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Collection Baud. Afrika: Unterschied zwischen den Versionen

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<p><b>Die Sammlung Baud. </b><span style="mso-bidi-font-weight:
'''Die Sammlung Baud''' ist eine kleine Sammlung [[afrika]]nischer Masken und Figuren aus der [[Frankreich|französischen]] [[Kolonialismus|Kolonialzeit]]. Sie spiegelt exemplarisch - vom Ursprung, über Zusammenhänge bis hin zum heutigen Verbleib - das Wechselspiel zwischen Politik und historischer Kunstauffassung unter den jeweiligen Zeitumständen wieder.
bold">Geschichte einer Afrikanischen Maskensammlung.  


</span></p>
== Geraubt und gehortet, gezeigt und gelobt, erschlichen und gefleddert, verramscht und verschollen ==
<p>Diese kleine Sammlung afrikanischer Masken und Figuren aus
Die Geschichte der sogenannten „Sammlung Baud“ liest sich wie ein spannender europäischer Historienkrimi. In seinem zeitlichen Verlauf und mit seinen handelnden Personen hält er der Kultur- und Politszene des letzten Jahrhunderts den Spiegel vor. Die Sammlungsgeschichte dokumentiert, stellvertretend für viele Kunst- und [[Ethnie]]nsammlungen, ob nun in Privathand oder in Museen, die Abgründe, zwischen denen sich Kunst, Kommerz, Kriminalität und Politik oft bewegt haben und noch bewegen.
der französischen Kolonialzeit spiegelt exemplarisch - vom Ursprung, über
 
Zusammenhänge bis hin zum heutigen Verbleib - das Wechselspiel zwischen Politik
Mancher Sammler von „art ethnographique“ art meint: „In guten Stücken wohnen starke Geister“. Allerdings täuscht eine solche Beurteilung oft über ganz banale und wenig [[Spiritismus|spiritistische]] bzw. künstlerische Beweggründe hinweg unter denen sie einst Europa erreicht haben. Wobei bis heute immer wieder versucht wird diese Arbeiten, speziell aus dem westafrikanischen Kulturkreis nach „künstlerischen“ Wert bzw. dem Alter der Stücke materiell einzuordnen.
und historischer Kunstauffassung unter den jeweiligen Zeitumständen wieder.<span style="mso-bidi-font-weight:bold">


</span></p>
<p><b>
'''Geraubt und gehortet, gezeigt und gelobt, erschlichen und
gefleddert, verramscht und verschollen.'''
<p>Die Geschichte der sogenannten „Sammlung Baud“ liest
sich wie ein spannender europäischer Historienkrimi. In seinem zeitlichen
Verlauf und mit seinen handelnden Personen hält er der Kultur- und Politszene
des letzten Jahrhunderts den Spiegel vor. Die Sammlungsgeschichte dokumentiert,
stellvertretend für viele Kunst- und Ethniensammlungen, ob nun in Privathand
oder in Museen, die Abgründe, zwischen denen sich Kunst, Kommerz, Kriminalität
und Politik oft bewegt haben und sich noch bewegen.</p>
<p>Mancher Sammler von „art ethnographique“ (<u><span style="color:blue">tribal
art</span></u>) meint: „In guten Stücken wohnen starke Geister“. Allerdings
täuscht eine solche Beurteilung oft über ganz banale und wenig spiritistische
bzw. künstlerische Beweggründe hinweg unter denen sie einst Europa erreicht
haben.</p>
<p>Wobei bis heute immer wieder versucht wird diese Arbeiten,
speziell aus dem westafrikanischen Kulturkreis nach „künstlerischen“ Wert
bzw. dem Alter der Stücke materiell einzuordnen.</p>
<p>&nbsp;</p>
<h1><b><font size="3">
== Die Entdeckung der „Primitiven“ in den 30er Jahren. ==
== Die Entdeckung der „Primitiven“ in den 30er Jahren. ==
</font></b></h1>
Der Ursprung fast jeder bürgerlichen Sammlung unserer Tage hat aber meist sehr profane Gründe: Gelegenheit, Sentiment, Spekulation und nicht zuletzt eitle Selbstdarstellung. Der jeweils herrschende Zeitgeist und der Wechsel der Besitzer ändern diese Werte selten, gewichten sie nur anders. So ist das auch bei der ethnologischen Sammlung des Capitaine Baud gut nachzuvollziehen.  
<p>Der Ursprung fast jeder bürgerlichen Sammlung unserer Tage
 
hat aber meist sehr profane Gründe: Gelegenheit, Sentiment, Spekulation und
Eine Besonderheit gegenüber anderen Sammlungen ähnlicher Art sind bei der „Sammlung Baud“ jedoch die nachweisbaren Berührungspunkte mit der zeitgenössischen Kunstszene im [[Paris]] der 1930er-Jahre, repräsentiert durch Namen, wie den [[Surrealismus|Surrealisten]] und [[Henri Matisse]] vermarktet von [[Pierre Vérité]] in seiner Galerie Carrefour. Man könnte auch sagen: Die
nicht zuletzt eitle Selbstdarstellung. Der jeweils herrschende Zeitgeist und der
Sammlung erschien zur richtigen Zeit am richtigen Ort um Beachtung zu finden. Doch noch spektakulärer ist die fast schicksalhafte, enge Bindung dieser Sammlung an den Lauf der europäischen Geschichte. Entstanden im [[Kolonialismus|kolonialen]] Denken aus Besitzanspruch und Macht des ausgehenden 19. Jahrhunderts, erlebt die Sammlung, die Zeit zwischen den Weltkriegen als ihre
Wechsel der Besitzer ändern diese Werte selten, gewichten sie nur anders. So
große Zeit. Sie geht dann als Teil der [[Kollaboration]] in der deutschen Besatzungszeit genauso unrühmlich und wenig nachvollziehbar unter, wie das [[Vichy-Regierung|Vichy Frankreich]] des
ist das auch bei der ethnologischen Sammlung des Capitaine Baud gut
[[Marschall Pétain]], um schließlich in Teilen in den Dunstkreis des dubiosen
nachzuvollziehen.</p>
Schweizer Bankiers und vermutlichen Nazi-Finanziers [[François Genoud]] zu gelangen und als kläglicher Rest auf dem [[Hohenzollern]]schloß in [[Sigmaringen]] vor dem Vergessen kurz wieder aufzutauchen um dann wieder in Privatbesitz bis heute dahinzuschlummern. So spiegelt sich das turbulente europäische Zeitgeschehen zwischen 1930 und 1945 fast karikaturenhaft in dem Schicksal der „Sammlung Baud“ wieder
<p>Eine Besonderheit gegenüber anderen Sammlungen ähnlicher
 
Art sind bei der „Sammlung Baud“ jedoch die nachweisbaren Berührungspunkte
== Der Ursprung der Sammlung ==
mit der zeitgenössischen Kunstszene im Paris der dreißiger Jahre, repräsentiert
Wenig beachtet aber erfolgreich: Die Expeditionen des Capitaine Baud und des Lieutenant Vermeersch
durch Namen, wie den Surrealisten <u><span style="color:blue">André Breton</span></u>
zwischen 1894 und 1904 von [[Benin|Dahomey]] aus. Seit etwa 1888 waren Joseph-Marie-Louis Baud und Jean Vermeersch aus [[Lothringen]] bei den französischen Kolonialtruppen zur Niederschlagung der Aufstände in Dahomey eingesetzt. Pikanterweise zogen die zwei Franzosen gegen die [[Amazonen]] des Königs von [[Benin]] zu Felde, die sie ein paar Jahre vorher mit modernen Gewehren ausgerüstet
und die Meister der Modernen, <u><span style="color:blue">Pablo Picasso</span></u>
hatten. 1894 waren diese Aufstände endgültig niedergeschlagen. Von da an unternahmen beide im Namen der französischen Kolonialverwaltung diverse Eroberungsexpeditionen von der Küste weg ins Sahel Gebiet hinein. Diese militärischen Expeditionen führten sie in den Norden Dahomeys bis an die Ufer des Niger. Sie zogen weiter nach Westen, immer entlang des Nigers, in die Region Haute Volta und in den Norden der [[Elfenbeinküste|Côte d’Ivoire]]. Etwa um 1898 erreichte eine weitere von beiden angeführte Kolonialisierungsexpedition, die zuerst dem Niger nach Osten folgte, dann das
und <u><span style="color:blue">Henri Matisse</span></u>, vermarktet von Pierre
Tal des [[Niger]] verließ, immer nach Osten ziehend, unbemerkt Nord[[nigeria]] durchquerte, über den Handelsposten Maiduguri das westliche Ufer des [[Tschad]]sees. Das Westufer des Sees und das südliche Nigertal verband jetzt die „Region Niger“ mit dem bereits als französisches Kolonialgebiet definierten Südsudan. Im Krieg gegen die Leute aus Bornu 1899/1900, in dem eine Baud-ähnliche Miltitär- und Forscherpersönlichkeit, [[Amédée F.
Vérité<sup>[W]</sup> in seiner Galerie Carrefour. Man könnte auch sagen: Die
Lamy]]im Kampf fiel, entstand der Außenposten [[Fort Lamy]], an der Stelle, wo vor zwei Jahren Veermersch und Baud bereits die Trikolore gesetzt hatten. Doch die Geschichte nahm all diese Tatsachen nicht besonders zur Kenntnis. Das persönliche und historische Pech dieser französischen
Sammlung erschien zur richtigen Zeit am richtigen Ort um Beachtung zu finden.</p>
<p>&nbsp;(BILD)</p>
<p><font size="2">Helmmaske, Vogelkopfmaske,
Senoufo aus der Sammlung des Capitaine Baud. In der Inventarliste<sup>[3]</sup>
aufgeführt.</font></p>
<p>Doch noch spektakulärer ist die fast schicksalhafte, enge
Bindung dieser Sammlung an den Lauf der europäischen Geschichte. Entstanden im
kolonialen Denken aus Besitzanspruch und Macht des ausgehenden 19ten
Jahrhunderts, erlebt die Sammlung, die Zeit zwischen den Weltkriegen als ihre
große Zeit. Sie geht dann als Teil der <u><span style="color:blue">Kollaboration</span></u>
in der deutschen Besatzungszeit genauso unrühmlich und wenig nachvollziehbar
unter, wie das <u><span style="color:blue">Vichy Frankreich</span></u> des
Marshall Petain. Um schließlich in Teilen in den Dunstkreis des dubiosen
Schweizer Bankiers und vermutlichen Nazi-Finanziers <u><span style="color:blue">François
Genoud</span></u><sup>[7p]</sup> zu gelangen und als kläglicher Rest auf dem
Hohenzollernschloß in Sigmaringen vor dem Vergessen kurz wieder aufzutauchen um
dann wieder in Privatbesitz bis heute dahinzuschlummern.</p>
<p>So spiegelt sich das turbulente europäische Zeitgeschehen
zwischen 1930 und 1945 fast karikaturenhaft in dem Schicksal der „Sammlung
Baud“ wieder.</p>
<p>&nbsp;</p>
<h1><b><font size="3">
== Der Ursprung der Sammlung. ==
</font></b></h1>
<p>Wenig beachtet aber erfolgreich: Die Expeditionen des Capitaine Baud und des Lieutenant Vermeersch
zwischen 1894 und 1904 von Dahomey aus. Seit etwa 1888 waren Joseph-Marie-Louis Baud <sup>[1p]</sup>
und Jean Vermeersch <sup>[2p]</sup> aus Lothringen bei den französischen
Kolonialtruppen zur Niederschlagung der Aufstände in Dahomey eingesetzt.
Pikanterweise zogen die zwei Franzosen gegen die Amazonen des Königs von Benin
zu Felde, die sie ein paar Jahre vorher mit modernen Gewehren ausgerüstet
hatten. 1894 waren diese Aufstände endgültig niedergeschlagen. Von da an
unternahmen beide im Namen der französischen Kolonialverwaltung diverse
Eroberungsexpeditionen von der Küste weg ins Sahel Gebiet hinein. Diese militärischen
Expeditionen führten sie in den Norden <u><span style="color:
blue">Dahomey</span></u>s bis an die Ufer des Niger. Sie zogen weiter nach
Westen, immer entlang des Nigers, in die Region Haute Volta und in den Norden
der Côte d’Ivoire. Etwa um 1898 erreichte eine weitere von beiden angeführte
Kolonialisierungsexpedition, die zuerst dem Niger nach Osten folgte, dann das
Tal des Niger verließ, immer nach Osten ziehend, unbemerkt Nordnigeria
durchquerte, über den Handelsposten Maiduguri das westliche Ufer des
Tschadsees. Das Westufer des Sees und das südliche Nigertal verband jetzt die
„Region Niger“ mit dem bereits als französisches Kolonialgebiet definierten
Südsudan. Im Krieg gegen die Leute aus Bornu 1899/1900, in dem eine Baud-ähnliche
Miltitär- und Forscherpersönlichkeit, <u><span style="color:blue">Amédée F.
Lamy</span></u>, im Kampf fiel, entstand der Außenposten Fort Lamy, an der
Stelle, wo vor zwei Jahren Veermersch und Baud bereits die Trikolore gesetzt
hatten.</p>
<p>Doch die Geschichte nahm all diese Tatsachen nicht
besonders zur Kenntnis. Das persönliche und historische Pech dieser französischen
Offiziere war, dass sie in diesem Jahr 1898 auf einem Nebenschauplatz diverser
Offiziere war, dass sie in diesem Jahr 1898 auf einem Nebenschauplatz diverser
Kolonialexpeditionen unterwegs waren.</p>
Kolonialexpeditionen unterwegs waren. Im Brennpunkt des Jahres 1898 viel beachtet aber erfolglos ein anderer Franzose: Capitaine Marchand in Faschoda.In Europa war nämlich, genau in diesen Tagen,
<p>&nbsp;</p>
stellvertretend für ganz Afrika, allein die Festung [[Faschoda]] am weißen Nil in aller Munde. Man verfolgte gebannt das Ende der Expedition des berühmten Capitaine Marchand dorthin. Er erregte mit seiner glücklichen Ankunft am weißen Nil höchstes Aufsehen und publizistische Beachtung in Paris,
<h2><b><font size="3">
London, Rom und Berlin. Dieser Haudegen der Kolonialgeschichte Frankreichs war mit 150 Schützen und einer Handvoll bewährter Offiziere 1896 vom Protektorat Loango aus, das nördlich des Kongo Flusses lag, an den weißen Nil gezogen und hisste dort auf der Festung von Faschoda am 10. Juli 1898 die Trikolore. Ein paar Wochen später kam es hier nun zu einer ernsten Konfrontation zwischen dem Vereinigten Königreich Grossbritannien und Frankreich auf afrikanischem Boden. Als ebendort [[Lord Kitchener]] mit fünf schwer bewaffneten Kanonenbooten unter ägyptischer Flagge, einer Kompanie Dudelsack blasender Schotten und zwei Bataillonen ägyptischer Infanterie auftauchte. Europa hielt den Atem an. Ein Krieg schien wegen Faschoda unvermeidlich. Jedoch am 4. November des gleichen Jahres lenkte Frankreich ein und berief Capitaine Marchand ehrenvoll ab. Capitaine Baud
Im Brennpunkt des Jahres 1898 viel beachtet aber erfolglos ein anderer
entwickelt eine neue Kolonialstrategie: Die „etnologische Militärexpedition“. Die ganze Geschichte um Faschoda betraf insoweit die militärischen Unternehmungen des Capitaine Baud und seiner Mannschaft, in dem er, von nun an, nicht nur sehr vorsichtig an der Grenze Englands operieren musste, die östlich von Dahomey verlief, sondern er auch im Westen eingeengt war, wo [[Togo]] sich als deutsche Kolonie manifestiert hatte. So gestalteten Baud und Vermeersch ab Ende 1898 ihre, wohl manchmal sehr „privat-national“ gestalteten Expeditionen mit einer, für Militärs ihrer Zeit erstaunlichen ethnologischen Umsicht. Zur Freude einiger Herren in Paris fuhren sie nun als „forschende Militärs“ mit der Unterwerfung bzw. Befriedung diverser Stämme in den Randgebieten von Französisch-West- und [[Äquatorialafrika]]fort, deren Stammesgrenzen ganz und gar nicht mit den kolonialen Grenzen übereinstimmten.
Franzose: Capitaine Marchand in Faschoda.</font></b></h2>
<p>In Europa war nämlich, genau in diesen Tagen,
stellvertretend für ganz Afrika, allein die Festung <u><span style="color:blue">Faschoda</span></u>
am weißen Nil in aller Munde. Man verfolgte gebannt das Ende der Expedition des
berühmten Capitaine Marchand dorthin. Er erregte mit seiner glücklichen
Ankunft am weißen Nil höchstes Aufsehen und publizistische Beachtung in Paris,
London, Rom und Berlin.</p>
<p>Dieser Haudegen der Kolonialgeschichte Frankreichs war mit
150 Schützen und einer Handvoll bewährter Offiziere 1896 vom Protektorat
Loango aus, das nördlich des Kongo Flusses lag, an den weißen Nil gezogen und
hisste dort auf der Festung von Faschoda am 10. Juli 1898 die Trikolore. Ein
paar Wochen später kam es hier nun zu einer ernsten Konfrontation zwischen dem
Vereinigten Königreich Grossbritannien und Frankreich auf afrikanischem Boden.
Als ebendort Lord Kitchener mit fünf schwer bewaffneten Kanonenbooten unter ägyptischer
Flagge, einer Kompanie Dudelsack blasender Schotten und zwei Bataillonen ägyptischer
Infanterie auftauchte. Europa hielt den Atem an. Ein Krieg schien wegen Faschoda
unvermeidlich. Jedoch am 4. November des gleichen Jahres lenkte Frankreich ein
und berief Capitaine Marchand ehrenvoll ab.</p>
<p>&nbsp;</p>
<h2><b style="mso-bidi-font-weight:normal"><font size="3">Capitaine Baud
entwickelt eine neue Kolonialstrategie: Die „etnologische Militärexpedition“</font>


</b></h2>
== Geschenkt, konfisziert, vergessen und wiedergefunden ==
<p>Die ganze Geschichte um Faschoda betraf insoweit die militärischen
Schicksalsworte, mit denen die Sammlung Baud von nun an
Unternehmungen des Capitaine Baud und seiner Mannschaft, in dem er, von nun an,
nicht nur sehr vorsichtig an der Grenze Englands operieren musste, die östlich
von Dahomey verlief, sondern er auch im Westen eingeengt war, wo <u><span style="color:blue">Togo</span></u>
sich als deutsche Kolonie manifestiert hatte.</p>
<p>So gestalteten Baud und Vermeersch ab Ende 1898 ihre, wohl
manchmal sehr „privat-national“ gestalteten Expeditionen mit einer, für
Militärs ihrer Zeit erstaunlichen ethnologischen Umsicht. Zur Freude einiger
Herren in Paris fuhren sie nun als „forschende Militärs“ mit der
Unterwerfung bzw. Befriedung diverser Stämme in den Randgebieten von Französisch-West-
und <u><span style="color:blue">Äquatorialafrika</span></u> fort, deren
Stammesgrenzen ganz und gar nicht mit den kolonialen Grenzen übereinstimmten <sup>[1]</sup><b>
 
</b></p>
<p>&nbsp;</p>
<h2><font size="3"><b>Geschenkt, konfisziert, vergessen und wiedergefunden.</b></font></h2>
<p>Schicksalsworte, mit denen die Sammlung Baud von nun an
eng verbunden bleibt. Ob nun das Einsammeln von Masken, Statuen, Speeren und
eng verbunden bleibt. Ob nun das Einsammeln von Masken, Statuen, Speeren und
sonstigen Gegenständen auf ihren sogenannten Expeditionen allein der
sonstigen Gegenständen auf ihren sogenannten Expeditionen allein der
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Ob konfisziert oder als Gastgeschenk, auf Märkten getauscht oder sonst wie in
Ob konfisziert oder als Gastgeschenk, auf Märkten getauscht oder sonst wie in
den Besitz des Capitaines gelangt, auch hier lässt sich einiges nur noch mit Mühe
den Besitz des Capitaines gelangt, auch hier lässt sich einiges nur noch mit Mühe
nachvollziehen, das Meiste bleibt aber eher im Dunkeln.</p>
nachvollziehen, das Meiste bleibt aber eher im Dunkeln.
<p>Fest steht allerdings, Baud lagerte über die Jahre hinweg
 
Fest steht allerdings, Baud lagerte über die Jahre hinweg
eine ansehnliche, ethnologisch interessante Sammlung von Stücken der diversen
eine ansehnliche, ethnologisch interessante Sammlung von Stücken der diversen
Stämme West- und Zentralafrikas in der Polizeipräfektur von <u><span style="color:blue">Porto
Stämme West- und Zentralafrikas in der Polizeipräfektur von Porto Novo ein, bis ihn 1904 wohl [[Irgendwo|irgendwo]] in Dahomey die Malaria
Novo</span></u> ein, bis ihn 1904 wohl irgendwo in Dahomey die Malaria
niederraffte. Hier verliert sich seine Spur, genauso wie die des Lieutnant
niederraffte. Hier verliert sich seine Spur, genauso wie die des Lieutnant
Vermeersch.</p>
Vermeersch. Was blieb war die Sammlung des Capitaine Baud, von der
<p>Was blieb war die Sammlung des Capitaine Baud, von der
niemand etwas wusste, geschweige denn sie vermisste. Erst, ein halbes
niemand etwas wusste, geschweige denn sie vermisste. Erst, ein halbes
Menschenalter später, im Jahre 1934, sollte sie als persönliches Hab und Gut
Menschenalter später, im Jahre 1934, sollte sie als persönliches Hab und Gut
des werten Verblichenen, das in diesen Jahren intellektuell brodelnde Paris
des werten Verblichenen, das in diesen Jahren intellektuell brodelnde Paris
erreichen.</p>
erreichen. Eine sehr schlecht erhaltene Antilopenmaske aus der Sammlung des Capitaine Baud ist in der Inventarliste mit ungenauem Ursprung aufgeführt.
<p>&nbsp;(BILD)</p>
== Von Porto Novo nach Paris. Die Geister der Sammlung melden sich aus der Versenkung ==
<p><span style="font-size:10.0pt">Sehr schlecht erhaltene
Anfang 1934 tritt in der Polizeipräfektur in Porto Novo / Dahomey Sylvain Robert als neuer Kommandant seinen Dienst an. Er wird als
Antilopenmaske aus der Sammlung des Capitaine Baud. In der Inventarliste<sup>[3]</sup>
mit ungenauem Ursprung aufgeführt.
 
</span></p>
<p>&nbsp;</p>
<h2><b><font size="3">Von Porto Novo nach Paris. Die Geister der Sammlung
melden sich aus der Versenkung.</font></b></h2>
<p>Anfang 1934 tritt in der Polizeipräfektur in Porto Novo /
Dahomey Sylvain Robert als neuer Kommandant seinen Dienst an. Er wird als
korrekter und gewissenhafter Elsässer geschildert, der gerade am Beginn seiner
korrekter und gewissenhafter Elsässer geschildert, der gerade am Beginn seiner
Laufbahn steht. Damals galt der Einsatz in Übersee als ein wichtiger
Laufbahn steht. Damals galt der Einsatz in Übersee als ein wichtiger
Meilenstein auf dem Weg zu einer Karriere im Mutterland.</p>
Meilenstein auf dem Weg zu einer Karriere im Mutterland.
<p>Folgerichtig übernimmt und ordnet er seiner Mentalität
 
Folgerichtig übernimmt und ordnet er seiner Mentalität
entsprechend alles Inventar der Präfektur. Dabei stößt er auf fünf Überseekoffer
entsprechend alles Inventar der Präfektur. Dabei stößt er auf fünf Überseekoffer
des verstorbenen Joseph Baud, gefüllt mit Masken, Statuen, Speeren und Schilden
des verstorbenen Joseph Baud, gefüllt mit Masken, Statuen, Speeren und Schilden
und vielem weiteren persönlichem Habe. In den Akten findet er auch das
und vielem weiteren persönlichem Habe. In den Akten findet er auch das
Testament des Capitaine Joseph Baud und lässt es vom örtlichen Notar öffnen.</p>
Testament des Capitaine Joseph Baud und lässt es vom örtlichen Notar öffnen. Hieraus geht hervor, dass der unverheiratet gebliebene Baud
<p>Hieraus geht hervor, dass der unverheiratet gebliebene Baud
verfügt hat, dass sein Nachlass an den Mann seiner Schwester, einen gewissen
verfügt hat, dass sein Nachlass an den Mann seiner Schwester, einen gewissen
Sylvain Eugène Raynal gehen soll. Dieser Raynal hat, wie Baud, die militärische
Sylvain Eugène Raynal gehen soll. Dieser Raynal hat, wie Baud, die militärische
Laufbahn eingeschlagen.</p>
Laufbahn eingeschlagen. Sylvain Robert veranlasst den Versand des Erbes nach
<p>Sylvain Robert veranlasst den Versand des Erbes nach
Frankreich zu Raynal. Gewissenhaft lässt er Stück für Stück den Inhalt der
Frankreich zu Raynal. Gewissenhaft lässt er Stück für Stück den Inhalt der
Koffer in einer „Liste d’inventaire du materiel“ aufnehmen, versieht diese
Koffer in einer „Liste d’inventaire du materiel“ aufnehmen, versieht diese
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für den teilweise schlechten Zustand des Inhalts der Koffer, in die wohl einige
für den teilweise schlechten Zustand des Inhalts der Koffer, in die wohl einige
Termiten mit eingepackt worden waren. Weitere Schäden, besonders an Uniformstücken,
Termiten mit eingepackt worden waren. Weitere Schäden, besonders an Uniformstücken,
die auch beklagt werden, sind sicher auf das feuchtheiße Klima von Dahomey zurückzuführen.</p>
die auch beklagt werden, sind sicher auf das feuchtheiße Klima von Dahomey zurückzuführen.
<p>Dieser pedantischen Ordnungsliebe des Sylvain Robert ist es
 
Dieser pedantischen Ordnungsliebe des Sylvain Robert ist es
zu verdanken, dass die Stücke durchnummeriert wurden und rudimentäre
zu verdanken, dass die Stücke durchnummeriert wurden und rudimentäre
Herkunftsangaben gemacht wurden. Woher diese Angaben jedoch stammen lässt sich
Herkunftsangaben gemacht wurden. Woher diese Angaben jedoch stammen lässt sich
aus den gesichteten Unterlagen nicht entnehmen. Vielleicht gab es in den Akten
aus den gesichteten Unterlagen nicht entnehmen. Vielleicht gab es in den Akten
Aufzeichnungen von Baud, vielleicht lebte damals noch Jean Veermersch in Porto
Aufzeichnungen von Baud, vielleicht lebte damals noch Jean Veermersch in Porto
Novo und war Robert bei der Inventarliste behilflich?</p>
Novo und war Robert bei der Inventarliste behilflich? So perfekt dokumentiert geht das persönliche Habe des vor
<p>So perfekt dokumentiert geht das persönliche Habe des vor
30 Jahren Verschiedenen auf Kosten der Präfektur von Porto Novo auf die lange
30 Jahren Verschiedenen auf Kosten der Präfektur von Porto Novo auf die lange
Seereise nach Le Havre.</p>
Seereise nach Le Havre. Die Koffer sind dann im Herbst 1934 bei Raynal in Boulogne-Billancourt (Hauts de Seine)
<p>Die Koffer und <u><span style="color:blue">Le connaissement</span></u>
sind dann im Herbst 1934 bei Raynal in Boulogne-Billancourt (Hauts de Seine)
eingetroffen. Die beigefügte Verladeliste bildet später die Basis einer
eingetroffen. Die beigefügte Verladeliste bildet später die Basis einer
Ordnung der „Sammlung des Capitaine Baud“<sup>[3]</sup>.</p>
Ordnung der „Sammlung des Capitaine Baud“.<sup>[3]</sup>.
<p>&nbsp;</p>
 
<h1><b><font size="3">Die Pariser Jahre der Sammlung Baud vor dem zweiten
== Die Pariser Jahre der Sammlung Baud vor dem zweiten Weltkrieg ==
Weltkrieg.</font></b></h1>
Der Zeitgeist verleiht der ethnologischen Kolonialsammlung
<p>Der Zeitgeist verleiht der ethnologischen Kolonialsammlung
das Prädikat Kunst. Monsieur Raynal konnte mit den 5 Koffern, die ihm der
das Prädikat Kunst. Monsieur Raynal konnte mit den 5 Koffern, die ihm der
pflichtbewußte Sergeant Robert aus Porto Novo da geschickt hatte nicht allzu
pflichtbewußte Sergeant Robert aus Porto Novo da geschickt hatte nicht allzu
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Baud erklärt sich bereit sich um die Masken, Statuen und sonstigen
Baud erklärt sich bereit sich um die Masken, Statuen und sonstigen
afrikanischen Gegenstände zu kümmern und einen möglichen Verkauf einiger Stücke
afrikanischen Gegenstände zu kümmern und einen möglichen Verkauf einiger Stücke
zu versuchen.</p>
zu versuchen. Schnell stellt die agile Studentin der Philosophie aus Lyon
<p>Schnell stellt die agile Studentin der Philosophie aus Lyon
fest, dass es sich hier wohl um museale Stücke handeln könnte. Ihr ist es auch
fest, dass es sich hier wohl um museale Stücke handeln könnte. Ihr ist es auch
nicht entgangen, dass im Umfeld der aktuellen, jungen Pariser Künstleravantgarde
nicht entgangen, dass im Umfeld der aktuellen, jungen Pariser Künstleravantgarde
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sie eine Verkaufsausstellung zu organisieren. Als bezahlbarer Ort wird das Hotel
sie eine Verkaufsausstellung zu organisieren. Als bezahlbarer Ort wird das Hotel
Paix Madelaine im Zentrum von Paris ausgeschaut und sie veranstalten dort an
Paix Madelaine im Zentrum von Paris ausgeschaut und sie veranstalten dort an
einem Wochenende im März 1935 ihre Verkaufsausstellung unter dem Titel:</p>
einem Wochenende im März 1935 ihre Verkaufsausstellung unter dem Titel: ''L’ART NÉGRE – LE COLLECTION CAPITAINE BAUD''.
<p align="center" style="text-align:center"><span lang="FR" style="mso-ansi-language:FR">
'''L’ART NÉGRE – LE COLLECTION CAPITAINE BAUD'''.


</span></p>
Korrekterweise wird im Ausstellungskatalog Sylvain Eugène
<p>Korrekterweise wird im Ausstellungskatalog Sylvain Eugène
Raynal als Besitzer der Sammlung, neben einer kurzen Biographie des
Raynal als Besitzer der Sammlung, neben einer kurzen Biographie des
Joseph-Marie-Louis Baud erwähnt<sup>[5]</sup>.</p>
Joseph-Marie-Louis Baud erwähnt<sup>[5]</sup>Wie den Unterlagen - einer Kopie von übrig gebliebenen 3
<p>&nbsp;
 
</p>
<p>Wie den Unterlagen - einer Kopie von übrig gebliebenen 3
Seiten der Liste d’inventaire du materiel<sup>[3]</sup> und Fragmenten eines
Seiten der Liste d’inventaire du materiel<sup>[3]</sup> und Fragmenten eines
Ausstellungskatalogs<sup>[5]</sup> - zu entnehmen ist, waren die Ausstellung und
Ausstellungskatalogs<sup>[5]</sup> - zu entnehmen ist, waren die Ausstellung und
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ein Maler, der sich jedoch schon 1935 zusammen mit seiner Frau Suzanne mit der
ein Maler, der sich jedoch schon 1935 zusammen mit seiner Frau Suzanne mit der
Eröffnung einer Galerie für afrikanische Kunst beschäftigte, was er dann 1937
Eröffnung einer Galerie für afrikanische Kunst beschäftigte, was er dann 1937
unter anderem mit vielen Stücken aus der Sammlung Baud realisierte.</p>
unter anderem mit vielen Stücken aus der Sammlung Baud realisierte.
<p>Aus den Unterlagen lassen sich sogar zum Teil exakt die Stücke
 
Aus den Unterlagen lassen sich sogar zum Teil exakt die Stücke
bestimmen, die Yvette Baud an Pierre Vérité<sup>[3p]</sup> und Andere,
bestimmen, die Yvette Baud an Pierre Vérité<sup>[3p]</sup> und Andere,
darunter viele Maler und Bildhauer, die heute einen Namen haben, verkaufte.
darunter viele Maler und Bildhauer, die heute einen Namen haben, verkaufte.
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Sammlung Baud das genau waren, lässt sich nicht mehr feststellen, da die zur
Sammlung Baud das genau waren, lässt sich nicht mehr feststellen, da die zur
Verfügung stehenden Katalogseiten mit den Verkaufsvermerken unvollständig
Verfügung stehenden Katalogseiten mit den Verkaufsvermerken unvollständig
sind.</p>
sind.
<p>&nbsp;


</p>
Die Katalogseite<sup>[5]</sup> zeigt den Bronzekopf, den laut handschriftlichem Vermerk
<p>&nbsp;(BILD) <span style="mso-spacerun:yes">&nbsp;&nbsp;</span>&nbsp;&nbsp;&nbsp;
(BILD)</p>
<p><span style="font-size:10.0pt">Katalogseite<sup>[5]</sup>
mit dem Bronzekopf (oben links), den entsprechend handschriftlichem Vermerk,
Claude Vérité auf der Verkaufsaustellung 1935 gekauft hat und den er dann 1944
Claude Vérité auf der Verkaufsaustellung 1935 gekauft hat und den er dann 1944
an Pablo Picasso weiterverkaufte. Der Kopf steht heute im Museum.
an Pablo Picasso weiterverkaufte. Der Kopf steht heute im Museum.


</span></p>
Pierre Vérité war in der Startphase seiner Galerie und
<p>&nbsp;
 
</p>
<p>Pierre Vérité war in der Startphase seiner Galerie und
auch noch in der Kriegszeit ein wichtiger Lieferant des Schweizer Sammlers Josef
auch noch in der Kriegszeit ein wichtiger Lieferant des Schweizer Sammlers Josef
Mueller<sup>[3p-1]</sup> aus Solothurn. Aus dieser Sammlung entstand nach seinem
Mueller<sup>[3p-1]</sup> aus Solothurn. Aus dieser Sammlung entstand nach seinem
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Abel Bonnard<sup>[4p]</sup>, späterer Minister für Nationalerziehung unter dem
Abel Bonnard<sup>[4p]</sup>, späterer Minister für Nationalerziehung unter dem
Vichy-Regime, auch ein gelegentlicher Kunde seiner Galerie und kaufte wohl auch
Vichy-Regime, auch ein gelegentlicher Kunde seiner Galerie und kaufte wohl auch
einige Stücke bei ihm.</p>
einige Stücke bei ihm. Monsieur Sylvain Eugène Raynal war wohl mit dem
<p>Monsieur Sylvain Eugène Raynal war wohl mit dem
Verkaufserlös ausgesprochen zufrieden und so deklarierte er ab da diese
Verkaufserlös ausgesprochen zufrieden und so deklarierte er ab da diese
Sammlung als sein Privatvermögen, was sich dann auch in seinem Testament von
Sammlung als sein Privatvermögen, was sich dann auch in seinem Testament von
1938 niederschlug.</p>
1938 niederschlug.
<p>&nbsp;</p>
 
<h1><b><font size="3">
== Die Sammlung in den Jahren der Kollaboration. ==
== Die Sammlung in den Jahren der Kollaboration. ==
</font>
Noch vor dem Tod von Raynal 1939 wird Robert Brasillach, Freund der Familie und Sohn eines französischen
 
</b></h1>
<p>Noch vor dem Tod von Raynal 1939 wird <u><span style="color:blue">Robert
Brasillach</span></u>, Freund der Familie und Sohn eines französischen
Kolonialoffiziers aus Perpignan, von ihm zum Verwalter der Sammlung Baud
Kolonialoffiziers aus Perpignan, von ihm zum Verwalter der Sammlung Baud
bestellt. Brassillach ist unter der deutschen Besatzung Herausgeber und
bestellt. Brassillach ist unter der deutschen Besatzung Herausgeber und
Chefredakteur der rechtsradikalen Zeitschrift &quot;Je suis partout&quot;.
Chefredakteur der rechtsradikalen Zeitschrift &quot;Je suis partout&quot;.
Betreut wird er vom deutschen Literaturzensor in Paris, Leutnant <u><span style="color:blue">Gerhard
Betreut wird er vom deutschen Literaturzensor in Paris, Leutnant Gerhard Heller. Nach dem Abzug der deutschen Besatzung stellt sich
Heller</span></u>. Nach dem Abzug der deutschen Besatzung stellt sich
Brassillach Mitte September 1944 der französischen Justiz und wird 1945
Brassillach Mitte September 1944 der französischen Justiz und wird 1945
hingerichtet.</p>
hingerichtet.
<p>&nbsp;</p>
 
<h2><b><font size="3">
== Der dubiose Besitzerwechsel von Sylvain Raynal zu Abel Bonnard mit Hilfe der
Der dubiose Besitzerwechsel von Sylvain Raynal zu Abel Bonnard mit Hilfe der
Gestapo ==
Gestapo.
 
</font></b></h2>
Auf Drängen von Gerhard Heller und dem deutschen
<p>Auf Drängen von Gerhard Heller und dem deutschen
Botschafter Otto Abetz<sup>[6p-1</sup> vermittelt Brasillach
Botschafter Otto <u><span style="color:blue">Abetz</span></u><sup>[6p-1</sup><sup>]</sup> vermittelt Brasillach
die „Schenkung“ der Sammlung, sehr wahrscheinlich im Sommer 1942 an Abel
die „Schenkung“ der Sammlung, sehr wahrscheinlich im Sommer 1942 an Abel
Bonnard<sup>[4p]</sup>. Wohl als Morgengabe zu dessen Ernennung als Minister für
Bonnard<sup>[4p]</sup>. Wohl als Morgengabe zu dessen Ernennung als Minister für
Nationalerziehung unter dem Vichy-Regime.</p>
Nationalerziehung unter dem Vichy-Regime.In einem Prozess, den Bonnard Anfang der 60er Jahre, aus
<p>In einem Prozess, den Bonnard Anfang der 60er Jahre, aus
seinem spanischen Exil zurückgekehrt, gegen den französischen Staat führte,
seinem spanischen Exil zurückgekehrt, gegen den französischen Staat führte,
schimpfte der einstige Minister für Nationalerziehung und Vertraute von Hitlers
schimpfte der einstige Minister für Nationalerziehung und Vertraute von Hitlers
Vichy-Botschafter Abetz, mit dem Prozessverlauf äußerst unzufrieden:
Vichy-Botschafter Abetz, mit dem Prozessverlauf äußerst unzufrieden:
&quot;Aber wer gibt mir die 15.000 Bände meiner Bibliothek zurück? Meine
"Aber wer gibt mir die 15.000 Bände meiner Bibliothek zurück? Meine
Sammlung chinesischen Porzellans und meine afrikanischen Masken und
Sammlung chinesischen Porzellans und meine afrikanischen Masken und
Statuen?&quot;</p>
Statuen?"
<p>Seine Sammlerleidenschaft und eine etwas seltsame
 
Seine Sammlerleidenschaft und eine etwas seltsame
Einstellung zum Eigentum bewies Bonnard schon zu Zeiten der Vichy-Regierung. So
Einstellung zum Eigentum bewies Bonnard schon zu Zeiten der Vichy-Regierung. So
wollte er 1942 das Altarbild der Brüder van Eyck &quot;Die Anbetung des
wollte er 1942 das Altarbild der Brüder van Eyck &quot;Die Anbetung des
Zeile 319: Zeile 172:
worden war, Hermann Göring zum Geburtstag schenken. Als die französischen
worden war, Hermann Göring zum Geburtstag schenken. Als die französischen
Museumsdirektoren gegen dieses Vorhaben protestierten, ließ er diese Idee
Museumsdirektoren gegen dieses Vorhaben protestierten, ließ er diese Idee
fallen, erteilte den Herren aber eine dienstliche Rüge<sup>[7]</sup>.</p>
fallen, erteilte den Herren aber eine dienstliche Rüge<sup>[7]</sup>. Der Mikrofilmabzug der „Übertragungsurkunde“
<p>&nbsp; (BILD)</p>
<p><span style="font-size:10.0pt">Mikrofilmabzug der „Übertragungsurkunde“
der Sammlung Baud an Abel Bonnard von 1942. Er zeigt deutlich den Umgang und die
der Sammlung Baud an Abel Bonnard von 1942. Er zeigt deutlich den Umgang und die
oft illegale Inbesitznahme von Kunst- und Kulturgütern in den von Deutschland
oft illegale Inbesitznahme von Kunst- und Kulturgütern in den von Deutschland
im 2. Weltkrieg besetzten Ländern
im 2. Weltkrieg besetzten Ländern


</span></p>
== Ein bizarrer Tausch: Sammlung gegen Sitzplatz ==
<p>&nbsp;</p>
<h2><b><font size="3">Ein bizarrer Tausch: Sammlung gegen Sitzplatz.</font></b></h2>
<p>Bonnard gehörte zusammen mit dem Ex Ministerpräsidenten
<p>Bonnard gehörte zusammen mit dem Ex Ministerpräsidenten
der Vichy Regierung Laval zu jener Gruppe privilegierter <u><span style="color:
der Vichy Regierung Laval zu jener Gruppe privilegierter Kollaborateure, die am 2. Mai 1945 mit einer Junkers -Maschine
blue">Kollaborateure</span></u>, die am 2. Mai 1945 mit einer Junkers -Maschine
nach Barcelona geflogen wurden. Außer Laval und dessen Frau hatten Lavals
nach Barcelona geflogen wurden. Außer Laval und dessen Frau hatten Lavals
Mitarbeiter, Justizminister Maurice Gabolde, der Sprecher der französischen
Mitarbeiter, Justizminister Maurice Gabolde, der Sprecher der französischen
Zeile 341: Zeile 189:
Gestapo Mannes - die Sammlung Baud und einige andere Kunstgegenstände, die
Gestapo Mannes - die Sammlung Baud und einige andere Kunstgegenstände, die
zusammen mit dem Vichy-Troß im September 1944 als stille Finanzreserve in
zusammen mit dem Vichy-Troß im September 1944 als stille Finanzreserve in
Sigmaringen gelandet waren.</p>
Sigmaringen gelandet waren.  
<p>&nbsp;</p>
==Der Weg aufs Schloss der Hohenzollern ==
<h2><b><font size="3">Der Weg aufs Schloss der Hohenzollern.</font></b></h2>
Ab September 1944 logiert, unter der Obhut der Nazis, die
<p>Ab September 1944 logiert, unter der Obhut der Nazis, die
französische Vichy-Regierung im schwäbischen Sigmaringen<sup>[8]</sup>. Das
französische Vichy-Regierung im schwäbischen Sigmaringen<sup>[8]</sup>. Das
dortige Hohenzollernschloss wird neuer französischer Regierungssitz. Mit dabei
dortige Hohenzollernschloss wird neuer französischer Regierungssitz. Mit dabei
ist auch Georges Oltramare<sup>[6p]</sup>, ein Mann der ultrarechten
ist auch Georges Oltramare<sup>[6p]</sup>, ein Mann der ultrarechten
Kollaboration. Nach Informationen des <u><span style="color:blue">Wiesenthal
Kollaboration. Nach Informationen des Wiesenthal Zentrums war er ein vom deutschen Botschafter in Paris, Otto Abetz,
Zentrums</span></u> war er ein vom deutschen Botschafter in Paris, Otto Abetz,
bezahlter Agent und guter Freund von Abel Bonnard. Schon bevor Bonnard nach Spanien geflohen war, beauftragte
bezahlter Agent und guter Freund von Abel Bonnard.</p>
<p>Schon bevor Bonnard nach Spanien geflohen war, beauftragte
Paquis<sup>[5p]</sup>, wohl mit Einverständnis von Bonnard, den Journalisten
Paquis<sup>[5p]</sup>, wohl mit Einverständnis von Bonnard, den Journalisten
Oltramare<sup>[6p]</sup> mit der Übersiedlung der Koffer und dem Verkauf der
Oltramare<sup>[6p]</sup> mit der Übersiedlung der Koffer und dem Verkauf der
Zeile 359: Zeile 204:
hatte sich bereits vor der deutschen Kapitulation in die Schweiz abgesetzt, wo
hatte sich bereits vor der deutschen Kapitulation in die Schweiz abgesetzt, wo
er am 21. April 1945 kurzzeitig arrestiert wurde, aber, auf Fürsprache des, den
er am 21. April 1945 kurzzeitig arrestiert wurde, aber, auf Fürsprache des, den
Nazis nahestehendem Lausanner Bankiers <u><span style="color:blue">François
Nazis nahestehendem Lausanner Bankiers François Genoud<sup>[7p]</sup> schnell wieder freigesetzt wurde. Paquis
Genoud</span></u><sup>[7p]</sup> schnell wieder freigesetzt wurde. Paquis
wiederum versuchte nun seinerseits Oltramare<sup>[6p]</sup> in die Schweiz zu
wiederum versuchte nun seinerseits Oltramare<sup>[6p]</sup> in die Schweiz zu
folgen, wird aber am 8. Juli 1945 an der grünen deutsch-schweizerischen Grenze
folgen, wird aber am 8. Juli 1945 an der grünen deutsch-schweizerischen Grenze
Zeile 366: Zeile 210:
verbracht, verurteilt und später hingerichtet. Was von „seinem“
verbracht, verurteilt und später hingerichtet. Was von „seinem“
Bonnard-Besitz in Sigmaringen geblieben ist, oder was woanders hin verbracht
Bonnard-Besitz in Sigmaringen geblieben ist, oder was woanders hin verbracht
wurde, ist unbekannt.</p>
wurde, ist unbekannt. Im Großen und Ganzen hat Oltramare die Geschichte der Übergabe
<p>Im Großen und Ganzen hat Oltramare die Geschichte der Übergabe
von Kunstgegenständen Bonnards an Genoud bei seinen Vernehmungen in Frankreich
von Kunstgegenständen Bonnards an Genoud bei seinen Vernehmungen in Frankreich
1947 bestätigt. Allerdings behauptete er, dass einige Koffer mit der
1947 bestätigt. Allerdings behauptete er, dass einige Koffer mit der
Zeile 377: Zeile 220:
dieser Schweizer Bankier (François Genoud) maßgeblich an Kunst- Gold- und
dieser Schweizer Bankier (François Genoud) maßgeblich an Kunst- Gold- und
Finanztransfers der Nazis während und kurz nach dem zweiten Weltkrieg maßgeblich
Finanztransfers der Nazis während und kurz nach dem zweiten Weltkrieg maßgeblich
beteiligt war.</p>
beteiligt war.
<p>&nbsp;</p>
 
<h1><b><font size="3">Die Reste der Sammlung tauchen nach dem Krieg in Süddeutschland
Die Reste der Sammlung tauchen nach dem Krieg in Süddeutschland
auf.</font></b></h1>
auf. Ende der 60er Jahre
<p><span style="mso-bidi-font-weight:bold">Ende der 60er Jahre
trat ein Mittelsmann von Abel Bonnard an die Familie des heutigen Besitzers der Sammlungsreste heran und forderte die
trat ein Mittelsmann von Abel Bonnard</span><sup>[4p]</sup><span style="mso-bidi-font-weight:bold">
an die Familie des heutigen Besitzers der Sammlungsreste heran und forderte die
Rückgabe. Allerdings legte er eine Liste vor, die wesentlich mehr Stücke aufführte
Rückgabe. Allerdings legte er eine Liste vor, die wesentlich mehr Stücke aufführte
als in Sigmaringen verblieben waren. Daraus lässt sich evtl. schließen, dass
als in Sigmaringen verblieben waren. Daraus lässt sich evtl. schließen, dass
Zeile 390: Zeile 231:
im Sande und die wenigen Stücke, die den Krieg unbeschadet überstanden hatten
im Sande und die wenigen Stücke, die den Krieg unbeschadet überstanden hatten
befinden sich heute zusammen mit einigen zeithistorischen Dokumenten im Privatbesitz.
befinden sich heute zusammen mit einigen zeithistorischen Dokumenten im Privatbesitz.
</span></p>
<p><b>
&nbsp;
</b></p>
<p><b>
----


</span></p>
== Weblinks ==
<p><b>
*Galerie Pierre Vèritè, Paris http://detoursdesmondes.typepad.com/dtours_des_mondes/2006/06/la_collection_v.html
&nbsp;
*http://www.welt.de/print-welt/article222262/Auktion_der_geheimnisumwitterten_Tribal_Art_Sammlung_Verite.html
</b></p>
*http://www.tribalmania.com/VERITESALE.htm
<p><b><font size="3">Weblinks </font><font size="1"><sup>[W]</sup></font></b></p>
*Museum Barbier-Mueller, Genf http://www.barbier-mueller.ch
<p><span style="font-size:9.0pt">Galerie Pierre Vèritè,
*Galerie Herrmann Berlin http://galerie-herrmann.com/
Paris http://detoursdesmondes.typepad.com/dtours_des_mondes/2006/06/la_collection_v.html
<p>http://www.welt.de/print-welt/article222262/Auktion_der_geheimnisumwitterten_Tribal_Art_Sammlung_Verite.html
<p>http://www.tribalmania.com/VERITESALE.htm
<p><span style="font-size:9.0pt">Museum Barbier-Mueller,
Genf http://www.barbier-mueller.ch/
<p><span style="font-size:9.0pt">Galerie Herrmann Berlin http://galerie-herrmann.com/
</p>
----
</span></p>
<p><b>
&nbsp;
</b></p>
<p><b><span style="mso-ansi-language: FR" lang="FR"><font size="3">Quellenverzeichnis
<sup><span lang="FR" style="mso-ansi-language:FR;font-weight:normal;mso-bidi-font-weight:
bold">[1-8]</span></sup></font></span></b></p>
<p><span lang="FR" style="mso-bidi-font-size: 12.0pt; mso-ansi-language: FR"><font size="1">[1] Dareste, P. Le régime de la propriété Française
en Afrique Occidentale Française (Paris 1908)</font>


</span></p>
== Quellenverzeichnis ==
<p><span lang="FR" style="mso-bidi-font-size: 12.0pt; mso-ansi-language: FR"><font size="1">[2] Delafosse, M. Le Négres (Paris 1927)</font>
[1] Dareste, P. Le régime de la propriété Française
en Afrique Occidentale Française (Paris 1908)


</span></p>
[2] Delafosse, M. Le Négres (Paris 1927)
<p><span lang="FR" style="mso-bidi-font-size: 12.0pt; mso-ansi-language: FR"><font size="1">[3] Liste de inventaire personelle d’Capitaine
Joseph Baud Porto Novo, Dahomey (1942 beglaubigte Kopie Paris)</font>


</span></p>
[3] Liste de inventaire personelle d’Capitaine Joseph Baud Porto Novo, Dahomey (1942 beglaubigte Kopie Paris)</font>
<p><span lang="FR"><font size="1">[4] Annuaire de Societé de
l’Africanistes (Paris 1935)</font></span></p>
<p><span lang="FR" style="mso-bidi-font-size: 12.0pt; mso-ansi-language: FR"><font size="1">[5] Ausstellungs-/Verkaufskatalog L’Art Négre,
La Collection Capitaine Baud, 1935, unvollst. (Privatbesitz, Süddtschld.)</font>


</span></p>
[4] Annuaire de Societé de l’Africanistes (Paris 1935)
<p><span style="mso-bidi-font-size: 12.0pt"><font size="1">[6]
 
Kunst und Wissen / hrsg. vom Freien Deutschen Kulturbund in Grossbritannien.
[5] Ausstellungs-/Verkaufskatalog L’Art Négre,
La Collection Capitaine Baud, 1935, unvollst. (Privatbesitz, Süddtschld.)
 
[6] Kunst und Wissen / hrsg. vom Freien Deutschen Kulturbund in Grossbritannien.
„… Paquis versucht nach der Kapitulation Stücke aus der Sammlung Baud (L’Art
„… Paquis versucht nach der Kapitulation Stücke aus der Sammlung Baud (L’Art
Négre) in die Schweiz nach Lausanne zu verbringen. Er wird am 8. Juli 1945 an
Négre) in die Schweiz nach Lausanne zu verbringen. Er wird am 8. Juli 1945 an
Zeile 443: Zeile 259:
anderem die Sammlung Baud und andere Kunstgegenstände seines politischen
anderem die Sammlung Baud und andere Kunstgegenstände seines politischen
Freundes und der Kollaborateur Abel Bonnard selbst verblieben sind ist ungeklärt.“
Freundes und der Kollaborateur Abel Bonnard selbst verblieben sind ist ungeklärt.“
(London 19 Oct 1945)</font>
(London 19 Oct 1945)


</span></p>
Anm. Zeitungsnotiz v. 19. Oktober 1945 in der Exilzeitung
<p><i><span style="mso-bidi-font-size: 12.0pt; font-weight: normal"><font size="1">Anm. Zeitungsnotiz v. 19. Oktober 1945 in der Exilzeitung
Kunst und Wissen / London über Paquis und die Sammlung Baud / Abel Bonnard (und
Kunst und Wissen / London über Paquis und die Sammlung Baud / Abel Bonnard (und
den Versuch die Sammlung in die Schweiz über den Bankier Francois Genoud zu
den Versuch die Sammlung in die Schweiz über den Bankier Francois Genoud zu
verkaufen / verschieben??)</font>
verkaufen


</span></i></p>
[7] Abel Bonnard, Inédits politiques,
<p><span lang="FR"><font size="1">[7] Abel Bonnard, Inédits politiques,
Manuscriptes. (Archiv ministérielle, Le Site de Paris)  
Manuscriptes. (Archiv ministérielle, Le Site de Paris)</font></span></p>
 
<p><font size="1"><span lang="FR" style="mso-bidi-font-size: 9.0pt; mso-ansi-language: FR">[8] Louis-Ferdinand Celine, D'un château l'autre,
[8] Louis-Ferdinand Celine, D'un château l'autre,
(dt. Von einem Schloss zum andern) Gallimard, 1957
(dt. Von einem Schloss zum andern) Gallimard, 1957
</span></p>
 
<p><b>
== Personenregister ==
&nbsp;
 
</b></p>
[1p] Joseph-Marie-Louis Baud (1864-1904),
<p><b>
----
</span></font></p>
<p><span style="font-size:9.0pt;mso-bidi-font-size:12.0pt">
&nbsp;
</span></p>
<p><b><font size="3"><span style="mso-ansi-language: FR" lang="FR">Personenregister
<sup><span lang="FR" style="mso-ansi-language:FR;font-weight:normal;mso-bidi-font-weight:
bold">[1p-7p]</span></sup></span></font></b></p>
<p><span lang="FR" style="mso-bidi-font-size: 12.0pt; mso-ansi-language: FR"><font size="1">[1p] Joseph-Marie-Louis Baud (1864-1904),
explorateur passé de Saint-Cyr à l'infanterie de marine, multiplia les expéditions.
explorateur passé de Saint-Cyr à l'infanterie de marine, multiplia les expéditions.
La plus fameuse d'entre elles le mena au Dahomey pour un long périple aux côtés
La plus fameuse d'entre elles le mena au Dahomey pour un long périple aux côtés
Zeile 478: Zeile 283:
explorateur la médaille de la Société de géographie et le titre de capitaine.
explorateur la médaille de la Société de géographie et le titre de capitaine.
Il voyagea jusqu'à la fin de sa vie afin d'offrir à son pays toujours
Il voyagea jusqu'à la fin de sa vie afin d'offrir à son pays toujours
davantage de territoires nouveaux.</font>
davantage de territoires nouveaux.


</span></p>
[2p] Jean Veermersch, (1866-?), Leutnant aus Lothringen in der französischen
<p><span style="mso-bidi-font-size: 12.0pt"><font size="1">[2p]
Kolonialtruppe bis 1912.
Jean Veermersch, (1866-?), Leutnant aus Lothringen in der französischen
Kolonialtruppe bis 1912.</font>


</span></p>
[3p] Pierre Vérité, geb. 1900 war ursprünglich Maler. Er entdeckte seine
<p><span style="mso-bidi-font-size: 12.0pt"><font size="1">[3p]
Pierre Vérité, geb. 1900 war ursprünglich Maler. Er entdeckte seine
Leidenschaft für afrikanische Stammeskunst bereits um 1920 und etablierte sich
Leidenschaft für afrikanische Stammeskunst bereits um 1920 und etablierte sich
bald als Fachhändler. Die Galerie Carrefour, die er ab 1937 mit seiner Frau
bald als Fachhändler. Die Galerie Carrefour, die er ab 1937 mit seiner Frau
Zeile 494: Zeile 295:
unmittelbarer Nähe der Brasserie «La Coupole». Pablo Picasso, André Breton,
unmittelbarer Nähe der Brasserie «La Coupole». Pablo Picasso, André Breton,
Paul Eluard verkehrten an beiden Adressen. Auch der Schweizer Sammler
Paul Eluard verkehrten an beiden Adressen. Auch der Schweizer Sammler
afrikanischer Stammeskunst Josef Müller [3p-1] <span style="mso-spacerun:yes">&nbsp;</span>gehörte
afrikanischer Stammeskunst Josef Müller gehörte
zum Vérité-Kundenkreis.</font>
zum Vérité-Kundenkreis.


</span></p>
[4p] Abel Bonnard geb. 1883, französischer Dichter und Romanschriftsteller. Seine frühe
<p><span style="mso-bidi-font-size: 12.0pt"><font size="1">[4p]
Abel Bonnard geb. 1883, französischer Dichter und Romanschriftsteller. Seine frühe
Erziehung begann in Marseille mit Sekundärstudien am Lycée Louis-Le-Grand in
Erziehung begann in Marseille mit Sekundärstudien am Lycée Louis-Le-Grand in
Paris. Als Literaturstudent war er ein Absolvent der École du Louvre und ein
Paris. Als Literaturstudent war er ein Absolvent der École du Louvre und ein
Zeile 511: Zeile 310:
um dort seinem Wiederaufnahmeverfahren beizuwohnen. Er wurde zu einer
um dort seinem Wiederaufnahmeverfahren beizuwohnen. Er wurde zu einer
symbolischen Strafe von 10 Jahren Verbannung ab 1945 verurteilt. Er war jedoch
symbolischen Strafe von 10 Jahren Verbannung ab 1945 verurteilt. Er war jedoch
mit dem Schuldspruch unzufrieden und kehrte nach Spanien zurück.</font>
mit dem Schuldspruch unzufrieden und kehrte nach Spanien zurück.  


</span></p>
[5p] New York Times Archive. Paquis, Jean-Herold
<p><span lang="EN-GB" style="mso-bidi-font-size: 12.0pt; mso-ansi-language: EN-GB"><font size="1">[5p] New York Times Archive. Paquis, Jean-Herold
(1912-1945) – French collaborator; Radio Paris broadcaster; member, French
(1912-1945) – French collaborator; Radio Paris broadcaster; member, French
Popular Party (Parti Populaire Française - PPF) arrested near the Swiss
Popular Party (Parti Populaire Française - PPF) arrested near the Swiss
Zeile 521: Zeile 319:
by the Paris Court of Justice 17 Sept 1945 (NYT 18 Sept 1945:9:6; LT 18 Sept
by the Paris Court of Justice 17 Sept 1945 (NYT 18 Sept 1945:9:6; LT 18 Sept
1945:3:d); executed by firing squad at Fort de Chatillon 11 Oct 1945 (NYT 12 Oct
1945:3:d); executed by firing squad at Fort de Chatillon 11 Oct 1945 (NYT 12 Oct
1945:5:2; LT 11 Oct 1945:3:d; LT 12 Oct 1945:3:c; Purge p. 140). New York</font></span></p>
1945:5:2; LT 11 Oct 1945:3:d; LT 12 Oct 1945:3:c; Purge p. 140). New York,
<p><span lang="EN-GB" style="mso-ansi-language:EN-GB"><font size="1">[6p]
 
Archive S.K.Kitson U.K. Georges Oltramare, French antisemitic journalist; paid
[6p] Archive S.K.Kitson U.K. Georges Oltramare, French antisemitic journalist; paid
agent of German Ambassador Otto Abetz[6p-1] {fled France and went to Sigmaringen,
agent of German Ambassador Otto Abetz[6p-1] {fled France and went to Sigmaringen,
Germany in 1944; then escaped to Switzerland; arrested there 21 Apr 1945;
Germany in 1944; then escaped to Switzerland; arrested there 21 Apr 1945;
Zeile 530: Zeile 328:
released; sentenced to death in absentia by a French court 12 Jan 1950; fled to
released; sentenced to death in absentia by a French court 12 Jan 1950; fled to
Spain and later to Egypt where he made anti-semitic radio broadcasts; died at
Spain and later to Egypt where he made anti-semitic radio broadcasts; died at
Paris 16 Aug 1960 (S.K.Kitson, La persécution des juifs d'Europe)</font></span></p>
Paris 16 Aug 1960 (S.K.Kitson, La persécution des juifs d'Europe)
<p><span style="mso-bidi-font-size: 12.0pt"><font size="1">[7p]
 
François Genoud, Bankier Lausanne, geb. 1915. Helfer und Sympathisant von
[7p]François Genoud, Bankier Lausanne, geb. 1915. Helfer und Sympathisant von
Nazi-Verbrechern. Nach dem Krieg beteiligte sich Genoud finanziell an der
Nazi-Verbrechern. Nach dem Krieg beteiligte sich Genoud finanziell an der
Fluchthilfe für NS-Verbrecher (Operation ODESSA) und erwarb von den Familien
Fluchthilfe für NS-Verbrecher (Operation ODESSA) und erwarb von den Familien
Zeile 539: Zeile 337:
von in die Schweiz transferierter bzw. geschmuggelter Nazi-Beutekunst und
von in die Schweiz transferierter bzw. geschmuggelter Nazi-Beutekunst und
Raubgold, das die Nazis während und nach dem Krieg nicht über andere Schweizer
Raubgold, das die Nazis während und nach dem Krieg nicht über andere Schweizer
Banken verwerten konnten.</font></span></p>
Banken verwerten konnten.


 
{{PPA-Venus}}
== Init-Quelle ==
Entnommen aus der:
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Collection_Baud._Afrika Wikipedia]
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:L%C3%B6schkandidaten/8._Oktober_2009#Collection_Baud._Afrika_.28gel.C3.B6scht.29 Löschdiskussion bei Wikipedia]
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:L%C3%B6schkandidaten/8._Oktober_2009#Collection_Baud._Afrika_.28gel.C3.B6scht.29 Löschdiskussion bei Wikipedia]
Autor: [http://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer:Cony056  Cony056 ]


Erster Autor: [http://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer:Cony056  Cony056 ]
[[Kategorie:Kunstraub]]
 
[[Kategorie:Kultur (Afrika)]]
{{PPAB-Mars}}
[[Kategorie:Kolonialismus]]

Aktuelle Version vom 30. September 2024, 18:12 Uhr

Die Sammlung Baud ist eine kleine Sammlung afrikanischer Masken und Figuren aus der französischen Kolonialzeit. Sie spiegelt exemplarisch - vom Ursprung, über Zusammenhänge bis hin zum heutigen Verbleib - das Wechselspiel zwischen Politik und historischer Kunstauffassung unter den jeweiligen Zeitumständen wieder.

Geraubt und gehortet, gezeigt und gelobt, erschlichen und gefleddert, verramscht und verschollen

Die Geschichte der sogenannten „Sammlung Baud“ liest sich wie ein spannender europäischer Historienkrimi. In seinem zeitlichen Verlauf und mit seinen handelnden Personen hält er der Kultur- und Politszene des letzten Jahrhunderts den Spiegel vor. Die Sammlungsgeschichte dokumentiert, stellvertretend für viele Kunst- und Ethniensammlungen, ob nun in Privathand oder in Museen, die Abgründe, zwischen denen sich Kunst, Kommerz, Kriminalität und Politik oft bewegt haben und noch bewegen.

Mancher Sammler von „art ethnographique“ art meint: „In guten Stücken wohnen starke Geister“. Allerdings täuscht eine solche Beurteilung oft über ganz banale und wenig spiritistische bzw. künstlerische Beweggründe hinweg unter denen sie einst Europa erreicht haben. Wobei bis heute immer wieder versucht wird diese Arbeiten, speziell aus dem westafrikanischen Kulturkreis nach „künstlerischen“ Wert bzw. dem Alter der Stücke materiell einzuordnen.

Die Entdeckung der „Primitiven“ in den 30er Jahren.

Der Ursprung fast jeder bürgerlichen Sammlung unserer Tage hat aber meist sehr profane Gründe: Gelegenheit, Sentiment, Spekulation und nicht zuletzt eitle Selbstdarstellung. Der jeweils herrschende Zeitgeist und der Wechsel der Besitzer ändern diese Werte selten, gewichten sie nur anders. So ist das auch bei der ethnologischen Sammlung des Capitaine Baud gut nachzuvollziehen.

Eine Besonderheit gegenüber anderen Sammlungen ähnlicher Art sind bei der „Sammlung Baud“ jedoch die nachweisbaren Berührungspunkte mit der zeitgenössischen Kunstszene im Paris der 1930er-Jahre, repräsentiert durch Namen, wie den Surrealisten und Henri Matisse vermarktet von Pierre Vérité in seiner Galerie Carrefour. Man könnte auch sagen: Die Sammlung erschien zur richtigen Zeit am richtigen Ort um Beachtung zu finden. Doch noch spektakulärer ist die fast schicksalhafte, enge Bindung dieser Sammlung an den Lauf der europäischen Geschichte. Entstanden im kolonialen Denken aus Besitzanspruch und Macht des ausgehenden 19. Jahrhunderts, erlebt die Sammlung, die Zeit zwischen den Weltkriegen als ihre große Zeit. Sie geht dann als Teil der Kollaboration in der deutschen Besatzungszeit genauso unrühmlich und wenig nachvollziehbar unter, wie das Vichy Frankreich des Marschall Pétain, um schließlich in Teilen in den Dunstkreis des dubiosen Schweizer Bankiers und vermutlichen Nazi-Finanziers François Genoud zu gelangen und als kläglicher Rest auf dem Hohenzollernschloß in Sigmaringen vor dem Vergessen kurz wieder aufzutauchen um dann wieder in Privatbesitz bis heute dahinzuschlummern. So spiegelt sich das turbulente europäische Zeitgeschehen zwischen 1930 und 1945 fast karikaturenhaft in dem Schicksal der „Sammlung Baud“ wieder

Der Ursprung der Sammlung

Wenig beachtet aber erfolgreich: Die Expeditionen des Capitaine Baud und des Lieutenant Vermeersch zwischen 1894 und 1904 von Dahomey aus. Seit etwa 1888 waren Joseph-Marie-Louis Baud und Jean Vermeersch aus Lothringen bei den französischen Kolonialtruppen zur Niederschlagung der Aufstände in Dahomey eingesetzt. Pikanterweise zogen die zwei Franzosen gegen die Amazonen des Königs von Benin zu Felde, die sie ein paar Jahre vorher mit modernen Gewehren ausgerüstet hatten. 1894 waren diese Aufstände endgültig niedergeschlagen. Von da an unternahmen beide im Namen der französischen Kolonialverwaltung diverse Eroberungsexpeditionen von der Küste weg ins Sahel Gebiet hinein. Diese militärischen Expeditionen führten sie in den Norden Dahomeys bis an die Ufer des Niger. Sie zogen weiter nach Westen, immer entlang des Nigers, in die Region Haute Volta und in den Norden der Côte d’Ivoire. Etwa um 1898 erreichte eine weitere von beiden angeführte Kolonialisierungsexpedition, die zuerst dem Niger nach Osten folgte, dann das Tal des Niger verließ, immer nach Osten ziehend, unbemerkt Nordnigeria durchquerte, über den Handelsposten Maiduguri das westliche Ufer des Tschadsees. Das Westufer des Sees und das südliche Nigertal verband jetzt die „Region Niger“ mit dem bereits als französisches Kolonialgebiet definierten Südsudan. Im Krieg gegen die Leute aus Bornu 1899/1900, in dem eine Baud-ähnliche Miltitär- und Forscherpersönlichkeit, [[Amédée F. Lamy]]im Kampf fiel, entstand der Außenposten Fort Lamy, an der Stelle, wo vor zwei Jahren Veermersch und Baud bereits die Trikolore gesetzt hatten. Doch die Geschichte nahm all diese Tatsachen nicht besonders zur Kenntnis. Das persönliche und historische Pech dieser französischen Offiziere war, dass sie in diesem Jahr 1898 auf einem Nebenschauplatz diverser Kolonialexpeditionen unterwegs waren. Im Brennpunkt des Jahres 1898 viel beachtet aber erfolglos ein anderer Franzose: Capitaine Marchand in Faschoda.In Europa war nämlich, genau in diesen Tagen, stellvertretend für ganz Afrika, allein die Festung Faschoda am weißen Nil in aller Munde. Man verfolgte gebannt das Ende der Expedition des berühmten Capitaine Marchand dorthin. Er erregte mit seiner glücklichen Ankunft am weißen Nil höchstes Aufsehen und publizistische Beachtung in Paris, London, Rom und Berlin. Dieser Haudegen der Kolonialgeschichte Frankreichs war mit 150 Schützen und einer Handvoll bewährter Offiziere 1896 vom Protektorat Loango aus, das nördlich des Kongo Flusses lag, an den weißen Nil gezogen und hisste dort auf der Festung von Faschoda am 10. Juli 1898 die Trikolore. Ein paar Wochen später kam es hier nun zu einer ernsten Konfrontation zwischen dem Vereinigten Königreich Grossbritannien und Frankreich auf afrikanischem Boden. Als ebendort Lord Kitchener mit fünf schwer bewaffneten Kanonenbooten unter ägyptischer Flagge, einer Kompanie Dudelsack blasender Schotten und zwei Bataillonen ägyptischer Infanterie auftauchte. Europa hielt den Atem an. Ein Krieg schien wegen Faschoda unvermeidlich. Jedoch am 4. November des gleichen Jahres lenkte Frankreich ein und berief Capitaine Marchand ehrenvoll ab. Capitaine Baud entwickelt eine neue Kolonialstrategie: Die „etnologische Militärexpedition“. Die ganze Geschichte um Faschoda betraf insoweit die militärischen Unternehmungen des Capitaine Baud und seiner Mannschaft, in dem er, von nun an, nicht nur sehr vorsichtig an der Grenze Englands operieren musste, die östlich von Dahomey verlief, sondern er auch im Westen eingeengt war, wo Togo sich als deutsche Kolonie manifestiert hatte. So gestalteten Baud und Vermeersch ab Ende 1898 ihre, wohl manchmal sehr „privat-national“ gestalteten Expeditionen mit einer, für Militärs ihrer Zeit erstaunlichen ethnologischen Umsicht. Zur Freude einiger Herren in Paris fuhren sie nun als „forschende Militärs“ mit der Unterwerfung bzw. Befriedung diverser Stämme in den Randgebieten von Französisch-West- und Äquatorialafrikafort, deren Stammesgrenzen ganz und gar nicht mit den kolonialen Grenzen übereinstimmten.

Geschenkt, konfisziert, vergessen und wiedergefunden

Schicksalsworte, mit denen die Sammlung Baud von nun an eng verbunden bleibt. Ob nun das Einsammeln von Masken, Statuen, Speeren und sonstigen Gegenständen auf ihren sogenannten Expeditionen allein der politischen Alibifunktion oder auch wirklichem ethnologischem Interesse von Baud und Vermeersch entsprachen, lässt sich heute nicht mehr feststellen. Die Qualität einiger Stücke der Sammlung spricht allerdings für ein gewisses Verständnis. Ob konfisziert oder als Gastgeschenk, auf Märkten getauscht oder sonst wie in den Besitz des Capitaines gelangt, auch hier lässt sich einiges nur noch mit Mühe nachvollziehen, das Meiste bleibt aber eher im Dunkeln.

Fest steht allerdings, Baud lagerte über die Jahre hinweg eine ansehnliche, ethnologisch interessante Sammlung von Stücken der diversen Stämme West- und Zentralafrikas in der Polizeipräfektur von Porto Novo ein, bis ihn 1904 wohl irgendwo in Dahomey die Malaria niederraffte. Hier verliert sich seine Spur, genauso wie die des Lieutnant Vermeersch. Was blieb war die Sammlung des Capitaine Baud, von der niemand etwas wusste, geschweige denn sie vermisste. Erst, ein halbes Menschenalter später, im Jahre 1934, sollte sie als persönliches Hab und Gut des werten Verblichenen, das in diesen Jahren intellektuell brodelnde Paris erreichen. Eine sehr schlecht erhaltene Antilopenmaske aus der Sammlung des Capitaine Baud ist in der Inventarliste mit ungenauem Ursprung aufgeführt.

Von Porto Novo nach Paris. Die Geister der Sammlung melden sich aus der Versenkung

Anfang 1934 tritt in der Polizeipräfektur in Porto Novo / Dahomey Sylvain Robert als neuer Kommandant seinen Dienst an. Er wird als korrekter und gewissenhafter Elsässer geschildert, der gerade am Beginn seiner Laufbahn steht. Damals galt der Einsatz in Übersee als ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer Karriere im Mutterland.

Folgerichtig übernimmt und ordnet er seiner Mentalität entsprechend alles Inventar der Präfektur. Dabei stößt er auf fünf Überseekoffer des verstorbenen Joseph Baud, gefüllt mit Masken, Statuen, Speeren und Schilden und vielem weiteren persönlichem Habe. In den Akten findet er auch das Testament des Capitaine Joseph Baud und lässt es vom örtlichen Notar öffnen. Hieraus geht hervor, dass der unverheiratet gebliebene Baud verfügt hat, dass sein Nachlass an den Mann seiner Schwester, einen gewissen Sylvain Eugène Raynal gehen soll. Dieser Raynal hat, wie Baud, die militärische Laufbahn eingeschlagen. Sylvain Robert veranlasst den Versand des Erbes nach Frankreich zu Raynal. Gewissenhaft lässt er Stück für Stück den Inhalt der Koffer in einer „Liste d’inventaire du materiel“ aufnehmen, versieht diese Liste der Ordnung halber noch mit dem handschriftlichen Vermerk „Succession“ (Nachlaß). In einem Begleitschreiben an Raynal entschuldigt sich Robert förmlich für den teilweise schlechten Zustand des Inhalts der Koffer, in die wohl einige Termiten mit eingepackt worden waren. Weitere Schäden, besonders an Uniformstücken, die auch beklagt werden, sind sicher auf das feuchtheiße Klima von Dahomey zurückzuführen.

Dieser pedantischen Ordnungsliebe des Sylvain Robert ist es zu verdanken, dass die Stücke durchnummeriert wurden und rudimentäre Herkunftsangaben gemacht wurden. Woher diese Angaben jedoch stammen lässt sich aus den gesichteten Unterlagen nicht entnehmen. Vielleicht gab es in den Akten Aufzeichnungen von Baud, vielleicht lebte damals noch Jean Veermersch in Porto Novo und war Robert bei der Inventarliste behilflich? So perfekt dokumentiert geht das persönliche Habe des vor 30 Jahren Verschiedenen auf Kosten der Präfektur von Porto Novo auf die lange Seereise nach Le Havre. Die Koffer sind dann im Herbst 1934 bei Raynal in Boulogne-Billancourt (Hauts de Seine) eingetroffen. Die beigefügte Verladeliste bildet später die Basis einer Ordnung der „Sammlung des Capitaine Baud“.[3].

Die Pariser Jahre der Sammlung Baud vor dem zweiten Weltkrieg

Der Zeitgeist verleiht der ethnologischen Kolonialsammlung das Prädikat Kunst. Monsieur Raynal konnte mit den 5 Koffern, die ihm der pflichtbewußte Sergeant Robert aus Porto Novo da geschickt hatte nicht allzu viel anfangen. So entgeht die „Sammlung Baud“ nur durch den Umstand, dass eine Nichte des Capitaine Baud, Yvette Baud von der Hinterlassenschaft ihres Onkels erfährt, erneut ganz knapp der nächsten Schlummerphase. Mademoiselle Baud erklärt sich bereit sich um die Masken, Statuen und sonstigen afrikanischen Gegenstände zu kümmern und einen möglichen Verkauf einiger Stücke zu versuchen. Schnell stellt die agile Studentin der Philosophie aus Lyon fest, dass es sich hier wohl um museale Stücke handeln könnte. Ihr ist es auch nicht entgangen, dass im Umfeld der aktuellen, jungen Pariser Künstleravantgarde die sogenannte art d’négre[2] in Mode gekommen ist und sich bereits einige mutige Galeristen damit befassen. Sie holt Monsieur Dupres von der Societé de l’Africanistes[4] zu Hilfe. Zusammen beschließen sie eine Verkaufsausstellung zu organisieren. Als bezahlbarer Ort wird das Hotel Paix Madelaine im Zentrum von Paris ausgeschaut und sie veranstalten dort an einem Wochenende im März 1935 ihre Verkaufsausstellung unter dem Titel: L’ART NÉGRE – LE COLLECTION CAPITAINE BAUD.

Korrekterweise wird im Ausstellungskatalog Sylvain Eugène Raynal als Besitzer der Sammlung, neben einer kurzen Biographie des Joseph-Marie-Louis Baud erwähnt[5]Wie den Unterlagen - einer Kopie von übrig gebliebenen 3 Seiten der Liste d’inventaire du materiel[3] und Fragmenten eines Ausstellungskatalogs[5] - zu entnehmen ist, waren die Ausstellung und der Verkauf wohl ein Erfolg. Am meisten kaufte Pierre Vérité[W] [3p], ein Maler, der sich jedoch schon 1935 zusammen mit seiner Frau Suzanne mit der Eröffnung einer Galerie für afrikanische Kunst beschäftigte, was er dann 1937 unter anderem mit vielen Stücken aus der Sammlung Baud realisierte.

Aus den Unterlagen lassen sich sogar zum Teil exakt die Stücke bestimmen, die Yvette Baud an Pierre Vérité[3p] und Andere, darunter viele Maler und Bildhauer, die heute einen Namen haben, verkaufte. Verfolgen lässt sich das hier exemplarisch an dem Beispiel eines Bronzekopfes. Diesen Bronzekopf kaufte Pierre Vérité nachweislich für 8.000 Franc. Das entsprach etwa dem Preis eines kleinen Peugeots zu dieser Zeit. Picasso bezahlte dafür in der Galerie Carrefour 1944 immerhin schon 48.000 Franc, was wiederum etwa dem damaligen Preises eines Citroen (bekannt als Gangsterlimousine) entsprach. Pierre Vérité verkaufte seine besten Objekte nur ungern. Er lagerte sie lieber in seinem Landhaus ein, weswegen der Fachwelt bis heute viele Werke verborgen sind. Seine Söhne Pierre und Claude Vérité waren da etwas geschäftstüchtiger und so verkauften sie nach dem Kriege auch einige Stücke aus der Collection Baud, die sie von ihrem Vater übernommen hatten. Welche Stücke aus der Sammlung Baud das genau waren, lässt sich nicht mehr feststellen, da die zur Verfügung stehenden Katalogseiten mit den Verkaufsvermerken unvollständig sind.

Die Katalogseite[5] zeigt den Bronzekopf, den laut handschriftlichem Vermerk Claude Vérité auf der Verkaufsaustellung 1935 gekauft hat und den er dann 1944 an Pablo Picasso weiterverkaufte. Der Kopf steht heute im Museum.

Pierre Vérité war in der Startphase seiner Galerie und auch noch in der Kriegszeit ein wichtiger Lieferant des Schweizer Sammlers Josef Mueller[3p-1] aus Solothurn. Aus dieser Sammlung entstand nach seinem Tod das heutige Museum Barbier-Müller[W] in Genf. Desweiteren war Abel Bonnard[4p], späterer Minister für Nationalerziehung unter dem Vichy-Regime, auch ein gelegentlicher Kunde seiner Galerie und kaufte wohl auch einige Stücke bei ihm. Monsieur Sylvain Eugène Raynal war wohl mit dem Verkaufserlös ausgesprochen zufrieden und so deklarierte er ab da diese Sammlung als sein Privatvermögen, was sich dann auch in seinem Testament von 1938 niederschlug.

Die Sammlung in den Jahren der Kollaboration.

Noch vor dem Tod von Raynal 1939 wird Robert Brasillach, Freund der Familie und Sohn eines französischen Kolonialoffiziers aus Perpignan, von ihm zum Verwalter der Sammlung Baud bestellt. Brassillach ist unter der deutschen Besatzung Herausgeber und Chefredakteur der rechtsradikalen Zeitschrift "Je suis partout". Betreut wird er vom deutschen Literaturzensor in Paris, Leutnant Gerhard Heller. Nach dem Abzug der deutschen Besatzung stellt sich Brassillach Mitte September 1944 der französischen Justiz und wird 1945 hingerichtet.

== Der dubiose Besitzerwechsel von Sylvain Raynal zu Abel Bonnard mit Hilfe der Gestapo ==

Auf Drängen von Gerhard Heller und dem deutschen Botschafter Otto Abetz[6p-1 vermittelt Brasillach die „Schenkung“ der Sammlung, sehr wahrscheinlich im Sommer 1942 an Abel Bonnard[4p]. Wohl als Morgengabe zu dessen Ernennung als Minister für Nationalerziehung unter dem Vichy-Regime.In einem Prozess, den Bonnard Anfang der 60er Jahre, aus seinem spanischen Exil zurückgekehrt, gegen den französischen Staat führte, schimpfte der einstige Minister für Nationalerziehung und Vertraute von Hitlers Vichy-Botschafter Abetz, mit dem Prozessverlauf äußerst unzufrieden: "Aber wer gibt mir die 15.000 Bände meiner Bibliothek zurück? Meine Sammlung chinesischen Porzellans und meine afrikanischen Masken und Statuen?"

Seine Sammlerleidenschaft und eine etwas seltsame Einstellung zum Eigentum bewies Bonnard schon zu Zeiten der Vichy-Regierung. So wollte er 1942 das Altarbild der Brüder van Eyck "Die Anbetung des mystischen Lammes", ein Meisterwerk der frühniederländischen Malerei, das zu Anfang des Krieges aus der Genter Kathedrale in das Museum von Pau verlagert worden war, Hermann Göring zum Geburtstag schenken. Als die französischen Museumsdirektoren gegen dieses Vorhaben protestierten, ließ er diese Idee fallen, erteilte den Herren aber eine dienstliche Rüge[7]. Der Mikrofilmabzug der „Übertragungsurkunde“ der Sammlung Baud an Abel Bonnard von 1942. Er zeigt deutlich den Umgang und die oft illegale Inbesitznahme von Kunst- und Kulturgütern in den von Deutschland im 2. Weltkrieg besetzten Ländern

Ein bizarrer Tausch: Sammlung gegen Sitzplatz

Bonnard gehörte zusammen mit dem Ex Ministerpräsidenten der Vichy Regierung Laval zu jener Gruppe privilegierter Kollaborateure, die am 2. Mai 1945 mit einer Junkers -Maschine nach Barcelona geflogen wurden. Außer Laval und dessen Frau hatten Lavals Mitarbeiter, Justizminister Maurice Gabolde, der Sprecher der französischen Sendungen des Reichspropagandaministeriums Jean-Hérold Paquis[5p] und Abel Bonnard ihre Plätze an Bord der Maschine eingenommen. Kurz vor dem Abflug kam es zu einem Eklat. Bonnard verlangte sein Bruder, der auch in Sigmaringen aufgetaucht war, solle den Platz des Rundfunksprechers erhalten. Als Gegenleistung übereignet er Paquis - nach eigener Aussage auf Drängen eines Gestapo Mannes - die Sammlung Baud und einige andere Kunstgegenstände, die zusammen mit dem Vichy-Troß im September 1944 als stille Finanzreserve in Sigmaringen gelandet waren.

Der Weg aufs Schloss der Hohenzollern

Ab September 1944 logiert, unter der Obhut der Nazis, die französische Vichy-Regierung im schwäbischen Sigmaringen[8]. Das dortige Hohenzollernschloss wird neuer französischer Regierungssitz. Mit dabei ist auch Georges Oltramare[6p], ein Mann der ultrarechten Kollaboration. Nach Informationen des Wiesenthal Zentrums war er ein vom deutschen Botschafter in Paris, Otto Abetz, bezahlter Agent und guter Freund von Abel Bonnard. Schon bevor Bonnard nach Spanien geflohen war, beauftragte Paquis[5p], wohl mit Einverständnis von Bonnard, den Journalisten Oltramare[6p] mit der Übersiedlung der Koffer und dem Verkauf der Kunstgegenstände in der Schweiz, um an die nun dringend benötigte Devisen zu kommen. Doch Paquis[5p] wartete nach dem Abflug Bonnards vergebens in Sigmaringen auf die Rückkehr seines Gesinnungsfreundes. Oltramare[6p] hatte sich bereits vor der deutschen Kapitulation in die Schweiz abgesetzt, wo er am 21. April 1945 kurzzeitig arrestiert wurde, aber, auf Fürsprache des, den Nazis nahestehendem Lausanner Bankiers François Genoud[7p] schnell wieder freigesetzt wurde. Paquis wiederum versuchte nun seinerseits Oltramare[6p] in die Schweiz zu folgen, wird aber am 8. Juli 1945 an der grünen deutsch-schweizerischen Grenze am Bodensee von der französischen Militärpolizei verhaftet, nach Frankreich verbracht, verurteilt und später hingerichtet. Was von „seinem“ Bonnard-Besitz in Sigmaringen geblieben ist, oder was woanders hin verbracht wurde, ist unbekannt. Im Großen und Ganzen hat Oltramare die Geschichte der Übergabe von Kunstgegenständen Bonnards an Genoud bei seinen Vernehmungen in Frankreich 1947 bestätigt. Allerdings behauptete er, dass einige Koffer mit der chinesischen Porzellan-Sammlung und ein Koffer mit Stücken der L’Art Négre Sammlung in Sigmaringen verblieben seien. In den Vernehmungen gibt es allerdings auch Hinweise, dass er sich mehr als einmal mit François Genoud[7p] getroffen hat, woraus geschlossen werden kann, dass dieser ihm seine Flucht über Spanien nach Ägypten finanziert hat. Heute weiß man ziemlich sicher, dass eben dieser Schweizer Bankier (François Genoud) maßgeblich an Kunst- Gold- und Finanztransfers der Nazis während und kurz nach dem zweiten Weltkrieg maßgeblich beteiligt war.

Die Reste der Sammlung tauchen nach dem Krieg in Süddeutschland auf. Ende der 60er Jahre trat ein Mittelsmann von Abel Bonnard an die Familie des heutigen Besitzers der Sammlungsreste heran und forderte die Rückgabe. Allerdings legte er eine Liste vor, die wesentlich mehr Stücke aufführte als in Sigmaringen verblieben waren. Daraus lässt sich evtl. schließen, dass Bonnard von dem Verbleib vieler Teile in der Schweiz nichts wusste. Nachdem auf das Ansinnen von Bonnard nicht reagiert wurde verlief die gesamte Angelegenheit im Sande und die wenigen Stücke, die den Krieg unbeschadet überstanden hatten befinden sich heute zusammen mit einigen zeithistorischen Dokumenten im Privatbesitz.

Weblinks

Quellenverzeichnis

[1] Dareste, P. Le régime de la propriété Française en Afrique Occidentale Française (Paris 1908)

[2] Delafosse, M. Le Négres (Paris 1927)

[3] Liste de inventaire personelle d’Capitaine Joseph Baud Porto Novo, Dahomey (1942 beglaubigte Kopie Paris)

[4] Annuaire de Societé de l’Africanistes (Paris 1935)

[5] Ausstellungs-/Verkaufskatalog L’Art Négre, La Collection Capitaine Baud, 1935, unvollst. (Privatbesitz, Süddtschld.)

[6] Kunst und Wissen / hrsg. vom Freien Deutschen Kulturbund in Grossbritannien. „… Paquis versucht nach der Kapitulation Stücke aus der Sammlung Baud (L’Art Négre) in die Schweiz nach Lausanne zu verbringen. Er wird am 8. Juli 1945 an der deutsch-schweizerischen Grenze von der frz. Militärpolizei verhaftet, nach Paris verbracht zum Tode verurteilt und hingerichtet. Wo sein Besitztum, unter anderem die Sammlung Baud und andere Kunstgegenstände seines politischen Freundes und der Kollaborateur Abel Bonnard selbst verblieben sind ist ungeklärt.“ (London 19 Oct 1945)

Anm. Zeitungsnotiz v. 19. Oktober 1945 in der Exilzeitung Kunst und Wissen / London über Paquis und die Sammlung Baud / Abel Bonnard (und den Versuch die Sammlung in die Schweiz über den Bankier Francois Genoud zu verkaufen

[7] Abel Bonnard, Inédits politiques, Manuscriptes. (Archiv ministérielle, Le Site de Paris)

[8] Louis-Ferdinand Celine, D'un château l'autre, (dt. Von einem Schloss zum andern) Gallimard, 1957

Personenregister

[1p] Joseph-Marie-Louis Baud (1864-1904), explorateur passé de Saint-Cyr à l'infanterie de marine, multiplia les expéditions. La plus fameuse d'entre elles le mena au Dahomey pour un long périple aux côtés du chef d'escadron Decoeur et du lieutenant Vermeersch : il s'agissait de multiplier les protectorats français en songeant toujours à prendre de l'avance sur les Allemands et les Anglais. Au terme d'une course-poursuite, ils avaient signé nombre de traités avec les indigènes, ce qui valut à notre explorateur la médaille de la Société de géographie et le titre de capitaine. Il voyagea jusqu'à la fin de sa vie afin d'offrir à son pays toujours davantage de territoires nouveaux.

[2p] Jean Veermersch, (1866-?), Leutnant aus Lothringen in der französischen Kolonialtruppe bis 1912.

[3p] Pierre Vérité, geb. 1900 war ursprünglich Maler. Er entdeckte seine Leidenschaft für afrikanische Stammeskunst bereits um 1920 und etablierte sich bald als Fachhändler. Die Galerie Carrefour, die er ab 1937 mit seiner Frau Suzanne betrieb und in welcher der 1929 geborene Sohn Claude mit seiner Frau Janine ab 1948 mitarbeiteten, befindet sich am Boulevard Raspail, in unmittelbarer Nähe der Brasserie «La Coupole». Pablo Picasso, André Breton, Paul Eluard verkehrten an beiden Adressen. Auch der Schweizer Sammler afrikanischer Stammeskunst Josef Müller gehörte zum Vérité-Kundenkreis.

[4p] Abel Bonnard geb. 1883, französischer Dichter und Romanschriftsteller. Seine frühe Erziehung begann in Marseille mit Sekundärstudien am Lycée Louis-Le-Grand in Paris. Als Literaturstudent war er ein Absolvent der École du Louvre und ein Mitglied der École française de Rome. Politisch gesehen war er ein Anhänger von Charles Maurras. Er war Minister für Nationalerziehung unter dem Vichy-Regime (1942–1944) Er war eines der vier Mitglieder der Académie française, die nach dem Zweiten Weltkrieg wegen Zusammenarbeit mit Deutschland vom Institut ausgeschlossen wurden. In Abwesenheit wurde er wegen seiner Tätigkeiten in Kriegszeiten zum Tode verurteilt. Er flüchtete nach Spanien; dort wurde ihm unter der Regierung Francos Asyl gewährt. 1960 kehrte er nach Frankreich zurück, um dort seinem Wiederaufnahmeverfahren beizuwohnen. Er wurde zu einer symbolischen Strafe von 10 Jahren Verbannung ab 1945 verurteilt. Er war jedoch mit dem Schuldspruch unzufrieden und kehrte nach Spanien zurück.

[5p] New York Times Archive. Paquis, Jean-Herold (1912-1945) – French collaborator; Radio Paris broadcaster; member, French Popular Party (Parti Populaire Française - PPF) arrested near the Swiss frontier 8 Jul 1945 (LT 10 Jul 1945:3:c); put on trial by a French court for treason 17 Sept 1945 (NYT 17 Sept 1945:12:6); convicted and sentenced to death by the Paris Court of Justice 17 Sept 1945 (NYT 18 Sept 1945:9:6; LT 18 Sept 1945:3:d); executed by firing squad at Fort de Chatillon 11 Oct 1945 (NYT 12 Oct 1945:5:2; LT 11 Oct 1945:3:d; LT 12 Oct 1945:3:c; Purge p. 140). New York,

[6p] Archive S.K.Kitson U.K. Georges Oltramare, French antisemitic journalist; paid agent of German Ambassador Otto Abetz[6p-1] {fled France and went to Sigmaringen, Germany in 1944; then escaped to Switzerland; arrested there 21 Apr 1945; provisionally released; rearrested by French authorities 1 Feb 1947; put on trial for collaboration; convicted and sentenced to 3 years imprisonment; released; sentenced to death in absentia by a French court 12 Jan 1950; fled to Spain and later to Egypt where he made anti-semitic radio broadcasts; died at Paris 16 Aug 1960 (S.K.Kitson, La persécution des juifs d'Europe)

[7p]François Genoud, Bankier Lausanne, geb. 1915. Helfer und Sympathisant von Nazi-Verbrechern. Nach dem Krieg beteiligte sich Genoud finanziell an der Fluchthilfe für NS-Verbrecher (Operation ODESSA) und erwarb von den Familien von Adolf Hitler, Martin Bormann und Joseph Goebbels die Veröffentlichungsrechte ihrer Dokumente. Während und nach dem 2ten Weltk´rieg aktiv in der Verwertung von in die Schweiz transferierter bzw. geschmuggelter Nazi-Beutekunst und Raubgold, das die Nazis während und nach dem Krieg nicht über andere Schweizer Banken verwerten konnten.

Andere Lexika

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Autor: Cony056