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Keltische Fürstensitze und Herrenhöfe am Nördlinger Ries
Das durch einen Meteoriteneinschlag vor 14 Millionen Jahren entstandene Nördlinger Ries mit seinen fruchtbaren Böden, moderaten Niederschlägen und günstigen Jahrestemperaturen bietet der Landwirtschaft an der Trennlinie zwischen der Schwäbischen Alb und der Fränkischen Alb gute Bedingungen und war eine wichtige vor- und frühgeschichtliche Siedlungskammer. So entstanden hier auch etliche keltische Fürstensitze und Herrenhöfe.
Der westliche Riesrand wird durch den 668 Meter hohen Ipf beherrscht, der als mächtiger Zeugenberg des Weißen Jura vor dem Trauf der Schwäbischen Alb die Landschaft überragt. Östlich davon liegt am Rande der Riesebene der 514 Meter hohe Goldberg, ein flacher Klotz aus Süßwasserkalk. Auf beiden Bergen entstanden befestigte Höhensiedlungen. Auch im Umkreis der beiden Höhensiedlungen gibt es eine große Zahl von Siedlungen, Grabfeldern und Grabhügelgruppen der Hallstatt- und älteren Latenezeit (7.-4. Jahrhundert v. Chr.) sowie Viereckschanzen, die Zeugnis eines Siedlungszentrums während der jüngeren Eisenzeit (3./2. Jahrhundert v. Chr.) sind. Die Höhensiedlungen auf Ipf und Goldberg gaben der Forschung bislang viele Rätsel auf. Dabei standen Fragen des gegenseitigen Verhältnisses sowie der sozialen Strukturen und politischen Hierarchien im Mittelpunkt. Die Befestigungen auf Ipf und Goldberg weckten bereits früh das Interesse der Archäologen.
Bislang konnten jedoch nur auf dem Goldberg durch Ausgrabungen von Gerhard Bersu in den Jahren zwischen 1911 und 1929 die halltattzeitlichen Besiedlungsphasen und Befestigungen näher definiert werden. Es wurden Flächengrabungen durchgeführt, bei denen mehrere Siedlungsschichten und Siedlungsgrundrisse vom mittleren Neolithikum bis in frühkeltische Zeit freigelegt wurden. Die wichtigsten Befunde der heute nicht mehr im Detail unterscheidbaren hallstattzeitlichen Besiedlung stellen die Reste einer das Plateau umgebenden Holz-Erde-Mauer und ein mindestens 40 x 40 Meter großer, umfriedeter Bezirk mit einer eigentümlichen Bebauung aus großen, massiven Pfostenbauten dar, die sich deutlich von den übrigen Bauten und Grundrissen in Form und Größe unterscheiden. Dieses Areal wird seit Bersus Grabungen als Sitz der Burgherren interpretiert und in Form und Bedeutung mit den Anlagen vom Typus der späthallstattzeitlichen Herrenhöfe Südbayerns verglichen, die von Palisaden und Gräben umfriedet sind.
Der Ipf ist mit seinem umfangreichen Befestigungssystem ein bedeutendes und weit über Südwestdeutschland hinaus bekanntes archäologisches Kulturdenkmal. In der Diskussion über die so genannten frühkeltischen Fürstensitze Mitteleuropas stand der Ipf seit längerem im Verdacht, zu jenen Punkten zu gehören, deren Herren in den Besitz südlicher Güter gelangten und mediterrane Gewohnheiten nachzuahmen versuchten. Dafür sprachen zunächst die eindrucksvolle Dominanz und Wirkung des Berges mit seinen Befestigungsanlagen. Ein weiteres Argument waren die verkehrsgeographische Lage des Berges als wichtigem Knotenpunkt im Fernhandelsnetz zwischen der Donau und dem Main sowie Neckar. Das Kernstück der vorgeschichtlichen Befestigungen auf dem Ipf bildet das 2,35 Hektar große Gipfelplateau mit einem Durchmesser von bis zu 185 Metern, welches 210 Meter über den Niederungen der Sechta liegt und mit seinen nach Norden, Westen und Süden steil abfallenden Flanken einen hervorragenden natürlichen Schutz bietet. Lediglich die nach Osten flach auslaufende Bergflanke bedurfte einer aufwändigen Absicherung durch gestaffelte Befestigungsanlagen, die sich in Form von mächtigen, heute noch meterhohen Wällen erhalten hat. Über die Archäologie und Geschichte des Berges wusste man bislang nur durch Aufsammlungen von Scherben und die Ausgrabungen des Gymnasialprofessors Friedrich Hertlein in den Jahren 1907 und 1908 Bescheid. Den Untersuchungen Hertleins zufolge befinden sich in den Wällen die Reste von bis zu zu fünf Meter breiten Steinmauern mit Holzbauten in verschiedenen Techniken. Im äußeren Wall fand Hertlein die Reste einer Pfostenschlitzmauer, einer spezifisch keltischen Konstruktion mit senkrechten Pfosten in der Mauerfront aus trocken aufgesetzten Steinen.
Literatur:
- Rüdiger Krause: Fürstensitz und Herrenhöfe am Nördlinger Ries - Archäologische Topographie und Forschungsgeschichte rund um den Ipf; in Die Kelten - Auf den Spuren der Keltenfürsten, Staatsanzeiger für Baden-Württemberg GmbH, Stuttgart, 2005, Seite 52 bis 57
- Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg: Die Welt der Kelten - Zentren der Macht, Kostbarkeiten, Kunst, Jan Thorbecke Verlag, 2019
- Landesdenkmalamt Baden-Württemberg: Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg, Band 120, Ausgabe 1, 1972