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Konzentrationslager Husum-Schwesing

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1938-1939: Reichsarbeitsdienstlager

Das Reichsarbeitsdienstlager Husum-Schwesing ist im Jahre 1938 als Barackenlager errichtet worden.
Die 400 Arbeiter, die dort Unterkunft bekamen, waren beauftragt, den nahegelegenen Flugplatz Husum-Schwesing zu errichten.

1944: Das Reichsarbeitsdienstlager wird zum Außenlager des KZ Hamburg-Neuengamme

Am 26. September wurden ca. 1500 Häftlinge aus dem Konzentrationslager Neuengamme nach Husum-Schwesing verlegt.
Weitere 1000 Häftlinge kamen am 19. Oktober an.
Alle wurden mit der Reichsbahn mittels Viehwaggons in das für 400 Personen geschaffene Lager herantransportiert.

Geplant war, das im Bereich Husum/ Nordfriesland ein sogenannten "Friesenwall" errichtet werden soll. Zurückzuführen ist dieses auf einen Befehl Adolf Hitlers, die Nordseeküste zwischen der niederländischen Grenze und Dänemark zu befestigen. Hitler wollte damit eine Wiederholung der Invasion der Alliierten (wie in der Normandie am 6.6.1944) verhindern.

Am 1. November werden 1000 Häftlinge weiter nach dem nächsten Aussenlager in Ladelund geschickt.

Am 29. Dezember wurde der Befehl zum Bau des "Freisenwalls" widerufen.
Die überlebenden Häftlinge werden nach Neuengamme zurücktransportiert.

Mehr als 300 Häftlinge sind zwischen dem 26.9. und dem 29.12.1944 an der schweren Arbeit, kombiniert mit Mangelernährung, Misshandlung, keinerlei Winterfeste Kleidung, unzureichender medizinischer Versorgung, schlechter sanitärer Einrichtungen aber auch nach sinnlosen Strafaktionen gestorben.
Olde Lorenzen geht in seiner Dokumentation "Macht ohne Moral - Vom KZ Husum-Schwesig zum Mahnmal für die Opfer" sogar von 500 Opfern aus.
Eine der schlimmsten Strafaktionen hat sich SS-Untersturmführer Hans Griem ausgedacht:
Der zu strafende Gefangene musste sich mit ausgestrecktenArmen und Beinen auf den heute noch bestehenden Lagerhydranten setzen und wie ein Hahn krähen. Fiel er herunter, was fast immer geschah, wurde er von der Wachmanschaft verprügelt. An der Folge dieser Prügelstrafe sind die meisten Häftlinge gestorben.

Nach dem Kriegsende

Direkt nach dem Kriegsende wurde das ehemalige Lager für die Kriegsheimkehrer Nordfrieslands genutzt.

Geschichtliche Aufarbeitung

Erst im Jahre 1983 wurde die Geschichte des Lagers durch die "KZ-Arbeitsgruppe Husum-Schwesing" veröffentlicht.
Vor über 1000 Zuhörern berichteten überlebende Zeitzeugen von den erlebten Grausamkeiten.

1985 kaufte der Kreis Nordfriesland eine Hälfte des ehemaligen Lagergeländes der Bundesrepublik Deutschland ab.
Auf der anderen Hälfte bewohnte ein Privatmann die ehemalige Küchenbaracke des Lagers.

Am 27. November 1987, knapp über 43 Jahre nach Eröffnung des Lagers wurde eine Gedenkstätte auf dem Lagergelände eingeweiht.

1994 wurde der BRD weitere Geländeteile abgekauft und vom Kreis Nordfriesland unter Denkmalschutz gestellt.
Vor einiger Zeit ist es dem Kreis gelungen, den restlichen Geländeteil (Küchenbaracke) aufzukaufen. Es gibt derzeit Überlegungen, in der ehemaligen Baracke ein Dokumentationszentrum einzurichten.

In den Folgejahren wurde eine mehrsprachige Informationstafel neben dem Parkplatz aufgestellt sowie die überwucherte alte Lagerstrasse wieder freigelegt.

1999 und 2000 wurde eine Informationsbroschüre in deutsch und französisch herausgegeben.
Eine dänische und englische Fassung folgte 2001 und 2003.
Weitere Übersetzungen sind in Planung.

Im November 2001 begann man damit, jedem bekannten Opfer ein eigenes Denkmal in Form einer Namens-Stele aus Spezialstahl zu errichten.
Die Idee des Stelenfeldes kam von Ina Kühnast und Ulrich Lindow.
Die Husumer Nachrichten berichteten in ihrer Ausgabe vom 25.09.2002:
"Stelenfeld gibt den Opfern die Namen zurück
Gestern wurden auf dem ehemaligen Lagergelände Husum-Schwesing die letzten von isgesamt 297 Stahlstelen zum namentlichen Gedenken an die Opfer des Nazi-Terrors im Konzentrationslager Husum-Schwesing gesetzt. Die Fertigstellung des Werkes wurde mit einem offiziellen Festakt begangen.
..."
[1]

Erste Print-Veröffentlichungen

Neben den bereits erwähnten Informationsbroschüren schrieb einer der Häftlinge, der französische Priester und Widerstands-Kämpfer Pierre Jorand seine Erlebnisse im Lager nieder.
Sie wurden von Gymnasiasten der Theodor-Storm-Schule in Husum im Jahre 1995 übersetzt und 1996 im Verlag Nordfriisk Instituut unter dem Titel "Pierre Jorand, HUSUM - Hier wird Leben ausgerottet, Bredstedt 1996, ISBN 3-88007-246-9" veröffentlicht.

Im Jahre 1993 veröffentlichte der Boyens-Verlag in Heide eine 182-seitige Dokumentation des Schülers Olde Lorenzen: "Macht ohne Moral, ISBN-10: 3804206859". Dieses Buch ist leider vergriffen.

Das KZ Husum-Schwesing
-- Eine Spurensuche --

Der frisch gefallene Schnee knirschte unter meinen Schuhsohlen.

Es ist Ende Dezember 2002. Ich betrat die ehemalige Lagerstrasse des Konzentrationslagers Schwesing. Der Ort Schwesing liegt in Nordfriesland/ Schleswig-Holstein und ist nur wenige Kilometer von der "Grauen Stadt am Meer", Husum, entfernt.

Es war eines der "kleinen" Konzentrationslager des "Dritten Reiches" und es war "nur" drei Monate "in Betrieb".

Für die 2500 Häftlinge drei Monate, die sie ihr Leben lang nicht vergessen. Sie kamen aus Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Großbritanien, Italien, Jugoslawien, Niederlande, Polen, der Sowjetunion, aus Spanien, der Tschechoslowakei und Ungarn.
Schwesing war kein Vernichtungslager wie Auschwitz, Dachau oder Maidanek. Es war ein politisches Lager in denen die Gegner des NS-Regimes eingesperrt wurden.
Das Lager Schwesing ist, ursprünglich, bereits im Jahre 1938/1938 für den "Reichsarbeitsdienst" zum Bau des benachbarten Flugplatzes für zunächst 200-250 Personen errichtet worden. Am 25. September 1944 wurde es als "Aussenlager" des KZ Neuengamme/Hamburg ohne Erweiterungsbauten für die 10fache Personenzahl reaktiviert.

Am 23.8.1944 befahl die NS-Regierung den Bau des sogenannten "Friesenwalls", einer Abwehrbarriere entlang der deutschen Nordseeküste.
Es wurden Arbeitskräfte benötigt, welche das KZ Neuengamme bereitstellte. Es entstand das Barackenlager Schwesing.
Zunächst für 400 Häftlinge gebaut, wurden politische KZ-Häftlinge aus Neuengamme zum ausheben des "Friesenwalls" gezwungen.

Sie waren der Willkür ihrer Bewacher schutzlos ausgeliefert.
Insgesamt starben mehr als 300 Häftlinge an der unzureichenden Ernährung, Unterbringung, medizinischen Versorgung und an den Folgen grausamer "Strafen". Olde Lorenzen (s.u.) geht, in seinem Buch "Macht ohne Moral", gar von 500 Toten aus.
Zwischen den Toilettenbaracken des Lagers steht, noch immer, der Lagerhydrant. Auf ihm mußte ein Häftling einen Tag lang sitzen und, wie ein Hahn, krähen - er hatte, vor Hunger, eine Rübe gestohlen.

Jahrzehntelang wurden die Vorkommnisse und die Existenz des Lagers verschwiegen. Man redete ganz einfach nicht mehr darüber...
Bis zu dem Tag, an dem der Husumer Klaus Bästlein durch einen reinen Zufall doch etwas von dem KZ erfuhr und selbst mit Nachforschungen begann. Es wurde eine Arbeitsgruppe gegründet, welche die Geschichte der nordfriesischen Konzentrationslager erforschte. Diese Arbeitsgrupee knüpfte Kontakte zu den ehemaligen Häftlingen und organisierten eine, bis heute, nachhaltige Veranstaltung.
Am 30.1.1983, zum Jahrestag der "Machtergreifung Hitlers", berichteten einige Überlebende des Lagers öffentlich über ihre Erlebnisse.

"In Husum war von Anfang an klar, daß wir hier einem Leben ausgesetzt sein würden, das mit dem in Neuengamme nicht zu vergleichen war, einem teuflischen System der Vernichtung, entsetzlicher als jede der Menschheit bekannte Form der Sklaverei.", so beschrieb der ehemalige Häftling John Vanderliet-Awick die Situation im Lager anläßlich der Einweihungsfeier des Denkmals am 27.11.1987.

Im Jahr 1985 war es dann soweit:
Der Kreis Nordfriesland erwarb, nach und nach, bis auf den Teil, auf denen die ehemaligen Küchenbaracken stehen, das Gelände zurück.
Seit dieser Zeit ist der Bildhauer und Architekt Ulrich Lindow mit der Betreuung und Gestaltung des Geländes vom Kreis Nordfriesland beauftragt.
In den letzten Jahren haben auch Husumer Schülerinnen und Schüler daran mitgewirkt.

So entstand ein Gedächtnissplatz und ein Backsteingebäude, in dem der Besucher die beklemmende Enge des "Eingesperrtseins" nachvollziehen kann.
Dort ist auch ein Modell des Lagers, nach einem alten Luftbild, zu besichtigen.

Über 300 Menschen, die genaue Zahl ist bisher nicht bekannt, starben in diesem Lager. Von 297 Opfer sind die Namen bekannt, welche, seit Herbst 2002, auf 297 rostig-roten Metall-Stelen auf dem gelände, wahllos aufgestellt, eingraviert sind.
297 Namen.
297, jetzt nicht mehr anonyme, Opfer. Menschen, welche von Menschen ermordet wurden.

Man muß ganz genau hinsehen, um die Namen zu entziffern.
Man muß sich mit den Tafeln, den Namen, beschäftigen - Ja, im wahrsten Sinne des Wortes, sie manchmal auch ertasten.

Es ist Ende Dezember 2002.
58 Jahre nach den Geschehnissen, welche sich hier, in diesem kleinen Konzentrationslager, abgespielt haben.
Diese Geschehnisse dürfen sich nie wiederholen.
[2]


Einzelnachweise

  1. http://www.nordfriesland.de/index.phtml?La=1&sNavID=45.89&mNavID=45.89&object=tx%7C45.795 - Kreis Nordfriesland: :Außenkommando des Konzentrationslagers Hamburg-Neuengamme - Die Husumer Nachrichten berichteten in ihrer Ausgabe vom 25.09.2002 (Auszug)
  2. http://www.dqb656.de/schwesing.htm - "Das KZ Husum-Schwesing -- Eine Spurensuche --"

Weitere verwendete Quellennachweise/ Weblinks