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Selige Sehnsicht: Unterschied zwischen den Versionen

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Markus Deing (Diskussion | Beiträge)
Die Seite wurde neu angelegt: „'''Selige Sehnsucht''' ist der Titel eines Gedichts von Johann Wolfgang von Goethe, das er nach seiner Datierung am 31. Juli 1814 in Wiesbaden schr…“
 
Markus Deing (Diskussion | Beiträge)
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'''Selige Sehnsucht''' ist der Titel eines [[Gedicht]]s von [[Johann Wolfgang von Goethe]], das er nach seiner Datierung am 31. Juli 1814 in [[Wiesbaden]] schrieb und das sich an vorletzter Stelle im ''Buch des Sängers'' aus dem [[West-östlicher Divan|West-östlichen Divan]] befindet. Der Erstdruck erfolgte im ''Taschenbuch für Damen auf das Jahr 1817'' unter der Überschrift ''Vollendung''.
[[Kategorie:Löschkandidat]]


''Selige Sehnsucht'' gehört zu den meistinterpretierten Gedichten Goethes und zählt mit dem Motiv des Selbstopfers, den [[Religion|religiösen]] und literarischen Bezügen, ungewöhnlichen Bildern und der berühmten [[Sentenz]] „Stirb und werde!“ zu seinen schwierigsten Werken.<ref>So Karl Otto Conrady: ''Goethe. Leben und Werk.'' Zwiesprache mit Hafis und Reise in die Rheingegenden, Patmos, Düsseldorf 2006, ISBN 3-491-69136-2. S. 870</ref>
[[Selige Sehnsucht]]
== Form und Inhalt ==
Mit dem [[Kreuzreim|kreuzgereimten]] [[Trochäus|trochäischen]] [[Vierzeiler]] wählte Goethe für den tiefsinnigen Inhalt eine vergleichsweise einfache Form. Die in der deutschen [[Lyrik]] beliebte Strophenform verwendete er für den ''West-östlichen Divan'' am häufigsten und vertraute ihr im ''Buch Suleika'' einige zentrale Aussagen an.<ref>Karl Otto Conrady: ''Goethe. Leben und Werk.'' Zwiesprache mit Hafis und Reise in die Rheingegenden, Patmos, Düsseldorf 2006, S. 870</ref>
Neben der Liedhaftigkeit und Musikalität der Vierzeiler erleichtern die meist weiblichen [[Kadenz (Verslehre)|Kadenzen]], ein Geschehen auch über die Versschlüsse hinaus fließend zu erzählen.<ref>Gert Ueding: ''Selige Sehnsucht''. In: Goethe-Handbuch, (Hrsg.) Bernd Witte..., Band 1, Gedichte, Metzler, Stuttgart 1996, S. 378</ref>
In den letzten zwei Strophen änderte Goethe das Versmaß. In der vierten Strophe wählte er zwei männliche Kadenzen, in der abschließenden verkürzte er zwei Verszeilen um eine [[Hebung (Verslehre)|Hebung]].
Das Gedicht lautet:<ref>Johann Wolfgang von Goethe, ''Selige Sehnsucht''. In: Goethes Werke, Gedichte und Epen II, Hamburger Ausgabe, C.H. Beck, München 1998, S. 18–19.</ref>
<poem style="margin-left: 2em">
Sagt es niemand, nur den Weisen,
Weil die Menge gleich verhöhnet,
Das Lebend’ge will ich preisen,
Das nach Flammentod sich sehnet.
 
In der Liebesnächte Kühlung,
Die dich zeugte, wo du zeugtest,
Überfällt dich fremde Fühlung,
Wenn die stille Kerze leuchtet.
 
Nicht mehr bleibest du umfangen
In der Finsternis Beschattung,
Und dich reißet neu Verlangen
Auf zu höherer Begattung.
 
Keine Ferne macht dich schwierig,
Kommst geflogen und gebannt,
Und zuletzt, des Lichts begierig,
Bist du Schmetterling verbrannt.
 
Und so lang du das nicht hast,
Dieses: Stirb und werde!
Bist du nur ein trüber Gast
Auf der dunklen Erde.
</poem>
 
== Entstehung und Hintergrund ==
Goethe lernte [[Hafis]]’ [[Diwan (Dichtung)|Dīwān]] 1814 in der Übersetzung von [[Joseph von Hammer-Purgstall]] kennen, die sein Verleger [[Johann Friedrich Cotta]] ihm im Mai des Jahres geschenkt hatte. Nach dieser literaturgeschichtlich epochalen Begegnung und intensiver Lektüre brach er am 25. Juli von [[Weimar]] auf, um nach über siebzehn Jahren erneut seine Geburtsstadt [[Frankfurt am Main]] sowie [[Wiesbaden]] zu besuchen.
 
Hatte er bereits in Weimar einige Verse geschrieben, begann erst mit dem Reiseantritt und dem damit verbundenen Gefühl der Befreiung ein mächtiger Schub, der täglich zu diversen Gedichten führte. Als er in Wiesbaden ankam, war mit rund 25 Gedichten bereits ein vorläufiger und schmaler ''Divan'' entstanden. In seinen ''Tages- und Jahresheften'' beschrieb Goethe den tiefen Eindruck, den Hafis’ Welt auf ihn machte und der so stark gewesen sei, dass er sich „produktiv“ habe verhalten müssen, um „vor der mächtigen Erscheinung“ noch bestehen zu können.<ref>Zit. nach: Michael Böhler und Gabriele Schwieder: ''Schöpferischer Augenblick'', in: Interpretationen, Gedichte von Johann Wolfgang von Goethe, Reclam, Hrsg. Bernd Witte, Stuttgart 2005, S. 210</ref>
 
Mag die griechisch-römische [[Antike]] für Goethe stets wichtiger gewesen sein als der [[Orient]], war ihm dieser nicht fremd. Bereits in jungen Jahren hatte er die „Patriarchenluft“ der [[1. Buch Mose|Bücher Mose]] geschnuppert und war als junger Mann von [[Johann Gottfried Herder]] in [[Straßburg]] über die kulturgeschichtliche Bedeutung der [[Bibel]] aufgeklärt worden.
 
Mit der Lebensfreude und Sinnlichkeit, aber auch [[Sehnsucht]] nach [[Transzendenz]] und [[Ewigkeit]] kam die Poesie von Hafis seinem Lebensgefühl entgegen. [[Carl Friedrich Zelter]] gegenüber schwärmte er von der „mohammedanische(n) Religion“ und Mythologie, die der Poesie einen „Raum“ geben würden, „wie sie meinen Jahren ziemt. Unbedingtes Ergeben in den unergründlichen Willen Gottes, heiterer Überblick des beweglichen, immer kreis- und spiralartig wiederkehrenden Erdetreibens, Liebe, Neigung, alles Reale geläutert, sich symbolisch auflösend.“<ref>Zit. nach: Karl Otto Conrady, Goethe, Leben und Werk, Zwiesprache mit Hafis und Reise in die Rheingegenden, Patmos, Düsseldorf 2006, S. 867</ref>
 
== Vorlage und Motive ==
Das [[Ghasel]], von dem Goethe ausging, stammt nicht von Hafis. Es ist ein durchschnittliches Werk der [[Persische Literatur|persischen Lyrik]], das gängige [[Motiv (Literatur)|Motive]] enthält, von denen Goethe einige herausgriff.<ref>Karl Otto Conrady: ''Goethe, Leben und Werk'', Zwiesprache mit Hafis und Reise in die Rheingegenden, Patmos, Düsseldorf 2006, S. 870</ref>
 
Mit ihrer [[Esoterik|esoterischen]] Exklusivität und der Verachtung der Uneingeweihten reflektiert die erste Zeile der ''Seligen Sehnsucht'' das [[Horaz]]sche „odi profanum vulgus et arceo“<ref>Gert Ueding: ''Selige Sehnsucht''. In: Goethe-Handbuch, (Hrsg.) Bernd Witte..., Band 1, Gedichte, Metzler, Stuttgart 1996, S. 378</ref> und kann zugleich als Echo auf die [[Christus]]worte in der [[Lutherbibel]] ({{Bibel|Mt|7|6|LUT}}) von den „Perlen“, die man nicht „vor die Säue werfen“ soll, verstanden werden.<ref>Karl Otto Conrady, Goethe, Leben und Werk, Zwiesprache mit Hafis und Reise in die Rheingegenden, Patmos, Düsseldorf 2006, S. 870</ref>
 
Das Bild der [[Flamme]], in der ein [[Schmetterlinge|Schmetterling]] verbrennt, gehört nach [[Hans Heinrich Schaeder]] zu den verbreitetsten Motiven der persischen Lyrik und versinnbildlicht eine [[Liebe]], die das [[Ich]] verzehrt und eben dadurch rettet.<ref> Gert Ueding: ''Selige Sehnsucht''. In: Goethe-Handbuch, (Hrsg.) Bernd Witte..., Band 1, Gedichte, Metzler, Stuttgart 1996, S. 378</ref>
In der Übersetzung Hammer-Purgstalls heißt es u.&nbsp;a.: „Wie die Kerze brennt die Seele, / Hell an Liebesflammen / Und mit reinem Sinne hab´ ich / Meinen Leib geopfert. / Bis du nicht wie Schmetterlinge / Aus Begier verbrennest, / Kannst du nimmer Rettung finden / Von dem Gram der Liebe.“<ref>Zit. nach: Michael Böhler und Gabriele Schwieder: ''Schöpferischer Augenblick'', in: Interpretationen, Gedichte von Johann Wolfgang von Goethe, Reclam, Hrsg. Bernd Witte, Stuttgart 2005, S. 206</ref>
Das Motiv des verbrennenden Insekts war für Goethe nicht neu. Als er 1776 an [[Charlotte von Stein]] dachte, drängte sich ihm die Vorstellung einer ums Licht tanzenden Mücke auf, wie er der Freundin brieflich mitteilte.<ref>Karl Otto Conrady, Goethe, Leben und Werk, Zwiesprache mit Hafis und Reise in die Rheingegenden, Patmos, Düsseldorf 2006, S. 870</ref>
 
== Interpretationsansätze ==
Seit [[Konrad Burdach]] in seinem Deutungsversuch auf den scheinbaren Widerspruch zwischen den ersten vier Strophen und den abschließenden Versen hinwies, stehen die Interpreten bei dem „geheimnisvollsten der lyrischen Gedichte Goethes“ vor etlichen Schwierigkeiten.<ref>Michael Böhler und Gabriele Schwieder: ''Schöpferischer Augenblick'', in: Interpretationen, Gedichte von Johann Wolfgang von Goethe, Reclam, Hrsg. Bernd Witte, Stuttgart 2005, S. 202</ref> 
 
Die kaum zu überblickende Interpretationsgeschichte erschwert nach [[w:Gert Ueding|Gert Ueding]] den Zugang, indem man sich zunächst „einen Weg durch die Gelehrsamkeit bahnen“ müsse, die vor dem Werk „aufgetürmt wurde.“<ref>Gert Ueding: ''Stirb und werde!''. In: Marcel Reich-Ranicki (Hrsg.), 1000 Deutsche Gedichte und ihre Interpretationen, Johann Wolfgang von Goethe. Insel-Verlag, Frankfurt am Main/ Leipzig 1994, S. 338 </ref>
 
Die gleichsam hermetische Unzugänglichkeit wird häufig mit der Gedankenführung und der Bilderfolge von der Zeugung, dem Schmetterling, dessen Flammentod bis zur Idee des „Stirb und werde!“ erklärt.<ref>Michael Böhler und Gabriele Schwieder: ''Schöpferischer Augenblick'', in: Interpretationen, Gedichte von Johann Wolfgang von Goethe, Reclam, Hrsg. Bernd Witte, Stuttgart 2005, S. 205</ref>
Burdach zufolge widerspricht der „tragisch-mystisch-erotische Gedanke“ des Selbstopfers im ersten Teil des Gedichts der Idee der Metamorphose, die in der abschließenden Sentenz anklingt. Dem im Licht verbrannten, für immer vergangenen Schmetterling töne kein „werde!“ mehr, sei er doch für immer tot.
Bei diesen Schwierigkeiten muss nach Auffassung Heinrich Schaders eine gedankliche Analyse dazu führen, die „Einheit des Gedichts“ zu sprengen.
Interpreten wie etwa [[w:Eduard Spanger|Eduard Spranger]] bis [[w:Karl Viëtor|Karl Viëtor]] erklären die zentrale 0Vorstellung der Wandlung, die Goethe auch in seinem Gedicht [[Die Metamorphose der Pflanzen]] umkreiste, zum Zentrum des Werkes.<ref> Gert Ueding: ''Selige Sehnsucht''. In: Goethe-Handbuch, (Hrsg.) Bernd Witte..., Band 1, Gedichte, Metzler, Stuttgart 1996, S. 378</ref>
 
Nach Auffassung Michael Böhlers und Gabriele Schwieders legen die Entstehung wie die Platzierung des Gedichts an das Ende des ''Buchs der Sänger'' eine poetologisch ausgerichtete Lektüre nahe, die das Werk als „Dichtung über Dichtung“ begreift. So lassen sich bereits die unterschiedlichen Titel des Gedichts – von ''Vollendung'' über ''Selbstopfer'' bis zur ''Seligen Sehnsucht'' – als Hinweis darauf verstehen, dass Goethe ein zentrales Geschehen aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtete und darstellte. Steht der erste Titel für die selbstbewusste Schöpferkraft, deutet der zweite auf die Preisgabe des Ich, während „Selige Sehnsucht“ die Bereitschaft zeigt, sich auf diesen besonderen Augenblick einzulassen. Zentral gehe es um den Topos der [[Inspiration]], ein jäher Vorgang von heftiger körperlicher und seelischer Intensität.<ref>Michael Böhler und Gabriele Schwieder: ''Schöpferischer Augenblick'', in: Interpretationen, Gedichte von Johann Wolfgang von Goethe, Reclam, Hrsg. Bernd Witte, Stuttgart 2005, S. 211</ref>
 
== Literatur ==
*Michael Böhler und Gabriele Schwieder: ''Selige Sehnsucht''. In: Interpretationen, Gedichte von Johann Wolfgang Goethe, (Hrsg.) Bernd Witte, Reclam, Stuttgart 2005, ISBN 3-15-017504-6, S. 202–216
*Gert Ueding: ''Selige Sehnsucht''. In: Goethe-Handbuch, (Hrsg.) Bernd Witte..., Band 1, Gedichte, Metzler, Stuttgart 1996, ISBN 3-476-01443-6, S. 377–380
== Einzelnachweise ==
<references />
 
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[[Kategorie:Lyrisches Werk von Goethe]]
[[Kategorie:Lyrisches Werk]]
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Aktuelle Version vom 20. Februar 2021, 22:22 Uhr