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| '''Sexueller Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche''' ist ein Phänomen, das seit Mitte der 1990er Jahre weltweit größere öffentliche Aufmerksamkeit erhält. Die Sensibilisierung für das frühere Tabuthema hat viele Opfer ermutigt, selbst noch 30 oder 40 Jahre nach den Vorfällen ihre traumatischen Erlebnisse öffentlich zu machen. Sie berichten sowohl über Fälle [[Sexueller Missbrauch|sexuellen Missbrauchs]], insbesondere durch [[Priester]], [[Ordensgemeinschaft|Ordensleute]] und angestellte [[Erzieher]] innerhalb der [[Römisch-katholische Kirche|römisch-katholischen Kirche]] an [[Sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen|ihren Schutzbefohlenen]] und Untergebenen, als auch über den damaligen Umgang kirchlicher Stellen mit den Tätern und Opfern. | | '''Narcisse Théophile Patouillard''' (* [[2. Juni]] [[1854]] in [[Macornay]]; † [[30. März]] [[1926]] in [[Paris]]) war ein franzosischer [[Apotheker]] und [[Mykologie|Mykologe]]. Seine Dissertation an der [[Universität]] von Paris (''École Supériore de Pharmacie'') "Essay on taxonomique sur les families et les genres des Hymenomycetes" ([[1900]]) gab ihm eine weltweit anerkannte Autorität in der wissenschaftlichen Klassifizierung von [[Ständerpilze|Basidiomycota]] |
| | | {{SORTIERUNG:Patouillard, Narcisse Théophile}} |
| == Einführung ==
| | [[Kategorie:Mann]] |
| Nach Skandalen in Irland und den USA wurden seit Anfang 2010 auch in Deutschland [[Sexualstrafrecht|Sexualdelikte]] in katholischen Einrichtungen in größerem Umfang bekannt. Zum großen Teil hatte keine [[Strafverfolgung]] der Täter durch [[Staatsanwaltschaft]] oder [[Polizei]] stattgefunden. Opfer erhielten keinen oder unzureichenden Schutz. Daher steht das Verhalten kirchlicher Institutionen in der Kritik (siehe auch: [[Kirchenkritik]]), auch wenn diese Delikte von höchster kirchlicher Stelle wiederholt öffentlich verurteilt wurden und schwere Vergehen gegen Recht und Moral der römisch-katholischen Kirche darstellen.
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| Juristisch werden [[Sexueller Missbrauch von Kindern]] und [[Sexueller Missbrauch von Jugendlichen]] durch die jeweilige gesetzliche Festlegung des [[Schutzalter]]s voneinander abgegrenzt. Zu den Formen zählen unmittelbar geschlechtliche Handlungen mit und ohne [[Geschlechtsverkehr]] und auch das Zeigen [[Pornografie|pornographischer]] Medien. Die Missbrauchshandlung kann sich über Jahre erstrecken. Opfer [[Sexueller Missbrauch|sexuellen Missbrauchs]] können auch hierarchisch Untergebene sein, etwa [[Nonne]]n und [[Katholisches Priesterseminar|Seminaristen]] oder im Rahmen des Beichtsakramentes [[Beichte|Pönitenten]]. Eine weitere Gruppe von Opfern können hilfsbedürftige Menschen in Einrichtungen sein. Zu den in Frage kommenden Delikten zählt auch [[Vergewaltigung]].
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| Die Täter entstammen nicht nur der Gruppe der [[Klerus|Kleriker]], sondern auch der der [[Laie (Religion)|Laien]] wie zum Beispiel Lehrern und weiteres Personal, in Heimen auch Mitzöglinge.
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| Bei der Diskussion des Hintergrunds werden allgemein [[Sexualität]], [[sexuelle Orientierung]] sowie wie Verdrängung von Sexualität und der [[Zölibat]] angesprochen, im engeren Rahmen auch
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| * [[Pädophilie]] (seltener auch als „[[Pädophilie|Pädosexualität]]“ bezeichnet),
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| * [[Paraphilie|Präferenzstörungen]] und
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| * [[Hebephilie]] (sexuelle Vorliebe für pubertierende Mädchen oder Jungen).
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| * Ersatzobjekttäter vergreifen sich an Ersatzobjekten (z. B. Opfern die nicht hinreichend Widerstand leisten können), die nicht ihrer eigentlichen [[Sexualpräferenz|sexuellen Präferenz]] entsprechen. | |
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| Empirische Daten für Missbrauch durch katholische Geistliche oder andere Mitarbeiter der katholischen Kirche gibt es kaum; die vorhandenen Schätzungen aus verschiedenen Ländern kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen, die besagen, dass zwischen 1 und 5 % der Kleriker durch Missbrauch aufgefallen sind. Manche gehen davon aus, dass überdurchschnittlich viele Kleriker pädophil veranlagt sind, andere hingegen, dass der Anteil unter dem Durchschnitt der Gesamtbevölkerung liegt.
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| Die [[Dunkelfeld|Dunkelziffer]] wird bei Taten sexuellen Missbrauchs allgemein als sehr hoch eingeschätzt.
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| == Entwicklung im deutschen Sprachraum ==
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| === Deutschland ===
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| ==== 19. Jahrhundert ====
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| Vorwürfe sexuellen Missbrauchs durch Geistliche und Ordensleute machen einen Großteil des [[Pfaffenspiegel]]s aus, eines in [[Deutschland]] weit verbreiteten antikatholischen [[Pamphlet]]s, das nach seinem Erscheinen 1845 bis ins 20. Jahrhundert hinein immer neue Auflagen erlebte.<ref>Hans Schleier, ''Geschichte der deutschen Kulturgeschichtsschreibung: Bd. 1: Vom Ende des 18. bis Ende des 19. Jahrhunderts'', Reprint, Spenner, Kamen 2002, S. 875–879.</ref> Der Verfasser [[Otto von Corvin]] bemüht sich, die katholische Kirche als vernunftfeindlich und bigott darzustellen. Zu diesem Zweck breitet er über lange Strecken die [[Topos (Geisteswissenschaft)|Topik]] des {{"|geilen Pfaffen}} aus, der die intime Situation der [[Beichte]] sexuell ausnutze, wie sie etwa in zahlreichen [[Schwank|Schwänken]] und [[Mär]]en des [[Spätmittelalter]]s und der [[Frühe Neuzeit|Frühen Neuzeit]] immer wieder erzählt und variiert wurde.<ref>Hertha Busemann, ''Der Jesuit und seine Beichttochter Die Faszination eines Sittenskandals in drei Jahrhunderten'', Oldenburg 1987, S. 98–105.</ref><ref>Ralph Tanner, ''Sex, Sünde, Seelenheil. Die Figur des Pfaffen in der Märenliteratur und ihr historischer Hintergrund'', Königshausen und Neumann, Würzburg 2005, S. 556 ff.</ref><ref>Tilmann Walter, ''Unkeuschheit und Werk der Liebe. Diskurse über Sexualität am Beginn der Neuzeit in Deutschland'', de Gruyter, Berlin und New York 1997, S. 172–185.</ref> Anders als der [[Diskurs]] der frühneuzeitlichen Dichtung, in dem Pädokriminalität nicht vorkommt,<ref>Tilmann Walter, ''Unkeuschheit und Werk der Liebe. Diskurse über Sexualität am Beginn der Neuzeit in Deutschland'', de Gruyter, Berlin und New York 1997, S. 262.</ref> ergeht sich Corvin auch in der Schilderung von angeblichen {{"|schändlichen Verführungen, die unter Leitung der Mönche stehenden Knaben ausgesetzt sind, und ein jeder Vater wird daraus erkennen können, wie höchst gefährlich es für seine Kinder ist, wenn er diese in [[Klosterschule]]n unterrichten lässt.}}<ref>[[Otto von Corvin]]: ''Der Pfaffenspiegel. Historische Denkmale des christlichen Fanatismus.'' 43. Auflage. Rudolstadt, 1927, S. 267 ([http://www.humanist.de/religion/pfaffe.html online]).</ref>
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| Die Historikerin [[Irmtraud Götz von Olenhusen]] untersuchte in einer [[Sozialgeschichte|sozialhistorischen]] Arbeit von 1994 den [[Großherzogtum Baden|badischen]] Klerus im 19. Jahrhundert und kam dabei auch auf mehrere Fälle zu sprechen, in denen Priestern Vergewaltigung oder Unzucht mit Minderjährigen vorgeworfen wurde.<ref>Irmtraud Götz von Olenhusen: ''Klerus und abweichendes Verhalten. Zur Sozialgeschichte katholischer Priester im 19. Jahrhundert.'' Vandenhoeck und Rupprecht, Göttingen 1994, ISBN 3-525-35769-9, S. 247–271 ([http://books.google.com/books?id=ZLVBS7R5360C&printsec=frontcover&dq=Irmtraud+G%C3%B6tz+von+Olenhusen,+Klerus+und+abweichendes+Verhalten&hl=de&cd=1#v=onepage&q=&f=false online]).</ref>
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| ==== NS-Zeit ====
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| Das [[NS-Regime]] verfolgte Homosexualität [[Homosexualität in der Zeit des Nationalsozialismus|mit aller Härte]]. Es verschärfte am 1. September 1935 den [[§ 175]] unter anderem durch Anhebung der Höchststrafe von sechs Monaten auf fünf Jahre Gefängnis.
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| Im April 1935 kam es nach einer Strafanzeige gegen Ordensleute der [[Franziskanerbrüder vom Heiligen Kreuz]] in Waldbreitbach zu einem Ermittlungsverfahren wegen Vergehen nach [[§ 175]], ''Unzucht zwischen Männern''. Teilweise wurde auch nach § 174, ''Unzucht mit Abhängigen'', angeklagt, wenn es sich bei den Betroffenen um Pfleglinge oder Zöglinge aus den Einrichtungen der Beschuldigten handelte.<ref>Hans Günter Hockerts: ''Die Sittlichkeitsprozesse gegen katholische Ordensangehörige und Priester 1936–1937'', 1971, S. 40.</ref> Die von der [[Geheime Staatspolizei|Geheimen Staatspolizei]] geführten Ermittlungen wurden im Herbst 1935 im Zuge der sogenannten ''Devisenprozesse'', als Gerichte illegale Geldüberweisungen von [[Ordensgemeinschaft|Ordensgemeinschaften]] ins Ausland juristisch ahndeten, auf andere Kongregationen ausgedehnt. In der Folge gingen die Strafverfolgungsbehörden mit dem im Juni 1935 verschärften § 175 auch gegen Geistliche und Priester außerhalb von Klöstern vor. Die Prozesse wurden während der [[Olympische Sommerspiele 1936|Olympischen Spiele]] in Berlin im August 1936 unterbrochen, danach aber wieder aufgenommen. Der [[Heiliger Stuhl|Heilige Stuhl]] protestierte dagegen mit der [[Enzyklika]] ''[[Mit brennender Sorge]]'' vom März 1937, die aber nicht zu einem Ende der Kampagne führte. Bis Ende des Jahres 1937 waren allein bei der eigens eingerichteten Sonderstaatsanwaltschaft in Koblenz etwa 2500 Ermittlungsverfahren anhängig oder abgeschlossen. Ein Großteil davon wurde „mangels Beweises, wegen Geringfügigkeit, Verjährung oder einer Sechsmonate-Amnestie von August 1934“ im Vorverfahren erledigt.<ref>Hans Günter Hockerts, 1971, S. 48.</ref> Wenige juristisch unklare Fälle wurden erst Jahre später abgeschlossen.
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| Insgesamt kam es zu über 250 Strafprozessen, die seinerzeit nicht etwa vor ''NS-Sondergerichten'', sondern vor ordentlichen Landgerichten geführt und auch von der römisch-katholischen Kirche anerkannt wurden.<ref>Hans Günter Hockerts, 1971, S. 58.</ref> Die gerichtlichen Verfahren gelten nach Hockerts als „juristisch vertretbar“ und endeten in rund 40 Fällen mit einer Einstellung oder Freisprüchen. Geständige Angeklagte, darunter etwa 170 Ordensangehörige und 64 Geistliche, wurden zumeist mit Freiheitsstrafen zwischen einem und zwei Jahren bestraft.<ref>Hans Günter Hockerts, 1971, S. 43-53.</ref> Die verurteilten Täter wurden in der Regel auch kirchenrechtlich verfolgt und die Waldbreitenbacher Gemeinschaft auf Betreiben des Trierer Bischofs 1937 aufgelöst.<ref>Hans Günter Hockerts, 1971, S. 43-53.</ref> Im Sommer 1937 wurde die Prozessserie ohne ersichtlichen Anlass abgebrochen.
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| Die genaue Anzahl der Missbrauchsopfer und deren Schicksal ist nicht bekannt. Die Prozesse wurden von der NS-Propaganda ausgeschlachtet, um die römisch-katholische Kirche an sich diskreditieren zu können.
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| Über die Studie von Hockerts über die Sittlichkeitsprozesse hinaus gibt es keine wissenschaftliche Untersuchung zu Vorkommen und Ausmaß von sexuellem Missbrauch im NS-Regime.
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| Als zufällig bekannt gewordener sexueller Missbrauch von Abhängigen sind beispielsweise die Übergriffe des Internatsleiters der [[Regensburger Domspatzen]], Friedrich Zeitler, zu nennen. So gestand der Priester Zeitler in einem Strafprozess wegen ''Unzucht mit Abhängigen'' von 1959, dass er einen Zögling bereits 1941 im Domspatzen-Internat sexuell missbraucht hatte.<ref>[http://www.regensburg-digital.de/uber-50-jahre-vertuschungsgeschichte/11052013/ Die Causa Georg Zimmermann] (Recherche auf regensburg-digital.de vom 11. Mai 2013)</ref>
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| ==== Bundesrepublik Deutschland ====
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| ===== Rechtliche Lage =====
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| [[Sexueller Missbrauch von Jugendlichen]] ist im deutschen Strafrecht nach {{§|182|stgb|juris}} des [[Strafgesetzbuch (Deutschland)|deutschen Strafgesetzbuchs]] (StGB) je nach Situation ein [[Offizialdelikt]], das von Amts wegen verfolgt wird, oder ein Antragsdelikt, das nur bei [[Strafantrag (Deutschland)|Strafantrag]] des Geschädigten verfolgt wird.
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| Der [[Sexueller Missbrauch von Kindern|sexuelle Missbrauch von Kindern]] ist nach {{§|176|stgb|juris}} und {{§|176a|stgb|juris}} StGB immer ein Offizialdelikt.
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| Zum Bereich der [[Pädokriminalität]] zählt auch [[Kinderpornografie]].
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| ====== Verjährung ======
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| In Deutschland verjährt [[Sexueller Missbrauch von Kindern (Deutschland)|sexueller Missbrauch von Kindern]] strafrechtlich zehn Jahre nach der Vollendung des 18. Lebensjahres des Opfers. In besonders schweren Fällen beträgt die Frist 20 Jahre, gerechnet ab dem gleichen Zeitpunkt. Der Anspruch auf Schadensersatz verfällt bereits drei Jahre nach dem 21. Geburtstag.<ref name="barbarahans">Barbara Hans: ''Scham fressen Seele auf.'' In: [[Spiegel online]], 12. Februar 2010 ([http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,677496,00.html online]).</ref>
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| Für in der [[DDR]] begangene Taten galten teilweise kürzere Verjährungsfristen. Wenn diese vor der [[Wende (DDR)|Wende]] abgelaufen waren, war auch keine strafrechtliche Verfolgung mehr innerhalb der in der Bundesrepublik geltenden Frist möglich.<ref>Leipziger Volkszeitung ([http://nachrichten.lvz-online.de/region/eilenburg/missbrauchsvorwuerfe-im-ernst-schneller-kinderheim-es-ist-noch-vieles-im-dunkeln/r-eilenburg-a-21388.html online])</ref>
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| Eine von [[Norbert Denef]] eingereichte Petition zur Aufhebung der Verjährungsfristen im Zivilrecht für sexuellen Missbrauch von Kindern wurde vom [[Deutscher Bundestag|Deutschen Bundestag]] noch im Dezember 2008 mit der Begründung abgelehnt, {{"|der Rechtsverkehr benötigt klare Verhältnisse und soll deshalb vor einer Verdunkelung der Rechtslage bewahrt werden, wie sie bei späterer Geltendmachung von Rechtsansprüchen auf Grund längst vergangener Tatsachen zu befürchten wäre.}}
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| Seit 2010 mehren sich unter dem Eindruck der zahlreichen Enthüllungen von Missbrauchsfällen in kirchlichen und nichtkirchlichen Institutionen die Forderungen, die zivil- wie auch die strafrechtliche Verjährung zu verlängern, um auch nach jahrzehntelangem Schweigen der Opfer diesen die Möglichkeit zur gerichtlichen Ahndung und zur zivilrechtlichen Durchsetzung von Entschädigungen zu geben.<ref name="barbarahans" /> Am 6. Dezember 2011 beschloss der Bundesparteitag der SPD, sich für eine Aufhebung der Verjährungsfristen im Bundestag einzusetzen.<ref>[http://netzwerkb.org/2011/12/06/antrag-zur-aufhebung-der-verjahrungsfristen-einstimmig-angenommen/#more-11431 Antrag zur Aufhebung der Verjährungsfristen einstimmig angenommen | netzwerkB | netzwerkB<!-- Automatisch generierter titel -->]</ref>
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| ====== Anzeigepflicht ======
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| Es gibt derzeit in Deutschland keine allgemeine Anzeigepflicht bei sexuellem Missbrauch, weder bei bereits begangenen noch bei geplanten Straftaten. 2003 legte die damalige Bundesjustizministerin [[Brigitte Zypries]] (SPD) einen Gesetzentwurf vor, der den sexuellen Missbrauch von Kindern, die sexuelle Nötigung und Vergewaltigung und den [[Sexueller Missbrauch widerstandsunfähiger Personen|sexuellen Missbrauch widerstandsunfähiger Personen]] in die Vorschrift über die Nichtanzeige geplanter Straftaten – {{§|138|stgb|juris}} StGB – aufnehmen sollte ([[Anzeigepflicht]]). Jeder sollte danach mit Strafe bedroht werden, der Kenntnis von einem geplanten oder andauernden Missbrauch erlangt hat und diesen nicht anzeigt.<ref>[http://www.kofra.de/htm/Zeitung/kofra102.pdf Rede von Frau Bundesministerin der Justiz Brigitte Zypries in der Plenarsitzung des Bundestages am 30. Januar 2003] (PDF; 158 kB)</ref> Dieser Entwurf wurde wegen Kritik aus therapeutischen Fachkreisen wieder zurückgezogen.<ref name="tazstraf">Christian Rath: ''Strafverfolgung: Keine Anzeigepflicht bei Missbrauch.'' In: [[die tageszeitung]], 24. Februar 2010 ([http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/keine-anzeigepflicht-bei-missbrauch/ online]).</ref> So berichtet der Psychiater [[Norbert Leygraf]] aus seiner Tätigkeit als [[Gutachter]] bei Verdacht des sexuellen Missbrauchs in der Kirche, dass ein Teil der Opfer das Einschalten der Strafverfolgungsbehörden nicht wünsche und ablehne.<ref name="tazstraf" /><ref>Harald Biskup: ''Missbrauch-Skandal: Berührungsängste der Kirche'' In: [[Kölner Stadt-Anzeiger]], 24. Februar 2010 ([http://www.ksta.de/html/artikel/1267035315319.shtml online]).</ref> Zentrales Dilemma der Geschädigten bleibt die Beweisfähigkeit für Beschuldigungen beim Fehlen von Zeugen.<ref>Katja Goedelt: ''Vergewaltigung und sexuelle Nötigung. Untersuchung der Strafverfahrenswirklichkeit.'' ([http://webdoc.sub.gwdg.de/univerlag/2010/GSK8.pdf online]; PDF; 1,52 MB)</ref>
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| ===== Entwicklung bis Ende 2009 =====
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| 1993 forderte der [[Bund der Deutschen Katholischen Jugend]] in einem Brief an die [[Deutsche Bischofskonferenz]] die Integration des Themas ''Sexuelle Gewalt'' in die Lehrpläne für die Aus- und Fortbildung, die Einrichtung von kirchlichen Beratungsstellen für die Opfer und die Bereitstellung von Therapieplätzen für die Täter.<ref name="spiegel9158005">{{Der Spiegel|ID=9158005|Titel=Gott würde es billigen|Jahr=1995|Nr=11}}</ref>
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| Anlässlich des Erscheinens der deutschen Übersetzung der US-amerikanischen Fallsammlung von [[Elinor Burkett]] und [[Frank Bruni]] unter dem Titel ''Das Buch der Schande. Kinder, sexueller Missbrauch und die katholische Kirche'' im Jahr 1995 berichtete der Spiegel von drei Gerichtsverfahren in den Jahren 1993 bis 1995 und kritisierte in Bezug auf einen Fall im [[Bistum Augsburg]], in dem ein Diözesanpriester zu vier Jahren Haft verurteilt wurde, das Verhalten von Bischof [[Josef Stimpfle]] und Generalvikar [[Eugen Kleindienst]].<ref name="spiegel9158005" /> Allgemein wertete der Artikel die Versetzungspraxis als {{"|Nachsicht für die Täter, Gleichgültigkeit gegenüber den Opfern und vorsätzliches Vertuschen}}.<ref name="spiegel9158005" />
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| Im Jahre 1995 leitete die Staatsanwaltschaft Kassel Ermittlungsverfahren gegen Weihbischof [[Johannes Kapp]] und Erzbischof [[Johannes Dyba]] ein, um die Praxis der Versetzung ohne Amtsenthebung [[Pädokriminalität|pädokrimineller]] Priester zu überprüfen.<ref>{{Der Spiegel|ID=9222553|Titel=Jede Menge Pornos|Jahr=1995|Nr=42}}</ref> Das Verfahren wegen Verletzung der [[Fürsorgepflicht]] wurde bereits im November 1996 wegen geringer Schuld (gem. {{§|153|stpo|juris}} Abs. 1 StPO) wieder eingestellt. Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt/Main hob am 17. Januar 1997 die Entscheidung der Staatsanwaltschaft Kassel auf und stellte das Verfahren gegen Kapp und Dyba gem. {{§|170|stpo|juris}} Abs. 2 StPO ein (Az. Zs 2187/96). In strafrechtlicher Hinsicht sah diese Behörde nicht einmal mehr eine geringe Schuld der Bischöfe. Ein Klageerzwingungsverfahren, das die Mutter eines missbrauchten Messdieners angestrengt hatte, wurde am 5. März 1997 durch das Oberlandesgericht Frankfurt/Main aus formalen Gründen verworfen (Az. 2 WS 19/97 + 2 ARs 26/97).<ref>''Die Sünden des Bischofs Dyba – Mißbrauchte Meßdiener, verantwortungslose Kirchenfürsten.'' In: Panorama vom 5. Dezember 1996 ([http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/1996/erste6634.html online]).</ref>
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| Für die Dokumentation ''Tatort Kirche: Sexueller Missbrauch durch Priester'' des [[Südwestrundfunk]]s, die am 1. September 2002 gesendet wurde, hatte mehr als die Hälfte der 27 deutschen Bistümer dem Filmemacher [[Thomas Leif]] gegenüber mindestens 47 Fälle in den vergangenen 30 Jahren schriftlich eingeräumt. Während einige [[Diözese]]n konkrete Angaben verweigert hätten, seien insbesondere die [[Bistum Hildesheim|Bistümer Hildesheim]] und [[Bistum Rottenburg-Stuttgart|Rottenburg-Stuttgart]] offen mit dem Thema umgegangen.<ref>''SWR-Umfrage: Nur sechs Bistümer ohne Missbrauchsfälle.'' Pressemitteilung des Südwestrundfunks, 30. August 2002 ([http://www.presseportal.de/pm/7169/376263/swr_suedwestrundfunk online])</ref>
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| In einem Bericht aus dem Jahre 2007 erwähnte [[Die Zeit]] zwei Priester des Bistums Würzburg, darunter einen Fall aus Sandberg, die sexuelle Übergriffe auf Kinder begangen hatten. Erwähnt wurden zudem ein Fall aus Krefeld, Bistum Aachen, ein verurteilter Pfarrer aus Hessen, ein zurückgetretener Pfarrer aus dem Allgäu, ein zu zwei Jahren Haft verurteilter Priester aus dem Emsland, ein schwäbischer Pfarrer, der wegen Missbrauchs in 59 Fällen zu drei Jahren Haft verurteilt wurde, ein Seelsorger aus Coburg und ein Pater aus Südbaden, die beide zu zwei Jahren verurteilt worden waren. In dem Bericht wurde auch nochmal auf Klaus Jung verwiesen, der 1995 von der Diözese Hildesheim wegen Verdachts der Pädophilie suspendiert worden war. Zum Zeitpunkt des Berichts liefen gegen Priester in der Bundesrepublik 13 Verfahren.<ref name="zeit2007-09-20">Christian Schuele: ''Sünder im Talar.'' Die Zeit, 20. September 2007 ([http://www.zeit.de/2002/20/Suender_im_Talar online])</ref>
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| Im September 2007 distanzierte sich die Bischofskonferenz erneut von Priestern, die des sexuellen Missbrauchs schuldig werden. [[Karl Lehmann|Karl Kardinal Lehmann]] betonte, dass jeder Fall {{"|ein Fall zu viel}} sei und die Kirche alles tun wolle, um diese {{"|mit allen Kräften aufzudecken}}. Wenn jemand {{"|schuldig geworden ist, darf er auf gar keinen Fall in der normalen Seelsorge beschäftigt werden.}} Lehmann äußerte sich damit erstmals zu dem mutmaßlichen Missbrauchsfall in der Diözese Regensburg, wo entgegen den Richtlinien von 2002 ein bereits einschlägig vorbestrafter Geistlicher in einer Gemeinde eingesetzt wurde und dort im August unter dem Verdacht verhaftet wurde, jahrelang einen Ministranten missbraucht zu haben.<ref>''Sexueller Missbrauch: Jeder Fall ein Fall zu viel.'' In: [[Hessischer Rundfunk]], 28. September 2007 ([http://www.hr-online.de/website/rubriken/nachrichten/index.jsp?rubrik=5710&key=standard_document_33168382 online])</ref>
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| Ein in [[Viechtach]] und [[Riekofen]] tätig gewesener Priester wurde in den Jahren 2000 und 2008 jeweils zu Freiheitsstrafen wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt, im zweiten Fall ohne Bewährung.<ref name="peterk" />
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| 2006 erschien das Buch ''[[Schläge im Namen des Herrn]]''; es dokumentierte Ausbeutung, Misshandlung und sexuellen Missbrauch in [[Heimerziehung|Kinderheimen]] in der Zeit zwischen 1945 und 1970, darunter auch in kirchlich geführten. Die Bedingungen waren infolge der [[Heimkampagne]] der [[Außerparlamentarische Opposition|APO]] Ende der 1960er Jahre verbessert worden. 2008 fand eine Anhörung vor dem [[Petitionsausschuss]] des Deutschen Bundestages statt.<ref>Anhörung vor dem Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages. Beschluss vom 26. November 2008 ([http://www.schlaege.com/html/petition.html online]).</ref>
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| Zur Aufarbeitung wurde deswegen Anfang 2009 der [[Runder Tisch Heimerziehung|Runde Tisch Heimerziehung]] eingerichtet, mit [[Johannes Stücker-Brüning]], Geschäftsführer der Caritaskommission der Deutschen Bischofskonferenz, und [[Mario Junglas]], Direktor des Berliner Büros des [[Deutscher Caritasverband|Deutschen Caritasverbandes]] als Vertretern der katholischen Kirche. Ehemalige Heimkinder berichteten über sexuelle Übergriffe und sexuelle Gewalt unterschiedlichster Formen sowie unterschiedlicher Dauer – bis hin zu schwerer und sich jahrelang wiederholender [[Vergewaltigung]]. In den Jahren 1945 bis 1975 unterstanden etwa 60 % der rund 3000 Heime den beiden großen kirchlichen Konfessionen; als Täter wurden dort auch Ordensleute und Geistliche benannt.<ref>RTH Zwischenbericht. Berichte Betroffener an die Infostelle des Runden Tisches, S. 12 ([http://www.rundertisch-heimerziehung.de/documents/RTH_Zwischenbericht.pdf online]; PDF; 577 kB).</ref> Berichtet wurden auch sexuelle Übergriffe durch Mitzöglinge.<ref>''Missbrauch im Heim. Herr Focke will Wiedergutmachung.'' In: [[Die Tageszeitung|taz]], 4. Februar 2009 ([http://www.taz.de/1/leben/alltag/artikel/1/herr-focke-will-wiedergutmachung/ online])</ref>
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| ===== Entwicklung seit 2010 =====
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| Im Unterschied zu den Vereinigten Staaten oder Irland ging der Anstoß für eine gesamtgesellschaftliche Debatte über Missbrauchsfälle in der römisch-katholischen Kirche in Deutschland von einer kirchlichen Institution aus, dem [[Canisius-Kolleg Berlin|Canisius-Kolleg in Berlin]]. Nachdem der Rektor, der Jesuit [[Klaus Mertes]], wegen mehrerer ihm bekannt gewordener [[Sexueller Missbrauch von Kindern|Missbrauchsfälle an Kindern und Jugendlichen]] aus den 1970er und 1980er Jahren<ref>Claudia Keller: ''Der Mythos Canisius-Kolleg hat etwas so Lächerliches'' In: [[Der Tagesspiegel|Tagesspiegel]], 7. Februar 2010 (Interview mit Klaus Mertens) ([http://www.tagesspiegel.de/berlin/der-mythos-canisius-kolleg-hat-etwas-so-laecherliches/1674606.html online])</ref><ref>Regina Einig: ''Leitlinien setzen letztlich das Vertrauen des Opfers in die Institution voraus'' – Interview mit Klaus Mertes, ''Tagespost'', 6. Februar 2010 ([http://www.wir-sind-kirche.at/content/index.php?option=com_content&task=view&id=555&Itemid=14 Online] bei wir-sind-kirche.at</ref><ref name="faz2010-02-07">Antje Schmelcher: ''Missbrauch an Jesuitenschulen – „Die Kirche hat nicht zugehört“.'' In: [[Frankfurter Allgemeine Zeitung|FAZ]], 6. Februar 2010 ([http://www.faz.net/s/RubC4DEC11C008142959199A04A6FD8EC44/Doc~E9C0429C5B6944BE79B752746DB113907~ATpl~Ecommon~Scontent.html online])</ref> einen Brief<ref>''Dokumentiert: Der Brief des Canisius-Rektors.'' In: [[Der Tagesspiegel|Tagesspiegel]], 29. Januar 2010 ([http://www.tagesspiegel.de/berlin/dokumentiert-der-brief-des-canisius-rektors/1672092.html online])</ref> an die Absolventen der betroffenen Jahrgänge gerichtet hatte, um damit „beizutragen, dass das Schweigen gebrochen wird“, wurde dieser Brief am 28. Januar 2010 über die Medien der Öffentlichkeit bekannt.<ref>Susanne Vieth-Entus: ''Schüler an Jesuiten-Gymnasium jahrelang missbraucht.'' In: [[Der Tagesspiegel|Tagesspiegel]], 28. Januar 2010 ([http://www.tagesspiegel.de/berlin/schueler-an-jesuiten-gymnasium-jahrelang-missbraucht/1672544.html online])</ref> Der Artikel, der die Diskussion um Missbrauch ins Rollen brachte, erschien in derselben Ausgabe der Berliner Morgenpost, in der auch die ersten Ausschnitte des Briefes veröffentlicht wurden. Die Morgenpost titelte auf Seite eins: „Canisius-Kolleg: Missbrauchsfälle an Berliner Eliteschule“<ref>[http://www.morgenpost.de/printarchiv/titelseite/article1246535/Canisius-Kolleg-Missbrauchsfaelle-an-Berliner-Eliteschule.html Online-Artikel "Canisius-Kolleg: Missbrauchsfälle an Berliner Eliteschule"] der Morgenpost vom 28. Januar 2010</ref>. Der Artikel wurde mit dem Wächterpreis ausgezeichnet und löste eine Welle der Berichterstattungen über das Thema aus. Damit regte er die Missbrauchsdebatte besonders im Hinblick auf christliche Institutionen an. Somit wurden auch die Fälle, die schon länger zurücklagen und keine angemessene Aufmerksamkeit erhalten hatten, wieder aufgegriffen. 1999 wurden beispielsweise Missbrauchsfälle an der (privaten, jedoch nicht kirchlich geführten) Odenwaldschule durch den Artikel „Der Lack ist ab“<ref>[http://www.fr-online.de/missbrauch/odenwaldschule---fr-anno-1999-der-lack-ist-ab,1477336,2823512.html Online-Artikel "Der Lack ist ab"] der Frankfurter Rundschau vom 17. November 1999</ref> in der Frankfurter Rundschau bekannt gemacht. Zahlreiche weitere Meldungen von Opfern führten bis Ende Juni 2010 zu einer deutschlandweiten Debatte über sexuellen Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche im In- und Ausland.
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| Am Beginn der Debatte, im Februar 2010, berichtete [[Der Spiegel]], dass 24 von 27 von der Zeitschrift befragten Bistümern angaben, dass seit 1995 insgesamt mindestens 94 Verdachtsfälle von Missbrauch durch Kleriker und Laien bekannt geworden seien; in 30 Fällen kam es zu Verurteilungen. Keine Angaben machten die Bistümer [[Bistum Limburg|Limburg]], [[Bistum Regensburg|Regensburg]] und [[Bistum Dresden-Meißen|Dresden-Meißen]].<ref name="Spiegel2010">''Katholische Kirche in Deutschland. Bistümer melden Dutzende Verdachtsfälle auf Kindesmissbrauch.'' In: [[Spiegel Online]], 6. Februar 2010 ([http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,676278,00.html online])</ref>
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| ===== Übersicht der bekannt gewordenen Fälle nach Bistümern geordnet =====
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| ====== Bistum Aachen ======
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| Im Internat und [[Gymnasium Haus Overbach]] sollen als Lehrer tätige Ordensleute in den fünfziger Jahren drei Kinder missbraucht haben. Ein weiterer Verdacht richtete sich 2010 gegen einen Priester wegen sexuellen Missbrauchs vor 20 Jahren.<ref name="spiegel2010-08-23" />
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| Bekannt wurde auch ein besonders schwerer Fall, in dem ein Priester in den 1990er Jahren mehrere Jungen in [[Krefeld]] missbraucht hatte. Er wurde zu vier Jahren Haft verurteilt.
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| Aktuell lief 2010 auch ein strafrechtliches Verfahren gegen einen Priester, der in Südafrika lebt und Selbstanzeige bei der Staatsanwaltschaft in Krefeld gestellt hat. Der Mann ist auch in Südafrika wegen Missbrauchs angeklagt. 15 Missbrauchsvorwürfe in Deutschland waren bereits verjährt.<ref name="welt2010-09-10" />
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| Im Bistum Aachen soll es insgesamt 24 Priester geben, die sich in den letzten 65 Jahren an Jugendlichen vergangen haben. Bis 2010 waren nur acht Fälle bekannt. Von den angeschuldigten Priestern leben noch acht. Die Beschuldigungen gegen drei der 24 Priester liegen in den Jahren 1990 bis 2010. Die beschuldigten Priester wurden von Bischof [[Mussinghoff]] aller ihrer Ämter enthoben und suspendiert, ein Priester wurde aus dem Klerikerstand entlassen.<ref name="welt2010-09-10" />
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| Bis Ende Juli 2011 zahlte das Bistum Aachen eine Entschädigung an 15 Missbrauchsopfer. Insgesamt hatten sich seit 2010 65 Missbrauchsopfer gemeldet, 26 von diesen beantragten eine Entschädigung.<ref name="BldAa">Bild.de: Entschädigung an Missbrauchsopfer ausgezahlt, 25. Juli 2011 ([http://www.bild.de/regional/koeln/koeln-regional/entschaedigung-an-missbrauchsopfer-ausgezahlt-19062456.bild.html online])</ref>
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| ====== Bistum Augsburg ======
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| Bezüglich des [[Maristen]]-Internats im bayerischen [[Mindelheim]] richteten sich die Hauptvorwürfe gegen die Informationspolitik der Ordensgemeinschaft. 2007 war der langjährige Internatsleiter von seiner Aufgabe entbunden worden, ohne dass man alle Eltern darüber informiert hatte, dass gegen ihn ermittelt wurde, weil er sich an mindestens 10 bis 15 Jungen vergangen haben sollte. Er wurde mittlerweile wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt.<ref name="spiegel2010-08-23" />
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| Von Missbrauchsvorwürfen betroffen war ein ehemaliges Heim der [[Salesianer Don Boscos]] in [[Augsburg]].<ref name="spiegel2010-08-23" /> Der betroffene Ordensmann legte eine eidesstattliche Erklärung ab, dass er sich nichts habe zu Schulden kommen lassen. Seitens der Salesianer erklärte [[Josef Grünner]], der deutsche Provinzial der Salesianer, im Februar 2010, vorerst dem Mitbruder Glauben zu schenken.<ref name="KNA2010-02-26" />
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| Weiterhin bekannt wurde der Fall eines Priesters, der sich auf Druck des Bistums wegen einer Tat aus dem Jahre 1999 selbst anzeigte.<ref name="spiegel2010-08-23" /> Der Beschuldigte ist heute 65 Jahre alt und war von 1994 bis 1995 in [[Aichach]] tätig. Ihm werden fünf Fälle von Missbrauch vorgeworfen. Trotz einer bereits bestehenden einjährigen [[Bewährung (Deutschland)|Bewährungsstrafe]] setzte das Amtsgericht eine öffentliche Gerichtsverhandlung an. Erste Hinweise aus dem Jahr 1999 wurden von der Justiz nicht untersucht und von der Diözese öffentlich bestritten. Damals soll sich der Mann „auf moralisch fragwürdige Weise“ Kindern genähert haben. Betroffene Eltern hatte das Bistum gebeten, im Interesse ihre Kinder kein öffentliches Aufsehen zu erregen und von einer Anzeige abzusehen. Der Mann war 1999 versetzt worden und seitdem in einem Bereich ohne Kontakt zu Jugendlichen tätig. Nachdem 2010 weitere Hinweise bekannt wurden, setzte das Bistum dem Mann ein Ultimatum zur Selbstanzeige.<ref>Aichacher Nachrichten: Pfarrer muss wegen sexuellen Missbrauchs vor Gericht, 5. Oktober 2010 ([http://www.augsburger-allgemeine.de/Home/Lokales/Aichach/Lokalnews/Artikel,-Pfarrer-muss-wegen-sexuellen-Missbrauchs-vor-Gericht-_arid,2259848_regid,1_puid,2_pageid,4492.html online])</ref>
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| Nach einem vorläufigen Bericht des Missbrauchsbeauftragten des Bistums Augsburg vom September 2010 wurden dort im Jahr 2010 80 Hinweise auf Missbrauch und Misshandlung bekannt. Nach Prüfung fielen weniger als die Hälfte noch in den Zuständigkeitsbereich des Bistums. Insgesamt ergaben sich 34 Missbrauchs- und Misshandlungsfälle von 1946 bis 2003. 30 Opfer waren männlich, 4 weiblich. 22 Fälle lagen in den 1950er Jahren. Das jüngste Missbrauchsopfer war acht Jahre alt. Die sexuellen Übergriffe fanden häufig auf dem Anwesen der Eltern statt. Zu Vergewaltigungen ist es nicht gekommen. Nach 2003 wurden keine Missbrauchsfälle mehr registriert. Fünf Opfern hat das Bistum therapeutische Behandlung angeboten und die Kosten von etwa 50.000 Euro übernommen. Der Missbrauchsbeauftragte bewertete die Fälle als Einzelfälle ohne System.<ref>Daniel Wirsching: Das jüngste Missbrauchsopfer war acht Jahre alt, Augsburger Allgemeine, 9. September 2010 ([http://www.augsburger-allgemeine.de/Home/Nachrichten/Bayern/Artikel,-Das-juengste-Opfer-war-acht-Jahre-alt-_arid,2238495_regid,2_puid,2_pageid,4289.html online])</ref>
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| ====== Erzbistum Bamberg ======
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| 2010 wurde ein Priester beschuldigt, in den 1970er-Jahren als geistlicher Direktor und Heimleiter des [[Bamberg]]er Internats [[Aufseesianum]] sexuelle Übergriffe auf Schüler begangen zu haben. Der Geistliche war 1976 zunächst ins südliche Afrika und 1980 nach Mailand versetzt worden. Die Gründe lassen nicht mehr rekonstruieren, da in den Akten keine Begründung vorhanden ist und alle damals Verantwortlichen bereits verstorben sind. Ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft wurde eingestellt.<ref>Klaus Angerstein: Plötzlich war da was unter der Bettdecke, inFranken.de, 20. März 2011 ([http://www.infranken.de/nachrichten/lokales/bamberg/Ploetzlich-war-da-was-unter-der-Bettdecke;art212,143360 online])</ref>
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| Ebenfalls in Bamberg hat ein 1944 geborener Priester in der Zeit von 1978 bis 1984 mehrere Schüler des von ihm geleiteten [[Ottonianum (Bamberg)#Missbrauchsvorwürfe|Ottonianums]], eines [[Knabenseminar]]s des [[Erzbistum Bamberg|Erzbistums Bamberg]], sexuell missbraucht.<ref>Spiegel Online: Missbrauchsverfahren gegen Priester eingestellt, 19. Januar 2010 ([http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,602046,00.html online])</ref><ref>Spiegel Online: Ermittler prüfen Suizid eines möglichen Opfers, 11. August 2008 ([http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,571268,00.html online])</ref> Als der Fall 2008 bekannt wurde, entband die Diözese den Priester, der 1998 zum [[Domkapitel|Domkapitular]] ernannt worden<ref>Erzbistum Bamberg: Zwei neue Domkapitulare, 29. November 1998 ([http://www.erzbistum-bamberg.de/medien/pressearchiv.html?f_action=show&f_newsitem_id=1746 online])</ref> und 2004 zum Personalchef der Erzbistums aufgestiegen war, von seinen Aufgaben. Die Staatsanwaltschaft Bamberg nahm Ermittlungen auf, stellte das Verfahren aber 2009 wegen Verjährung ein. Im April 2012 versetzte das Kirchengericht des Erzbistums München-Freising den Geistlichen wegen sexuellen Missbrauchs dauerhaft in den Ruhestand, untersagte ihm jede seelsorgerische Tätigkeit und beschloss, dass er den Titel „Domkapitular“ nicht mehr führen darf.<ref>Erzbistum Bamberg: Ehemaliger Domkapitular strafweise in den Ruhestand versetzt, 30. April 2012 ([http://www.erzbistum-bamberg.de/information/nachrichten.html?f_action=show&f_newsitem_id=105065 online])</ref>
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| 2011 geriet das Bistum massiv in die Kritik, da es einen Priester 2005 mit einer Leitungsfunktion (zum Dekan) in Fürth ausgestattet hatte. Bereits 2001 erfolgte gegen diesen Priester eine schriftliche Anzeige wegen sexuellen Missbrauchs bei der Diözese Bamberg durch einen Pfadfinder, seinen Psychotherapeuten und durch einen Geistlichen aus Berlin, dem sich das Opfer ebenfalls anvertraut hatte. Das Bistum begründete nun sein Vorgehen mit einem Täter-Opfer-Ausgleich 2003, in dem der Beschuldigte „unkorrektes Verhalten“ eingestanden und eine Entschädigung von 3000 Euro gezahlt habe. Das Bistum sah keine Gefährdung Minderjähriger und ging von einem „einmaligen Ausrutscher“ aus. Schließlich ging im Jahre 2008 im Zusammenhang mit dem Missbrauchsverfahren gegen den oben genannten Bamberger Domkapitular ein Hinweis bei der Polizei ein. Die Polizei nahm Kontakt mit dem Opfer auf und ermittelte gegen den Priester aus Fürth. Das Verfahren wurde jedoch wegen Verjährung eingestellt. – Im Februar 2011 erstattete ein weiteres Opfer Anzeige bei der Diözese Bamberg. Der sexuelle Übergriff soll Mitte der 1980er-Jahre erfolgt sein. Das Erzbistum erstattete daraufhin bei der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth Anzeige gegen diesen Priester und suspendierte ihn mit sofortiger Wirkung. – Erst als Anfang März 2011 der Therapeut, der zusammen mit dem Opfer 2001 beim Bistum die Anzeige erstattet hatte, die Zeitung informierte, erfuhr die Öffentlichkeit, dass es schon einmal Ermittlungen gegen den Priester gegeben hatte. Bis dahin hatte die Diözese angegeben, dass es nur ein Opfer gab. Zwar versicherte die Diözese Bamberg in Interviews, dass man die Opfer „nicht alleinlassen“ wolle. Bernd Fricke, psychologischer Psychotherapeut in Bamberg und Betreuer des Opfers, bleibt jedoch skeptisch: Sein Patient, Angehörige und der Geistliche aus Berlin wandten sich wiederholt ans Bistum und baten um Kostenübernahme für Therapiestunden. In einem Antwortschreiben vom Juli 2010 heißt es: „Eine Entschädigung durch die Erzdiözese Bamberg kommt nicht in Betracht.“<ref>Fürther Nachrichten: Das Erzbistum rechtfertigt sein Vorgehen, nordbayern.de, 25. Februar 2011 ([http://www.nordbayern.de/region/fuerth/das-erzbistum-rechtfertigt-sein-vorgehen-1.1025892 online])</ref><ref>Elke Grasser-Reitzner: Missbrauchsopfer erhebt Vorwürfe gegen Bistum, nordbayern. de, 1. März 2011 ([http://www.nordbayern.de/missbrauchsopfer-erhebt-vorwurfe-gegen-bistum-1.1033070 online])</ref><ref>Radio Bamberg: Bambergs Erzbischof entschuldigt sich bei Missbrauchsopfern, 23. Februar 2011 ([http://www.radio-bamberg.de/default.aspx?ID=4314&showNews=933443&showArchiv=1&aktMonat=2&aktJahr=2011&aktWoche=4 online])</ref>
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| ====== Erzbistum Berlin ======
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| Im [[Erzbistum Berlin]] ist besonders das Canisius-Kolleg von Missbrauchsvorwürfen betroffen. Aufgrund des mit dem Brief verbundenen Aufrufs, sich zu melden, wurden kurz darauf auch Fälle an den ebenfalls von den [[Jesuiten]] geleiteten [[Gymnasium|Gymnasien]] [[Kolleg St. Blasien]] im Schwarzwald und [[Aloisiuskolleg]] in [[Bonn]] bekannt.<ref name="Spiegel2010" /> Am 18. Februar 2010 erläuterte die Anwältin Ursula Raue, die seit 2005 Beauftragte des Jesuitenordens für sexuellen Missbrauch ist, in einem Zwischenbericht, dass ihr 115 bis 120 sexuelle Übergriffe gegen Schüler gemeldet worden seien. Sie äußerte Erstaunen, dass in den Akten des Ordens zwar „Fürsorge für Mitbrüder“ erkennbar werde, aber keine „Befassung mit der Seelenlage der anvertrauten Kinder und Jugendlichen“.<ref>''Zwischenbericht über den Missbrauch in Jesuitenschulen.'' In: [[Frankfurter Allgemeine Zeitung]], 19. Februar 2010, S. 7.</ref> In ihrem Abschlussbericht im Mai 2010 erwähnte Raue jahrzehntelange systematische Vertuschung sexueller und körperlicher Gewalt gegen Kinder in den Einrichtungen, und dass die Täter mehrmals von ihren Oberen gedeckt und versetzt worden seien.<ref>[http://www.welt.de/vermischtes/article7805779/Jesuiten-haben-systematisch-Missbrauch-gedeckt.html ''Jesuiten haben systematisch Missbrauch gedeckt'']. Die Welt, 27. Mai 2010</ref> Insgesamt stellte Raue in ihrem Abschlussbericht seit Februar 2010 205 Meldungen über Missbrauchsfälle an Einrichtungen des Jesuitenordens fest. Diese betrafen vor allem das Canisius-Kolleg, aber auch das Kolleg St. Blasien, das Aloisiuskolleg in Bonn, die [[Sankt-Ansgar-Schule (Hamburg)|St.-Ansgar-Schule]] in Hamburg, Jugendeinrichtungen in Göttingen und Hannover sowie ein heute nicht mehr von den Jesuiten geleitetes Kolleg in Büren. Zusätzlich zu den 205 Meldungen erhielt Raue 50 Meldungen von Opfern an anderen Einrichtungen. Dabei wurden zwölf Patres, von denen sechs bereits verstorben waren, und zwei weltliche Mitarbeiter von mehr als einem Opfer benannt. 32 weitere Patres, weltliche Lehrer oder Erzieher wurden von nur einem Opfer genannt.<ref>Zeit Online: Jesuiten räumen Missbrauchs-Vertuschung ein, 27. Mai 2010 ([http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2010-05/jesuiten-missbrauch-vertuschung online])</ref>
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| Vorwürfe wurden auch gegen die Berliner [[Hedwigschwestern]] erhoben. Eine ehemalige Bewohnerin des Kinderheims der Hedwigschwestern berichtete, sie sei in den 1950er und 1960er Jahren von einer Nonne über Jahre hinweg missbraucht worden.<ref name="spiegel2010-05-07">Spiegel Online: Missbrauchsvorwürfe gegen frühere Nonne, 7. März 2010 ([http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,682219,00.html online])</ref>
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| Besonders schwierig gestaltet sich die Aufklärung von Vorwürfen aus dem 2005 von den [[Salesianer Don Boscos|Salesianern]] geschlossenen Lehrlings- und Schülerheim [[Berlin-Wannsee]]. Zu den zwischen 1960 und 1975 liegenden Vorfällen wurden 12 Salesianer befragt. Ein 2008 verstorbener Ordensangehöriger saß demnach in Untersuchungshaft. Unklar ist jedoch die Ursache. Ein ehemaliger Schüler meinte, der Pater wäre einem „Racheakt“ von Schülern zum Opfer gefallen. Klarheit sollte die Einsichtnahme in die Akten des Berliner Senats und des Erzbistums Berlin bringen.<ref name="KNA2010-02-26">Christoph Renzikowski: ''Es begann am Aschermittwoch.'' KNA, kath.net, 26. Februar 2010 ([http://www.kath.net/news/25766 online])</ref>
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| Seitens der Salesianer wird außerdem ein Missbrauchsvorwurf gegen einen Pater Ende der 1960er Jahre für glaubwürdig gehalten. Der Pater lebt heute dement in einem Pflegeheim.<ref name="KNA2010-02-26" />
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| Im März 2011 berichtete der [[Berliner Kurier]] von einem Missbrauchsfall in [[Berlin-Reinickendorf]]. Dieser war durch die römisch-katholische Kirche öffentlich gemacht worden. Der Fall soll sich in den 1990er Jahren ereignet haben. Die Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen auf, der Priester wurde beurlaubt. In dem Fall soll es bereits kurz nach der mutmaßlichen Tat ein Gespräch zwischen dem Priester und Kardinal [[Georg Sterzinsky]] gegeben haben. In diesem könnte sich der Täter offenbart haben, was die Frage aufwirft, warum er danach weiterhin als Pfarrer und Seelsorger tätig sein konnte. Die genauen Vorgänge sind bisher jedoch ungeklärt.<ref>Hans H. Nibbrig: Missbrauch in Steglitz war der Kirche bekannt, Berliner Morgenpost, 29. März 2011 ([http://www.morgenpost.de/berlin/article1590930/Missbrauch-in-Steglitz-war-der-Kirche-bekannt.html online])</ref>
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| ====== Bistum Dresden-Meißen ======
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| Im [[Bistum Dresden-Meißen]] waren im Februar 2011 sechs Missbrauchsopfer bekannt. Ein Seelsorger in [[Heidenau (Sachsen)|Heidenau]] hatte sich 1970 an zwei Kindern vergangen. Ein Mädchen wurde vor 25 Jahren in [[Riesa]] von einem Kaplan missbraucht. In diesem Fall lief noch das kirchenrechtliche Verfahren bei der Kurie in Rom. Ein weiterer Fall in [[Panschwitz-Kuckau]] wurde aus Beweismangel eingestellt.<ref>Mitteldeutsche Zeitung: Aufarbeitung von Missbrauchsfällen, 26. Februar 2011 ([http://www.mz-web.de/servlet/ContentServer?pagename=ksta/page&atype=ksArtikel&aid=1298709782244 online])</ref>
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| ====== Bistum Eichstätt ======
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| In [[Ansbach]] wurde ein Priester bekannt, der 1971 als studentische Hilfskraft im Internat der [[Regensburger Domspatzen]] einen Minderjährigen sexuell missbraucht haben soll.<ref name="spiegel2010-08-23" />
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| In [[Plankstetten]] soll es in den 1960er Jahren nach Angaben eines Zeugen im Internat des Benediktinerklosters zu Übergriffen gekommen sein.<ref name="bild2010-04-14">Bild-Zeitung: Das Protokoll der Schande, 14. März 2010 ([http://www.bild.de/BILD/news/2010/03/14/missbrauch-kirche-schule-opfer/odenwaldschule-domspatzen-protokoll-der-schande.html online])</ref>
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| Ein ehemaliger Schüler soll in den 1970er Jahren im [[Kolpinghaus]] [[Ingolstadt]] von einem Mitarbeiter missbraucht worden sein. Ebenso soll es im Ingolstädter Canisiuskonvikt und im [[Eichstätt]]er Studienseminar zu Übergriffen gekommen sein.<ref name="bild2010-04-14" />
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| ====== Bistum Erfurt ======
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| 2010 zeigte das [[Bistum Erfurt]] einen Priester an, der von 2004 bis 2006 im [[Liste der Jugendwerkhöfe der DDR|Jugendgefängnis]] [[Ichtershausen]] eingesetzt worden war und dem [[sexuelle Nötigung]] vorgeworfen wurde. Er räumte Übergriffe auf Minderjährige für den Zeitraum von 1980 bis 1996 ein. Zuletzt arbeitete der Priester in einem Seniorenheim im Bistum Würzburg.<ref>Spiegel Online: Kirche zeigt Priester wegen sexueller Nötigung an, 9. April 2010 ([http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,688101,00.html online])</ref>
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| Bekannt wurde auch der Fall eines Priesters aus dem Bistum Fulda, der von 1997 bis 2004 nach [[Weimar]] strafversetzt wurde und dort im Jahre 2000 ein Mädchen in der Sakristei sexuell belästigt haben soll.<ref name="zeit2010-03-30" />
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| Insgesamt wurden dem Bistum Erfurt im Jahr 2010 acht Verdachtsfälle gegen kirchliche Mitarbeiter angezeigt. Fünf glaubhafte Fälle betrafen verstorbene Geistliche. Drei Fälle ereigneten sich im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] und in der Nachkriegszeit, zwei in den 1960er und 1970er Jahren. Drei Anzeigen richteten sich gegen noch lebende Geistliche und wurden an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Zwei Verfahren sind bereits eingestellt.<ref>Ostthüringer Zeitung: Katholisches Bistum Erfurt will Kindesmißbrauch vorbeugen, 15. September 2010 ([http://www.otz.de/startseite/detail/-/specific/Katholisches-Bistum-Erfurt-will-Kindesmissbrauch-vorbeugen-367512281 online])</ref>
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| Im Bistum Erfurt geriet Bischof [[Joachim Wanke]] in die Kritik, da sich herausstellte, dass das Bistum in der Vergangenheit versucht hatte, den Fall des Priesters Ernst W. intern zu regeln. Bischof Wanke räumte dazu in einem Hirtenbrief ein, dass Fehler gemacht und falsche Entscheidungen getroffen worden waren. Im Jahre 2011 ermittelte die Staatsanwaltschaft noch in drei Fällen.<ref>Karsten Jauch: Bistum Erfurt verhandelt Entschädigungen für Missbrauchsopfer, Ostthüringer Zeitung, 8. April 2011 ([http://www.thueringer-allgemeine.de/startseite/detail/-/specific/Bistum-Erfurt-verhandelt-Entschaedigungen-fuer-Missbrauchsopfer-2010520136 online])</ref>
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| ====== Bistum Essen ======
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| 2010 meldeten sich im [[Bistum Essen]] über ein Dutzend möglicher Opfer.<ref name="spiegel2010-08-23" /> Weiterhin wurde ein tatverdächtiger 79 Jahre alter Priester beurlaubt.<ref name="zeit2010-03-30" /><ref>Bei diesem Priester könnte es sich um Hans J. handeln, über den die taz ausführlich berichtete: Philipp Gessler: Das Treffen mit dem Peiniger, Die Tageszeitung, 5. April 2011 ([http://www.taz.de/1/leben/alltag/artikel/1/das-treffen-mit-dem-peiniger/ online])</ref>
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| Vorwürfe richteten sich auch gegen das [[Essen]]er [[Franz Sales Haus]], in dem man 1.500 Menschen mit Behinderung betreut. Dort sollen in den 1960er Jahren [[Sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen|Schutzbefohlene]] sexuell missbraucht worden sein.<ref>''Missbrauchsfälle in den NRW-Bistümern.'' In: [[WDR]], Panorama, 12. März 2010 ([http://www.wdr.de/themen/panorama/kriminalitaet11/missbrauch_kirche/index.jhtml online]).</ref> Zugleich wurden auch sadistische Taten berichtet.<ref>''Heim-Leiter will Missbrauchs-Vorwürfe aufklären.'' In: [[Westdeutsche Allgemeine Zeitung|WAZ]], Lokalteil Essen, 24. Februar 2010 ([http://www.derwesten.de/staedte/essen/Heim-Leiter-will-Missbrauchs-Vorwuerfe-aufklaeren-id2636123.html online]).</ref>
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| Ein Missbrauchsfall wurde durch den Anruf eines Opfers beim Online-Portal ''[[WAZ-Mediengruppe#Fernsehen, Hörfunk und Online-Medien|Der Westen]]'' bekannt. Dabei wurde ein Priester belastet, der bereits 1963 zu zwei Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt wurde. Dieser hatte an den [[Bochum]]er Realschulen Jacob-Mayer und Annette-von-Droste-Hülshoff gearbeitet.<ref>Michael Weeke: ''Auch in Bochum gab es Missbrauchs-Fälle in der Kirche.'' Der Westen, 26. April 2010 ([http://www.derwesten.de/staedte/bochum/Auch-in-Bochum-gab-es-Missbrauchs-Faelle-in-der-Kirche-id3490709.html online])</ref>
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| Ein früherer Domkapitular des Bistums Essen wurde 2010 wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt. Er hatte einem 16-Jährigen Geld für Sex gezahlt. Der Vorfall soll 2009 geschehen sein. Der Domkapitular erhielt 14.000 Euro Geldstrafe.<ref name="spiegel2010-03-12">Spiegel Online: ''Große Betroffenheit, tiefe Erschütterung,'' 12. März 2010 ([http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,683279,00.html online])</ref>
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| ====== Erzbistum Freiburg ======
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| Im Juli 2010 sprach das [[Erzbistum Freiburg]] von Hinweisen und Missbrauchsvorwürfe gegen 44 Priester, Ordensleute und kirchliche Mitarbeiter aus den Jahren 1950 bis 2000: 36 Diözesanpriester, vier Ordenspriester, zwei Ordensbrüder, zwei Erzieher im Dienst der Erzdiözese. Von den beschuldigten 36 Diözesanpriestern seien 16 gestorben, 12 im Ruhestand, 4 beurlaubt. In 10 Fällen sei die Staatsanwaltschaft eingeschaltet worden.<ref name="autogenerated1">[http://www.n-tv.de/panorama/Zollitsch-raeumt-schwere-Fehler-ein-article1029111.html Missbrauch im Erzbistum Freiburg: Zollitsch räumt schwere Fehler ein – n-tv.de<!-- Automatisch generierter titel -->]</ref>
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| Lehrer des Berliner Canisius-Kollegs haben auch im [[Kolleg St. Blasien]] im Schwarzwald Übergriffe begangen.<ref name="Spiegel2010" />
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| Ein Pfarrer in [[Oberharmersbach]] hat vermutlich mindestens 17 Minderjährige missbraucht. Er wurde 1991 lediglich in den Ruhestand versetzt, die Staatsanwaltschaft wurde nicht eingeschaltet. Der Täter nahm sich 1995 das Leben.<ref name="spiegel2010-08-23" /><ref name="autogenerated1" />
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| Das Erzbistum Freiburg beurlaubte im April 2010 einen Seelsorger, dem sexueller Missbrauch vorgeworfen wird.<ref>Erzbistum Freiburg beurlaubt Seelsorger: Meldung vom 28. April 2010 ([http://www.erzbistum-freiburg.de/html/aktuell/aktuell_u.html?t=e586c87b7b219974c27cb9ece31df3db&&cataktuell=955&m=19718&artikel=5998&stichwort_aktuell=&default=true online])</ref>
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| Nach Angabe der Erzdiözese ermittelt die Staatsanwaltschaft in Irland gegen den Pfarrvikar. Auch die Staatsanwaltschaft Waldshut-Tiengen hat daraufhin Ermittlungen aufgenommen. Als Mitglied des Ordens der [[Legionäre Christi]]<ref>Südkurier vom 21. August 2010: "Beschuldigter Pfarrer geht ([http://www.suedkurier.de/region/hochrhein/waldshut-tiengen/Beschuldigter-Pfarrer-geht;art372623,4441870 online])</ref> war der in [[Manila]] ([[Philippinen]]) geborene Ordensmann in Irland, Schottland und England in der Betreuung von Jugendlichen tätig, bevor er in Mexiko, Brasilien, Venezuela und Peru missionierte. 1995 wurde er von Erzbischof [[Oskar Saier]] in den Dienst des Erzbistums aufgenommen und war als Diakon und Priester in Achern, Freiburg, Karlsruhe, Offenburg und Tiengen-Lauchringen tätig.<ref>Südkurier vom 21. September 2008 ([http://www.suedkurier.de/region/hochrhein/waldshut-tiengen/Louis-Collantes-will-Alemannisch-lernen;art372623,2885120 online])</ref> Das Verfahren der Staatsanwaltschaft Waldshut-Tiengen wurde im Sommer 2011 eingestellt.<ref>''[http://www.badische-zeitung.de/waldshut-tiengen/die-missbrauchsakte-ist-geschlossen--46972477.html Waldshut-Tiengen: Die Missbrauchsakte ist geschlossen]'', Badische Zeitung, 2. Juli 2011, Zugriff am 10. Januar 2012</ref>
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| Der bis Oktober 2010 zuständige Missbrauchsbeauftragte der Erzdiözese Freiburg, Domkapitular Eugen Maier, zog im Oktober 2010 eine Bilanz seiner bisherigen Arbeit. Maier betreute seit 2002 den Aufbau entsprechender Strukturen in der Erzdiözese. Als Konsequenz aus den 2010 bekannt gewordenen Fällen hatte das Erzbistum beschlossen, den Missbrauchsbeauftragten in Zukunft organisatorisch anders auszugestalten. So soll er in Zukunft nicht mehr zur Leitungsebene des Bistums gehören und idealerweise eine externe Person sein, um größere Unabhängigkeit herzustellen. Hinsichtlich der Missbrauchsfälle führte Maier aus, dass für den Zeitraum von 1950 bis 2010 bisher 110 Anzeigen vorlägen. Bis 2010 waren ausschließlich Priester die Beschuldigten, seitdem habe sich das Verhältnis in Richtung beschuldigter pastoraler Mitarbeiter etwas ausgeglichen. Bis auf eine Ausnahme waren alle Täter männlich. Zwar gab es viele Meldungen von Opfern außerhalb der Zuständigkeit der Erzdiözese, die aber dennoch erstmal aufgenommen wurden. Zudem lagen 30 Anzeigen über Heime vor. Hier ging es vor allem um entwürdigende pädagogische Praktiken. Die Grenzen zwischen Misshandlung und sexuellem Missbrauch waren dabei sehr fließend und es wurde eine größere Anzahl von Frauen als Täter benannt. Die meisten Opfer waren zwischen 12 und 17 Jahren alt. Die Täter wurden vor allem als „[[Regression (Psychoanalyse)|regressiver]] Typ“ beschrieben, der zur Sicherung des eigenen Machtbewusstseins agierte. Um seine Arbeit bewältigen zu können, arbeitete das Ordinariat mit den Opferhilfevereinen [[Wildwasser (Verein)|Wildwasser]] und Wendepunkt zusammen. Maier unterstrich, das Allerwichtigste sei wahrzunehmen, was die Opfer erlebt haben und wie es ihnen heute gehe. Es gehe dabei nicht um Dinge aus der Vergangenheit, sondern um aktuelle Not.<ref>Jens Schmitz: Bistum nennt Missbrauchszahlen: 110 Anzeigen, Badische Zeitung, 22. Oktober 2010 ([http://www.badische-zeitung.de/suedwest-1/bistum-nennt-missbrauchszahlen-110-anzeigen--36872715.html online])</ref> Domkapitular Eugen Maier nahm die Aufgabe des Missbrauchsbeauftragten von 2002 bis Dezember 2010 wahr; seine Nachfolgerin ist die Rechtsanwältin Angelika Musella.<ref>[[Badische Zeitung]] ([http://www.badische-zeitung.de/suedwest-1/bistum-nennt-missbrauchszahlen-110-anzeigen--36872715.html online])</ref>
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| 2011 wurde das Erzbistum Freiburg von der Therapeutin eines Missbrauchsopfers beschuldigt, dessen Daten an den Täter weitergegeben zu haben. Das in Rede stehende Opfer wurde von Karl W. missbraucht, einem Priester, der seit 1965 in [[Vimbuch]], später in [[Weitenung]] und schließlich ab 1990 in [[Löffingen]] tätig war. Er wurde wegen Missbrauchs von acht Minderjährigen zu einer Haftstrafe verurteilt und vom Erzbistum in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Als W. im Dezember 2010 im Altersheim den Missbrauch von Jugendlichen in seiner Zeit als Pfarrer gestand, wurde der Fall vom Bistum öffentlich gemacht und weitere Opfer gebeten, sich zu melden. W. soll im Rahmen der Haftbarmachung durch das Erzbistum für die Entschädigung und Therapie eines Opfers dessen Adresse erhalten und es daraufhin kontaktiert haben.<ref>Jade-Yasmin Tänzler: Erzbistum könnte Opfer-Daten an Täter gegeben haben, Die Zeit, 7. Juni 2011 ([http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2011-06/kirche-missbrauchsopfer-datenschutz online])</ref> Das Bistum räumte den Vorgang ein und sprach von einem Einzelfall.<ref>[http://www.badische-zeitung.de/suedwest-1/panne-erzbistum-gibt-taeter-die-adresse-seines-opfers--46266788.html Südwest: Missbrauch in der Kirche: Panne: Erzbistum gibt Täter die Adresse seines Opfers – badische-zeitung.de<!-- Automatisch generierter titel -->]</ref>
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| ====== Bistum Fulda ======
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| Sechs Fälle soll es im [[Bistum Fulda]] geben. Details waren 2010 noch nicht bekannt, aber das Bistum entschuldigte sich für einen 1995 verurteilten Täter aus [[Großenlüder]], dessen Fall bereits 1990 bekannt wurde, der aber lediglich versetzt worden war.<ref name="spiegel2010-08-23" />
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| Das frühere [[Franziskanische Orden|Franziskaner]]-Internat in [[Großkrotzenburg]] bei [[Hanau]] war in Zusammenhang mit den Missbrauchsfällen genannt worden, wurde jedoch in der weiteren Berichterstattung nicht mehr erwähnt.<ref>Spiegel Online: Regierung verlangt von Bischöfen Aufklärung, 20. Februar 2010 ([http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,679218,00.html online])</ref>
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| Ein Schulpfarrer in [[Fritzlar]] wurde angeklagt, sechs Jugendliche in bis zu 164 Fällen sexuell missbraucht zu haben. Am 25. November 2010 wurde er vom Kasseler Landgericht wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern in 155 Fällen zu sieben Jahren Haft verurteilt. Die Kirche entließ ihn aus dem Priesterstand; auch dem [[Prämonstratenser]]orden gehört er nicht mehr an.<ref>Hessische/Niedersächsische Allgemeine: ''Missbrauch in Fritzlar: Täter ist kein Priester mehr.'' 25. Mai 2012 ([http://www.hna.de/nachrichten/schwalm-eder-kreis/fritzlar/missbrauch-kirche-fritzlar-taeter-kein-priester-mehr-2332938.html online])</ref>. Die Fritzlarer Niederlassung des Ordens war bereits zum 1. Juli 2010 aufgehoben worden.<ref>Hessische/Niedersächsische Allgemeine: ''Missbrauch von Messdienern: Justiz weitet Ermittlungen aus.'' 14. Juni 2010 ([http://www.hna.de/nachrichten/schwalm-eder-kreis/fritzlar/missbrauch-messdienern-justiz-weitet-ermittlungen-bn-803558.html online]</ref><ref>Hessischer Rundfunk: ''Kirche begrüßt Anklage gegen Pfarrer.'' 28. Oktober 2010 ([http://www.hr-online.de/website/rubriken/nachrichten/index.jsp?rubrik=5710&key=standard_document_40060781 online])</ref><ref>Hessische/Niedersächsische Allgemeine: ''Missbrauchsprozess: Fritzlarer Pfarrer zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt.'' 25. November 2010 ([http://www.hna.de/nachrichten/schwalm-eder-kreis/fritzlar/kinderpornoprozess-gegen-fritzlarer-pfarrer-beginnt-kommende-woche-1015448.html]</ref>
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| Die Missbrauchsbeauftragte Anne Schmitz sprach im März 2010 von zwei Opfern an der Stiftsschule [[Amöneburg]] (Landkreis Marburg-Biedenkopf). Die Vorfälle sollen in den 1970er Jahren stattgefunden haben. Insgesamt verdächtigte das Bistum Fulda drei kirchliche Mitarbeiter.<ref name="bild2010-04-14" /> Bis April 2011 wurde das Verfahren bei der Staatsanwaltschaft wegen Verjährung eingestellt.<ref name="Perske" />
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| Im März 2011 zeigte sich ein Pfarrer selbst an. Der Missbrauch soll bereits in den 1990er Jahren stattgefunden haben. Betroffen von den Vorwürfen ist der [[Deutscher Orden|Deutsche Orden]].<ref>Spiegel Online: Pater nach Missbrauchsfall suspendiert, 21. März 2011 ([http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,752313,00.html]</ref> Der Betroffene wurde von seinen Aufgaben als Seelsorger im hessischen Marburg-Schröck entbunden. Von 1997 bis 2009 war der Pater im Bistum Würzburg tätig.<ref>Augsburger Allgemeine: Pater wegen sexuellen Missbrauchs suspendiert, 21. März 2011 ([http://www.augsburger-allgemeine.de/bayern/Pater-wegen-sexuellen-Missbrauchs-suspendiert-id14386911.html online])</ref>
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| Im Bistum Fulda wurden seit 2010 nach eigenen Angaben insgesamt Vorwürfe gegen acht noch lebende Priester erhoben. In vier Fällen wurden die Beschuldigten strafrechtlich belangt, in drei Fällen war die Straftaten bereits verjährt, ein Fall wurde an die Staatsanwaltschaft Würzburg überwiesen. Sieben weitere Priester wurden beschuldigt, waren aber bereits verstorben. Die Staatsanwaltschaft Hanau hatte elf Fälle festgestellt. In keinem kam es zu einer Verurteilung. Die Staatsanwaltschaft Marburg eröffnete fünf Verfahren, von denen vier wieder eingestellt wurden. Bei der Staatsanwaltschaft Kassel waren fünf Fälle bekannt geworden. Zwei bezogen sich auf die Vorgänge in Fritzlar, ein anderer endete mit einem Strafbefehl wegen Besitzes von Kinderpornographie.<ref name="Perske">Jörn Perske: Viele Täter rettet nur die Zeit, Frankfurter Neue Presse, 7. April 2011 ([http://www.fnp.de/fnp/region/hessen/viele-taeter-rettet-nur-die-zeit_rmn01.c.8818435.de.html online])</ref>
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| ====== Bistum Görlitz ======
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| Das [[Bistum Görlitz]] gab 2010 an, keine Fälle von Missbrauch zu kennen.
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| ====== Erzbistum Hamburg ======
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| Im [[Erzbistum Hamburg]] bestanden Vorwürfe gegen zwei Tatverdächtige, gegen die die Staatsanwaltschaft ermittelte. Insgesamt haben sich vier Opfer an der [[Sankt-Ansgar-Schule (Hamburg)|Sankt-Ansgar-Schule]] gemeldet.<ref name="spiegel2010-08-23" />
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| Im Kinderhaus St. Josef in [[Bad Oldesloe]] soll ein Kaplan in den 1960er Jahren zwei Jungen missbraucht haben.<ref name="abendblatt2010-03-26">Michael Degenhard: ''Missbrauch in katholischen Häusern in Norddeutschland.'' 26. März 2010 ([http://www.abendblatt.de/region/stormarn/article1435628/Missbrauch-in-katholischen-Haeusern-in-Norddeutschland.html online])</ref>
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| Im Schullandheim Neu-Börnsen ([[Kreis Herzogtum Lauenburg]]) soll ein Priester Anfang der 1950er Jahre eine Frau belästigt haben.<ref name="abendblatt2010-03-26" />
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| ====== Bistum Hildesheim ======
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| 2010 bestanden im [[Bistum Hildesheim]] Vorwürfe gegen vier Geistliche. Zwei von ihnen entstammten dem Berliner Canisius-Kolleg; darüber hinaus waren ein Pfarrer im Ruhestand und ein Priester aus [[Wolfsburg]] betroffen. Zudem wurden bereits verstorbene Geistliche belastet. Insgesamt geht man von über einem Dutzend Opfern aus.<ref name="spiegel2010-08-23" /> Einer der beschuldigten Patres des Berliner Canisius-Kollegs war von 1982 bis 2003 als Seelsorger im Bistum Hildesheim tätig.<ref name="zeit2010-04-08" />
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| Im Juni 2011 wurde der Pfarrer der Gemeinde [[St. Joseph (Salzgitter)|St. Joseph]] in [[Salzgitter]] festgenommen.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,774985,00.html | titel=Missbrauch im Bistum Hildesheim: Sonderkommission "Sünde" übernimmt | werk=[[spiegel.de]] | zugriff=2011-07-19 }}</ref> Er gestand, in den Jahren 2004 bis 2007 in [[Braunschweig]] und Salzgitter drei damals 9 bis 15 Jahre alte Jungen missbraucht zu haben. Bereits 2006 hatte es erste Beschwerden über den Pfarrer gegeben. Ein Ermittlungsverfahren wurde nach kurzer Zeit eingestellt; das Bistum untersagte dem Priester aber den direkten Kontakt zu und die Beschenkung von Kindern. Neuerliche Beschwerden im Jahre 2010 führten dazu, dass das Bistum seine Anweisung erneuerte und mit Beurlaubung drohte.<ref>NDR: Missbrauch: Bischof gibt sich selbstkritisch, 20. Juli 2011 ([http://www.ndr.de/regional/niedersachsen/harz/missbrauch467.html online])</ref> Im Januar 2012 verurteilte das [[Landgericht Braunschweig]] den Pfarrer wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern in 36 und schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern in 214 Fällen zu einer sechsjährigen Freiheitsstrafe.<ref>[http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kindesmissbrauch-priester-zu-sechs-jahren-haft-verurteilt-11625510.html ''Priester zu sechs Jahren Haft verurteilt''], [[Frankfurter Allgemeine]], 26. Januar 2012</ref> Im März 2013 wurde der Mann auf eigenen Wunsch [[Laisierung|aus dem Klerikerstand entlassen]].<ref>{{Internetquelle | url=http://www.kiz-online.de/content/andreas-l-ist-kein-priester-mehr | titel=Andreas L. ist kein Priester mehr | titelerg=Kirchenrechtliches Verfahren wegen Missbrauch abgeschlossen | autor=Rüdiger Wala | hrsg=[[Norbert Trelle|Der Bischof von Hildesheim]] | werk=[[KirchenZeitung]] | datum=2013-04-24 | zugriff=2013-04-26}}</ref>
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| ====== Erzbistum Köln ======
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| Infolge der Berichte über das Berliner Canisius-Kolleg wurden auch Missbrauchsfälle am ebenfalls von den [[Jesuiten]] geleiteten [[Aloisiuskolleg]] in [[Bonn]] bekannt.<ref name="Spiegel2010" /> Bis März 2010 waren hier ca. 30 Opfer bekannt.<ref name="bild2010-04-14" />
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| Um eine lückenlose Aufklärung zu ermöglichen, trat am 8. Februar 2010 der Rektor Pater Theo Schneider zurück.<ref name="zeit2010-04-08" />
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| In Reaktion auf die Missbrauchsfälle wurde eine eigene Webseite eingerichtet.<ref>[http://www.untersuchung-aloisiuskolleg.de/ untersuchung-aloisiuskolleg.de<!-- Automatisch generierter titel -->]</ref> Am 10. Dezember 2010 stellte die Schule ein umfassendes Präventionskonzept<ref name="aloisiuskolleg2010-12-06">Aloisiuskolleg: Leitfaden zur Prävention und Intervention bei sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche, 6. Dezember 2010 ([http://www.aloisiuskolleg-bonn.de/deutsch/07_aktuelles/leitfaden-20101206.pdf online])</ref> zur Verhinderung zukünftiger Missbrauchsfälle vor.<ref>Aloisiuskolleg Bonn: Aloisiuskolleg stellt Leitfaden zur Prävention und Intervention bei sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche vor, Presseerklärung vom 10. Dezember 2010 ([http://www.aloisiuskolleg-bonn.de/deutsch/07_aktuelles/Presseerklaerung_101210.pdf online])</ref><ref>Joachim Heinz: Angst- und gewaltfreies Lernen. Bonner Jesuitenschule legt Leitlinien gegen Missbrauch vor, Domradio, 10. Dezember 2010 ([http://www.domradio.de/aktuell/69868/ein-neuanfang-am-rhein.html online])</ref>
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| Das Aloisiuskolleg veröffentlichte Ende Oktober 2010 einen ersten Zwischenbericht, worin die Grenzverletzungen gegenüber Schülern durch dortige Mitarbeiter von 1950 bis 2008 dokumentiert werden.<ref name="aloisiuskolleg2010-12-06" />
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| Am 15. Februar 2011 wurde schließlich der Abschlussbericht über die am Aloisiuskolleg geschehenen Missbrauchsfälle veröffentlicht. Insgesamt lagen für den Bericht, der den Zeitraum von 1950 bis 2010 umfasste, Angaben von 175 Personen über Grenzverletzungen vor. 58 Personen berichteten, selbst Grenzverletzungen erlebt zu haben. Belastet wurden insgesamt 23 Personen (18 Ordensmitglieder und 5 weltliche Mitarbeiter). Die Mehrzahl (14 Ordensmitglieder und 3 weltliche Mitarbeiter) war in 1950er und 1960er Jahren am Aloisiuskolleg tätig. 31 von 58 Berichten betreffen einen Pater, der von 1968 bis 2008 am Aloisiuskolleg lebte und arbeitete. Hinweise auf vorsätzliche Vertuschung fanden sich nur in einem Fall Anfang der 1960er Jahre. Der Bericht konnte daher den Vorwurf einer systematischen Vertuschung der Fälle nicht bestätigen. Stattdessen wurde vor allem kritisiert, dass in der Regel gar nicht erst hingesehen wurde. So wurde Hinweisen nicht nachgegangen, sahen sich Verantwortliche als nicht zuständig an oder betrachteten die Vorkommnisse durchweg als Einzelfälle. Der Abschlussbericht identifizierte dazu mehrere strukturelle Risikofaktoren, die das beschriebene Verhalten begünstigt hätten. Benannt wurden zum einen Mängel in den Organisationsabläufen wie das Fehlen eines Kommunikations- und Dokumentationssystems, aber auch das frühere Werte- und Normensystem des Jesuitenordens, das durch mangelnde Transparenz und Kontrolle sowie Abschottungstendenzen Machtmissbrauch mit ermöglicht habe.<ref>Vgl. Prof. Dr. jur. Julia Zinsmeister; Rechtsanwältin Petra Ladenburger; Dipl.Päd. Inge Mitlacher: Schwere Grenzverletzungen zum Nachteil von Kindern und Jugendlichen im Aloisiuskolleg Bonn – Bad Godesberg. Abschlussbericht zur Untersuchung im Auftrag der Deutschen Provinz der Jesuiten, 15. Februar 2011 ([https://www.jesuiten.org/fileadmin/Redaktion/Downloads/Abschlussbericht_AKO_Zinsmeister.pdf online] (PDF; 1,91 MB) bzw. die Kurzzusammenfassung ([https://www.jesuiten.org/fileadmin/Redaktion/Downloads/Statement_Zinsmeister.pdf online]; PDF; 59 kB) und die Presseerklärung des Provinzials der Deutschen Provinz der Jesuiten, Stefan Kiechle SJ, ([https://www.jesuiten.org/fileadmin/Redaktion/Downloads/PK_Bonn_Antwort_Provinzial.pdf online]; PDF; 23 kB)</ref> Der Bericht wurde von einzelnen Missbrauchsopfern dahingehend kritisiert, dass nicht alle berichteten Vorfälle in diesen aufgenommen worden wären.<ref name="autogenerated2">Peter Wensierski: Missbrauchsopfern droht der Maulkorb, Spiegel Online, 2. März 2011 ([http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,748348,00.html]</ref>
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| Die Bonner Staatsanwaltschaft ermittelte 2010 außerdem gegen den Hausmeister einer Pfarrgemeinde. Der Mann wurde vom Dienst suspendiert und hat Hausverbot. Zur selben Zeit ermittelte auch die Staatsanwaltschaft Aachen gegen einen verdächtigen Priester, der zu der Zeit in einem Pflegeheim lebte.<ref name="spiegel2010-08-23" />
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| Am 18. Februar 2010 machten die [[Pallottiner]] Fälle sexuellen Missbrauchs in dem früheren, 1967 geschlossenen ''Konvikt Sankt Albert'' in [[Rheinbach]] bei [[Bonn]] bekannt, wonach 2008 ein ehemaliger Schüler angegeben hatte, er und zwei weitere Jungen seien Anfang der 1960er Jahre von einem Pater missbraucht worden. Der beschuldigte Pater sei in den 1960er Jahren aus dem Orden ausgeschieden.<ref>''Immer neue Missbrauchsfälle: Eine Chronologie.'' In: heute.de vom 5. März 2010 ([http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/23/0,3672,8039703,00.html online]).</ref> Zu den Betroffenen in Rheinbach zählt [[Wolfgang Niedecken]].<ref>[http://www.welt.de/vermischtes/article7178199/BAP-Frontmann-Niedecken-bestaetigt-Missbrauch.html Konvikt St. Albert : BAP-Frontmann Niedecken bestätigt Missbrauch – Nachrichten Panorama – DIE WELT<!-- Automatisch generierter titel -->]</ref>
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| Im Februar 2011 suspendierte das Erzbistum Köln einen Gemeindepfarrer im oberbergischen [[Morsbach]]. Der Pfarrer hatte dem Erzbistum gegenüber verheimlicht, dass er 2010 eine Bewährungsstrafe wegen sexuellen Missbrauchs eines Kindes vor 20 Jahren erhalten hatte. Das Erzbistum erfuhr von dem Fall erst durch die Anwältin des Opfers. Die Angelegenheit wurde an die [[Kurie]] zur Prüfung weiterer kirchenrechtlicher Konsequenzen überstellt.<ref>WDR.de: Katholischer Pfarrer suspendiert, Mediathek ([http://www.wdr.de/mediathek/html/regional/2011/02/21/lokalzeit-koeln-priester.xml Video]</ref><ref>Robert Franz: Missbrauch: Bistum Köln suspendiert Pfarrer, WDR.de, 22. Februar 2011 ([http://www.wdr.de/themen/panorama/kriminalitaet11/missbrauch_kirche/110221.jhtml?rubrikenstyle=panorama online])</ref>
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| Im Erzbistum Köln soll es nach Aussagen des Bistums nach Abarbeitung aller Hinweise vier Fälle geben, in denen die Opfer noch leben; einer der Täter, ein Priester, hat seine Täterschaft zugegeben.<ref name="welt2010-09-10">Welt Online: 24 Priestern wird Kindesmissbrauch vorgeworfen, 10. September 2010 ([http://www.welt.de/politik/deutschland/article9537600/24-Priestern-wird-Kindesmissbrauch-vorgeworfen.html online])</ref>
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| Der Spiegel kritisierte im Mai 2012, dass am Collegium Josephinum in Bonn ein Pater ein Präventionskonzept gegen sexuellen Missbrauch erarbeiten sollte, der in der Vergangenheit mit fragwürdigen Zäpfchenpraktiken gegenüber Jugendlichen aufgefallen war.<ref>Julia Jüttner: Pater L. und die Zäpfchen, 7. Mai 2012 ([http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/collegium-josephinum-umstrittener-priester-erstellt-konzept-gegen-sexuellen-missbrauch-a-831214.html online])</ref>
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| ====== Bistum Limburg ======
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| 2010 waren im [[Bistum Limburg]] mindestens zehn erhärtete Verdachtsfälle bekannt. Die Fälle lagen größtenteils in den 1950er bis 1970er Jahren und richteten sich gegen Priester und kirchliche Mitarbeiter. Ein Fall betraf einen Priester, der in den 1990er Jahren einen Jungen im [[Westerwald]] missbraucht haben soll. Ein Verfahren gegen ihn stellte der Staatsanwalt wegen Verjährung ein. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelte wegen eines bereits entlassenen Kirchenmitarbeiters.<ref name="spiegel2010-08-23" /><ref name="bild2010-04-14" />
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| Im Kinderheim [[Vincenzhaus Hofheim]] der Frankfurter Caritas in [[Hofheim am Taunus|Hofheim]] verübten nach Presseberichten ehemalige Erzieher in den 1950er und 1960er Jahren Misshandlungen und sexuelle Übergriffe auf Kinder. Drei Opfer sind bekannt.<ref name="bild2010-04-14" />
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| Bis April 2011 wollte sich das Bistum nicht detailliert zu Missbrauchsfällen äußern. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt/Main hat von zehn erbrachten Anzeigen drei abgegeben und die restlichen sieben wieder eingestellt. Bei der Staatsanwaltschaft Wiesbaden wurde ein anhängiges Verfahren gegen einen Priester wegen Verjährung ebenfalls eingestellt.<ref name="Perske" />
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| Bis Ende Mitte 2011 wurden beim Bistum Limburg fünf Anträge wegen sexuellen Missbrauchs durch Angehörige des Bistums gestellt.<ref name="50Opfer" />
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| ====== Bistum Magdeburg ======
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| Im April 2012 wurde ein Pfarrer des Bistums aufgrund des Besitzes kinderpornografischer Schriften angeklagt. Vorher war der Geistliche in der Pfarrei Edith Stein in Wolfen-Zörbig tätig. Er wurde bereits November 2011 beurlaubt.<ref>mdr.de: Pfarrer wegen Kinderpornografie angeklagt, 10. April 2012 ([http://www.mdr.de/sachsen-anhalt/bistum102_zc-a2551f81_zs-ae30b3e4.html online])</ref> Er wurde wegen des Besitzes von mehr als 4000 kinderpornografischen Fotos zu einer Bewährungstrafe von zwei Jahren verurteilt.<ref>[http://www.spiegel.de/panorama/justiz/bewaehrungsstrafe-priester-hortete-tausende-kinderpornobilder-a-893191.html Bewährungsstrafe für Geistlichen: Priester hortete Tausende Kinderpornobilder] Spiegel Online 8. April 2013</ref>
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| ====== Bistum Mainz ======
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| 1981 schrieb ein Bewohner des Knabenkonvikts in [[Bensheim]] einen Brief an den damaligen Bischof [[Hermann Volk|Hermann Kardinal Volk]]. Er berichtete dabei von Missbrauch an ihm und weiteren Mitschülern, worauf der Domdekan die Opfer zu einem Gespräch einlud, das jedoch nicht zustande kam. Der Konvent war 1981 schon geschlossen worden. Der Brief wurde 2010 wiederentdeckt. Für Berichte über Vorwürfe, die schon in den 1970ern erhoben worden waren, ließen sich keine schriftlichen Belege finden. Das Bistum rief Opfer auf, sich beim Missbrauchsbeauftragten zu melden.<ref>Stefan Toepfer und Markus Schug: Neue Entwicklungen in zwei Diözesen, 16. März 2010 ([http://www.faz.net/s/Rub8D05117E1AC946F5BB438374CCC294CC/Doc~EE5FE5C51886B4B6A992D1D5DE40425C1~ATpl~Ecommon~Scontent.html online])</ref> Daraufhin erhoben 15 ehemalige Schüler Vorwürfe von Misshandlung und Missbrauch.<ref name="zeit2010-04-08" /> Sie betrafen insbesonderen einen Sozialarbeiter, der von 1973 bis 1979 das Internet leitete.<ref name="spiegel2010-08-23" />
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| Anfang 2010 wurden Vorwürfe gegen einen Pfarrer im [[Landkreis Lauterbach|Altkreis Lauterbach]], Dekanat [[Alsfeld]], erhoben. Die Vorwürfe bezogen sich auf die Jahre 1991 und 1992.<ref>Lauterbacher Anzeiger: Missbrauch: Vorwürfe gegen früheren Pfarrer, 7. Mai 2010 ([http://www.lauterbacher-anzeiger.de/lokales/vogelsbergkreis/landkreis/8861982.htm online])</ref> Die Staatsanwaltschaft stellte die Ermittlungen Ende 2010 wegen Verjährung ein. Ein Opfer berichtete anonym in einem Zeitungsartikel.<ref>Norbert Gregor Günkel: „Leben der Opfer für immer zerstört“, 8. Januar 2011 ([http://www.lauterbacher-anzeiger.de/lokales/vogelsbergkreis/landkreis/9805050.htm online])</ref> Im Februar 2011 teilte der Justiziar des Bistums Mainz, Prof. Dr. [[Michael Ling]], bei einer Gemeindeversammlung in [[Grebenhain]] mit, dass gegen den [[Vogelsbergkreis|Vogelsberger]] Priester, der in den 80er-Jahren eine nicht genau bekannte Zahl von Jungen missbraucht haben soll, ein kirchliches Strafverfahren eingeleitet worden sei.<ref>Lauterbacher Anzeiger: Verfahren der Kirche gegen Missbrauchs-Priester läuft, 18. Februar 2011 ([http://www.lauterbacher-anzeiger.de/lokales/vogelsbergkreis/grebenhain/10235431.htm online])</ref> Im März 2011 verstarb der beschuldigte Priester nach jahrelanger Pflege im ''Bruder-Konrad-Stift'', dem katholischen Alten- und Pflegeheim der Marienschwestern in [[Mainz]]. Im Nachruf von Weihbischof Werner Guballa hieß es: „In den letzten Jahren wurden schwere Missbrauchsvorwürfe gegen Pfarrer [...] erhoben. Die Fakten, die dann im Laufe der Ermittlungen zutage traten, haben uns zutiefst erschüttert und beschämt.“<ref>[http://www.kreis-anzeiger.de/lokales/vogelsbergkreis/landkreis/10338126.htm Kreis-Anzeiger – Mehr als „Mitgefühl mit den Opfern“ äußert die Kirche nicht<!-- Automatisch generierter titel -->]</ref> Einem Artikel des ''[[Kreis-Anzeiger (Wetterau und Vogelsberg)|Kreis-Anzeiger]]s'' vom 19. März 2011 zufolge soll der Pfarrer die Taten systematisch geplant und den Missbrauch auch in Räumen der Gemeinde durchgeführt haben.<ref>[http://www.kreis-anzeiger.de/lokales/aus-der-nachbarschaft/grebenhain/10342269.htm Kreis-Anzeiger – „Klar machen, was wirklich passiert ist“<!-- Automatisch generierter titel -->]</ref>
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| Die Bearbeitung des Vorganges durch das Bistum löste in der Pfarrgemeinde Grebenhain vielfachen Unmut aus. Zum einen fühlte man sich vom Generalvikariat alleine gelassen, zum andern empfand man die Darstellung der Sachverhalte durch den Justiziar des Bistums als unangemessen.<ref>Norbert Gregor Günkel: „Missbrauch liegt wie eine finstere Wolke über uns“, Gießener Anzeiger, 13. April 2011 ([http://www.giessener-anzeiger.de/lokales/aus-der-nachbarschaft/vogelsbergkreis/10589154.htm online])</ref>
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| 2010 wurden auch Vorwürfe gegen einen Priester des Bistums bekannt, der auch Mitglied des [[Schönstatt-Bewegung|Schönstatt-Instituts]] in [[Simmern (Westerwald)|Simmern bei Koblenz]] ist. Der Priester war zu dem Zeitpunkt in [[Washington, D.C.]] und wurde verdächtigt, in den 80er- und 90er-Jahren sexuelle Beziehungen zu weiblichen Jugendlichen und jungen Frauen unterhalten zu haben. Unter den mutmaßlichen Opfern befand sich jedoch kein Missbrauchsfall mit einer Unter-14-Jährigen. Die Vorfälle waren bereits 2004 durch ein Opfer bekannt geworden, allerdings wurde damals nicht das Bistum verständigt. Das Schönstatt-Institut bat stattdessen lediglich um Versetzung des Mannes.<ref>Miguel Zamorano: Missbrauchsfall im Bistum Mainz, Zeit Online, 20. April 2010 ([http://www.zeit.de/politik/2010-04/missbrauchsfall-mainz online])</ref>
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| Bei der Staatsanwaltschaft Gießen war im April 2011 noch ein Verfahren gegen einen 84-jährigen Priester anhängig, der in den 1990er Jahren ein Opfer sexuell missbraucht haben soll.<ref name="Perske" />
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| Bis Juni 2011 wurden beim Bistum Mainz 13 Anträge auf Entschädigung wegen sexuellen Missbrauchs durch Angehörige des Bistums gestellt.<ref name="50Opfer">Rhein-Zeitung: Mehr als 50 Opfer beantragen Entschädigung, 27. Juni 2011 ([http://www.rhein-zeitung.de/regionales_artikel,-Missbrauchsskandal-Mehr-als-50-Opfer-beantragen-Entschaedigung-_arid,267441.html online])</ref>
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| ====== Erzbistum München und Freising ======
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| ; Der Fall Hullermann
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| Im März 2010 berichtete die [[New York Times]]<ref name="nytimes2010-05-18">Nicholas Kulish, Katrin Bennhold: ''Doctor Asserts Church Ignored Abuse Warnings.'' In: [[The New York Times]],18. März 2010 ([http://www.nytimes.com/2010/03/19/world/europe/19church.html online])</ref> von einem wegen Kindesmissbrauchs vorbelasteten Pfarrer namens Peter Hullermann, nachdem sich Eltern in [[Essen]] über den Pfarrer beschwert hatten. Nach seiner Versetzung Anfang der 1980er Jahre war er in psychiatrischer Behandlung. Obwohl der Psychiater das [[Erzbistum München und Freising]] unter Leitung von Bischof Joseph Ratzinger eindringlich davor gewarnt hatte, den Priester wieder mit Kindern arbeiten zu lassen, wurde ihm erneut Kontakt zu Kindern ermöglicht.<ref name="nytimes2010-05-18" /> Fünf Jahre später, 1986, wurde er wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern zu 18 Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung und 4000 Mark Geldstrafe verurteilt.<ref>''Psychiater warnte vor Pädophilem – vergebens.'' In: [[Süddeutsche Zeitung]], 19. März 2010 ([http://www.sueddeutsche.de/politik/244/506425/text/ online])</ref>
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| Daraufhin erfolgte erneut eine Versetzung und er konnte 21 Jahre lang weiter mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. Gespräche von Eltern, die sich wegen des Küssens von Kindern besorgt zeigten, seien von Mitgliedern des Pfarrgemeinderats in [[Garching an der Alz|Garching]] abgeblockt worden. Im September 2008, nachdem ein Missbrauchsopfer ihn aufgespürt hatte, wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Auf Anweisung von Erzbischof [[Reinhard Marx]] wurde im selben Jahr ein forensisch-psychiatrisches Gutachten erstellt und Hullermann in der Folge strikt untersagt, Kinder-, Jugend- und Ministrantenarbeit auszuüben. Außerdem wurde er in die Tourismusseelsorge nach [[Bad Tölz]] versetzt.<ref name="zeit2010-04-16">Claudia Keller, Katja Reimann: ''Eine Gemeinde sucht Antworten.'' Zeit Online, 16. März 2010 ([http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2010-03/garching-kirche-missbrauch online])</ref> Die Dienstanweisungen wurden Hullermann jedoch nicht schriftlich mitgeteilt. In den Akten fand sich lediglich ein Personalvermerk, und so konnte er weiterhin in Vertretung Jugendgottesdienste übernehmen.<ref>Felicitas Amler: ''Ordinariat räumt Fehler ein.'' Süddeutsche Zeitung Online, 12. Juli 2010 ([http://www.sueddeutsche.de/bayern/missbauchsskandal-ordinariat-raeumt-fehler-ein-1.974054 online])</ref>
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| Hullermann hatte insgesamt einen sehr guten Ruf in Garching an der Alz. Über den Informationsfluss zwischen den Gemeinden und kirchlichen Stellen gibt es widersprüchliche Aussagen: laut Aussage eines ehemaligen Vorsitzenden hatte der Pfarrgemeinderat Garching keine Information über Hullermanns Vergangenheit; laut Aussage eines ehemaligen Einwohners von Garching waren Hullermanns Neigungen kein Geheimnis (er berichtete von Schmierereien, die darauf anspielten).<ref name="spiegel2010-04-17">Julia Jüttner: ''Er predigte Wasser und trank Wein.'' In: [[Spiegel Online]], 17. März 2010 ([http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,683988,00.html online])</ref> Das Erzbistum widersprach Darstellungen aus Bad Tölz, dort habe niemand Bescheid gewusst; vielmehr sei der Pfarrverband vor Ort über Hullermanns Neigungen informiert worden.<ref>Süddeutsche Zeitung: Erzbistum zieht Konsequenzen, Nr. 62, 16. März 2010, S. 6.</ref>
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| Aufgrund von Recherchen der ''Süddeutschen Zeitung'' suspendierte das [[Erzbistum München und Freising]] Anfang März 2010 den Pfarrer.<ref name="spiegel2010-04-17" /><ref name="spiegel2010-04-15">Julia Jüttner: ''Wie eine Gemeinde missbraucht wurde
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