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| Als '''Wesensglieder''' ({{EnS|members}} „Glieder“) werden in der [[Anthroposophie]] und [[Theosophie]] alle eigenständig ''erscheinenden'' Glieder bezeichnet, die das [[Wesen]] des [[Mensch]]en aufbauen. Dieses erschöpft sich nicht in dem [[sinnlich]] sichtbaren [[Physischer Leib|stofflichen Leib]], sondern verfügt noch über höhere, nur [[übersinnlich]] erfahrbare [[leib]]liche, [[seelisch]]e und [[geist]]ige Wesensglieder. Was so als Vielheit ''[[Erscheinung|erscheint]]'', bildet aber für die [[höhere Erkenntnis]] eine [[Ganzheit|Einheit]]. | | Als '''Wesensglieder''' werden in der [[Anthroposophie]] und [[Theosophie]] alle eigenständig ''erscheinenden'' Glieder bezeichnet, die das [[Wesen]] des [[Mensch]]en aufbauen. Dieses erschöpft sich nicht in dem sichtbaren [[Physischer Leib|stofflichen Leib]], sondern verfügt noch über höhere, nur [[übersinnlich]] erfahrbare [[leib]]liche, [[seelisch]]e und [[geist]]ige Wesensglieder. Was so als Vielheit ''[[Erscheinung|erscheint]]'', bildet aber für die [[höhere Erkenntnis]] eine [[Ganzheit|Einheit]]. |
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| {{GZ|Daß in höherer Wirklichkeit eine Einheit
| | == Rudolf Steiners Bezeichnungen == |
| ist, was sich für die menschliche Erfahrung als Vielheit
| | In Bezug auf die herkömmlichen Bezeichnungen ergibt sich aus [[Rudolf Steiner]]s Werk folgende Einteilung der inneren und äußeren menschlichen Wesensschichten: |
| von sieben Gliedern<ref>Je nach Gesichtspunkt kann das Wesen des Menschen sinnvollerweise auch in eine andere Anzahl von Wesensglieder auseinandergelegt werden.</ref> auseinanderlegt, das bleibt dadurch
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| unangefochten. Aber gerade dazu ist die höhere Erkenntnis
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| da: die Einheit in allem aufzuzeigen, was dem
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| Menschen wegen seiner körperlichen und geistigen Organisation
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| im unmittelbaren Erleben als Vielheit erscheint.|7|112}}
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| == Rudolf Steiners Bezeichnungen der Wesensglieder (vereinfacht) ==
| | #[[Atma]] oder [[Geistmensch]] |
| | #[[Buddhi]] oder [[Lebensgeist]] |
| | #[[Manas]] oder [[Geistselbst]] |
| | #[[Ich]] |
| | #[[Astralleib]] |
| | #[[Ätherleib]] |
| | #[[Physischer Leib]] |
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| In Bezug auf die herkömmlichen Bezeichnungen ergibt sich aus Steiners Werk folgende Einteilung der inneren und äußeren menschlichen Wesensschichten:
| | Rudolf Steiner unterscheidet zunächst ''4 grundlegende Wesenglieder'' des [[Mensch]]en und geht damit über die heute gängige Anschauung, die nur den physischen Leib gelten lassen will, weit hinaus. Diese und die höheren seelischen und geistigen Wesensglieder entfalten sich in [[Siebenjahresperioden]]. Die grundlegenden Wesenglieder sind: |
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| ::::# [[Atma]] oder [[Geistesmensch]]
| | * [[Ich]] bzw. der Ich-Träger als dessen äußerer leiblicher Ausdruck |
| ::::# [[Buddhi]] oder [[Lebensgeist]]
| | * [[Astralleib]], auch [[Seelenleib]] oder [[Empfindungsleib]] genannt |
| ::::# [[Manas]] oder [[Geistselbst]]
| | * [[Ätherleib]], auch als [[Lebensleib]] oder [[Bildekräfteleib]] bezeichnet |
| ::::# [[Ich]]
| | * [[Physischer Leib]], auch als Körper bezeichnet |
| ::::# [[Astralleib]]
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| ::::# [[Ätherleib]]
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| ::::# [[Physischer Leib]]
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| ==Leib, Seele und Geist==
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| Einer ersten tiefergehenden Betrachtung zeigt sich der [[Mensch]] als dreigliedrige Wesenheit (→ [[Trichotomie]]), die sich in [[Leib]], [[Seele]] und [[Geist]] gliedert:
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| {{GZ|Warum erscheint dem Menschen die Welt in dieser dreifachen Art? Eine
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| einfache Betrachtung kann das lehren:
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| Ich gehe über eine mit Blumen bewachsene Wiese. Die Blumen künden mir
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| ihre Farben durch mein Auge. Das ist die Tatsache, die ich als gegeben
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| hinnehme. - Ich freue mich über die Farbenpracht. Dadurch mache ich die
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| Tatsache zu meiner eigenen Angelegenheit. Ich verbinde durch meine
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| Gefühle die Blumen mit meinem eigenen Dasein. Nach einem Jahre
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| gehe ich wieder über dieselbe Wiese. Andere Blumen sind da. Neue Freude
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| erwächst mir aus ihnen. Meine Freude vom Vorjahre wird als Erinnerung
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| auftauchen. Sie ist in mir; der Gegenstand, der sie angefacht hat, ist
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| vergangen. Aber die Blumen, die ich jetzt sehe, sind von derselben Art wie
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| die vorjährigen; sie sind nach denselben Gesetzen gewachsen wie jene. Habe
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| ich mich über diese Art, über diese Gesetze aufgeklärt, so finde ich sie in
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| den diesjährigen Blumen so wieder, wie ich sie in den vorjährigen erkannt
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| habe. Und ich werde vielleicht also nachsinnen: Die Blumen des Vorjahres
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| sind vergangen; meine Freude an ihnen ist nur in meiner Erinnerung
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| geblieben. Sie ist nur mit ''meinem'' Dasein verknüpft. Das aber, was ich im
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| vorigen Jahre an den Blumen erkannt habe und dies Jahr wieder erkenne, das
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| wird bleiben, solange solche Blumen wachsen. Das ist etwas, was sich mir
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| offenbart hat, was aber von meinem Dasein nicht in gleicher Art abhängig ist
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| wie meine Freude. Meine Gefühle der Freude bleiben in ''mir''; die Gesetze,
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| das Wesen der Blumen bleiben außerhalb meiner in der Welt.
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| So verbindet sich der Mensch immerwährend in dieser dreifachen Art mit
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| den Dingen der Welt. Man lege zunächst nichts in diese Tatsache hinein,
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| sondern fasse sie auf, wie sie sich darbietet. Es ergibt sich aus ihr, daß der
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| Mensch ''drei Seiten in seinem Wesen'' hat. Dies und nichts anderes soll hier
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| vorläufig mit den drei Worten ''Leib'', ''Seele'' und ''Geist'' angedeutet werden. Wer
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| irgendwelche vorgefaßten Meinungen oder gar Hypothesen mit diesen drei
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| Worten verbindet, wird die folgenden Auseinandersetzungen notwendig
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| mißverstehen müssen. Mit ''Leib'' ist hier dasjenige gemeint, wodurch
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| sich dem Menschen die Dinge seiner Umwelt offenbaren, wie in obigem
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| Beispiele die Blumen der Wiese. Mit dem Worte ''Seele'' soll auf das gedeutet
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| werden, wodurch er die Dinge mit seinem eigenen Dasein verbindet,
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| wodurch er Gefallen und Mißfallen, Lust und Unlust, Freude und Schmerz
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| an ihnen empfindet. Als ''Geist'' ist das gemeint, was in ihm offenbar wird,
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| wenn er, nach Goethes Ausdruck, die Dinge als «gleichsam göttliches
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| Wesen» ansieht. - In diesem Sinne besteht der Mensch aus ''Leib'', ''Seele'' und
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| ''Geist''.|9|25ff|9}}
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| Durch seinen lebendigen Leib tritt der Mensch mit der irdischen Umwelt in Kontakt. Er ist der Träger der [[Sinnesorgane]] und des [[Gehirn]]s, mit deren Hilfe der Mensch die irdische Welt wahrnehmen, vorstellen und verstandesmässig erfassen kann. Nur durch seine leiblichen Organe kann sich der Mensch bewusst der sinnlichen Welt gegenüberstellen und von ihr unterscheiden. Dadurch erwacht sein [[Selbstbewusstsein]].
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| Der Leib, für sich selbst genommen, könnte allerdings gar kein Bewusstsein entwickeln. Er wäre alleine von bewusstlosen Lebensprozessen bestimmt, wie es etwa bei den Pflanzen der Fall ist. Dass überhaupt Bewusstsein entstehen kann, dazu bedarf es der Seele, die sich des Leibes als Werkzeug bedient, um mit seiner Hilfe die irdische Welt erkennen und verändern zu können. Erst durch die Seele fühlt sich der Mensch bewusst, freudvoll oder leidvoll, mit der Erdenwelt verbunden.
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| Nach der anderen Seite zu ist die Seele aber zugleich nach dem Geist hin orientiert, nach dem eigentlichen schöpferischen Prinzip. Die Seele nimmt mit Sympathie oder Antipathie an dem Geschaffenen teil; der Geist aber ist es, der die Welt des Geschaffenen überhaupt erst hervorbringt. Im Grossen ist es der unermüdlich schaffende Weltgeist, der die ganze Natur hervorgebracht und ihr ihre eigentümliche Struktur verliehen hat; im Kleinen hat aber auch der menschliche Geist, sein individuelles Ich, teil an diesem schaffenden Prinzip. Der Mensch wird dadurch in gewissem Sinn zum Schöpfer und Erzieher seiner selbst. Dadurch unterscheidet sich der Mensch vom Tier, das zwar auch eine Seele und damit auch Bewusstsein, aber kein Selbstbewusstsein hat. In Lust und Leid ist das Tier hilflos seinem Schicksal ausgeliefert und an die engen Schranken seiner arttypischen Prägung gebunden. Der Mensch hingegen kann zum bewussten schöpferischen Mitgestalter, ja zum Herren seines Schicksals werden. Er kann mit energischem Willen auch noch den schwersten Schicksalsschlägen einen tieferen Sinn abgewinnen und an ihnen reifen - und gerade daran erwacht sein Selbstbewusstsein ganz besonders.
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| In alten Zeiten kannte man diese Dreigliedrigkeit des menschlichen Wesens sehr genau. Dieses Wissen ging aber allmählich verloren. Schon auf dem Konzil von Konstantinopel von 869 wurde die Lehre von der Trichotomie (Dreigliedrigkeit) des Menschenwesens für ketzerisch erklärt, und es durfte seit dem nur mehr gelehrt werden, dass der Mensch aus Leib und Seele bestehe. Höchstens wurden der Seele noch einige geistige Fähigkeiten, etwa sein intelektuelles Denkvermögen, zugestanden. Man wollte dadurch die unüberbrückbare Kluft zwischen Gott und Mensch deutlich machen und den Menschen vor einem gefährlichen Hochmut bewahren - zugleich rückte man ihn dadurch aber näher an das Tier heran. Und während man in alten Zeiten davon überzeugt war, dass der Mensch ein Spross der göttlichen Welt ist, so begann man nun immer mehr an die Abstammung des Menschen vom Tier zu glauben, was ja heute noch immer den Kerngedanken der modernen Evolutionslehren bildet. Dabei ging auch das Wissen um die menschliche Seele immer mehr verloren, und heute richtet sich das allgemeine Bewusstsein hauptsächlich nur mehr auf den menschlichen Leib, dem man vielleicht noch einige seelische Eigenschaften zugesteht. Indem sich der Mensch so immer mehr auf sein leibliches Dasein in der physisch-sinnlichen Welt hin orientiert, erfährt zwar sein Selbstbewusstsein eine mächtige Anregung, zugleich verschwindet aber die Möglichkeit zu einer tiefergehenden Erkenntnis des menschlichen Wesens. Der Mensch erkennt sich zwar als Individuum, viel stärker als das jemals in der Vergangenheit der Fall war, aber er weiss nicht, was seine Individualität eigentlich ausmacht. Daraus resultieren oftmals schwere innere seelische Lebenskonflikte, die nur überwunden werden können, wenn man sich ein neues Bewusstsein für die dreigliedrige Natur des menschlichen Wesens erwirbt.
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| ==Die grundlegenden Wesensglieder==
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| Das Menschenwesen lässt sich noch wesentlich differenzierter beschreiben, nämlich als 4-gliedrige, 7-gliedrige oder 9-gliedrige Wesenheit. Abgesehen von seinem Ich hat der Mensch ''diese'' Wesensglieder nur während des Erdenlebens; die [[Wesensglieder der Toten]] sind anders geartet.
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| Anders geartet sind auch die [[Wesensglieder der Elementarwesen]] und die [[Wesensglieder der Hierarchien]].
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| === Vier Wesensglieder ===
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| [[Rudolf Steiner]] unterscheidet zunächst '''4 grundlegende Wesenglieder''' des [[Mensch]]en und geht damit über die heute gängige Anschauung, die nur den physischen Leib gelten lassen will, weit hinaus. Diese und die höheren [[#Die höheren seelischen und geistigen Wesensglieder|seelischen]] und [[#Die höheren seelischen und geistigen Wesensglieder|geistigen Wesensglieder]] entfalten sich in [[Siebenjahresperioden]]. Die grundlegenden Wesenglieder sind:
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| ::# [[Ich]] bzw. der [[Ich-Träger]] als dessen äußerer [[leib]]licher Ausdruck
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| ::# [[Astralleib]], auch [[Trieb- und Empfindungsleib]] genannt
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| ::# [[Ätherleib]], auch als Lebensleib oder Bildekräfteleib bezeichnet
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| ::# [[Physischer Leib]]
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| Die drei [[leib]]lichen Wesensglieder wurden bereits auf den der [[Erde (Planet)|Erde]] vorangegangenen [[Weltentwicklungsstufen|planetarischen Weltentwicklungsstufen]] verlangt. Auf der Erde kam dann das Ich hinzu.
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| <div style="margin-left:20px">
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| "Wir haben die Menschheitsentwickelung verfolgt durch die Saturn-,
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| Sonnen- und Mondentwickelung hindurch und stehen jetzt innerhalb
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| der Erdenentwickelung. Wir wissen, daß diese drei Stadien der Menschheitsentwickelung
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| der Ausbildung des physischen Leibes, des Atherleibes
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| und des Astralleibes des Menschen entsprechen und daß wir
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| jetzt innerhalb der Erdenentwickelung stehen, die da bedeutet die
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| Ausbildung des menschlichen Ich, soweit eben dieses Ich als ein Glied
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| der menschlichen Wesenheit ausgebildet werden soll. Von den verschiedensten
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| Gesichtspunkten aus haben wir diesen Menschen als ein
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| Ich charakterisiert, das von drei Hüllen umschlossen ist: von der astralischen
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| Hülle, entsprechend der Mondentwickelung, von der ätherischen
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| Hülle, entsprechend der Sonnenentwickelung, und von der physischen
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| Hülle, entsprechend der Saturnentwickelung. Etwas schematisch
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| können wir uns diesen Menschen in folgender Weise zeichnen:
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| [[Datei:GA 124 92.gif|center|300px|Die vier grundlegenden Wesensglieder des Menschen.]] | |
| {{Lit|{{G|124|91f}}}}"
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| </div>
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| Schon in den [[Ägyptische Mysterien|altägyptischen Mysterien]] war diese Gliederung des Menschenwesens bekannt. Die Wesensglieder wurden dort mit folgenden Ausdrücken bezeichnet:
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| :* [[Ach]], das unsterbliche geistiges Urbild des Ba; entspricht dem Ich, das allerdings noch nicht vollständig in den Körper eingezogen ist, sondern gleichsam als höheres Ich über diesem schwebt.
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| :* [[Ba]], der Seelenleib, in dem die körperorientierten Instinkte, Sinnesempfindungen, Leidenschaften und Triebe wirken
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| :* [[Ka]], die formschaffende Lebens- und Wachstumskraft
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| :* [[Chat]], der physisch-stoffliche Körper
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| Auch die [[Griechisch-Lateinische Kultur|Griechen]] und insbesondere [[Aristoteles]] kannten die übersinnlichen leiblichen und seelischen Wesensglieder des Menschen<ref name="Aristoteles">vgl. dazu besonders: ''De anima'', 2. Buch, Kap. 1-3</ref>:
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| <div style="margin-left:20px">
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| "Die Griechen zum Beispiel haben nur
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| mit etwas anderen Worten das bezeichnet, was wir hier haben. Indem
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| sie das Seelische bezeichnen wollten, fingen sie an bei dem, was wir den
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| Lebensleib nennen, und nannten es [[Treptikon]]; was wir den Empfindungsleib
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| nennen, nannte man mit einem sehr bezeichnenden Ausdruck
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| [[Aesthetikon]]; unsere Empfindungsseele bezeichnete man als [[Orektikon]],
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| die Verstandesseele als [[Kinetikon]], und was die Bewußtseinsseele ist,
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| das kostbarste Gut, was sich der Mensch jetzt erwirbt, nannte man
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| [[Dianoetikon]]." {{Lit|{{G|114|133}}}}
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| </div>
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| Jedes dieser Wesensglieder hat sein eigenes [[Bewusstsein]], durch das es sich in der Welt orientiert, wovon uns selbst allerdings im wesentlichen nur das bewusst wird, was in den Bereich unseres Ichs fällt, während alles andere unterbewusst bleibt.
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| Wäre der physische Leib alleine sich selbst überlassen, herrschten im Menschenwesen also nur physikalische und chemische Prozesse, so wäre er sehr bald dem Zerfall anheimgegeben. Das ist nach dem Tod des Menschen der Fall, wenn der physische Leib von den höheren Wesensgliedern verlassen wird. Der Leichnam, der zurückbleibt, verwest. Während des irdischen Lebens des Menschen wird sein physischer Leib hingegen beständig geformt und erneuert durch den Lebensleib. [[Paracelsus]], der noch eine deutliche Ahnung von den höheren Wesengliedern des Menschen hatte, nannte den Ätherleib [[Archäus]]. Während der physische Leib vorwiegend von den lokalen irdischen Bedingungen abhängig ist, wird der Ätherleib wesentlich durch kosmische Gesetzmässigkeiten bestimmt, namentlich durch die lichthaften [[ätherisch|ätherischen]] Sonnenkräfte.
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| Der Ätherleib verleiht dem Menschenwesen seine sich lebendig erhaltende Gestalt. Dieses Lebensprinzip hat der Mensch mit der lebendig sprießenden und sproßenden Pflanzenwelt gemeinsam. Der Ätherleib kann dem Menschen aber nicht Bewusstsein, Trieb- und Empfindung verleihen. Dazu ist der Astralleib nötig, wie ihn auch die Tiere haben. Der kosmische Bezug ist beim Trieb- und Empfindungsleib noch ausgeprägter als beim Ätherleib, weshalb er auch als Sternenleib oder Astralleib bezeichnet wird; Paracelsus nennt ihn den [[Siderischer Leib|siderischen Leib]]. Da bei den Tieren der Astralleib das bestimmende Wesenglied ist, hängen sie innig mit den gestaltenden Kräften des [[Tierkreis|Tierkreises]] zusammen.
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| Das [[Selbstbewusstsein]] ist erst mit dem selbstständigen menschlichen Ich gegeben, über das die Tiere nicht verfügen. Das Ich ist der geistige Kern des Menschenwesens und gibt dem Menschen seine eigene unverwechselbare individuelle Prägung.
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| Während des wachen Erdenlebens des Menschen sind diese 4 Wesensglieder innig miteinander verbunden und durchdringen einander. Grundsätzlich aber sind sie eigenständiger, substanzieller, auf sich selbst gegründeter Natur und können bis zu einem gewissen Grad auch unabhängig voneinander existieren. Das zeigt sich schon während des Schlafes, wo sich Ich und Astralleib aus dem durch den Ätherleib belebten physischen Leib weitgehend herausheben. Mit dem [[Tod]] hebt sich auch noch der Ätherleib aus dem physischen Leib heraus und geht seine eigenen Wege. Er löst sich allerdings schon nach kurzer Zeit, etwa drei Tage nach dem Tod, in der allgemeinen Ätherwelt auf. Da während des Erdenlebens der physische Leib und der Ätherleib besonders fest aneinander gebunden sind und sich niemals für längere Zeit voneinander trennen dürfen (denn sonst tritt der Tod ein), kann man den belebten Leib als etwas Einheitliches auffassen und kommt dadurch zu einer Dreigliederung des Menschenwesens in [[Leib]], [[Seele]] und [[Geist]].
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| Auch der Astralleib löst sich grossteils, allerdings erst im Laufe einer längeren Zeitspanne, die etwa ein Drittel des vergangenen Erdenlebens ausmacht, in der erdnahen Astralwelt auf. Dabei werden alle seelischen Begierden ausgeschieden, die den Menschen noch an das vergangene irdische Leben fesseln. Es ist das eine Zeit der seelischen Läuterung, die nach der christlichen Terminologie auch als Fegefeuer bekannt ist, oder auch mit einem alten indischen Ausdruck [[Kamaloka]] genannt wird (kama = Begierde, loka = Ort).
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| Nach dieser Läuterungszeit ist das menschliche Ich, der eigentliche individuelle Geist des Menschen, frei, den Weg durch die geistige Welt anzutreten, bis es sich nach kürzerer oder längerer Zeit wieder zu einer neuen irdischen Verkörperung bereit macht. Nach Massgabe schicksalsmässiger Notwendigkeiten umkleidet sich dann das menschliche Ich mit einem neuen Astralleib, einem neuen Ätherleib und endlich auch mit einem neuen physischen Leib.
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| Die Entwicklung des Menschen im Laufe vieler Erdenleben besteht wesentlich darin, dass er immer mehr lernt, seine unteren Wesensglieder, die ihm zunächst naturhaft gegeben sind, durch die schöpferische geistige Kraft seines Ichs zu verwandeln und zum unverwechselbaren Ausdruck seiner geistigen Individualität zu gestalten. Diese Arbeit des Menschen an seinen Wesengliedern ist nur im irdischen Dasein möglich, und solange der Mensch seine geistigen Schöpferkräfte noch nicht so weit entwickelt hat, dass alle seine Wesenglieder aus der vollen bewussten Kraft seines Ichs geformt sind, wird er immer wieder zu neuen irdischen Inkarnationen herabsteigen müssen. Ist dieses ferne Ziel einmal erreicht, sind weitere irdische Verkörperungen nicht mehr nötig; der Mensch könnte daraus keinen geistigen Gewinn mehr ziehen, sondern wird die dann folgende Entwicklung in einem höheren, rein geistigen Daseinsbereich vollziehen.
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| Entwicklungsgeschichtlich haben die 4 Wesensglieder ein sehr unterschiedliches Alter und dadurch auch eine sehr unterschiedliche Entwicklungsreife erlangt. Der physische Leib ist seinem Ursprung nach das älteste aller Wesensglieder und daher auch in gewisser Weise am höchsten entwickelt. Man denke nur an den Wunderbau des menschlichen Gehirns oder des Knochengerüstes, wo mit gerinstem Materialaufwand höchste Tragefähigkeit und Stabilität erreicht wird. Auch der Ätherleib, der eine unglaubliche Fülle von Lebensprozessen harmonisch aufeinander abstimmt, ist sehr hoch entwickelt. Man vergleiche damit die oft chaotisch wütenden Triebe und Begierden, die in unserem Astralleib wirken, der ein viel geringeres entwicklungsgeschichtliches Alter hat und dadurch entsprechend unreif ist. Das allerjüngste und unvollendetste Wesensglied, das den Menschen aber erst zur einzigartigen Individualität macht, ist das menschliche Ich.
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| Aufgrund seiner geistigen Natur ist das menschliche Ich unvergänglich, ewig, während sich die drei niederen Wesensglieder nach dem Tod weitgehend auflösen. Indem allerdings das menschliche Ich an der Vergeistigung seiner niederen Wesensglieder arbeitet, entreisst er diese, zumindest teilweise, der Vergänglichkeit. Es entstehen auf diese Weise höhere seelische und geistige Wesensglieder, die zwar substanziell von gleicher Art wie die niederen sind, ihrer geistigen Form nach aber reif sind, in ein rein geistiges, unvergängliches Dasein einzutreten. Einer differenzierteren geistigen Betrachtung zeigt sich dadurch der Mensch als 7- bzw. 9-gliedrige Wesenheit {{lit|{{G|13|}}, Kapitel ''Wesen der Menschheit'' und {{G|9|}}, Kapitel ''Das Wesen des Menschen''}}.
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| ==Literatur== | | ==Literatur== |
| *Rudolf Steiner: ''Theosophie'', GA 9 (1904) | | * [[Rudolf Steiner]]: ''Theosophie'', GA 9 (1904) |
| *Rudolf Steiner: ''Die Geheimwissenschaft im Umriß'', GA 13 (1910) | | * [[Rudolf Steiner]]: ''Die Geheimwissenschaft im Umriß'', GA 13 (1910) |
| *Rudolf Steiner/Ita Wegman: ''Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen'', GA 27 (1991) | | * [[Rudolf Steiner]], Ita Wegman: ''Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen'', GA 27 (1991) |
| *Rudolf Steiner: ''Bewusstsein, Leben, Form. Grundprinzipien der geisteswissenschaftlichen Kosmologie'', GA 89 (2001) | | * [[Rudolf Steiner]]: ''Bewusstsein, Leben, Form. Grundprinzipien der geisteswissenschaftlichen Kosmologie'', GA 89 (2001) |
| *Rudolf Steiner: ''Grundelemente der Esoterik'', GA 93a (1987), ISBN 3-7274-0935-5 | | * [[Rudolf Steiner]]: ''Grundelemente der Esoterik'', GA 93a (1987), ISBN 3-7274-0935-5 |
| *Rudolf Steiner: ''Das Hereinwirken geistiger Wesenheiten in den Menschen'', GA 102 (2001), ISBN 3-7274-1020-5 | | * [[Rudolf Steiner]]: ''Das Hereinwirken geistiger Wesenheiten in den Menschen'', GA 102 (2001), ISBN 3-7274-1020-5 |
| *Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaftliche Menschenkunde'', GA 107 (1988) | | * [[Rudolf Steiner]]: ''Geisteswissenschaftliche Menschenkunde'', GA 107 (1988) |
| *Rudolf Steiner: ''Das Lukas-Evangelium'', GA 114 (2001), ISBN 3-7274-1140-6 | | * [[Rudolf Steiner]]: ''Das Lukas-Evangelium'', GA 114 (2001), ISBN 3-7274-1140-6 |
| *Rudolf Steiner: ''Der Christus-Impuls und die Entwickelung des Ich-Bewußtseins'', GA 116 (1982) | | * [[Rudolf Steiner]]: ''Der Christus-Impuls und die Entwickelung des Ich-Bewußtseins'', GA 116 (1982) |
| *Rudolf Steiner: ''Die Geheimnisse der biblischen Schöpfungsgeschichte'', GA 122 (1984) | | * [[Rudolf Steiner]]: ''Die Geheimnisse der biblischen Schöpfungsgeschichte'', GA 122 (1984) |
| *Rudolf Steiner: ''Exkurse in das Gebiet des Markus-Evangeliums'', GA 124 (1995), ISBN 3-7274-1240-2 | | * [[Rudolf Steiner]]: ''Exkurse in das Gebiet des Markus-Evangeliums'', GA 124 (1995), ISBN 3-7274-1240-2 |
| *Rudolf Steiner: ''Geschichtliche Notwendigkeit und Freiheit. Schicksalseinwirkungen aus der Welt der Toten.'', GA 179 (1977) | | * [[Rudolf Steiner]]: ''Geschichtliche Notwendigkeit und Freiheit. Schicksalseinwirkungen aus der Welt der Toten.'', GA 179 (1977) |
| *Rudolf Steiner: ''Menschenwesen, Menschenschicksal und Welt-Entwickelung'', GA 226 (1988), ISBN 3-7274-2260-2 | | * [[Rudolf Steiner]]: ''Menschenwesen, Menschenschicksal und Welt-Entwickelung'', GA 226 (1988), ISBN 3-7274-2260-2 |
| *Rudolf Steiner: ''Heilpädagogischer Kurs'', GA 317 (1995) | | * [[Rudolf Steiner]]: ''Heilpädagogischer Kurs'', GA 317 (1995) |
| *Rudolf Steiner: ''Das Zusammenwirken von Ärzten und Seelsorgern. Pastoral-Medizinischer Kurs.'', GA 318 (1994) | | * [[Rudolf Steiner]]: ''Das Zusammenwirken von Ärzten und Seelsorgern. Pastoral-Medizinischer Kurs.'', GA 318 (1994) |
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| == Einzelnachweise ==
| | {{PPA-Kupfer}} |
| <references/>
| | *[https://anthrowiki.at/Wesensglieder Wesensglieder] im AnthroWiki |
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| [[Kategorie:Anthroposophie]] | | [[Kategorie:Wesensglieder| ]] |
| [[Kategorie:Esoterik]] | | [[Kategorie:Theosophie]] |
| [[Kategorie:Kabbala]]
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| [[Kategorie:Mensch]]
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