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Aus jüdischer Volkspoesie: Unterschied zwischen den Versionen
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== Schostakowitsch und die jüdische Volksmusik == | == Schostakowitsch und die jüdische Volksmusik == | ||
Wie viele andere Komponisten des späten 19. und des 20. Jahrhunderts ließ sich auch Schostakowitsch von verschiedenen Volksmusiktraditionen inspirieren, und studierte zu diesem Zweck auch musikethnologische Fachliteratur und Transkriptionen von Volksmusik. Typische Elemente jüdischer Volksmusik lassen sich in vielen Werken Schostakowitschs, wie z.B. dem Violinkonzert (op. 77), dem Cellokonzert (op. 107), den Streichquartetten Nr. 4 und 8 (op. 83 und 110), dem Piano-Trio Nr. 2 (op. 67), der 13. Sinfonie (op. 113), sogar den den 24 Präludien und Fugen (op. 87), und den ''Liedern aus jüdischer Volkspoesie'' nachweisen. <ref>Judith Kuhn: ''Shostakovich in Dialogue - Form, Imagery and Ideas in Quartets 1-7'', Ashgate, Burlington, 2010, S. 44, 51 und 56 | Wie viele andere Komponisten des späten 19. und des 20. Jahrhunderts ließ sich auch Schostakowitsch von verschiedenen Volksmusiktraditionen inspirieren, und studierte zu diesem Zweck auch musikethnologische Fachliteratur und Transkriptionen von Volksmusik. Typische Elemente jüdischer Volksmusik lassen sich in vielen Werken Schostakowitschs, wie z.B. dem Violinkonzert (op. 77), dem Cellokonzert (op. 107), den Streichquartetten Nr. 4 und 8 (op. 83 und 110), dem Piano-Trio Nr. 2 (op. 67), der 13. Sinfonie (op. 113), sogar den den 24 Präludien und Fugen (op. 87), und den ''Liedern aus jüdischer Volkspoesie'' nachweisen. <ref>Judith Kuhn: ''Shostakovich in Dialogue - Form, Imagery and Ideas in Quartets 1-7'', Ashgate, Burlington, 2010, S. 44, 51 und 56</ref> | ||
=== Schostakowitschs Weg zur jüdischen Musik === | === Schostakowitschs Weg zur jüdischen Musik === | ||
Version vom 30. Mai 2011, 15:09 Uhr
Aus jüdischer Volkspoesie (Iz evreiskoi narodnoi poesii) ist ein aus 11 Liedern bestehender Liederzyklus des russischen Komponisten Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch. Er komponierte den Zyklus im Jahr 1948 als op. 79 für Sopran, Mezzosopran, Tenor und Klavier (Vokal'nyi tsikl dlia soprano, kontral'to i tenora v soprovozhdenii fortepiano). Uraufgeführt wurde op. 79 dann wegen dem damaligen Antisemitismus der sowjet-bolschewistischen Diktatur erst im Jahr 1955 durch Schostakowitsch am Klavier und die Vokalisten Nina L'vovna Dorliak, Zara Dolukhanova und Alec Maslennikov. Wie stark die antisemitischen Ressentiments in der Sowjet-Diktatur damals waren kann man an der Tatsache erkennen dass der Zyklus zuerst im Jahr 1958 in Deutschland von der Edition Peters gedruckt wurde bevor er im Jahr 1961 erstmalig in einem sowjetischen Druck erschien. [1] Ebenfalls im Jahr 1948 erstellte der Komponist eine Orchesterfassung des Zyklus (op. 79a) die im Jahr 1963 uraufgeführt wurde. Der Zyklus verwendet in das russische übersetzte Texte der jüdischen Volksmusik aus dem von Y.M. Dobrushin, A.D. Yuditsky und Y.M. Sokolov verfassten Buch Jewish Folk Songs (Evreiskie narodnye pesni). [2]
Die einzelnen Lieder
Die Titel der einzelnen Lieder lauten:
- Klagelied für ein gestorbenes Kind (Плач об умершем младенце)
- Die fürsorgliche Mutter (Заботливые мама и тётя)
- Wiegenlied (Колыбельная)
- Vor der langen Trennung (Перед долгой разлукой)
- Warnung (Предостережение)
- Der verlassene Vater (Брошеный отец)
- Das Lied von der Not (Песня о нужде)
- Winter (Зима)
- Das schöne Leben (Хорошая жизнь)
- Lied des Mädchens (Песня девушки)
- Das Glück (Щастье)
Während die ersten acht Lieder eher vom traditionellen jüdischen Leben mit seinen alltäglichen Sorgen, Nöten und Freuden von der Wiege bis zu Bahre handeln, stimmen die letzten drei Lieder einen Lobpreis auf das angeblich deutlich verbesserte und glückliche Leben der Juden unter der sowjet-bolschewistischen Diktatur des Massenmörders Stalin an. Schostakowitsch hat diese Realitätsverzerrung gegen Ende des Zyklus wohl angehängt, um damit der stalinistischen Zensurbehörde etwas entgegenzukommen. [3]
Schostakowitsch und die jüdische Volksmusik
Wie viele andere Komponisten des späten 19. und des 20. Jahrhunderts ließ sich auch Schostakowitsch von verschiedenen Volksmusiktraditionen inspirieren, und studierte zu diesem Zweck auch musikethnologische Fachliteratur und Transkriptionen von Volksmusik. Typische Elemente jüdischer Volksmusik lassen sich in vielen Werken Schostakowitschs, wie z.B. dem Violinkonzert (op. 77), dem Cellokonzert (op. 107), den Streichquartetten Nr. 4 und 8 (op. 83 und 110), dem Piano-Trio Nr. 2 (op. 67), der 13. Sinfonie (op. 113), sogar den den 24 Präludien und Fugen (op. 87), und den Liedern aus jüdischer Volkspoesie nachweisen. [4]
Schostakowitschs Weg zur jüdischen Musik
Schostakowitsch erster Kontakt mit jüdischer Volksmusik fand Anfang der 1940er Jahre statt. Er vervollständigte und orchestrierte ab 1942 die Oper Skripa Rothshilda (Rothschilds Violine) seines im Krieg gefallenen ehemaligen Schülers Venyamin Fleischmann, welche regen Gebrauch von musikalischen Idiomen der jüdischen Musik machte. Der mit Schostakowitschs befreundete polnisch-jüdische Komponist Mieczyslaw Weinberg reiste im Jahr 1943 auf Einladung Schostakowitschs nach Moskau. Es ist davon auszugehen dass Schostakowitsch mit dessen Werke wie Jewish Songs after Shmuel Halkin, Jewish Songs und anderen vertraut war. Einfluss auf Schostakowitsch hatte vermutlich auch die Dissertation des Musikethnologen Moisev Beregovsky über instrumentale jüdische Volksmusik aus dem Jahr 1944 am Moskauer Konservatorium an dem Schostakowitsch lehrte. Beregovsky hatte dafür tausende von Tonbandaufnahmen jüdischer Volksmusik gemacht und viele davon als Notenbeispiele transkribiert seiner Arbeit beigegeben. [5]
Elemente jüdischer Musik im Werk
In der Musikwissenschaft gelten einige muikalische Merkmale als typisch für traditionelle jüdische Musik. Die meisten dieser Elemente konnten von der Forschung auch in vielen Werken Schostakowitschs und im Zyklus Aus jüdischer Volkspoesie im Detail analytisch nachgewiesen werden.
- In Bezug auf die Modalität dominiert die melodische Molltonleiter. Daneben sind eine phrygische Modus mit einer um einen Halbton erhöhten dritten Stufe, womit zwischen zweiter und dritter Stufe das Intervall der Sekunde zu einer übermäßigen Sekunde wird. Außerdem ist ein dorischer Modus mit einer um einen Halbton erhöten vierten Stufe mit einer ebenfalls sich daraus ergebenden übermäßigen Sekunde häufig anzutreffen. Dies in beiden Modi anzutreffende Intervall der übermäßigen Sekunde wurde von Komponisten häufig angewandt um ein typisch jüdisches Flair zu simulieren.
- Eine Form der Melodiegebung welche eine Figur mit einer Tonfolge aus zwei von der Tonhöhen identischen Tönen auf einem schwachen Akzent bzw. Taktteil (engl. upbeat) beginnen lässt und auf starkem Akzent bzw. Taktteil (engl. downbeat) weiterführt. Die Entsrpechung dieses Modells ist in der Lyrik der jambische Rhythmus. Ein Beispiel dafür im Werk Aus jüdischer Volkspoesie sind die Takte 1 und 2 der Klaviereinleitung und die Takte 20 bis 22, 38 bis 40 und 56 bis 58 der Gesangslinie des dritten Titels (Wiegenlied (Колыбельная).
- Spezielle Tanzrhythmen, häufig im 2/4-Takt, über einem Bass mit gleichbleibenden Akkordgrundton, und häufig mit rhythmischen Schwerpunktverlagerungen versehen. Ein gutes Beispiel im Werk Aus jüdischer Volkspoesie dafür ist das zweite Lied (Die fürsorgliche Mutter (Заботливые мама и тётя)) im 2/4-Takt mit einem Bass der abwechselnd auf dem Takt (downbeat) und nach dem Takt (upbeat) platziert ist. In diesem Titel ist die Klavierbegleitung zusätzlich im Stil des in der Volksmusik vieler Völker anzutreffenden Borduns in offenen Quinten gehalten.
Einzelnachweise
- ↑ Dorothea Redepenning: `And art made tongue-tied by authority` - Shostkovich`s song-cycles; in David Fanning: Shostakovich Studies, Cambridge University Press, New York, 1995, S. 207 (Fußnote Nr. 6)
- ↑ Joachim Braun: On Jewish music - Past and present, Verlag P. Lang, 2006, S. 279
- ↑ Anm.: Die Frage ob Schostakowitsch innerlich eher ein Gegner der Sowjetdiktatur gewesen ist, der seine Kritik in seinen Komposition - auch in den ideologischen "Auftragswerken" - geschickt verschlüsselte, oder ob er ein Befürworter des Sowjetsystems war und dieses in seiner Musik vorbehaltslos und ohne Ironie verherrlichte, wird seit 1975 mit dem Erscheinen der von Solomon Volkov erstellten Biographie von Schostakowitsch bis heute unter dem Stichwort "Schostakowitsch-Debatte" intensiv geführt.
- ↑ Judith Kuhn: Shostakovich in Dialogue - Form, Imagery and Ideas in Quartets 1-7, Ashgate, Burlington, 2010, S. 44, 51 und 56
- ↑ Dorothea Redepenning: `And art made tongue-tied by authority` - Shostkovich`s song-cycles; in David Fanning: Shostakovich Studies, Cambridge University Press, New York, 1995, S. 44 und 45