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Semiya Simsek: Unterschied zwischen den Versionen
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'''Semiya Simsek'''(* [[1986]] in [[Friedberg (Hessen)|Friedberg]], [[Hessen]]) ist eine [[Türkei|türkische]] Sozialpädagogin und Buchautorin.<ref name="SZ-Magazin-2013">{{Internetquelle |autor=Lara Fritzsche |titel=In Trauer verbunden – Seite 2: »Ich gehöre zu Deutschland.« |url=http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/39655/2/1 |format=Interview |zugriff=2016-01-21 |werk=SZ-Magazin Heft 10/2013 |kommentar=Online-Version}}</ref> | |||
'''Semiya Simsek''' (* [[1986]] | |||
== Vita == | == Vita == | ||
* Semiya Simsek ist die Tocher des türkischen Blumenhändlers [[Enver Simsek]]. | * Semiya Simsek ist die Tocher des türkischen Blumenhändlers [[Enver Simsek]]. | ||
* Ihr Vater wurde am 9. September 2000 von Angehörigen | * Ihr Vater wurde am 9. September 2000 von Angehörigen des [[Nationalsozialistischer Untergrund|Nationalsozialistischen Untergrunds]] in Nürnberg mit acht Schüssen brutal ermordet. | ||
* Bei einer Gedenkfeier in Berlin hielt sie im Jahr 2012 vor 1.400 Gästen eine vierminütige, bewegende Rede. <ref>[http://www.spiegel.de/panorama/justiz/gedenkfeier-fuer-nsu-opfer-einer-muss-die-kraft-haben-a-817032.html]</ref> Darin sagte sie u.a.: | * Bei einer Gedenkfeier in Berlin hielt sie im Jahr 2012 vor 1.400 Gästen eine vierminütige, bewegende Rede. <ref>[http://www.spiegel.de/panorama/justiz/gedenkfeier-fuer-nsu-opfer-einer-muss-die-kraft-haben-a-817032.html Julia Jüttner: ''Gedenkfeier für NSU-Opfer: "Einer muss die Kraft haben"'' auf ''www.spiegel.de'']</ref> Darin sagte sie u.a.: | ||
:''"In diesem Land geboren, aufgewachsen und fest verwurzelt, habe ich mir über Integration noch nie Gedanken gemacht. Heute stehe ich hier, trauere nicht nur um meinen Vater und quäle mich auch mit der Frage: Bin ich in Deutschland zu Hause? Ja klar bin ich das. Aber wie soll ich mir dessen noch gewiss sein, wenn es Menschen gibt, die mich hier nicht haben wollen. Und die zu Mördern werden, nur weil meine Eltern aus einem fremden Land stammen? Soll ich gehen? Nein, das kann keine Lösung sein. Oder soll ich mich damit trösten, dass wahrscheinlich nur einzelne zu solchen Taten bereit sind? Auch das kann keine Lösung sein. In unserem Land, in meinem Land muss sich jeder frei entfalten können. Unabhängig von Nationalität, Migrationshintergrund, Hautfarbe, Religion, Behinderung, Geschlecht oder sexueller Orientierung."'' | :''"In diesem Land geboren, aufgewachsen und fest verwurzelt, habe ich mir über Integration noch nie Gedanken gemacht. Heute stehe ich hier, trauere nicht nur um meinen Vater und quäle mich auch mit der Frage: Bin ich in Deutschland zu Hause? Ja klar bin ich das. Aber wie soll ich mir dessen noch gewiss sein, wenn es Menschen gibt, die mich hier nicht haben wollen. Und die zu Mördern werden, nur weil meine Eltern aus einem fremden Land stammen? Soll ich gehen? Nein, das kann keine Lösung sein. Oder soll ich mich damit trösten, dass wahrscheinlich nur einzelne zu solchen Taten bereit sind? Auch das kann keine Lösung sein. In unserem Land, in meinem Land muss sich jeder frei entfalten können. Unabhängig von Nationalität, Migrationshintergrund, Hautfarbe, Religion, Behinderung, Geschlecht oder sexueller Orientierung."'' | ||
* Diese schrecklichen Ereignisse und die Geschichte ihrer Familie hat sie zusammen mit dem [[Journalist]]en [[Peter Schwarz]] in dem Buch | * Diese schrecklichen Ereignisse und die Geschichte ihrer Familie hat sie zusammen mit dem [[Journalist]]en [[Peter Schwarz]] in dem Buch ''Schmerzliche Heimat - Deutschland und der Mord an meinem Vater'' verarbeitet. | ||
* Das Buch erschien am 8. März 2013 bei [[Rowohlt]]. | * Das Buch erschien am 8. März 2013 bei [[Rowohlt]]. | ||
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* Das Buch von Simsek ist auch eine Geschichte ständiger Missverständnisse zwischen deutscher Mehrheits- und türkischstämmiger Minderheitsgesellschaft. Es erzählt von Integrationsanstrengungen und von dem Gefühl, Deutsche und Ausländerin zugleich zu sein. | * Das Buch von Simsek ist auch eine Geschichte ständiger Missverständnisse zwischen deutscher Mehrheits- und türkischstämmiger Minderheitsgesellschaft. Es erzählt von Integrationsanstrengungen und von dem Gefühl, Deutsche und Ausländerin zugleich zu sein. | ||
=== | Im Sommer 2012 zog sie in die Türkei.<ref name="SZ-Magazin-2013" /> Sie heiratete im Frühjahr 2013 in Şarkikaraağaç und hat einen Sohn.<ref>{{Der Spiegel |ID=91346546 |Autor=[[Beate Lakotta]] |Titel=Verbrechen – Die zwei Tode von Enver Şimşek |Jahr=2013 |Nr=10 |Seiten=}}</ref> | ||
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* [http://www.youtube.com/watch?v=ra_NWRKRY-4 Video von der Gedenkfeier im Jahr 2012] | * [http://www.youtube.com/watch?v=ra_NWRKRY-4 Video von der Gedenkfeier im Jahr 2012] | ||
== Einzelnachweise == | |||
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Aktuelle Version vom 2. Juli 2024, 10:30 Uhr
Semiya Simsek(* 1986 in Friedberg, Hessen) ist eine türkische Sozialpädagogin und Buchautorin.[1]
Vita
- Semiya Simsek ist die Tocher des türkischen Blumenhändlers Enver Simsek.
- Ihr Vater wurde am 9. September 2000 von Angehörigen des Nationalsozialistischen Untergrunds in Nürnberg mit acht Schüssen brutal ermordet.
- Bei einer Gedenkfeier in Berlin hielt sie im Jahr 2012 vor 1.400 Gästen eine vierminütige, bewegende Rede. [2] Darin sagte sie u.a.:
- "In diesem Land geboren, aufgewachsen und fest verwurzelt, habe ich mir über Integration noch nie Gedanken gemacht. Heute stehe ich hier, trauere nicht nur um meinen Vater und quäle mich auch mit der Frage: Bin ich in Deutschland zu Hause? Ja klar bin ich das. Aber wie soll ich mir dessen noch gewiss sein, wenn es Menschen gibt, die mich hier nicht haben wollen. Und die zu Mördern werden, nur weil meine Eltern aus einem fremden Land stammen? Soll ich gehen? Nein, das kann keine Lösung sein. Oder soll ich mich damit trösten, dass wahrscheinlich nur einzelne zu solchen Taten bereit sind? Auch das kann keine Lösung sein. In unserem Land, in meinem Land muss sich jeder frei entfalten können. Unabhängig von Nationalität, Migrationshintergrund, Hautfarbe, Religion, Behinderung, Geschlecht oder sexueller Orientierung."
- Diese schrecklichen Ereignisse und die Geschichte ihrer Familie hat sie zusammen mit dem Journalisten Peter Schwarz in dem Buch Schmerzliche Heimat - Deutschland und der Mord an meinem Vater verarbeitet.
- Das Buch erschien am 8. März 2013 bei Rowohlt.
- Zu dem Buch meinte sie in einem Interview:
- "Es war sehr schwer für mich, dieses Buch zu schreiben und mich mit meinen Erinnerungen und den Akten zu beschäftigen. Ich habe alles aufgeschrieben, was mir auf dem Herzen lag. Danach habe ich mich wohler gefühlt. Das Buch war wie eine Therapie für mich." [3]
- Sie vermeidet es, ihren Vater in dem Buch zu glorifizieren.
- Sie verschweigt nicht, dass er damals seinem Arbeitgeber Krankheit vorspielte, während er seine Selbstständigkeit vorbereitete, und auch nicht dass er Steuerschulden hatte. Die Steuerschulden und sein Tod bedeutetenn für die Simseks einen wirtschaftlichen Abstieg. Seine Ehefrau Adile Simsek musste Sozialhilfe beantragen.
- Vor allem die immer wiederkehrenden Verhöre belasteten das Leben der Familie. Semiya Simsek schreib dazu u.a.:
- "In den folgenden Monaten trafen die Verdächtigungen uns mit immer größerer Wucht. Auch meinen Vater, über seinen Tod hinaus. Die Ermittlungen infizierten sein Leben nachträglich. Es war paradox: Brutal ermordet zu sein, verwandelte meinen Vater posthum in einen Verdächtigen."
- Das Buch von Simsek ist auch eine Geschichte ständiger Missverständnisse zwischen deutscher Mehrheits- und türkischstämmiger Minderheitsgesellschaft. Es erzählt von Integrationsanstrengungen und von dem Gefühl, Deutsche und Ausländerin zugleich zu sein.
Im Sommer 2012 zog sie in die Türkei.[1] Sie heiratete im Frühjahr 2013 in Şarkikaraağaç und hat einen Sohn.[4]
Beruflicher Werdegang
- Semiya Simsek hat Sozialpädagogik an der Hochschule Fulda studiert.
- Sie arbeitete bis 2012 als Erzieherin in Frankfurt am Main.
Auftritte
Siehe auch
Weblinks
- Semiya Simsek/Peter Schwarz: "Schmerzliche Heimat. Deutschland und der Mord an meinem Vater", Rowohlt auf www.dradio.de
- Video von der Gedenkfeier im Jahr 2012
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Lara Fritzsche: In Trauer verbunden – Seite 2: »Ich gehöre zu Deutschland.«. In: SZ-Magazin Heft 10/2013. Abgerufen am 21. Januar 2016. (Interview, Online-Version)
- ↑ Julia Jüttner: Gedenkfeier für NSU-Opfer: "Einer muss die Kraft haben" auf www.spiegel.de
- ↑ [http://www.tagesschau.de/inland/interview-simsek100.html Opferangehörige über NSU-Verbrechen "Man möchte etwas vertuschen"]
- ↑ Beate Lakotta: Verbrechen – Die zwei Tode von Enver Şimşek. In: Der Spiegel. Nr. 10, 2013 (Online).
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