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Logos: Unterschied zwischen den Versionen

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Markus Deing (Diskussion | Beiträge)
Die Seite wurde neu angelegt: „Der altgriechische Ausdruck '''logos''' ({{lang|grc|λόγος|lógos|la=verbum,}} {{heS|דבר|davar}}) hat ein außerordentlich we…“
 
Fmrauch (Diskussion | Beiträge)
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Der [[Altgriechische Sprache|altgriechische]] Ausdruck '''logos''' ({{lang|grc|λόγος|lógos|la=verbum,}} {{heS|דבר|davar}}) hat ein außerordentlich weites Bedeutungsspektrum. Er wird unspezifisch im Sinne von „Wort“ und „Rede“ sowie deren Gehalt („[[Sinn (Semantik)|Sinn]]“) gebraucht, bezeichnet aber auch das geistige [[Vermögen (Fähigkeit)|Vermögen]] und was dieses hervorbringt (wie „[[Vernunft]]“), ferner ein allgemeineres Prinzip einer Weltvernunft oder eines Gesamtsinns der Wirklichkeit. Darüber hinaus existieren je nach Kontext noch spezifischere Verwendungen, beispielsweise als „[[Definition]]“, „[[Argument]]“, „Rechnung“ oder „Lehrsatz“. Auch philosophische und religiöse Prinzipien werden mit dem Ausdruck ''lógos'' bezeichnet, beispielsweise in den Fragmenten [[Heraklit]]s und in Texten [[Stoa|stoischer]] Philosophie sowie jüdisch-hellenistischer und christlicher Herkunft.
Der [[altgriechisch]]e Ausdruck '''logos''' (lógos) hat ein außerordentlich weites Bedeutungsspektrum. Er wird unspezifisch im Sinne von „Wort“ und „Rede“ sowie deren Gehalt („Sinn“) gebraucht, bezeichnet aber auch das geistige Vermögen und was dieses hervorbringt (wie „[[Vernunft]]“), ferner ein allgemeineres Prinzip einer Weltvernunft oder eines Gesamtsinns der Wirklichkeit. Darüber hinaus existieren je nach Kontext noch spezifischere Verwendungen, beispielsweise als „[[Definition]]“, „[[Argument]]“, „Rechnung“ oder „Lehrsatz“. Auch philosophische und religiöse Prinzipien werden mit dem Ausdruck ''lógos'' bezeichnet, beispielsweise in den Fragmenten [[Heraklit]]s, den in Texten [[Stoa|stoischer]] Philosophie und des [[Urchristentum]]s.<ref>Zum Beispiel im [[Johannesevangelium]] {{Bibel|Joh|1|1}}: {{grS|ἐν ἀρχῇ ἦν ὁ Λόγος}}, Transkription ''en archē ēn ho Lógos'', {{deS}} „Im Anfang war das Wort“</ref>


Das [[Lexem]] ''-log-'' findet sich auch im Namen der philosophisch-mathematischen Disziplin der [[Logik]], in der Endung ''[[-logie]]'' zur Bezeichnung von Wissenschaften (z.&nbsp;B. „Kosmologie“) und in zahlreichen Fremdwörtern (z.&nbsp;B. „[[Analogie (Philosophie)|Analogie]]“).
Der Wortbestandteil ''-log-'' findet sich auch im Namen der philosophisch-mathematischen Disziplin der [[Logik]], in der Endung ''[[-logie]]'' zur Bezeichnung von Wissenschaften (z.&nbsp;B. „Kosmologie“) und in zahlreichen Fremdwörtern (z.&nbsp;B. „[[Analogie]]“).
 
== Begriffsgeschichte ==
Der Ausdruck {{lang|grc|λόγος|lógos}} bezeichnet in der altgriechischen Sprache die (geschriebene) Rede im Sinne ihrer materiellen Basis aus Buchstaben, Wörtern, [[Syntagma|Syntagmen]] und Sätzen, in der griechischen Rhetorik die (gesprochene) Rede auch im Sinne ihres Aussagegehalts. Ein einschlägiges Wörterbuch<ref>[[Wilhelm Gemoll]]: ''Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch'', Freytag/Hölder-Pichler-Tempsky, München/Wien 1965.</ref> nennt u.&nbsp;a. die Übersetzungen Sprechen, mündliche Mitteilung, Wort, Rede, Erzählung, Nachricht, Gerücht, (grammatikalischer) Satz, Ausspruch Gottes ([[Neues Testament|NT]]), Befehl (NT), Weissagung (NT), Lehre (NT), Erlaubnis zum Reden, Beredsamkeit, aufgestellter Satz, Behauptung, Lehrsatz, Definition, Begriffsbestimmung, wovon die Rede ist, Sache, Gegenstand, das Berechnen, Rechenschaft, Rechnung, Rücksicht, Wertschätzung, Verhältnis, Vernunft, Absicht.
 
=== Griechische Philosophie ===
In den Fragmenten [[Heraklit]]s hat der Ausdruck ''logos'' eine prominente Rolle und wird klassischerweise gedeutet als eine die Welt durchwirkende Gesetzmäßigkeit.
 
[[Platon]] abstrahiert den Ausdruck ''logos'' dann so weit, dass er mit der Bedeutung „Darstellung“ oder „Erklärung“ als philosophisches Vokabular nutzbar wird. Dabei ist im [[Platonischer Dialog|Dialog]] ''[[Theaitetos]]'' (201 d) der Gedanke leitend, dass nur das, was in erklärender (oder erklärbarer) Form sich als Teil des {{lang|grc|λόγος}} wiederfindet, Gegenstand des Wissens sein kann.
 
[[Aristoteles]] verwendet ''logos'' u.&nbsp;a. im Sinne von „Definition“.
 
Die [[Stoa]] sieht dann im Logos ein Vernunftprinzip des geordneten Kosmos, einen ruhenden Ursprung, aus dem alle Tätigkeit hervorgeht. Er konstituiere sowohl die [[Kausalität]], als auch einen [[Tun-Ergehen-Zusammenhang]]. Als {{lang|grc-Latn|''logos spermatikos''|de=Vernunftkeim}}, sei der Logos in jedem (insbesondere beseelten bzw. vernunftbegabten) Wesen anzutreffen. [[Cicero]] spricht  bei seiner Beschreibung der stoischen Auffassung u.&nbsp;a. von {{lang|la|''mens mundi''|de=[[Weltgeist]]}}.<ref>Cicero: ''De natura deorum'' II, 22, 57f; vgl. II,11,29f; „animus mundi“: Academica I, 29.</ref>
 
Für die [[Sophisten]] steht der Logos im Gegensatz zum [[Mythos]], der darauf verzichtet, durch verstandesgemäße Beweise die Wahrheit seiner Behauptungen zu begründen.<ref>LThK, 1962, Bd. 7, S. 146.</ref>
 
=== Judentum ===
Im [[Hellenistisches Judentum|hellenistischen Judentum]] bezeichnet ''logos'', [[Aramäische Sprachen|aramäisch]] ''memra'', das ewige Denken des einen Gottes. ''Memra'' trete bei der [[Schöpfung]] aus Gott heraus. [[Kabbala|Kabbalisten]] wie [[Isaak der Blinde]] erklärten ''memra'', die göttliche Vernunft ([[Chochmah]]), zur Emanation aus dem Heiligen Gedanken [[Kether]], der wiederum die erste Emanation aus dem Urgrund [[En Sof]] sei.
 
=== Christentum ===
{{Überarbeiten|[[Diskussion:Lógos#Abschnitt Christentum ohne Quellen|Diskussionsseite]]|Der gesamte Abschnitt zum Christentum}}
Der Ausdruck ''logos'' {{Anker|logoschristlich}} wird im sogenannten [[Prolog (Literatur)|Prolog]] des [[Johannes (Evangelist)|Johannesevangeliums]] als „[[Wort Gottes]]“ verwendet.
 
Das [[Evangelium nach Johannes|Johannesevangelium]] {{Bibel|Joh|1|1}} beginnt mit den Worten:
{|
| Griechisch: || {{lang|grc|ἐν ἀρχῇ ἦν ὁ Λόγος καὶ ὁ Λόγος ἦν πρὸς τὸν Θεὸν καὶ Θεὸς ἦν ὁ Λόγος}}
|-
| Transkription: || {{lang|grc-Latn|''en archē ēn ho Lógos kaì ho Lógos ēn pròs tòn Theòn kaì Theòs ēn ho Lógos''}}
|-
| Lateinische [[Vulgata]]-Übersetzung: || {{lang|la|''in principio erat Verbum et Verbum erat apud Deum et Deus erat Verbum''}}
|-
| Deutsche [[Einheitsübersetzung]]: || „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.“
|-
| [[Menge-Bibel#Die Menge-Bibel|Menge-Übersetzung]]: || „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott (= göttlichen Wesens) war das Wort.“
|-
| [[Neue evangelistische Übersetzung]] (NeÜ-bibel.heute (2018)): || „Im Anfang war das Wort. Das Wort war bei Gott, ja das Wort war Gott.“
|-
| [[Zürcher Bibel]] (2007): || „Im Anfang war das Wort, der Logos, und der Logos war bei Gott, und von Gottes Wesen war der Logos.“
|-
| [[Konkordantes Neues Testament]] (KNT): || „Zu Anfang war das Wort, und das Wort war zu Gott [hingewandt], und [wie] Gott war das Wort.“
|-
| Haubeck & von Siebenthal: Neuer sprachlicher Schlüssel zum griechischen NT: || „[…] das Wort/ der Logos war Gott (d.h. seinem Wesen nach Gott)“
|-
| Jürgen Becker: Das Evangelium nach Johannes, Ökumenischer Taschenbuchkommentar zum Neuen Testament, Gütersloh u. Würzburg: || „[…] ein Gott war der Logos“
|}
 
==== Personifizierung des Logos als Christus, Definition als Gott ====
Im ersten Teil des Satzes („Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott“) wird der Logos eng an die [[Gott]]heit gebunden und könnte verstanden werden als Attribut oder eine eigenständige Person, die vor Erschaffung der Welt bei Gott bereits existent war (vgl. {{B|Mi|5|1}}; {{B|Mt|2|4–7}}), oder etwas, das z.&nbsp;B. aus Gott ausfließen könnte ([[Emanation (Philosophie)|Emanation]]). Im zweiten Teil des Satzes, von vielen übersetzt als „das Wort war Gott“, nicht selten auch „von Gottes Wesen war der Logos“ (oder vergleichbar), mitunter ebenfalls „ein Gott war der Logos“, setzt der Autor des Johannes-Evangeliums den Logos mit [[Christus]] gleich, was vor allem im Kontext mit nachfolgenden Versen, v.&nbsp;a. {{B|Joh|1|14}} und {{B|Joh|1|18}} geschieht.
 
Dies wird gemäß der [[Dogmatik]] der [[Trinität]]slehre von deren Anhängern als [[Menschwerdung Gottes]] betrachtet, Grundlage wiederum der [[Römisch-katholische Kirche|röm.-kath.]] und [[Orthodoxe Kirchen|orthodoxen]] Verehrung von [[Maria (Mutter Jesu)|Maria]] als [[Mutter Gottes]] oder [[Gottesgebärerin]]. (Siehe dazu die Konzile von 325 n. Chr. in [[Erstes Konzil von Nicäa|Nicäa]] bis 680 n. Chr. in [[Drittes Konzil von Konstantinopel|Konstantinopel]] auf der [[Liste ökumenischer Konzilien]]). Auch die nachfolgenden Worte „Und das Wort ward [[Fleisch (Theologie)|Fleisch]] und wohnte unter uns“ (Vers 14) werden von solchen gemäß diesem Grundsatz interpretiert. Die Betrachtung des biblischen [[Kontext (Sprachwissenschaft)|Kontextes]] zur Verwendung des Begriffs ''Gott'' ergibt: [[Satan]] wird dort ebenfalls als ''Gott dieser Welt'' bezeichnet ({{B|2 Kor|4|4}}), [[Mose]] als „Gott“ für [[Aaron (biblische Person)|Aaron]] und den ägyptischen [[Pharao]] ({{B|Ex|4|16}}; {{B|Ex|7|1}}). Weiterhin wird die Bezeichnung für sonstige Gottermächtigte verwendet ({{B|Joh|10|34–35}}; {{B|Ps|82|6ff.}}). Aufgrund dessen sowie u.&nbsp;a. auch der Unsterblichkeit und [[Unsichtbarkeit]] Gottes ({{B|1 Tim|6|16}}, vgl. Jesu [[Kreuzigung#Christentum|Tod am Kreuz]]), Jesu Gebeten zu Gott (u.&nbsp;a. {{B|Joh|17|3}}; {{B|Hebr|7|25}}; {{B|1 Joh|2|1}}), seines biblischen Titels als ''ewiger Hoherpriester'' nach der Ordnung [[Melchisedek]]s ({{B|Hebr|7|17}}, {{B|Ps|110|4}}, {{B|Hebr|7|20–25}}) und nicht zuletzt seiner [[Salbung]], also [[Ermächtigung]] durch Gott ([[Jesus Christus]] von griechisch ''Christos,'' zu deutsch „(Gott)Gesalbter“ oder [[Messias]]), wird dies von [[Antitrinitarier|Nichttrinitariern]] anders gesehen. Schon die Ermächtigung Jesu durch Gott (vgl. {{B|Hebr|1|9}}; vgl. {{B|Hebr|7|7}}) widerspricht ihrer Ansicht nach der ewigen Allmacht Jesu aus sich selbst bzw. der Definition vom ''allmächtigen Gott'' klar, während ''ermächtigter Gott'' für Jesus dem obigen biblischen Kontext nach zuträfe.
 
==== Charakterisierung und Handlung des Logos aus dem Kontext ====
Die Bedeutung des griechischen Wortes ''lógos'' ist nicht reduzierbar auf den deutschen [[Begriff]] „Wort“, obwohl man sich in den Bibelübersetzungen oft für diesen Begriff entscheidet. ''Logos'' bezeichnet u.&nbsp;a. auch ''[[Sprache]], [[Rede (Sprachwissenschaft)|Rede]], [[Beweis (Logik)|Beweis]], [[Lehrsatz]], [[Lehren|Lehre]], Sinn'' und ''Vernunft.'' Diese Bedeutungsvielfalt ergibt sich u.&nbsp;a. anhand folgender Passagen: {{B|Hebr|1|2}}; {{B|1 Kor|1|24}}; {{B|Kol|2|2–3}}; {{B|Kol|1|16}}; {{B|1 Kor|8|6}}; {{B|Joh|1|10}}, welche den ''Logos'' als „Gottes Weisheit“, vereinigt in der Person Jesus Christus, definiert (vgl. {{B|Kol|2|3}}: „In ihm [Christus, Vers 2] sind alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen“); {{B|1 Kor|8|6}}: „so haben doch wir nur einen Gott, den Vater. Von ihm stammt alles, und wir leben auf ihn hin. Und einer ist der Herr: Jesus Christus. Durch ihn ist alles, und wir sind durch ihn“; {{B|Hebr|1|2}}: „hat er [Gott, Vers 1] in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn, den er eingesetzt hat zum Erben über alles, durch den er auch die Welt gemacht hat“; {{B|Joh|1|10}}: „Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, doch die Welt erkannte ihn nicht.“
 
Demnach wurde die Welt ''von'' Gott geschaffen ''durch'' den Logos, der definiert ist als die Person Jesus Christus (Joh 1,17). Dieser wird demnach bezogen auf das in Gen 1,3 schöpferisch wirksam werdende Wort Gottes. Dieselbe Begriffswahl bzw. Vorgehensweise (''durch'' Christus/ Propheten.., ''von'' Gott) finden wir in der Gerichtssprechung Gottes ''durch'' Christus in {{B|Röm|2|16}} sowie {{B|Joh|5|30}} oder bei der Verkündigung/ Mitteilung des Handelns Gottes ''durch'' Propheten {{Bibel|Apg|3|18}} bzw. Engel {{Bibel|Apg|7|35}}&nbsp;– wo natürlich auch Gott kraft seines, an diese gerichteten Auftrags handelt, außerdem bei der Formulierung „''durch'' die Taten der [[Apostel]]“ in {{B|Apg|15|12}}.
 
Auch der [[Präexistenz Christi|präexistente]] Logos, nun in Christus ({{B|Joh|1|1–2}}; {{B|Mi|5|1}}; {{B|Mt|2|4–7}}) Fleisch, also Mensch geworden (Joh 1,14), handelte gemäß {{B|Mt|9|6}}; {{B|Joh|5|14}}; {{B|Joh|9|30–33}} in Auftrag und Vollmacht Gottes. Daher fand er diesbezüglich „immer“ Erhörung {{Bibel|Joh|11|39–45}}, sodass der biblische [[Centurio|Hauptmann]] von [[Kafarnaum|Kapernaum]] in {{B|Mt|8|5–10}} im [[Glaube|Vertrauen]] zu ihm sagen konnte:
 
{{Zitat|‚Herr, ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst; sprich nur ein Wort, dann wird mein Diener gesund. Auch ich muss Befehlen gehorchen, und ich habe selber Soldaten unter mir; sage ich nun zu einem: ‚Geh!‘, so geht er‘ […] Und zum Hauptmann sagte Jesus: ‚Geh! Es soll geschehen, wie du geglaubt hast.‘ Und in derselben Stunde wurde der Diener gesund.}}
 
Es kann daher sinnvoll sein, den Begriff ''Logos'' in der Übersetzung beizubehalten und in Anmerkung separat sowie umfassender zu übersetzen, wie z.&nbsp;T. geschehen, da nur die Summe der von ''Logos'' erfassten deutschen Begriffe das zielführende Optimum an Verständnis in dieser Hinsicht ergibt. Dies zeigt einerseits die Übersetzungsschwierigkeit auf, ob für die Übertragung des [[Koine#Griechisch in der Bibel|griechischen]] oder des [[Hebräische Sprache|hebräischen]] [[Urtext]]es (vgl. {{B|Sir|0|6}}), andererseits aber auch, dass sich durch den biblischen Kontext, völlig unabhängig von der Entscheidung des Übersetzers zur individuellen Begriffs-Auswahl, Verständnis gewinnen lässt.
 
==== Bezug des Johannesprologs zum Alten Testament ====
Eines der Worte am Ende des [[Evangelium nach Johannes#Prolog und Aufbau|Johannesprologs]] lautet: „Und das Wort wurde [[Fleisch (Theologie)|Fleisch]] und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.
 
Die jüdische Überzeugung ist, dass ein Wort mehr ist als eine bloße Ansammlung von Tönen, die etwas Bestimmtes zum Ausdruck bringt. Demnach hat ein Wort immer eine Wirkung. Schon in der Schöpfungsgeschichte ist erkennbar, dass Gottes Wort, sein ausführender Logos, tätig ist:
 
{{Zitat|Gott sprach: ‚Es werde Licht!‘ Und es wurde Licht.|Quelle={{B|Gen|1|3}} }}
 
{{Zitat|Durch des Herrn Wort sind die Himmel gemacht und all ihr Heer durch den Hauch seines Mundes. […] Denn er sprach, und es geschah; er gebot, und es stand da.|Quelle={{B|Ps|33|6.9}} }}
 
{{Zitat|Weder Kraut, noch Wundpflaster machte sie gesund, sondern dein Wort, Herr, das alles heilt.|Quelle={{B|Weish|16|12}} }}
 
{{Zitat|so ist es auch mit dem Wort, das meinen Mund verlässt: Es kehrt nicht leer zu mir zurück, sondern bewirkt, was ich will, und erreicht all das, wozu ich es ausgesandt habe.|Quelle={{B|Jes|55|11}} }}
 
==== Sonstiges ====
Die Rekonstruktion der geistesgeschichtlichen Einflüsse auf den Johannesprolog ist bis heute nicht völlig geklärt. Wichtig sind in diesem Zusammenhang unter anderem mögliche Einflüsse des hellenistischen Judentums wie auch der [[Stoa]]. Bereits [[Justin der Märtyrer]] stellt indirekt heraus, dass der christliche Logosbegriff [[Heidentum|pagane]] Vorgänger hat, und nennt dabei unter anderem [[Sokrates]], [[Heraklit]], [[Mercurius]] und [[Platon]]s Weltseele.<ref>1 Apol. 22,2 und 46,3; s. z.&nbsp;B. Pépin, l.c., 5505.</ref> Zugleich aber steht der Johannesprolog im Zusammenhang mit der hebräischen Bibel: Die Formulierung „Gott sprach“ aus [[1. Buch Mose|Genesis]] 1, die Weisheit ([[Buch der Weisheit|Weish]] 9,1–2) und das „Wort Gottes“ an die Propheten (z.&nbsp;B. in {{B|Jes|1|10}}: „Hört das Wort Gottes“) verdeutlichen dies.
 
Der Johannesprolog stellt eine wichtige Grundlage für die systematische [[Christologie]] und –&nbsp;gemäß der Übersetzungsvariante der [[Einheitsübersetzung]]&nbsp;– für die [[Dogmatik|dogmatische]] Interpretation in der [[Trinität]]slehre dar. Die Großkirche hat sich schließlich auf eine [[Wesensgleichheit]] von nach ihrer Definition ''drei göttlichen Personen'' festgelegt, unter anderem unter Berufung auf diese Vorlage. Die Anerkennung der Trinität ist auch Bedingung für die Aufnahme in den [[Ökumenischer Rat der Kirchen#Theologische Voraussetzungen|Ökumenischen Rat der Kirchen]].
 
==== Logos Creator ====
{{Überarbeiten}}
Mit ''Logos Creator'' wird [[Gott]] als präexistenter [[Christus]] bei der Erschaffung der Welt gemäß dem griechischen Beginn des Johannesevangeliums ({{BB|Joh|1|1-3}}) bezeichnet.
 
Das fleischgewordene Wort des Johannesevangeliums wird dazu auf {{B|Gen|1|3}} bezogen, wo Gott spricht und dadurch [[Schöpfung#Altes Testament|schafft]], was er ausspricht.
 
=== Neuzeit ===
Unter den Wortbedeutungen des griechischen Ausdrucks ''logos'' wird wortgeschichtlich insbesondere jene der „Vernunft“ im philosophischen Kontext bedeutsam, leiht sie doch bis heute der Disziplin der [[Logik]] ihren Namen&nbsp;– und davon abgeleitet auch der „Gesetzhaftigkeit“ von Überlegungen ''(logisch).'' Der deutsche Begriff ''[[Logistik]]'' wird zunächst synonym zu ''Logik'' verwendet, im 20.&nbsp;Jahrhundert dann aber auf Organisation und Verwaltung bezogen.
 
Im [[Faust. Eine Tragödie#Studierzimmer, Teufelspakt, Schülerszene (1178–2072)|Ersten Teil des ''Faust'']] gibt [[Goethe]] eine bekannte Darstellung der Schwierigkeit der Wahl einer Übersetzungsoption für ''logos,'' indem er den Protagonisten über die verschiedenen möglichen Übersetzungen „Wort“, „Sinn“ und „Kraft“ nachdenken und ihn sich schließlich für „Tat“ entscheiden lässt.<ref>[http://sciencesoft.at/index.jsp?link=literature&book=Faust1&lang=de&verse=1224#v1224 Faust I, Vers 1224&nbsp;ff.]</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
* Anathon Aall: ''Geschichte der Logosidee in der griechischen Philosophie.'' 2 Bde., Reisland, Leipzig 1896–1899, Nachdruck Minerva, Frankfurt 1968.
* Anathon Aall: ''Geschichte der Logosidee in der griechischen Philosophie.'' 2 Bde., Reisland, Leipzig 1896–1899, Nachdruck Minerva, Frankfurt 1968.
* Heribert Boeder: ''Der frühgriechische Wortgebrauch von Logos und Aletheia.'' In: ''[[Archiv für Begriffsgeschichte]].'' Bd. 4, 1959, S. 82–112.
* Heribert Boeder: ''Der frühgriechische Wortgebrauch von Logos und Aletheia.'' In: ''Archiv für Begriffsgeschichte.'' Bd. 4, 1959, S. 82–112.
* Urs Egli & Renata Egli-Gerber: ''Zurück zum Logos. Der Logos als grundlegendes Prinzip von der antiken Philosophie bis zur heutigen Vernunftdiskussion.'' Kovac, Hamburg 2012, ISBN 978-3-8300-6468-8.
* Urs Egli & Renata Egli-Gerber: ''Zurück zum Logos. Der Logos als grundlegendes Prinzip von der antiken Philosophie bis zur heutigen Vernunftdiskussion.'' Kovac, Hamburg 2012, ISBN 978-3-8300-6468-8.
* Michael Frede, Gisela Striker (Hrsg.): ''Rationality in Greek Thought.'' Clarendon Press, Oxford 1996.
* Daniel W. Graham: ''Logos.'' In: ''Encyclopedia of Philosophy.'' Bd. 5, 567–570.
* B. Jendorff: ''Der Logosbegriff.'' 1976.
* B. Jendorff: ''Der Logosbegriff.'' 1976.
* W. Kelber: ''Die Logoslehre. Von Heraklit bis Origenes.'' 1976.
* W. Kelber: ''Die Logoslehre. Von Heraklit bis Origenes.'' 1976.
* Gerhard Kittel u.&nbsp;a.: ''lego.'' In: Ders. (Hrsg.): ''Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament.'' W. Kohlhammer, Stuttgart 1942, Bd. 4, 69–140.
* Winrich Löhr: ''Logos.'' In: ''Reallexikon für Antike und Christentum''. Band 23, Hiersemann, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-7772-1013-1, Sp. 327–435
* Wilhelm Nestle: ''Vom Mythos zum Logos.'' 3. Auflage. 1975.
* Wilhelm Nestle: ''Vom Mythos zum Logos.'' 3. Auflage. 1975.
* Jean Pépin: ''Logos.'' In: ''Encyclopedia of Religion.'' Bd. 8, 5500–5506.
* Karl-Heinz Volkmann-Schluck: ''Mythos und Logos''. 1969
* Karl-Heinz Volkmann-Schluck: ''Mythos und Logos''. 1969
* Joel Wilcox: ''The Origins of Epistemology in Early Greek Thought.'' Lewiston, N.Y. 1994.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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[[Kategorie:Metaphysik]]
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[[Kategorie:Griechische Philosophie]]
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[[Kategorie:Urchristentum]]
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[[Kategorie:Heraklit]]
[[Kategorie:Heraklit]]
{{PPA-Gold}}
{{PPA-Kupfer}}
* Winrich Löhr: ''Logos.'' In: ''Reallexikon für Antike und Christentum''. Band 23, Hiersemann, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-7772-1013-1, Sp. 327–435
* [[Gerhard Kittel]] u.&nbsp;a.: ''lego.'' In: Ders. (Hrsg.): ''Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament.'' W. Kohlhammer, Stuttgart 1942, Bd. 4, 69–140.
* Daniel W. Graham: ''Logos.'' In: ''Encyclopedia of Philosophy.'' Bd. 5, 567–570.
* Jean Pépin: ''Logos.'' In: ''Encyclopedia of Religion.'' Bd. 8, 5500–5506.

Aktuelle Version vom 5. April 2023, 20:45 Uhr

Der altgriechische Ausdruck logos (lógos) hat ein außerordentlich weites Bedeutungsspektrum. Er wird unspezifisch im Sinne von „Wort“ und „Rede“ sowie deren Gehalt („Sinn“) gebraucht, bezeichnet aber auch das geistige Vermögen und was dieses hervorbringt (wie „Vernunft“), ferner ein allgemeineres Prinzip einer Weltvernunft oder eines Gesamtsinns der Wirklichkeit. Darüber hinaus existieren je nach Kontext noch spezifischere Verwendungen, beispielsweise als „Definition“, „Argument“, „Rechnung“ oder „Lehrsatz“. Auch philosophische und religiöse Prinzipien werden mit dem Ausdruck lógos bezeichnet, beispielsweise in den Fragmenten Heraklits, den in Texten stoischer Philosophie und des Urchristentums.[1]

Der Wortbestandteil -log- findet sich auch im Namen der philosophisch-mathematischen Disziplin der Logik, in der Endung -logie zur Bezeichnung von Wissenschaften (z. B. „Kosmologie“) und in zahlreichen Fremdwörtern (z. B. „Analogie“).

Literatur

  • Anathon Aall: Geschichte der Logosidee in der griechischen Philosophie. 2 Bde., Reisland, Leipzig 1896–1899, Nachdruck Minerva, Frankfurt 1968.
  • Heribert Boeder: Der frühgriechische Wortgebrauch von Logos und Aletheia. In: Archiv für Begriffsgeschichte. Bd. 4, 1959, S. 82–112.
  • Urs Egli & Renata Egli-Gerber: Zurück zum Logos. Der Logos als grundlegendes Prinzip von der antiken Philosophie bis zur heutigen Vernunftdiskussion. Kovac, Hamburg 2012, ISBN 978-3-8300-6468-8.
  • B. Jendorff: Der Logosbegriff. 1976.
  • W. Kelber: Die Logoslehre. Von Heraklit bis Origenes. 1976.
  • Wilhelm Nestle: Vom Mythos zum Logos. 3. Auflage. 1975.
  • Karl-Heinz Volkmann-Schluck: Mythos und Logos. 1969

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Zum Beispiel im Johannesevangelium (Joh 1,1 EU): griechisch ἐν ἀρχῇ ἦν ὁ Λόγος, Transkription en archē ēn ho Lógos, deutsch „Im Anfang war das Wort“

Andere Lexika





  • Winrich Löhr: Logos. In: Reallexikon für Antike und Christentum. Band 23, Hiersemann, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-7772-1013-1, Sp. 327–435
  • Gerhard Kittel u. a.: lego. In: Ders. (Hrsg.): Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament. W. Kohlhammer, Stuttgart 1942, Bd. 4, 69–140.
  • Daniel W. Graham: Logos. In: Encyclopedia of Philosophy. Bd. 5, 567–570.
  • Jean Pépin: Logos. In: Encyclopedia of Religion. Bd. 8, 5500–5506.