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Protestwähler: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Begriff '''Protestwähler''' bezeichnet einen [[Wähler]], der durch seine [[Wahl]]entscheidung seinen politischen [[Protest]] ausdrücken will. Von anderen Wählern unterscheidet ihn der Umstand, dass er keinen Wechsel, sondern ein Umdenken zu erzielen beabsichtigt; da er somit davon abhängig ist, was als Protest gewertet und wie viel Aufmerksamkeit dadurch erregt wird, wird die Zugehörigkeit eines Wählers zu den Protestwählern stets durch die Situation bestimmt. Von seiner [[Motivation]] her betrachtet stimmt er nicht ''für'' eine Partei, sondern meist ''gegen'' eine oder mehrere der beherrschenden Parteien des jeweiligen Staates, und sucht sich dafür eine kleine, meist neue Partei aus.
Der Begriff '''Protestwähler''' bezeichnet einen [[Wähler]], der durch seine [[Wahl]]entscheidung seinen politischen [[Protest]] ausdrücken will. Von seiner [[Motivation]] her betrachtet stimmt er nicht ''für'' eine Partei, sondern meist ''gegen'' eine oder mehrere der beherrschenden Parteien des jeweiligen Staates, und sucht sich dafür eine kleine, meist neue Partei aus.


== Verwendung und Diskussion ==
== Verwendung und Diskussion ==
In [[Deutschland]] wird der Begriff in der Regel als Erklärung für den Zulauf für [[Rechtsextremismus|rechts]]-, aber auch [[Linksextremismus|linksextreme]] [[Politische Partei|Parteien]] in Krisenzeiten benutzt.
In [[Deutschland]] wird der Begriff in der Regel als Erklärung für den Zulauf für [[Rechtsextremismus|rechts]]-, aber auch [[Linksextremismus|linksextreme]] [[Politische Partei|Parteien]] in Krisenzeiten benutzt.


Manche verweisen darauf, dass das Phänomen der Protestwähler erst durch die große Berichterstattung der [[Massenmedien]] und der Äußerungen vieler Politiker entstanden sei. Dadurch wären die Wähler erst in die Lage und zur Möglichkeit gekommen, ihre Unzufriedenheit durch das Wählen [[Extremismus|extremistischer]]  Parteien Ausdruck zu verleihen.
Zur Entgegnung auf die Kritik des Begriffs, die diesen als Verharmlosung und Verschleierung extremistischer Gesinnungen bezeichnet, wird auf die Definition hingewiesen, gemäß welcher ein „echter“ Protestwähler sich zwangsläufig mit der [[Protestpartei]] nicht stärker identifiziert als mit der Partei/den Parteien, auf die er Einfluss nehmen will. Seine Motivation unterscheidet sich vom [[Wechselwähler]], wobei dies im Einzelfall jedoch nicht immer festzustellen ist. [[Meinungsumfrage]]n bieten nur wenige Anhaltspunkte, da sich die politische Stimmung vor einer Wahl sehr schnell ändern kann.
 
Zur Entgegnung auf die Kritik des Begriffs, die diesen als Verharmlosung und Verschleierung extremistischer Gesinnungen bezeichnet und die mangelnde Unabhängigkeit von den programmatischen Inhalten anspricht, wird auf die Definition hingewiesen, gemäß welcher ein „echter“ Protestwähler sich zwangsläufig mit der [[Protestpartei]] nicht stärker identifizieren darf als mit der Partei/den Parteien, auf die er Einfluss nehmen will.  
 
Ein anderer Streitpunkt ist, dass sich tiefer liegende extremistische Überzeugungen durchaus hinter einer Scheinidentität als Protestwähler verstecken lassen, um soziale Ächtung zu vermeiden. Da die individuelle Wahlentscheidung aber unter das [[Wahlgeheimnis]] fällt, gibt es für einen Wähler mit extremistischer Orientierung keinen Grund sie preiszugeben, wenn er sie gleichzeitig verheimlichen will.
 
Auch wird Protestwählern oft ein Mangel an geschichtlichem Verantwortungsgefühl sowie an [[Demokratie|demokratischer]] Reife vorgeworfen in Anbetracht der historischen Wurzeln und Vorbilder extremistischer Parteien. Die Protestwähler argumentieren im Gegenzug, dass gerade der Versuch, in kritischen Punkten ein Umdenken zu erzielen, sie verantwortungsvoller handeln lasse als jene, die dies nicht tun würden. Ebenso müssten politische Handlungen und Entscheidungen sich nach den Bedürfnissen der Gegenwart und Zukunft richten und nicht nach jenen der Vergangenheit.


Es herrscht Uneinigkeit darüber, welchen Anteil die Protestwähler an der Zahl der Gesamtwähler stellen, da nicht klar erkennbar ist, bei wem es sich tatsächlich um einen Protestwähler handelt und wer sich nur als einen solchen ausgibt; die [[Bundeszentrale für politische Bildung]] nimmt jedoch beispielsweise an, dass der [[Partei des Demokratischen Sozialismus|PDS]] 1994 bei der Wahl zum [[Landtag Sachsen-Anhalt]] „Protestwähler in erheblichem Umfang“ zuströmten.<ref>{{internetquelle|hrsg=Bundeszentrale für politische Bildung|url=http://www.bpb.de/wissen/01107757001698043644798659375257,2,0,Land_SachsenAnhalt.html#art2|titel=Parteien, Wahlen, Wählerverhalten|kommentar=|werk=Handwörterbuch des politischen Systems der Bundesrepublik|datum-jahr=2003|zugriff-tag=19|zugriff-monat=Juli|zugriff-jahr=2008}}</ref>
Es herrscht Uneinigkeit darüber, welchen Anteil die Protestwähler an der Zahl der Gesamtwähler stellen, da nicht klar erkennbar ist, bei wem es sich tatsächlich um einen Protestwähler handelt und wer sich nur als einen solchen ausgibt; die [[Bundeszentrale für politische Bildung]] nimmt jedoch beispielsweise an, dass der [[Partei des Demokratischen Sozialismus|PDS]] 1994 bei der Wahl zum [[Landtag Sachsen-Anhalt]] „Protestwähler in erheblichem Umfang“ zuströmten.<ref>{{internetquelle|hrsg=Bundeszentrale für politische Bildung|url=http://www.bpb.de/wissen/01107757001698043644798659375257,2,0,Land_SachsenAnhalt.html#art2|titel=Parteien, Wahlen, Wählerverhalten|kommentar=|werk=Handwörterbuch des politischen Systems der Bundesrepublik|datum-jahr=2003|zugriff-tag=19|zugriff-monat=Juli|zugriff-jahr=2008}}</ref>


Die grundlegende und meist nicht auszuräumende Differenz zwischen den beiden Positionen besteht in der Antwort auf die Frage, welche Mittel [[moral]]isch gestattet sein sollen, um Politik auf den als richtig angesehenen Kurs zu bringen.
Als alternative Protestparteien eignen sich bei ausreichender Aufmerksamkeit auch [[Satire|satirische]] Parteien, also [[Spaßpartei]]en mit radikalen Forderungen, deren Stimmengewinn ebenfalls öffentliches Aufsehen erregt und in der vom Protestwähler gewünschten Weise interpretiert wird: negativ und als Aufforderung an eine oder mehrere Parteien zur Veränderung des bisherigen Verhaltens. Dies war beispielsweise in der [[Bundestagswahl 2005]] bei der [[PARTEI]] der Fall und ist deshalb möglich, weil der Protestwähler nicht oder kaum an die Ziele der betreffenden Partei gebunden ist. Unbekanntere Parteien dagegen sind – unabhängig von ihren Inhalten und ihrer Darstellung – offenbar keine Option für ihn, da zuteil werdende Aufmerksamkeit eine wesentliche Komponente ist hinsichtlich der Wirksamkeit seines Protestes. Dies trifft auch für andere Staaten wie [[Italien]] zu, wo ein bekannter [[Kabarett]]ist namens [[Beppe Grillo]] politischen Erfolg hatte.
 
Als alternative Protestparteien eignen sich bei ausreichender Aufmerksamkeit auch [[Satire|satirische]] Parteien, also [[Spaßpartei]]en mit radikalen Forderungen, deren Stimmengewinn ebenfalls öffentliches Aufsehen erregt und in der vom Protestwähler gewünschten Weise interpretiert wird: negativ und als Aufforderung an eine oder mehrere Parteien zur Veränderung des bisherigen Verhaltens. Dies war beispielsweise in der [[Bundestagswahl 2005]] bei der [[Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative|PARTEI]] der Fall und ist deshalb möglich, weil der Protestwähler nicht oder kaum an die Ziele der betreffenden Partei gebunden ist. Unbekanntere Parteien dagegen sind – unabhängig von ihren Inhalten und ihrer Darstellung – keine Option für ihn, da zuteil werdende Aufmerksamkeit eine wesentliche Komponente ist hinsichtlich der Wirksamkeit seines Protestes.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==

Aktuelle Version vom 17. April 2025, 21:06 Uhr

Der Begriff Protestwähler bezeichnet einen Wähler, der durch seine Wahlentscheidung seinen politischen Protest ausdrücken will. Von seiner Motivation her betrachtet stimmt er nicht für eine Partei, sondern meist gegen eine oder mehrere der beherrschenden Parteien des jeweiligen Staates, und sucht sich dafür eine kleine, meist neue Partei aus.

Verwendung und Diskussion

In Deutschland wird der Begriff in der Regel als Erklärung für den Zulauf für rechts-, aber auch linksextreme Parteien in Krisenzeiten benutzt.

Zur Entgegnung auf die Kritik des Begriffs, die diesen als Verharmlosung und Verschleierung extremistischer Gesinnungen bezeichnet, wird auf die Definition hingewiesen, gemäß welcher ein „echter“ Protestwähler sich zwangsläufig mit der Protestpartei nicht stärker identifiziert als mit der Partei/den Parteien, auf die er Einfluss nehmen will. Seine Motivation unterscheidet sich vom Wechselwähler, wobei dies im Einzelfall jedoch nicht immer festzustellen ist. Meinungsumfragen bieten nur wenige Anhaltspunkte, da sich die politische Stimmung vor einer Wahl sehr schnell ändern kann.

Es herrscht Uneinigkeit darüber, welchen Anteil die Protestwähler an der Zahl der Gesamtwähler stellen, da nicht klar erkennbar ist, bei wem es sich tatsächlich um einen Protestwähler handelt und wer sich nur als einen solchen ausgibt; die Bundeszentrale für politische Bildung nimmt jedoch beispielsweise an, dass der PDS 1994 bei der Wahl zum Landtag Sachsen-Anhalt „Protestwähler in erheblichem Umfang“ zuströmten.[1]

Als alternative Protestparteien eignen sich bei ausreichender Aufmerksamkeit auch satirische Parteien, also Spaßparteien mit radikalen Forderungen, deren Stimmengewinn ebenfalls öffentliches Aufsehen erregt und in der vom Protestwähler gewünschten Weise interpretiert wird: negativ und als Aufforderung an eine oder mehrere Parteien zur Veränderung des bisherigen Verhaltens. Dies war beispielsweise in der Bundestagswahl 2005 bei der PARTEI der Fall und ist deshalb möglich, weil der Protestwähler nicht oder kaum an die Ziele der betreffenden Partei gebunden ist. Unbekanntere Parteien dagegen sind – unabhängig von ihren Inhalten und ihrer Darstellung – offenbar keine Option für ihn, da zuteil werdende Aufmerksamkeit eine wesentliche Komponente ist hinsichtlich der Wirksamkeit seines Protestes. Dies trifft auch für andere Staaten wie Italien zu, wo ein bekannter Kabarettist namens Beppe Grillo politischen Erfolg hatte.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Parteien, Wahlen, Wählerverhalten. In: Handwörterbuch des politischen Systems der Bundesrepublik. Bundeszentrale für politische Bildung, 2003. Abgerufen 19. Juli 2008.

Vergleich zu Wikipedia