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| [[Datei:Birlikte - Podiumsdiskussion-0454.jpg|mini|Anetta Kahane, Podiumsdiskussion am 9. Juni 2014 im Rahmen des Kulturfestes „Birlikte – 10 Jahre nach dem Nagelbombenanschlag in der Keupstraße“]] | | '''Anetta Kahane''' (*1954 in Ost-Berlin/[[DDR]]) ist eine deutsche [[Journalist]]in, ehemalige Mitarbeiterin des [[DDR]]-Staatssicherheitsdienstes (Stasi), [[Kampf gegen Rechts|Gegen-Rechts]]-Aktivistin und Mitbegründerin und hauptamtliche Vorsitzende der [[Amadeu Antonio Stiftung]]. In ihrer Stasi-Zeit sammelte sie Informationen vor allem über Ausländer, um diese zu erpressen.<ref>[http://sciencefiles.org/2015/10/26/erst-sauline-dann-pauline-die-merkwuerdige-wandlung-der-anetta-kahane/]</ref><ref>[http://www.welt.de/politik/deutschland/article1212415/Birthler-Behoerde-liess-Stasi-Spitzel-einladen.html Bericht in der Welt]</ref> |
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| '''Anetta Kahane''' (* [[1954]] in [[Ost-Berlin]]<ref>Elmar Balster (Hrsg.): ''Augenblicke. Portraits von Juden in Deutschland'', Mosse Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-935097-08-5, S. 45.<br />Charlotte Langenkamp: [http://www.taz.de/!5097180/ ''Anetta Kahane über Neonazis: „Öko von Nazis hat keinen Wert“''.] Interview in der [[Die Tageszeitung|taz]], 30. März 2012, abgerufen am 16. August 2016.<br />Gerald Beyrodt: [http://www.deutschlandradiokultur.de/stumme-ausgrenzung.1079.de.html?dram:article_id=176137 ''Stumme Ausgrenzung. Juden in der DDR''.] [[Deutschlandradio]] Kultur, 6. November 2009, abgerufen am 16. August 2016.</ref><ref name="Jander">[[Martin Jander]]: [http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-5109 Rezension zu: Kahane, Anetta: ''Ich sehe was, was du nicht siehst. Meine deutschen Geschichten''. Berlin 2004, in: H-Soz-Kult, 3. November 2004]</ref>) ist eine deutsche [[Journalist]]in, [[Menschenrechtsaktivist]]in sowie Gründerin und Vorsitzende der [[Amadeu Antonio Stiftung]].
| | == Vita == |
| | === Privates === |
| | ==== Mitgliedschaften ==== |
| | * 1998 war Anetta Kahane als Stiftungsratvorsitzende an der Gründung der [[Amadeu Antonio Stiftung]] beteiligt. |
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| Sie ist regelmäßige Kolumnistin der [[Berliner Zeitung]]<ref>{{Internetquelle |url=http://www.berliner-zeitung.de/wirueberuns,24251884,27055274.html |titel=Wir über uns: Anetta Kahane |werk=[[Berliner Zeitung]] |archiv-url=https://web.archive.org/web/20150815095734/http://www.berliner-zeitung.de/wirueberuns,24251884,27055274.html |archiv-datum=2015-08-15 |zugriff=2016-03-02}}</ref> und der [[Frankfurter Rundschau]].<ref>[http://www.fr-online.de/themen/kahane--anetta,27582818,30144506.html ''Kahane, Anetta (FR-Kolumnistin)''.] [[Frankfurter Rundschau]], abgerufen am 15. Juli 2016.</ref>
| | ==== Ehrungen ==== |
| | ==== Zitate ==== |
| | *''"Aus diesem Grund gibt es im Osten des Landes noch immer weniger als 1% sichtbare Minoritäten und somit kann man sagen, dass dieser Teil des Landes weiß geblieben ist. Nicht nur “ausländerfrei”, sondern weiß. Bis heute ist es anstrengend, schwierig, mühsam bis unmöglich die lokalen Autoritäten davon zu überzeugen, dass dieser Zustand ein Problem ist, gegen das sie aktiv werden sollten."''<ref name="publikative1">[http://www.publikative.org/2012/08/02/der-brand-der-nie-geloscht-wurde/comment-page-1/#comment-94857] Anetta Kahane: ''Der Brand, der nie gelöscht wurde'', in: [[Publikative.org]] (02. August 2012).</ref> |
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| == Leben == | | === Ausbildung === |
| === Familie, Ausbildung und Weltanschauung ===
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| Anetta Kahane wuchs im Stadtbezirk [[Berlin-Pankow|Pankow]] auf.<ref name="Sabine am Orde" /><ref name="Jander" /> Sie ist die Tochter des Journalisten [[Max Kahane]] und der Künstlerin [[Doris Kahane]], beide aus jüdischen Familien. Religion spielte in ihrer Familie jedoch keine Rolle. Ihr Vater war bekennender Kommunist, der vor dem [[Zeit des Nationalsozialismus|nationalsozialistischen Regime]] aus Deutschland fliehen musste. Ihre Eltern waren in der [[Résistance]] und überlebten im Exil. Ihr Bruder ist der Filmregisseur [[Peter Kahane]]. Als sie drei Jahre alt war, zog sie mit ihrer Familie für drei Jahre nach [[Neu-Delhi]], wo ihr Vater als Auslandskorrespondent für DDR-Zeitungen arbeitete.<ref>Anetta Kahane: ''Ich sehe was, was du nicht siehst'', S. 5</ref> 1963 war sie mit ihren Eltern eine Zeit lang in Brasilien.<ref>Anetta Kahane: ''Ich sehe was, was du nicht siehst'', S. 21ff</ref><ref name="Sabine am Orde" /> Bis zu ihrer Ausreise lebte sie in der [[DDR]].
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| Sie studierte [[Lateinamerikanistik]] an der [[Universität Rostock]]. Nach dem Diplomabschluss arbeitete sie als Portugiesisch-Lehrerin an der [[Humboldt-Universität]], dann als freie [[Literaturübersetzer]]in<ref>[http://www.tagesspiegel.de/berlin/sechs-jahre-im/353374.html ''Sechs Jahre IM''.] [[Der Tagesspiegel]], 10. Oktober 2002, abgerufen am 23. Juli 2016.</ref> und Dolmetscherin.
| | === Beruflicher Werdegang === |
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| | === Spezialbereich 1 === |
| | === Spezialbereich 2 === |
| | === Spezialbereich 3 === |
| | --> |
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| Kahane bekennt sich seit ihrer Jugend zum jüdischen Glauben.<ref>[[Micha Brumlik]]: [http://www.taz.de/1/archiv/?dig=2004/06/26/a0309 ''Iphigenie in der Uckermark''.] [[Die Tageszeitung|taz]], 26.Juni 2004, abgerufen am 25. Juli 2016.</ref> Über [[Antisemitismus (nach 1945)|Antisemitismus]] in der DDR sagte sie in einem Interview: „Alles Jüdische, einschließlich der Judenfeindschaft, war dort ein Tabu […] Man hat das Thema quasi unsichtbar gemacht. Und damit den Bürgern die Möglichkeit genommen, sich mit Juden auseinanderzusetzen. Der Antisemitismus, den es in der DDR auf jeden Fall gab, war sehr subtil und trat vorrangig durch politische, kulturelle und israelfeindliche Stereotype zutage.“<ref>Katrin Richter: [http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/9374/highlight/Anetta&Kahane&Ost-&Berlin ''Interview: „Alles Jüdische war in der DDR ein Tabu“''.] [[Jüdische Allgemeine]], 23. Dezember 2010, abgerufen am 16. August 2016.</ref> Zu ihrem Verhältnis zum [[Judentum]] und zu Deutschland erklärte sie 2004: „Der zentrale Gedanke des Judentums ist, Verantwortung für sich und die Gemeinschaft zu übernehmen – ohne zu missionieren. Meine Schwierigkeit war und ist es, einen Ort im Täterland zu finden. […] Gerechtigkeit ist das oberste Gebot im Judentum. Sobald ich aktiv werden konnte – mit der Wende –, habe ich das gemacht. Und ich werde es weiter tun.“<ref name="Sabine am Orde">Sabine am Orde: [http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2004/08/30/a0252 ''„Ich war nicht gemacht für die DDR“: Anetta Kahane''.] [[Die Tageszeitung|taz]], 30. August 2004, abgerufen am 25. Juli 2016.</ref>
| | == Auftritte == |
| | | {{Vorlage:MaybritIllner20111124|<!--ParamText=** Hier kann Text eingetragen werden-->}} |
| === Inoffizielle Mitarbeiterin (IM) der Stasi bis 1982, Ausreiseantrag 1986 ===
| | == Links und Quellen == |
| Nach der [[Ungesetzlicher Grenzübertritt|Flucht]] ihrer Freundin Dominique<ref>Anetta Kahane: ''Ich sehe was, was du nicht siehst'', S. 65–69.</ref> – Anetta Kahane hatte gerade Abitur gemacht und wollte studieren – wurde sie 1973 von der Stasi angesprochen. Kahanes Stasi-Akte umfasst knapp 800 Seiten. Laut Medienberichten notierte ihr Führungsoffizier zu Beginn ihrer Tätigkeit für das [[Ministerium für Staatssicherheit]] (MfS) der DDR, dass sie bereits beim zweiten Treffen „ehrlich und zuverlässig“ berichtet habe.<ref name="berlinerzeitung02022003">Thomas Rogalla: [http://www.berliner-zeitung.de/archiv/eine-stasi-debatte--die-nicht-beendet-wurde,10810590,10077072.html ''Eine Stasi-Debatte, die nicht beendet wurde.''] In: ''[[Berliner Zeitung]]'', 2. Februar 2003, abgerufen am 15. Juli 2016.</ref> Kahane belastete Dutzende Personen aus ihrem Umfeld, darunter viele Künstler, die sie im privaten Rahmen aushorchte, beispielsweise während einer Faschingsfeier, einer Hochzeit, eines Konzerts oder eines Stadtbummels. Sie berichtete etwa über einen ZDF-Reporter, Studenten Westberliner Universitäten sowie über in der DDR lebende Ausländer. In einem Bericht von 1976 über einen Kreis von Schriftstellern und Schauspielern heißt es beispielsweise: „Zu den Feinden der DDR gehören in erster Linie [[Klaus Brasch]] und [[Thomas Brasch]].“<ref>[http://www.welt.de/politik/deutschland/article1212415/Birthler-Behoerde-liess-Stasi-Spitzel-einladen.html ''Birthler-Behörde ließ Stasi-Spitzel einladen.''] In: ''[[Die Welt]]'', 25. September 2007, abgerufen am 15. Juli 2016.</ref>
| | === Siehe auch === |
| | | === Weblinks === |
| 1982, nach ihrer Rückkehr aus [[Mosambik]], wo sie als Übersetzerin gearbeitet hatte, brach Kahane die Zusammenarbeit mit dem MfS selbst ab. Sie wurde daraufhin von der [[Reisekader]]liste gestrichen. Ihr erster Ausreiseantrag 1982 wurde abgelehnt. [[Peter Schneider (Schriftsteller)|Peter Schneider]] zufolge wurde das Versagen des ostdeutschen [[Antifaschismus]] von nun an ihr Leitmotiv.<ref>Peter Schneider: ''Anetta Kahane and the Amadeo Antonio Foundation'', S. 219.</ref> 1986 stellte sie einen [[Ausreiseantrag]].<ref name="berlinerzeitung02022003" />
| | === Quellen === |
| | | === Literatur === |
| 2012 bestellte Kahane eine [[Gutachten#Abgrenzung|gutachterliche Stellungnahme]] bei dem Politikwissenschaftler und ehemaligen Pressesprecher der Fraktion [[Bündnis 90]] des Landtag Brandenburgs, [[Helmut Müller-Enbergs]], um zu prüfen, ob sie im Rahmen ihrer Kooperation mit der [[Stasi|DDR-Staatssicherheit]] Dritte „durch ihre Gespräche mit dem [[Ministerium für Staatssicherheit|MfS]] einen Nachteil gehabt“ habe.<ref name="gutachten27042012">{{Internetquelle |autor=[[Helmut Müller-Enbergs]] |url=https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/w/files/pdfs/gutachten-anetta-kahane.pdf |titel=Zusammenfassende gutachterliche Stellungnahme zu Frau Anetta Kahane und die DDR-Staatssicherheit |hrsg=[[Amadeu Antonio Stiftung]] |datum=2014-11-26 |zugriff=2016-07-15 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20160427062022/https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/w/files/pdfs/gutachten-anetta-kahane.pdf |archiv-datum=2016-04-27 |format=PDF; 7,4 MB}}</ref> Grundlage für die Prüfung waren ausschließlich von Kahane selbst zur Verfügung gestellte Akten (teils in Auszügen, teils vollumfänglich, teils vom [[Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen|BStU]] geschwärzt), persönliche Tagebücher, Korrespondenz, Fotos sowie direkte Gespräche mit dem Sachverständigen. Laut Gutachten enthielten die vorgelegten Unterlagen keine Indizien, dass sie mit ihrer IM-Tätigkeit Dritten geschadet habe, wobei der Autor voranstellt, „dass Informationen, gleich – welcher Art und Umfang – per se das Risiko enthalten konnten, Dritte zu benachteiligen“.<ref name="gutachten27042012" />
| | === Einzelnachweise === |
| | | <references/> |
| === Berufstätigkeit nach der Wende und Engagement gegen Rechtsextremismus ===
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| Während der [[Wende und friedliche Revolution in der DDR|politischen Wende]] in der DDR wurde Kahane erste und zugleich letzte [[Ausländerbeauftragter|Ausländerbeauftragte]] des [[Magistrat von Berlin|Magistrats von Berlin]]. 1991 gründete Kahane die ''[[Regionale Arbeitsstelle]] für Ausländerfragen, Jugendarbeit und Schule'' (RAA e.V.), deren Hauptbetätigung die Unterstützung und Trägerschaft verschiedener interkultureller Projekte in Schulen und im Schulumfeld ist. Im gleichen Jahr erhielt sie die [[Theodor-Heuss-Stiftung#Träger der Theodor Heuss Medaillen|Theodor-Heuss-Medaille]] stellvertretend mit anderen für „Die friedlichen Demonstranten des Herbstes 1989 in der damaligen DDR“.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.theodor-heuss-stiftung.de/wp-content/uploads/Jahresband-1991.pdf |titel=Theodor Heuss Preis 1991: Die friedlichen Demonstranten des Herbstes 1989 in der damaligen DDR |datum=1991 |zugriff=2016-07-16 |hrsg=[[Theodor-Heuss-Stiftung]] |format=PDF; 4,1 MB}}</ref> Seit 1997 ist sie Mitglied im Kuratorium der [[Theodor-Heuss-Stiftung]].
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| 1998 war sie als Stiftungsratvorsitzende an der Gründung der [[Amadeu Antonio Stiftung]] beteiligt. Seit 2003 ist sie hauptamtliche Vorsitzende der Stiftung. Für ihr Engagement gegen [[Fremdenfeindlichkeit]] und [[Rechtsextremismus]] erhielt sie 2002 den [[Moses-Mendelssohn-Preis]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.berlin.de/rbmskzl/aktuelles/pressemitteilungen/2002/pressemitteilung.46477.php |titel=Moses-Mendelssohn-Preis 2002 an Anetta Kahane |hrsg=Senatskanzlei des Regierenden Bürgermeisters von Berlin |datum=2002-07-04 |zugriff=2016-07-15}}</ref>
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| 2002 war Kahane als Nachfolgerin von [[Barbara John]] als Ausländerbeauftragte des [[Berliner Senat]]s im Gespräch.<ref name="berlinerzeitung02022003" /> Im Zuge einer obligatorischen Überprüfung im Zusammenhang mit ihrer geplanten Tätigkeit wurde bekannt, dass sie von 1974 bis 1982 unter dem Decknamen „Victoria“ [[Inoffizieller Mitarbeiter|Inoffizielle Mitarbeiterin]] des [[Ministerium für Staatssicherheit|Ministeriums für Staatssicherheit]] (MfS) war.<ref name="welt25092007">Uwe Müller: [http://www.welt.de/politik/deutschland/article1212415/Birthler-Behoerde-liess-Stasi-Spitzel-einladen.html ''Birthler-Behörde ließ Stasi-Spitzel einladen.''] In: ''[[Die Welt]]'', 25. September 2007, abgerufen am 15. Juli 2016.</ref> Nach Bekanntwerden ihrer IM-Tätigkeit teilte sie mit, dass sie für das Amt nicht zur Verfügung stehe. In ihrem 2004 erschienenen autobiografischen Buch ''Ich sehe was, was du nicht siehst. Meine deutschen Geschichten'' berichtet Anetta Kahane ausführlich über ihre Stasi-Tätigkeit<ref>Klaus Pokatzky: [http://www.deutschlandradiokultur.de/anetta-kahane-unbeirrbares-engagement-gegen-rechten-hass.970.de.html?dram:article_id=356256 ''Anetta Kahane. Unbeirrbares Engagement gegen rechten Hass''.] Deutschlandradio Kultur, 6. Juni 2016, abgerufen am 29. Juli 2016.</ref> und ihren Bruch mit der DDR.<ref>Martin Jander: [http://buecher.hagalil.com/rowohlt/kahane.htm ''Anetta Kahane über verdrängten Nationalsozialismus und Rassismus in der DDR''.] [[HaGalil]], 18. Juli 2004, abgerufen am 29. Juli 2016.</ref>
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| 2015 gehörte Kahane zusammen mit [[Deidre Berger]]<ref>[http://ajcberlin.org/de/team/deidre-berger-director ''Deidre Berger (Director)''.] Website des [[American Jewish Committee]] Berlin, abgerufen am 29. Juli 2016. Berger ist seit 2000 Direktorin AJC.</ref>, [[Micha Brumlik]], [[Stephan J. Kramer]] und [[Julius H. Schoeps]] zu den Gründern des „Netzwerks zur Erforschung und Bekämpfung des Antisemitismus“ (NEBA) mit dem Ziel ''jüdische Perspektiven zum Thema Antisemitismus zum Ausdruck zu bringen''.<ref>[http://www.hagalil.com/2015/02/experten-netzwerk/ ''Antisemitismus-Experten geben Gründung von Netzwerk bekannt''.] [[haGalil]], 26. Februar 2015, abgerufen am 29. Juli 2016.</ref> Gegenüber der [[Jüdische Allgemeine|Jüdischen Allgemeine]] sagte Kahane: „Wir wollen nicht nur über muslimischen Antisemitismus sprechen, sondern über die gesamte Judenfeindschaft, die aus allen Ecken und Enden hervorkriecht.“<ref>Martin Krauss: [http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/21672 ''„Einen anderen Akzent setzen“. Neues Netzwerk will Antisemitismus erforschen und bekämpfen''.] [[Jüdische Allgemeine]], 5. März 2015, abgerufen am 29. Juli 2016.</ref>
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| Kahane betrachtete 2015 den Umstand, dass in Ostdeutschland nur wenige Menschen leben, „die sichtbar Minderheiten angehören, die zum Beispiel schwarz sind“, als problematisch und bezeichnet es als „die größte Bankrotterklärung der deutschen Politik nach der Wende“, dass diese zugelassen habe, „dass ein Drittel des Staatsgebiets weiß blieb“.<ref name="kahane-2015-tagesspiegel">Andrea Dernbach, Cordula Eubel: [http://www.tagesspiegel.de/politik/fluechtlinge-in-deutschland-es-ist-zeit-fuer-einen-neuen-aufbau-ost/12062620.html ''Flüchtlinge in Deutschland: „Es ist Zeit für einen neuen Aufbau Ost“''.] In: ''[[Der Tagesspiegel]]'', 15. Juli 2015, abgerufen am 15. Juli 2016.</ref> Die Tatsache, dass es in weiten Teilen Ostdeutschlands keine sichtbaren Minderheiten gebe, bewirke dort „mehr Unerfahrenheit mit Fremden, mehr Abwehr“.<ref name="kahane-2015-tagesspiegel" /><ref name="kahane-2012-publikative">Anetta Kahane: [http://www.publikative.org/2012/08/02/der-brand-der-nie-geloscht-wurde/comment-page-1/#comment-94857 ''Der Brand, der nie gelöscht wurde''.] [[Publikative.org]], 2. August 2012, abgerufen am 15. Juli 2016.</ref> Kahane unterstützte damit explizit Baden-Württembergs Ministerpräsident [[Winfried Kretschmann|Kretschmann]], der vorschlug, mehr Flüchtlinge in östlichen Bundesländern unterzubringen. Der Osten müsse „emotional, kulturell“ erneuert werden, so Kahane.<ref name="kahane-2015-tagesspiegel" />
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| === Rechte Angriffe gegen Kahane === | |
| 2016 wurde Kahanes IM-Vergangenheit monatelang von Rechtspopulisten und Rechtsextremen für – zum Teil antisemitische – Hetzangriffe bis zu Morddrohungen gegen Kahane kampagnenartig instrumentalisiert.<ref name="sueddeutsche">Hanna Spanhel: [http://www.sueddeutsche.de/politik/rechtsextremismus-wenn-helfer-opfer-rechter-uebergriffe-werden-1.2966753 ''Rechtsextremismus. Wenn Helfer Opfer rechter Übergriffe werden''.] [[Süddeutsche Zeitung]], 26. April 2016, abgerufen am 29. Juli 2016.</ref> Kahane und die Stiftung schalteten Polizei und Justiz ein.<ref name="sueddeutsche" /><ref>Frank Jansen: [http://www.tagesspiegel.de/berlin/stasi-vorwuerfe-und-gewaltandrohung-rechtsextreme-hasswelle-gegen-amadeu-antonio-stiftung/13499832.html ''Stasi-Vorwürfe und Gewaltandrohung. Rechtsextreme Hasswelle gegen Amadeu-Antonio-Stiftung''.] [[Der Tagesspiegel]], 25. April 2016, abgerufen am 29. Juli 2016.</ref> Kahane verwies auf Müller-Enbergs Stellungnahme, demnach die Akten über sie keine Indizien dafür enthielten, dass sie mit ihrer IM-Tätigkeit Dritten geschadet habe. Sie betonte zudem, sie habe ihre Vergangenheit stets öffentlich gemacht und nie beschönigt.<ref>[http://www.netz-gegen-nazis.de/artikel/rechtsextreme-bedrohungskampagne-28917 ''Rechtsextreme Kampagne gegen die Amadeu Antonio Stiftung''.] Pressemitteilung der Amadeu Antonio Stiftung auf [[Netz gegen Nazis]], 25. April 2016, abgerufen am 29. Juli 2016.<br />Konrad Litschko: [http://taz.de/Einschuechterung-durch-Rechte/!5295141/ ''Hetze: Drohungen im Netz, Kleber an der Tür'']. In: ''[[die tageszeitung|taz]]'' vom 26. April 2016, S. 7.</ref> Hintergrund der Attacken sei laut der Süddeutschen Zeitung, dass die Antonio Amadeu Stiftung Teil der von Bundesjustizminister [[Heiko Maas]] ins Leben gerufenen Task-Force zum „Umgang mit rechtswidrigen Hassbotschaften im Internet“ ist.<ref name="sueddeutsche" />
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| == Veröffentlichungen == | |
| * ''Ich sehe was, was du nicht siehst. Meine deutschen Geschichten''. Rowohlt Verlag, Berlin, 2004, ISBN 978-3-87134-470-1 ([http://www.clio-online.de/default.aspx?tabid=40208174&ISBN=3-87134-470-2 Rezensionen])
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| '''Buchbeiträge'''
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| * ''Ich durfte, die anderen mußten …'' In: Vincent von Wroblewsky (Hrsg.): ''Zwischen Thora und Trabant. Juden in der DDR''. Aufbau-Verlag, Berlin, 1993, ISBN 3-7466-7011-X, S. 124–144
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| * ''Jude zu sein, ist in Deutschland ein Beruf''. In: Elmar Balster (Hrsg.): ''Augenblicke. Portraits von Juden in Deutschland''. Mosse Verlagshaus, Berlin 2003, ISBN 3-935097-08-5, S. 45–47
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| * ''Der Partisan aus Chemnitz''. In: Gisela Dachs (Hrsg.) im Auftrag des Leo-Baeck-Instituts Jerusalem: ''Proteste. Jüdische Rebellion in Jerusalem, New York und andernorts''. Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-633-54261-1, S. 59–71
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| == Auszeichnungen == | |
| (Zum Zeitpunkt beider Ehrungen war Kahanes Stasi-Tätigkeit noch nicht publik)<ref name="welt25092007" />
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| * 1991: [[Theodor-Heuss-Medaille]]
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| * 2002: [[Moses-Mendelssohn-Preis]] des Landes Berlin
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| == Literatur == | |
| * Peter Schneider: ''Anetta Kahane and the Amadeo Antonio Foundation'', in ders.: ''Berlin Now. The City After the Wall'', Farrar, Straus and Giroux, New York 2014, ISBN 978-0-374-25484-1, S. 216-226 ([[Englische Sprache|engl.]])
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| == Weblinks == | |
| {{Commonscat}}
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| * {{DNB-Portal|128903228}}
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| * {{Perlentaucher|anetta-kahane}}
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| * {{IMDb|nm2900346}}
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| * Julia Kuttner: [http://www.tagesschau.de/inland/interviewkahane100.html ''Interview zur Mordserie an Migranten: „Dieses Gelaber ist so unwürdig“.''] [[Tagesschau.de]], 16. November 2011
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| == Einzelnachweise ==
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| <references /> | |
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| [[Kategorie:Inoffizieller Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit]] | | [[Kategorie:Inoffizieller Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit]] |
| [[Kategorie:Journalist (Deutschland)]] | | [[Kategorie:Journalist (Deutschland)]] |
| | [[Kategorie:Kampf gegen Rechts]] |
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