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Extremwinter von 1708/1709: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Der Winter von 1708 auf 1709 war in Europa extrem kalt.''' Es handelte sich um den wohl kältesten Winter seit 500 Jahren. In [[England]] wurde er als ''Great Frost'', in [[Frankreich]] als ''Le Grand Hiver'' und in deutschsprachigen Gebieten als ''"der kalte Winter"'' bekannt. Die ''Neustadter Zeitung'' schrieb im Jahr 1861:
'''Der Winter von 1708 auf 1709 war in Europa extrem kalt.''' Es handelte sich um den wohl kältesten Winter seit 500 Jahren. In [[England]] wurde er als ''Great Frost'', in [[Frankreich]] als ''Le Grand Hiver'' und in deutschsprachigen Gebieten als ''"der kalte Winter"'' bekannt. Betroffen waren nicht nur einzelne Länder, sondern ganz Europa von der Bretagne bis nach Russland und von Norwegen bis nach Südeuropa. Nur Irland, Schottland und Nordengland blieben von der Extremkälte verschont. <ref>Walter Lenke: ''Untersuchung der ältesten Temperaturmessungen mit Hilfe des strengen Winters 1708/1709'', Selbstverlag des deutschen Wetterdienstes, Offenbach a. M., 1964, Seite 32</ref> Die ''Neustadter Zeitung'' schrieb im Jahr 1861:
:''"Der stärkste Winter endlich, von welchem wir noch nähere und verläßliche Nachrichten haben, ist der von 1708 und 1709. Ueber fünfzig Jahre nachher war er allgemein unter der Benennung "der kalte Winter" bekannt. In ihm vereinigten sich drei Eigenschaften, welche einen Winter verderblich machen können: eine sehr intensive Kälte, eine lange Dauer durch mehr als 130 Tage und einzelne Thauwetter, zwischen kalten Tagen eingeschlossen, wodurch vorzüglich Pflanzen und Bäume zu Grunde gehen und unter Thieren und Menschen verheerende Krankheiten erzeugt werden. Die strenge Kälte dieses Winters fing am 3. Nov. 1708 an und dauerte bis Mitte April 1709."'' <ref>Unterhaltungsblatt der Neustadter Zeitung, Jahrgang 1861, Seite 67</ref>
:''"Der stärkste Winter endlich, von welchem wir noch nähere und verläßliche Nachrichten haben, ist der von 1708 und 1709. Ueber fünfzig Jahre nachher war er allgemein unter der Benennung "der kalte Winter" bekannt. In ihm vereinigten sich drei Eigenschaften, welche einen Winter verderblich machen können: eine sehr intensive Kälte, eine lange Dauer durch mehr als 130 Tage und einzelne Thauwetter, zwischen kalten Tagen eingeschlossen, wodurch vorzüglich Pflanzen und Bäume zu Grunde gehen und unter Thieren und Menschen verheerende Krankheiten erzeugt werden. Die strenge Kälte dieses Winters fing am 3. Nov. 1708 an und dauerte bis Mitte April 1709."'' <ref>Unterhaltungsblatt der Neustadter Zeitung, Jahrgang 1861, Seite 67</ref>
Dieser Extremwinter trat während einer Phase niedriger [[Sonnenflecken]]aktivität ([[Maunder Minimum]]) auf. Ob dieser Extremwinter auch durch [[Vulkan]]ausbrüche des [[Vesuv]] und [[Santorin]], sowie des [[Fuji]] in den beiden vorhergehenden Jahren mitbedingt sein könnte, ist nicht geklärt. Bei Temperaturen bis 18 Grad Minus waren Wasserflächen in ganz [[Europa]] zugefroren. Auf der [[Lagune]] von [[Venedig]] konnte man z.B. Schlittschuh laufen. Als Folge dieses kalten Winters verhungerten in Europa zehntausende Menschen durch Ernteausfälle und anschließende Seuchen. Im Großraum [[Paris]] sollen nach zeitgenössischen Quellen an die 20.000 Menschen an Kälte und Hunger gestorben sein. Viele Obstbäume starben und ganze Waldungen wurden vernichtet. Als Folge der Kälte und des Hungers trieb es viele Wildtiere in die Städte. Wölfe drangen in Dörfer und Städte ein, und griffen Menschen an. Im folgenden Frühjahr, das von der Temperatur her erst im Mai begann, kam es dann zu verheerende Überschwemmungen.
Dieser Extremwinter trat während einer Phase niedriger [[Sonnenflecken]]aktivität ([[Maunder Minimum]]) auf. Ob dieser Extremwinter auch durch [[Vulkan]]ausbrüche des [[Vesuv]] und [[Santorin]], sowie des [[Fuji]] in den beiden vorhergehenden Jahren mitbedingt sein könnte, ist nicht geklärt. Bei Temperaturen bis 18 Grad Minus waren Wasserflächen in ganz [[Europa]] zugefroren. Auf der [[Lagune]] von [[Venedig]] konnte man z.B. Schlittschuh laufen. Der [[Gardasee]] in [[Italien]] und der [[Bodensse]] waren größtenteils zugefroren und der Hafen von [[Danzig]] war noch Anfang Mai 1709 von einer Eisdecke überzogen. Die adriatische See war zugefroren, was seit dem Jahr 859 nicht mehr vorgekommen war. Am 10. Januar 1709 wurden in [[Berlin]] um 8 Uhr morgens 30 Grad Minus als Tiefstrekord gemessen. <ref>Walter Lenke: ''Untersuchung der ältesten Temperaturmessungen mit Hilfe des strengen Winters 1708/1709'', Selbstverlag des deutschen Wetterdienstes, Offenbach a. M., 1964, Seite 27 und 32</ref> Als Folge dieses kalten Winters verhungerten in Europa zehntausende Menschen durch Ernteausfälle und anschließende Seuchen. Im Großraum [[Paris]] sollen nach zeitgenössischen Quellen an die 20.000 Menschen an Kälte und Hunger gestorben sein. Viele Obstbäume starben und ganze Waldungen wurden vernichtet. Als Folge der Kälte und des Hungers trieb es viele Wildtiere in die Städte. Wölfe drangen in Dörfer und Städte ein, und griffen Menschen an. Im folgenden Frühjahr, das von der Temperatur her erst im Mai begann, kam es dann zu verheerende Überschwemmungen.
== Belege ==
== Belege ==
<references />
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Version vom 17. August 2015, 05:51 Uhr

Der Winter von 1708 auf 1709 war in Europa extrem kalt. Es handelte sich um den wohl kältesten Winter seit 500 Jahren. In England wurde er als Great Frost, in Frankreich als Le Grand Hiver und in deutschsprachigen Gebieten als "der kalte Winter" bekannt. Betroffen waren nicht nur einzelne Länder, sondern ganz Europa von der Bretagne bis nach Russland und von Norwegen bis nach Südeuropa. Nur Irland, Schottland und Nordengland blieben von der Extremkälte verschont. [1] Die Neustadter Zeitung schrieb im Jahr 1861:

"Der stärkste Winter endlich, von welchem wir noch nähere und verläßliche Nachrichten haben, ist der von 1708 und 1709. Ueber fünfzig Jahre nachher war er allgemein unter der Benennung "der kalte Winter" bekannt. In ihm vereinigten sich drei Eigenschaften, welche einen Winter verderblich machen können: eine sehr intensive Kälte, eine lange Dauer durch mehr als 130 Tage und einzelne Thauwetter, zwischen kalten Tagen eingeschlossen, wodurch vorzüglich Pflanzen und Bäume zu Grunde gehen und unter Thieren und Menschen verheerende Krankheiten erzeugt werden. Die strenge Kälte dieses Winters fing am 3. Nov. 1708 an und dauerte bis Mitte April 1709." [2]

Dieser Extremwinter trat während einer Phase niedriger Sonnenfleckenaktivität (Maunder Minimum) auf. Ob dieser Extremwinter auch durch Vulkanausbrüche des Vesuv und Santorin, sowie des Fuji in den beiden vorhergehenden Jahren mitbedingt sein könnte, ist nicht geklärt. Bei Temperaturen bis 18 Grad Minus waren Wasserflächen in ganz Europa zugefroren. Auf der Lagune von Venedig konnte man z.B. Schlittschuh laufen. Der Gardasee in Italien und der Bodensse waren größtenteils zugefroren und der Hafen von Danzig war noch Anfang Mai 1709 von einer Eisdecke überzogen. Die adriatische See war zugefroren, was seit dem Jahr 859 nicht mehr vorgekommen war. Am 10. Januar 1709 wurden in Berlin um 8 Uhr morgens 30 Grad Minus als Tiefstrekord gemessen. [3] Als Folge dieses kalten Winters verhungerten in Europa zehntausende Menschen durch Ernteausfälle und anschließende Seuchen. Im Großraum Paris sollen nach zeitgenössischen Quellen an die 20.000 Menschen an Kälte und Hunger gestorben sein. Viele Obstbäume starben und ganze Waldungen wurden vernichtet. Als Folge der Kälte und des Hungers trieb es viele Wildtiere in die Städte. Wölfe drangen in Dörfer und Städte ein, und griffen Menschen an. Im folgenden Frühjahr, das von der Temperatur her erst im Mai begann, kam es dann zu verheerende Überschwemmungen.

Belege

  1. Walter Lenke: Untersuchung der ältesten Temperaturmessungen mit Hilfe des strengen Winters 1708/1709, Selbstverlag des deutschen Wetterdienstes, Offenbach a. M., 1964, Seite 32
  2. Unterhaltungsblatt der Neustadter Zeitung, Jahrgang 1861, Seite 67
  3. Walter Lenke: Untersuchung der ältesten Temperaturmessungen mit Hilfe des strengen Winters 1708/1709, Selbstverlag des deutschen Wetterdienstes, Offenbach a. M., 1964, Seite 27 und 32