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Als So What-Akkorde oder auch So What-Voicings bezeichnet man im Jazz typische Akkordfolgen (englisch auch Voicings genannt) aus mehrerern Quarten und einer Terz. Der Name stammt vom Titel So What aus dem im Jahr 1959 veröffentlichten Album Kind of Blue des JazztrompetersMiles Davis.
Der Titel So What ist sehr einfach aufgebaut: Er besteht (siehe Notenbeispiel 1) aus einer riffartigen Melodie des Kontrabass, (in Notenbeispiel 1 blau markiert) die von den Bläsern und dem Klavier mit zwei Akkorden beantwortet wird. [1]
Der Pianist Bill Evans spielt dabei fünftönige Akkorde/Voicings (in Notenbeispiel 1 beim ersten Auftreten rot umrandet), die aus drei reinen Quarten und einer darübergesetzten großen Terz bestehen. Beim ersten Akkord sind dies von unten nach oben die Töne e - a - d` - g` - h`. Der darauffolgende Akkord ist um einen Ganzton nach unten verschoben (d - g - c` - f`- a` in Notenbeispiel 1 grün markiert). Nach 16 Takten (ab 0`32 Minuten) werden die Akkorde dann kurzfristig um einen Halbton nach oben versetzt (f - b - es` - as` - c`` und es - as - des` - ges` - b`), um dann nach acht Takten (ab 0`47 Minuten) wieder zur anfänglichen Position zurückzukehren. [2]
Man kann So What-Akkorde natürlich auch nach herkömmlicher Akkordlehre beschreiben. Ausgehend vom tiefsten Ton e des ersten So What-Akkordes des Songs (e - a - d` - g` - h`) könnte man diesen als Em7/11 bzw. auch als Emsus4/7 auffassen oder auch als Polychord, bestehend aus einem Quartsextakkord des G-Dur-Akkords (d` - g` - h`) mit den Tönen e und a darunter als Repräsentanten von A-Dur oder A-Moll (wegen der fehlenden Terz c oder cis ist es offen ob Dur oder Moll). [3][4]Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: Datei fehltNotenbeispiel 2: Klaviertranskription von Teilen des Titels Peresina von McCoy Tyner.
Der Ausdruck So What-Akkord bzw. So What-Voicing wird von vielen Jazzmusikern und Jazztheoretikern, wie z.B. Mark Levine, Noah Baerman, Paul Rinzler, Frank Mantooth und anderen in der Musizierpraxis und in musikpädagogischen und musikwissenschaftlichen Büchern verwandt.
Da die Struktur von So What-Akkorden wegen der vielen Quartintervalle relativ vage bzw. harmonisch mehrdeutig ist, (so kann den ersten Akkord aus Notenbeispiel 1 nicht nur wie weiter oben als Em7/11, sondern z.B. auch als C6/9 ohne Grundton, als Asus4/7/9, G6/9 oder F7/#11/13 interpretieren) eröffnen sie dem Improvisierenden große Freiheiten. Man kann über diesen Akkorde zur Improvisation viele verschiedene Skalen (Durskalen, Mollskalen oder die Mixolydische Skala) verwenden. [5]
So What-Akkorde wurden dann in der Folgezeit von vielen Musikern in eigenen Kompositionen eingesetzt. Ein besonderer Meister dieser Form des Quartenvoicings ist der Pianist McCoy Tyner (siehe z.B. seinen Titel Peresina aus dem Jahr 1968 in Notenbeispiel 2). Der VibraphonistGary Burton verwendet in seinem Song Gentle Wind and Falling Tear ebenso So What-Voicings wie die Pianisten Chick Corea und Herbie Hancock (z.B. in seinem Song Maiden Voyage). [6]
Es wurden aus So What-Akkorden mitunter ganzen Harmoniefolgen (z.B. auch II-V-I-Verbindungen) [7] und Akkordvarianten ersonnen, wie z.B. die Verminderung des tiefsten Tones um einen Halbton (im ersten Akkord von Notenbeispiel 1 also von e - a zu es - a), was dann einen dissonant-gespannt wirkenden Tritonusintervall ergibt. [8]
Paul Rinzler: Quartal Jazz Piano Voicings, Hal Leonard Corporation, 2002
Mark Levine: The Jazz Piano Book, Sher Music, 1989
Jazz Piano Solos Series Volume 5 / Cool Jazz - 17 Classics From the `50s and `60s arranged by James Sodke, Hal Leonard Europe, 2001
Frank Mantooth: Voicings For Jazz Keyboard, Hal Leonard Corporation, 1997
Einzelnachweise
↑Jazz Piano Solos Series Volume 5 / Cool Jazz - 17 Classics From the `50s and `60s arranged by James Sodke, Hal Leonard Europe, 2001, Seite 51 bis 53
↑Henry Martin und Keith Waters: Essential Jazz - The First 100 Years, Schirmer Books, 2008, S. 161
↑Mark Levine: The Jazz Piano Book, Sher Music, 1989, Kapitel 12
↑Noah Baerman: Mastering Jazz Keyboard, Alfred Music Publishing, 1998, Seite 16 ff.
↑Dmitri Tymoczko: A Geometry of Music - Harmony and Counterpoint in the Extended Common Practice, Kapitel 10.1 (Basic Jazz Voicings) und Kapitel 10.2 (From thirds to fourths)