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Römisches Militärlager Ingolstadt-Zuchering (Kastell I)
Das Kastell Zuchering-Seehof I, auch als Kastell I und Lager I bekannt, ist ein ehemaliges römisches Militärlager, das als früher Grenzposten während der Okkupationsphase der Donauregion angelegt wurde. Am Südufer der Donau gelegen, übernahm es dort auch Sicherungs- und Überwachungsaufgaben der Flussgrenze. (Donaulimes). Das archäologisch gut erforschte Holz-Erde-Lager liegt heute unter einer landwirtschaftlich genutzten Fläche südöstlich von Seehof, einem zu Zuchering gehörenden Ortsteil im Stadtbezirk Ingolstadt Süd in Bayern.
Lage
Die Anlage wurde auf einem weitgehend ebenden Gelände wahrscheinlich fast zeitgleich mit den rund 350 Metern nordwestlich liegenden, kleinen Lagern II und III nahe der Donau auf einer würmeiszeitlichen Niederterrasse errichtet. Es befindet sich heute rund 4 Kilometer südlich des Flusse. Während der Antike bildete die Donau in diesem Abschnitt weite Flussschleifen und prägte mit einer ausufernden Auenlandschaft die Grenzregion der Provinz Raetien. Die rund 850 Meter nordwestlich vorbeifließende Sandrach nutzt heute stellenweise ein ehemaliges Donaubett, das sie sehr nahe an das rund 2,5 Kilometer östlich gelegene Auxiliarkastell Oberstimm heranführt. Der Verlauf der alten Flussschlinge am Lager I zeichnet sich noch als Bewuchsbild in Luftbildern ab. Das militärisch länger besetzte Oberstimm, das möglicherweise zeitlich etwas später entstanden ist als Zuchering-Seehof I, besaß spätestens ab 61 n. Chr. einen Stützpunkt der Donauflotte. Auch dies ein Hinweis auf die historische Nähe der Donau zu den Kastellen am Südufer. Überschwemmungsgefahr bestand während des 1. Jahrhunderts n. Chr. offensichtlich nicht, obwohl Lager I mit seinem nördlichen Teil in die leichte Absenkung der Niederterrasse hineinreicht. Auch die unmittelbar südlich vorbeilaufenden Donausüdstraße zeugt davon, dass die Römer in diesem Bereich keine Hochwasser fürchteten, denn üblicherweise umging die Trasse problematische Punkten weiträumig. In der nachrömischen Epoche erreichte jedoch die Donau beziehungsweise von ihr ausgehende Überschwemmungen über längere Zeit die ehemalige Garnison und trug den Nordteil des Bodendenkmals ab.[1]
Forschungsgeschichte
Während einer Befliegung der Region rund sechs Kilometer südlich der Ingolstädter Altstadt, entdeckte der Luftbildarchäologe Otto Braasch zwischen 1978 und 1982 südöstlich von Zuchering-Seehof drei römische Militärlager sowie einen angrenzenden Abschnitt der Donausüdstraße. Die lediglich temporär genutzten Lager II und III lagen unmittelbar nebeneinander[1] und waren während ihrer Entdeckung bereits zur Hälfte durch den anhaltenden Kiesabbau in der Endmoränenlandschaft zerstört worden.[2] Mithilfe von Feldbegehungen, die seit den 1980er Jahren unternommen wurden, verschafften sich die Wissenschaftler ein erstes Bild und konnten die zeitliche Dauer der Anlage erschließen.[3] Gleichzeitig wurde das Aussehen des Grabenwerks durch Luftaufnahmen in den Jahren 1980 bis 1984 zu großen Teilen bekannt. Insbesondere im Sommer 1992 traten diese Gräben auch vom Boden aus als positive Bewuchsmerkmale hervor und ließen eine Einmessung des Kastells zu.[1] Etliche Unklarheiten konnte jedoch nur eine Ausgrabung beseitigen.
Aufgrund von Baumaßnahmen, die zur Verlegung der Bundesstraße 16 und der parallel entlangführenden Bahntrasse führten, sollte die Südecke des Kastells zerstört werden. Dies führte zu 1992 und 1993 zu Grabungen, die von der Römisch-Germanischen Kommission und dem Landesamt für Denkmalpflege getragen wurden.[1]
Baugeschichte
Die rechteckige Anlage besaß abgerundete Ecken und war mit ihrer Prätorialfront – der dem Feind zugewandten Seite der Wehrmauer – nach Nordosten orientiert. Die Lagerinnenfläche konnte in ihrer Ost-West-Ausdehnung mit 92 Metern eingemessen werden, die Nord-Süd-Länge war bis in den Bereich der Abschwemmung noch mit rund 80 Metern erhalten. Die ehemalige Fläche kann somit nur geschätzt werden, könnte aber – einen quadratischen Grundriss vorausgesetzt – mindestens einen Hektar betragen haben. Aufgrund der nur schätzbaren Dimensionen ist es nicht möglich, ob Zuchering-Seehof I bereits zu den Kohortenkastellen zu rechen ist, oder lediglich einen Numerus aufnahm.
Wehrgraben
Der Verlauf des die Garnison umgebenden Grabenwerks konnte im nördlichen, verschliffenen Bereich bis 1993 auch durch Bohrungen nicht geklärt werden. Es wurde jedoch deutlich, dass der im südlichen Bereich festgestellte Doppelgraben nördlich der beiden gegenüberliegenden Torzufahrten keine Entsprechung hatte, sondern sich dort als einfacher Spitzgraben fortsetzte.[1]
Fundgut
Das während der Grabungen 1992/1993 geborgene Fundgut stammte überwiegend aus den sich langsam verfüllenden Gräben, wobei dort die Funde des 1. Jahrhunderts n. Chr. überwiegend in den mittleren Schichten zu Tage traten. Die älteren kiesigen Einschwemmschichten direkt über der Grabensohle bargen demgegenüber keinerlei Hinterlassenschaften. Während der Nutzungsdauer eines Kastells wurden dessen Gräben immer wieder gesäubert. Die Problematik am Kastell I lag darin, dass es hier zu Überlagerungen mit späteren römerzeitlichen Bauarbeiten kam. Zum einen fanden immer wieder Instandhaltungsmaßnahmen an der wenige Meter südlich vorbeiführenden Donausüdstraße statt, durch die erneut Fundgut in die nach Aufgabe des Kastells sich verfüllenden Gräben gelangte, zum anderen wurde das Areal der frührömischen Garnison während der Spätantike einplaniert, da unmittelbar westlich ein Burgus des Donau-Iller-Rhein-Limes entstand. Diese Umstände machten eine klare Trennung der Funde und ihrer Zugehörigkeit teilweise schwierig. So fanden sich Bruchstücke ein und derselben spätsüdgallischen Terra-Sigillata-Bilderschüssel Drag. 37 sowohl im Kastellgraben, als auch in einer nahegelegenen Materialgrube, die der Straßenerhaltung diente. Von den 1992/1993 insgesamt 38 geborgenen Münzen, lagen 35 in der spätantiken Planierschicht und gehörten auch dieser Zeitstellung an. Ihr Spektrum reichte von den Jahren 284/299 bis 354/358. Zu den wenigen Keramikscherben aus den Kastellgräben kamen unter anderem noch sechs variantenreiche, fast vollständig erhaltene Fibeln.[3]
Denkmalschutz
Das Kastellareal und die erwähnten Anlagen sind als eingetragene Bodendenkmale im Sinne des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes (BayDSchG) geschützt. Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind erlaubnispflichtig, Zufallsfunde sind den Denkmalbehörden anzuzeigen.
Literatur
- Claus-Michael Hüssen: Römische Lager an der Donau in Ingolstadt-Zuchering. In: Wolfgang Czysz u.a.: Provinzialrömische Forschungen. Festschrift für Günter Ulbert zum 65. Geburtstag. Leidorf, Espelkamp 1995. ISBN 3896460005. S. 95–110.
- Karl-Heinz Rieder: Archäologie in der Region Ingolstadt. In: Helmut Bauer (Hrsg.): Die Donau zwischen Lech und Altmühl. Geschichte und Gegenwart einer Kulturlandschaft. Ausstellungskatalog, Donau Courier, Ingolstadt 1987. ISBN 3920253205. S. 18–31.
Anmerkungen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Claus-Michael Hüssen: Römische Lager an der Donau in Ingolstadt-Zuchering. In: Wolfgang Czysz u.a.: Provinzialrömische Forschungen. Festschrift für Günter Ulbert zum 65. Geburtstag. Leidorf, Espelkamp 1995. ISBN 3896460005. S. 95–110; hier: S. 96.
- ↑ Karl-Heinz Rieder: Archäologie in der Region Ingolstadt. In: Helmut Bauer (Hrsg.): Die Donau zwischen Lech und Altmühl. Geschichte und Gegenwart einer Kulturlandschaft. Ausstellungskatalog, Donau Courier, Ingolstadt 1987. ISBN 3920253205. S. 18–31.
- ↑ 3,0 3,1 Claus-Michael Hüssen: Römische Lager an der Donau in Ingolstadt-Zuchering. In: Wolfgang Czysz u.a.: Provinzialrömische Forschungen. Festschrift für Günter Ulbert zum 65. Geburtstag. Leidorf, Espelkamp 1995. ISBN 3896460005. S. 95–110; hier: S. 100.