen Publikationen Aussagen des Koran als mögliche Ursachen des aktuellen, weltweiten Terrorismus zumindest diskutiert. So schreibt z.B. der Professor des Department of Criminal Justice an der Long Island University, Harvey W. Kushner, folgendes:

As just shown, there are at least ten verses in the Koran that could suggest to literalists that inflicting terror can have variety of goals and consequences, means and forms, targets and victims. Some of the verses are descriptions and explanations of past events while others might be taken as directives for now and the future. [21]

Martin Hilpert schreibt in Bewußtsein, Identität und Gewalt im Jahr 2006:

Die Annahme, daß Gewalt mit Religion unvereinbar sein muß, widerspricht dem Koran, der Gewalt zur Etablierung theokratischer totalitärer Regime velangt, sobald dies die äußeren Umstände zulassen.[22]

Aufforderungen zur Gewalt und antijüdische Hetze werden von Gruppen wie z.B. Milli Görus auch mit Koran-Zitaten begründet und somit religiös legitimiert.[23] Auch für Islamisten gilt der Text des Koran inklusive der Hass und Gewalt predigenden Teile wortwörtlich und ohne jegliche historisch-kritische Relativierung. So schreibt z.B. Udo Ulfkotte:

Religion und Politik bilden für die Islamisten eine untrennbare Einheit. Die Botschaft des Korans ist für sie eindeutig und unveränderlich, die Scharia betrachten sie als universal gültige Rechts- und Werteordnung. Auch in den kleinsten Dingen des täglichen Lebens dulden sie keine Abweichung von dem, was ihnen als unmittelbares Gotteswort gilt. [24]

Argumente für einen Koran mit friedlichem Charakter

Gegen diese problematischen Koranstellen wird ins Feld geführt dass der Koran auch sehr viele Stellen aufweise, die für Versöhnung und Nachsicht gegenüber den Feinden plädieren würden. Als Beispiele sei hier Sure 41 Vers 33-35 genannt die fordert Böses mit Guten zu vergelten:

Gut und Böse sind nicht gleich. Wehre (das Böse) mit dem ab, was das Beste ist. Und siehe, der, zwischen dem und dir Feindschaft war, wird wie ein warmer Freund werden. (nach Ahmadiyya)

Andere Stellen wie Sure 60 Vers 7, Sure 64 Vers 14, oder Sure 33 Vers 41-44 rufen zur Versöhnung und Nachsicht auf. Jedoch beziehen diese Aufforderungen fast immer nur explizit "Die Gläubigen", d.h. Moslems, ein (siehe z.B. Sure 33, 41-44). Stellen die für Versöhnung und/oder Nachsicht speziell mit Den Ungläubigen eintreten sind kaum zu finden.

Zu verweisen ist außerdem auf einige Koranstellen die einem friedlichen und geistigen Kampf gegen die Ungläubigen den Vorzug vor einem gewalttätigen Djihad geben. Zu nennen wäre hier exemplarisch Sure 25 Vers 52, Sure 16 Vers 125 und Sure 2, 256. So empfiehlt Sure 25 in Vers 52 eher den Koran selber als argumentative Waffe:

So gehorche nicht den Ungläubigen, sondern eifere mit ihm (dem Koran) wider sie in großem Eifer.

In Sure 16 Vers 125 wird zur Bekehrung der Ungläubigen eher Weisheit und Belehrung und nicht Gewalt empfohlen:

Lade ein zum Weg Deines Herrn mit Weisheit und schöner Ermahnung, und debattiere mit ihnen auf die beste Art und Weise! Dein Herr ist es, Der am besten weiß, wer sich von Seinem Weg abwendet und wer zur Rechtleitung findet.

Sure 2 Vers 256 lehnt Zwang als Mittel der Bekehrung ab:

Es gibt keinen Zwang im Glauben. Der richtige Weg ist nun klar erkennbar geworden gegenüber dem unrichtigen.

Mitunter wird auch angeführt dass viele der an die 100 im Koran geschilderten Attribute Allahs einen friedlichen und versöhnlichen Charakter wie "Der Barmherzige", "Der Gnädige", "Der stets Verzeihende", "Der Nachsichtige" oder "Der Liebe und Erbarmungsvolle" haben. [25] Allerdings wird selten thematisiert in wie weit diese Attribute nur auf die Gläubigen im "Haus des Islam" (Dār al-Islām) oder auch die Ungläubigen (Dār al-Harb) bezogen sind. Ferner wird von Kritikern eingewandt, dass die zu friedlichem Miteinander, Respekt und Toleranz aufrufenden Verse durch die sogenannte Abrogation offiziell vom Gründer Mohammed aufgehoben worden sind und daher über keine Verbindlichkeit und Gültigkeit mehr verfügen und durch Gewalt legitimierende Verse ersetzt worden sind. Insofern ist z.B: auch die zur Ablehnung und Ächtung von Gewalt als Mittel der Missionierung auffordernde Sure 2 Vers 256 offiziell nichtig.

Es wird zur Verteidigung des Koran auch eingewandt, dass speziell im Alten Testament auch ganze Völker ausgerottet werden. So jubelt Mirjam z.B. in Exodus 15, 21:

Lasst uns JHWH singen, denn er hat eine herrliche Tat getan, Ross und Mann hat er ins Meer gestürzt.

Auch im Neuen Testament werden, vor allem in den Gleichnissen Jesu mitunter Bilder der Gewalt, Motive der Unterdrückung, Ungerechtigkeit, Ausstoßung und des Mordes verwendet. So heißt es z.B. in Lukas 19, 27:

Doch meine Feinde, die nicht wollten, dass ich ihr König werde bringt sie her und macht sie vor meinen Augen nieder!

Demgegenüber kann aber wiederum eingewandt werden, dass die Beschreibungen von Gewalt in der Bibel, sowohl im Alten als auch im Neuen Testament im Gegensatz zum Koran keine Forderungen zur unmittelbaren Ausübung von Gewalt gegenüber Anders- und Nichtgläubigen enthalten.

In den meisten deutschsprachigen Publikationen die vorgeben sich kritisch mit den umstrittenen Aussagen des Koran auseinandersetzen werden die kritischen und zur Gewalt auffordernden Suren nicht erwähnt oder gar zitiert. So bringt das im Jahr 2002 im Patmos-Verlag erschienene Buch Der Koran und seine umstrittenen Aussagen zwar über 30 Textstellen aus Suren welcher Toleranz und Friedensliebe des Koran verdeutlichen sollen, aber keine Stelle mit anderer Aussage. Die in diesem Artikel ausgeführten Stellen aus Sure 8, 9 und 47 sucht man in diesem Buch vergeblich.[26]

Einzelnachweise

  1. Markus Enders: Zum Verhältnis von Religion und Gewalt nach den Heiligen Schriften des Judentums (Thora) des Islams (Koran) und der Christentums (Neues Testament; in Markus Enders und Holger Zaborowski: Jahrbuch für Religionsphilosophie, Band II, Vittorio Klostermann GmbH, Frankfurt a. M., 2003, S. 110
  2. Karikatur die den manchmal einseitigen Dialog der Religionen treffend aufs Korn nimmt.
  3. Thorsten Reuter: Christlicher "heiliger Krieg" und "Jihad" im Islam / Veränderungen konzeptueller Inhalte von den Anfängen bis zur Neuzeit, Grin-Verlag, 2006, S. 15 ff.
  4. Samuel P. Huntington: Kampf der Kulturen / Die Neugestaltung der Weltpolitik im 21. Jahrhundert, Europa Verlag GmbH, 1. Aufl., München, 1998, S. 430
  5. Bassam Tibi: Die fundamentalistische Herausforderung - Der Islam und die Weltpolitik, C. H. Beck, 4. Aufl., München, 2003, S. 184 ff.
  6. Hans-Peter Raddatz: Allah im Westen - Islamisches Recht als demokratisches Risko; in Hans Zehetmair (Hrsg.): Der Islam im Spannungsfeld von Konflikt und Dialog, Hans-Seidel-Stiftung, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, 2005, S. 49 ff.
  7. Tilman Nagel: Gewalt gegen Andersgläubige - Über die Dynamik des Radikalismus im Islam; in der Neuen Züricher Zeitung vom 17.3.2005; zitiert nach Dr. Stefan Etzel: Westliche Toleranz und islamischer Herrschaftsanspruch
  8. Ulrich H. J. Körtner: Theologie des Wortes Gottes / Positionen - Probleme - Perspektiven, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2001, S. 310
  9. Adel Theodor Khoury in der Einleitung zu Der Koran - Übersetzung von Adel Theodor Khoury unter Mitwirkung von Muhammad Salim Abdullah, Gütersloher Verlagshaus, 3. Aufl., Gütersloh, 2001, S. XXXI
  10. Theodor Baums, Ulrich Huber, Johannes Wertenbruch und Marcus Lutter: Festschrift für Ulrich Huber zum siebzigsten Geburtstag, Mohr Siebeck, Tübingen, 2006, S. 36
  11. Udo Ulfkotte: Propheten des Terrors - Das geheime Netzwerk der Islamisten, Wilhelm Goldmann Verlag, München, 2001, S. 15 und 16
  12. Theodor Khoury: Der Koran, unter Mitwirkung von Muhammad Salim Abdullah, Gütersloher Verlagshaus, 3. Aufl., Gütersloh, 2001, S. 22
  13. Rudi Paret: Der Koran, 10. Aufl., Kohlhammer, Stuttgart, 1979, S. 126 und 127
  14. Zitiert nach der Netzeite Koran Kennenlernen
  15. Übersetzung auch wortgetreu in Theodor Khoury: Der Koran, unter Mitwirkung von Muhammad Salim Abdullah, Gütersloher Verlagshaus, 3. Aufl., Gütersloh, 2001, S. 454
  16. Christine Schirmacher: Wie Muslime Christen sehen; auf der Seite des Instituts für Islamfragen der Evangelischen Allianz in Deutschland, Österreich, Schweiz
  17. Chaim Nolls Essay über den islamischen Antijudaismus
  18. Rudi Paret: Der Koran, 10. Aufl., Kohlhammer, Stuttgart, 1979, S. 86
  19. Christina von Braun und Eva-Maria Ziege: Das "bewegliche" Vorurteil / Aspekte des internationalen Antisemitismus, Königshausen & Neumann, Würzburg, 2004, S. 11 und 12
  20. Don Richardson: Secrets of Koran Revealing Insights into Islam`s Holy Book, Kapitel I
  21. Harvey W. Kushner: Essential readings on political terrorism / Analyses of problems and prospects for the 21st century Of Special Interest, Gordian Knot Books, 2002, S. 29
  22. Martin Hilpert: Bewußtsein, Identität und Gewalt, Buch&media GmbH, München, 2006, S. 234
  23. Udo Ulfkotte: Der Krieg in unseren Städten - Wie radikale Islamisten Deutschland unterwandern, S. 62
  24. Udo Ulfkotte: Der Krieg in unseren Städten - Wie radikale Islamisten Deutschland unterwandern, im Vorwort
  25. Z.B. in Monika und Udo Tworuschka: Der Koran und seine umstrittenen Aussagen, Patmos-Verlag, Düsseldorf, 2002, S. 97 und 35 ff.
  26. Siehe Monika und Udo Tworuschka: Der Koran und seine umstrittenen Aussagen, Patmos-Verlag, Düsseldorf, 2002, S. 97 bis 113


Siehe auch

Andere Lexika

Wikipedia kennt dieses Lemma (Hass und Gewalt im Koran) vermutlich nicht.