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Ratingen: Unterschied zwischen den Versionen
K →Einwohner: dto. |
→Geologie: heutiger Sprache angepasst |
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Nach kurzem Aufenthalte setzten die Allerhöchsten, Höchsten und Hohen Herrschaften die Reise nach Benrath mittelst dreier Extrazüge fort. | Nach kurzem Aufenthalte setzten die Allerhöchsten, Höchsten und Hohen Herrschaften die Reise nach Benrath mittelst dreier Extrazüge fort. | ||
== Geologie == | |||
Im westlich von Ratingen gelegenen Rheintal ist der Boden angeschwemmtes Land, welches zum größten Teil aus Lehm besteht. Die Altstadt steht auf einem Hügel von Grauwackenschiefer. Die letzten Ausläufer des Rheinischen Schiefergebirges sind aus demselben Gestein und umschließen den Ort im Norden, Osten und Südosten. Nördlich und südlich der Stadt findet sich der „Kohlenkalk“, ein blaugrauer, weiß geäderter seiner Brüchigkeit wegen zu monumentalen Zwecken nicht brauchbarer Marmor, der in mehreren größeren Tag – Bauten für Kunststraßen und zum Brennen von Kalk gefördert wird. Zwischen dem Marmor sind nicht selten schöne kristallinische Quarzgebilde eingefügt. | |||
Im westlich von Ratingen | |||
Nördlich und südlich der Stadt | |||
An größeren, mit bloßem Auge sichtbaren Versteinerungen kommen hier hauptsächlich vor: | An größeren, mit bloßem Auge sichtbaren Versteinerungen kommen hier hauptsächlich vor: | ||
murchisonia murchisonia ist eine Meeresschnecke, keine Muschel d. R., stringocephalus stringocephalus ist eine Brachiopode, keine Muschel d. R. und andere Muscheln, an Fischen dipterus usw. | murchisonia murchisonia ist eine Meeresschnecke, keine Muschel d. R., stringocephalus stringocephalus ist eine Brachiopode, keine Muschel d. R. und andere Muscheln, an Fischen dipterus usw. |
Version vom 2. August 2021, 22:47 Uhr
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Ratingen ist eine Stadt im Bundesland Nordrhein-Westfalen.
Geographische Lage
Die Stadt Ratingen liegt auf dem 51° 17’ 51’’ geographischer Breite; die geographische Länge 4° 32’ 3’’, also 18 Minuten und 4 Sekunden in Ortszeit östlich von Paris, 26 Minuten und 10 Sekunden westlich von Berlin, 20 Sekunden östlich der Düsseldorfer Sternwarte. Die Höhe über Düsseldorf beträgt gegen 70 Meter. Die Entfernung vom Rhein 8 Kilometer. Die Bürgermeisterei erstreckt sich im Osten bis zur ersten Höhe des bergischen Gebirges, im Westen in die Rheinebene, im Süden gehört dazu das hier erweiterte Thal der Schwarzbach, dagegen ist nach Norden die Grenze nahe der Städte diesseits des Angerbachs. Zum Landbestellgebiet gehören außer dem Gebiete der beiden Bürgermeistereien Ratingen und Eckamp, Teile der Bürgermeisterei Hubbelrath und Kaiserswerth.
Einwohner
Der Postort hatte im Jahre 1874 im Zustellbezirk 3.144 Bewohner. Nach der Zählung von 1875 hatte die Stadt 5311 Einwohner, darunter 4384 katholische, 888 evangelische und 39 jüdischen Glaubens. Es gab 634 Wohnhäuser.
Die Einwohner der Stadt gehörten im 19. Jahrhundert zu 90 % der katholischen und zu 10 % der unierten Kirche an, auf dem Lande stellte sich das Verhältnis etwas anders dar, und zwar wie 15 zu 65.
Der Sprache nach gehören die Einwohner Ratingens zu den Ober- oder Hochdeutschen, und zwar zu dem Stamme der Franken, doch ist die hiesige, niederrheinische Mundart mit vielen niederdeutschen Wörtern vermischt. Östlich der Stadt macht sich der Einfluss der westphälisch – niedersächsischen Mundart mehr als im Rheinthal geltend.
Wappen
Ratingen - in älteren Urkunden Rattingia (wohl lateinisch) genannt, führt im Wappen einen roten Löwen mit blauer Krone im silbernen Feld, der in der Pranke ein Rad hält - wohl eine Anspielung auf den Namen Rat. Es ist wahrscheinlich der Name der Stadt nicht vom Worte „Rad“ hergeleitet. Die Bezeichnung Roth, Rod, Rade in Ortsnamen bedeutet vielmehr ein von Menschen bereinigtes, gerodetes Land für den Ackerbau.
Geschichte
Über eine Gründung Ratingens als Stadt ist nichts bekannt, in dieser Gegend bestand der Ort schon zuvor, Anfang des 8. Jahrhunderts taucht er in Legenden und Sagen auf.
Als der heilige Suitbert im Anfang des 8ten Jahrhunderts an den Rhein zog, soll Ratingen bereits mit Mauer und Thurm beringt gewesen sein. Der britische Glaubensbote kam, sagt die nach jedem Kinde bekannte Legende, den heidnischen Bewohnern das Evangelium zu verkündigen, er betrat die Stadt durch das Düsseldorfer Thor, ward jedoch von (Seite 3) den „hartnäckigen“ Männern, die seine Worte nicht hören wollten, fortgetrieben. Aus dem Lintorfer Thor nun wollten seine Freunde nach Kaiserswerth ziehen, aber man stieß und drängte ihn fort und schlug das Thor heftig zu, dass dem heiligen Mann ein Daumen breit gequetscht ward In dem im Jahre 1879 abgebrochenen Thor – Thurme zeigte man da, wo die That geschehen noch den Stein, den der Daumen eingedrückt haben sollte. Vor der Stadt meldet die Legende dann weiter; bis nach Kaiserswerth erstreckte sich ein großer Wald; wo jetzt der Tiefenbruch liegt, führte die Straße beim heutigen Sackerhof an einem Schloss vorbei. Am „Rade“ genannt. Der heilige Suitbert bat hier um ein Almosen. Die „Gottlosen“ aber versagten solches und vertrieben ihn. Nun erhob der heilige Mann seine Stimme und verfluchte das Schloss, welches alsbald im Meer versank. Seit jener Zeit heißen die vom Sackerhof bis heute „Die Gottlosen“. Die Ratinger aber, dem Kennzeichen nach jetzt ein breiter platter Daumen ist, die „Hartnäcker“.
Das Jahr 708 ist das erste, welches die noch sagenhafte Geschichte nennt. Ein Herzog der Sachsen Namens Bruno übernachtete hier mit großem Gefolge. Zwischen ihm und dem Herrn des Orts entspann sich ein Streit, in Folge dessen er den letzteren und zwei Knechte tötete; im Zorn über diese That aber erhoben sich die Einwohner und erschlugen den Herzog mit seinem ganzen Gefolge. (Seite 4) Auf die Kunde von dem Geschehenen zerstörten die Sachsen Ratingen von Grund aus.
In der Mitte der Stadt, da wo Kirche und Rathaus sich erheben, stand in jenen Tagen die Burg; die Herren von Ratingen bald urkundlich dominus, bald agnastus genannt, sind wahrscheinlich in der Mitte des zwölften Jahrhunderts ausgestorben. Die Stadt muss damals bereits denselben Umfang gehabt wie jetzt, weil das zur Befestigung erforderliche Wasser des Sandbach nicht höher geleitet werden konnte; Ratingen war seines Umfanges wegen schon bei seiner Anlage castum und vicus, bald wieder auch urbs genannt. Von der Düssel bis zur Ruhr war urkundlich bis ins zwölfte Jahrhundert alles Wald; diese ein fränkischer Königsforst, stand mit den eingestreuten Orten und deren Insassen unter dem „comes palatinus Caesaris insulae – Kaiserswerth; unter den namhaft gemachten Orten wird auch Ratingen genannt; die Freiheiten und Rechte der „Herren von Ratingen“ werden demnach wohl nur sehr geringe gewesen sein. Vierhundert und vierzig Jahre nach der vorhin genannten Zeit, tritt die Geschichte der Stadt in eine durch vorhandene Urkunden beleuchtete Periode. Adolph V, Graf von Berg, erhielt 1178 von Kaiser Otto IV. zum Dank für die von ihm bei der streitigen Kaiserwahl gegen Philipp von Schwaben geleistete Hilfe Stadt und (Seite 5) Burg Ratingen zu Lehen – 1147 war die Kunst Klingen zu schmieden im zweiten Kriegszuge von Damaskus mitgebracht und ward in der neuen Besatzung des Grafen, der vor D… gefallen ist, eingebürgert. Die neue Kunst war in der waffenfrohen Zeit der Kreuzzüge bald ein lohnender Erwerbszweig, auch Pantzer und Harnische wurden gefertigt mit denen Händler das Land weit und breit durchzogen.
Ratinger Kaufleute wurden unter anderem bei einer solchen Reise 1276 in der Gegend von Kreuznach geplündert; über diese Wegelagerei entspann sich mit dem Burggrafen von Stromberg (?) eine Fehde. Der Graf Adolf VII von Berg ( nicht Adolf VII. , sondern Adolf V. d. R.) und seine Gemahlin Elisabeth Gräfin von Berg gaben unterm 12tem Dezember 1276 der Stadt Ratingen einen mit wohl erhaltenen Siegeln noch vorhandenen Freiheitsbriefe in dem eine Stadtverfassung, Steuer und Zollfreiheit und eigenes Gericht verliehen wurde. Die Verwaltung ward einem Bürgermeister und 8 Schöffen (1301 in einer neuen bestätigten Urkunde von Graf Wilhelm I nur 4 Schöffen) übertragen, deren jährliche Ergänzung aus 3 vorgeschlagenen Candidaten der Graf sich vorbehielt. Das Bestätigungsrecht bestand urkundlich noch 1668. Die Bürgermeister und die 8 Schöffen bildeten das Gericht. (Seite 6) 1811 als Napoleon das französische Recht einführte, gab es noch 4 Schöffen. Im Februar des folgenden Jahres – 1277 – verlieh derselbe Graf den Bürgern das Recht zum Vortheil der Stadt eine Accise anzuordnen und wieder aufzuheben, behielt sich aber dabei vor, wenn die Stadt sein würde, die von Fremden erhobene Accise für seine Rechnung einnehmen zu lassen.
Dem Landesherren, der nicht in Ratingen wohnen wollte, lag wenig an der Erhaltung der Burg; mehr an der Wehrhaftmachung und Hebung der Stadt. Es ist nicht unwahrscheinlich; dass die Burg in den folgenden Jahren wenigstens teilweise abgebrochen und an deren Stelle die katholische Kirche, die aus dieser Zeit stammt, erbaut worden ist. Die Streitigkeiten König Albrecht I. mit den rheinischen Erzbischöfen von Mainz und Cöln von denen namentlich die letzteren eine Erwerbung der Herrschaften von Berg, Jülich und Mark im Auge behielten, wurden von den Grafen von Berg mit ausgefochten; in dieser Fehde plünderten im Jahre 1305 die Cölner die Stadt Ratingen, behielten diese aber nicht, dieselbe verblieb dem Grafen von Berg.
Ob diese Plünderung oder welche andere Ursache der Grund zu dem Fortzuge der Panzerschmiede „Slypermeyster“ nach Solingen war, ist nicht bekannt, jedenfalls fand diese Übersiedlung im 14ten Jahrhundert statt, denn auf mehreren Urkunden findet sich aus dieser (weiter Seite 7 d. R.) ————————— acta genannt werden: 1 Waffenschmied, 2 Panzerschmiede, 3 Ringelpanzerschmiede (?), und 4 Messerschmiede. Die 4 Innungen bildeten eine Zunft. Nach dem Nationalen Wochenbl. Nr. 52 1875 fand eine andere Eroberung &. Plünderung durch Cölner Kriegsleute 1406 unter Herzog von Cön … 370 statt, wobei Ratingen „in Flammen aufging. ———— (Seite 7) dieser Zeit die Bemerkung, diese Rente ist von den Slypermeystern „den Gasthausmeystern transportirt“; es hatte also ein Verkauf der Rente der Zunft stattgehabt und ward diese demnach aufgelöst. Während die Kunst- und Waffenschmiede in Solingen den Grund legten zu der noch heute blühenden Messer- und Stahlwarenfabrication, war ihr Fortzug für Ratingen, das ohne Grundbesitz, auf die Tüchtigkeit seiner Bürger im Handwerk angewiesen war, ein beklagenswerther Verlust, denn ein neuer Industriezweig … dem Orte nicht. Ackerbau ward von den …bürgern, die nur wenig Land besaßen, in geringerem Umfange betrieben und die Ansprüche, die die Gemeinde an den Eingaben(?) machte, waren hoch. Im Anfang des 14. Jahrhunderts wird von dem Herzog von Berg für weitere Befestigung der Stadt Ringe … und nach einer vorhandenen Urkunde verordnet im Jahre 1472 Bürgermeister, Schöffen, Rath und die Zunftmeister mit Zustimmung des Herzogs Gerhard von Jülich und Berg, dass sowohl zünftige als auch andere Bürger, „Harnisch, Pantzer, Hundskugel und eisernen Hut“ haben sollten. Zwei Rittmeister haben die wehrhaften Bürger, über die eine zweimalige Schau jährlich gehalten wird, anzuführen. Wenn auch der Verlust seines Kunstgewerbes dem Orte die Quelle (Seite 8) Quelle seines Wohlstandes genommen hatte, so stand doch Ratingen im fünfzehnten Jahrhundert noch auf dem Gipfel seiner Blüthe und seines Ansehens, um den in den folgenden Jahrhunderten immer wieder durch Kriege und Wirren der Zeiten, langsam mehr und mehr zu sinken. Jetzt lieh die Stadt ihrem Landesherren mehrfach hohe Summen oder verbürgte sich für noch bedeutendere, ohne aber für diese Leistungen verhältnismäßige Erwerbungen zu machen oder werthvolle Freiheiten sich zu erringen, wozu die Zeit noch angethan gewesen wäre. Eine hervorragende Persönlichkeit auf dem Bürgermeistersitze oder im Rathe hat es aber auch zu damaliger zeit wohl nicht gegeben, denn keinen Manne hat eine dankbare Nachwelt bewahrt; die Geschlechter kommen und gehen, bedeutendes wird weder erworben noch hervorgebracht.
Die häufigen Gelddarlehn und Bürgschaften hatten dann auch wie erklärlich ihre gefahrvollen Seiten; im Anfang des sechzehnten Jahrhunderts war die Stadt in einen Prozess wegen Schuld verwickelt, in Folge dessen das Reichs – Kammer – Gericht die Reichsacht verhängte; Kaiser Maximilian hob dieselbe jedoch nach Ordnung der Angelegenheit mit den Cölner Gläubigern bereits (Seite 9) bereits 1505 wieder auf.
1510 ist dann die Stadt in „ihrer Gewerblichkeit“ so zurückgekommen, dass sie ihre „Thürme, Thore, Mauern und Wälle“ vernachlässigte; zur Wiederaufhilfe derselben verlieh Herzog Wilhelm mehrere Privilegien im Amte Angermund. Die neu errichtete Accise Einkünfte sollten wiederum zum „Baue“ – zur Befestigung der Stadt verwendet werden. Die von Herzog Wilhelm 1549 im bergischen eingeführte Reformation unterdrückte bestrafte den Herzog in dem er ihm Geldern nahm, die Religions – Händel brachten hier viel Schaden und Nachtheil. Inzwischen hatte sich die Stadtverfassung von 1276 bzw. 1301 erweitert. Ende des sechzehnten Jahrhunderts finden wir zwei Bürgermeister, einen regierenden, der am Holzfahrtstage anfangs Mai gewählt wurde, und einen ruhenden, den des abgewichenen Jahres. Dem Bürgermeister stehen zwei Beigeordnete zur Seite, die vorzugsweise den Stamm Schöffen fuhren; die ursprünglichen 8 Schöffen werden jetzt „Rath“ genannt, der sich in einen Alt- und Jung-Rath theilte. Außerdem bestanden noch „die Vierundzwanzig“; welche die Interessen der Bürgerschaft in den Rathsversammlungen wahrnahmen. Bürgermeister, Schöffen und Rath bildeten das Stadtgericht, dem ein landesherrlicher Richter (Seite 10) Richter präsidierte; letzterer leitete nicht allein die Prozesse, sonder fällte auch das Urtheil. Für die Außen – Städter bestand in Brüggen ein Freigericht.
Der „Dreißigjährige Krieg“ brachte der Stadt und ihren Bürgern harte Drangsale, namentlich wird das Jahr 1641 als ein schweres genannt, da der Kaiserliche Obrist Menter Ratingen mit seinen Truppen besetzt hielt. Pfalzgraf Philip Wilhelm, Herzog zu Jülich, Berg etc. bestätigte 1661 den vier bergischen „Hauptstädten“, die in der Urkunden nach ihrem Alter stets in derselben Reihenfolge genannt werden, nämlich Lennep, Ratingen, Düsseldorf und Wipperfürth, die eine mittelbare Landstandschaft, neben der directen Erhebung der Steuern und Stadtgefälle den Rathsverwandten ward ihr eximirter Gerichtsstand 1672 bestätigt.
So genannte „Vorstädte“ (Vorwirten (?)) bestanden hier bis in die Mitte des siebzehnten Jahrhunderts; weil ihre Unterhaltung und Restauration zu kostspielig ward, ließ der Magistrat sie abreißen. Die letzten Reste von Wohlstand vernichtete das achtzehnte Jahrhundert. Von 1701 bis 1714 während des spanischen Erbfolge Krieges folgte ein fremder Heerhaufen dem anderen. (Seite 11) Das nahe Kaiserswerth ward belagert und auch Ratingen bis aufs Äußerste durch Kriegssturm und Requisitionen erschöpft. Am 27. August 1738 war eine große Feuersbrunst. Dann aber folgten im siebenjährigen Kriege die schwersten Zeiten (nach dem hiesigen Stadtbuch), so dass sich die Stadt kaum wieder erholen konnte. Die Stadt ohne nachhaltige Erwerbsquellen, ohne Industrie und Handel war jetzt soweit gesunken, dass sie kaum noch eine Stadt zu nennen war. Die mächtig aufstrebenden Städte der Nachbarschaft, namentlich Düsseldorf, waren der Grund zu dem „Kränkeln, Abmagern und Absterben“ des alten Frankendorfes oder Städtchens, welches sich im Mittelalter einer gewissen Blüthe und soliden Wohlstandes erfreut hatte. Doch zum völligen Absterben hat es nicht kommen sollen. Unserem Jahrhundert war es vorbehalten, neues Bluth in die alten Adern zu gießen und eine bessere Zeit wenigstens anzubahnen. Über die pfalz – bergische Zeit ist nichts von Belang zu berichten. 1806 trat Bayern Berg an Frankreich ab und Ratingen ward französisch. 1815 kam Ratingen an Preußen und damit auch bessere Tage. Die Schätze des Bodens, Marmor und Thon, wurden weiter erschlossen und nutzbar gemacht, Arbeiter fanden Verdienst und neue Stadttheile entstanden.
(Seite 12) Im Jahre 1774 hatte Ratingen 1673 Einwohner
Im Jahre 1776 1611 Einwohner
1823 3365 1826 3570 1829 3691 1830 3736 1837 3907 1838 3949 1841 3896 1842 4037 1844 4054 1845 4060 1848 4194 1849 4196 1850 4328 1863 5280 1867 5143 1868 5185 1869 5166 1870 5197 1871 5257 1872 5190 1873 5270 1874 5163 1875 5317 1878 5317 1880 5261 Bad…… 7145 Einwohner 1885 5586 7060 1890 6578 8285 1895 7879 9477 1900 10.595 12426
(Seite 13) Im Landbestellbezirk liegt: Homberg, wo eine Postagentur 1872 eingerichtet ist; die weithin sichtbare romanische Kirche ist aus dem 11ten oder 12ten Jahrhundert. Ferner:
Die alte Burg „Gräfgenstein“, sehr schön und hoch über dem prächtigen Angerthal belegen und endlich:
Die Burg „Haus zum Haus“ mit starken theils sehr wohl erhaltenen vier Thürmen im Quadrat erbaut; das vor der Burg errichtete Thor ist aus der Zopf – Periode. - 1568 ist Diet. V. d. Horst wegen seiner Gemahlin Elisabeth von Haus „Erbgrundherr und Holzgraf der Ratinger Gemarken“, 1626 hatte ein anderer D. von Horst die Burg „zum Haus“ in Besitz. Des später errichteten Vorbaues wegen hieß die Burg nach dieser Zeit „Haus zum Haus“
(andere Handschrift d. R.) Zu der Zeit vom 2ten bis einschließlich 8ten September 1877 hielt das Königliche 7te Armeecorps seine große Herbstübung theilweise in unmittelbarer Umgebung von Ratingen ab.
Am letzten Manövertage mittags 1 Uhr trafen, zu Wagen vom Manöverfelde kommend, Seine Majestät der Deutsche Kaiser Wilhelm I. und Ihre Majestät die Deutsche Kaiserin Augusta am hiesigen prächtig geschmückten Bergisch – Märkischen Bahnhofe ein, jubelnd empfangen von einer begeisterten, nach mehreren Tausend zählenden Menschenmenge. Im
(Seite 14) Im glänzenden Gefolge Seiner Majestät des Kaisers wurden bemerkt und lebhaft begrüßt, Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz des Deutschen Reichs, Ihre Königliche Hoheiten, die Prinzen Carl und Friedrich Carl; ferner die General Feldmarschälle Graf von Moltke und Freiherr von Manteuffel.
Nach kurzem Aufenthalte setzten die Allerhöchsten, Höchsten und Hohen Herrschaften die Reise nach Benrath mittelst dreier Extrazüge fort.
Geologie
Im westlich von Ratingen gelegenen Rheintal ist der Boden angeschwemmtes Land, welches zum größten Teil aus Lehm besteht. Die Altstadt steht auf einem Hügel von Grauwackenschiefer. Die letzten Ausläufer des Rheinischen Schiefergebirges sind aus demselben Gestein und umschließen den Ort im Norden, Osten und Südosten. Nördlich und südlich der Stadt findet sich der „Kohlenkalk“, ein blaugrauer, weiß geäderter seiner Brüchigkeit wegen zu monumentalen Zwecken nicht brauchbarer Marmor, der in mehreren größeren Tag – Bauten für Kunststraßen und zum Brennen von Kalk gefördert wird. Zwischen dem Marmor sind nicht selten schöne kristallinische Quarzgebilde eingefügt. An größeren, mit bloßem Auge sichtbaren Versteinerungen kommen hier hauptsächlich vor: murchisonia murchisonia ist eine Meeresschnecke, keine Muschel d. R., stringocephalus stringocephalus ist eine Brachiopode, keine Muschel d. R. und andere Muscheln, an Fischen dipterus usw. Der an der Oberfläche der Regel nach bald verwitternde Grauwackenschiefer hier „Rottel“ genannt, bildet eine ziemlich magere Bodenkrume, die bei gehöriger Bearbeitung und guter Düngung einen mäßigen Ertrag liefert.
Reiche Thonlager geben das Material zu ausgezeichneten blauen Dachziegeln; Mauersteine erden in großer Anzahl, jetzt auch feuerfeste Steine in einer neuen Fabrik gebrannt; große nahe der Stadt belegene Waldungen enthalten das schönste Bauholz, so dass Bau Materialien verhältnismäßig billig und leicht zu haben sind. Die Wälder in der Stadt bestehen größtentheils aus Buchen und Tannen, weniger aus Eichenbäumen. Als Trinkwasser wird fast ausschließlich das in reichlicher Menge vorhandene Brunnenwasser benutzt, welches jedoch wegen seines Gehalts an kohlen- und schwefelsaurem Kalk zum Kochen weniger geeignet ist. Zum Waschen wird nur Regen bzw. Bachwasser verwandt. Auf den Gesundheitszustand glaubten einige hier bisher einen nachtheiligen Einfluss des Wassers nicht finden zu dürfen; neuere Untersuchungen lassen aber namentlich die Güte des Wassers im „Oberdorf“ stark bezweifeln. Epidemien haben, wenn solche eingeschleppt, einen günstigen Verlauf und ansteckende Krankheiten bis dahin der Stadt fern geblieben. Die Einwohner rühmen gern die besonders günstigen Gesundheitsverhältnisse und die auch klimatisch angenehme Lage der Stadt, die von Berg und Wald geschützt, den kalten Winden keinen Zutritt gestattet.
Literatur
- Beihefte zur Statistik der Kaiserlichen Postverwaltung in Ratingen (vermutlich von Postmeister Röper 1874 begonnen), aus: Dokumente zu: Postgeschichte Ratingens, Oberpostdirektion Düsseldorf, Heutiger Standort der Ablichtung im Stadtarchiv Ratingen Signatur 6 B / 4 (daraus stammen Teile des vorgehenden Textes)
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