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Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch'''  (russ. ''Дмитрий Дмитриевич Шостакович'', wiss. Transliteration ''Dmitrij Dmitrievič Šostakovič'') (geb.25. September 1906 in [[Sankt Petersburg]]; † [[9. August]] [[1975]] in [[Moskau]]) war ein russischer [[Komponist]] und [[Pianist]].
'''Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch'''  ([[kyrillisch]] ''Дмитрий Дмитриевич Шостакович'', [[Transliteration]] ''Dmitrij Dmitrievič Šostakovič''; * [[1906]] in [[Sankt Petersburg]]; † [[1975]] in [[Moskau]]) war ein russischer [[Komponist]] und [[Pianist]]. Bekannt sind vor allem sein [[Walzer]] Nr. 2, ein Satz aus der Suite für Varieté-Orchester, und seine [[Filmmusik]]. Seine erste [[Oper]] ''Die Nase'' (nach [[Nikolai Wassiljewitsch Gogol|Gogols]] gleichnamiger Erzählung) war eine [[Satire]] auf die russische [[Bürokratie]]. Die Uraufführung am 22. Januar 1934 in Leningrad war ein gewaltiger Erfolg. Zwei Tage später fand die zweite in Moskau statt. Zwei Jahre lang, mit fast 200 Aufführungen in Moskau und Leningrad, feierte das Werk einen Erfolg nach dem anderen. 1936 fiel der bis dahin gefeierte Komponist vorübergehend in Ungnade. So wurde er im berüchtigten Leitartikel der [[Prawda]] „Chaos statt Musik“ vom 28. Januar 1936 des [[Russischer Formalismus|Formalismus]] angeprangert.<ref>{{Internetquelle |autor=Chaos statt Musik - Deutsche Schostakowitsch Gesellschaft |url=http://www.schostakowitsch.de/.cm4all/iproc.php/chaos%20statt%20musik.pdf?cdp=a&cm_odfile |titel=Weiterleitungshinweis |zugriff=2019-05-02 |format=PDF}}</ref> Das änderte sich erst nach [[Stalin]]s Tod. Die [[4. Sinfonie (Schostakowitsch)|4. Sinfonie]] (op. 43 von 1934–1936) wurde wie einige andere Werke erst ab [[1961]] uraufgeführt.


== Schostakowitsch und Stalin ==
Die Frage ob Schostakowitsch innerlich eher ein Gegner der Sowjetdiktatur gewesen ist, der seine Kritik in seinen Komposition - auch in den ideologischen "Auftragswerken" - geschickt verschlüsselte, oder ob er ein Befürworter des Sowjetsystems war und dieses in seiner Musik verherrlichte, wurde seit 1975 mit dem Erscheinen der von [[Solomon Volkov]] erstellten Biographie von Schostakowitsch unter dem Stichwort "Schostakowitsch-Debatte" intensiv geführt.


[[Datei:Stalin liest ein Werk von Lenin.jpg|thumb|270px|Der große Führer Stalin liest ein Werk von Lenin]] Was Schostakowitsch wirklich über den Massenmörder [[Josef Stalin|Stalin]] dachte, der ihn nötigte mehrere Kompositionen zur Verherrlichung seiner selbst und der "gloreichen Sowjetunion" zu verfassen, geht aus folgenden Äußerungen von Schostakowitsch zur Entstehung seiner 9. Sinfonie aus seinen Memoiren hervor:
== Verhältnis zu Stalin ==
Nachdem Stalin am 16. Januar 1936 eine Aufführung der ersten Oper im [[Bolschoi-Theater]] besucht hatte und auch eine Privatvorführung vor Stalin im [[Kreml]] dessen Missfallen erregte,<ref>''Die Musik - 1000 Jahre illustrierte Musikgeschichte'', mit einem Vorwort von [[Karl Böhm]], Unipart Verlag, Stuttgart - München 1983, S. 204</ref> wurde der Komponist zunehmend unter Druck gesetzt und passte sich an. Was Schostakowitsch wirklich über Stalin dachte, geht zum Beispiel aus folgenden Äußerungen zur Entstehung seiner 9. Sinfonie hervor:


:''Stalin hat ganz gewiss nie an seiner Genialität gezweifelt. Doch als der Krieg gegen Hitler gewonnen war, schnappte er vollends über. Er war wie der Frosch in der Fabel, der sich zur Größe eines Stiers aufblies. Mit dem einen Unterschied, dass auch seine ganze Umgebung den Frosch Stalin für einen Stier hielt und ihm die entsprechenden Ehrungen erwies. Alle Welt umjubelte Stalin, und nun wurde ich in diesen unheiligen Reigen miteinbezogen. (...) Von Schostakowitsch forderte man die große Apotheose: Chor und Solisten sollten den Führer besingen. Auch die Ziffer würde Stalin gefallen: Die [[9. Sinfonie (Beethoven)|neunte Sinfonie]]! Stalin hörte sich immer genau an, was Experten und Spezialisten einer bestimmten Branche zu berichten wussten. Und in diesem Fall versicherten ihm die Experten, ich verstünde meine Sache. Daraus schloss Stalin, die Sinfonie zu seinen Ehren werde von höchster Qualität sein. (...) Ich muss bekennen: Ich gab dem Führer und Lehrer Anlass zu solchen Träumen, denn ich kündigte an, eine Apotheose schreiben zu wollen. (...) Als die Neunte uraufgeführt wurde, erzürnte sich Stalin ungeheuerlich. Er fühlte sich in seinen heiligsten Gefühlen verletzt. Es gab keinen Chor, es gab keine Solisten, und eine Apotheose gab es auch nicht - nicht eine Spur der Beweihräucherung des Größten. Es war einfach Musik, die Stalin nicht verstand.'' <ref>Aus Solomon Wolkow: ''Die Memoiren des Dimitri Schostakowitsch''; zitiert nach Dr. Stefan Schaub im CD-Booklet, ''KlassikKennenLernen - Faszination Schostakowitsch'', Naxos GmbH, 2006, Nr. 8.520048, S. 10</ref>
:''Stalin hat ganz gewiss nie an seiner Genialität gezweifelt. Doch als der Krieg gegen Hitler gewonnen war, schnappte er vollends über. Er war wie der Frosch in der Fabel, der sich zur Größe eines Stiers aufblies. Mit dem einen Unterschied, dass auch seine ganze Umgebung den Frosch Stalin für einen Stier hielt und ihm die entsprechenden Ehrungen erwies. Alle Welt umjubelte Stalin, und nun wurde ich in diesen unheiligen Reigen miteinbezogen. (...) Von Schostakowitsch forderte man die große Apotheose: Chor und Solisten sollten den Führer besingen. Auch die Ziffer würde Stalin gefallen: Die neunte Sinfonie! Stalin hörte sich immer genau an, was Experten und Spezialisten einer bestimmten Branche zu berichten wussten. Und in diesem Fall versicherten ihm die Experten, ich verstünde meine Sache. Daraus schloss Stalin, die Sinfonie zu seinen Ehren werde von höchster Qualität sein. (...) Ich muss bekennen: Ich gab dem Führer und Lehrer Anlass zu solchen Träumen, denn ich kündigte an, eine Apotheose schreiben zu wollen. (...) Als die Neunte uraufgeführt wurde, erzürnte sich Stalin ungeheuerlich. Er fühlte sich in seinen heiligsten Gefühlen verletzt. Es gab keinen Chor, es gab keine Solisten, und eine Apotheose gab es auch nicht - nicht eine Spur der Beweihräucherung des Größten. Es war einfach Musik, die Stalin nicht verstand.''<ref>Aus Solomon Wolkow: ''Die Memoiren des Dimitri Schostakowitsch''; zitiert nach Dr. Stefan Schaub im CD-Booklet, ''KlassikKennenLernen - Faszination Schostakowitsch'', Naxos GmbH, 2006, Nr. 8.520048, S. 10</ref>
1942 erklärte der Komponist:
{{Zitat|Ich widme meine Siebente Sinfonie unserem Kampf gegen den Faschismus, unserem unabwendbaren Sieg über den Feind, und Leningrad, meiner Heimatstadt …|Schostakowitsch am 29. März 1942 in der [[Prawda]].<ref>Zitiert nach seinem Artikel auf S. 3 der Prawda vom 29. März 1942: {{Webarchiv|url=https://oldgazette.ru/pravda/29031942/text3.html#6 |wayback=20201229011433 |text=''Седьмая Симфония''}} ''Dmitri Schostakowitsch: Siebente Sinfonie'' (als Ankündigung der abendlichen Erstaufführung in Moskau).</ref>}}


Schostakowitsch war bereit Krieg und Gewalt sowie den deutschen [[Faschismus]] musikalisch treffend zu charakterisieren und zu entlarven, nicht aber die Überlegenheit des großen Führers Stalin zu verherrlichen. Die Sinfonie orientierte sich weniger an pathetischer [[Ludwig van Beethoven|beethovenscher]] Monumentalität aus Teilen dessen Werkes sondern eher an Witz, Humor und [[Esprit]] von [[Joseph Haydn]]s letzten Sinfonie, und muss der Partei wie Spott und Hohn vorgekommen sein.
Schostakowitsch war bereit, Krieg und Gewalt sowie den deutschen [[Faschismus]] musikalisch zu charakterisieren, nicht aber Stalin zu verherrlichen. Die neunte Sinfonie orientierte sich weniger an pathetischer [[Ludwig van Beethoven|beethovenscher]] Monumentalität und dessen [[9. Sinfonie (Beethoven)|neunter Sinfonie]], sondern eher an Witz, Humor und [[Esprit]] von [[Joseph Haydn]]s letzten Sinfonie, und muss der Partei wie Spott und Hohn vorgekommen sein.


Aber Stalin wäre nicht der große und weise Führer des sozialistischen Vaterlandes gewesen, wenn er sich diese Unverschämtheit von Schostakowitsch hätte gefallen lassen. Im Rahmen der Säuberungswelle von 1946 bis 1948 war dann der Zeitpunkt für Stalins Rache gekommen. Die Sinfonie und Schostakowitsch als Person wurden von der staatlich gelenkten Presse gnadenlos verrissen. Im Kontext der vom Kulturbeauftragtem des [[Zentralkommitee]]s, Andrej Shdanow, geleiteten Aktion zu einer ausschließlich dem Sozialismus dienenden [[Sozialistischer Realismus|sozialistisch-realistischen]] Kunst, musste Schostakowitsch vor dem Komponistenverband folgendes demütigende Schuldbekenntnis abliefern: <ref>Aus der CD ''KlassikKennenLernen - Faszination Schostakowitsch'', Naxos GmbH, 2006, Nr. 8.520048, Track 5, 16:54 bis 18:30 Minuten</ref>
Im Rahmen der Säuberungswelle von 1946 bis 1948 steigerte sich Stalins Rache. Die Musik und Schostakowitsch als Person wurden von der staatlich gelenkten Presse gnadenlos verrissen. Im Kontext der vom Kulturbeauftragtem des [[Zentralkommitee]]s, Andrej Shdanow, geleiteten Aktion zu einer ausschließlich dem Sozialismus dienenden [[Sozialistischer Realismus|sozialistisch-realistischen]] Kunst musste Schostakowitsch vor dem Komponistenverband folgendes demütigende Schuldbekenntnis abliefern:<ref>Aus der CD ''KlassikKennenLernen - Faszination Schostakowitsch'', Naxos GmbH, 2006, Nr. 8.520048, Track 5, 16:54 bis 18:30 Minuten</ref>


:''Obwohl es mir schwer fiel die Urteile über meine Musik und noch mehr die Verurteilung seitens des Zentrallkommitees zu hören, weiß ich dass die Partei recht hat. Ich bin tief dankbar für all die Kritik die gegen mich erhoben wurde.''
:''Obwohl es mir schwer fiel die Urteile über meine Musik und noch mehr die Verurteilung seitens des Zentrallkommitees zu hören, weiß ich dass die Partei recht hat. Ich bin tief dankbar für all die Kritik die gegen mich erhoben wurde.''


Trotz dieser geheuchelten Reue wurden Schostakowitschs Kompositionen in der sowjet-bolschewistischen Diktatur nicht mehr aufgeführt und er verlor seine Professuren in Moskau und Leningrad.
Trotz dieser geheuchelten Reue wurden Schostakowitschs Kompositionen in der sowjet-bolschewistischen Diktatur eine Zeitlang nicht mehr aufgeführt, und er verlor sogar seine Professuren in Moskau und Leningrad.


== Auszeichnungen==
== Auszeichnungen (Auswahl) ==
*Held der sozialistischen Arbeit
*[[Leninorden]] (1947, 1956)
*Leninorden
*[[Internationaler Friedenspreis (Weltfriedensrat)|Internationaler Friedenspreis]] des Weltfriedensrates (1954)
*[[Held der sozialistischen Arbeit]] (1966)


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references/>
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[[Kategorie:Komponist (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Komponist (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Komponist (Neue Musik)]]
[[Kategorie:Komponist (Oper)]]
[[Kategorie:Komponist (Oper)]]
[[Kategorie:Träger des Großen Silbernen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich]]
[[Kategorie:Träger des Großen Silbernen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich]]

Aktuelle Version vom 10. Oktober 2025, 09:59 Uhr

😃 Profil: Schostakowitsch, Dmitri Dmitrijewitsch
Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: Datei fehlt
Beruf Komponist
Persönliche Daten
12.jul. 25.greg.
September
Sankt Petersburg
9. August
Moskau


Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch (kyrillisch Дмитрий Дмитриевич Шостакович, Transliteration Dmitrij Dmitrievič Šostakovič; * 1906 in Sankt Petersburg; † 1975 in Moskau) war ein russischer Komponist und Pianist. Bekannt sind vor allem sein Walzer Nr. 2, ein Satz aus der Suite für Varieté-Orchester, und seine Filmmusik. Seine erste Oper Die Nase (nach Gogols gleichnamiger Erzählung) war eine Satire auf die russische Bürokratie. Die Uraufführung am 22. Januar 1934 in Leningrad war ein gewaltiger Erfolg. Zwei Tage später fand die zweite in Moskau statt. Zwei Jahre lang, mit fast 200 Aufführungen in Moskau und Leningrad, feierte das Werk einen Erfolg nach dem anderen. 1936 fiel der bis dahin gefeierte Komponist vorübergehend in Ungnade. So wurde er im berüchtigten Leitartikel der Prawda „Chaos statt Musik“ vom 28. Januar 1936 des Formalismus angeprangert.[1] Das änderte sich erst nach Stalins Tod. Die 4. Sinfonie (op. 43 von 1934–1936) wurde wie einige andere Werke erst ab 1961 uraufgeführt.

Die Frage ob Schostakowitsch innerlich eher ein Gegner der Sowjetdiktatur gewesen ist, der seine Kritik in seinen Komposition - auch in den ideologischen "Auftragswerken" - geschickt verschlüsselte, oder ob er ein Befürworter des Sowjetsystems war und dieses in seiner Musik verherrlichte, wurde seit 1975 mit dem Erscheinen der von Solomon Volkov erstellten Biographie von Schostakowitsch unter dem Stichwort "Schostakowitsch-Debatte" intensiv geführt.

Verhältnis zu Stalin

Nachdem Stalin am 16. Januar 1936 eine Aufführung der ersten Oper im Bolschoi-Theater besucht hatte und auch eine Privatvorführung vor Stalin im Kreml dessen Missfallen erregte,[2] wurde der Komponist zunehmend unter Druck gesetzt und passte sich an. Was Schostakowitsch wirklich über Stalin dachte, geht zum Beispiel aus folgenden Äußerungen zur Entstehung seiner 9. Sinfonie hervor:

Stalin hat ganz gewiss nie an seiner Genialität gezweifelt. Doch als der Krieg gegen Hitler gewonnen war, schnappte er vollends über. Er war wie der Frosch in der Fabel, der sich zur Größe eines Stiers aufblies. Mit dem einen Unterschied, dass auch seine ganze Umgebung den Frosch Stalin für einen Stier hielt und ihm die entsprechenden Ehrungen erwies. Alle Welt umjubelte Stalin, und nun wurde ich in diesen unheiligen Reigen miteinbezogen. (...) Von Schostakowitsch forderte man die große Apotheose: Chor und Solisten sollten den Führer besingen. Auch die Ziffer würde Stalin gefallen: Die neunte Sinfonie! Stalin hörte sich immer genau an, was Experten und Spezialisten einer bestimmten Branche zu berichten wussten. Und in diesem Fall versicherten ihm die Experten, ich verstünde meine Sache. Daraus schloss Stalin, die Sinfonie zu seinen Ehren werde von höchster Qualität sein. (...) Ich muss bekennen: Ich gab dem Führer und Lehrer Anlass zu solchen Träumen, denn ich kündigte an, eine Apotheose schreiben zu wollen. (...) Als die Neunte uraufgeführt wurde, erzürnte sich Stalin ungeheuerlich. Er fühlte sich in seinen heiligsten Gefühlen verletzt. Es gab keinen Chor, es gab keine Solisten, und eine Apotheose gab es auch nicht - nicht eine Spur der Beweihräucherung des Größten. Es war einfach Musik, die Stalin nicht verstand.[3]

1942 erklärte der Komponist:

„Ich widme meine Siebente Sinfonie unserem Kampf gegen den Faschismus, unserem unabwendbaren Sieg über den Feind, und Leningrad, meiner Heimatstadt …“

Schostakowitsch am 29. März 1942 in der Prawda.[4]

Schostakowitsch war bereit, Krieg und Gewalt sowie den deutschen Faschismus musikalisch zu charakterisieren, nicht aber Stalin zu verherrlichen. Die neunte Sinfonie orientierte sich weniger an pathetischer beethovenscher Monumentalität und dessen neunter Sinfonie, sondern eher an Witz, Humor und Esprit von Joseph Haydns letzten Sinfonie, und muss der Partei wie Spott und Hohn vorgekommen sein.

Im Rahmen der Säuberungswelle von 1946 bis 1948 steigerte sich Stalins Rache. Die Musik und Schostakowitsch als Person wurden von der staatlich gelenkten Presse gnadenlos verrissen. Im Kontext der vom Kulturbeauftragtem des Zentralkommitees, Andrej Shdanow, geleiteten Aktion zu einer ausschließlich dem Sozialismus dienenden sozialistisch-realistischen Kunst musste Schostakowitsch vor dem Komponistenverband folgendes demütigende Schuldbekenntnis abliefern:[5]

Obwohl es mir schwer fiel die Urteile über meine Musik und noch mehr die Verurteilung seitens des Zentrallkommitees zu hören, weiß ich dass die Partei recht hat. Ich bin tief dankbar für all die Kritik die gegen mich erhoben wurde.

Trotz dieser geheuchelten Reue wurden Schostakowitschs Kompositionen in der sowjet-bolschewistischen Diktatur eine Zeitlang nicht mehr aufgeführt, und er verlor sogar seine Professuren in Moskau und Leningrad.

Auszeichnungen (Auswahl)

Einzelnachweise

  1. Chaos statt Musik - Deutsche Schostakowitsch Gesellschaft: Weiterleitungshinweis. Abgerufen am 2. Mai 2019. (PDF)
  2. Die Musik - 1000 Jahre illustrierte Musikgeschichte, mit einem Vorwort von Karl Böhm, Unipart Verlag, Stuttgart - München 1983, S. 204
  3. Aus Solomon Wolkow: Die Memoiren des Dimitri Schostakowitsch; zitiert nach Dr. Stefan Schaub im CD-Booklet, KlassikKennenLernen - Faszination Schostakowitsch, Naxos GmbH, 2006, Nr. 8.520048, S. 10
  4. Zitiert nach seinem Artikel auf S. 3 der Prawda vom 29. März 1942: Седьмая Симфония(Archivversion vom 29.12.2020 Dmitri Schostakowitsch: Siebente Sinfonie (als Ankündigung der abendlichen Erstaufführung in Moskau).
  5. Aus der CD KlassikKennenLernen - Faszination Schostakowitsch, Naxos GmbH, 2006, Nr. 8.520048, Track 5, 16:54 bis 18:30 Minuten

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