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| '''Jorge Ubico Castañeda''' auch bekannt als '''Nummer 5''' (dies bezog sich auf die Anzahl der Buchstaben seines Vornamens) und '''Zentralamerikanischer Napoleon''' (* [[10. November]] [[1878]] in [[Guatemala-Stadt]]; † [[14. Juli]] [[1946]] in [[New Orleans]]) war ein guatemaltekischer [[General]], [[Politik]]er und [[Diktatur|Diktator]]. | | '''Jorge Ubico Castañeda''' auch bekannt als '''Nummer 5''' (dies bezog sich auf die Anzahl der Buchstaben seines Vornamens) und '''Zentralamerikanischer Napoleon''' (* [[10. November]] [[1878]] in [[Guatemala-Stadt]]; † [[14. Juli]] [[1946]] in [[New Orleans]]) war ein guatemaltekischer [[General]], [[Politik]]er und [[Diktatur|Diktator]]. |
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| == Leben ==
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| Sein Vater war Arturo Ubico, Rechtsanwalt, Politiker, Funktionär der ''Partido Liberal'' und ab 1880 Botschafter der Regierung [[Manuel José Estrada Cabrera]] in [[Washington, D.C.]]
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| Der aus wohlhabenden Verhältnissen stammende Ubico genoss eine gute Erziehung und Bildung, er besuchte die angesehensten Bildungseinrichtungen von Guatemala und renommierte [[Militärakademie]]n in den USA und in Europa.
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| 1897 wurde Ubico zum [[Streitkräfte Guatemalas|militärischen]] Beauftragten in [[Alta Verapaz]] ernannt und war für [[Taktik (Militär)|Taktik]] zuständig. Durch seine überragenden Fähigkeiten stieg er schnell in der Militärhierarchie auf.
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| 1906 war er bereits mit 28 Jahren [[Brigadegeneral]]. 1906 wurde [[Tomás Regalado (Präsident)|Tomás Regalado]] mit seinen Truppen in Guatemala geschlagen. 1906 wurde Ubico [[Militärgouverneur]] von Alta Vera Paz und 1907 Militärgouverneur von [[Retalhuleu (Departamento)|Retalhuleu]]
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| In der Nacht vom 5. auf den 6. Dezember 1921 beteiligte er sich am [[Putsch]] gegen [[Carlos Herrera y Luna]] und wurde dafür von 1922 bis 1926 zum [[Liste guatemaltekischer Verteidigungsminister|Verteidigungsminister]] im Regierungskabinett von [[José María Orellana Pinto]] ernannt.<ref name="nyt19220416">April 16, 1922, [http://query.nytimes.com/gst/abstract.html?res=9406E1DF1339E133A25755C1A9629C946395D6CF RECOGNIZE ORELLANA AS GUATEMALAN RULER; State Department Action Follows Extended Inquiry--Dr. Bianchi Prefers to Live Here] [http://query.nytimes.com/mem/archive-free/pdf?res=9406E1DF1339E133A25755C1A9629C946395D6CF Ubico now Minister of War]</ref>
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| Am 1. März 1922 war er der Präsidentschaftskandidat der ''Partido Liberal Federalista'', unterlag aber dem amtierenden Präsidenten [[José María Orellana Pinto]].
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| 1926 gründete er die ''Partido Liberal Progresista''. Bei den Wahlen am 2. Dezember 1926 unterlag er [[Lázaro Chacón González]].
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| Am 9. Februar 1931 wurde Ubico zum Präsidenten gewählt.
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| Obwohl er demokratisch gewählt wurde, errichtete er während seiner Amtszeit von 1931 bis 1944 eine [[Militärdiktatur]]. Wahlen wurden abgeschafft, [[Politische Partei|politische Parteien]] verboten und Oppositionelle und politische Gegner verfolgt. Wirtschaftspolitisch war Ubico jedoch erfolgreich, unter seiner Herrschaft erholte sich Guatemala von der [[Weltwirtschaftskrise]].
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| == Verhältnis zum Faschismus ==
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| Als der Völkerbund den [[Italienisch-Äthiopischer Krieg (1935–1936)|Italienisch-Äthiopischen Krieg]] verurteilte, zog Ubico den Vertreter Guatemalas aus der Völkerbundversammlung ab.
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| Seine Regierung war eine der ersten, welche das Regime von [[Francisco Franco]] anerkannte, sein Glückwunschtelegramm wurde in Madrid noch von den Republikanern empfangen.
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| Das Wort „Arbeiter“, sollte auf Anweisung Ubicos aus dem Wortschatz gestrichen werden.
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| 1936 stiftete er den ''[[Orden vom Quetzal]]'', den er 1937 [[Benito Mussolini]] verlieh.<ref name="pl20090222">Prensa Libre 22 de febrero de 2009, [http://www.prensalibre.com/noticias/cuestionada-Orden-Quetzal_0_7202173.html La cuestionada Orden del Quetzal]</ref>
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| Der Botschafter des [[Italienischer Faschismus|faschistischen Italien]] wurde zu einem seiner Berater. Das Regime importierte 180 [[Beretta]]-Maschinenkanonen, 60 [[Flugabwehr]]-Maschinengewehre und 70 Kanonen aus Italien.<ref name="Spivak">John L. Spivak (1897-1981), [http://www.archive.org/stream/secretarmiesb00spivrich/secretarmiesb00spivrich_djvu.txt Secret Armies: The New Technique of Nazi Warfare] , [http://books.google.com/books?id=LU4o_p_91vIC&pg=PA45&vq=Guiseppe+Sotanis&dq=%22Guiseppe+Sotanis%22+Guatemala&source=gbs_search_s&cad=0 Exposing Hitler's Undeclared War on the Americas], 1939</ref>
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| In Guatemala lebten 1937 etwa 3.000 [[Deutschstämmige]].
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| Am 4. September 1939 erklärte Ubico die strikte Neutralität Guatemalas. Am 11. Dezember 1941 erklärt Guatemala dem Deutschen Reich den Krieg.
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| 325 Deutschstämmige, die verdächtigt wurden, die NDSAP gewählt oder in sonstige pro-deutsche Aktivitäten verwickelt gewesen zu sein, wurden 1941 und 1942 an die [[Vereinigte Staaten von Amerika|USA]] ausgeliefert und in Haftanstalten in [[Texas]] interniert und außerdem ließ Ubico ihr Landeigentum verstaatlichen.<ref name="Friedman">Max Paul Friedman, [http://books.google.com/books?id=qYeYaDs1xR4C&pg=PA82&vq=Franco&dq=Jorge+Ubico+Franco&source=gbs_search_s&cad=0 Nazis and good neighbors: the United States campaign against the Germans of Latin America in World War II], Cambridge University Press, 2003, 359 S. S. 82</ref>
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| Ein Bekannter von Ubico, Erwin Paul Dieseldorf, Cafetalero der ''Finca Santa Margarita'', hatte unter positive Bezugnahme auf die Gesetzgebung der Kolonialverwaltung von [[Deutsch-Südwestafrika]] Ubico bereits schon während dessen Amtszeit als [[Gouverneur]] von Alta Verapaz zu dessen späterem "Gesetz gegen Landstreicherei", das sogenannte "Ley contra la vagancia" inspiriert.
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| == Agrar- und Arbeitspolitik ==
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| Gemäß des „Ley contra la vagancia“<ref name="afehc">Asociación para el Fomento de los Estudios Históricos en Centroamérica, [http://afehc-historia-centroamericana.org/index.php?action=fi_aff&id=2114 Decreto Número 1996: Ley contra la vagancia]</ref> musste die [[Indigene Völker|indigene Bevölkerung]] des Landes unentgeltlich 120 Tage im Jahr für die Latifundisten in den Kaffeefincas oder im Straßenbau arbeiten.
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| Als Landstreicher galten fortan Bauern, die sich nicht zur Arbeit auf Latifundien verpflichtet hatten und weniger als 3 ha Land besaßen. Die Zahl der jährlichen Arbeitstage, die die zwangsrekrutierten Kleinbauern ableisten mussten, hing von der Größe des eigenen Landbesitzes ab: je kleiner das Feld, desto mehr Tage. Indigene, die die Bevölkerungsmehrheit stellten, wurden gezwungen stets das sogenannte Arbeitsbuch mit sich zu führen, in dem die Tage unentgeltlicher Fronarbeit verzeichnet wurden. Hatte einer von ihnen nach Meinung der Kontrolleure nur geringe Arbeitsleistung vorzuweisen, verurteilte man ihn zu einem halben Jahr Feldarbeit.
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| Ubico räumte den Latifundisten das Recht ein, nach eigenem Gutdünken zu töten. Im Staatsdekret nr. 2795 hieß es: „Die Eigentümer von Plantagen werden jeder strafrechtlichen Verantwortung enthoben.“
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| Ubico militarisierte sämtliche Lebensbereiche und stellte den Cafetaleros eigene Polizeieinheiten zur Verfügung.<ref name="Kreutzer">Mary Kreutzer, [http://www.contextxxi.at/context/content/view/391/95/ „Der Auslandsdeutsche kann nichts anderes sein als Nationalsozialist!“ Deutsch-österreichischer Faschismus in Guatemala]</ref>
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| Jede Opposition ließ er grausam unterdrücken, hunderte Funktionäre der Gewerkschaften, Akademiker und Politiker wurden hingerichtet. 1933 ließ er mehr als 100 Arbeiter, Studenten und Angehörige der Opposition ermorden. Es wurde das sogenannte ''Ley de la Fuga'' angewandt: [[Todesmärsche]].
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| == Beziehung zur United Fruit Company ==
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| 1936 unterzeichnete Ubico einen Vertrag mit der ''[[Chiquita Brands International|United Fruit Company]] (UFCO)'', welcher dem Unternehmen alles benötigte Land steuerfrei und ohne Bezahlung garantierte. Die ''UFCO'' verpflichtete sich im Gegenzug zum Bau von Eisenbahnlinien, Straßen und Hafenanlagen. Von diesem Zeitpunkt an nahmen die Enteignungen von landwirtschaftlichen Nutzflächen indigener Bauern zu.
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| Von ihm erhielt die ''UFCO'' ebenfalls die Konzession für den Bananenanbau an der Pazifikküste. Für die Dauer von 99 Jahren wurde der Konzern abermals von allen Steuern und Abgaben befreit, wurde ihm die zollfreie Einfuhr aller Güter gestattet und der Arbeitslohn der Plantagenarbeiter per Regierungsdekret gekürzt.
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| == Öffentliche Gebäude ==
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| Unter Ubicos Herrschaft wurden gewaltige Bauwerke errichtet:
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| * ''Palacio Nacional'' Wird heute als ''Palacio Nacional de la Cultura'' bezeichnet und als Regierungsgebäude genutzt.
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| * ''Dirección General de Correos y Telecomunicaciones'' : wird bis heute als Zentrale der Guatemaltektischen Post genutzt.
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| * ''Dirección General de la Policía Nacional'' wird heute als Regierungsministerium genutzt.
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| == Generalstreik und Sturz ==
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| Im Mai und Juni 1944 gab es Proteste gegen das Regime, die vorwiegend von Lehrern getragen wurden. Am 25. Juni 1944 wurde die Lehrerin María Chinchilla Recinos erschossen.
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| Am 26. Juni 1944 schlossen die Läden und die Fuhrunternehmen stellten den Betrieb ein, es herrschte [[Generalstreik]]. Am 1. Juli 1944 übergab Ubico die Macht an eine [[Junta]] aus den Generälen Federico Ponce Vaidez, Eduardo Villagrán Ariza und Buenaventura Pineda.
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| == Einzelnachweise ==
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| <references />
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| {{Folgenleiste
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| |AMT=[[Liste der Präsidenten von Guatemala|Präsidenten von Guatemala]]
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| |ZEIT=15. Februar 1931–1. Juli 1944
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| |VORGÄNGER=[[José María Reina Andrade]]
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| |NACHFOLGER=Junta:<br />[[Juan Federico Ponce Vaidez]]<br />Eduardo Villagrán Ariza<br /> Buenaventura Pineda
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| }}
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| {{Normdaten|TYP=p|GND=118991701|LCCN=n/84/166151|VIAF=3271187}}
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Jorge Ubico Castañeda auch bekannt als Nummer 5 (dies bezog sich auf die Anzahl der Buchstaben seines Vornamens) und Zentralamerikanischer Napoleon (* 10. November 1878 in Guatemala-Stadt; † 14. Juli 1946 in New Orleans) war ein guatemaltekischer General, Politiker und Diktator.
😃 Profil: Ubico Castañeda, Jorge
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Beruf |
Präsident und Diktator Guatemalas (1931–1944)
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Persönliche Daten
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Geburtsdatum |
10. November 1878
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Geburtsort |
Guatemala-Stadt
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Sterbedatum |
14. Juli 1946
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Sterbeort |
New Orleans
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