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Deutsche Torhüterfrage: Unterschied zwischen den Versionen
Yülli (Diskussion | Beiträge) |
Unterstriche ersetzt, Hoeneß nicht mehr Manager |
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== WM2006 == | == WM2006 == | ||
Oliver Kahn und Jens Lehmann kämpften um den Stammtorwartposten der deutschen Fußballnationalmannschaft für die WM 2006. Im Vorfeld hatte Bundestrainer Jürgen Klinsmann seit August 2004 bewusst darauf verzichtet, einen klaren Stammtorhüter auszurufen. Die Folge war, dass sich die beiden Torhüter über eineinhalb Jahre ein bislang einzigartiges Fernduell um die Nummer 1 im deutschen Kasten lieferten. Der Begriff "T-Frage" wurde in diesem Zeitraum eine griffige Formulierung für diesen Zweikampf, der in den deutschen Medien in ungeahntem Maße durchleuchtet wurde. Die T-Frage wurde am 7. April 2006 beantwortet, als Klinsmann letztlich Lehmann zur Nr. 1 erklärte. | |||
=== Vorgeschichte === | === Vorgeschichte === | ||
Nach der wenig erfolgreichen EM 2004 wurde | Nach der wenig erfolgreichen EM 2004 wurde Jürgen Klinsmann am 29. Juli 2004 als neuer Bundestrainer installiert. Zu diesem Zeitpunkt war Oliver Kahn die unangefochtene Nr. 1 im deutschen Tor und deutscher Kapitän, und Jens Lehmann sein Ersatz. Doch am 12. August 2004 verkündete Klinsmann, dass ab sofort im Tor “ein kleines Rotationsprinzip” gelte, “Jens ist der Herausforderer, Oliver muss seinen Platz verteidigen.” Die Festlegung auf einen Stammtorwart lehnte er bewusst ab. | ||
=== Zeitleiste === | === Zeitleiste === | ||
: ''Hauptquelle: | : ''Hauptquelle: Süddeutsche Zeitung vom 8. April 2005'' | ||
* '''12. August 2004'''. Klinsmann ruft die T-Frage aus (s.o.) und macht dabei auch | * '''12. August 2004'''. Klinsmann ruft die T-Frage aus (s.o.) und macht dabei auch Michael Ballack zum Kapitän. Er entmachtet somit den bisherigen Amtsinhaber Kahn. | ||
* '''8. September 2004'''. Gegen Brasilien spielt Deutschland 1:1, wobei Kahn bei einem Ronaldinho-Freistoß nicht gut aussieht. | * '''8. September 2004'''. Gegen Brasilien spielt Deutschland 1:1, wobei Kahn bei einem Ronaldinho-Freistoß nicht gut aussieht. | ||
* '''10. Oktober 2004'''. Torwart-Bundestrainer | * '''10. Oktober 2004'''. Torwart-Bundestrainer Sepp Maier erklärt: “Lehmann kann sich aufhängen, Kahn ist der Bessere.” Klinsmann feuert ihn und installiert Andreas Köpke. | ||
* '''17. November 2004'''. Lehmann hält gegen Kamerun (3:0) seinen Kasten sauber. | * '''17. November 2004'''. Lehmann hält gegen Kamerun (3:0) seinen Kasten sauber. | ||
* '''Dezember 2004'''. Lehmann verliert seinen Stammplatz bei Arsenal aus Leistungsgründen an | * '''Dezember 2004'''. Lehmann verliert seinen Stammplatz bei Arsenal aus Leistungsgründen an Manuel Almunia. | ||
* '''Dezember 2004'''. Bei der Asien-Tournee der Nationalelf spielen Kahn und | * '''Dezember 2004'''. Bei der Asien-Tournee der Nationalelf spielen Kahn und Timo Hildebrand, damit Lehmann sich auf seine Arsenal-Situation konzentrieren kann. | ||
* '''Februar 2005'''. Lehmann erhält seinen Stammplatz wieder, da Almunia wiederholt patzt. | * '''Februar 2005'''. Lehmann erhält seinen Stammplatz wieder, da Almunia wiederholt patzt. | ||
* '''31. Mai 2005'''. Im Eröffnungsspiel der Allianz-Arena in München zwischen Deutschland und | * '''31. Mai 2005'''. Im Eröffnungsspiel der Allianz-Arena in München zwischen Deutschland und Bayern München wird Lehmann als Deutschland-Torwart gnadenlos ausgebuht, lässt sich zu einem harten Bodycheck gegen Bastian Schweinsteiger hinreissen und wird in der Pause nach einem "Spießrutenlaufen" ausgewechselt. DFB-Teammanager Oliver Bierhoff beschimpft eine “Riesensauerei” der Fans. | ||
* '''Juni 2005'''. Im Confederations-Cup kassiert Kahn sechs Gegentore in zwei Spielen und Lehmann drei im Spiel gegen Brasilien. | * '''Juni 2005'''. Im Confederations-Cup kassiert Kahn sechs Gegentore in zwei Spielen und Lehmann drei im Spiel gegen Brasilien. | ||
* '''August 2005'''. Klinsmann verkündet, dass Kahn und Lehmann von nun an nur noch getrennt nominiert werden, was dem jeweils anderen erspart, auf der Bank zu sitzen. Diese bislang einzigartige Entscheidung treibt die T-Frage auf eine ungeahnte Klimax. | * '''August 2005'''. Klinsmann verkündet, dass Kahn und Lehmann von nun an nur noch getrennt nominiert werden, was dem jeweils anderen erspart, auf der Bank zu sitzen. Diese bislang einzigartige Entscheidung treibt die T-Frage auf eine ungeahnte Klimax. | ||
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* '''Februar 2006'''. Lehmann kassiert beim 1:4 gegen Italien trotz guter Leistung vier Tore. | * '''Februar 2006'''. Lehmann kassiert beim 1:4 gegen Italien trotz guter Leistung vier Tore. | ||
* '''März 2006'''. Kahn hat beim 4:1 gegen die B-Auswahl der USA eine starke Partie, begeht aber beim Gegentreffer kurz vor Schluss einen Torwartfehler und verletzt sich. Klinsmann und Bierhoff nehmen Kahn nach Spielschluss in Schutz und sagen, dass erst im Mai eine Entscheidung fallen werde. | * '''März 2006'''. Kahn hat beim 4:1 gegen die B-Auswahl der USA eine starke Partie, begeht aber beim Gegentreffer kurz vor Schluss einen Torwartfehler und verletzt sich. Klinsmann und Bierhoff nehmen Kahn nach Spielschluss in Schutz und sagen, dass erst im Mai eine Entscheidung fallen werde. | ||
* '''1. April 2006'''. Kahn stellt sich angeschlagen gegen den 1. | * '''1. April 2006'''. Kahn stellt sich angeschlagen gegen den 1. FC Köln ins Tor, begeht beim 2:2-Remis zwei Torwartfehler zum 0:1 und 1:2 und wird in der Pause verletzungsbedingt ausgewechselt. In den Tagen danach drängt der FC Bayern München Klinsmann zur raschen Klärung der Entscheidung, da sie zur Belastung für alle werde. Uli Hoeneß spricht sogar von “Psychoterror”. | ||
* '''5. April 2006'''. Lehmann sichert mit starker Leistung dem FC Arsenal den Halbfinaleinzug in die | * '''5. April 2006'''. Lehmann sichert mit starker Leistung dem FC Arsenal den Halbfinaleinzug in die UEFA Champions League und wird in England nach starker Saison zum “Spieler des Jahres” vorgeschlagen. | ||
* '''7. April 2006'''. Klinsmann verkündet zu einem überraschend frühen Zeitpunkt, dass Lehmann den Wettstreit gewonnen habe. Köpke fügt hinzu, dass Lehmann “besser zur Spielphilosophie passe”. Im ''Aktuellen Sportstudio'' sagt Klinsmann, dass die durch den FC Bayern gewollte schnelle Entscheidung (s. o.) den Prozess beschleunigt habe. | * '''7. April 2006'''. Klinsmann verkündet zu einem überraschend frühen Zeitpunkt, dass Lehmann den Wettstreit gewonnen habe. Köpke fügt hinzu, dass Lehmann “besser zur Spielphilosophie passe”. Im ''Aktuellen Sportstudio'' sagt Klinsmann, dass die durch den FC Bayern gewollte schnelle Entscheidung (s. o.) den Prozess beschleunigt habe. | ||
=== Fazit und Folgen === | === Fazit und Folgen === | ||
Sowohl Fans und Experten waren sich bei allen Kontroversen einig, dass die Torhüterfrage ein absolutes Luxusproblem sei und dass man bei der Wahl zwischen Kahn oder Lehmann keinen Fehler machen könne. Kahn bestätigte in der drauffolgenden Woche, dass er auch als Nummer 2 zur WM fahren werde, womit er Spekulationen entgegentrat, dass er nach der Degradierung zurücktreten würde. In den ersten Spielen der WM bekam Jens Lehmann kaum Gelegenheit, sich auszuzeichnen, da die Abwehr solide agierte, doch im Viertelfinale gegen Argentinien hielt Lehmann zwei Elfmeter und sicherte der deutschen Mannschaft den Einzug ins Halbfinale. Dabei kam es zu einer vielbeachteten Annäherung der beiden Torhüter, als Kahn vor dem Elfmeterschießen Lehmann viel Glück wünschte und ihn nach dem siegreichen Elfmeterschießen sogar umarmte. Im Spiel um Platz 3 gegen Portugal ließ Lehmann seinem Kollegen den Vorzug, so dass Kahn, der nach dem Spiel offiziell seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft bekannt gab, sein 86. und letztes Länderspiel bestreiten konnte. Kahn lief dabei in Abwesenheit des verletzten | Sowohl Fans und Experten waren sich bei allen Kontroversen einig, dass die Torhüterfrage ein absolutes Luxusproblem sei und dass man bei der Wahl zwischen Kahn oder Lehmann keinen Fehler machen könne. Kahn bestätigte in der drauffolgenden Woche, dass er auch als Nummer 2 zur WM fahren werde, womit er Spekulationen entgegentrat, dass er nach der Degradierung zurücktreten würde. In den ersten Spielen der WM bekam Jens Lehmann kaum Gelegenheit, sich auszuzeichnen, da die Abwehr solide agierte, doch im Viertelfinale gegen Argentinien hielt Lehmann zwei Elfmeter und sicherte der deutschen Mannschaft den Einzug ins Halbfinale. Dabei kam es zu einer vielbeachteten Annäherung der beiden Torhüter, als Kahn vor dem Elfmeterschießen Lehmann viel Glück wünschte und ihn nach dem siegreichen Elfmeterschießen sogar umarmte. Im Spiel um Platz 3 gegen Portugal ließ Lehmann seinem Kollegen den Vorzug, so dass Kahn, der nach dem Spiel offiziell seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft bekannt gab, sein 86. und letztes Länderspiel bestreiten konnte. Kahn lief dabei in Abwesenheit des verletzten Michael Ballack als Kapitän auf und zeigte eine überzeugende Leistung. | ||
=== Reaktionen === | === Reaktionen === | ||
Als Klinsmann am 7. April 2006 (einen Tag vor dem Meisterschafts-Hit | Als Klinsmann am 7. April 2006 (einen Tag vor dem Meisterschafts-Hit Werder Bremen gegen Bayern München) erklären ließ, dass Lehmann und nicht Kahn deutscher Stammtorwart werden würde, war dies sowohl in der ''tagesschau'' als auch in ''heute'' das Thema Nr. 1 und verdrängte u.a. Meldungen über das Elbehochwasser 2006 und die Kontroverse über Integration von ausländischen Problemschülern (Stichwort: Berliner Rütli-Schule) nach hinten. Am nächsten Tag eröffneten sowohl die ''Süddeutsche Zeitung'', die ''BILD'', die ''Frankfurter Allgemeine Zeitung'', ''Die Welt'' und viele andere Zeitungen ihre Seite 1 mit dieser Meldung. In den Reaktionen selbst wurde die Entscheidung einstimmig als hart, aber zum großen Teil nachvollziehbar gewertet, wobei leidenschaftliche Debatten unter Fans und Experten keine abschließende Meinung brachten. Kritisiert wurde aber vielerorts der Zeitpunkt der Entscheidung kurz vor dem Spitzenspiel Bremen-Bayern, da diese Entscheidung natürlich Kahn, dem Bayern-Torhüter, einen psychologischen Tiefschlag verpasste. Kahn selbst äußerte sich in einer Pressemitteilung “überrascht und maßlos enttäuscht”, Lehmann hingegen zeigte sich “sehr erfreut”, ließ aber auch mitteilen, dass er als langjähriger Reservetorwart sehr gut nachvollziehen könne, wie niedergeschlagen sich sein Rivale derzeit fühle. Andere Reaktionen (Auszug): | ||
* Der FC Bayern kritisierte die Entscheidung als “falsch”, versicherte aber, dem WM-Team gegenüber loyal zu bleiben. (ZDF-Videotext, 8. April 2006) | * Der FC Bayern kritisierte die Entscheidung als “falsch”, versicherte aber, dem WM-Team gegenüber loyal zu bleiben. (ZDF-Videotext, 8. April 2006) | ||
* | * Gerhard Mayer-Vorfelder: “Der DFB steht voll und ganz hinter der Entscheidung.” (ZDF-Videotext, 8. April 2006) | ||
* | * Lothar Matthäus: “Oliver Kahn hat von Beginn an keine Chance gehabt.” (ZDF-Videotext, 8. April 2006) | ||
* | * Günther Netzer: “Ich glaube, dass Klinsmann früh eine gewisse Sympathie für Jens Lehmann entwickelte.” (BILD, 8. April 2006) | ||
== EURO 2008 == | == EURO 2008 == | ||
Nach der WM 2006 wird in den Medien häufig von einer „neuen T-Frage“ gesprochen, in der es nach Oliver Kahns Rücktritt um den Kampf um den zweiten Platz hinter Jens Lehmann sowie um die Lehmann-Nachfolge nach der EM 2008 geht. Bis 2006 war Timo Hildebrand unangefochten Nummer drei im deutschen Tor hinter Kahn und Lehmann gewesen. Seit 2007 wurde ihm dieser Rang vor allem von Robert Enke streitig gemacht, der nach glänzenden Leistungen in der Bundesliga Anfang 2007 im Freundschaftsspiel gegen Dänemark am 28. März 2007 zu einem ebenfalls glänzenden ersten Länderspieleinsatz kam. Auch René Adler, Manuel Neuer und Roman Weidenfeller gelten als aussichtsreiche Kandidaten für den zukünftigen Nationalmannschaftskader. Dies galt lange Zeit auch für Tim Wiese; nachdem dieser in der Öffentlichkeit Kritik an seinen Torhüter-Kollegen übte, wurde er von Joachim Löw scharf kritisiert, und erklärte, das Thema Nationalmannschaft unter Joachim Löw sei für ihn beendet. Im Oktober 2007 kam aktuelle Bewegung in die T-Frage, da Stammtorhüter Jens Lehmann in seinem Verein Arsenal London zur Nummer zwei und kurz darauf sogar zur Nummer drei degradiert wurde. Bundestrainer Löw riet Lehmann, den Verein zu wechseln. Auch Timo Hildebrand verlor im Herbst 2007 seinen Stammplatz im Tor des FC Valencia und denkt wie Lehmann im Hinblick auf die kommende Europameisterschaft über einen Vereinswechsel nach. | Nach der WM 2006 wird in den Medien häufig von einer „neuen T-Frage“ gesprochen, in der es nach Oliver Kahns Rücktritt um den Kampf um den zweiten Platz hinter Jens Lehmann sowie um die Lehmann-Nachfolge nach der EM 2008 geht. Bis 2006 war Timo Hildebrand unangefochten Nummer drei im deutschen Tor hinter Kahn und Lehmann gewesen. Seit 2007 wurde ihm dieser Rang vor allem von Robert Enke streitig gemacht, der nach glänzenden Leistungen in der Bundesliga Anfang 2007 im Freundschaftsspiel gegen Dänemark am 28. März 2007 zu einem ebenfalls glänzenden ersten Länderspieleinsatz kam. Auch René Adler, Manuel Neuer und Roman Weidenfeller gelten als aussichtsreiche Kandidaten für den zukünftigen Nationalmannschaftskader. Dies galt lange Zeit auch für Tim Wiese; nachdem dieser in der Öffentlichkeit Kritik an seinen Torhüter-Kollegen übte, wurde er von Joachim Löw scharf kritisiert, und erklärte, das Thema Nationalmannschaft unter Joachim Löw sei für ihn beendet. Im Oktober 2007 kam aktuelle Bewegung in die T-Frage, da Stammtorhüter Jens Lehmann in seinem Verein Arsenal London zur Nummer zwei und kurz darauf sogar zur Nummer drei degradiert wurde. Bundestrainer Löw riet Lehmann, den Verein zu wechseln. Auch Timo Hildebrand verlor im Herbst 2007 seinen Stammplatz im Tor des FC Valencia und denkt wie Lehmann im Hinblick auf die kommende Europameisterschaft über einen Vereinswechsel nach. | ||
Uli | Uli Hoeneß, der damalige Manager von Bayern München, trug im September 2007 seinen eigenen polemischen Teil zur T-Frage mit dem Zitat bei: "Ich muss ja lachen, wenn ich die Diskussion um die Nachfolge von Jens Lehmann höre. Der Nachfolger von Lehmann ist Michael Rensing, und sonst keiner". Diese viel beachtete und vor allem kritisierte Äußerung steht jedoch in keinerleich Bezug zur Einschätzung der DFB-Verantwortlichen. Michael Rensing ist der Ersatztorwart von Bayern München, er hat bisher 14 Bundesligaspiele absolviert. | ||
Im Dezember 2007 erklärte Bundestrainer Löw, dass er mit den drei Torwarte Lehmann, Hildebrand und Enke zur EM 2008 fahren werde. Außerdem sei Lehmann als Nummer eins gesetzt, bei den Plätzen zwei und drei sei zwischen Enke und Hildebrand "alles offen". Kurz darauf erklärte Bundestorwarttrainer Andreas Köpke, dass dies jedoch nicht die endgültige Entscheidung sei, sondern den gegenwärtigen Stand der Dinge darstelle. | Im Dezember 2007 erklärte Bundestrainer Löw, dass er mit den drei Torwarte Lehmann, Hildebrand und Enke zur EM 2008 fahren werde. Außerdem sei Lehmann als Nummer eins gesetzt, bei den Plätzen zwei und drei sei zwischen Enke und Hildebrand "alles offen". Kurz darauf erklärte Bundestorwarttrainer Andreas Köpke, dass dies jedoch nicht die endgültige Entscheidung sei, sondern den gegenwärtigen Stand der Dinge darstelle. | ||
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== Vergleichbares == | == Vergleichbares == | ||
* Im französischen WM-Team gibt es derzeit eine vergleichbare Rivalität zwischen | * Im französischen WM-Team gibt es derzeit eine vergleichbare Rivalität zwischen Fabien Barthez und Gregory Coupet. Nachdem Barthez einen Referee bespuckte und lange gesperrt wurde, wuchs Coupet zu einer zuverlässigen Nummer 1. Nach Barthez' Comeback hat sich Nationaltrainer Raymond Domenech entschieden, ihn wieder zur Nummer 1 zu machen, womit in dieser Situation der Herausforderer auf die Bank verwiesen wurde. | ||
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: ''BILD'', 8. April 2006 | : ''BILD'', 8. April 2006 | ||
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Version vom 28. November 2009, 19:37 Uhr
Die T-Frage (auch genannt deutsche Torhüterfrage, deutsche Torwartfrage oder nur Torwartfrage oder Torhüterfrage) beschreibt einen sportlichen Wettstreit zwischen den mehreren Torhütern.
WM2006
Oliver Kahn und Jens Lehmann kämpften um den Stammtorwartposten der deutschen Fußballnationalmannschaft für die WM 2006. Im Vorfeld hatte Bundestrainer Jürgen Klinsmann seit August 2004 bewusst darauf verzichtet, einen klaren Stammtorhüter auszurufen. Die Folge war, dass sich die beiden Torhüter über eineinhalb Jahre ein bislang einzigartiges Fernduell um die Nummer 1 im deutschen Kasten lieferten. Der Begriff "T-Frage" wurde in diesem Zeitraum eine griffige Formulierung für diesen Zweikampf, der in den deutschen Medien in ungeahntem Maße durchleuchtet wurde. Die T-Frage wurde am 7. April 2006 beantwortet, als Klinsmann letztlich Lehmann zur Nr. 1 erklärte.
Vorgeschichte
Nach der wenig erfolgreichen EM 2004 wurde Jürgen Klinsmann am 29. Juli 2004 als neuer Bundestrainer installiert. Zu diesem Zeitpunkt war Oliver Kahn die unangefochtene Nr. 1 im deutschen Tor und deutscher Kapitän, und Jens Lehmann sein Ersatz. Doch am 12. August 2004 verkündete Klinsmann, dass ab sofort im Tor “ein kleines Rotationsprinzip” gelte, “Jens ist der Herausforderer, Oliver muss seinen Platz verteidigen.” Die Festlegung auf einen Stammtorwart lehnte er bewusst ab.
Zeitleiste
- Hauptquelle: Süddeutsche Zeitung vom 8. April 2005
- 12. August 2004. Klinsmann ruft die T-Frage aus (s.o.) und macht dabei auch Michael Ballack zum Kapitän. Er entmachtet somit den bisherigen Amtsinhaber Kahn.
- 8. September 2004. Gegen Brasilien spielt Deutschland 1:1, wobei Kahn bei einem Ronaldinho-Freistoß nicht gut aussieht.
- 10. Oktober 2004. Torwart-Bundestrainer Sepp Maier erklärt: “Lehmann kann sich aufhängen, Kahn ist der Bessere.” Klinsmann feuert ihn und installiert Andreas Köpke.
- 17. November 2004. Lehmann hält gegen Kamerun (3:0) seinen Kasten sauber.
- Dezember 2004. Lehmann verliert seinen Stammplatz bei Arsenal aus Leistungsgründen an Manuel Almunia.
- Dezember 2004. Bei der Asien-Tournee der Nationalelf spielen Kahn und Timo Hildebrand, damit Lehmann sich auf seine Arsenal-Situation konzentrieren kann.
- Februar 2005. Lehmann erhält seinen Stammplatz wieder, da Almunia wiederholt patzt.
- 31. Mai 2005. Im Eröffnungsspiel der Allianz-Arena in München zwischen Deutschland und Bayern München wird Lehmann als Deutschland-Torwart gnadenlos ausgebuht, lässt sich zu einem harten Bodycheck gegen Bastian Schweinsteiger hinreissen und wird in der Pause nach einem "Spießrutenlaufen" ausgewechselt. DFB-Teammanager Oliver Bierhoff beschimpft eine “Riesensauerei” der Fans.
- Juni 2005. Im Confederations-Cup kassiert Kahn sechs Gegentore in zwei Spielen und Lehmann drei im Spiel gegen Brasilien.
- August 2005. Klinsmann verkündet, dass Kahn und Lehmann von nun an nur noch getrennt nominiert werden, was dem jeweils anderen erspart, auf der Bank zu sitzen. Diese bislang einzigartige Entscheidung treibt die T-Frage auf eine ungeahnte Klimax.
- 31. August 2005. Klinsmann: “Wenn nichts Außergewöhnliches passiert, Oliver also ein langes Leistungstief haben sollte oder eine Verletzungspause dazwischenkommt, dann hat er bei der WM die besten Karten zu spielen.”
- November 2005. Lehmann, bereits in vier Turnieren hintereinander Reservekeeper, erwägt zurückzutreten, sollte er nicht die Nummer 1 werden.
- Februar 2006. Lehmann kassiert beim 1:4 gegen Italien trotz guter Leistung vier Tore.
- März 2006. Kahn hat beim 4:1 gegen die B-Auswahl der USA eine starke Partie, begeht aber beim Gegentreffer kurz vor Schluss einen Torwartfehler und verletzt sich. Klinsmann und Bierhoff nehmen Kahn nach Spielschluss in Schutz und sagen, dass erst im Mai eine Entscheidung fallen werde.
- 1. April 2006. Kahn stellt sich angeschlagen gegen den 1. FC Köln ins Tor, begeht beim 2:2-Remis zwei Torwartfehler zum 0:1 und 1:2 und wird in der Pause verletzungsbedingt ausgewechselt. In den Tagen danach drängt der FC Bayern München Klinsmann zur raschen Klärung der Entscheidung, da sie zur Belastung für alle werde. Uli Hoeneß spricht sogar von “Psychoterror”.
- 5. April 2006. Lehmann sichert mit starker Leistung dem FC Arsenal den Halbfinaleinzug in die UEFA Champions League und wird in England nach starker Saison zum “Spieler des Jahres” vorgeschlagen.
- 7. April 2006. Klinsmann verkündet zu einem überraschend frühen Zeitpunkt, dass Lehmann den Wettstreit gewonnen habe. Köpke fügt hinzu, dass Lehmann “besser zur Spielphilosophie passe”. Im Aktuellen Sportstudio sagt Klinsmann, dass die durch den FC Bayern gewollte schnelle Entscheidung (s. o.) den Prozess beschleunigt habe.
Fazit und Folgen
Sowohl Fans und Experten waren sich bei allen Kontroversen einig, dass die Torhüterfrage ein absolutes Luxusproblem sei und dass man bei der Wahl zwischen Kahn oder Lehmann keinen Fehler machen könne. Kahn bestätigte in der drauffolgenden Woche, dass er auch als Nummer 2 zur WM fahren werde, womit er Spekulationen entgegentrat, dass er nach der Degradierung zurücktreten würde. In den ersten Spielen der WM bekam Jens Lehmann kaum Gelegenheit, sich auszuzeichnen, da die Abwehr solide agierte, doch im Viertelfinale gegen Argentinien hielt Lehmann zwei Elfmeter und sicherte der deutschen Mannschaft den Einzug ins Halbfinale. Dabei kam es zu einer vielbeachteten Annäherung der beiden Torhüter, als Kahn vor dem Elfmeterschießen Lehmann viel Glück wünschte und ihn nach dem siegreichen Elfmeterschießen sogar umarmte. Im Spiel um Platz 3 gegen Portugal ließ Lehmann seinem Kollegen den Vorzug, so dass Kahn, der nach dem Spiel offiziell seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft bekannt gab, sein 86. und letztes Länderspiel bestreiten konnte. Kahn lief dabei in Abwesenheit des verletzten Michael Ballack als Kapitän auf und zeigte eine überzeugende Leistung.
Reaktionen
Als Klinsmann am 7. April 2006 (einen Tag vor dem Meisterschafts-Hit Werder Bremen gegen Bayern München) erklären ließ, dass Lehmann und nicht Kahn deutscher Stammtorwart werden würde, war dies sowohl in der tagesschau als auch in heute das Thema Nr. 1 und verdrängte u.a. Meldungen über das Elbehochwasser 2006 und die Kontroverse über Integration von ausländischen Problemschülern (Stichwort: Berliner Rütli-Schule) nach hinten. Am nächsten Tag eröffneten sowohl die Süddeutsche Zeitung, die BILD, die Frankfurter Allgemeine Zeitung, Die Welt und viele andere Zeitungen ihre Seite 1 mit dieser Meldung. In den Reaktionen selbst wurde die Entscheidung einstimmig als hart, aber zum großen Teil nachvollziehbar gewertet, wobei leidenschaftliche Debatten unter Fans und Experten keine abschließende Meinung brachten. Kritisiert wurde aber vielerorts der Zeitpunkt der Entscheidung kurz vor dem Spitzenspiel Bremen-Bayern, da diese Entscheidung natürlich Kahn, dem Bayern-Torhüter, einen psychologischen Tiefschlag verpasste. Kahn selbst äußerte sich in einer Pressemitteilung “überrascht und maßlos enttäuscht”, Lehmann hingegen zeigte sich “sehr erfreut”, ließ aber auch mitteilen, dass er als langjähriger Reservetorwart sehr gut nachvollziehen könne, wie niedergeschlagen sich sein Rivale derzeit fühle. Andere Reaktionen (Auszug):
- Der FC Bayern kritisierte die Entscheidung als “falsch”, versicherte aber, dem WM-Team gegenüber loyal zu bleiben. (ZDF-Videotext, 8. April 2006)
- Gerhard Mayer-Vorfelder: “Der DFB steht voll und ganz hinter der Entscheidung.” (ZDF-Videotext, 8. April 2006)
- Lothar Matthäus: “Oliver Kahn hat von Beginn an keine Chance gehabt.” (ZDF-Videotext, 8. April 2006)
- Günther Netzer: “Ich glaube, dass Klinsmann früh eine gewisse Sympathie für Jens Lehmann entwickelte.” (BILD, 8. April 2006)
EURO 2008
Nach der WM 2006 wird in den Medien häufig von einer „neuen T-Frage“ gesprochen, in der es nach Oliver Kahns Rücktritt um den Kampf um den zweiten Platz hinter Jens Lehmann sowie um die Lehmann-Nachfolge nach der EM 2008 geht. Bis 2006 war Timo Hildebrand unangefochten Nummer drei im deutschen Tor hinter Kahn und Lehmann gewesen. Seit 2007 wurde ihm dieser Rang vor allem von Robert Enke streitig gemacht, der nach glänzenden Leistungen in der Bundesliga Anfang 2007 im Freundschaftsspiel gegen Dänemark am 28. März 2007 zu einem ebenfalls glänzenden ersten Länderspieleinsatz kam. Auch René Adler, Manuel Neuer und Roman Weidenfeller gelten als aussichtsreiche Kandidaten für den zukünftigen Nationalmannschaftskader. Dies galt lange Zeit auch für Tim Wiese; nachdem dieser in der Öffentlichkeit Kritik an seinen Torhüter-Kollegen übte, wurde er von Joachim Löw scharf kritisiert, und erklärte, das Thema Nationalmannschaft unter Joachim Löw sei für ihn beendet. Im Oktober 2007 kam aktuelle Bewegung in die T-Frage, da Stammtorhüter Jens Lehmann in seinem Verein Arsenal London zur Nummer zwei und kurz darauf sogar zur Nummer drei degradiert wurde. Bundestrainer Löw riet Lehmann, den Verein zu wechseln. Auch Timo Hildebrand verlor im Herbst 2007 seinen Stammplatz im Tor des FC Valencia und denkt wie Lehmann im Hinblick auf die kommende Europameisterschaft über einen Vereinswechsel nach.
Uli Hoeneß, der damalige Manager von Bayern München, trug im September 2007 seinen eigenen polemischen Teil zur T-Frage mit dem Zitat bei: "Ich muss ja lachen, wenn ich die Diskussion um die Nachfolge von Jens Lehmann höre. Der Nachfolger von Lehmann ist Michael Rensing, und sonst keiner". Diese viel beachtete und vor allem kritisierte Äußerung steht jedoch in keinerleich Bezug zur Einschätzung der DFB-Verantwortlichen. Michael Rensing ist der Ersatztorwart von Bayern München, er hat bisher 14 Bundesligaspiele absolviert.
Im Dezember 2007 erklärte Bundestrainer Löw, dass er mit den drei Torwarte Lehmann, Hildebrand und Enke zur EM 2008 fahren werde. Außerdem sei Lehmann als Nummer eins gesetzt, bei den Plätzen zwei und drei sei zwischen Enke und Hildebrand "alles offen". Kurz darauf erklärte Bundestorwarttrainer Andreas Köpke, dass dies jedoch nicht die endgültige Entscheidung sei, sondern den gegenwärtigen Stand der Dinge darstelle. Timo Hildebrandt wurde "plötzlich" aus der Nationalmannschaft ausgesondert. Im Jahre 2008 entscheidet sich Löw im Vorfeld der EURO08 für Jens Lehmann, der aber in seinem Verein kaum Spielpraxis bekam.
WM 2010
Im Jahre 2009 hat Bundestrainer Löw die Wahl unter vier starke Torhütern. Jedoch scheint Enke, der bis dahin 8 Länderspiele absolvierte und als Favorit galt, aufgrund einer Infektion aus dem Rennen zu kommen. Nach dem Länderspiel von Adler gegen Russland scheint die Torwartfrage für die WM2010 längst geklärt zu sein. Adler scheint nicht nur Löw, sondern auch die Medien auf seiner Seite zu haben. Vom Konkurrenzkampf und Chancengleichheit war im Vorfeld des Turniers bei vielen Fußballexperten eher wenig zu spüren. Die Folge ist, dass Enke für die im November 2009 geplanten Freundschaftsspiele gegen Chile und die Elfenbeinküste nicht nominiert wird. Der erkrankte Rene Adler wird dennoch als dritter Torwart für die beiden Länderspiele nominiert, doch Enke (der schon wieder gesund war) wird dagegen überhaupt nicht nominiert. Zu dieser Vorgehensweise sagte Löw: "Die Entscheidung ist nicht gegen Robert, sondern für ihn." Am 10.11.2009 begeht Robert Enke Selbstmord.
Vergleichbares
- Im französischen WM-Team gibt es derzeit eine vergleichbare Rivalität zwischen Fabien Barthez und Gregory Coupet. Nachdem Barthez einen Referee bespuckte und lange gesperrt wurde, wuchs Coupet zu einer zuverlässigen Nummer 1. Nach Barthez' Comeback hat sich Nationaltrainer Raymond Domenech entschieden, ihn wieder zur Nummer 1 zu machen, womit in dieser Situation der Herausforderer auf die Bank verwiesen wurde.
Siehe auch
Quellen
- BILD, 8. April 2006
- kicker, Ausgabe 30/06
- Süddeutsche Zeitung, 8./9 April 2006