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Süßkind von Trimberg

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Süßkind von Trimberg mit gelbem Judenhut in einer Abbildung des Codex Manesse

Süßkind von Trimberg (Süezkint der Jude von Trimperg) war ein deutscher Spruchdichter und Minnesänger der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Biographische Daten von ihm sind nicht erhalten. Ein urkundlicher Nachweis für seine Existenz ist nicht gefunden worden. Wie umstritten die Forschungslage ist zeigen folgende drei exemplarische Beispiele:

  • Nach dem Historiker Friedrich Lotter existierte Süßkind und war Jude. [1]
  • Der Germanist und Spezialist für das deutsche Mittelalter Brian Murdoch nimmt zwar seine Existenz an, meint aber dass er kein Jude gewesen sei. [2]
  • Nach dem Slawisten Ulrich Gerhard könne man über Süßkind von Trimberg fast gar nichts gesichert aussagen und er existierte eventuell sogar überhaupt nicht. [3]

Neben den Texten und der Bildminiatur gibt es keine historisch überlieferten Lebenszeugnisse des Sängers. Sein Leben kann also nur hypothetisch aus dem Werk erschlossen werden. [4] Unter seinem Namen sind im Codex Manesse zwölf Sangsprüche in fünf Tönen überliefert. Die Vermutung dass er Jude gewesen sei kann nicht endgültig verifiziert oder falsifiziert werden. [5] Im Codex Manesse wird er ausdrücklich als Jude benannt (siehe Bild 2) und mit einem gelben Judenhut dargestellt. In Ton V besingt er seine Absage an die höfische Dichtung und kündigt an fortan mit langem Bart und Mantel nach alter jüdischer Sitte leben zu wollen: [6]

...
und wil mir einen langen bart
lân wachsen grîser hâre:
ich wil in alter juden leben
mich hinnân fürwert ziehen.
mîn mantel der sol wesen lanc,
tief under einem huote,
dêmüeteclich sol sîn mîn ganc
und selten mê ich singe in hovelîchen sanc,
sîd mich die herren scheiden von ir guote.

Süßkind von Trimberg könnte damit der erste nachweisbare jüdische Dichter der deutschen Literaturgeschichte gewesen sein. [7] Manche Stellen in Süßkinds Liedsprüchen wurden auch als Hinweise auf eine jüdische Identität und gar als "Anklänge an biblisch-rabbinische Literatur" gedeutet. [8] [9] So meinte Bertha Badt-Strauß dass bei ihm die zeittypische Marienverehrung und der Glaube an ein Leben nach dem Tode [10] fehle. Auch erinnerten sie manche Passagen wie z.B. die Bezeichnung einer Ehefrau als "ihres Gatten Krone" an das Buch Salomon und jüdische Gebetsworte. [11] Auch der Vezicht auf die zeittypische Klage über den "jüdischen Wucherzins" in Süßkinds Liedsprüchen wird als Hinweis auf eine jüdische Herkunft Süßkinds interpretiert. [12] In zeitgenössischen jüdischen Quellen wird Süßkind allerdings nie erwähnt. [13]

Aus einem seiner Sprüche ergibt sich die Vermutung dass er ein armer Fahrender (Ich var ûf der tôren vart mit mîner künste zwâre, daz mir die herren nicht went geben.) gewesen sein könnte. Seine oberfränkische Herkunft lässt der Zusatz von Trimberg (wohl bei Bad Kissingen) und die sprachliche Gestaltung mancher Reime von ihm vermuten. Auch ein Aufenthalt Süßkinds am Hofe des Bischofs von Würzburg ist angenommen worden. [14]

Die dem Dichter und Sänger gewidmete Aufmerksamkeit der Forschung ist eher dem seltenen Fall eines eventuell jüdischen Minnesängers zu verdanken als seinen Sangsprüchen selber. Diese bewegen sich inhaltlich und formal völlig im Rahmen des damaligen Repertoires und der gattungstypischen Themenkreise und zeichnen sich kaum durch besondere Originalität aus. [15]

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Anfang der Sprüche Süßkinds im Codex Manesse
  • In Ton I,1 werden die Vor- und Nachteile von Geburts- und Seelenadel gegeneinander abgewogen.
  • I,2 ist ein Lobpreis auf die Ehre.
  • In I,3 wird das Memento-Mori-Thema variiert (und ist daz niht ein jâmer siuftebernder nôt daz ich von tage ze tage fürchten muoz den tôt, wie er mich bringe in der unreinen würme gesinde?).
  • Ton II plädiert für die Gedankenfreiheit (Gedenke nieman kan erwern den tôren noch den wîsen; dar umbe sint gedenke frî ûf aller hande sache).
  • In Ton III wird ein Preislied auf Gott und seine Schöpfung (Küng herre, hôchgelopter got, waz dû vermacht!) und die keusche Ehefrau (Ir mannes krône ist daz vil reine kiusche wîp) angestimmt.
  • Ton IV und V behandeln den Themenkomplex von Armut und Reichtum. [16]

Der Minnesänger und sein Werk wurde dabei oft als Beleg einer angeblichen mittelalterlichen kreativen Verbindung zwischen Juden und Christen bzw. Deutschen oder auch als Beispiel für eine Ausgrenzung der Juden und mittelalterlichen Antijudaismus interpretiert. Beide Interpretationsschienen bleiben allerdings rein spekulativ da die historische Forschung zu Süßkind von Trimberg kein Material für diese Deutungen hergibt. Ulrich Gerhard schrieb zum Erkenntnisstand über Süßkind folgende Worte:

""Aus solchen Mutmaßungen ist aber nichts an historischer Wahrheit zu holen; ein dichter Schleier liegt über dem Antlitz des Trimbergers und bedeckt diese merkwürdige Gestalt eines Juden im XIII. Jahrhundert mit geheimnisvoller Ferne. Er ist im Laufe der jüdischen Geschichte vorübergeglitten und hat kaum eine schwache Spur hinterlassen. Jüdische Quellen haben keine Notiz von ihm genommen." [17]

Weblinks

Weitere Lexika

Einzelnachweise

  1. Friedrich Lotter: Süßkind von Trimberg; in Julius H. Schoeps (Hrsg.): Neues Lexikon des Judentums, München, 1998, S. 788
  2. Brian Murdoch in Yale Companion to Jewish Writing and Thought in German Culture 1096-1996, London, 1997, S. 21-26
  3. Ulrich Gerhardt: Süßkind von Trimberg - Berichtigung zu einer Erinnerung, Verlag Lang, Frankfurt a. M., 1997
  4. "Neben den Texten und der Miniatur gibt es keine historisch überlieferten Lebenszeugnisse des Sängers. Man muss also sein Leben aus dem Werk erschließen, was notgedrungen hypothetisch bleibt, was aber im Minnesang fast schon die Regel ist."; nach Minnesang.com: SÜSSKIND, JUDE VON TRIMBERG
  5. Mordechai Breuer: Prolog, in Mordechai Breuer und Michael Graetz: Deutsch-jüdische Geschichte der Neuzeit, Band I 1600-1780, C.H. Beck, 1. Aufl., München, 2000, Seite 41
  6. Trimbergs Lied zitiert nach Ludwig Rosenthal: Süßkind von Trimberg - Der jüdische Spruchdichter aus der Gruppe der deutschen Minnesänger des Mittelalters (13. Jahrhundert); in Hanauer Geschichtsblätter 24, 1969, Seite 6
  7. Shao-Ji Yao: Der Exempelgebrauch in der Sangspruchdichtung vom späten 12. Jahrhundert bis zum Anfang des 14. Jahrhunderts, Königshausen & Neumann, Würzburg, 2006, S. 51
  8. Nachum Tim Gidal: Die Juden in Deutschland von der Römerzeit bis zur Weimarer Republik, S. 49
  9. Auch der deutsche Kultur- und Religionswissenschaftler, Publizist, Sach- und Fachbuchautor zum Thema Jüdische Geschichte, Michael Kühntopf, spricht in seinem Buch "Juden, Juden, Juden", Band I - Jüdische Chronik auf Seite 224ff. von von "biblisch-rabbinischen Anklängen" in Süßkinds Liedsprüchen.
  10. Anm.: Z.B. in der Textzeile "daz nieman weiz nu wa din sele kumet hin"
  11. Nach Martina Steer: Bertha Badt-Strauss (1885-1970) - Eine jüdische Publizistin, Campus Verlag, Frankfurt a. M., 2005, S. 134 und 135; Online nachzulesen
  12. Gerhard Armanski: Weisheit und Tugendarznei - Der mittelalterliche Spruchdichter Süßkind von Trimberg besang jüdische Ethik und das Leiden der Außenseiter
  13. Nach Ulrich Gerhard, zitiert nach "Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon: SÜSSKIND VON TRIMBERG"
  14. Carl Kraus: Deutsche Liederdichter des 13. Jahrhunderts, 2. Aufl., Tübingen, 1978, S. 513–516
  15. Edith Wenzel: Süßkind von Trimberg, ein deutsch-jüdischer Autor im europäischen Kontext; in Hartmut Kugler (Hrsg.): Interregionalität der deutschen Literatur im europäischen Mittelalter, de Gruyter, Berlin, 1995, S. 143 ff.
  16. Edith Wenzel: Süßkind von Trimberg, ein deutsch-jüdischer Autor im europäischen Kontext; in Hartmut Kugler (Hrsg.): Interregionalität der deutschen Literatur im europäischen Mittelalter, de Gruyter, Berlin, 1995, S. 143 ff.
  17. Nach dem "Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon: SÜSSKIND VON TRIMBERG"