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Apparitions (Komposition von György Ligeti)

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György Ligeti im Jahr 1984

Apparitions ist ein Orchesterwerk des ungarischen Komponisten György Ligeti aus den Jahren 1958 und 1959. Das Werk gilt heute zusammen mit seienm Werk Athmospheres aus dem Jahr 1961 als Schlüsselwerk seines Ende der 1950er-Jahre neu entwickeltem, flächig-statischen und mikropolyphonen Stils.

Entstehung und Uraufführung

  • Der erste Satz des Werkes beruht auf seiner verlorengegangenen Komposition Viziok aus dem Jahr 1956, die er auf seiner Flucht aus Ungarn nach Österreich mitnahm.
  • Im Jahr 1957 entstand eine Zwischenversion des ersten Satzes des Werkes.
  • Die endgültige Fassung des ersten Satzes schloß Ligeti dann im Sommer 1958 im italienischen Siena ab.
  • Nach seiner zwischenzeitlichen Arbeit am Elektronischen Studio des WDR in Köln vollendete er den zweiten Satz im Jahr 1959. [1] Dabei ließ er die Erfahrungen einfließen, die er bei der Arbeit im Studio gewonnen hatte. [2] Ligeti meinte dazu später u.a.:
"In tatsächlich differenzierter Form wandte ich die Studioerfahrungen auf Orchestermusik im zweiten Satz von Apparitions an, 1959, unmittelbar nach dem Kölner Aufenthalt. Die Klangräume im ersten Satz waren noch blockartig aneinandergereiht und statisch, während im zweiten Satz die Auffächerung der statischen Blöcke, Webartveränderungen und Mikropolyphonie zu ersten Mal erschienen." [3]
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Bild 2: Ausschnitt aus der unveröffentlichten, aleatorischen Version des zweiten Satzes von Apparitions
  • Ligeti hatte für das Werk im Jahr 1958 ursprünglich auch einen fragmentarischen dritten Satz (der dann aber nicht in die endgültige Fassung übernommen wurde) und eine andere Version des zweiten Satzes komponiert (siehe Bild 2). In dieser Version des zweiten Satzes setzte er interessanterweise auch das Mittel der Aleatorik ein, für das er sich vorher und nachher nie wirklich interessiert hat. Jedem Streicher stehen dabei in dem Satz kleine Motive zur Verfügung, die er ryhthmisch gestalten und gelegentlich wiederholen kann. Ein Verlaufsschema bestimmt die Einsätze und Dauern der Abschnitte. [4]
  • Das Werk wurde schließlich am 19. Juni 1960 beim Musikfest der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik in Köln urauaufgeführt. [5] Die Reaktionen waren eher negativ, da sein Werk ein radikaler Bruch mit der damals unter zeitgenössischen Komponisten fast schon kanonischen Technik der Seriellen Musik war.

Musik

  • Die Komposition bricht mit der jahrhundertelangen Tradition, Musikwerke mittels diskreter Notenwerte/Tonhöhen und rhytmischer Notendauern und deren Verarbeitung aufzubauen.
  • Stattdessen baut Ligeti sich wandelnde, statische Klangflächen auf. Meist aus Sekundintervallen gebildete Cluster ergeben geschichtete Klangfelder, in die quasi als Signale Einzelfiguren und figurative Bewegungsfelder eingeschoben sind. Ligeti meinte dazu u.a.:
"Die Form, wenn es keine Melodik und keine Rhythmik mehr gibt, das Formgeschehen, ist eine Art von kausaler Verkettung. Es sind zuerst Zustände, die Zustände werden gestört, die Störungen ändern die Zustände, die Zustände wirken auf die Störungen zurück, also ein dialektischer Zusammenhang zwischen Zuständen und Störungen. Hier gibt es also auch eine Entwicklungsform, aber im Gegensatz zu aller bisherigen Musik weder im motivisch-thematischen noch im Debussyschen Sinne vegetativen Wachstums, sondern in Zustände und Zerstörung der Zustände und Umkippen." [6]
  • Formbildend wurden nach Ligeti beim Werk "Modifikationen im Inneren der Klangflächen, feinste Veränderungen der Dichte, der Geräuschhaftigkeit und der Verwebungsart, das Einanderablösen, Einanderdurchstechen und Ineinanderfließen klingender Flächen und Massen." [7]
  • Das zwischen acht und neun Minuten dauernde Werk besteht aus zwei Sätzen, die mit Lento und Agitato bezeichnet sind.

Lento

  • Der Satz beginnt mit einem langen Halbton-Cluster (dis und e) tief in den Kontrabässen, der vor Hörer eher nur als dunkles Brummen wahrgenommen wird.
  • Diese Klangfläche wird durch eine Clusterfeld der acht Celli in Terzen (f/a, ges/b, g/h, as/c) abgelöst.
  • Danach treten die sechs Kontrabässe und die Bratschen dazu, und bilden einen schließlich 22-stimmigen Klangkomplex.
  • Alles steht bislang im Pianissimo.
  • Wichtig sind ganztaktige Pausen, wie bsp. in Takt 12, 20, 31 und 32.
  • Höher klingende Instrumente wie Harfe, Celesta, Cembalo sowie Holz- und Blechbläser bringen kürzere Clustereinwürfe.
  • Generell sind die flächigeren und länger ausgehaltenen Cluster meist in den tieferen Streicherregionen liegend, und die kürzeren, Störungen verursachenden Cluster in höheren Lagen in anderen Instrumenten.
  • Mit einem ffff-Schlag in Takt 30 endet ein erster Abschnitt, und ein neues Klangfeld wird aufgebaut. In diesem sind die dunleren/tieferen Blöcke kürzer gehalten und werden zunehmend durch hellere/höhere Akzentuierungen gestört. Die Cluster werden durch tremolierende Bewegungen und figurative Elemente zunehmend belebt.
  • Ein den Hörer aufschreckender Schlag der Streicher und der Trommel leitet zu einem dritten Teil ab Takt 49 über. Hier wird der Differenzierungs- und Auflösungsprozess der Klangfelder entschieden vorangetrieben. Abstürzende Cluster, laute Blechbläsereinwürfe und größere figurative Sprünge, bsp. in Sexten und Nonen werden nun eingesetzt. [8]

Agitato

  • Der zweite Satz ist mit circa zweieinhalb Minuten deutlich kürzer als der erste Satz.
  • Er wird vom Musikwissenschaftler Erkki Salmenhara und auch Ligeti selber in drei Abschnitte gegliedert. Ligeti meinte dazu u.a.:
"Der erste Abschnitt wäre dieser mikropolyphone Wald mit den vielen einzelnen Pizzicati und den Bildern, der zweite wäre der mikropolyphone Kanon, und dann gibt es einen Ausklang mit verschiedenen Schlägen und Oszillationen." [9]
  • Erkki Salmenhara meinte zum zweiten Abschnitt des Satzes u.a.:
"Alle Melodie der 24 Violinen sind nach dem gleichen System gebaut und befolgen genau die gleiche Tonfolge. Ihre Stimmen werden jedoch rhythmisch dadurch differenziert, daß die gleichen Töne niemals gleichzeitig in den verschiedenen Stimmen auftreten. Eine Ausnahme bildet der enge, hohe Cluster, der am Anfang und bei der Fermate auftritt. Jede Stimme hat ihren individuellen Rhythmus." [10]

Links und Quellen

Siehe auch

Weblinks

Bilder / Fotos

Videos auf Youtube

Quellen

Literatur

  • Wolfgang Burde: Györgi Ligeti - Eine Monographie, Atlantis Musikbuch-Verlag, Zürich, 1993
  • Erkki Salmenhara: Das musikalische Material und seine Behandlung in den Werken Apparitions, Athmospehers, Aventures und Requiem von György Ligeti, G. Bosse, Helsinki, 1969

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Einzelnachweise

  1. Wolfgang Burde: Györgi Ligeti - Eine Monographie, Atlantis Musikbuch-Verlag, Zürich, 1993, S. 73, 109 und 114
  2. Benjamin R. Levy: Shades of the Studio - Electronic Influences on Ligeti's "Apparitions"; in Perspectives of New Music, Vol. 47, Nr. 2, 2009, S. 59
  3. zitiert nach Wolfgang Burde: Györgi Ligeti - Eine Monographie, Atlantis Musikbuch-Verlag, Zürich, 1993, S. 65
  4. Gianmario Borio: Apparitions - Entstehungsgeschichte und Werkgestalt; zitiert nach Wolfgang Burde: Györgi Ligeti - Eine Monographie, Atlantis Musikbuch-Verlag, Zürich, 1993, S. 109 und 263
  5. Amy Marie Bauer: Ligeti's Laments - Nostalgia - Exoticism and the Absolute, Ashgate Publishing Limited, 2011, S. 34
  6. Ligeti-Vorlesungen, Hamburg, Februar 1989
  7. György Ligeti / Apparitions für Orchester - Werkeinführung
  8. Wolfgang Burde: Györgi Ligeti - Eine Monographie, Atlantis Musikbuch-Verlag, Zürich, 1993, S. 114 ff.
  9. Ligeti-Vorlesungen, Hamburg, Februar 1989
  10. Erkki Salmenhara: Das musikalische Material und seine Behandlung in den Werken Apparitions, Athmospehers, Aventures und Requiem von György Ligeti, G. Bosse, Helsinki, 1969, S. 62

Andere Lexika

Wikipedia kennt dieses Lemma (Apparitions (Komposition von György Ligeti)) vermutlich nicht.