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Dithmarschen
Einleitung
Dithmarschen ist eine Region und ein Kreis Dithmarschen in Schleswig-Holstein zwischen Nordsee, Eider, Elbe und Nord-Ostsee-Kanal, dessen Grenzen seit dem Mittelalter bestehen. Dithmarschen wird traditionell als eine freie Republik|Bauernrepublik bezeichnet. Dies stimmt insofern nicht, da Dithmarschen nie lehensunabhängig (d.h. frei) war. Weil einige Lehnsherrn, wie z.B. die Bremer Erzbischöfe, ihre Lehnshoheit nicht straff ausübten, konnte sich eine Art Selbstverwaltung herausbilden. Die Landschaft Dithmarschen gehört daher zusammen mit den Landschaften Eiderstedt und Fehmarn zu den Bereichen in Schleswig-Holstein, in denen sich keine Adliges Gut|adlige Gutsherrschaften entwickelten.
Die Verwaltungsreform 1970 legte die Kreise Kreis Norderdithmarschen und Kreis Süderdithmarschen zusammen zum Kreis Dithmarschen und erhob Heide (Holstein) zur Kreisstadt. Wichtige Orte neben Heide sind Meldorf mit seiner Sankt-Johannis-Kirche(auch Dom genannt (Meldorf)genannten Pfarrkirche, Brunsbüttel, Burg (Dithmarschen), Marne (Holstein), Wesselburen und der bekannte Ferienort Büsum.
Von der Nordseeküste ausgehend besteht Dithmarschen aus Marsch (Schwemmland), im Landesinnern aus Geest-Gebieten. Die Grenze zu Holstein i.e.S. bzw. heute zum Kreis Steinburg bildete die Holstenau, die heute vom Nord-Ostsee-Kanal durchschnitten ist.
Dithmarschen - etwas anders gesehen...
Wie entstand Dithmarschen?
Wissen Sie, warum die Nordfriesen Deiche bauen? Damit sie nicht ins Meer laufen, wenn sie betrunken sind. Und warum die Dithmarscher Deiche bauen? Damit kein Nordfriese, der trotzdem ins Meer gelaufen ist, in Dithmarschen an Land kommt.
Das wird natürlich in Dithmarschen erzählt. Aber auch in Nordfriesland könnte man dieses erzählen, natürlich in umgekehrter Benennung.
Schon zur Zeit Karls des Großen hatte Dithmarschen dieselben Landesgrenzen wie heute: Die Eider im Norden, die Elbe im Süden und die von ihnen abzweigenden Sumpfgebiete im Osten und Südosten. In den letzten 2000 Jahren hat Dithmarschen auf der Seeseite immer wieder Land hinzugewonnen. Es ist größer geworden. Da ist z. B. der Dithmarscher Speicherkoog, der gegen Ende der 70er Jahre fertiggestellt war. In Nordfriesland dagegen war es umgekehrt: Dort verlor man mehr Land, als man durch Eindeichungen gewann. Doch auch hier in Dithmarschen war jede Generation immer wieder neu gefordert: Immer wieder brachen die Deiche durch die Sturmfluten, überfluteten und gefährdeten das Land. Aber die Dithmarscher Marsch liegt, im Gegensatz zu den Moorschichten in Nordfriesland, auf festem Untergrund. Und so ließ sich das Land nach jeder Sturmflut wieder neu bedeichen, oft noch mit Landzugewinn. Die Sturmfluten nehmen ja nicht nur das Land, sie lagern auch ab, dort jedenfalls, wo die Bedingungen dazu günstig sind. Und das waren sie meistens zwischen Elbe und Eidermündung, in Dithmarschen.
In der Besiedlung und Nutzung des aus dem Meer kommenden Bodens gab es zwei große Epochen. Im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung lebten unerschrockene Leute draußen im Vorland ohne den Schutz von Deichen in halligartigen Siedlungen. Im Anfang sogar ohne Wohnhügel, einfach auf der natürlichen Oberfläche. Die Bauern damals haben nicht nur Vieh geweidet, sie haben auch Ackerbau betrieben. Das ist bei archäologischen Ausgrabungen in Ostermoor/Brunsbüttel festgestellt worden.
In der zweiten Besiedlungsphase haben die Bewohner im Vorland kleine Hügel aufgeworfen oder aus Soden und Abfall des Hauses aufgesetzt. Die meisten dieser Wurten haben sich bis heute erhalten. Wesselburen, Wöhrden und Marne sind die größten von ihnen. Markante Beispiele sind auch die Kirchwurt von Hemme, die Dorfwurt von Ketelsbütel, Elpersbütel und Busenwurth.
Später haben die Bewohner des Vorlandes ihre Siedlungen mit Deichen geschützt und damit zur Marsch gemacht. Mit Marsch wird hierzulande eingedeichtes Land bezeichnet. Wann die ersten Deiche entstanden sind wissen wir leider nicht. Angenommen wird, daß die ersten Deiche um 1000 nach Christi Geburt entstanden sind. Zunächst wurden die einzelnen Wurten eingedeicht, später wurden Verbindungsdämme zwischen den einzelnen Wurten aufgeschüttet und ein großflächiges Entwässerungssystem wurde geschaffen, welches auch heute noch überall in Dithmarschen anzutreffen ist. Diese Deiche und Grabensysteme sind nicht von einzelnen Dorfgemeinschaften hergestellt worden, nein, dafür brauchte man großräumige Zusammenschlüße. Nur durch eine gemeinsame Leistung war es möglich aus den verstreuten, ungeschützten und und unverbundenen Vorlandsiedlungen eine kultivierte und ertragreiche Marsch zu machen. Es entstanden "Deich- und Sielverbände". Diese Verbände existieren bis heute, denn auch heute müssen die Deiche und Siele ständig gepflegt und erneuert werden.
Die Geschlechter
Die eigentlichen Leistungen waren damals von den Siedlern der Wurten zu erbringen. Sie waren in zweifacher Weise miteinander verbunden: einmal durch den Ort an dem sie wohnten, durch eine lokale Organisation also. Und zum anderen durch ihre Zugehörigkeit oder den - wieder kündbaren - Beitritt zu einer Sippe. Ohne Sippe konnte keiner überleben. Sie war eine Rechtsschutzgemeinschaft. Mehrere Sippen schlossen sich zu Geschlechtern zusammen. Auch nach der Grundlegung des Deiches blieben die Geschlechter zusammen, um so den neu erarbeiteten Besitz zum einen gegen die mächtige See - zum anderen gegen die Gefahren der menschlichen Gesellschaft bei nachbarlichen Zwisten oder bei Übergriffen von außen zu schützen. Sie sicherten den einzelnen in seiner Existenz, leisteten in Rechtsstreitigkeiten Eideshilfe oder, wenn Fehde angesagt war, Waffenhilfe, damals ein Rechtsinstrument. Die Geschlechter sind oft als die Urzellen dargestellt worden, die Dithmarschen im Innersten zusammengehalten haben sollen. Entsprechend wurde das Ende der Selbstständigkeit Dithmarschens gern mit der Entmachtung der Geschlechter in dem Jahrzehnt der Reformation in Verbindung gebracht. Peter Swin, einer der regierenden Bauern (ich komme später noch einmal auf ihn zurück), der schon zu seinen Lebzeiten legendäres Ansehen genoss, starb deswegen 1537 gewaltsam. Aber schon im Jahrhundert vor der Reformation ist die Geschlechtergewalt immer mehr eingegrenzt worden. Die führenden Zeitgenossen hatten die Zwiegesichtigkeit der Geschlechter erkannt, ihre Gemeinschaft stärkende und zerstörende Wirkung durch die Fehden zwischen den Geschlechtern. Doch genug jetzt, wir kommen später noch einmal zu den Geschlechtern, beziehungsweise zum Lundener Geschlechterfriedhof zurück.
Der Dithmarscher Speicherkoog und der Meldorfer Hafen
Die Sturmflut vom 16./17. Februar 1962 richtete an den Deichen und Uferschutzanlagen der schleswig-holsteinischen Westküste und der Elbe schwerste Schäden an. Daraufhin wurde das gesamte Schutzsystem noch einmal, wie nach der Hollandflut 1953, auf den Grad seiner Sicherheit überprüft. Deshalb stellte das Land Schleswig-Holstein 1963 alle Maßnahmen zur Sicherung der Küsten im Generalplan "Deichverstärkung, Deichverkürzung und Küstenschutz" zusammen. Dazu gehörte auch der Dithmarscher Speicherkoog. Es herrschte Eile, denn nach den schweren Sturmfluten vom 3./4. und 21. Januar 1976 zeigten sich große Schäden an dem alten Seedeich des Christankoogs. Er bestand schon seit 1845, und war so sehr zerstört, daß der Koog mehrfach überschwemmt und die Bewohner evakuiert werden mussten. Für die Vordeichung im Inneren der Meldorfer Bucht sprach auch die Tatsache, daß die vorhandene Seedeichlinie stark gegliedert und gewunden war. Sie sprang vor allem an den Standorten der Entwässerungsgräben weit in das Binnenland zurück.
Der neue Seedeich verkürzt nun die gefährdete Seedeichlinie von 30,6 auf 14,8 Kilometer Länge. Die bestehenden Deiche, deren Deichkrone bis zu 2,50 Meter unter dem notwendigen Maß liegt (Christianskoog 6,20 Meter über Normal-Null) und deren Böschungen zu steil sind, mußten ersetzt werden; sie bilden nun streckenweise die vordem fehlende zweite Deichlinie, um die bei einem etwaigen Deichbruch denkbare überflutung der Marschen zu begrenzen. Der neue Seedeich hat eine Kronenhöhe von 8,80 Meter über dem Meeresspiegel, das sind rund 7,30 Meter über dem mittleren Tidehochwasser.
Das neue Deichsiel, das fünf Öffnungnen enthält, wird durch ein Stemmtorpaar und ein Hubschütz doppelt gesichert. Die Stemmtore schließen sich bei aufkommender Flut automatisch. Die Hubschütze werden bei einem Wasserstand von 2,50 Meter über dem Mitteltidehochwasser heruntergedreht.
Neben dem Siel ist ein kleines Hafenbecken errichtet worden, das während der Normaltide jederzeit schiffbar ist. Der Hafen nimmt die Bauschiffe für den Küstenschutz und rund 100 Boote von Sportfischern, Motorbootseglern und Seglern auf. Auch die Schleuse für die Schiffahrt besitzt zwei Stemmtore.
Meldorf ist durch einen Kanal und eine Straße mit dem Sielwerk verbunden, wobei der alte Meldorfer Hafen bei Bau des neuen Hafen aufgegeben wurde.
Den Hafen kann man über zwei Zufahrtsstraßen erreichen: Aus Richtung Meldorf, über den Meldorfer Hafen und vom Christianskoog aus.
Der "Meldorfer Dom" ...
... wurde irgendwann zwischen 809 und 826 n. Christi erbaut. Natürlich nicht dieser mächtige Bau, der ganz Meldorf beherrscht und die Besucher schon von weitem begrüßt. Aber an der gleichen Stelle ließ Karl der Große die erste Kirche Dithmarschens bauen. Mit dem Bau dieser, ersten, Kirche bekam Meldorf eine zentrale Funktion, die bis zum Aufkommen Heides nach einem Bruderkrieg beibehalten werden konnte. Vielleicht hat sich Karl auch etwas dabei gedacht, als er genau diesen Ort für den Bau eines christlichen Gotteshauses auswählte. War Meldorf doch damals der zentrale Versammlungsplatz für den Gau Dithmarschen als er die Unterwerfung durchsetzte. Zentraler Versammlungsplatz hieß Gerichtsplatz, Platz der Heerschau und der Kultübungen. Platz - von einer Stadt war noch lange nicht die Rede. Sie entwickelte sich erst im 12. und 13. Jahrhundert. Der zentrale Marktplatz, im Verhältniss für eine mittelalterliche Stadt übergroß gestaltet, und die Hauptstraßen sind also älter als die städtische Bebauung. Die alte Hauptstraße, die heutige Zingelstraße, führt von Osten, über einen Höhenrücken unmittelbar auf den Marktplatz zu. Und ungefähr dort, wo sich heute das Landwirtschaftliche Museum befindet, war, bis zum Bau des neuen Meldorfer Hafens, der alte Hafen. Damals ein einfacher Schiffslandeplatz, der eine bequeme Handelsverbindung mit Bremen und Hamburg ermöglichte.
Doch zurück zum "Dom": Freilich ist der "Meldorfer Dom" kein richtiger Dom, war doch Meldorf nie Bischofssitz gewesen, aber von Meldorf aus, ging, wie gerade schon erwähnt, die Christianisierung Dithmarschens aus. Die Meldorfer Kirche ist die Mutterkirche aller Dithmarscher Kirchen. Richtig muß man diesen stattlichen Bau mit St.-Johannes-Kirche benennen. Vielleicht haben wir Glück, und eine Tür ist nicht verschlossen:
Im Inneren sind Gewölbefresken mit biblischen Motiven aus dem 13. Jahrhundert erhalten. Das Bronzetaufbecken stammt aus der Zeit um das Jahr 1300, der Passionsaltar ist 1520 erbaut worden. Die Kanzel 1601, das Chorgitter 1602/03. Der Kirche gut angepasst erscheint auch die Marcussenorgel von 1977 mit ihren 42 Registern. Im Dom erinnert eine Grabplatte an den Arabienforscher Carsten Niebuhr, der als einziger eine Expedition des dänischen Königs in dem Jemen in den Jahren 1761-1767 überlebte. Ihm gehörte das Haus am Marktplatz, in dem heute die Domgoldschmiede untergebracht ist.
(Weitere Informationen über die St.-Johannes-Kirche finden Sie bestimmt auf einem kleinen Tisch hinter der letzten Sitzreihe.)
Die Museen von Meldorf
In Meldorf gibt es gleich mehrere Museen.
Das Landwirtschaftliche Museum (rollstuhlgerecht), an der heutigen B5 gelegen, beherbergt alte landwirtschaftliche Gerätschaften, mit denen teilweise bis vor wenigen Jahren noch die umliegenden Felder bewirtschaftet worden sind. Die Veränderung des Lebens und der Arbeit durch die seit fast 150jährige Industrialisierung wird anhand diverser Maschinen dargestellt. Eindrucksvoll ist z. B. eine dort ausgestellte Lokomobile und eine komplette Sauerkrautfabrik. (Der Dithmarscher Kohl findet sich in vielen Supermärkten Deutschlands wieder.) Auch eine Bäckerei mit Laden und Backstube und eine Dorfschmiede sind dort zu besichtigen. Angeschlossen an dieses Museum ist das Freilichtmuseum "Dithmarscher Bauernhaus", ein Fachhallenhaus aus dem 17./18. Jahrhundert, das bis 1907 bei Albersdorf gestanden hat. Ebenfalls ist dem Museum ein typischer Bauerngarten angeschloßen, wo besonders die alten Bauernrosen zu empfehlen sind. Die Anlage wird übrigens von einer angeschloßenen Behindertenwerkstatt betreut und instandgehalten.
In der Bütjestr. 4 ist das Dithmarscher Landesmuseum untergebracht. (Rollstuhlfahrer sollten sich kräftige Begleitpersonen mitbringen, es geht teilweise leider über Treppen.) Die Hauptthemen sind: Landesgeschichte, Kunst- und Kulturgeschichte, Volkskunde, Schiffahrt und Fischerei. Auch ein kompletter Kinosaal aus den 30er Jahren, eine Gastwirtschaft, eine Arztpraxis mit Operationssaal, eine Eisengießerei und div. Kaufmannsläden sind zu besichtigen. Berühmt ist der aus dem Jahre 1568 bestehende Swin’sche Pesel, eine typische Dithmarscher Bauerstube. Eine Spielzeugsammlung erfreut besonders die Kinder.
Zu erwähnen sei auch die Museumsweberei in der Papenstr. / Ecke Gartenstraße.
Und wenn Sie noch Zeit für einen Spaziergang haben, so besuchen Sie den Meldorfer Galgenberg in der heutigen Österstraße. An dem Tagelöhner Johann Wiese aus Ketelsbüttel wurde dort am 12. November 1796 das letzte Todesurteil Dithmarschens vollstreckt. Er nahm am Krieg Dänemarks gegen Schweden teil. Später versuchte er als Leineweber eine Existenz für sich und seine Frau aufzubauen. Harte Umstände bringen ihn in große Not. Er wird zum Dieb und auch des Totschlags angeklagt. Folgen wir seinem letzten Weg vom Meldorfer Südermarkt bis zum Galgenberg in der österstraße: Vom Südermarkt aus gehen wir über die Einkaufzonen Spreetstr. und Zingelstr. in Richtung Bahnhof, von dort folgen wir der österstr. in Richtung Nindorf über die Bahnschienen (bzw. durch die Unterführung) hinweg. Einige hundert Meter hinter den Schienen sehen wir an der linken Straßenseite, etwas versteckt, zwischen zwei Häusern, den kleinen Hügel des Galgenberges an dessen Fuß Johann Wiese seine letzte Ruhestätte gefunden hat.
Init-Quelle der Einleitung
Entnommen aus der: http://de.wikipedia.org/wiki/Dithmarschen[1]