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Centenarium Kasr Duib: Unterschied zwischen den Versionen

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:''Numisii Maximi domo [..]SIA trib(uni)
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Einen wichtigen Punkt bei der Übersetzung dieses Textes bilden die Zeilen zwei, drei und vier:
Übersetzung: „Der Imperator Caesar Markus Julius Philippus, der unbesiegte Augustus und (sein Sohn) Markus Julius Philippus, der alleredelste Caesar, bewahrten das Gebiet, die Grenzregion von Tentheitanus und seine Straße, vor den Einfällen der Barbaren durch die Errichtung des neuen Centenariums ...S..A..S(?). [Auf Befehl des Marcus Aurelius] Cominius Cassianus, Statthalter des Kaisers, Senator und Gallicano ..., [dem herausragender Mann], Grenzkommandeur, unter der Aufsicht von Numisius Maximus, dessen Heimatstadt ist ...SIA, Tribun.“
 
„... bewahrten das Gebiet, die Grenzregion von Tentheitanus und seine Straße, vor den Einfällen der Barbaren ...“


Nach ''novo centenario'' ist der eigentliche Name der Anlage offensichtlich eradiert. Archäologen wie [[Michael Mackensen]] können sich daher vorstellen, daß das Centenarium den Namen des weiter oben ausgemeißelten Kaisers getragen haben könnte. Somit wäre der Kasr Duib ursprünglich vielleicht als ''Centenarium Philippianum'' anzusprechen.<ref>Michael Mackensen: ''Die Grenze in Nordafrika am Beispiel der Provinzen ‚Africa Proconsularis‘ und ‚Numidia‘.'' In: Gerhild Klose, Annette Nünnerich-Asmus (Hrsg.): ''Grenzen des römischen Imperiums.'' von Zabern, Mainz 2006, ISBN 3-8053-3429-X, S.&nbsp;62–71, hier: S.&nbsp;69.</ref>
Nach ''novo centenario'' ist der eigentliche Name der Anlage offensichtlich eradiert. Archäologen wie [[Michael Mackensen]] können sich daher vorstellen, daß das Centenarium den Namen des weiter oben ausgemeißelten Kaisers getragen haben könnte. Somit wäre der Kasr Duib ursprünglich vielleicht als ''Centenarium Philippianum'' anzusprechen.<ref>Michael Mackensen: ''Die Grenze in Nordafrika am Beispiel der Provinzen ‚Africa Proconsularis‘ und ‚Numidia‘.'' In: Gerhild Klose, Annette Nünnerich-Asmus (Hrsg.): ''Grenzen des römischen Imperiums.'' von Zabern, Mainz 2006, ISBN 3-8053-3429-X, S.&nbsp;62–71, hier: S.&nbsp;69.</ref>
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=== Inschrift nach Di Vita-Évrard ===
=== Inschrift nach Di Vita-Évrard ===
Di Vita-Évrard stellte 1991 eine von ihr erarbeitete, verbesserten Lesung vor. Unter anderem wird aus dem Namen ''Gallicanus'' bei Di Vita-Évrard ''Licinius An...'': <ref>{{AE|1991|1621}}. Die Auflösung der erstmals 1949 im [[L'Année épigraphique]] publizierten Inschrift weicht etwas von der hier vorgestellten Variante ab; Ginette Di Vita-Évrard: ''Gasr Duib. Construit ou reconstruit sous les Philippes?'' In: ''L'armée et les affaires militaires'' (=&nbsp;''113e congrès national des sociétés savantes, Strasbourg, 1988''), CTHS, Paris 1991, ISBN 2-7355-0214-7, S.&nbsp;427–444.</ref><ref name="Körner_2002_244"/>  
Di Vita-Évrard stellte 1991 eine von ihr erarbeitete, verbesserten Lesung vor. Unter anderem wird aus dem Namen ''Gallicanus ...'' bei Di Vita-Évrard ''Licinius An...'': <ref>{{AE|1991|1621}}. Die Auflösung der erstmals 1949 im [[L'Année épigraphique]] publizierten Inschrift weicht etwas von der hier vorgestellten Variante ab; Ginette Di Vita-Évrard: ''Gasr Duib. Construit ou reconstruit sous les Philippes?'' In: ''L'armée et les affaires militaires'' (=&nbsp;''113e congrès national des sociétés savantes, Strasbourg, 1988''), CTHS, Paris 1991, ISBN 2-7355-0214-7, S.&nbsp;427–444.</ref><ref name="Körner_2002_244"/>  


:''Imp(erator) Caes(ar) [[[M(arcus) Iulius Ph]ilippus]] Invictu[s Aug(ustus)]
:''Imp(erator) Caes(ar) [[[M(arcus) Iulius Ph]ilippus]] Invictu[s Aug(ustus)]
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:''Numisii Maximi domo [..]i[..]SIA trib(uni)
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Übersetzung: „Der Imperator Caesar [[Philippus Arabs|Markus Julius Philippus]], der unbesiegte Augustus und (sein Sohn) [[Philippus Caesar|Markus Julius Philippus]], der alleredelste Caesar, verhinderten am ''Limes Tentheitanus'' als Teil der Region und Grenze(?) entlang der Straße die Einfälle der Barbaren mit der Errichtung des neuen Centenariums ...S..A..S(?). [Auf Befehl des Marcus Aurelius] Cominius Cassianus, Statthalter des Kaisers, Senator und Licinius An..., [dem herausragender Mann], Grenzkommandant, unter der Aufsicht von Numisius Maximus, dessen Heimatstadt ist ...SIA, Tribun.“
Übersetzung: „Der Imperator Caesar [[Philippus Arabs|Markus Julius Philippus]], der unbesiegte Augustus und (sein Sohn) [[Philippus Caesar|Markus Julius Philippus]], der alleredelste Caesar, verhinderten am ''Limes Tentheitanus'' als Teil der Region und Grenze(?) entlang der Straße die Einfälle der Barbaren mit der Errichtung des neuen Centenariums ...S..A..S(?). [Auf Befehl des Marcus Aurelius] Cominius Cassianus, Statthalter des Kaisers, Senator und Licinius An..., [dem herausragender Mann], Grenzkommandant, unter der Aufsicht von Numisius Maximus, dessen Heimatstadt ist ...SIA, Tribun.“


Di Vita-Évrard übersetzte den Abschnitt ''regionem limitis Tentheitani partitam'', indem sie bei ''regio partita'' nach den Regeln von ''ab Urbe condita'' (seit Gründung der Stadt) vorging. So kam sie zu der Übersetzung „die Region in Teile teilen“. Für sie war diese Übersetzung gleichbedeutend mit „Teil der Region“. Zum weiteren Verständnis stellte Hackett klar, daß die nicht näher genannte ''regio'' ein größeres topographisches Gebiet umfaßte, als es der ''Limes Tentheitanus'' tat. Dieser war nur Teil der ''regio''.<ref>Ginette Di Vita-Évrard: ''Regio tripolitana. A reappraisal''. In: [[David J. Mattingly]] D. J. Buck (Hrsg.): ''Town and Country in Roman Tripolitania. Papers in Honor of Olwen Hackett.'' (=&nbsp;''Society for Libyan Studies occasional papers'' 2), BAR, Oxford 1985, ISBN 0860543501, S.&nbsp;143–163; hier: S.&nbsp;151.</ref> Es scheint offensichtlich, daß um die Regierungszeit des Kaisers [[Philippus Arabs]] (244–249) eine Organisationsreform des tripolitanischen Grenzschutzes stattgefunden hat. Die Gliederung der Grenzabschnitte und der Grenzschutzabteilungen wurde differenzierter. Regional verantwortliche ''Praepositi limitis'' waren nun für die Überwachung des afrikanischen Limes zuständig.<ref name="Witschel_2006_185">Christian Witschel: ''Zur Situation im römischen Africa während des 3.&nbsp;Jahrhunderts''. In: Klaus-Peter Johne, Thomas Gerhardt, Udo Hartmann (Hrsg.): ''Deleto paene imperio Romano. Transformationsprozesse des Römischen Reiches im 3.&nbsp;Jahrhundert und ihre Rezeption in der Neuzeit''. Steiner, München 2006, ISBN 3-515-08941-1, S.&nbsp;145–222; hier: S.&nbsp;181.</ref> Sie hatten ihre [[Stabsstelle]]n in den größeren rückwärtigen Kohortenkastellen.
Di Vita-Évrard übersetzte den Abschnitt ''regionem limitis Tentheitani partitam'', indem sie bei ''regio partita'' nach den Regeln von ''ab Urbe condita'' (seit Gründung der Stadt) vorging. So kam sie zu der Übersetzung „die Region in Teile teilen“. Für sie war diese Übersetzung gleichbedeutend mit „Teil der Region“. Zum weiteren Verständnis stellte Hackett klar, daß die nicht näher genannte ''regio'' ein größeres topographisches Gebiet umfaßte, als es der ''Limes Tentheitanus'' tat. Dieser war nur Teil der ''regio''.<ref>Ginette Di Vita-Évrard: ''Regio tripolitana. A reappraisal''. In: [[David J. Mattingly]] D. J. Buck (Hrsg.): ''Town and Country in Roman Tripolitania. Papers in Honor of Olwen Hackett.'' (=&nbsp;''Society for Libyan Studies occasional papers'' 2), BAR, Oxford 1985, ISBN 0860543501, S.&nbsp;143–163; hier: S.&nbsp;151.</ref> Es scheint offensichtlich, daß um die Regierungszeit des Kaisers [[Philippus Arabs]] (244–249) eine Organisationsreform des tripolitanischen Grenzschutzes stattgefunden hat. Die Gliederung der Grenzabschnitte und der Grenzschutzabteilungen wurde differenzierter. Regional verantwortliche ''Praepositi limitis'' waren nun für die Überwachung des afrikanischen Limes zuständig.<ref name="Witschel_2006_185">Christian Witschel: ''Zur Situation im römischen Africa während des 3.&nbsp;Jahrhunderts''. In: Klaus-Peter Johne, Thomas Gerhardt, Udo Hartmann (Hrsg.): ''Deleto paene imperio Romano. Transformationsprozesse des Römischen Reiches im 3.&nbsp;Jahrhundert und ihre Rezeption in der Neuzeit''. Steiner, München 2006, ISBN 3-515-08941-1, S.&nbsp;145–222; hier: S.&nbsp;181.</ref> Sie hatten ihre [[Stabsstelle]]n in den größeren rückwärtigen Kohortenkastellen.

Version vom 3. Februar 2015, 17:53 Uhr

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Centenarium Kasr Duib
Antiker Name Centenarium ...?;
Centenarium Philippianum?
Limes Limes Tripolitanus
Datierung (Belegung) 244-246/247 n. Chr. oder früher
Typ Burgus
Größe 16,25 m × 15 m (= 0,02 ha)
Bauweise Stein
Ort Kasr Duib
Geographische Lage 31° 39′ 8,6″ N, 12° 28′ 3,4″ O
Höhe 598 ?? Vorlage:Höhe/unbekannter Bezug
Vorhergehend Kastell Tentheos (nordwestlich)
Anschließend Kleinkastell Kasr Wamis (östlich)
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Das Kleinkastell (links) im Verbund des Limes Tripolitanus

Das Centenarium Kasr Duib, auch in den Schreibweisen Gasr Duib und Qasr Duib bekannt, ist ein kleiner römischer Militärstandort. Die Besatzung dieses Wohn- und Wachturms (Burgus) war für Sicherungs- und Überwachungsaufgaben am Limes Tentheitanus, einem Teilabschnitt des Limes Tripolitanus in der Provinz Africa proconsularis zuständig. Die archäologisch untersuchten Reste befinden sich rund 39 Kilometer südwestlich der Stadt az-Zintan und rund 28 Kilometer westlich der Oase Wamis im Munizip al-Dschabal al-Gharbi in Libyen.

Lage

Die kleine Anlage liegt in einer nach Süden abfallenden Region des sich sichelförmig nach Norden öffnenden Nafusa-Gebirgszugs. Hier beginnt eine mächtige, teils von weiten Trockentälern durchzogenen Steilstufe, die nach Süden hin zum Fessan abfällt. Das bedeutendste und größte Trockental Tripolitaniens, das Wadi Sofeggin, bildet hier mit seinen vielen Nebenarmen ein unüberschaubares Flußsystem. Es reicht von der Stadt az-Zintan in dessen Nähe das wichtige Kastell Thenteos zu suchen ist, in einem halbmondförmigen Bogen entlang der Süd- und Südostseite des Nafusa-Gebirgszugs bis in die küstennahe Ebene und nach Misrata.[1] Sand-, Kies- und Geröllwüsten prägen das Land. Zur Vegetation zählen Büsche und Wüstensträucher, deren Vorkommen sich in den Überschwemmungsgebieten des Sofeggin verdichtet. Auch einige Bäume wie vorwiegend Akazien und Tamarisken haben die Abholzung durch Köhler im neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhundert überlebt.[2] Die Wadi in den Trockentälern leiten das zeitweise aus dem Nafusa-Gebirge kommende Regenwasser in den Süden des Berglandes und ermöglichen dort die Bildung von Oasen.

Das Centenarium gehörte zu einer Kette von römischer Militäreinrichtungen, die den nordafrikanischen Limes überwachten.[3] In einigen Beschreibungen wird behauptet, daß dieses Centenarium und das nur rund 25 Kilometer östlich gelegene Centenarium Kasr Wamis[4] nahe der Straße, am Oberlauf des Wadi Sofeggin lägen. Diese Angabe ist falsch, denn das Centenarium Kasr Duib befindet sich in Wirklichkeit einige Kilometer südwestlich des Weges.[5] Als Standort wurde ein kleiner Hügel in dominierender Lage über dem Wadi Duib gewählt. Dieses Wadi mündet etwas nördlicher in das Wadi Sofeggin. Westlich, nahe dem Hügel, liegt Saniet Duib,[6] eine wichtige Wasserstelle für Nomadenstämme, die ihre Herde durch die Ödnis des Oberen Sofeggin treiben.[7]

Forschungsgeschichte

Die Anlage war bereits in den ersten Jahren der italienischen Besetzung Libyens (1934-1943) bekannt geworden. Nach der Vertreibung der Italiener während der Kämpfe um Nordafrika kam Tripolitanien unter britische Verwaltung. Diese richtete einen Antikendienst ein. Unter diesen Vorzeichen fand 1948 erstmals eine wissenschaftliche Untersuchung am Kasr Duib statt, die von den Archäologen Richard Goodchild (1918-1968) und John Ward-Perkins (1912-1981) geleitet wurde. Damals wurde erstmals die Bauinschrift dokumentiert.[8] Im Rahmen der zwischen 1979 und 1989 durchgeführten UNESCO Libyan Valleys Archaeological Survey fand 1981 eine weitere Untersuchung an der Befestigung statt.[9]

Baugeschichte

Römische Kaiserzeit

Kasr Duib war ein grenznaher Außenposten, der wohl vom rückwärtigen Kastell Thenteos aus verwaltet wurde.[10] Die genaue Lage von Thenteos ist bis heute allerdings unbekannt. Zum Zeitpunkt der Errichtung des Centenariums, in der Zeit um 246 n. Chr., hatte der wohl in Thenteos stationierte Tribun Numisius Maximus als Abschnittskommandant den Oberbefehl über den Limes Tentheitanus.[11] Die Einteilung des Limes Tripolitanus in kleinere Einheiten wie den Limes Tentheitanus scheint zur damaligen Zeit entstanden zu sein. Darauf weist auch eine nur wenig später errichtet Bauinschrift aus dem Kastell Gholaia/Bu Njem hin.[12]

Numisius Maximus ließ auf Befehl des Praepositus limitis Tripolitanae,[11] dem Kommandeur der Region (regio),[13] die Anlage errichten, um Einfälle der Barbaren entlang der Straße durch das Wadi Sofeggin zu verhindern (viam incursibus barbarorum constituto novo centenario ... praecluserunt).[10][14] Möglicherweise ersetzte der Bau aus den Jahren 244 bis 246/247 eine ältere Fortifikation an gleicher Stelle, da in der Bauinschrift erklärt wird, daß das Centenarium „neu“ (novo) errichtet worden ist.[15] Wie Ginette Di Vita-Évrard 1991 betonte, kann es sich daher bei dieser Baumaßnahme nicht nur um eine Restaurierung gehandelt haben.[3]

Der rechteckige, 16,25&nbsp× 15 Meter (= 0,02 Hektar) große Burgus[11] besitzt eine klare Inneneinteilung. In seiner Mitte befindet sich ein kleiner Lichthof,[16] um den sich eine Reihe von Zimmern gruppieren.[17] Die noch erhaltenen Strukturen deuten darauf hin, daß das Centenarium mindestens ein zweites Stockwerk besessen haben muß.[9] Der einzige Eingang zu diesem Gebäude befindet sich mittig in der Südostmauer.[17] Dort liegt der aus einem Monolithen gemeißelte bogenförmige Türsturz auf dem sich eine Bauinschrift befand. Er ist in zwei Teile zerbrochen. Im Eingangsbereich konnten weitere Inschriften identifiziert werden und im Inneren haben sich einige Decken im Original erhalten.[9]

Wie durch die Notitia dignitatum, einem spätrömischen Staatshandbuch überliefert, existierte dieser Limesabschnitt verwaltungtechnisch noch im späten 4.  und vielleicht auch noch im frühen 5. Jahrhundert n. Chr.[18] Ein Fortbestehen des Centenariums Kasr Duib bis in diese Zeit ist also nicht ausgeschlossen.

Nachrömische Nutzung

In islamischer Zeit wurde das Bauwerk wieder bewohnbar gemacht. So sind einige beschädigte römische Decken repariert worden, während bei anderen die originalen Holzkonstruktionen ersetzt wurden. Die neuen Hausherren verstärkten zudem die Südostwand des Gebäudes. In späterer Zeit wurde ein neuer Putz aufgebracht, der auch dekorative Stuckaturen wie den Davidstern aufwies.[9]

Bauinschrift

Inschrift nach Goodchild und Ward-Perkins

Im Jahr 1948 fand sich die in zwei Teile zerbrochene Bauinschrift in situ vor dem Eingang des Centenariums. Der rechte Teil war in späterer Zeit – möglicherweise erst durch Araber – umgearbeitet worden. Bis heute ist die ursprüngliche Auflösung des Textes, wie sie sich für Goodchild und Ward-Perkins darstellte, in der Diskussion. Die Namen der Caesaren auf der Inschrift waren nach deren Tod im Zuge einer Damnatio memoriae, einer Verdammung ihres Andenkens, zum Opfer gefallen und eradiert worden:[19]

Imp(erator) Caes(ar) [[[M(arcus) Iulius Ph]ilippus]] Invictu[s Aug(ustus)]
[[et M(arcus) Iul(ius) P[hilippus]] Ca]es(ar) n(obilissimus) regionem limi[tis Ten]-
theitani partitam et e[ius] viam incursionib(us) Barba[ro]-
rum constituto novo centenario ...
..A..S prae[cl]useru[nt] Cominio Cassiano leg(ato) Augg(ustorum)
pr(o) pr(aetore) Gallican[o ...] v(iro) e(gregio) praep(osito) limitis cura
Numisii Maximi domo [..]SIA trib(uni)

Übersetzung: „Der Imperator Caesar Markus Julius Philippus, der unbesiegte Augustus und (sein Sohn) Markus Julius Philippus, der alleredelste Caesar, bewahrten das Gebiet, die Grenzregion von Tentheitanus und seine Straße, vor den Einfällen der Barbaren durch die Errichtung des neuen Centenariums ...S..A..S(?). [Auf Befehl des Marcus Aurelius] Cominius Cassianus, Statthalter des Kaisers, Senator und Gallicano ..., [dem herausragender Mann], Grenzkommandeur, unter der Aufsicht von Numisius Maximus, dessen Heimatstadt ist ...SIA, Tribun.“

Nach novo centenario ist der eigentliche Name der Anlage offensichtlich eradiert. Archäologen wie Michael Mackensen können sich daher vorstellen, daß das Centenarium den Namen des weiter oben ausgemeißelten Kaisers getragen haben könnte. Somit wäre der Kasr Duib ursprünglich vielleicht als Centenarium Philippianum anzusprechen.[20]

Die Bauinschrift endet mit ihrer letzten Zeile überaus untypisch nicht am rechten Rand der Steintafel, sondern, linksbündig gehalten, bereits in derem letzten Drittel. Daher hat der Archäologe David Mattingly überlegt, ob hier nicht ein Inschriftenteil fehlen könnte, zumal das letzte Wort, trib(uni), so unvermittelt an den Schluß der Inschrift gestellt wurde. Er ergänzte daher die letzte Zeile wie folgt:

Numisii Maximi domo [..]i[..]SIA trib(uni cohortis I Syrorum sagittariorum)[21]

Übersetzung: „Numisius Maximus, dessen Heimatstadt ist ...SIA, Tribun der Ersten Kohorte der syrischen Bogenschützen.“

Mattingly konnte nur darüber spekulieren, weshalb der antike Steinmetz die Inschrift nicht vollendete hat. Es wäre noch Raum für acht oder neuen Buchstaben vorhanden gewesen. Möglicherweise fehlte ihm aber der Platz für den Inhalt, der noch unterzubringen war und so könnten die Buchstaben mit Farbe sehr eng gesetzt lediglich aufgemalt gewesen sein.[22] Mattingly wählte die Cohors I Syrorum sagittariorum für die Ergänzung, weil es ihm gelungen war, Numisius Maximus als Kommandeur diese Einheit zu identifizieren.[23]


Inschrift nach Di Vita-Évrard

Di Vita-Évrard stellte 1991 eine von ihr erarbeitete, verbesserten Lesung vor. Unter anderem wird aus dem Namen Gallicanus ... bei Di Vita-Évrard Licinius An...: [24][10]

Imp(erator) Caes(ar) [[[M(arcus) Iulius Ph]ilippus]] Invictu[s Aug(ustus)]
[[et M(arcus) Iul(ius) P[hilippus]] Ca]es(ar) n(obilissimus) regionem limi[tis Ten]-
theitani partitam et finitam(?) viam incursionib(us) Barba[ro]-
rum constituto novo centenario ...
S..A..S(?) prae[cl]useru[nt] Cominio Cassiano leg(ato) Augg(ustorum)
pr(o) pr(aetore) c(larissimo v(iro) Lic(inio) An[...] v(iro) e(gregio) praep(osito) limitis cura
Numisii Maximi domo [..]i[..]SIA trib(uni)

Übersetzung: „Der Imperator Caesar Markus Julius Philippus, der unbesiegte Augustus und (sein Sohn) Markus Julius Philippus, der alleredelste Caesar, verhinderten am Limes Tentheitanus als Teil der Region und Grenze(?) entlang der Straße die Einfälle der Barbaren mit der Errichtung des neuen Centenariums ...S..A..S(?). [Auf Befehl des Marcus Aurelius] Cominius Cassianus, Statthalter des Kaisers, Senator und Licinius An..., [dem herausragender Mann], Grenzkommandant, unter der Aufsicht von Numisius Maximus, dessen Heimatstadt ist ...SIA, Tribun.“

Di Vita-Évrard übersetzte den Abschnitt regionem limitis Tentheitani partitam, indem sie bei regio partita nach den Regeln von ab Urbe condita (seit Gründung der Stadt) vorging. So kam sie zu der Übersetzung „die Region in Teile teilen“. Für sie war diese Übersetzung gleichbedeutend mit „Teil der Region“. Zum weiteren Verständnis stellte Hackett klar, daß die nicht näher genannte regio ein größeres topographisches Gebiet umfaßte, als es der Limes Tentheitanus tat. Dieser war nur Teil der regio.[25] Es scheint offensichtlich, daß um die Regierungszeit des Kaisers Philippus Arabs (244–249) eine Organisationsreform des tripolitanischen Grenzschutzes stattgefunden hat. Die Gliederung der Grenzabschnitte und der Grenzschutzabteilungen wurde differenzierter. Regional verantwortliche Praepositi limitis waren nun für die Überwachung des afrikanischen Limes zuständig.[3] Sie hatten ihre Stabsstellen in den größeren rückwärtigen Kohortenkastellen.

Truppe

Die im Centenarium Kasr Duib stationierte Einheit bestand wohl aus regulären Soldaten,[12] den Limitanei („Grenzern“). Wie die Dimensionen des Centenariums vermuten lassen, bot dieses für rund ein Dutzend Mann Platz.[11] Diese Grenzer versahen militärische und polizeidienstliche Aufgaben. Sie war wohl auch dafür zuständig, die Arbeit der von den Römern eingesetzten einheimischen Kräfte zu überwachen.[26]

Literatur

  • Pol Trousset: Recherches sur le limes Tripolitanus, du Chott el-Djerid à la frontière tuniso-libyenne. (Etudes d'Antiquites africaines). Éditions du Centre national de la recherche scientifique, Paris 1974, ISBN 2-222-01589-8. S. ?????.
  • David J. Mattingly: Tripolitania. Batsford, London 1995, ISBN 0-7134-5742-2, S. ???; inhaltlich identisches E-Book: ISBN 0-203-48101-1; die Seitenzählung des E-Books ist aus technischen Gründen abweichend.
  • David J. Mattingly: The constructor of Gasr Duib, Numisius Maximus, Tri(unus cohortis I Syrorum sagittariorum). In: Antiquités africaines, 27 (1991), S. 75–82.
  • Michael Mackensen: Die Grenze in Nordafrika am Beispiel der Provinzen ‚Africa Proconsularis‘ und ‚Numidia‘. In: Gerhild Klose, Annette Nünnerich-Asmus (Hrsg.): Grenzen des römischen Imperiums. von Zabern, Mainz 2006, ISBN 3-8053-3429-X, S. 62–71, hier: S. 69.
  • Christian Witschel: Zur Situation im römischen Africa während des 3. Jahrhunderts. In: Klaus-Peter Johne, Thomas Gerhardt, Udo Hartmann (Hrsg.): Deleto paene imperio Romano. Transformationsprozesse des Römischen Reiches im 3. Jahrhundert und ihre Rezeption in der Neuzeit. Steiner, München 2006, ISBN 3-515-08941-1, S. 145–222; hier: S. 185.
  • Philip M. Kenrick: Tripolitania. Libya Archaeological Guides. Silphium Press, London 2009, ISBN 1-900971-08-9, S. 201.

Anmerkungen

  1. Olwen Hackett, David John Smith: Ghirza. A Libyan settlement in the Roman period. Department of Antiquities, Tripoli 1984, S. 33.
  2. David J. Mattingly: Tripolitania. Batsford, London 1995, ISBN 0-203-48101-1, S. 18.
  3. 3,0 3,1 3,2 Christian Witschel: Zur Situation im römischen Africa während des 3. Jahrhunderts. In: Klaus-Peter Johne, Thomas Gerhardt, Udo Hartmann (Hrsg.): Deleto paene imperio Romano. Transformationsprozesse des Römischen Reiches im 3. Jahrhundert und ihre Rezeption in der Neuzeit. Steiner, München 2006, ISBN 3-515-08941-1, S. 145–222; hier: S. 185. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Witschel_2006_185“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  4. Centenarium Kasr Wamis bei 31° 38′ 26″ N, 12° 40′ 41,2″ O7.
  5. David J. Mattingly: Tripolitania. Batsford, London 1995, ISBN 0-203-48101-1, S. 169.
  6. Saniet Duib bei 31° 39′ 8,85″ N, 12° 28′ 0,15″ O7.
  7. Richard Goodchild: Libyan studies. Select papers of the late. London 1976, ISBN 0236176803, S. 22.
  8. Richard G. Goodchild: The Limes Tripolitanus II. In: The Journal of Roman Studies 40, 1950, S. 30-38; hier: S. 30.
  9. 9,0 9,1 9,2 9,3 David J. Mattingly: Farming the Desert. The Unesco Libyan Valleys Archaeological Survey. Gazetteer and pottery. Band 2, Unesco, 1996, ISBN 9231032739, S. 76.
  10. 10,0 10,1 10,2 Christian Körner: Philippus Arabs. Ein Soldatenkaiser in der Tradition des antoninisch-severischen Pronzipats. de Gruyter, Berlin, New York, 2002, ISBN 3-11-017205-4, S. 244.
  11. 11,0 11,1 11,2 11,3 David J. Mattingly: The constructor of Gasr Duib, Numisius Maximus, Tri(unus cohortis I Syrorum sagittariorum). In: Antiquités africaines, 27 (1991), S. 75–82; hier: S. 79
  12. 12,0 12,1 Christian Witschel: Krise, Rezession, Stagnation? Der Westen des römischen Reiches im 3. Jahrhundert n. Chr. (= Frankfurter althistorische Beiträge. 4) Marthe Clauss, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3934040012, S. 194.
  13. Das regionem in der Bauinschrift aus dem Centenarium Kasr Duib wird hier wohl als administrativer Terminus für regio Tripolitana verwendet. Siehe auch: Christian Witschel: Zur Situation im römischen Africa während des 3. Jahrhunderts. In: Klaus-Peter Johne, Thomas Gerhardt, Udo Hartmann (Hrsg.): Deleto paene imperio Romano. Transformationsprozesse des Römischen Reiches im 3. Jahrhundert und ihre Rezeption in der Neuzeit. Steiner, München 2006, ISBN 3-515-08941-1, S. 145–222; hier: S. 185.
  14. David J. Mattingly: Tripolitania. Batsford, London 1995, ISBN 0-203-48101-1, S. 119; AE 1991, 1621.
  15. James Lander: Roman stone fortifications. Variation and change from the first century A.D. to the fourth. (= British archaeological reports. International series, 206), BAR 1984, ISBN 0-86054-267-X, S. 159.
  16. Michael Mackensen: Die Grenze in Nordafrika am Beispiel der Provinzen ‚Africa Proconsularis‘ und ‚Numidia‘. In: Gerhild Klose, Annette Nünnerich-Asmus (Hrsg.): Grenzen des römischen Imperiums. von Zabern, Mainz 2006, ISBN 3-8053-3429-X, S. 62–71, hier: S. 69.
  17. 17,0 17,1 Richard Goodchild: Libyan studies. Select papers of the late. London 1976, ISBN 0236176803, S. 28.
  18. Richard Goodchild: Libyan studies. Select papers of the late. London 1976, ISBN 0236176803, S. 28; die Notitia dignitatum nennt diesen Limesabschnitt Limes Tentheitanus bzw. Limes Tenthettanus.
  19. AE 1991, 1621.
  20. Michael Mackensen: Die Grenze in Nordafrika am Beispiel der Provinzen ‚Africa Proconsularis‘ und ‚Numidia‘. In: Gerhild Klose, Annette Nünnerich-Asmus (Hrsg.): Grenzen des römischen Imperiums. von Zabern, Mainz 2006, ISBN 3-8053-3429-X, S. 62–71, hier: S. 69.
  21. David J. Mattingly: The constructor of Gasr Duib, Numisius Maximus, Tri(unus cohortis I Syrorum sagittariorum). In: Antiquités africaines, 27 (1991), S. 75–82; hier: S. 80
  22. David J. Mattingly: The constructor of Gasr Duib, Numisius Maximus, Tri(unus cohortis I Syrorum sagittariorum). In: Antiquités africaines, 27 (1991), S. 75–82; hier: S. 81
  23. John Spaul: Cohors2. The evidence for and a short history of the auxiliary infantry units of the Imperial Roman Army. BAR, Oxford 2000, ISBN 1841710466, S. 416.
  24. AE 1991, 1621. Die Auflösung der erstmals 1949 im L'Année épigraphique publizierten Inschrift weicht etwas von der hier vorgestellten Variante ab; Ginette Di Vita-Évrard: Gasr Duib. Construit ou reconstruit sous les Philippes? In: L'armée et les affaires militaires (= 113e congrès national des sociétés savantes, Strasbourg, 1988), CTHS, Paris 1991, ISBN 2-7355-0214-7, S. 427–444.
  25. Ginette Di Vita-Évrard: Regio tripolitana. A reappraisal. In: David J. Mattingly D. J. Buck (Hrsg.): Town and Country in Roman Tripolitania. Papers in Honor of Olwen Hackett. (= Society for Libyan Studies occasional papers 2), BAR, Oxford 1985, ISBN 0860543501, S. 143–163; hier: S. 151.
  26. Christian Witschel: Krise, Rezession, Stagnation? Der Westen des römischen Reiches im 3. Jahrhundert n. Chr. (= Frankfurter althistorische Beiträge. 4) Marthe Clauss, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3934040012, S. 197.

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