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Aus jüdischer Volkspoesie

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Aus jüdischer Volkspoesie (Iz evreiskoi narodnoi poesii) ist ein aus 11 Liedern bestehender Liederzyklus des russischen Komponisten Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch. Er komponierte den Zyklus im Jahr 1948 als op. 79 für Sopran, Mezzosopran, Tenor und Klavier (Vokal'nyi tsikl dlia soprano, kontral'to i tenora v soprovozhdenii fortepiano). Uraufgeführt wurde op. 79 dann wegen dem damaligen Antisemitismus der sowjet-bolschewistischen Diktatur erst im Jahr 1955 durch Schostakowitsch am Klavier und die Vokalisten Nina L'vovna Dorliak, Zara Dolukhanova und Alec Maslennikov. Wie stark die antisemitischen Ressentiments in der Sowjet-Diktatur damals waren kann man an der Tatsache erkennen dass der Zyklus zuerst im Jahr 1958 in Deutschland von der Edition Peters gedruckt wurde bevor er im Jahr 1961 erstmalig in einem sowjetischen Druck erschien. [1] Ebenfalls im Jahr 1948 erstellte der Komponist eine Orchesterfassung des Zyklus (op. 79a) die im Jahr 1963 uraufgeführt wurde. Der Zyklus verwendet in das russische übersetzte Texte der jüdischen Volksmusik aus dem von Y.M. Dobrushin, A.D. Yuditsky und Y.M. Sokolov verfassten Buch Jewish Folk Songs (Evreiskie narodnye pesni). [2]

Die einzelnen Lieder

Die Titel der einzelnen Lieder lauten:

  • Klagelied für ein gestorbenes Kind (Плач об умершем младенце)
  • Die fürsorgliche Mutter (Заботливые мама и тётя)
  • Wiegenlied (Колыбельная)
  • Vor der langen Trennung (Перед долгой разлукой)
  • Warnung (Предостережение)
  • Der verlassene Vater (Брошеный отец)
  • Das Lied von der Not (Песня о нужде)
  • Winter (Зима)
  • Das schöne Leben (Хорошая жизнь)
  • Lied des Mädchens (Песня девушки)
  • Das Glück (Щастье)

Während die ersten acht Lieder eher vom traditionellen, ländlichen jüdischen Leben mit seinen alltäglichen Sorgen, Nöten und Freuden von der Wiege bis zu Bahre handeln, stimmen die letzten drei Lieder einen Lobpreis auf das angeblich deutlich verbesserte und glückliche Leben der Juden unter der sowjet-bolschewistischen Diktatur des Massenmörders Stalin an. Schostakowitsch hat diese Realitätsverzerrung gegen Ende des Zyklus wohl angehängt, umdamit der stalinistischen Zensurbehörde etwas entgegenzukommen.

Schostakowitsch und die jüdische Volksmusik

Wie viele andere Komponisten des späten 19. und des 20. Jahrhunderts ließ sich auch Schostakowitsch von verschiedenen Volksmusiktraditionen inspirieren, und studierte zu diesem Zweck auch musikethnologische Fachliteratur und Transkriptionen von Volksmusik. Typische Elemente jüdischer Volksmusik lassen sich in vielen Werken Schostakowitschs, wie z.B. dem Violinkonzert (op. 77), dem Cellokonzert (op. 107), den Streichquartetten Nr. 4 und 8 (op. 83 und 110), dem Piano-Trio Nr. 2 (op. 67), der 13. Sinfonie (op. 113), sogar den den 24 Präludien und Fugen (op. 87), und den Liedern aus jüdischer Volkspoesie nachweisen. [3] Schostakowischs Werk kann auch als in Musik ausgedrückter Protest gegen den Holocaust der NS-Regierung und besonders gegen den, speziell durch Stalins Antisemitismus-Kampagne ab 1949 später noch verstärkten, sowjet-bolschewistischen Antisemitismus gedeutet werden. [4] [5]

Schostakowitschs Weg zur jüdischen Musik

Schostakowitsch erster Kontakt mit jüdischer Volksmusik fand Anfang der 1940er Jahre statt. Er vervollständigte und orchestrierte ab 1942 die Oper Skripa Rothshilda (Rothschilds Violine) seines im Krieg gefallenen ehemaligen Schülers Venyamin Fleischmann, welche regen Gebrauch von musikalischen Idiomen der jüdischen Musik machte. Der mit Schostakowitschs befreundete polnisch-jüdische Komponist Mieczyslaw Weinberg reiste im Jahr 1943 auf Einladung Schostakowitschs nach Moskau. Es ist davon auszugehen dass Schostakowitsch mit dessen Werke wie Jewish Songs after Shmuel Halkin, Jewish Songs und anderen vertraut war. Einfluss auf Schostakowitsch hatte vermutlich auch die Dissertation des Musikethnologen Moisev Beregovsky über instrumentale jüdische Volksmusik aus dem Jahr 1944 am Moskauer Konservatorium an dem Schostakowitsch lehrte. Beregovsky hatte dafür tausende von Tonbandaufnahmen jüdischer Volksmusik gemacht und viele davon als Notenbeispiele transkribiert seiner Arbeit beigegeben.

Einzelnachweise

  1. Dorothea Redepenning: `And art made tongue-tied by authority` - Shostkovich`s song-cycles; in David Fanning: Shostakovich Studies, Cambridge University Press, New York, 1995, S. 207 (Fußnote Nr. 6)
  2. Joachim Braun: On Jewish music - Past and present, Verlag P. Lang, 2006, S. 279
  3. Judith Kuhn: Shostakovich in Dialogue - Form, Imagery and Ideas in Quartets 1-7, Ashgate, Burlington, 2010, S. 44, 51 und 56
  4. Ian MacDonald: The new Shostakovich, Verlag Fourth Estate, 1990, S. 197
  5. Anm.: Die These vom musikalischen Protest Schostakowitschs gegen den Antisemitismus in der Sowjetunion formulierten in den späten 1970er Jahren erstmalig Joachim Braun und Boris Schwartz. Braun chrakterisierte die Verwendung von Elemente jüdischer Musik durch Schostakowitsch als "hidden language of resistance".