PlusPedia wird derzeit technisch modernisiert. Aktuell laufen Wartungsarbeiten. Für etwaige Unannehmlichkeiten bitten wir um Entschuldigung; es sind aber alle Artikel zugänglich und Sie können PlusPedia genauso nutzen wie immer.

Neue User bitte dringend diese Hinweise lesen:

Anmeldung - E-Mail-Adresse Neue Benutzer benötigen ab sofort eine gültige Email-Adresse. Wenn keine Email ankommt, meldet Euch bitte unter NewU25@PlusPedia.de.

Hinweis zur Passwortsicherheit:
Bitte nutzen Sie Ihr PlusPedia-Passwort nur bei PlusPedia.
Wenn Sie Ihr PlusPedia-Passwort andernorts nutzen, ändern Sie es bitte DORT bis unsere Modernisierung abgeschlossen ist.
Überall wo es sensibel, sollte man generell immer unterschiedliche Passworte verwenden! Das gilt hier und im gesamten Internet.
Aus Gründen der Sicherheit (PlusPedia hatte bis 24.07.2025 kein SSL | https://)

Bei PlusPedia sind Sie sicher: – Wir verarbeiten keine personenbezogenen Daten, erlauben umfassend anonyme Mitarbeit und erfüllen die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) vollumfänglich. Es haftet der Vorsitzende des Trägervereins.

PlusPedia blüht wieder auf als freundliches deutsches Lexikon.
Wir haben auf die neue Version 1.43.3 aktualisiert.
Wir haben SSL aktiviert.
Hier geht es zu den aktuellen Aktuelle Ereignissen

Geschichte: Unterschied zwischen den Versionen

Aus PlusPedia
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Gerhard kemme (Diskussion | Beiträge)
Gerhard kemme (Diskussion | Beiträge)
KKeine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 11: Zeile 11:


== Geschichtsphilosophie ==
== Geschichtsphilosophie ==
Die Weltgeschichte ist so ständig Gegenstand philosophischer Betrachtungen geworden. Es gibt Vertreter der Ansicht, dass in der Geschichte eine aufsteigende Entwicklungslinie auf eine bestimmtes Ziel hin zu erkennen ist. Diese teleologische Auffassung, als deren bedeutendste Vertreter Herder, Kant, Fichte, W. v. Humboldt, Hegel u. a. zu nennen sind, wird freilich von denen bekämpft, die, wie schon Machiavelli, dann Hellwald, Schopenhauer, Hartmann u. a., die Geschichte nur als einen im ewigen Kreislauf sich bewegenden Naturprozeß, als ein Spiel blinder Naturkräfte betrachten, während die religiöse Geschichtsbetrachtung in der Geschichte Veranstaltungen Gottes sieht, um den Einzelnen zum Heil oder die Menschheit unter der Leitung der Kirche zur Einigung mit Gott zu führen. Eine neuere Richtung der Geschichtsphilosophie strebt danach, die Gesetzmäßigkeit der geschichtlichen Erscheinungen aufzusuchen und ihren Mechanismus zu studieren. Die Vertreter dieser letztern sind in Deutschland Herbart, Lazarus und in gewissem Sinne Lamprecht, in Frankreich Quételet und Comte, in England Stuart Mill und Buckle.
Die Weltgeschichte ist so ständig Gegenstand philosophischer Betrachtungen geworden. Es gibt Vertreter der Ansicht, dass in der Geschichte eine aufsteigende Entwicklungslinie auf eine bestimmtes Ziel hin zu erkennen ist. Diese teleologische Auffassung, als deren bedeutendste Vertreter Herder, Kant, Fichte, W. v. Humboldt, Hegel u. a. zu nennen sind, wird freilich von denen bekämpft, die, wie schon Machiavelli, dann Hellwald, Schopenhauer, Hartmann u. a., die Geschichte nur als einen im ewigen Kreislauf sich bewegenden Naturprozeß, als ein Spiel blinder Naturkräfte betrachten, während die religiöse Geschichtsbetrachtung in der Geschichte Veranstaltungen Gottes sieht, um den Einzelnen zum Heil oder die Menschheit unter der Leitung der Kirche zur Einigung mit Gott zu führen. Eine neuere Richtung der Geschichtsphilosophie strebt danach, die Gesetzmäßigkeit der geschichtlichen Erscheinungen aufzusuchen und ihren Mechanismus zu studieren. Die Vertreter dieser letztern sind in Deutschland Herbart, Lazarus und in gewissem Sinne Lamprecht, in Frankreich Quételet und Comte, in England Stuart Mill und Buckle.


== Methode der Geschichtsforschung<ref>Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 677-681</ref> ==
== Methode der Geschichtsforschung<ref>Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 677-681</ref> ==

Version vom 29. Dezember 2010, 20:00 Uhr

Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: Datei fehlt
Haus der Geschichte in Bonn

Geschichte ist der zeitliche Ablauf der Entwicklung der Spezies Mensch und die Darstellung der daran beteiligten Personen, sowie der handelnden Gruppen und Organisationen und der darauf bezogenen Ereignisse. Geschichte bezeichnet somit Veränderungen der menschlichen Gesellschaft, wie sie in der Vergangenheit geschehen sind. Sie befaßt sich als Bildungsdisziplin mit den Ursachen solcher Veränderungen, die durch die Handlungen Einzelner oder durch das Wirken von Menschengruppen geschehen sind. Geschichte stellt somit die Entwicklungen in Politik, Wissenschaft, Kultur, Technik und Religion von menschlicher Gesellschaft in Lebensräumen unterschiedlicher Größenordnung und zu vergangenen Zeiten dar. Dabei werden Ereignisse genannt, die von Menschen, Staaten und Völkern verursacht wurden und sich als Entstehung und Niedergang von Kulturen, als Gründung von Staatswesen, als Konflikte, als Entdeckungen oder Erfindungen, als Bericht von Regierungen und Staatsoberhäuptern, als Beurkundung von Grenzverschiebungen oder als sportliche Ereignisse darstellen.

Allgemeine Einführung [1]

Geschichte in diesem Zusammenhang ist Menschheitsgeschichte. Der Mensch ist einerseits erkennendes Subjekt und andererseits Gegenstand der historischen Forschung. Der Mensch ist sich seiner Existenz im Rahmen der Menschheitsgeschichte bewußt und beschäftigt sich mit geschichtlicher Thematik, betreibt Geschichtsforschung und sorgt selber für die chronologische und detailierte Aufzeichnung geschichtsrelevanter gegenwärtiger Ereignisse. Das Geschichtsbewusstsein beruht auf der Fähigkeit des Menschen, sich zu erinnern und Aufzeichnungen in Form von Sprache, Schrift oder Bild zu archivieren.

Einteilung der Geschichte[2][3]

Die Geschichte kann in Abschnitte gegliedert werden, welche Epochen genannt werden. Die Grenzen zwischen den Epochen werden dabei durch bedeutsame Ereignisse markiert. Als historisch wichtig werden Ereignisse angesehen, wenn die Strukturen menschlicher Gesellschaft durch das Ereignis wesentlich verändert wurden. Je nach dem Umfang des Gegenstandes historischer Forschung wurde eine Einteilung in Spezial-, Partikular- und Weltgeschichte vorgenommen. Die Spezialgeschichte behandelt danach eine einzelne geschichtliche Erscheinung. Wenn es um das Leben einer Einzelperson geht, handelt es sich um eine Biografie, in welcher die Entwicklung, das Werk und das Verhältnis der bedeutsamen Person zu seiner gesellschaftlichen Umgebung dargestellt werden. Die Partikulargeschichte bezieht sich auf einen engen oder weiten Lebenskreis, auf eine Stadt, eine Landschaft, ein Volk oder auf einen Staat. Die Weltgeschichte verarbeitet die in den Spezial- und Partikulargeschichten gewonnenen Ergebnisse zu einem nach räumlichen und zeitlichen Verhältnissen geordneten Ganzen. Sie soll die Zustände der gesamten Menschheit, wie sie sich im Laufe der Zeit gestaltet haben, nach ihren wichtigsten Beziehungen und bedeutungsvollsten Erscheinungen nahe bringen. Die Weltgeschichte wird meistens in "Ur- und Frühgeschichte", "Antike", "Mittelalter", "Neuzeit", "19. Jahrhundert" sowie "20. Jahrhundert und Gegenwart" aufgeteilt.

Geschichtsphilosophie

Die Weltgeschichte ist so ständig Gegenstand philosophischer Betrachtungen geworden. Es gibt Vertreter der Ansicht, dass in der Geschichte eine aufsteigende Entwicklungslinie auf eine bestimmtes Ziel hin zu erkennen ist. Diese teleologische Auffassung, als deren bedeutendste Vertreter Herder, Kant, Fichte, W. v. Humboldt, Hegel u. a. zu nennen sind, wird freilich von denen bekämpft, die, wie schon Machiavelli, dann Hellwald, Schopenhauer, Hartmann u. a., die Geschichte nur als einen im ewigen Kreislauf sich bewegenden Naturprozeß, als ein Spiel blinder Naturkräfte betrachten, während die religiöse Geschichtsbetrachtung in der Geschichte Veranstaltungen Gottes sieht, um den Einzelnen zum Heil oder die Menschheit unter der Leitung der Kirche zur Einigung mit Gott zu führen. Eine neuere Richtung der Geschichtsphilosophie strebt danach, die Gesetzmäßigkeit der geschichtlichen Erscheinungen aufzusuchen und ihren Mechanismus zu studieren. Die Vertreter dieser letztern sind in Deutschland Herbart, Lazarus und in gewissem Sinne Lamprecht, in Frankreich Quételet und Comte, in England Stuart Mill und Buckle.

Methode der Geschichtsforschung[4]

Die Tätigkeit des Geschichtsforschers beginnt mit der Herbeischaffung des historischen Materials, das ihm ermöglicht, die Vergangenheit zu verstehen. Dies Material läßt sich in zwei große Klassen teilen. Entweder ist es aus jener Vergangenheit, mit der sich der Forscher beschäftigt, unmittelbar erhalten, ohne daß es in der Absicht geschaffen wurde, spätern Geschlechtern davon Kunde zu geben (Überreste), oder es verdankt seine Entstehung geradezu einer solchen Absicht (Quellen). Zwischen diesen beiden Klassen stehen die Denkmäler, die Überreste und Quellen zugleich sind. Zu den Überresten gehören die Ruinen geschichtlich merkwürdiger Städte, wie die von Palmyra, Theben, Pompeii, die erhaltenen Kunstwerke alter Zeiten, die in Gräbern und an andern Orten gefundenen Waffen und Geräte, dann auch Gesetze, Volksrechte, Beschlüsse von Versammlungen und Behörden, ja alle aus der Vorzeit stammenden Sitten und Gebräuche eines Volkes als Produkte seines staatlichen und sozialen Lebens; ferner das, was uns von dem geistigen Leben eines Volkes, seiner Sprache, seiner Religion und seiner Literatur erhalten ist. Daß zu den Überresten endlich auch die in den Archiven aufbewahrten Akten, Korrespondenzen, Gesandtschaftsberichte, Rechnungen etc. zählen, versteht sich von selbst. Allen diesen Überresten ist eins gemeinsam: sind sie überhaupt echt, so bedürfen sie nur des richtigen Verständnisses, um unmittelbar verwertbare, objektive Zeugnisse für die Vergangenheit zu sein, der sie entstammen.

Gerade dadurch unterscheiden sie sich von den Quellen, die nicht die Dinge selbst, sondern nur eine subjektive, durch das Medium menschlicher Auffassung gehende und von ihm getrübte Überlieferung von den Dingen geben. Ob die Quellen mündlich oder schriftlich überliefert sind, ist kein prinzipieller Unterschied. Stets, wenigstens mündlich, überliefert sind die Sagen des Volkes und seine Lieder. Sie sind unter allen Quellen die subjektivsten, in denen die Auffassung der Menschen die Darstellung des Geschehenen am meisten beeinflußt hat. Ebenfalls subjektiv, aber so, daß die Verfasser sich ihrer Subjektivität vollkommen bewußt sind, daß sie die Absicht haben, ihren eignen Standpunkt bei der Darstellung von Ereignissen der Vergangenheit hervortreten zu lassen, sind die politischen, kirchlichen und sozialen Reden, die Broschüren, Pamphlete, Streitschriften etc. und die seit dem 16. Jahrh. immer massenhafter auftretenden Zeitungen: dies alles sind nicht zu entbehrende, aber mit äußerster Vorsicht zu benutzende Geschichtsquellen. Ihrer Natur und Bestimmung nach weit objektiver sind die eigentlichen historischen Schriften, von deren einzelnen Arten unten geredet werden wird; sie sind von allen Quellen geschichtlicher Erkenntnis die am reichhaltigsten fließenden.

Zwischen den Überresten und den Quellen in der Mitte stehen, wie schon bemerkt ist, die Denkmäler oder Monumente; sie gehören den erstern an, insofern sie aus der Vergangenheit, von der sie Kunde geben, unmittelbar in die Gegenwart hineinragen, den letztern, insofern sie den Zweck haben, eine bestimmte Auffassung von den Geschehnissen der Nachwelt zu überliefern. Zu ihnen sind einmal alle Inschriften zu rechnen, die namentlich für die G. des Altertums äußerst wertvoll sind; ferner die Medaillen, die Münzen, die Wappen, die Siegel u. dgl. Für die Zeiten des Mittelalters gehören ebendahin die Urkunden, d. h. schriftliche Aufzeichnungen über abgeschlossene Rechtsgeschäfte.

Das reichhaltige und mannigfache historische Material zu sichten, sein Verhältnis zu den Vorgängen, von denen es Kunde gibt, und demgemäß seinen Wert für unsre Erkenntnis davon zu bestimmen, ist die Aufgabe der Kritik. Sie hat zunächst aus der Gesamtmasse des Materials dasjenige auszuscheiden, was falsch und unecht, d. h. in Wirklichkeit nicht das ist, wofür es gehalten werden will. Solcher irreführenden Fälschungen hat es zu allen Zeiten gegeben; aus sehr verschiedenen Motiven hervorgegangen, erstrecken sie sich über alle Arten unsers historischen Materials. Lediglich gewinnsüchtige Absichten riefen schon im Altertum viele Münzfälschungen, im Mittelalter einen großen Teil der Urkundenfälschungen hervor. Andre Trugwerke verdanken politischen oder kirchlichen Bestrebungen der verschiedensten Art ihren Ursprung; die durch die Fälschung bewirkte Entstellung der Auffassung von dem in der Vergangenheit Geschehenen sollte die Politik der Gegenwart oder der Zukunft beeinflussen. Andre Fälschungen alter und neuerer Zeit endlich sind aus gelehrter Eitelkeit, manche auch aus dem Bestreben hervorgegangen, einem Geschlecht, einer Stadt, einem Volk eine möglichst weit zurückreichende historische Erinnerung zu verschaffen. Ost ist übrigens nicht das ganze der Prüfung unterzogene Stück eine trügerische Erfindung, vielmehr kann auch ein echtes Dokument durch Weglassungen oder Zusätze (Interpolationen) entstellt sein. Gelingt es, die Zeit der Fälschung, ihre Motive, ihren Urheber nachzuweisen, so kann auch die Fälschung selbst ein wertvolles historisches Zeugnis für die Zeit werden, in der sie entstanden ist.

Auf diese erste Untersuchung, die erweist, ob das historische Zeugnis das ist, wofür es gehalten werden will, folgt die Kritik des Richtigen, die untersucht, ob das Überlieferte seinem Ursprung und seinen Bedingungen nach richtig sein kann oder nicht; ihrer Natur nach kommt diese Kritik nur den Quellen und Denkmälern, aber nicht den Überresten gegenüber zur Anwendung. Sie sucht den Parteistandpunkt des Überliefernden, seine Anschauungen und Tendenzen und den Grad seiner Bildung im allgemeinen sowie der besondern Kenntnisse zu bestimmen, welche er von den Tatsachen haben konnte, die er berichtete. Ihr fällt endlich auch die Aufgabe zu, bei den sogen. abgeleiteten Quellen, d. h. denen, die selbst aus andern Quellen schöpfen und ihnen mehr oder minder getreu folgen, den Prozeß der Auflösung in ihre Bestandteile vorzunehmen.

Des so kritisch gesichteten und nach möglichst mannigfachen Gesichtspunkten geordneten Materials bemächtigt sich sodann die Interpretation, deren Bestreben es ist, dasselbe zu verstehen. Sie sucht den Kausalnexus, das Verhältnis von Grund und Folge in den Dingen, zu erkennen; sie ist bemüht, das unbekannte, fehlende Mittelglied durch Analogie und Hypothese zu ergänzen; sie will das Geschehene aus der Einwirkung der räumlichen, zeitlichen und sachlichen Bedingungen, unter denen es geschah, erklären; sie fragt bei den Tatsachen nach den psychologischen Motiven der handelnden Personen; sie will endlich das, was in den Einzelerscheinungen unklar bleibt, aus den zugrunde liegenden, den Einzelwillen beherrschenden und treibenden allgemeinen Ideen erfassen. Die Interpretation ist vielleicht die schwerste Aufgabe des Historikers: die Kritik kann rein verstandesmäßig erlernt und geübt werden; erst in der Interpretation offenbart sich das Genie des Geschichtsforschers.

Historische Hilfswissenschaften [5]

Bei dieser Tätigkeit des Sammelns, Beurteilens und Interpretierens des historischen Materials bedarf der Geschichtsforscher einer Reihe von Kenntnissen und Fertigkeiten, die sich als besondere Disziplinen entwickelt haben, und die man, soweit sie im Dienste der Geschichtsforschung stehen, als historische Hilfswissenschaften bezeichnet. Dahin gehört die Geographie, die uns über die räumlichen Bedingungen aufklärt, unter denen sich die geschichtlichen Vorgänge abspielen. Weiter kommen unter demselben Gesichtspunkt die Ethnographie oder Völkerkunde, besonders die Völkerpsychologie, und die Statistik in Betracht. Nicht minder wichtig sind die Wissenschaft von der Teilung und Messung der Zeit, die Chronologie, und die Geschlechterkunde (Genealogie).

Diesen mehr allgemeinen Disziplinen, deren der Geschichtsforscher überall bedarf, reihen sich andre an, die ihm für das Verständnis gewisser Gattungen des historischen Materials unentbehrlich sind. Die Paläographie lehrt die anscheinend rätselhaften Schriftzüge entziffern, in denen ein großer Teil dessen ausgezeichnet ist, was ihm zur Erkenntnisquelle wird. Die Archäologie zeigt, wie die aus der Vergangenheit übriggebliebenen Kunstdenkmäler als solche zu würdigen und zu geschichtlichen Zwecken zu verwerten sind. Die Heraldik überliefert die Lehre von den Wappen, die Numismatik die von den Münzen, die Epigraphik die von den Inschriften. Die Diplomatik endlich enthält die Regeln über die Kritik und Interpretation der Urkunden; nur ein Zweig von ihr ist die Sphragistik oder die Lehre von den Siegeln, die eins der Mittel zur Beglaubigung der Urkunden waren.

Arten und Entwicklung der Geschichtsschreibung [6]

Dem Geschichtsforscher bleibt nun noch übrig, das Ergebnis seiner Forschungen, das bis dahin nur für ihn existiert, auch andern zugänglich zu machen, und das geschieht durch die Darstellung. Hat der Historiker zunächst nur die Absicht, die Resultate seiner Studien seinen Fachgenossen vorzulegen, so wird er sich mit Vorteil der untersuchenden Form der Darstellung bedienen. Wendet er sich aber an die Gebildeten seines Volkes und aller Völker, so wird er sich besser der erzählenden Form der Darstellung bedienen, indem er das Erforschte seinem Sachverlauf nach zu einem genetischen Bilde »rekonstruiert«. In dieser Form ist eine große Verschiedenheit denkbar, je nachdem der Historiker nur erzählt, was er gesehen und erlebt oder als Geschehenes aus dem Material ermittelt hat, oder eine bestimmte Entwickelung im Zusammenhang verfolgt, oder gewisse historische Ideen, die sich ihm aus der Betrachtung des Stoffes ergeben haben, nach ihrem Werden, ihrem Wachstum, ihrer Ausbreitung, ihrer Herrschaft und ihrem Hinsinken betrachtet und aus der Fülle der Tatsachen diejenigen, welche jene Prozesse anschaulich machen, zu einer geschichtlichen Darstellung vereinigt, bis schließlich in der geschichtsphilosophischen Darstellung (s. oben) die erzählende Form durch die demonstrative verdrängt wird. In der erzählenden Form der Darstellung kommt ferner die künstlerische Begabung des Historikers zur Geltung, die sich in der Intuition, dem Erkennen der wahren Gestalt der Vorgänge und Personen, in der nachahmenden Schilderung, dem Herausfinden des Notwendigen, dem Absondern des Zufälligen äußert.

So entstanden verschiedene Arten von erzählenden Geschichtswerken, in deren Aufeinanderfolge sich auch eine fortschreitende Entwickelung der G. kundgibt. Der Ausgangspunkt für alle historische Literatur ist das Bedürfnis nach einer festen und gesicherten Zeitrechnung. Zu diesem Zwecke legte man sich Verzeichnisse der Vorsteher des Staates an (so im Orient, in Ägypten wie in Ninive, Babylon und sonst, der Könige; in Rom der Konsuln, der Stadtpräfekten etc.), oder man entwarf Kalender, die über die Gerichtstage, die öffentlichen Spiele, die Feste u. dgl. Auskunft gaben. Diesen Namen- und Tageslisten fügte man dann anfangs kurze, später ausführlichere Notizen über denkwürdige Ereignisse des Natur- und Menschenlebens hinzu, und so entstanden aus ihnen die Annalen (Jahrbücher) und Chroniken, denen beiden die zeitliche Aufeinanderfolge der vorzugsweise maßgebende Gesichtspunkt ist. Es ist eine seltene Ausnahme, wenn die Chronisten oder Annalisten sich über diesen äußerlichen Gesichtspunkt der zeitlichen Aufeinanderfolge erheben, wenn sie den Stoff zu beherrschen sich bemühen und nach gewissen von ihnen selbst ausgehenden Grundgedanken verarbeiten. Als Annalen bezeichnet man gewöhnlich Aufzeichnungen, bei denen die Aufeinanderfolge der Kalenderjahre die chronologische Anordnung bestimmt, während die Chroniken zumeist nach den Regierungsperioden der Könige, Päpste, Bischöfe etc. angeordnet sind. Geschichtswerke dieser Art sind im Altertum wie im Mittelalter zahlreich gewesen (s. Annalen).

Eine zweite Gattung der Historiographie, die aber erst bei fortgeschrittener Kultur möglich wird, sind die Denkwürdigkeiten oder Memoiren (s.d.), Aufzeichnungen einer mehr oder minder hervorragenden Persönlichkeit über ihre Zeit und ihr Leben, über das, was sie selbst gesehen und gehört hat. Nicht wesentlich von diesen Memoiren verschieden sind Aufzeichnungen, welche die Alten Historiae nannten, d. h. nach der Definition des Gellius Erzählungen von geschichtlichen Vorgängen, denen der Erzähler selbst beigewohnt, an denen er wohl gar mitgewirkt hat; sie streifen um so mehr den memoirenhaften Charakter ab, je mehr der Verfasser das persönliche Moment hinter dem sachlichen zurücktreten läßt, und sie sind um so wichtiger, eine je bedeutendere Persönlichkeit ihr Verfasser war oder eine je hervorragendere Rolle er selbst gespielt hat. Die Kommentarien Cäsars, die letzten ihre Zeit behandelnden Bücher vieler mittelalterlicher Chronisten, z. B. Gregors von Tours, Thietmars von Merseburg, Froissarts und Comines', die Florentiner Chronik des Dino Compagni, die von Karl V. begonnene Arbeit über die G. seiner Zeit, die »Histoire de mon temps« Friedrichs d. Gr. mögen als Beispiele dieser Art von Geschichtswerken genannt werden. Endlich gibt es auch geschichtliche Werke, deren Verfassern die Schönheit der Form die Hauptsache war, während es ihnen auf die Sachen selbst, die sie darstellten, weniger ankam. Solche Erzählungen, die man als rhetorische Geschichtswerke bezeichnet hat, treten zuerst bei den Griechen, dann auch bei den Römern auf; manche mit Unrecht hochgeschätzte Werke, wie z. B. die des Italieners Guicciardini, Voltaires Geschichte Karls XII. von Schweden u. a., gehören in diese Kategorie, deren Entartung zuletzt der historische Roman wird.

Als der Vater der Geschichtschreibung im eigentlichen Sinne wurde schon von den Alten Herodot bezeichnet, der den gewaltigen Zusammenstoß des Orients mit dem Hellenentum zum Gegenstand seiner Darstellung wählte und sich in der Kunst der Schilderung als Meister zeigte. Nach ihm schritt Thukydides zur pragmatischen, d. h. sachgemäßen Geschichtschreibung fort, die mit sinnvoller Kürze der Darstellung historische Kritik, politische Reflexion und weltgeschichtliche Auffassung verbindet. Dasselbe Ziel verfolgte Xenophon, wenn auch nicht mit gleichem Erfolg, und auch nach dem Verfall Griechenlands hat seine Literatur in Polybios noch einen Meister der Geschichtschreibung aufzuweisen. Bei den Römern entwickelte sich die Geschichtschreibung erst im letzten Jahrhundert der Republik zu künstlerischer Vollendung, und Sallustius, Livius und besonders Tacitus können trotz mancher Mängel ihren griechischen Vorbildern zur Seite gestellt werden. Auch in den spätern Geschichtswerken des Suetonius, Vellejus, Josephus, Ammianus, Dio Cassius u. a. sind die Nachwirkungen der Blütezeit bemerkbar.

Im Mittelalter schien die historische Kunst erloschen. Nur einige Biographien, wie die Karls d. Gr. von Einhard, sowie wenige universalhistorische Werke, so das des Otto von Freising, machen eine Ausnahme. Einen Aufschwung nahm die Geschichtschreibung erst wieder im humanistischen Zeitalter und zwar zunächst in Italien, wo Machiavelli grundlegend wirkte. Es entstanden nicht nur Geschichtswerke, die ihren Stoff nach bestimmten Gesichtspunkten und Ideen behandelten, nach Wahrheit strebten und der Darstellung eine künstlerische Form zu geben versuchten, sondern es wurde auch zuerst für die gelehrte Forschung gesorgt durch Errichtung von historischen Lehrstühlen und Herausgabe von Sammelwerken.

Siehe auch

Portal:Geschichte

Weblinks

Literatur

  • Pietro Rossi (Hrsg.): Theorie der modernen Geschichtsschreibung. Frankfurt/M. 1987, ISBN 3-518-11390-9
  • John H. Arnold: Geschichte. Eine kurze Einführung. Reclam, Ditzingen 2001, ISBN 978-3-15-017026-7
  • Jörg Baberowski: Der Sinn der Geschichte: Geschichtstheorien von Hegel bis Foucault. Beck, München 2005, ISBN 3-406-52793-0
  • Marc Bloch; Peter Schöttler; Jacques Le Goff; Wolfram Bayer: Apologie der Geschichtswissenschaft oder der Beruf des Historikers. (Neudruck) Klett-Cotta, Stuttgart 2002, ISBN 3-608-94170-3
  • Manfred Mai: Weltgeschichte. Hanser, München/Wien 2002, ISBN 3-446-20191-2

Einzelnachweise

  1. Mensch und Geschichte - johannesvagt.de
  2. Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 677-681
  3. * Entwurf einer Weltgeschichte - Epochen und Periodisierung - johannesvagt.de
  4. Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 677-681
  5. Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 677-681
  6. Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 677-681

Andere Lexika