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Continuum (Ligeti)

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Continuum ist eine der Cembalistin Antoinette Vischer gewidmete Komposition für Cembalo des ungarischen Komponisten Györgi Ligeti aus dem Jahr 1968.

Musikalische Merkmale

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Drei-, vier- und fünftönige Patterns ab Takt 16 in Györgi Ligetis Werk Continuum
  • Das mit der Tempobezeichnung prestissimo überschrieben Stück ist nach Angaben des Komponisten in weniger als vier Minuten zu spielen. [1]
  • Das Stück ist nur für den Interpreten mit gliedernden Orientierungsstrichen nach jeweils 16 Achteln versehen. Diese sind allerdings nicht als herkömmliche Takteinteilung mit den daraus folgenden Betonungsschwerpunkten innerhalb eines Taktes zu verstehen. [2] In seinen Aufführungsbemerkungen merkte Ligeti ausdrücklich an: "Sehr gleichmäßig, ohne jede Artikulation spielen."
  • Es hat kein eigentliches Thema sondern besteht aus fortlaufenden Achteln in beiden Händen. Diese Achtel gliedern sich in wiederholte, überwiegend aus zwei bis fünf Tönen bestehende repetitive Figuren/Patterns welche eine gewisse rhythmische Strukturierung ergeben. Diese Pattern wechseln sich sich in beiden Händen an unterschiedlichen Stellen ab. Dadurch entstehen "Phasenverschiebungen" und eine gewisse Polyrhythmik wenn z.B. wie im Notenbeispiel aus drei oder vier Tönen bestehende Figuren in der einen Hand aus vier oder fünf Tönen bestehenden Gebilden in der anderen Hand gegenüberstehen. [3]
  • Ligeti arbeitet wie auch in anderen Werke dieser Schaffensphase von ihm (Lontano, Lux aeterna, Atmospheres) an der Nivellierung von intervallischen und rhythmischen Charakteren und zieht aus dem Spätstadium des seriellen Komponierens radikale Konsequenzen. Er verzichtet u.a. auf Intervallprägnanz, rhthmische Profil, durchhörbare Zeichnung und konzentriert sich auf die Komposition des Klanges selbst, seine Farben, Dichte, sein äußeres Volumen und die innere Textur. [4]
  • Ligeti verwendet hier ähnlich wie z.B. Terry Riley oder Steve Reich die minimalistische Technik von sich langsam und fast unmerklich verändernden/verschiebenden Patterns. Im Gegensatz zu den sich an konventionellen tonalen Strukturen und einfachen Harmoniefolgen orientierenden Kompositionen von Riley und Reich sowie später Philip Glass ist Ligetis Werk nicht an die Regeln der Tonalität gebunden. Dennoch ergeben sich an gewissen Stellen wiederholte und hervorstechende musikalische Intervalle die vom auch Hörer tonal gedeutet bzw. als Akkorde bzw. Akkordbestandteile gehört werden können. [5]
  • Die Patterns wechseln im Lauf des Stückes ihren Umfang von der Sekunde bis zur Oktave. Es wechseln auch die jeweiligen tiefsten und höchsten Töne der Patterns sowie der Intervallabstand der beiden Hände mit ihren jeweiligen Patterns. Auch das Tonmaterial des ausgefüllten Tonraumes wechselt zwischen eher diatonischen und chromatischen Reihen wodurch als unterschiedlich eng bzw. dicht empfundene Klagflächen entstehen. [6]
  • Das sehr hohe Tempo bewirkt dass der Hörer gleichzeitig zwei Phänomene wahrnimmt: Erstens zwei ineinander verschlungene sich verändernde Linien. Andererseits nimmt er aufgrund des bei diesem Tempo sich verwischenden Höreindrucks eine Klangfläche mit variierenden Spitzentönen und tiefsten Tönen, variierender Klangdichte und Binnenbewegung wahr. Ligeti spricht in diesem Zusammenhang von einem "Cluster mit interner Bewegung". [7]

Ligeti zum Werk

Ligettis Aussagen zum Werk beruhen auf seinen Aufführungsanweisungen im Werk selber und späteren Erklärungen bzw. Deutungen von ihm.

Aufführungsanweisungen

Ligetti gibt in der Partitur folgende Aufführungsanweisungen:

"* Prestissimo = extrem schnell, so daß die Einzeltöne kaum mehr wahrzunehmen sind, sondern zu einem Kontinuum verschmelzen. Sehr gleichmäßig, ohne jede Artikulation spielen. Das richtige Tempo wurde erreicht, wenn das Stück (ohne die Schluß-Pause) weniger als vier Minuten dauert. Die vertikalen punktierten Striche sind keine Taktstriche (Takt bzw. Metrum gibt es hier nicht), sondern dienen nur zur Orientierung." [8]

Erklärungen und Deutungen

  • "Die zugrundeliegenden Skalen seien halb diatonisch, halb chromatisch, man könne nicht sagen, es seien Cluster, auch nicht, daß sie tonal oder atonal seien, beobachtbar sei vielmehr ein dauerndes Changieren." [9]
  • "I thought to myself, what about composing a piece that would be a paradoxically continuous sound, something like Atmosphères, but that would have to consist of innumerable thin slices of salami? A harpsichord has an easy touch; it can be played very fast, almost fast enough to reach the level of continuum, but not quite (it takes about eighteen separate sounds per second to reach the threshold where you can no longer make out individual notes and the limit set by the mechanism of the harpsichord is about fifteen to sixteen notes a second). As the string is plucked by the plectrum, apart from the tone you also hear quite a loud noise. The entire process is a series of sound impulses in rapid succession which create the impression of continuous sound." [10]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Deutsche Version der Aufführungsanweisungen von Ligeti in der Notenausgabe von B. Schott`s Söhne, Mainz, 1970, S. 4
  2. Dietmar Ströbel: Von Mozart vor und zurück - Modell zur Musik zwischen 1500 und 2000, Books on Demand, Norderstedt, 2011, S. 107
  3. Hans Peter Reutter: Monument und Monopoly; in Christian Utz (Hrsg.): Musiktheorie als interdisziplinäres Fach, Pfau Verlag, Saarbrücken, 2010, S. 438 ff.
  4. Carl Dalhaus und Hans-Heinrich Eggebrecht (Hrsg.): Brockhaus Riemann Musiklexikon, Band II - L bis Z, F. A. Brockhaus und B. Schott`s Söhne, Wiesbaden und Mainz, 1979, S 47
  5. Hans Peter Reutter: Monument und Monopoly; in Christian Utz (Hrsg.): Musiktheorie als interdisziplinäres Fach, Pfau Verlag, Saarbrücken, 2010, S. 439 - 441 und 447 ff.
  6. Clemens Kühn: Formenlehre der Musik, dtv Bärenreiter, München, 4. Aufl., 1994, S. 96 und 97
  7. Bernhard Binkowsky, Walter Brändle und Mafred Hug (Hrsg.): Musik um uns - Lehrbuch für die 5. und 6. Klasse, J. B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart, 31,. Aufl., 1978, S. 121
  8. Deutsche Version der Aufführungsanweisungen von Ligeti in der Notenausgabe von B. Schott`s Söhne, Mainz, 1970, S. 4
  9. Wiedergabe einer Vorlesung von Ligeti im Februar 1989 in Hamburg durch W. Burde; aus Hans Heinrich Eggebrecht (Hrsg.): Terminologie der Musik im 20. Jahrhundert, Franz Steiner Verlag, Stuttgart, 1995, S. 1994
  10. Zitiert nach Amy Bauer: Tone-Color, Movement, Changing Harmonic Planes / Cognition, Constraints and Conceptual Blends - The Pleasure of Modernist Music, University of Rochester Press, 2004, S. 130