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Dithmarscher Sagen: Unterschied zwischen den Versionen

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== Die Isemanschlacht ==
== Die Isemanschlacht ==
[[Datei:Buesum St Clemens01 PP.jpg|thumb|100pxSt. Clemens in Büsum/ Dithmarschen]]
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  |Text=In Büsum war die Isemanschlacht <ref><small>gemeint ist das Dithmarscher Geschlecht der Isemannen. Der Hauptautor.</small></ref> unter den bauern vor Zeiten die größete und gewaltigste, also daß der Priester in der Kirche seine Ceremonien nicht eher beginnen durfte, als bis sie gekommen. Einen, der durch ihre muthwillige Verzögerung sich nicht länger aufhalten wollte und gleichwol anfing, haben sie vor dem Altare getötet.<br/>
  |Text=In Büsum war die Isemanschlacht <ref><small>gemeint ist das Dithmarscher Geschlecht der Isemannen. Der Hauptautor.</small></ref> unter den bauern vor Zeiten die größete und gewaltigste, also daß der Priester in der Kirche seine Ceremonien nicht eher beginnen durfte, als bis sie gekommen. Einen, der durch ihre muthwillige Verzögerung sich nicht länger aufhalten wollte und gleichwol anfing, haben sie vor dem Altare getötet.<br/>

Version vom 9. April 2012, 19:23 Uhr

Wie in allen Gegenden Deutschlands gibt es auch in Dithmarschen lokale Sagen und Märchen, die fast vergessen sind. Dieser Artikel fasst einige jeweils in Orginalzitaten aus den referenzierten Quellen zusammen.

Die Räuber in der Engelsburg (Der Engelsberg)

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Blick in eine kleine Schlucht des Engelsberges bei Farnewinkel/ Kreis Dithmarschen

„Zwischen Nindorf, Bargenstedt und Varenwinkel bei Meldorf liegt die Engelsborg. Die ist so hoch, daß man von da ins Land Wursten jenseit der Elbe sehen kann. Früher haben da einmal Mörder gewohnt in der Kuhle, aus der man meint der Berg herausgetragen sei. Viele Jahre haben sie da ihr Gewerbe getrieben und viel Schaden ringsumher angerichtet. Ein Mädchen hatten sie geraubt und lange bei sich gehabt; die aber hat endlich mit Wolle Zeichen gegeben, wo sie sich aufhielten. Und da man ihnen nun nicht anders beizukommen wuste, hat man sie mit siedend heißem Wasser aus der Höle herausgeschmort. Zwei wurden gefangen und bei Meldorf hingerichtet. - Es ist aber das Land hier vor Hölzungen und Wald gewesen, also daß ein Eichhörnchen von der Singel in Meldorf an bis zu Osten an des Landes Grenze auf eitel Bäumen springen konnte, ohne den Boden zu berühren. Daher überall Spelunken und Mörderkuhlen im Lande gewesen sind, sonderlich zu der Zeit ehe Karolus Magnus den christlichen Glauben einführte.
Neocorus I. 255. Hans Detleff Mser. Fol. 32 b. S. zu R. 102
[1]


Klaes Steen

„Wer von Schalkholz nach Tellingstedte geht, findet auf halbem Wege einen Stein aufgerichtet, mit alten verwitterten Buchstaben, den die Leute in der Umgebung Kleas Steen nennen und bei dem sie folgende traurige Geschichte erzählen.
Zwei Brüder, Klaes und Karsten Groth in Schalkholz, waren beide in ein hübsches Mädchen in Tellingstedte verliebt. Sie war beiden gleich gut, aber keiner der Brüder wollte freiwillig vor dem anderen zurücktreten. Endlich zog sie den jüngeren Karsten vor, und als Klaes es merkte, erwachte in ihm die furchtbarste Eifersucht. Sein glücklicher Bruder kam einmal an einem Abend von Tellingstedt zurück, da lauerte er ihm auf halbem Wege auf und erschlug ihn. Zur Erinnerung an diese That ward der Stein gesetzt, und man will darauf die Worte lesen:
Klaes Groth
sloeg hyr synen Broder doet.
Durch H. Schulss. Gudenrath.
[2]

Die Fünffingerlinde im Riesewohld [3]

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Die Fünffingerlinde im Riesewohld.

Vor vielen Jahren, es muss wohl über 250 Jahre her sein, durchbrach der Sprössling der Fünffingerlinde den Waldboden und begann zu wachsen.
Just an diese Stelle ist ein unschuldiger Bettelstudent hingerichtet worden.
In dem Dorf Oderrade lebte ein junges Mädchen. Viele junge Burschen machten ihr Anträge, doch sie war wählerisch: Keiner war ihr gut genug.

Eines Abends kam sie nicht von einem Tanzvergnügen zurück nach Hause. Ihr Vater und die Nachbarn suchten sie und fanden sie schließlich im Riesewohld. Sie lag tot unter einem Baum. Die Hände gefaltet und darin einen Blumenstrauß.
Während der Vater und die Männer traurig das Mädchen ansahen, kam einer junger Mann vorrüber. Es war ein wandernder Bettelstudent in schlechter Kleidung. Er bekam einen Schrecken, als er die Männergruppe sah und lief davon. Er hielt sie für Räuber, die ihm auflauern wollten.
Die Männer liefen ihm hinterher, sie rissen ihn zu Boden, da sie glaubten, den Mörder gefasst zu haben. Allein, dass er die Flucht ergiffen hatte, war für sie Beweis genug. Wie damals üblich zerrten sie ihn zur Leiche und beschuldigten ihn der Tat. Er würde nur frei kommen, wenn er "bei Gott und allen Heiligen" schwören könne, dass er nicht der Mörder sei.
Der Bettelstudent hob seine Hand und schwörte ihnen, dass er nicht der Mörder sei. In seiner Angst hob er jedoch die linke und nicht, wie es seinerzeit üblich war, die Schwurhand, also die rechte Hand.
Die umherstehenden Männer erkannten das als Gottesurteil und hängten ihn am nächsten Baum auf.
Die letzten Worte des jungen Mannes waren: "Diese Hand hat vor Gott die Wahrheit beschworen und zum Zeichen meiner Unschuld soll eine Hand aus meinem Grabe wachsen."

Er hatte die Wahrheit gesprochen: Jahre später lag ein Nachbar des toten Mädchens im Sterben und verlangte nach einem Pastor. Doch er kam nicht. Da erleichterte er der Schwiegertochter sein Herz: Das tote Mädchen hatte ihn, als er noch jung war, an jenem Abend immer wieder zum Tanz aufgefordert. Sie machte ihm, wie man früher sagte, "schöne Augen". Sie lief in den Riesewohld. Er hinterher. Im Wald spottete und verhöhnte sie ihn jedoch und wollte von ihm nichts mehr wissen. Da bekam er Wut. Er drückte ihren Hals zu, bis sie sich nicht mehr bewegte.
Er bettete sie unter dem Baum, und gab ihr einen Blumenstrauß in die gefalteten Hände. Dann ging er wieder Tanzsaal zurück.
Dort aber, wo der unschuldige Student verscharrt wurde, wuchs eine Linde empor. Sie spaltete kurz über dem Boden ihren Stamm in fünf Teile.
Genau so, wie eine zum Schwur erhobene linke Hand aussieht.
[4]

Röwerlöwe [5]

„172. Röwerlöwe
Der Dithmarschen Volk liebte von Urväterzeiten her seine Freiheit über alles. Große Kämpfe hat es bestanden und blutige Schlachten geschlagen, und viele siegreich, bis es zuletzt noch überwunden ward. Aber immer noch ist in ihm die Erinnerung an seinen alten Ruhm lebendig, wie die Hoffnung auf seiner Freiheit Wiederkehr.
Kaiser Karl der Große schon hatte mit den Dithmarschen zu kämpfen. Nun lebte zu Windbergen ein starker und tapferer Kampfheld, genannt Röwerlöwe, der trat in des Kaisers Dienst, und Karl setzte ihn zu einem Herrn über das Dithmarschenland und -volk als einen Vogt, der die Unterjochten im Zaume halten und zum Christentume zwingen sollte. Aber die Dithmarschen ließen sich mitnichten im Zaume halten, sie empörten sich gegen den Röwerlöwe, nahmen ihn gefangen und räderten ihn. Von diesem Röwerlöwe soll das berühmte Geschlecht derer von Reventlowen abstammen, er soll dessen Ahnherr gewesen sein. Lange Zeit wohnten seine Nachkommen noch in Dithmarschen, aber immer glimmte im Volk ein alter Groll gegen dasselbe fort, da hat es sich endlich hinweggewendet und sich über Holstein, Schleswig und Dänemark verbreitet.“

Ludwig Bechstein:
: "Deutsches Sagenbuch - Mit sechzehn Holzschnitten nach Zeichnungen von A. Ehrhardt; Leipzig, Verlag von Georg Wigand, 1853"; ebd.: S. 155 bzw.
[6]

Die Isemanschlacht

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St. Clemens in Büsum/ Dithmarschen

„In Büsum war die Isemanschlacht [7] unter den bauern vor Zeiten die größete und gewaltigste, also daß der Priester in der Kirche seine Ceremonien nicht eher beginnen durfte, als bis sie gekommen. Einen, der durch ihre muthwillige Verzögerung sich nicht länger aufhalten wollte und gleichwol anfing, haben sie vor dem Altare getötet.
Neocor. I. 225, vgl. Ro. 56. 95.[8]

Das Heilige Kreuz zu Windbergen [9]

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Das "Heilige Kreuz" zu Windbergen.
Die, wahrscheinlich, einzigste mittelalterliche, 'wundertätige' Reliquie, welche nahezu ununterbrochen seit der Reformation in einer ev. Kirche Schleswig-Holsteins ihren Platz hat.
Pilgergruppen aus Schleswig-Holstein wallfahren zur Windberger Kirche um vor dem Kreuz zu beten.<br/Seit 2011 führt ein neuer Jakobus-Pilgerweg an der Kirche vorrüber.

„Vormals war Windbergen zu Meldorf eingepfarrt, aber ein wunderbarer Umstand, so erzählt Hans Dethlefs, gab der ersten Capelle, wie der nachherigen Kirche ihr Daseyn.
An der Stelle der jetzigen Kirche pflügte ein Mann und plötzlich stehen seine Ochsen still, weil sie den Pflug nich zu ziehen vermögen. Bei genauer Untersuchung findet er vor dem Pflugeisen ein kleines ehernes Crucifix, wofür man das noch jetzt auf dem Altar befindliche ausgiebt. Dieses Crucifix verbirgt er als ein Heiligthum, verschließt es in einen Kasten, findet es aber zu seinem Erstaunen alle Morgen wieder oben auf liegen.
Noch will er dieses Heiligthum keinem zeigen, allein er kommt von Sinnen, und wie er nun den Vorfall offenbart, kehrt auch sein Verstand zurück. Jetzt errichtet er auf jener geheiligten Stelle ein großes Kreuz, und daneben eine kleine hölzerne Zelle.
Das Wunder wird bekannt, und das Kreuz kommt in großen Ruf. Andächtige wallfahren aus dem ganzen Lande und anderen benachbarten Orten dahin, und noch zu Heinrich von Zütphens Zeit wird dem Kreuze, wobei der Wunder viele geschehen, große Ehre erwiesen. Die Wallfahrenden kommen aber nicht mit leerer hand, sondern bringen reichliche Opfer dar, und von diesen erbaut man in der Folge eine Capelle.“[10]

Der Geldsot

„Zwischen dem Dorfe Hopen und dem St. Michaelisdonn (bei Marne in Süderdithmarschen) findet man an dem dürren Abhange der Geest, dem Kleve, eben über der Marsch eine immer hellfließende Quelle, die der Geldsot genannt wird. Vor vielen jahren lag in der Nähe ein reiches Dorf; das starb aber aus, oder wurde im Moskowiter Kreige verödet, so daß nur ein Hirte nachblieb, dem Geld und Gut nun zufiel. Ehe er aber starb, versenkte er alles in den Brunnen, weil er keinen Erben hatte; und dieser erhielt davon seinen namen. Stößt man mit einem Stocke hinein, so klingt es ganz hohl und oft hat man auf dem Grunde des klaren Wassers einen grauen (kleinen schwarzen) Mann mit einem dreieckigen Hute gesehen, der ein brennendes Licht in der hand trug und es immer hin und her leitete. kam einer herzu und griff darnach, verschwand alles.
Oft hat man versucht, den Schatz zu heben. Einmal machten sich mehrere in einer nacht auf und gruben stillschweigend die Quelle auf, bis sie auf einen großen Braukessel trafen. Da legten sie einen Windenbaum quer über das Loch und befestigten Seile an dem Kessel, um ihn herauf zu ziehn, als zu ihrem Schrecken ein ungeheures Fuder Heu, mit sechs weißen Mäusen davor, den Kleve spornstreichs hinauf an ihnen vorbei sauste. Doch behielten sie so viel Besinnung, daß keine einen Laut von sich gab, und der Kessel war schon so hoch hinaufgezogen, daß sie ihn mit der Hand reichen konnten, als der graue Mann mit seinem dreieckigen Hut auf einem dreibeinigen Schimmel heraufgeritten kam und den Leuten guten Abend bot. Aber sie antworteten nicht. Als er nun aber fragte, ob er nicht noch das Fuder Heu einholen könnte, rief einer: "Du Schroekel (hinkender Krüppel), mags den Deuwel!" Da versank augenblicklich der Kessel, der Windenbaum brach und der graue Mann verschwand. Viele haben es nachher noch wieder versucht, aber alle sind durch ähnlichen Spuk gestört und zum Sprechen gebracht.
Mündlich. - Es ist eine in der ganzen Marsch, selbst in der Wilstermarsch berühmte Quelle; sie selbst hat bekanntlich keine Quellen. - Der graue Mann mit dem dreieckigen Hut und dem Schimmel ist sonst in Volkssagen Wodan. vgl. zu 277[11]

Fußnoten und Einzelnachweise

  1. "Sagen, Märchen und Lieder der Hezogthümer Schleswig Holstein und Lauenburg - Herausgegeben von Karl Müllenhoff + -- Kiel, Schwerssche Buchhandlung - 1845"; ebd. S. 38
  2. "Sagen, Märchen und Lieder der Hezogthümer Schleswig Holstein und Lauenburg - Herausgegeben von Karl Müllenhoff + -- Kiel, Schwerssche Buchhandlung - 1845"; ebd. S. 45
  3. s. a. PlusPedia-Artikel Riesewohld
  4. Nacherzählung aus: "Museum für Archäologie und Ökologie Dithmarschen: Der Riesewohld - Dithmarschens KultUrwald"
  5. s. a. PlusPedia-Artikel Windbergen
  6. "SAGEN.at - Sagen und Datenbanken zur Europäischen Ethnologie / Volkskunde: RÖWERLÖWE"
  7. gemeint ist das Dithmarscher Geschlecht der Isemannen. Der Hauptautor.
  8. "Sagen, Märchen und Lieder der Hezogthümer Schleswig Holstein und Lauenburg - Herausgegeben von Karl Müllenhoff + -- Kiel, Schwerssche Buchhandlung - 1845"; ebd. S. 57
  9. s. a. PlusPedia-Artikel Kirche zum Heiligen Kreuz zu Windbergen/ Kreis Dithmarschen
  10. J. Hanssen/ H. Wolf aus: "Chronik des Landes Dithmarschen von J. Hanssen und H. Wolf; Langhoffsche Buchdruckerei; Hamburg 1833"; ebd.: S. 32-33
  11. "Sagen, Märchen und Lieder der Hezogthümer Schleswig Holstein und Lauenburg - Herausgegeben von Karl Müllenhoff + -- Kiel, Schwerssche Buchhandlung - 1845"; ebd. S. 101