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Der Fall von Berlin (Musik)

Aus PlusPedia
Version vom 10. Oktober 2025, 10:05 Uhr von Fmrauch (Diskussion | Beiträge)
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Der Fall von Berlin ist eine pathetische Komposition des russischen Komponisten Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch zur propagandistischen Verherrlichung Stalins und der Eroberung Berlins durch die sowjetischen Streitkräfte in der vom 16. April bis zum 2. Mai 1945 andauernden Schlacht um Berlin, die im Jahr 1949 für den gleichnamigen kommunistischen Propagandafilm (russisch Падение Берлина Padenije Berlina) komponiert wurde. Der in Farbe auf Agfacolor gedrehte, zweiteilige Film hatte am 21. Januar 1950 in Moskau Premiere.[1] Die Filmmusik wird als Schostakowitschs op. 82 geführt, und es gibt eine darauf beruhende Suite op. 82a, die auch 1949 entstand, sowie vier Ballett-Suiten für Orchester, die von 1949 bis 1953 von Levon Atovmyan arrangiert wurden.[2] Die einige Teile der Filmmusik enthaltende Suite aus der Filmmusik "Der Fall von Berlin"[3] ist ein Werk für Chor und Orchester, welches am 10. Juni 1950 uraufgeführt wurde; die einzelnen Teile dieser Suite heißen:

  • Einleitung
  • Szene am Fluss
  • Attacke
  • Im Garten
  • Sturm auf die Sejelowski-Hügel[4]
  • In der zerstörten Siedlung
  • Szene in der Metro
  • Finale

Dem zeitweise wegen seiner 4. Sinfonie (op. 43 von 1935–1936)[5] und anderer Werke in der Kritik der Sowjet-Diktatur stehenden Schostakowitsch, der ansonsten sehr modern komponierte, blieb wohl kaum eine andere Wahl, als mit Filmmusik und ähnlichen Werken wie seiner 5. Sinfonie (op. 47 von 1937), seiner 7. Sinfonie (op. 60 von 1939 oder 1940 bis 1941 entstanden),[6] dem Oratorium Das Lied von den Wäldern (op. 81) oder der Musik für den von Antiamerikanismus geprägten Hetzfilm Treffen an der Elbe von 1948 bzw. 1949 (op. 80 und als Suite 80a) im pathetisch-volkstümlichen und musikalisch konservativem Stil des Sozialistischen Realismus seine Linientreue unter Beweis zu stellen, um nicht dem stalinistischen Terror zum Opfer zu fallen und im Gulag zu enden.[7]

Das Werk kann wohl als Schostakowitschs konventionellste Komposition bezeichnet werden. Selbst in anderen, der Verherrlichung der Sowjetunion und des Vaterländischen Krieges gewidmeten und angepassten Kompositionen wie der 7. Sinfonie setzte Schostakowitsch modernere musikalische Mittel wie z.B. Bitonalität[8] und Polyrhythmik ein.[9] Trotzdem muss man anerkennen, dass Schostakowisch die ihm von der kommunistischen Diktatur abverlangten Anforderungen im Rahmen eines konventionellen Musikstils rein musikhandwerklich sehr gut gelöst hat.

Der Fall von Berlin ist auch aus heutiger Sicht immer noch eines Beispiele dafür, wie eine kommunistische Diktatur die begabtesten Künstler ihres Landes unter Androhung offener und nackter Gewalt dazu zwingt, weit unter ihren künstlerischen Möglichkeiten zu bleiben und simple und primitive Werke[10] zur Verherrlichung des Regimes zu verfassen.

Die Filmmusik

Das Vorspiel beginnt mit einer pathetischen Blechbläserfanfare, die vom Orchester aufgegriffen und begleitet wird. Einzelne "Molleintrübungen" beschwören einen typisch russischen Charakter. Nach einer Minute wird das Thema eher elegisch und friedlich von den Streicher intoniert, bevor es danach unter Hinzuziehung des gesamten Orchester inklusive des Schlagzeugs wieder zu hohlem Pathos gesteigert wird.[11] Es schließt sich ein fröhlicher Kinderchor an.

Die weiteren Stücke im ersten Teil des Films, welche das angeblich so friedliche Leben der russischen Bürger unter der Sowjetdiktatur vor der deutschen Invasion darstellen, sind unter anderem den Melodien aus Beethovens 6. Sinfonie nachgebildet. Ab der 14. Minute spielt ein Pianist die Étude Cis-moll Op. 2. Nr. 1 von Alexander Skrjabin. An manchen Stellen dient Marschmusik der Untermalung von Ereignissen.

Der Gipfel der Perversität wird im Abschnitt Stalins Garten erreicht, in dem der Massenmörder Stalin mit getragenem vierstimmigem Gesang dargestellt ist. Im Abschnitt Alyosha und Natalia in den Feldern / Angriff wird das Thema des ersten Abschnitts aufgegriffen. Darstellungen wie Hitlers Empfang bedienen sich propagandistisch musikalisch billigster Elemente wie z.B. einer militärisch wirkenden Melodie über einem simplen Marschrhythmus. Nach der Darstellung des Kampfes um die Seelöwer Höhen und um Berlin selber endet die Musik in einer Beschreibung der Ankunft von Stalin in Berlin mittels mehrstimmigem, russisch wirkendem Gesang.

Weblinks

  • 1. Teil des Films auf Youtube, Dauer 1:10 Stunde, mit englischen Untertiteln
  • 2. Teil des Films auf Youtube, Dauer 1:15 Stunde, mit englischen Untertiteln

Andere Lexika

Wikipedia kennt dieses Lemma (Der Fall von Berlin (Musik)) vermutlich nicht.

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Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Fall_von_Berlin#Produktion
  2. https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_compositions_by_Dmitri_Shostakovich
  3. Hans Sikorski: Dmitri Shostakovich, Verlag Sikorski Musikverlage, 2005, S. 104
  4. Damit sind die Seelower Höhen gemeint, die Musik ab hier hier gehört zum 2. Teil des Films
  5. dieses Werk wurde erst 1961 uraufgeführt
  6. https://de.wikipedia.org/wiki/7._Sinfonie_(Schostakowitsch)
  7. Zitat: "The composer Vano Muradeli claimed that Shostakovich had been saved only by his work on The Fall of Berlin, The Song of the Forests and The Sun Shines Over Our Motherland, which were written `on the edge of the abyss to which the Leader had shoved the composer`."; Zitiert nach John Riley: Dmitri Shostakovich - A Life in Film, Verlag Tauris & Co. Ltd, London, 2005, S. 68
  8. Zur Bitonalität im Werk von Schostakowitsch siehe z.B. auch den Abschnitt Das alte Dur in neuem Licht in Diether de la Motte: Kontrapunkt - Ein Lese- und Arbeitsbuch, dtv/Bärenreiter, 5. Aufl., München, 1994, S. 311 bis 315
  9. Boris Schwarz: Music and musical life in Soviet Russia - 1917-1970, Band II, Verlag Barrie and Jenkins, 1972, S. 82
  10. Joe Goldberg z.B. bezeichnete das Werk in What was Shostakovich Really Like? im Magazin Billboard vom 9. September 2000 als "hackwork" (Routinearbeit bzw. Geschmiere); Seite 44 Online nachzulesen.
  11. Aus dem CD-Booklet der Serie Die grossen Komponisten, Schostakowitsch - Moderne Meisterwerke, Masters Publishers BV MMIV, eine Jahresangabe findet sich dort nicht.