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Kneipe (Essay)
Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: Datei fehlt | Essayistische Zugabe zur Enzyklopädie |
Der Begriff Kneipe ist ursprünglich eine sächsische Erfindung.
Die fröhlichste und weittragendste Erfindung, die die Sachsen jemals gemacht haben, ist die Erfindung des Wortes. Kein Begriff aus der obersächsischen Mundart — wie es wissenschaftlich heißt — ist in den deutschsprachigen Ländern so erfolgreich plaziert worden wie dieser.
Jeder Nichtsachse, der das Wort in den Mund nimmt, benutzt also ein Lehnwort.
Geschichte
Ende des 19. Jahrhunderts haben kluge Germanistikprofessoren herausgefunden, wie alles gekommen ist.
1717 steht erstmals in einer kursächsischen Verordnung (Gaunerpatent) der Begriff »Kneipschenke«. Gemeint ist ein abgeschiedenes Wirtshaus, in dem sich allerlei ehrlose Leute versammeln, die mit dem Wirt gemeinsame Sache machen, u.a. entlauffene Soldaten, herrenlose Knechte, müßige, gesunde Bettler und deren Kinder, Zigeuner, Vaganten, Handwerks-Burschen und zusammenrottierendes Gesindel. Die Verordnung wird erlassen, weil besonders an verschiedenen Orten des Leipzigischen Creyses gewaltsame Einbrüche und Diebstähle geschehen.
Es ist davon auszugehen, daß der kurfürstliche Kanzleischreiber das Wort »Kneipe«, das dem obersächsischen Volksidiom entstammt, zum ersten Mal in seinem Leben niederschrieb und damit ein schon länger gebräuchliches Wort in den Rang der Schriftsprache erhob. Im studentischen Slang der Leipziger Universität wird »Kneipe« ab 1750 Mode.
Der satirische Dichter Rabener und der junge Lessing, beide fleißige Bierschenkenbesucher, verwenden es fortan in ironischen Kontexten. Von Leipzig aus verbreitet sich der Begriff an weiteren Universitäten (Wittenberg, Jena), um ab etwa 1800 als Allgemeingut sukzessiven Eingang in die deutsche Sprache zu finden, wobei die ursprüngliche Bedeutung einer Diebsherberge immer mehr in den Hintergrund rückt.
Die sehr schnelle Verbreitung des Wortes »Kneipe« sowohl bei den Behörden als auch im nichtsächsischen Volk beruht auf dem allgemein geläufigen Verb »kneipen«, was soviel wie »zwicken, abtrennen« bedeutet. Da sich jeder Gast in einem Wirtshaus mehr oder weniger übervorteilt und geschröpft fühlt, ist die Aufnahme des Wortes in den allgemeinen Sprachschatz für einen Ort, wo man »gekneipt«, d.h. »gezwickt und geschröpft« wird, nur zu verständlich. Geht man in eine Leipziger Kneipe und fragt den Wirt nach Ursprung und Bedeutung des Wortes, kann folgende Erläuterung, wie kürzlich im »Goldenen Herz« (Gohlis), kommen: Kneipe kommt von Dr. Kneipp, der gesagt hat, Trinken sei gut für die Gesundheit. Daß der Homöopath Kneipp Wasserkuren und nicht Bierkuren empfahl, ist bei dieser originellen Deutung volkstümlich-witzig ausgeklammert worden.
Bis heute haftet dem Wort »Kneipe« wie eine Erbkrankheit seine ursprüngliche Bedeutung an. Obwohl die informelle Stadtkultur ohne Eck- und Quartierskneipen gar nicht denkbar ist, heißen die gastronomischen Betriebe offiziell Gaststätte, Restaurant o.a. Viele Wirte mögen es auch nicht, wenn man von ihrer »Kneipe« redet — sie wollen etwas Besseres sein.
Die richtigen Wirte aber — und davon gibt es in Leipzig einige hervorragende Vertreterinnen! — haben rein gar nichts dagegen, denn sie wissen: Kneiper ist kein Beruf, sondern eine Berufung.